Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 18.07.2024 2024-07-18| Aktualisiert am
18.07.2024
Besucht am 09.02.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und Schüler an ihren neuen Wirkungsstätten aufzusuchen bzw. zu erleben.
Es geschah an einem Freitag, an dem ich mein Tagesticket für den ÖPNV so richtig ausnutzte und mit der Straßenbahn (bzw. zu Fuß) die nahegelegene Fächerstadt unsicher machte. Mein Programm war straff, beinhaltete jedoch ein kleines Zeitfenster für ein Mittagessen. Nach dem Termin bei einem stadtbekannten Autohaus in der Gottesauer Straße, scannte ich die kulinarische Lage in der näheren Umgebung.
Gegen ein süffiges Helles im Vogelbräu sprachen meine Besuchstermine am Nachmittag, die ich selbstverständlich nicht in Bierlaune erledigen wollte. Auf Döner, Pizza & Co. hatte ich auch keine große Lust. „Die Zwiebel“, eine gemütliche Gastrokneipe um die Ecke, öffnete erst gegen Abend und das ebenfalls nicht weit entfernte Thai-Restaurant „Chiang Mai“ zog im direkten Google-Vergleich mit dem direkt an der Ecke Gottesauer-/Ostendstraße ansässigen Viet Aroma um drei Zehntel den Kürzeren. Von außen eher unscheinbar...
Warum nicht mal wieder zum Vietnamesen? So mein Gedanke als ich die paar Stufen zur Eingangstür nahm und mich sogleich in dem rustikal eingerichteten Gastraum des Lokals befand. Es war angenehm ruhig in dem stimmig beleuchteten Eckrestaurant. Genau das richtige Ambiente, um für eine knappe Stunde bei erwartbarer Asiakost ein wenig zu entspannen.
Eine junge Dame asiatischer Herkunft nahm mich freundlich in Empfang und hieß mich auf einer der unbequemen Holzbänke Platz zu nehmen. Auf Sitzkomfort schien man hier keinen besonderen Wert zu legen. Viel Holz, wenig Sitzkomfort
Nun denn, ich hatte ja auch nicht vor, allzu lange zu verweilen. Dennoch hatte ich genügend Zeit, um mir die Szenerie dieses mit moderner vietnamesischer Küche werbenden Restaurants etwas genauer anzuschauen.
Erster Blickfang war die von Lampions erleuchtete Theke zu meiner Linken. Darauf befanden sich flaschenweise Alkoholika, die für die in der Getränkekarte gelisteten Longdrinks gebraucht wurden. Blick zur alkoholbeladenen Theke
Das vielfältige Angebot an Hochprozentigem überraschte mich schon. Die von dunkel gestrichenen, groben Holzbalken durchzogene Decke kontrastierte farblich mit den beigefarbenen Wänden.
Das kantige Holzmobiliar passte zum nüchternen Ambiente des Gastraumes, dessen Schlichtheit anscheinend zum Konzept gehörte. Dankenswerter Weise wurde auf überflüssige Deko und Folklore weitgehend verzichtet und dennoch holte mich dieses karge Setting nicht so recht ab. Da ist mir eine bequeme Sitzgelegenheit dann doch lieber als die gelebte, vietnamesische Gastrofunktionalität.
Das zeitnah überbrachte Speisen- und Getränkeangebot steckte auf einem Klemmbrett. Drei Mittagsgerichte wurden zusätzlich zum banalen Pho-Bun-Bowl-Programm – kennste einen, kennste alle! – offeriert. Das mitgelieferte Körbchen mit den staubtrockenen Krabbenchips blieb wie immer unangetastet. Die dünnen, südostasiatischen Styropor-Cracker waren noch nie mein Ding. Styropor-Chips zum Klemmbrett
Ich war in regelrechter Vorspeisenlaune und orderte mit den Gyoza-Teigtaschen (5,50 Euro) und den hausgemachten Nem-Frühlingsrollen (5,50 Euro) gleich zwei Vorabgerichte aus der Fritteuse. Diesen sollte das Chicken Curry (11,90 Euro) von der Mittagskarte folgen. Ein frisch aufgegossener Ingwer-Tee (3,80 Euro) mit Limette, Kumquat, Minze und Zimt wurde dem Ganzen wärmend vorausgeschickt. Vor dem fettigen Fingerfood konnte ein flüssiger Gesundstart nicht schaden.
Die fünf frittierten, mit Hühnerfleisch und Gemüse gefüllten Gyoza wurden zeitgleich mit den drei Nem serviert. Zwei Vorspeisen aus dem Fettbad
Bei Letzteren hatte ich mich für die mit Schweinefleisch zubereitete Variante entschieden. Beide Starter wurden mit der gleichen süß-sauren Dipsauce geliefert. Und auch wurden sie beide mit dem „Teriyaki-Segen“ aus der Quetschflasche bedacht. Knusprige Nem mit Teriyaki-Verzierung
Im Inneren der kross frittierten Reispapierrollen tummelten sich neben dem kleingehäckselten Fleischanteil noch Glasnudeln, Morcheln, Mu-Err-Pilze und Karotten. Die Nem im Detail
Die knusprigen Nem bescherten mir einen durchaus schmackhaften Einstieg ins Mittagessen. Ihr Fettgehalt verstärkte diesen Eindruck nicht unerheblich. Die dazu gereichte, süße Chilisauce hätte ruhig noch etwas schärfer ausfallen dürfen. Diese begegnete meinem Gaumen mit zu viel asiatischer Zurückhaltung.
Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie man frittierte Teigtaschen ohne Verbrennungen am Gaumen verputzt bekommt. Vielleicht sollte ich sie beim nächsten Mal vor dem Verzehr mit dem Messer halbieren und auskühlen lassen. Ach diese Dumplings....
Die heiße Gyoza-Füllung sorgte nämlich einmal mehr für bleibenden Eindruck im Mundraum. Dennoch gehören diese kleinen Asia-Mauldäschle sowohl im gedämpften als auch im frittierten Zustand zu meinen absoluten Favoriten in Sachen Stäbchenkost. Frittierte Gyoza mit Huhn-Gemüse-Füllung
Gut vorgesättigt ging es dann ans „Eingewokte“. Das in der Mittagskarte als mariniert ausgewiesene Hühnerfleisch entpuppte sich als vortranchiertes „Panierstück“. Chicken Curry von der Mittagskarte
Nach den beiden Grüßen aus der Fritteuse tat ich mir mit dem ebenfalls in Fett gebratenen Huhn etwas schwer. Das war mir dann doch des Knusprigen zu viel an diesem Freitagmittag. Die Kokos-Curry-Sauce war gut abgeschmeckt, hätte aber durchaus etwas mehr „Wumms“ vertragen.
Warum man bei süffigen Currygerichten den Salat mit auf den Teller geben muss, wird wohl das Geheimnis der Südostasiaten bleiben. Salat in Currysauce...muss das sein?
Ich mag dieses „Gemansche“ nicht. Die angemachten Salatblätter und die stückig geschnittenen Tomaten vertrugen sich nicht wirklich mit der heißen Currysauce. Das darin badende Gemüse (Zucchini, Karotte, Brokkoli und Co.) ging soweit in Ordnung. Nur etwas knackiger hätte der vegetabile Anteil meines Chicken Currys ausfallen dürfen. Unter einem Chicken Curry stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor....
Aber da war ja noch das obligatorische Stroh vom Daikon-Rettich, der ein wenig Frische auf den Teller brachte. Was die großzügig über mein Hühnerschnitzel gequetschte Teriyaki-Sauce sollte, entzog sich dann wiederum meiner kulinarischen Kenntnis. Einen geschmacklichen Mehrwert stellte die süße Pampe jedenfalls nicht dar. Der zu einem Kegel geformte, gar nicht mal so pappige Duftreis stellte sich ohne nennenswerte Gaumeninformation in den Dienst der Sättigung, die infolge meiner reichen Vorspeisung dann auch ziemlich schnell erreicht war.
Gut gesättigt und halbzufrieden verließ ich den currykochenden Teigtaschen-Vietnamesen und nutzte die Länge der Durlacher Allee zum Verdauungsspaziergang. Wer sich an den üblichen Verdächtigen panasiatischer Vietnamkost erfreut und Soßen aus der Quetschflasche nicht scheut, kann hier bedenkenlos einkehren. Nur sollte man sich bei länger geplanter Verweildauer ein Sitzkissen von daheim mitbringen, um seinen Allerwertesten zu schonen.
Dass ich mich ein paar Stunden später zusammen mit einem Kollegen in der Karlsruher Südstadt an scharfer Thaiküche erfreuen durfte, ging als panasiatische Gerechtigkeit vor dem Kinobesuch durch. Und auch von diesen verschärften Bedingungen in Sachen Asiakost werde ich selbstverständlich berichten.
Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und... mehr lesen
Viet Aroma Restaurant
Viet Aroma Restaurant€-€€€Restaurant072147002287Gottesauer Straße 19, 76131 Karlsruhe
3.0 stars -
"Gefällige Mittagsrast beim currykochenden Teigtaschen-Vietnamesen" marcO74Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und
Geschrieben am 15.07.2024 2024-07-15| Aktualisiert am
15.07.2024
Besucht am 01.02.2024Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 229 EUR
Seit etwas über einem Jahr ist die Karlsruher Weststadt um eine außergewöhnliche italienische Einkehradresse reicher. Roberta Burattin und ihr Mann Marko Tellan, die zuvor über zehn Jahre lang ein Café am Domplatz von Verona betrieben hatten, eröffneten im Juni letzten Jahres ihr mit klarer Anweisung an die Gäste betiteltes Lokal, das nicht auf den längst ausgetretenen Pizza- und Pastapfaden wandelt, sondern etwas abseits jener, mit authentischer Küche aus ihrer Heimatregion aufwartet.
Diese kleine Entdeckung wollte ich nicht für mich behalten und da Anfang Februar endlich wieder ein Treffen unseres Wörther Schlemmerzirkels anstand, fuhr ich an einem Donnerstabend mit meinen vier Gaumenkomplizen im Gefolge per Straßenbahn in den derzeit kulinarisch interessantesten Teil der Fächerstadt. Einer Ecke, in der sich „Margarete“ manchmal die „Sein“sfrage stellt ohne dabei „Stilbruch“ zu erleiden.
Genauer gesagt fuhren wir mit der S5 bis zur Haltestelle Mühlburger Tor, um von dort die restlichen paar Meter zu Fuß zurückzulegen. Ein kurzer Blick durch die hohe Fensterfront verriet uns, dass ein Erscheinen ohne vorherige Reservierung an diesem Abend wohl zwecklos gewesen wäre. Es war gut was los in dem hell erleuchteten Lokal in der Goethestraße. Hier gehts "zu Tisch!" Außenansicht am Abend
Nach kurzer, aber freundlicher Begrüßung durch Inhaber und Servicechef Marko Tellan durften wir es uns im vorderen Gastraum gleich rechts neben der Eingangstür gemütlich machen. Im gleichen Raum, nur durch eine mannshohe Trennwand abgegrenzt, befand sich übrigens auch die Küche von Roberta Burattin. Gleich daneben kam ein etwas improvisiert wirkender Thekenbereich vor einer dekorativen, mit Wein und anderen italienischen Spezialitäten ausgestatteten Regalwand zum Vorschein. Blick zur Spezialitäten-Theke
Über ein paar Stufen ging es hinauf zum eigentlichen Hauptgastraum, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. In jenem standen die Tische sehr dicht beieinander. Insofern waren wir dann doch froh, dass wir im unteren, deutlich ruhigeren Abteil saßen. Den beiden Pärchen an den benachbarten Bistrotischen ging es vielleicht ähnlich. Ihre Zweisamkeit wurde lediglich von fünf geschwätzigen Pfälzern gestört, was sie jedoch erstaunlich gelassen hinnahmen. Vielleicht tun wir dem gemeinen Karlsruher ja doch manchmal Unrecht…
An die hohe Luftfeuchtigkeit im Raum mussten wir uns anfangs erst ein wenig gewöhnen. Anscheinend funktionierte der Abzug nicht ganz einwandfrei. Da aber nichts in Fett gebraten oder gebacken wurde, duftete es angenehm nach mediterraner Küche. Das machte Appetit, den die Lektüre des übersichtlich angelegten Speiseprogramms noch zu steigern wusste.
Das Angebot an Speisen unterschied sich nämlich deutlich von der üblichen Pizza- und Pastakollektion des Standarditalieners „um die Ecke“. Wer hier Pizza Hawaii oder Pasta mit Sahnesoße erwartet, wird herbe enttäuscht das Weite suchen. Auch für schwer zu sättigende Freunde riesiger Nudelportionen oder wagenradgroßer Teigfladen wäre das hier stimmig umgesetzte „Klein-Aber-Fein-Konzept“ keine Option, um ihr auf Masse ausgelegtes (Fr)Essverhalten zu befriedigen.
Nein, im „A Tavola!“ gelten andere Regeln, die auch den obligatorischen Pizzakarton zur Mitnahme des übriggebliebenen Viertels obsolet machen. Die erste Seite der Speisenkarte gibt Aufschluss über die Philosophie der Betreiber, die das gemeinsame Verkosten in den Vordergrund rücken. Auf eine Unterteilung in Vor- und Hauptspeisen wird dabei bewusst verzichtet.
Die Idee, dass man sich auf neue Geschmackserlebnisse einlässt und diese dann am Tisch miteinander teilt, wird bereits mit den auf langen Holzbrettern angerichteten Wurst- und Käsespezialitäten konsequent verfolgt. Die mit feinsten Metzgerei- und Molkereierzeugnissen aus der Heimat des Betreiberpaares – man bezieht fast alles vom renommierten Delikatessenhändler Corrado Benedetti aus Sant'Anna D'Alfaedo (nördlich von Verona) – bestückten Genussbretter für eine, zwei oder drei Personen bilden quasi das kulinarische Aushängeschild des sympathischen kleinen Ristorantes, das von seinem Flair her auch locker als mediterranes Feinkost-Bistro durchgehen könnte.
Auch die handgefertigte Pasta stammt aus Italia, genauer gesagt aus einer kleinen Manufaktur in Valeggio westlich von Verona. Es gibt sie mit Pecorino, Ricotta-Käse oder geschmortem Rindfleisch („Al Brasato“) gefüllt auf der Standardkarte. Bei den wöchentlich wechselnden Empfehlungen gab es sie auch in Kombination mit schwarzem Trüffel und Artischocken. Für den italo-affinen Redundanzesser hatte man eine Lasagne alla Bolognese im Repertoire. Freunde überbackener Auberginen durften sich an einer Parmigiana di Melanzane erfreuen.
Das Carne Sala, ein trocken mariniertes und in einer Salzlake mit Kräutern gepökeltes Stück aus der Rinderhüfte, kommt hier dünn aufgeschnitten mit eingelegten Artischocken, Parmesanflocken, Balsamico und nativem Olivenöl aus den Veroneser Hügeln sowie etwas Rauchsalz und rosa Pfeffer aufs Porzellan. Schade, dass an unserem Besuchsabend dieses außergewöhnliche Rindercarpaccio aufgrund der großen Nachfrage nicht mehr verfügbar war. Wir hätten es nur zu gerne probiert.
Bei den Getränken waren wir uns schnell einig. Bald perlte ein gut gekühltes Mineralwasser der Marke Teinacher (0,75l für 6,50 Euro) in unseren Gläsern. Die Biertrinker in unserer Runde wurden mit süffigem Hellen aus dem Hause Hoepfner (0,33l für 4 Euro) versorgt. Ehrlich - süffig - badisch!
Mir war an diesem Abend auch eher nach einem kühlen Blonden zumute, obwohl mich der sehr günstig angebotene, reinsortige Vermentino aus dem Hause Allegrini namens „Solesole“ (30 Euro die Flasche) schon reizte. Zusammen mit einem weinaffinen Trinkgenossen hätte ich ihn mir durchaus gefallen lassen.
Auf unserer aus ein paar aneinandergereihten Bistrotischen bestehenden Tafel wartete poliertes Edelstahlbesteck aus dem Hause Broggi auf seinen ersten Arbeitseinsatz des Abends. Dieser ließ nicht lange auf sich warten, hatten wir uns doch dazu entschieden, mit der „Tagliere Gourmet“ für 3 Personen (40 Euro) möglichst vielfältig in den Abend zu starten.
Da diese vom Umfang her auch locker vier hungrige „Anti-Pastoren“ gut vorsättigen würde, kam lediglich noch ein aus Büffelmozzarella aus Kampanien, Tomatenscheiben und Basilikum-Pesto bestehender „Edel-Caprese-Salat“ (16 Euro) hinzu. Dieser mit qualitativ gutem Olivenöl und etwas altem Balsamico verfeinerte Frischeteller schmeckte dem Vesperplattenvermeider am Tisch ganz ausgezeichnet. Der hierfür verwendete, sanft-cremige Büffelmozzarella rechtfertigte den etwas höheren Preis allemal. Caprese von "die Buffel"
Dann wurde in Tischmitte das schmale, dafür aber umso längere Spezialitätenbrett platziert. Das volle Gourmet-Brett vorweg
Wir waren sowohl von der großen Auswahl an norditalienischen Käse- und Wurstpreziosen als auch von deren Präsentation begeistert. Unter den vielen dünn aufgeschnittenen Scheiben wartete feinste Charcuterie auf flinke Finger, um die ins Körbchen gesperrten Baguette-Scheiben zu adeln. Mein Favorit war die Coppa Deavina, ein geräucherter, in Amarone della Valpolicella gereifter Schinken aus dem Schweinenacken. So zart, so angenehm würzig und so wohlriechend! Charcuterie vom Feinsten
Aber auch der milde Rohschinken, ein ganz famoser Prosciutto Crudo Riserva mit toller Maserung, konnte durchaus was. Prosciutto Crudo Riserva neben eingelegten Artischocken und Zucchini
Von der Mortadella aus Bologna und der Soppressa dello Schioppo, einer traditionellen venezianischen Salami, ganz zu schweigen. Schade nur, dass es die auf der Karte angekündigte, mit Kräutern (Rosmarin, Wacholder) gewürzte Porchetta (=Spanferkelrollbraten) nicht auf die Platte geschafft hatte. Mit dem nur leicht geräucherten, aber dafür gut gepfefferten Guanciale-Speck wurde jedoch adäquater Ersatz geliefert.
Zu diesem deftigen Wurstreigen gesellten sich noch vier verschiedene Käsesorten, die alle schon in kleine handliche Stücke zerteilt waren, hinzu. Zum kräftigen Pecorino canestrato wäre mir ein Gläschen Amarone gerade Recht gewesen. Dieser hätte auch zum Nascondino, einem mit Birnensud eingeriebenen, gut gereiften Kuhmilchkäse, gepasst. Tagliere Gourmet (linker Rand) mit Käseschwerpunkt
Mit dem in Amarone della Valpolicella gereiften „Formaggio Vaccino“ hätte der aus getrockneten Trauben gekelterte Spitzenwein aus Venetien natürlich auch hervorragend korrespondiert, keine Frage. In Amarone gereifter Kuhmilchkäse und Mortadella aus Bologna
Der farblich etwas hellere, herrlich zarte Caprinotta, ein eher milder Ziegenkäse aus der Lombardei, gefiel einem der Plattenputzer besonders gut in Kombination mit den in Essig-Öl eingelegten, sonnengetrockneten Zucchini aus der apulischen Einweckmanufaktur „I Contadini“ und den süß-sauer marinierten Artischocken und Oliven.
Auch ein paar weiße Trauben, ein kleines Schüsselchen mit getrockneten Tomaten sowie eine mit Birnen und Walnüssen verfeinerte Senfsoße tummelten sich unter den mit Bedacht gewählten Beigaben zu gutem Käse und noch besseren Wurstwaren. Da konnte sich jeder nach Herzenslust bedienen und sich ungeniert durchfuttern. Auf der reich belegten Tagliere war nämlich für jeden Geschmack etwas dabei.
Schön, dass uns diese aus tollen Produkten zusammengestellte Antipasti-Platte so viele unterschiedliche Geschmackserlebnisse bot. Dass sie – ganz nebenbei auch noch – den ersten Hunger auf abwechslungsreiche Art und Weise in die Schranken wies, machte sie zu einer perfekten Vesperei unter kulinarischen Komplizen. Selbst der Caprese-Kumpel, der hin und wieder etwas davon naschte, hob begeistert den Daumen.
Gut vorgesättigt warteten wir auf unsere Hauptgänge, bei denen wir es mit geschichteten bzw. gefüllten Teigwaren zu tun hatten. Drei von uns hatten sich nämlich für die Lasagne alla Bolognese (18,50 Euro) entschieden, während sich das Tortellini-Duo auf seine handgefertigten, mit leckerer Fleischfüllung versehenen Miniteigtaschen in Ringform freute. Ihre Tortellini di Valeggio (18 Euro) wurden übrigens in aromatisch duftender Salbeibutter serviert und sahen genauso klasse aus wie sie schmeckten. Tortellini di Valeggio in Salbei-Butter
Mich hatte die Lust auf eine handwerklich tadellos aus dem Ofen geholte Lasagne zum italienischen „Al-Forno-Klassiker“ greifen lassen. Lasagne alla Bolognese wie sie sein soll!
Kein Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. Die mit ordentlich Gemüseeinlage geköchelte Hackfleischsauce hatte auch den ein oder anderen Schluck Rotwein gesehen. Das lieferte willkommene Säureakzente. Die mit subtiler Muskatnuss-Note ausgestattete Bechamelsauce kontrastierte die gehaltvolle Bolo auf sanft-cremige Art und Weise. Leckerschmecker-Nudelblätter!
Der Star zwischen den Nudelblättern war aber eindeutig der geschmolzene Käse. Seine Aromatik sorgte im Wesentlichen dafür, dass dieses schon so oft genossene, italienische Gratiniergericht nicht ins Profane abrutschte und so eine eigene, unverschämt leckere Note bekam. Die auf anderen Portalen oft bemängelte Portionsgröße war für mich völlig ausreichend. Hätte ich mir jedoch zu Beginn keine Vesperplatte geteilt, wäre wohl noch ein zweiter Nudelteller nötig gewesen, um einigermaßen gesättigt vom „Tavola“ zu gehen.
Um in puncto Kalorienschwere komplett auf Nummer sicher zu gehen, gönnte ich mir noch eine tadellos gebackene „Torta della Nonna“ (7 Euro) mit Sahne und Schokosauce zum süßen Abschluss. Nicht nur Großmutters Lieblingskuchen
Allein wegen ihrer unwiderstehlichen, von Zitronenabrieb aufgefrischten Vanille-Crème bereitete mir diese toskanische Traditionsbackware par excellence große Freude. Aber auch der sie umhüllende, saftige Mürbeteig mit gerösteten Pistazien wusste durchaus zu gefallen.
Ähnlich zufrieden äußerte sich auch der Kollege zu meiner Rechten, der sich das hausgemachte Tiramisu (8,50 Euro) auf der Zunge zergehen ließ. Beeindruckendes Tiramisu
Ein Probierlöffel(biskuit) davon bestätigte meinen Verdacht: den Dessertklassiker hätte auch mein Lieblingsitaliener in der Pfalz nicht besser in Kaffee ertränkt bekommen.
Apropos Kaffee: einer am Tisch zog den reinen Koffeingenuss vor und orderte seinen obligatorischen Wachmacher zum Digestif. An seinem Caffè americano (4 Euro) hatte er wenig auszusetzen. Caffè americano per il Presidente
Genauso wenig wie die mir gegenübersitzende Schnapsdrossel, die sich an 4cl vom Grappa di Amarone (9 Euro) delektierte. Wie mir versichert wurde, war dieser Traubentrester ein ganz „foines Dröbbsche“ und seinen – zugegeben nicht gerade geringen – Preis absolut wert.
Wer jedoch bereit ist, für gute Qualität und liebevolle Zubereitung ein paar Euro mehr auszugeben, ist im „A Tavola!“ genau richtig. Für auf Masse ausgerichtete Kostgänger, die sich lieber mit günstiger Pizza und Allerweltspasta in tellerfüllenden Bahnen bewegen, wird wohl der Erstbesuch auch gleichzeitig der letzte sein.
Unserem Wörther Futterclub gefiel das etwas andere italienische Konzept von Roberta Burattin und Marko Tellan richtig gut. Wer so auf Qualität setzt und beim Kochen so viel Amore walten lässt, der versteht es auch, seine Gäste glücklich zu machen. Und glückliche Gäste zahlen gerne den einen oder anderen Euro mehr für diesen Aufwand und die verwendeten Preziosen aus Venetien.
Seit etwas über einem Jahr ist die Karlsruher Weststadt um eine außergewöhnliche italienische Einkehradresse reicher. Roberta Burattin und ihr Mann Marko Tellan, die zuvor über zehn Jahre lang ein Café am Domplatz von Verona betrieben hatten, eröffneten im Juni letzten Jahres ihr mit klarer Anweisung an die Gäste betiteltes Lokal, das nicht auf den längst ausgetretenen Pizza- und Pastapfaden wandelt, sondern etwas abseits jener, mit authentischer Küche aus ihrer Heimatregion aufwartet.
Diese kleine Entdeckung wollte ich nicht für mich behalten... mehr lesen
Ristorante A Tavola!
Ristorante A Tavola!€-€€€Restaurant015231417360Goethestraße 23, 76135 Karlsruhe
4.0 stars -
"Wenn Roberta und Marko zu Tisch bitten, dann tun sie das mit ganz viel Amore!" marcO74Seit etwas über einem Jahr ist die Karlsruher Weststadt um eine außergewöhnliche italienische Einkehradresse reicher. Roberta Burattin und ihr Mann Marko Tellan, die zuvor über zehn Jahre lang ein Café am Domplatz von Verona betrieben hatten, eröffneten im Juni letzten Jahres ihr mit klarer Anweisung an die Gäste betiteltes Lokal, das nicht auf den längst ausgetretenen Pizza- und Pastapfaden wandelt, sondern etwas abseits jener, mit authentischer Küche aus ihrer Heimatregion aufwartet.
Diese kleine Entdeckung wollte ich nicht für mich behalten
Geschrieben am 06.07.2024 2024-07-06| Aktualisiert am
06.07.2024
Besucht am 28.01.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 162 EUR
Anlässlich meines runden Geburtstages eine Woche zuvor kamen wir Ende Januar im kleinen familiären Kreis zusammen, um gemeinsam einen schönen Abend bei italienisch akzentuierter Heimatküche zu verbringen. Italien meets Pfalz?! Ja, warum eigentlich nicht! Lassen sich doch beiden Küchen durchaus deftige Seiten abgewinnen.
Unser Ziel war das aus dem einstigen Tabakdorf Hayna (bei Herxheim) nicht mehr wegzudenkende Traditionsgasthaus „Zur Krone“, dessen gastronomische Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und das sich mittlerweile zu einem beeindruckenden 4-Sterne-Superior-Hotel-Komplex entwickelt hat.
Für die dort seit vielen Jahren fest verankerten „Pfälzer Stuben“ hatten wir zu Weihnachten von meinem Vater einen Schlemmergutschein geschenkt bekommen. Da passte es ganz wunderbar, dass meine Schwester und ihr Mann an jenem Wochenende ein Arrangement (eine Übernachtung mit Frühstückslunch und abendlichem 3-Gang-Menü) in der „Krone“ gebucht hatten und wir uns für das Abendessen einfach andocken konnten. Um die Reservierung eines Familientischs für 6 Personen plus Kleinkind mussten wir uns also auch nicht kümmern. Das erledigte dankenswerter Weise meine Schwester.
Unser letzter Besuch lag schon wieder anderthalb Jahre zurück. Damals saßen wir zusammen mit meiner Mutter an einem sommerlich warmen Feiertag Mitte Juni (Fronleichnam) auf der hübsch angelegten Terrasse und genossen Kalbsbäckchen bzw. Black Tiger Garnelen an Taglioni. Meine Frau Mama kümmerte sich liebevoll um unser Töchterchen und erkundete mit ihr so ziemlich jede Ecke des malerisch angelegten Hotelgartens.
„Ach und könnte ich doch nur ein einz'ges Mal die Uhren rückwärts drehen…“ (Zitat aus dem Lied „Kein Zurück“ des deutschen Synthiepop-Duos Wolfsheim, 2003).
Nun, sie lassen sich leider nicht zurückdrehen und so saßen wir an jenem Sonntagabend ohne die beste Oma aus der Pfalz in der gemütlichen, holzvertäfelten Gaststube, die mit ihrem rustikal-gediegenen Charme und den im zünftigen Dirndl agierenden Servicedamen für die Dauer von rund zwei Stunden unser kulinarisches Zuhause darstellte. Blick in die gute alte Pfälzer Stube
Das behagliche Ambiente dieser besseren Heimatstube holt mich bei jedem Besuch auf sehr wohltuende Art und Weise ab. Ein Wellnesstrip für Gaumen, Geist und Seele. Erinnerungen an genussvolle Abende kultivierter Gastlichkeit. Hier durfte ich in der Ära von Sternekoch Karl-Emil Kuntz, dem jahrzehntelangen Aushängeschild der gehobenen Pfalzküche, erste Gourmet-Erfahrungen sammeln.
Dieser musste im Sommer 2018 aus gesundheitlichen Gründen seinen Küchendienst quittieren bzw. die Kochjacke an den Nagel hängen. Seine jüngste Tochter Erika und ihr Mann Fabio Daneluzzi leiten seitdem die Geschicke dieser weit über die Grenzen der Südpfalz bekannten, sehr komfortablen Wellness- und Genussenklave im malerischen Fachwerkdorf Hayna südlich von Herxheim.
Der heutige Chefkoch Fabio Daneluzzi stand bereits zwischen 2012 und 2016 in der Kronenküche am Herd, damals allerdings noch als Lernender. Oft genug konnte er dabei Karl-Emil Kuntz über die Schulter gucken und nicht nur die Basics, sondern auch die Feinheiten einer ambitioniert vorgetragenen Pfalzküche mit internationalen Einflüssen verinnerlichen.
Nun gibt er seit sechs Jahren den kulinarischen Takt im einstigen „Zweitlokal“, den Pfälzer Stuben, vor und hat scheinbar einen Weg gefunden, seine italienischen Wurzeln mit den Stärken der deftigen Pfalzküche zu kombinieren. Von der Idee, noch zusätzlich eine Gourmetabteilung zu bespielen – wie das früher mit dem besternten „Kronen-Restaurant“ der Fall war – musste man sich auch aufgrund der angespannten Personalsituation schnell verabschieden.
Als mittlerweile zweifacher Familienvater eine absolut nachvollziehbare Entscheidung. Seitdem kann er sich voll auf die kulinarische Weiterentwicklung dieser alteingesessenen Pfälzer Geschmacksbastion konzentrieren und ihm mit behutsam eingestreuten italienischen Momenten eine eigene, neue Handschrift verleihen.
Der im Zuge der Corona-Schließungen begonnene, konzeptionelle Umbruch wurde von vielen Abholern gewürdigt bzw. gelobt. Die selbstgemachte Pasta und die wohl beste neapolitanische Pizza der Südpfalz sorgten in dieser schweren Zeit für seltene italienische Glücksmomente auf den Tellern daheim. Rückblickend könnte man sagen: die „Krone“ kann auch Krise!
Ein Anfang war gemacht und die umsichtige Einbindung italienischer Geschmacksbilder nahm dem wie festzementiert wirkenden Speisenprogramm des altehrwürdigen Hauses nach und nach das Ewiggestrige.
Zwar haben ein paar Gerichte aus der Zeit seines früheren Lehrmeisters Karl-Emil Kuntz überlebt – das Pfälzer Rumpsteak, die Rinderroulade und die geschmorten Kalbsbäckchen sind hier einfach nicht wegzudenken –, aber selbst diese „Kronenklassiker“ leugnen nicht die Herkunft ihres neuen Küchenchefs.
So stammt beispielsweise das Fleisch für die Rumpsteaks aus dem Rücken des porzellanweißen, toskanischen Chianina-Rinds, einer der ältesten und edelsten Rinderrassen weltweit. Die Rinderroulade bringt Daneluzzi mit Pancetta, Gurkenfüllsel und Schmorzwiebeln augenzwinkernd „à la Carbonara“ auf den Teller. Und auch das Focaccia-Saumagen-Duett hätte man so bei seinem Vorgänger wahrscheinlich nicht serviert bekommen.
Bei unserer Einkehr Ende Januar konnte man sich aus dem im Gegensatz zu früher angenehm verschlankten Speisenangebot entweder sein Wunschmenü in drei oder vier Gängen (59 bzw. 69 Euro) zusammenstellen oder die Gerichte einzeln „à la carte“ ordern.
Weintrinker dürfen sich nach wie vor am gesammelten „Flaschenwerk“ in Telefonbuchdicke erfreuen. In diesem außerordentlichen Katalog enzyklopädischen Umfangs sind wirklich alle großen Namen der Pfalzweinszene versammelt. Aber auch die Kreszenzen aufstrebender Jungwinzer lassen sich darin entdecken. Um die Suche nach dem passenden Tropfen für den weniger lesefreudigen Gast zu erleichtern, hat man zusätzlich ein paar ausgewählte Weinempfehlungen gelistet.
Vom einfachen Riesling QbA aus dem VDP-Hause Münzberg (Landau-Godramstein) bis hin zur gut abgehangenen Rotwein-Cuvée „Dry aged“ vom Weingut Metzger (Grünstadt-Asselheim) bot die auf eine DIN-A4-Seite passende Auswahl einen abwechslungsreichen Querschnitt durch die Pfälzer Weinlandschaft – und das für jeden Geldbeutel.
Da saßen wir nun in dem ländlich-elegant eingerichteten Gastraum zwischen holzverkleideten Wänden und genossen das stimmungsvoll ausgeleuchtete Ambiente – Kerzenlicht, gedimmte Deckenstrahler und nostalgische Wandleuchten sorgten für angenehme „Lichtblicke“ – der guten Stube des Hauses.
Auf den in weißes Leinen gehüllten Tischen ging es wie immer klassisch kultiviert zu. Zeitlos gepflegte Tafelkultur
Dabei fielen zu allererst die latent anachronistisch anmutenden Untersetzer aus Zinn ins Auge. Auf diesen kreisrunden Überbleibseln aus der Kuntz-Ära lagen sauber gefaltete Stoffservietten sowie eine kleine Karte mit diversen Aperitif-Empfehlungen. Neben den massiven Zinnscheiben glänzte silbern das Dreifachbesteck. Da durften auch das Brottellerchen samt Streichmesser und die auf Hochglanz polierten Wasser- und Weinkelche nicht fehlen.
Auch zwei mit Sauerteig angesetzte, hausgebackene Brotsorten (Focaccia und Roggenmischbrot) warteten bereits samt Kräuterdip in dekorativen Holzschüsseln auf die hungrige Meute. Mit ein paar deftigen Salami-Schinken-Pizzette (12 Euro) – guter, aber etwas zu süßer Mürbeteig – von der Aperitif-Karte und den drei (früher waren es sechs) Köstlichkeiten zum Amuse kamen wir dem ersten Hunger gut bei. Pizzette mit Salami und Schinken als Appetizer
Bei diesen seit vielen Jahren zum Standardrepertoire zählenden Gaumenkitzlern erfreut mich das delikat gewürzte Saumagenwürstchen auf Champagnerkraut jedes Mal aufs Neue. Die wohl berühmteste Saumagen-Miniatur der Pfalz
Aber auch das aufgeschäumte Gemüsesüppchen mit kross gebratenen Speckwürfeln wusste durchaus zu gefallen. Drei kleine Köstlichkeiten zur Einstimmung
Beherzt abgeschmeckt, war das ein erster schaumig-dichter Fingerzeig, wohin uns die kraftvoll-zupackende Aromenreise an diesem Abend führen würde. Ihre subtile Schärfe wurde von straffer Säure gut gekontert. Da waren die Papillen erstmals so richtig gefordert.
Gut, dass da die dritte Petitesse dieses wohldurchdachten Amuse-Reigens, eine mit leichter Tomaten-Mozzarella-Crème veredelte Mürbeteig-Tartelette, in Sachen Aromenfülle ein wenig den Fuß vom Gas nahm und mehr auf gustatorischen Ausgleich als auf Rabatz setzte. Die italienische Leichtigkeit kam als Gegenpart zum rustikalen Pfälzer Nationalgericht gut an. Mit Tomaten-Mozzarella-Crème veredelte Mürbeteig-Tartelette
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die drei Kostbarkeiten aus der Kronenküche ihrer Rolle als kleine kulinarische Vorboten der bald folgenden, mutig gewürzten Gerichte italo-pfälzischer Prägung vollends gerecht wurden.
In Sachen Rotwein ließ ich mich von der sehr freundlichen, noch recht „neuen“ Servicedame im Trachtenoutfit beraten. Ich durfte sogar ein Schlückchen von der zuerst anvisierten Cuvée Luciana vom Weingut Hollerith aus Maikammer kosten, um dann kleinlaut mit einer Flasche Black Print „vom Schneider“ (44 Euro) auf eine bewährte Tanninbombe zurückzugreifen. Borgi würde sagen: „Machste nix falsch!“. Unser Wein des Abends kam aus Ellerstadt
Außerdem kursierten ein paar Flaschen Mineralwasser der Marke Gerolsteiner, die wohl von Anderen am Tisch bezahlt wurden, da sie am Ende nicht auf meiner Rechnung auftauchten. Na wenigstens durfte ich den Rotwein spendieren, der auch meinem Herrn Papa sehr gut mundete. Die Jüngste im Bunde begnügte sich mit einer kleinen Apfelsaftschorle (3 Euro). Meine Gattin hatte Lust auf ein alkoholfreies Bellheimer Bier (4 Euro).
Meine Schwester und ihr Mann durften sich aus der Karte ein Drei-Gang-Menü zusammenstellen. Mein Vater wählte die in lockerer Bröselhülle gebackene, sardische Jakobsmuschel, die als Pfälzer Eintopf mit frisch gehobelten Alba-Trüffel (18 Euro) serviert wurde, um sich im Anschluss ein kross auf der Haut gebratenes Filet von der Dorade Royal mit zartcremigem Quinoa-Risotto und einer säure-straffen Rieslingsekt-Beurre-Blanc (32 Euro) schmecken zu lassen. Das Filet von der Dorade Royal
Seine Frau verzichtete auf eine Vorspeise und erfreute sich an einem knusprig gebratenen Filet vom Loup de Mer (32 Euro), das auf einem Bett aus mit Kürbis verfeinerter Fregola Sarda, knackigen Salicornes und einer süffigen Beurre Blanc ruhte. Das Filet vom Loup de Mer
Beide Fischteller wurden übrigens sehr gelobt. An Frische und Qualität ließen die auf den Punkt gebratenen Meeresbewohner nichts zu wünschen übrig. Die handwerklich einwandfrei zubereitete Beurre Blanc kam ebenfalls ganz unverfälscht und klar zur Geltung. Gut, dass solche kulinarischen Grundkompetenzen auch im neuen Konzept fest verankert sind.
Meine Frau, die sich für das Drei-Gang-Menü entschieden hatte, eröffnete ihr Mahl mit dem italienischen Suppenklasser Tortellini in Brodo. Tortellini in (zu) kräftiger Brodo
Die handgefertigten Teigwaren schwammen in einer sehr kräftigen, fünf Tage gezogenen Rinderbrühe, der etwas weniger Salzwürze gutgetan hätte. Vielleicht war ja der Suppenkoch in jenem Abend schwerverliebt. Schade, denn dadurch konnte die nach Rindermark duftende Beef-Bouillon ihren kraftvollen Charakter nicht richtig entfalten. Weniger ist halt doch manchmal mehr.
Mir war an diesem Abend nicht nach einer Vorspeise zumute. Die Sorge um meinen alten Kater, den ich eine Woche später im stolzen Alter von fast 18 Jahren einschläfern lassen musste, ließ mich trotz dem ein oder anderen Glas Rotwein nicht so recht in Feierlaune geraten. Da war mein Appetit verständlicherweise nicht allzu groß.
Außerdem musste ich später noch meinem Töchterchen bei der Bewältigung ihrer mit leckerer Rahmsauce veredelten Butterspätzle (8,50 Euro) helfen. Spätzle für das Schätzle...
Mein unter einer Haube aus kross gebackenen Zwiebeln verstecktes Rumpsteak vom Chianina-Rind (32 Euro) – mein Schwager traf die gleiche Wahl – hatte Charakter und wurde im perfekten Gargrad „medium rare“ geliefert. Bei Anschnitt: "medium rare"
Die dazu angegossene Jus war ihren Aufwand und deshalb aller Ehren wert. Tiefgründig, dunkel und von zupackenden Röstaromen gekennzeichnet, stand sie sinnbildlich für mustergültiges Saucenhandwerk. Rumpsteak vom Chianina-Rind unter reichlich gebackenen Zwiebeln
Die dazu gereichten Bratkartoffeln hatte ich schon deutlich knuspriger gegessen. In Anbetracht der famosen Fleischqualität ein nicht allzu gravierender Beilagenmalus, der mir diesen bodenständigen Pfälzer Karnivorenteller nicht vermieste. Beim cremigen Lauchgemüse stand wahrscheinlich der gleiche salzverliebte Postenkoch Pate. Der Rumpsteak-Teller inkl. Bratkartoffelbeilage
Ähnlich wie die Rinderkraftbrühe agierte auch das Rahmporree knapp unterhalb meiner subjektiven Würzobergrenze. Manche erkennen in diesem couragierten Ausloten kraftvoller Geschmacksbilder den typischen Krone-Stil wieder. Mir war das an diesem Abend in der Summe dann doch etwas „too much“. Aber das kann auch ein Ausrutscher beim Abschmecken gewesen sein und bei der nächsten Einkehr wieder etwas leiser vonstattengehen. Wünschenswert wäre es allemal.
Meiner Schwester, die sich an der sanft geschmorten Rinderroulade delektierte, waren die intensiven Aromen gerade recht. Die Idee, diesem Klassiker der deutschen Hausmannskost, ein Häufchen Tagliolini à la Carbonara an die Seite zu legen, war zwar gewagt, aber durchaus nicht verfehlt. Die großzügig angegossene, äußerst schmackige Rouladenjus harmonierte mit der fluffig-sämigen Eier-Speck-Sauce überraschend gut. Die Roulade mit Pasta à la Carbonara
Der u.a. mit Pancetta, Gewürzgurke und Schmorzwiebel gefüllte Rindfleischwickel gilt hier nach wie vor als Paradebeispiel einer über Jahrzehnte perfektionierten Fleischveredlung. Daran konnte auch die Kombination mit der hellen Sauce nach Köhlerart nichts rütteln. Speck und Speck gesellt sich gern!
Fast schon übersüffig – man könnte auch sagen: ersoffen – präsentierte sich das butterzart bei Niedertemperatur geschmorte Milchkalbsbäckchen, das meiner Frau als Hauptgang ihres dreigängigen Menüs kredenzt wurde. Das Milchkalbsbäckchen
Das collagenhaltige Schmorstück vom Kalb thronte auf einem von Graukäseschaum überdeckten Risotto, das noch zusätzlich von einer gut ausbalancierten Kalbsjus verflüssigt wurde.
Das war meiner Gattin dann doch des „Suppigen“ zu viel. Ihrem Teller fehlte es eindeutig an Textur. Oder zumindest einem knackig-frischen Gegenpart zum abermals sehr salzlastigen Schaumsaucen-Supergau. Da riss es dann auch das auch ohne Messer gut zerteilbare Schmachtbäckchen vom Milchkalb nicht mehr raus. Schade, aber leider nicht das einzige überwürzte und geschmacklich viel zu eindimensionale Gericht dieses Abends.
Und dennoch konnten wir diesem Familienabend in der „Krone“ auch ein paar positive Seiten abgewinnen. Neben der liebenswerten Tischgesellschaft, dem gemütlichen Ambiente und dem aufmerksam agierenden Service war es das vom Foyer des benachbarten Hotels leicht zu erreichende Spielezimmer, dessen bemerkenswerte Ausstattung (Bällebad, Tischkicker, Bobbycar, etc.) unserem Töchterchen so richtig gut gefiel. Dahin vertrat ich mir dann auch ein ums andere Mal die Beine, da die Kleine nach einer Stunde am Tisch ihren wohlverdienten Auslauf benötigte und zielstrebig ihren Papa in Richtung „Småland“ entführte.
Dadurch verpasste sie fast ihren Anteil am optisch etwas uninspiriert daherkommenden, hausgemachten Pflaumeneis an Zimtsauce, das den Abschluss des Drei-Gang-Menüs meiner Gattin bildete. Hausgemachtes Pflaumeneis mit Zimtsauce
Für meine bessere Hälfte stellte das süße Finale das kulinarische Highlight dieses Abends dar. Ein Umstand, der in erster Linie den intensiven Winteraromen – Zimt und Pflaume: eine Kombi, die immer gut zusammenpasst – ihres Desserts geschuldet war. Da hatte die „Pati“ zu ihrer vollsten Zufriedenheit geliefert.
Ob ich meine Frau allerdings noch einmal in die Pfälzer Stuben werde schleppen können, ist mehr als fraglich. Natürlich sollte man einem derart renommierten Traditionshaus irgendwann mal wieder eine Chance geben. Zumal die neue kulinarische Ausrichtung des Restaurants wirklich spannend klingt.
Vielleicht war ja auch an jenem Sonntagabend Ende Januar Maestro Daneluzzi gar nicht zugegen, denn ein Spitzenkoch wie er hätte die teilweise überwürzten Speisen sicher nicht in der Form über den Pass gehen lassen. Bei den hier aufgerufenen Preisen darf man sich solche gustatorischen Unebenheiten einfach nicht erlauben. Das stimmige Drumherum verzeiht zwar vieles, aber eben nicht alles.
Anlässlich meines runden Geburtstages eine Woche zuvor kamen wir Ende Januar im kleinen familiären Kreis zusammen, um gemeinsam einen schönen Abend bei italienisch akzentuierter Heimatküche zu verbringen. Italien meets Pfalz?! Ja, warum eigentlich nicht! Lassen sich doch beiden Küchen durchaus deftige Seiten abgewinnen.
Unser Ziel war das aus dem einstigen Tabakdorf Hayna (bei Herxheim) nicht mehr wegzudenkende Traditionsgasthaus „Zur Krone“, dessen gastronomische Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und das sich mittlerweile zu einem beeindruckenden 4-Sterne-Superior-Hotel-Komplex entwickelt hat.
Für die dort... mehr lesen
Krone · Pfälzer Stuben
Krone · Pfälzer Stuben€-€€€Restaurant, Sternerestaurant072765080Hauptstraße 62-64, 76863 Herxheim bei Landau/Pfalz
3.5 stars -
"Entspannter, italo-pfälzischer Familienabend mit zu viel Würze auf den Tellern" marcO74Anlässlich meines runden Geburtstages eine Woche zuvor kamen wir Ende Januar im kleinen familiären Kreis zusammen, um gemeinsam einen schönen Abend bei italienisch akzentuierter Heimatküche zu verbringen. Italien meets Pfalz?! Ja, warum eigentlich nicht! Lassen sich doch beiden Küchen durchaus deftige Seiten abgewinnen.
Unser Ziel war das aus dem einstigen Tabakdorf Hayna (bei Herxheim) nicht mehr wegzudenkende Traditionsgasthaus „Zur Krone“, dessen gastronomische Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und das sich mittlerweile zu einem beeindruckenden 4-Sterne-Superior-Hotel-Komplex entwickelt hat.
Für die dort
Geschrieben am 24.06.2024 2024-06-24| Aktualisiert am
25.06.2024
Besucht am 23.01.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 75 EUR
Einen Tag nach dem Erreichen des halben Jahrhunderts an Lebensjahren traf ich mich nach viel zu langer Abstinenz mal wieder mit meinem Gastrokumpel aus Bad Herrenalb auf ein kulinarisches „Mabuhay!“.
Ort des Geschehens war das in zeitgemäßer Industrieoptik „ergraute“, im Sommer 2020 mutig eröffnete Tawa Yama „Easy“, das im modernen Dienstleistungskomplex der Karlsruher Raumfabrik untergebracht ist und dessen Name sich einem spätestens beim freien Blick durch die Glasfront der Beletage auf das Durlacher Matterhorn (= Turmberg) erschließt. Den namensgebenden Hausberg immer fest im Blick
Nun hat der emsige GG-Literat aus dem Nordschwarzwald natürlich längst seine Version dieser denkwürdigen „Lunchschaftssitzung“ in gewohnt eloquenter Art und Weise in die Tasten gehauen. Der um keinen Insider-Joke verlegene, immer noch recht pho-togene Kurstadthedonist beschrieb die trendige Supp-Kultur des kreuz und quer auftischenden, asiatischen Bistros in Sachen Mittagstisch so unterhaltsam und präzise wie man das von ihm gewohnt ist.
Da bleiben für den unter akuter Rezensionsträgheit leidenden Pfalzchronisten nur noch die selenski-grauen Zwischentöne aus dem Halbdunkel seiner vom Tegernseer Hellen (0,3l für 4,50 Euro) getrübten Erinnerung an diese kurzweilige „Pho-diums-Diskussion“ unter „Leichtgesinnten“.
Und so verzichte ich auf eine lediglich rekapitulierende Beschreibung des hier anzutreffenden „Drumherums“, das trotz seines schicken, von Glas, Stahl und Beton geprägten Kantinencharmes mit einigen grünen Momenten für Auflockerung sorgte. Hängendes Grün mit raumteilender Funktion Ein Hauch von Asia-Kantine
Da hat der passionierte Raumausmaler in seinem Januar-Report bereits ganze Beschreibarbeit geleistet und darüber hinaus noch das im „Nebenzimmer“ untergebrachte, mit dem sinnigen Beinamen „Fine“ versehene Gourmetlokal ein paar Wochen später mit einem mindestens genauso feinen Bericht gewürdigt. Innenansicht vom "Easy" Durch die Schrankwand ins Glück...bzw. Fine
Ich parkte mein Auto auf dem nicht weit entfernten Netto-Parkplatz, da ich nicht wusste, wie sich die Situation „vor der Haustür“ gestalten würde. Das machte mein Genusskollege besser, indem er einen der vielen freien Parkplätze direkt unterhalb des Restaurants nutzte und sich somit den kleinen Verdauungsspaziergang im Anschluss sparte.
Ein mit dem Logo des Lokals ausgestattetes, schwer zu übersehendes Schild wies mir den Weg zum Eingang. Der Eingang war gut beschildert
Schnell noch die Treppe hoch und schon befand ich mich in dem großräumig angelegten Restaurant, in dem einiges los war. Wahrscheinlich stammten die meisten Gäste aus den umliegenden Büros der Karlsruher Raumfabrik. Das preisgünstige Mittagsangebot scheint bei ihnen gut anzukommen.
Der Dauerschwarzwälder wartete bereits sehnsüchtig am Tisch auf seinen Pfälzer Futterfreund. Die Freude des Wiedersehens war groß und auch in der Folgezeit – die mal wieder viel zu schnell verstrich – genossen wir beide unsere längst überfällige Zusammenkunft sichtlich. Ja, es war viel passiert seit unserem letzten Treffen. Und manches davon musste einfach verbal aufgearbeitet werden. Dass dann das Essen nur eine Nebenrolle spielte, war gar nicht weiter schlimm, denn die lediglich auf eine kleine Bistrokarte beschränkte Auswahl, ließ auch kulinarisch gar nicht mehr zu.
Wir durften zwischen drei (wöchentlich wechselnden) Lunchempfehlungen („Weekly Lunch“), zwei All-Time-„Classics“, drei „Favourites“ und ein paar „Snacks“ wählen. Ein zugegeben recht überschaubares Speisenangebot, das ich so nicht unbedingt erwartet hätte. Aber selbst schuld, wenn man sich im Vorfeld nicht auf der Webseite informiert. Außerdem hätten wir ja auch im Tawa Yama dinieren können. Die Abendkarte wartet nämlich mit einer wesentlichen umfangreicheren (und auch verlockenderen) Auswahl an asiatisch inspirierten Leckereien auf.
Während mein asketisch veranlagter Lunchgenosse zum stillen Mineralwasser der Marke Teinacher (0,75l für 6,90 Euro) ein alkoholfreies Tannenzäpfle (0,33l für 4 Euro) aus badischen Landen riskierte, versuchte ich mich, mit einem Hellen vom Tegernsee über das dürftige Speisenrepertoire hinwegzutrösten. Das schmeckte übrigens aus dem mit Tawa-Yama-Logo daherkommenden Bierkrug ganz vorzüglich, auch wenn es nicht vom Fass kam. Da schmeckt das Flaschenbier doch gleich viel besser!
Irgendwann erschien dann ein freundlicher Servicemitarbeiter und brachte uns die bestellten Vorabsnacks zum „Warm-Up“. Mein Gegenüber hatte es mit einem Bonsai-Bao-Bun mit Schweinebauchfüllung zu tun und schien damit nicht unzufrieden zu sein. Sein zusätzlich mit Tsukemono-Gurke und Kewpie-Mayo ausgestattetes, gedämpftes Asia-Brötchen wurde stilecht im Dampfkorb aus Bambus serviert. Bao-Bun mit Bauch
Dagegen wirkten meine drei mickrigen Dracheneier aus der Fritteuse doch recht unscheinbar. Die aus Klebereis geformten, mit schmeckbar asiatischer Note versehenen „Dragonballs“ (3,50 Euro) waren etwas kleiner als die in Süditalien so beliebten Arancini und auch etwas pikanter gewürzt. Von targaryscher (oder gar dothrakischer) Schärfe jedoch keine Spur. Daenerys-Targaryen-Gedächtnis-Snack
Die in der Speisenkarte abgedruckte Chilischote, die ihnen eine gewisse Schärfe unterstellte, bezog sich wohl eher auf die à part im Schälchen mitgelieferte, süß-scharfe Chilisauce, in die ich das knusprige Fingerfood gerne tunkte – „Sie baden gerade ihre Reisbälle darin…“ (in Anlehnung an Tilly aus der Palmolive-Werbung).
Das war nun wahrlich kein schlechter Einstieg in unser asiatisch inspiriertes Mittagsmahl – aber auch keiner mit bleibendem Eindruck. Dazu waren die drei fluffigen Knusperkugeln auch viel zu schnell verputzt.
Bei meinem „Bento Box Burger“ (16,50 Euro), den ich allein schon aus Alliterationsgründen bestellte, fehlten die Kästchen bzw. Trennwände, um die einzelnen „Bauteile“ auf dem gereichten Tablett zu separieren. Statt in einer japanischen Futterschachtel hatten es sich Burger, Pommes und Konsorten auf einem gewöhnlichen Servierrechteck aus Polypropylen gemütlich gemacht. Jedoch mit deutlich mehr Ästhetik als bei den bekannten Fastfood-Riesen. Kewpie-Mayo und eine mit etwas Sriracha-Sauce verschärfte Ketchup-Chili-Tunke warteten in kleinen Keramikschälchen auf eintauchende Kartoffelstäbchen. Tawa-yamisches Burger-Gedeck
Diese durften übrigens ganz fingerfreundlich aus der in einem passenden Behältnis platzierten Tüte gefuttert werden. Nach den auf gleiche Art und Weise verputzten Drachenbällen, ging es also auch beim Hauptgang auffallend besteckschonend zur Sache. Messer und Gabel hatten bei diesem Mittagessen nur Deko-Funktion, da ich den auf fettabweisenden Papier platzierten Burger nach guter alter Sitte händisch bewältigte. Der Bento Box Burger (ohne Bento Box)
Das aus 160 g Rinderhack (lt. Karte!) geformte Patty hatte eine angenehm mürbe Konsistenz und fiel entsprechend saftig aus. Dünn geschnittene roten Zwiebelringe, etwas Eisbergsalat und eine Tomatenscheibe beruhigten das vegetarische Gewissen. Der Bergkäse sorgte für ausreichend viel Schmelz und Würze. Die rauchig-süße Bacon-Marmelade vertrug sich gut mit dem Grillgeschmack des Fleisches. Das Brioche-Bun hatte man auf den Innenseiten leicht angeröstet. Schön fluffig in der Textur und weit weg von knatschiger Massenware.
Einen solchen Gutburger hätte ich beim Karlsruher Cross-Over-Asiaten nicht unbedingt erwartet. Da hatte ich – gerade in der Fächerstadt – schon deutlich schlimmere Frikadellenerlebnisse in der Vergangenheit zu bewältigen.
Genussgefährte „Pho-parazzo“ zeigte mir derweil, wie man sich eine vietnamesische Nudelsuppe professionell einverleibt. Pho (ohne Caccia)...
In seinem Fall bedeutete dies „all-in“- zumindest was die Nachschärfung seiner Asia-Brühe anging. Für das mit Chuck-Norris-Papillen ausgestattete Capsaicin-Käpsele aus Bad Herrenalb aka „Herr der Chili-Ringe“ waren die kleinen scharfen Teufelchen das Rot in der Suppe und Pflichteinlage für den Kick am Gaumen.
Bevor wir beide noch einen kleinen Einblick in die „Fine-Dine-Abteilung“ hinter der unscheinbar wirkenden Schrankwand erhielten – ein Eingang, der jedem Geheimtür-Fetischisten ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hätte –, gönnte ich mir noch zwei asiatische „Süßigkeiten“ zum Abschluss. Ach diese Mochis....
Die beiden Mochibällchen (4 Euro) in den Geschmacksrichtungen Kokos und Himbeer erfüllten ihren süßen Zweck. Sie waren köstlich zäh und cremig zugleich. Für Freunde künstlicher Aromen sogar eine echte Klebreisdelikatesse.
Es war ein sehr kurzweiliges Mittagessen mit meinem lieben GG-Kollegen, bei dem viel gelacht und herumge(herren)albert wurde. Auch die weniger amüsanten Themen der vorausgegangenen Monate wurden ehrlich und vertrauensvoll „abgefrühstückt“. Schade, dass unsere Zusammenkünfte so selten sind und wir nicht näher beisammen wohnen.
Aber mit Karlsruhe als geokulinarische Schnittmenge unserer beider Heimbasen sind gemeinsame Gaumenerlebnisse auch in Zukunft nur eine Frage des Zeitmanagements. Dann vielleicht auch mal zum Abendessen im „leichten“ Tawa Yama. Oder anders: auf dem Turmberg!
Einen Tag nach dem Erreichen des halben Jahrhunderts an Lebensjahren traf ich mich nach viel zu langer Abstinenz mal wieder mit meinem Gastrokumpel aus Bad Herrenalb auf ein kulinarisches „Mabuhay!“.
Ort des Geschehens war das in zeitgemäßer Industrieoptik „ergraute“, im Sommer 2020 mutig eröffnete Tawa Yama „Easy“, das im modernen Dienstleistungskomplex der Karlsruher Raumfabrik untergebracht ist und dessen Name sich einem spätestens beim freien Blick durch die Glasfront der Beletage auf das Durlacher Matterhorn (= Turmberg) erschließt.
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4.0 stars -
"Anders unterm Turmberg: Mit Bento, Bun und Pho-parazzo!" marcO74Einen Tag nach dem Erreichen des halben Jahrhunderts an Lebensjahren traf ich mich nach viel zu langer Abstinenz mal wieder mit meinem Gastrokumpel aus Bad Herrenalb auf ein kulinarisches „Mabuhay!“.
Ort des Geschehens war das in zeitgemäßer Industrieoptik „ergraute“, im Sommer 2020 mutig eröffnete Tawa Yama „Easy“, das im modernen Dienstleistungskomplex der Karlsruher Raumfabrik untergebracht ist und dessen Name sich einem spätestens beim freien Blick durch die Glasfront der Beletage auf das Durlacher Matterhorn (= Turmberg) erschließt.
Nun hat der emsige
Geschrieben am 10.06.2024 2024-06-10| Aktualisiert am
12.06.2024
Besucht am 10.01.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 54 EUR
Im Januar tat ich mich mit einem Kollegen meines Wörther Futterzirkels zusammen, um endlich einmal den Selbstversuch in Sachen Premium-Hähnchen beim Minfelder „Gockelwirt“ zu wagen. Eigentlich sind es ja zwei „Gockelwirte“, die sich die Geschichte mit den knusprigen Qualitätshühnern ausgedacht haben.
Die Rede ist von Klaus Schönholz und Mario Krüger, die im März 2021 den ehemaligen Landgasthof der Familie Meyer in der westlich von Kandel gelegenen 1500 Seelengemeinde Minfeld übernahmen und seit dieser Zeit in Minfelds letzter verbliebener „Gaststätte“ auf Grillhähnchen mit Anspruch setzen.
Sie scheinen sich in der Region einen guten Ruf erbrutzelt zu haben. Mehrere Versuche, dort einen Tisch zu reservieren, scheiterten im vergangenen Jahr wegen der hohen Auslastung. Umso schöner, dass es an einem Mittwochabend im Januar endlich klappte.
Parkmöglichkeiten gab es rund um das am Ortsrand Richtung Winden gelegene Lokal mehr als genug. Drinnen war bereits mächtig was los. Ohne vorherige Reservierung hätten wir wohl unverkosteter Hähnchen(teile) den Heimweg antreten müssen.
So aber durften wir uns an einen der letzten freien Tische im Zentrum des kleineren der beiden Gasträume setzen. Ruhiges Eck im "Hühnerstall"
Ein gut gelaunter Mario Krüger empfing uns zuvor recht freundlich und behielt als redseliger Wirt der alten Schule stets den Überblick. Er fragte später mehr als einmal bei uns nach, ob den alles zu unserer Zufriedenheit sei und ob es uns an irgendwas mangele.
Dem war nicht so, da das junge Mädel, das an jenem Abend den Service schmiss, ihre Sache weitestgehend gut machte. Kleinere Wartezeiten auf das nächste Bier waren dem hohen Andrang geschuldet. Aber wir waren ja auch nicht auf der Flucht. Vorderer, großer Gastraum mit Thekenbereich
Apropos Bier. Beim Gockelwirt kommt das helle Andechser frisch vom Fass. Ein Umstand, der meinen Kollegen mit insgesamt zwei „Halben“ nach Hause schickte. Mir reichte ein halber Liter vom frisch gezapften Andechser (4,90 Euro) an jenem Abend, da ich ja noch den PKW nach Hause lenken musste.
Die helle Beleuchtung und der Fliesenboden ließen keine allzu große Gemütlichkeit aufkommen. Auch saßen wir in Raummitte wie auf dem Präsentierteller und es war in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Gastraum recht laut. Für die wärmere Jahreszeit steht übrigens eine große Außenterrasse zur Verfügung. Ich schätze mal, dass es da an einem lauen Sommerabend wesentlich lauschiger zugeht.
Ihr Geflügel beziehen die beiden Broiler-Buddies übrigens vom Traditionsunternehmen Borgmeier aus Delbrück, die seit Jahren auf die Einhaltung hoher Qualitäts- und Tierwohlstandards bei ihren Aufzuchtbetrieben wert legen. Von diesem renommierten Frischgeflügelbetrieb stammen auch die mit (mind. 50%) Mais gefütterten Kikok-Hähnchen, die komplett ohne Antibiotika aufgezogen werden und deutlich mehr Platz bzw. Auslauf im Hühnerstall haben.
Dass solche Premium-Hähnchen ihren Preis haben, versteht sich von selbst. Das von mir georderte pikante „Halbe“ belief sich auf 11,30 Euro. Für die Portion Steakhouse-Pommes schlugen dann noch einmal 4,60 Euro zu Buche. Bei knapp 16 Euro in der Summe, war die Erwartung an das in vier verschiedenen Schärfegraden (mild, würzig-pikant, scharf und extra scharf) angebotene „Göckelsche“ dann natürlich etwas höher.
Mein Kollege mochte es etwas kleinteiliger, was ihm sechs in einem extra dafür vorgesehenen Gestell hängende Hähnchen-Unterkeulen (12,70 Euro) einbrachte. Auch er entschied sich für die separat berechnete Pommes-Beilage. Vorweg durfte es für mich noch ein kleiner gemischter Salat (5,30 Euro) sein. Etwas Frisches zu Beginn kann ja nie schaden.
Ahh, das helle Andechser lief einfach gut runter. Wäre ich nicht mit dem Auto unterwegs gewesen, hätte ich sicherlich noch den ein oder anderen Schoppen des wohlgehopften Klostergesöffs „gepätzt“ (so sorry, Simba…;-)), aber der Verbleib des Führerscheins bei seinem Eigner ging in dem Moment vor.
Das mit einem essigsauren Hausdressing veredelte Pflanzengrün schmeckte mir ganz ausgezeichnet. Meiner Bitte, den Rohkostanteil zugunsten des Blattwerks ein wenig zurückzufahren, wurde gerne entsprochen. Den Salat würde ich so beim nächsten Besuch sofort wieder ordern, der konnte definitiv was. Gelungener Grüner vorweg
Bis unsere Hauptgerichte vom Huhn serviert wurden, dauerte es eine ganze Weile, da wir zu den später erschienen Gästen zählten. Da mussten zuerst noch einige vor uns versorgt werden. Schließlich landete ein mit grobem Pfeffer gewürztes „Halbes“ vor mir. Das war auf den ersten Blick von der Broiler-Benchmark aus Wörth-Maximiliansau – die Rede ist vom legendären „Gockelburg-Hähnchen“ – kaum zu unterscheiden. Halbes Hähnchen "Premium" in "würzig-pikant"
Seine knusprige Haut war perfekt gewürzt. Auch ein kleiner Klecks vom hausgemachten Gewürzöl (Chili!) zierte den Teller. Natürlich wurde jener mit Hilfe der Pommes und des mitgelieferten Brotes im Laufe des Mahls locker „weggewischt“.
Worin sich dieses Hähnchen von seinem Maxauer Pendant deutlich unterschied, war die wirklich beeindruckende Fleischqualität. Selbst das häufig etwas trocken ausfallende Brustfleisch geriet hier supersaftig. Mit den armseligen Grillerzeugnissen eines Hühnerstandes vorm Supermarkt hatte dieses Premium-Exemplar nun wirklich nichts zu tun. Das darf dann gerne auch das Doppelte kosten.
Die Steakhousefritten kamen in einer kleinen Schale. Pommes wie im Steakhouse
Sie wurden in frischem Fett frittiert und hatten meiner Meinung nach etwas zu viel Salz und Pommes-Gewürz gesehen. Hier hätte weniger wohl mehr Kartoffelgeschmack zur Geltung gebracht. Aber sei es drum, die Stäbchen vom Erdapfel hatten eine angenehme Textur und schmeckten auch.
Etwas irritiert war ich nur, als ich auf der Rechnung einen Extra-Betrag von 1,30 Euro für das Ketchup-Tütchen vernahm. Naja, so nötig sollten es die beiden Gockelwirte dann doch nicht haben. Solche „Pfennig-Artikel“ gehen schließlich in jeder Pfälzerwaldhütte „aufs Haus“. Dann macht man halt die Pommes frites einen Euro teurer und der Gast muss sich nicht wundern.
Wie man händisch mit sechs knusprig gegrillten Hähnchenunterkeulen locker fertig wird, bewies mein Kollege in beeindruckender Manier. Die hängenden Keulen von Minfeld
Zugegeben, die in einer speziellen Hängevorrichtung servierten Drumsticks waren schon ein echter Hingucker. In Sachen Würzung, Knusperhaut und Saftigkeit konnten sie mit meinem halben Premium-Adler durchaus mithalten. Mein Tischgenosse zeigte sich jedenfalls hochzufrieden mit seiner Order.
Medialer Fun Fact: Mario Krüger machte an unserem Besuchsabend von seinem prall gefüllten Tauben- äh...Hühnerschlag ein Foto für die Facebook-Seite seines Lokals. Dreimal dürft ihr raten, wer mittendrauf war. Kein Wunder, dass mein Kollege und ich am nächsten Tag in der Schule gefragt wurden, ob uns die Hähnchen beim Gockelwirt denn geschmeckt hätten…das nächste Mal klebe ich mir halt wieder einen Bart an oder komm im Tweed-Anzug mit Käppi, um nicht gleich erkannt zu werden…;-)
Dann würde ich wohl eher zu einem halben Kikok-Mais-Hähnchen tendieren, denn das scheint laut Homepage die Spezialität des Hauses zu sein. Falls der Sommer irgendwann doch noch Einzug halten sollte, würde mich ein Freiluft-Hähnchen auf der Außenterrasse durchaus reizen. Ein paar Food Fellas aus unserem Wörther Fressverein wären für eine solche Aktion sicher schnell rekrutiert. Mal schauen, ob es in den nächsten Wochen passt, denn wie jeder weiß, macht auch ein knuspriges Halbes zwischen Sonnenschirm und Kiesbett längst noch keinen Sommer.
Im Januar tat ich mich mit einem Kollegen meines Wörther Futterzirkels zusammen, um endlich einmal den Selbstversuch in Sachen Premium-Hähnchen beim Minfelder „Gockelwirt“ zu wagen. Eigentlich sind es ja zwei „Gockelwirte“, die sich die Geschichte mit den knusprigen Qualitätshühnern ausgedacht haben.
Die Rede ist von Klaus Schönholz und Mario Krüger, die im März 2021 den ehemaligen Landgasthof der Familie Meyer in der westlich von Kandel gelegenen 1500 Seelengemeinde Minfeld übernahmen und seit dieser Zeit in Minfelds letzter verbliebener „Gaststätte“ auf... mehr lesen
Zum Gockelwirt | Hähnchen-Spezialitäten
Zum Gockelwirt | Hähnchen-Spezialitäten €-€€€Restaurant07275617714Saarstraße 16, 76872 Minfeld
4.0 stars -
"Die saftigsten und (hoffentlich auch) glücklichsten Grillhähnchen der Pfalz kommen derzeit aus Minfeld!" marcO74Im Januar tat ich mich mit einem Kollegen meines Wörther Futterzirkels zusammen, um endlich einmal den Selbstversuch in Sachen Premium-Hähnchen beim Minfelder „Gockelwirt“ zu wagen. Eigentlich sind es ja zwei „Gockelwirte“, die sich die Geschichte mit den knusprigen Qualitätshühnern ausgedacht haben.
Die Rede ist von Klaus Schönholz und Mario Krüger, die im März 2021 den ehemaligen Landgasthof der Familie Meyer in der westlich von Kandel gelegenen 1500 Seelengemeinde Minfeld übernahmen und seit dieser Zeit in Minfelds letzter verbliebener „Gaststätte“ auf
Geschrieben am 08.06.2024 2024-06-08| Aktualisiert am
08.06.2024
Besucht am 03.01.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Wohlbeschirmt lief ich nach meiner mittelprächtigen Asia-Erfahrung im „Tokyo Streets“ den Ostertorsteinweg entlang. Mit anderen Worten: ein kleiner Spaziergang durchs Bremer Viertel mit eindeutigen kulinarischen Absichten. Einfach mal vom hanseatischen Regen treiben lassen, so lautete meine Devise an jenem Abend. Irgendwas würde sich schon noch als „einkehrenswert“ erweisen.
Ich spazierte an „Perlen & Primaten“ vorbei, hier und da blubberte mir ein Bubble-Tea-Laden freundlich entgegen. Für ein paar wärmende „Alkoholica“ in der „Heldenbar“ war es mir noch zu früh und auf Döner, Falafel & Co. konnte ich getrost verzichten.
Enttäuscht wandte ich mich gen Norden, um am Dobbenweg in den nächsten Bus in Richtung Neue Vahr Südost zu steigen. Auf dem Weg dorthin lockte das „Rock & Wurst“ mit Burgern, Rostbratwurst und original Viertel-Bier. Aber dafür reichte mein Hunger leider nicht mehr aus.
Auch die legendären Frühlingsrollen des indonesischen Lokals „Surajaya Tabo“ ließ ich rechts liegen und steuerte zielstrebig in Richtung Schwachhauser Heerstraße, wo Borgi vor knapp zwei Jahren im „ANI House“ keinen Hype um Pho und Co. machte.
Direkt neben der vietnamesischen Institution für Bao-Burger entdeckte ich das Yaki Sushi, in dem wesentlich mehr los war. A bissel Sushi geht halt immer. Und da ich mich für die lange Rückfahrt mit dem ICE in die heimische Pfalz am nächsten Tag stärken musste, war ein kleines Roh-Fisch-Dessert allemal noch drin.
Also raus aus dem Bremer Nieselregen und rein in das gut besuchte Sushi-Lokal, das mich mit roten und weißen Lampions und einem Urwald aus Kunstblumen in der Fensterfront fast schon überfolkloristisch willkommen hieß. Draußen vor der Fensterfront im Bremer Regen
Drinnen war es dank angenehmer Beleuchtung dann doch nicht ganz so ungemütlich wie befürchtet. Aber die vielen Plastikgewächse hätten nun wirklich nicht sein müssen.
Nun gut, ich wurde trotz der trubeligen Atmosphäre recht schnell von der wuselnden Servicebrigade wahrgenommen und an den letzten freien Bistrotisch verfrachtet. Der stand recht eng zu seinen Nachbarn, was mir aber in dem Moment egal war. Hauptsache es saß sich hier warm und trocken. Zu meiner Linken erstreckte sich die lange, von Dekoplunder reich „verzierte“ Theke, an deren Ende der Sushi-Meister die rohen Fischpreziosen stoisch zubereitete. Plunderstruck! (wie der AC/DC-Fan sagen würde...)
Die Speisenkarte lag bereits auf dem Tisch. Gleich auf der ersten Seite ein mutmachendes Zitat von Herrn Matsuhisa, dem Gründer der mehrfach besternten Restaurantkette „Nobu“. „Making sushi is an art and experience is everything.“ Ich fragte mich, ob da nicht jemand die Rohfischhäppchen zu hoch stapeln würde. Von hochwertigen Zutaten und dem in der japanischen Küche anscheinend so beliebten „Yaki-Stil“ war auch die Rede. Das erklärte zumindest den Namen des Lokals.
Ich blätterte mich durch das nicht gerade schmale Rohfischkompendium, das auch ein paar knusprig frittierte Starter bereithielt. Vom eher mauen „Karaage-Erlebnis“ im „Tokyo Streets“ abgeschreckt, wählte ich nun die mit Garnelen und Lachs gefüllten Seafood-Gyoza (5,90 Euro), von denen mir nach angenehmer Wartezeit eine Handvoll serviert wurden. Gyoza - knusprig - saftig - heiß
In die kleine Schale mit Sojasauce aus dem Kikkoman-Fläschchen getunkt, war das ein würzig-krosser Auftakt in Sachen Asia-Mauldäschle, deren saftiger Meeresinhalt vollends überzeugte. Immer ein guter Reinkommer in die Küche Asiens
Dazu passte das kühle Asahi-Bier aus der Flasche (0,33l für 4,50 Euro) mit seiner weichen Maisnote ganz gut. Asahi - klassisch - frugal
Natürlich hätte der gemeine Pfälzer zu diesen kleinen Frittiertaschen auch eine Rieslingschorle „gepätzt“, aber in der Fremde weiß sich das weißweinverdünnende Volk zu benehmen.
Für eine in vier Teile geschnittene „Yaki Deluxe Roll“ war noch Platz. Für 7 Euronen wählte ich die mit Lachs und Avocado gefüllte und von flambiertem Thunfisch ummantelte „Burning Sakana Roll“, die leider mit zu viel eingedickter Teriyaki-Tunke und mayonnaisiger Sesamsauce verziert wurde. Zu viel Sauce verdirbt das Sushi!
Avocado und Lachs starben den vorhersehbaren Saucen-Tod. Der leicht angeflämmte Thunfisch wehrte sich noch nach Meereskräften, ehe die Herren Gari und Wasabi mit Säure und Schärfe konterten und die von fluffig-körnigem Klebereis ummantelten „Schätze“ im Soja-See fachmännisch versenkt wurden. Burning Sakana Roll
Trotz des Beinahe-Saucen-Overkills war das kein Rohfisch-Reinfall. Mit mehr Hunger im Gepäck hätte ich mir sicherlich noch ein paar zusätzliche „California Rolls“ gegönnt. Denn wie sang Schönling Ricky Martin 1999 in seiner Latin-Dance-Pop-Hymne: „Upside inside out – livin‘ la vida loca…“ - nicht nur beim Japaner in Bremen das richtige Motto!
Wohlbeschirmt lief ich nach meiner mittelprächtigen Asia-Erfahrung im „Tokyo Streets“ den Ostertorsteinweg entlang. Mit anderen Worten: ein kleiner Spaziergang durchs Bremer Viertel mit eindeutigen kulinarischen Absichten. Einfach mal vom hanseatischen Regen treiben lassen, so lautete meine Devise an jenem Abend. Irgendwas würde sich schon noch als „einkehrenswert“ erweisen.
Ich spazierte an „Perlen & Primaten“ vorbei, hier und da blubberte mir ein Bubble-Tea-Laden freundlich entgegen. Für ein paar wärmende „Alkoholica“ in der „Heldenbar“ war es mir noch zu früh und auf... mehr lesen
4.0 stars -
"Stäbchen-Abend in Bremen - Teil 2: Sag beim Abschied leise Sushi!" marcO74Wohlbeschirmt lief ich nach meiner mittelprächtigen Asia-Erfahrung im „Tokyo Streets“ den Ostertorsteinweg entlang. Mit anderen Worten: ein kleiner Spaziergang durchs Bremer Viertel mit eindeutigen kulinarischen Absichten. Einfach mal vom hanseatischen Regen treiben lassen, so lautete meine Devise an jenem Abend. Irgendwas würde sich schon noch als „einkehrenswert“ erweisen.
Ich spazierte an „Perlen & Primaten“ vorbei, hier und da blubberte mir ein Bubble-Tea-Laden freundlich entgegen. Für ein paar wärmende „Alkoholica“ in der „Heldenbar“ war es mir noch zu früh und auf
Besucht am 03.01.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken. Das äußere Erscheinungsbild ließ zu wünschen übrig...
Leute, die mit kryptischen Parolen „ihre“ Viertel markieren, sterben wohl nie aus. Dass man sich hier „beinahe“ über den Weg gelaufen wäre, wurde mir erst nach Borgis extrem zeitnah in die Tasten gehauenem Bericht klar. Leider vereitelte eine Zeitspanne von nicht einmal 48 Stunden unsere mögliche Zusammenkunft. So wurde es für jeden von uns ein nicht ganz so spektakulärer Soloauftritt im schmalen Gastraum dieses hell beleuchteten „Straßenjapaners“, hinter dem in Wirklichkeit ein Deutscher steckt.
Die Rede ist von Inhaber Fabian Trissler, der nach seiner klassischen Koch-Ausbildung rund um den Globus unterwegs war und sich dabei besonders für die japanische Küche abseits von Sushi und Sashimi interessierte. Er hat dann rund drei Jahre gebraucht, um seine Idee einer japanischen Izakaya am Ostertorsteinweg zu verwirklichen. Seit August 2023 bringt der 33-Jährige seine Version einer japanischen Fusionsküche in Form kleinerer und größerer Häppchen unter das gerne mit den Stäbchen futternde Volk.
Auch ich fragte freundlich bei der netten Bedienung nach, auf welchem unbequemen Hocker ich denn nun Platz nehmen dürfte. Gleich rechts der Stufen des Eingangsbereichs wurde ich platziert. Von da aus hatte ich einen guten Überblick, was im Gastraum so vor sich ging. Drinnen sah es dagegen schon deutlich besser aus!
Er war bei meiner Ankunft halb gefüllt, was sich aber im Laufe einer halben Stunde schlagartig ändern sollte. Bei den wenigen zur Verfügung stehenden Plätzen war der „Sold out“ nur eine Frage der Zeit. Über mein Verschwinden freuten sich später die bereits wartenden Nachfolger. Will sagen: der Laden lief richtig gut!
Studentisches Volk, Familien mit Kindern und auch ein paar freundlich dreinschauende Menschen aus Asien kamen hier an einfachen Bistrotischen zusammen, um bei Pet-Nat, IPA und Sake die überschaubare, mit einer schwarzen Foldbackklammer zusammengehaltene Auswahl an japanischen Thekenfuttereien (neudeutsch: „Barfood“) zu verkosten. Mit kleinen Snacks im Bauch lässt sich die Tour durchs Kneipenviertel doch wesentlich angenehmer starten.
Hängeleuchten im Industrie-Design, grau gestrichene Wände, ein knarzender Vintage-Dielenboden und das von Neonlichtern geprägte Nachtleben von Tokio im Großformat prägten den trendig eingerichteten Gastraum, der bei all dem Bahnhofslicht doch auch seine lauschigen Ecken hatte. Ich wollte nur ein paar Kleinigkeiten einwerfen, da mich der zweite Teil meines Bremer Stäbchen-Abends noch mit rohem Fisch und Reis konfrontieren sollte.
Das sprengte im wahrsten Sinne des Wortes den bzw. die Ra(h)men, weshalb ich die verdammt gut aussehenden Nudelsuppen, die dem Nachbartisch mit verschiedenen Toppings serviert wurden, geflissentlich ignorierte und lieber bei den asiatischen Tapas von Seite 2 zuschlug. Ein paar knallig grüne Edamame (5 Euro) zum Reinknabbern bzw. Rauszuzeln gehen ja bekanntlich immer.
Das leicht gesalzene, asiatische Superfood hatte auch Knoblauch und Chili gesehen, was die mit der Schale gegarten Sojabohnen geschmacklich aufwertete. Kleine Bohnen mit großer Wirkung...am Gaumen ;-)
Ja, die kleinen Dinger bekamen dadurch sogar richtig „Wumms“. Am liebsten hätte ich – wie damals als Edamame-Neuling im Henssler & Henssler zu Hamburg – die Schale gleich mitgegessen. Gut, dass mich da der Steffen in seiner gewohnt zurückhaltenden Art auf den Verzehr der weichen Bohnen im Inneren hinwies…
Das dazu georderte Swabbie IPA (0,33l Flasche für 4 Euro) von der Freien Brau Union Bremen hielt mit exotisch-bitteren Noten bernsteinfarben dagegen. Craftbeer im Bremer Viertel...passt!
Salzig, scharf, süß und bitter – welch nettes kleines Geschmacksgewitter gleich zu Beginn.
Zwei weitere „Kleingerichte“ folgten wenig später. Bei Gevatter Karaage (6 Euro) – wie der Japaner die knusprig frittierten Hühnchenbrocken nennt – war ich auf die Wasabi-Mayo gespannt, die dann aber leider doch keine war, sondern sich als wenig spannende Zitronen-Miso-Mayo entpuppte. Ohne Wasabi-Mayo leider nur die Hälfte wert...
Die in Soja und Sake marinierten Stücke vom Huhn waren schön saftig, ihr Backteig aus Kartoffelmehl hätte dagegen ruhig etwas knuspriger ausfallen dürfen. Kleiner Tipp aus 15 Semestern angewandter Gastro-Japanologie: Doppelt frittiert hält meist besser! Das Frittierhuhn sah knuspriger aus als es in Wirklichkeit war
Und doch spielten sie in einer gänzlich anderen Lecker-Liga als die handelsüblichen Chickennuggets aus dem Gasthaus zur goldenen Möwe. Und dann war da ja auch noch der kalte Schweinebauch namens „Chashu“ (6 Euro). Als Ramen-Topping sehr gerne verwendet, machte er auch ohne das Bad in der Nudelsuppe eine gute Figur. Zur leicht süßlichen Marinade, mit der die sanft gegarten Bauchscheiben übergossen waren, gesellten sich noch dünn geschnittene Lauchzwiebeln, die der Schweinerei gut zu Gericht stand. Ein kalter Bauch geht manchmal auch...
Mehr Mut zur Schärfe bzw. Würze wäre aber durchaus angebracht gewesen. In der Summe war mir der Schmorbauch dann doch zu brav, da konnte es die gut abgeschmeckte Soja-Sake-Marinade dann auch nicht mehr richten. Wahrscheinlich gehört hier tatsächlich die Ramen zur ersten Bestellerpflicht, während die kleinen Asia-Häppchen eher als kulinarischer Beifang fungieren.
Egal, der Service agierte freundlich und aufmerksam. Die Toilette war zwar relativ klein, aber sehr sauber. Auch das Bremer Craftbeer taugte mir zusammen mit den verzehrten Kleinigkeiten überraschend gut. Und lange warten musste ich auf mein Essen auch nicht. Das war auch gut so, denn das Ostertor-Viertel hatte an diesem Abend noch etwas mit mir vor…Fortsetzung folgt.
Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken.
Leute, die mit... mehr lesen
Tokyo Streets
Tokyo Streets€-€€€Restaurant042130322566Ostertorsteinweg 20, 28203 Bremen
4.0 stars -
"Stäbchen-Abend in Bremen - Teil 1: Vater Karaage und seine kulinarischen Kinder" marcO74Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Ein hungriger Pfälzer schlendert an einem regnerischen Mittwochabend Anfang Januar durchs Bremer „Viertel“, dem etwas schmuddelig wirkenden, nur einen Katzensprung von der Innenstadt entfernten Szenequartier, in dem immer mächtig was los ist, und kehrt exakt zwei Tage vor dem Eintreffen des großen Bremer Stadtrezensenten – waren es nicht insgesamt vier?? – in dieser von außen recht unscheinbaren, japanischen Imbiss-Bar ein…
Vom hässlichen Graffiti-Gekrakel an der Hauswand ließ ich mich nicht abschrecken.
Leute, die mit
Geschrieben am 27.05.2024 2024-05-27| Aktualisiert am
27.05.2024
Besucht am 01.01.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 50 EUR
Am Neujahrstag „knackten“ wir so ganz nebenbei den Bremer Pizza- und Pasta-Tresor. Dieser befindet sich im komplett verglasten Parterre des seit November 2020 genutzten Verwaltungsgebäudes der Sparkasse Bremen.
Nach erfolgreich absolvierter Entdeckungstour durch die Welt der Wissenschaft im benachbarten Universum, einem lohnenswerten Mitmach-Museum, das nicht nur unserem Töchterchen verdammt gut gefiel, machten wir auf dem Rückweg Station in der mittlerweile dritten Filiale der Bremer „Bellini-Kette“.
Seit Oktober letzten Jahres betreibt der Gastronom Benni Selimaj, der als 19-Jähriger vor dem Kosovo-Krieg floh, das neue Bellini im Tresor. Seine gleichnamigen Lokale im Viertel und an der Schlachte laufen anscheinend so gut, dass er dieses erfolgreiche Konzept auf den Campus der Uni Bremen ausweiten konnte. Denn dort befindet sich das nachhaltig gebaute Sparkassengebäude, dessen moderne, schlicht gehaltene Fassadenkonstruktion mit viel Glas und Aluminium aufwartet.
Hoffentlich ist ihm eine längere Zeit beschert als dem zuvor im Erdgeschoss der Bremer Sparkassenzentrale ansässigen Restaurant „Tresor“, das nach rund zwei Jahren bereits die Segel streichen musste. Vielleicht kennt ja der Bremer Wirtschaftsweise aus dem Stadtteil Borgfeld die Hintergründe. Am stylish-schicken Ambiente der gut 80 Sitzplätze fassenden Location kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Sicher auch nicht an der guten ÖPNV-Anbindung – die Straßenbahnlinie 6 hält nämlich direkt vor der Haustür.
Wir waren an diesem Abend jedoch mit dem Auto unterwegs. Den Stopp bei der nudelservierenden Zunft hatten wir mal wieder unserer Kleinen zu verdanken. Ihre kulinarischen Vorlieben lassen sich seit geraumer Zeit als „weitestgehend pastaorientiert“ bezeichnen. Ein kurzer Anruf im Bellini, das nur ein paar Meter weiter stadteinwärts liegt, sicherte uns schließlich einen freien Tisch.
Die Atmosphäre im stimmungsvoll beleuchteten, mit sehr bequemen Polsterstühlen ausgestatteten Hauptgastraum verströmt großstädtisches Flair – ja auch Bremen kann Großstadt! Schicker Laden!
Viel helles Holz im Inneren und noch mehr Glas drum herum dominieren das trendig eingerichtete Restaurant, das nicht nur von außen einen sehr gediegenen Eindruck macht. Der Leuchtbaum zu Bremen wies uns den Weg...
Würden die einfachen, ohne Leinenüberzug auskommenden Bistrotische nicht so dicht gedrängt beieinanderstehen, wäre das Bellini im Tresor sicherlich auch eine empfehlenswerte Adresse für einen romantischen Abend mit der Kommilitonin des Vertrauens. Früher konnte man noch in die Küche blicken...
So aber ging es im gut besuchten Dritt-Restaurant von Herrn Selimaj doch sehr trubelig zu. Was für uns nicht tragisch war, denn da fiel unser kleines „Quecksilber“ am Tisch gar nicht weiter auf.
Dem freundlichen, aber überfordert wirkenden Servicekräften wären wir gerne etwas mehr aufgefallen, denn es dauerte doch eine ganze Weile bis wir endlich das Speisenprogramm in Händen halten durften. Auch das Bestellen der Speisen und Getränke zog sich in die Länge.
Beim Bestellvorgang entschuldigte sich dann einer der Bedientruppe im Vorfeld für den alles andere als reibungslosen Ablauf an diesem Abend. Scheinbar hatten einige der Angestellten noch mit den Auswirkungen bzw. dem wenigen Schlaf der langen Silvesternacht zu kämpfen.
Nun, das Essen kam dann aber doch schneller als erwartet. Nur auf die Rechnung mussten wir später ewig warten. Das war insgesamt kein Service-Supergau, hatte aber latent manowarische Züge. Mehr als 3 Sternchen für die schleppende Serviermentalität kann und will ich in Anbetracht der hier abgerufenen Preise dann auch nicht vergeben.
Beim Speisenangebot wiegt man sich überraschungsarm in italienischer Sicherheitskulinarik. Antipasti, Pizza und Pasta as usual. Beim Fleisch- und Fischsortiment ragen die Involtini alla Genovese sowie das Doradenfilet mit Gamberoni auf mediterranem Gemüse um eine Kapernspitze aus dem recht hausbacken wirkenden Repertoire der üblichen kulinarischen Verdachtsfälle hervor. Die Empfehlungen vom zusätzlich gereichten Klemmbrett klangen da schon etwas verlockender, was meine Frau zu einer Pizza mit Parmaschinken, Rucola und Burrata (15,50 Euro) greifen ließ.
Mir war an diesem Abend auch nach Pizza zumute. Die „Diavolo“ (13 Euro) von der Standardofferte sollte die „Gaumenfeuer von Tresor“ entfachen. Unsere Kleine freute sich auf die obligatorischen Penne Al Pomodoro in der Kinderportion (8,50 Euro). Die große Flasche San Pellegrino (6,50 Euro) ist hier auch nicht teurer als anderswo. Was auch für die kleine Apfelsaftschorle (0,3l für 2,90 Euro) galt. Um die erregten Geschmackspapillen ein wenig zu beruhigen, orderte ich noch ein kleines Kräusen (0,33l für 3,80 Euro) aus dem Hause Haake Beck.
Schade, dass es die Küche nicht schaffte, ein paar Nudeln mit Tomatensoße zeitnah vorweg zu schicken. Das hätte sicherlich für Entspannung am Tisch gesorgt. Aber was bei unserem Stammitaliener in Kandel ganz selbstverständlich funktioniert, kann man beim Auswärtsspiel nicht unbedingt erwarten. Na wenigstens schmeckte die mit viel fruchtiger Soße vermengte Pasta unserem Töchterchen. Da hatte sich das Warten dann doch gelohnt. Penne Al Pomodoro als "Kinderportion"
Mein Hefeteigerzeugnis war tatsächlich von der scharfen Truppe. Die Chili-Rädchen hätte man vielleicht ein wenig feiner schneiden können. Das hätte auch optisch mehr hergemacht. Teufelspizza mit roten Scharfmachern
Salami und Schinken waren ausreichend vertreten und sorgten für deftige Momente. Die frischen Champignons wirkten dagegen etwas vertrocknet und lieferten so gut wie keine Gaumeninformationen. Der Boden des Rundlings kam unerwartet luftig daher. Auch an der Tomaten-Käse-Grundierung gab es wenig zu beanstanden. Da stimmte sowohl die Menge als auch die Würze.
Noch zufriedener zeigte sich dagegen meine Gattin. Jede Menge nach dem Backvorgang darauf verteiltes Rucola-Gestrüpp und auch etliche Scheiben Parmaschinken bedeckten großflächig das mit Tomatensauce und Käse benetzte Rund. Die innen cremige Burrata-Kugel thronte wie ein zu groß geratenes Ei aus Frischkäse im Zentrum des gut belegten Geschehens. Ach du dickes Ei!
Seine Milde konterte die Salzwürze des Parmaschinkens auf sahnige Art und Weise. Da war die Frau Gemahlin doch rundum „amused“.
Da es auch unserem Töchterlein hier mundete – die Penne in Tomatensoße konnten durchaus was – und das Universum beim nächsten Brementrip sicherlich wieder auf unserer Agenda steht, ist ein Folgebesuch trotz der mittelmäßigen Serviceleistung nicht ausgeschlossen.
Im Sommer würde ich wahrscheinlich den nahegelegenen „Platzhirsch“ am Kuhgrabenweg vorziehen. Die Aussicht auf deftige Hausmannskost in Kombination mit einer Partie Minigolf gegen den Bernhard Langer aus Borgfeld wäre doch sehr verlockend. Glas und Glamour kann man in der rund 120 km nordöstlich von Bremen gelegenen Hansestadt an der Elbe eh deutlich besser…Fortsetzung folgt!
Am Neujahrstag „knackten“ wir so ganz nebenbei den Bremer Pizza- und Pasta-Tresor. Dieser befindet sich im komplett verglasten Parterre des seit November 2020 genutzten Verwaltungsgebäudes der Sparkasse Bremen.
Nach erfolgreich absolvierter Entdeckungstour durch die Welt der Wissenschaft im benachbarten Universum, einem lohnenswerten Mitmach-Museum, das nicht nur unserem Töchterchen verdammt gut gefiel, machten wir auf dem Rückweg Station in der mittlerweile dritten Filiale der Bremer „Bellini-Kette“.
Seit Oktober letzten Jahres betreibt der Gastronom Benni Selimaj, der als 19-Jähriger vor dem Kosovo-Krieg floh,... mehr lesen
Bellini im Tresor
Bellini im Tresor€-€€€Restaurant, Bar, Cafe0421 83066280Universitätsallee 14, 28359 Bremen
3.5 stars -
"Solide Italo-Kost im schicken Glas-Parterre des Bremer Pizza- und Pasta-Tresors" marcO74Am Neujahrstag „knackten“ wir so ganz nebenbei den Bremer Pizza- und Pasta-Tresor. Dieser befindet sich im komplett verglasten Parterre des seit November 2020 genutzten Verwaltungsgebäudes der Sparkasse Bremen.
Nach erfolgreich absolvierter Entdeckungstour durch die Welt der Wissenschaft im benachbarten Universum, einem lohnenswerten Mitmach-Museum, das nicht nur unserem Töchterchen verdammt gut gefiel, machten wir auf dem Rückweg Station in der mittlerweile dritten Filiale der Bremer „Bellini-Kette“.
Seit Oktober letzten Jahres betreibt der Gastronom Benni Selimaj, der als 19-Jähriger vor dem Kosovo-Krieg floh,
Besucht am 29.12.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 69 EUR
Über den Jahreswechsel verbrachten wir ein paar Tage bei den Schwiegereltern in Bremen. Ein geplantes Treffen mit meinem Borgtown-Buddy konnte leider aus präventiven Gründen nicht stattfinden. Klar is(s)t man da enttäuscht. Aber es half ja nichts, dann musste eben die pädagogische Verwandtschaft dranglauben.
Und so machten wir uns zu dritt an einem Freitagabend auf nach Walle (klar, da wohnen sie alle…), dem einstigen Hafenarbeiter-Viertel im Bremer Westen, um gemeinsam mit der Schwester meiner Frau im alten Jahr noch einmal einzukehren. Diese absolviert übrigens gerade ihr Referendariat und bewohnt dort eine WG in der Bremervörder Straße.
Ich checkte vorab die kulinarische Lage und befand das mit persischen und afghanischen Spezialitäten werbende Restaurant Almaz in der fußläufigen Vegesacker Straße für durchaus einkehrenswert. Außenansicht (von der Vegesacker)
Klar, warnte mich mein Schwiegervater im Vorfeld vor den Spelunken des Waller Westends. Aber ich war ja in Begleitung dreier Damen, da konnte also nicht viel schiefgehen.
Diese Gegend hätte mir als Student durchaus auch getaugt. Diverse Kneipen, Cafés, Imbisse und ein paar Gastros mit Länderküche verleihen der recht schmucklosen Wohngegend eine vornehmlich auf junges Publikum abzielende kulinarische Infrastruktur, die ein wenig Leben auf die Straße bringt. Wer es moderner mag, hat im nahegelegenen Stadtteil Überseestadt, einem teils sanierten, teils neu bebauten Areal direkt an der Weser, genügend Optionen.
Auf dem kurzen Fußweg von der Wohnung meiner Schwägerin zum reservierten Tisch im Restaurant Almaz schlenderten wir an diversen Durchhaltedielen, Genickschussbars und Selbsthasshöhlen vorbei. Die Leuchtschrift einer solchen Kultkneipe hieß mich mit den Worten „Hart Backbord“ willkommen. Ein Konzernpils zum Vorglühen war aber zeitlich nicht mehr drin. Wie gerne hätte ich dem gin-affinen Einzeltrinker an der Theke, der mir seltsam bekannt vorkam, ein wenig Gesellschaft geleistet…
Im hell beleuchteten Gastraum des Almaz hieß man uns freundlich willkommen. Viel war nicht los an diesem Abend und wir hätten sicherlich auch ohne Reservierung einen Tisch bekommen. Der linke Gastraum im Überblick
Auf den gepolsterten Holzstühlen saß es sich ganz bequem. Die Mädels hatten es auf der behaglichen Wandbank sogar noch komfortabler.
Wir saßen ganz zufrieden zwischen Theke und Fensterfront, blickten ab und an nach draußen auf die winterliche Vegesacker, hatten wie immer viel Spaß mit der Jüngsten am Tisch und studierten bald das in Klarsichtfolien steckende Speisenprogramm aus dem nahen bzw. mittleren Osten. Besser viele frisch zubereitete Speisen als wenige...
Da gab es einiges zu entdecken. Gerne hätte ich die gemischte Vorspeisenplatte mit Bademjan (gebratene Auberginen) und Shor Nokhod (gekochte Kichererbsen mit Kartoffeln) probiert, aber es fehlte mir da an MitstreiterInnen. Bei den Mädels hielt sich der Hunger nämlich in Grenzen. Und alleine traute ich mir den persisch-afghanischen Starter-Mix dann doch nicht zu.
Meine Frau entschied sich nach langem Hin und Her für Khorescht-e Gheymeh (12,50 Euro), ein persisches Lammragout. Ihre Schwester, die seit fast fünf Jahren auch meine Schwägerin ist, blieb dagegen fleischlos und wählte die gebratenen Auberginen und Tomaten mit getrockneter Joghurtmasse und Safran-Basmatireis (12,50 Euro). Unser Töchterlein durfte da mal wieder fleißig „räubern“.
Mir sagten die gelisteten Grillspezialitäten am meisten zu, was eine Almaz Grillplatte (24 Euro) mit diversen Spießgesellen und einem Lammkotelett zur Folge hatte. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, die Herren Chopan (Lammhüftspieß), Djudje (Hähnchenspieß) und Kubideh (Lammhackspieß) auf einem Grillteller kennenzulernen. Dafür nahm ich selbst im Winter die mitgelieferte Grilltomate gerne in Kauf.
Das Bierangebot überraschte positiv. Neben dem üblichen Bremer Standardgesöff (Becks und Haake Beck) wurde das rotblonde Original aus dem Hause Duckstein angeboten. Bei dieser obergärigen, leicht karamellig schmeckenden Bierspezialität aus Hamburg bin ich so gut wie immer dabei. 5 Euronen schlugen für den halben Liter zu Buche, was absolut nicht überzogen war. Duckstone with pita!
Die Damen teilten sich eine Flasche Mineralwasser der nie versiegenden Quelle des heiligen Pellegrino (6,50 Euro). Eine kleine Maracuja-Schorle (0,2l für 3 Euro) kam für die Schwägerin noch hinzu. Dann harrten wir den persisch-afghanischen Speisen, die bald unseren Tisch bevölkern sollten.
Frisch aufgebackenes und deshalb noch leicht warmes Fladenbrot mit luftiger Krume machte dabei den auf erste Sättigung abzielenden Auftakt. Ein Körbchen voll Fladenbrot für den ersten Hunger
Wenig später gaben die farbenfrohen Hauptgerichte den Ton an. Auf einer gusseisernen Platte schmurgelte mir eine ansehnliche Lamm- und Spießgesellschaft entgegen. Orientalisch gewürzt bzw. mariniert, verströmte sie ein geradezu betörendes Aroma. Mit dem saftigen Lammkotelett in der Linken begann ich meine Grillfleischfortbildung im wilden Waller Westend. Lamm- und Spießgesellschaft
Die iranische Version des Adana-Kebabs namens Kubideh stand ihrem Pendant aus dem Süden der Türkei in nichts nach. Wobei der persische Spießgeselle deutlich „lammiger“ schmeckte, da hier kein Rinderhack verwendet wurde. Der Hähnchenspieß punktete ebenfalls mit einer so nicht unbedingt erwarteten Saftigkeit. Einzig die aufgespießten Fleischfetzen von der Lammhüfte gerieten etwas zu trocken. Geschmacklich konnte jedoch jeder der drei Kebabs überzeugen. Die Almaz Grillplatte für 1 Person
Sehr zufrieden war ich auch mit meinen Beilagen. Beilagen zur Grillplatte
Der körnig-lockere Kabuli Palau, eine Art afghanischer Pilaw-Reis, der mit karamellisierten Karotten, Rosinen, Mandeln und Pistazien garniert war, wurde um einen ordentlichen Safran-Basmati-Reishügel erweitert. Dazu gesellte sich eine mit Pfefferminz und Knoblauch verfeinerte Joghurtsauce, die sich zwischen Reisbeilage und Grillfleisch ziemlich wohlfühlte und in einer separaten Schale geliefert wurde. Kabuli Palau mit Safran-Basmati-Reis
Ein wenig Rohkost und ein kleines Häufchen Salat komplettierten das abwechslungsreiche „Angrillen“ in der Vegesacker Straße Ende Dezember. Des Grilltellers frische Momente
Selbst die – wie erwartet – aromenarme Grilltomate tat da nicht weiter weh. Bis auf den Grillspieß von der Lammhüfte war das ein gelungener Ausflug in die bisher viel zu selten aufgesuchte Küche zwischen Aras und Hindukusch.
Der gleichen Meinung waren auch meine beiden Begleiterinnen. Das in einer Keramikschale servierte Lammragout meiner Gattin entpuppte sich als süffige Aromenbombe. Neben den mürbe geschmorten Fleischstücken (weit weg vom alten Hammel!) waren es vor allem die beim Einköcheln der Tomatensauce verwendeten Gewürze, die darin schwimmenden, gelben Erbsen und die getrockneten, persischen Limetten, die dem iranischen Lammeintopf eine angenehme Orientalik verliehen. Khorescht-e Gheymeh (persisches Lammragout)
Die gegrillte und danach bis zur Unkenntlichkeit zerhackte Aubergine kam mit etwas zu viel Öl aus der Pfanne bzw. auf den Teller. Dem anständig knoblierten Veggie-Teller fehlte es jedoch nicht an Geschmack, wie mir die gegenübersitzende Fleischverzichterin berichtete. Über das großzügig darüber verteilte Joghurt-Saucen-Graffiti mögen die Teller-Ästheten dieses Portals richten. Gebratene Auberginen und Tomaten mit Joghurt-Graffiti
Irgendwie hatte ich nach meiner mit Bravour verputzten Grillplatte noch Lust auf einen süßen Abschluss. Aus dem kleinen Dessertangebot wählte ich mutig das Faloodeh (6 Euro), ein halbgefrorenes Sorbet aus Rosenwasser und dünnen Reisnudeln, das mit Mandeln und Pistazien aufgeknuspert wurde. Mein erstes Faloodeh
Mit Limettensaft und persischem Kirschsirup, die beide separat in zwei kleinen Schälchen mitgeliefert wurden, konnte diese traditionelle, leider etwas parfümiert wirkende, persische Süßspeise noch nachgesäuert bzw. -gesüßt werden. Kann man ruhig anstelle hinlänglich bekannter „Desserteure“ wie Schokomousse, Crème Brulée und Tiramisu mal ausprobieren. Nach ein paar Löffeln hatte ich mich an das exotische Aroma der Rosenwasser-Granita gewöhnt und fand es sogar ganz interessant, mal wieder abseits ausgetretener Gaumenpfade zu wandeln.
Und so wurde die letzte Einkehr des Jahres zu einer erfreulichen, kulinarischen Entdeckungstour in persisch-afghanische Gefilde. Die gut gelaunten jungen Männer vom Service machten ihre Sache wirklich gut. Wir wurden freundlich umwirtet und auf Besonderheiten bei den Gerichten aufmerksam gemacht. Klar, kann man gemütlicher sitzen, aber die (zu) hellen Lichtverhältnisse sorgten immerhin für ganz passable Essensbilder.
Auf dem Weg zurück zum Auto kamen wir wieder an einigen urigen Waller Kneipen vorbei. Sie schienen ihren Insassen ein willkommenes Nachtasyl anzubieten. Wäre ich mit meinem Freund aus dem Borgischen hier gestrandet, hätten wir garantiert aus der Not eine Tugend gemacht und uns nonchalant unter die beinharten Kampftrinker gemischt…Fortsetzung folgt!
Über den Jahreswechsel verbrachten wir ein paar Tage bei den Schwiegereltern in Bremen. Ein geplantes Treffen mit meinem Borgtown-Buddy konnte leider aus präventiven Gründen nicht stattfinden. Klar is(s)t man da enttäuscht. Aber es half ja nichts, dann musste eben die pädagogische Verwandtschaft dranglauben.
Und so machten wir uns zu dritt an einem Freitagabend auf nach Walle (klar, da wohnen sie alle…), dem einstigen Hafenarbeiter-Viertel im Bremer Westen, um gemeinsam mit der Schwester meiner Frau im alten Jahr noch einmal einzukehren. Diese... mehr lesen
Almaz
Almaz€-€€€Restaurant0421 87827186Vegesacker Straße 18, 28217 Bremen
4.0 stars -
"Sympathische Lamm- und Spießgesellschaft im Waller Westend" marcO74Über den Jahreswechsel verbrachten wir ein paar Tage bei den Schwiegereltern in Bremen. Ein geplantes Treffen mit meinem Borgtown-Buddy konnte leider aus präventiven Gründen nicht stattfinden. Klar is(s)t man da enttäuscht. Aber es half ja nichts, dann musste eben die pädagogische Verwandtschaft dranglauben.
Und so machten wir uns zu dritt an einem Freitagabend auf nach Walle (klar, da wohnen sie alle…), dem einstigen Hafenarbeiter-Viertel im Bremer Westen, um gemeinsam mit der Schwester meiner Frau im alten Jahr noch einmal einzukehren. Diese
Besucht am 09.12.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 46 EUR
Es ist ein kalter Dezemberabend und ich sitze zusammen mit meiner Familie bei Marco Stefanizzi in Impflingen, einem kleinen Ort südlich von Landau, dessen Namen zu Corona-Zeiten auch gerne mal viral ging, und erfreue mich an meiner Lieblingspizza, die nach Heimkommen schmeckt und deshalb völlig zu Recht den Namen „Mamma mia“ trägt. "Mamma mia" aus der Totalen
Früher mussten wir einen Ort weiter gen Westen fahren, um in den Genuss der deftig belegten, dünnen Hefeteigfladen aus dem Hause Stefanizzi zu kommen. Da residierte der gute Marco noch in Landau-Mörzheim, im urgemütlichen, von Sandsteinwänden eingerahmten Viehstallambiente des ehemaligen „Weinkontors“.
Der Schreck saß tief, als mir Freunde aus der Gastro erzählten, dass der Eigentümer das urige Anwesen verkaufen wollte und damit das Ende unseres kleinen Pizzaparadieses an der Mörzheimer Hauptstraße vorprogrammiert war. Ich war gespannt, wohin es den stets gut gelaunten Maestro verschlagen würde.
Erleichterung machte sich jedoch breit, als ich erfuhr, dass er im September des vergangenen Jahres in die Räumlichkeiten der lange Zeit leerstehenden, ehemaligen Gaststätte „Zum Lamm“ eingezogen war. Doch es dauerte eine ganze Weile bis wir mal wieder in die Ecke kommen sollten, um die neue Wirkungsstätte des sympathischen Mannes aus Ruffano (Apulien) zu begutachten.
Seitdem war ich bestimmt schon vier- oder fünfmal dort. Genug Zeit also, um die gesammelten Erfahrungen hier mal in Wort und Bild widerzugeben. Der erste Besuch mit Frau und Kind war eine Spontanaktion. Wir machten einfach auf dem Rückweg aus Landau an der Impflinger Hauptstraße halt. Abends vor dem Tore...
Der in der Küche vor sich hin werkelnde Padrone freute sich sichtlich über die unerwarteten Stammgäste von einst, hatte jedoch alle Hände voll zu tun und verwies uns an seinen Servicechef, der uns an einen Tisch im sich bald füllenden Gastraum führte.
Das Ambiente in Impflingens neuer Pizzeria erinnert vom Interieur her eher an eine in den 80er-Jahren steckengebliebene Weinstube. Drinnen mehr Pfälzer Weinstube als Pizzeria
Knorrige, von tragenden Säulen gestützte Holzbalken durchziehen die Decke, antiquarische Lampen aus der Zeit, wo das Schnitzel noch unter 10 Mark zu haben war, altbackenes, aber gut gepolstertes Holzmobiliar (inkl. Wandbänke) der rustikalen Sorte und natürlich der typische Terracottafliesenboden von anno dazumal drehten die Zeit um ein paar Dekaden zurück. Der Gastraum versprühte durchaus anachronistischen Charme
Die gerahmten Fotos aus der Mörzheimer Zeit hingen etwas verloren an den weißgestrichenen Wänden. Aber Terrence, Bud, Don Camillo & Co. gehören als ständige Begleiter hier einfach dazu. Genau wie die dünn gemischte Apfelschorle (0,2l für 2,40 Euro) zur Nudelportion unserer Kleinen. Mich dürstete es nach dem beliebten, herb-süßen Mischgetränk aus Bier und Zitronenlimonade (0,5l für 4,50 Euro), während meine Gattin auf Mineralwasser (0,4l für 3 Euro) machte.
Die angenehmen Getränkepreise haben sich übrigens seit unserem Besuch im Dezember nicht geändert, wie ich erst kürzlich feststellen konnte. So etwas verdient in den heutigen, von Inflation und Teuerung geprägten Zeiten schon mal eine besondere Erwähnung.
Während meine Frau und ich mal wieder unser Heil in deftigen Rundbackwaren suchten, fehlten unserem Töchterlein nur ein paar Nudeln mit Bolo zum großen Saucenglück. Nudeln mit Bolo für das Töchterchen
Zum Teufel mit dieser Pizza! Meine bessere Hälfte verfiel wie früher der gut geschärften „Diavolo“ (12,50 Euro, kleine Version mit 30 cm Durchmesser), während mich das kulinarische Heimweh zur lange vermissten „Mamma mia“ trieb (14 Euro, Standardgröße mit 33 cm Durchmesser).
Als ich Ende Januar ausnahmsweise mal alleine bei Marco Stefanizzi aufschlug, ließ ich mich vorweg zu ganz formidablen Cannelloni-Al Forno (16,50 Euro) überreden, was zur Folge hatte, dass ich die Hälfte meiner bald folgenden „Mamma Mia“ einpacken lassen musste. Man hat halt leider nur einen Magen…
Zurück zu den wagenradgroßen Prachtfladen, die allein schon eine mehrmalige Einkehr im Monat rechtfertigen würden, denn gute Pizza ist – und das weiß man auch in Rheine – bekanntlich ein Menschenrecht. Ihr dünner, knuspriger Boden, der von einer aromatischen Tomatenbasis und keinem Gramm Käse zu viel geadelt wird, (er)trägt allerhand Deftiges.
Bei der „Diavolo“ darf sich eine schmackige Hackfleischsoße mit ein paar Scheiben vom hart gekochten Ei, eingelegtem Paprika, Knoblauch und scharfen Peperoni auseinandersetzen, was einem in der Summe ein äußerst saftig-pikantes Gaumenerlebnis bereitet. An ihr hätte auch der „scharfe Andi von GG“ die reinste Freude. Die Teufelspizza
Bei der „Mamma mia“ ist es das zentral platzierte Spiegelei, das beim Anschnitt die würzige „Belagschaft“ aus Kochschinken, Salami, Champignons und Peperoni mit seinem noch flüssigen Eigelb umschmeichelt und sie zu einer durch und durch schmackhaften Angelegenheit werden lässt. Deftige Prachtscheibe vom Feinsten
Keine Frage, hier ist ein wahrer Teigfladen-Tausendsassa am Werk, der ganz genau weiß, wie man so ein Hefeteigerzeugnis belegt und im perfekten Backgrad – herrlich duftend – aus dem Ofen holt. Genau so will ich sie!!!
Freunde aufgeblähter, knautschiger Napoli-Scheiben werden dem Knusperrand vielleicht weniger abgewinnen können. Mir ist er jedoch lieber, da er – abgesehen von der willkommenen texturellen Abwechslung – meine Chancen auf einen vollständigen Verzehr der Deftscheibe steigen lässt. Knusprige Randerscheinungen wie diese erweisen sich ja meistens als echte Kracher…
Dass man hier auch tadellose Pastagerichte aufgetischt bekommt, geht bei aller Pizza-Euphorie gelegentlich unter. Kleine Portion Nudeln für kleine Mädchen
Das ist schade, denn gerade mit den überbackenen Nudeln aus dem Ofen – beim nächsten Besuch muss es dringend mal wieder die Combinazione sein! – macht man bei Maestro Stefanizzi nicht das Geringste falsch. Die in sehr gut abgeschmeckter Bechamel- und Hackfleischsauce schwimmenden, gefüllten Röhrennudeln lieferten dafür den besten Beweis. Cannelloni, Luca Toni,....numero uno!
Wo viel Lob ist, darf auch ein klein wenig Kritik nicht fehlen. Gut, der in einem Pfälzer Schoppenglas ausgeschenkte Radler beim letzten Besuch, ging auf die Kappe der sehr freundlichen, aber etwas unbeholfen wirkenden Servicekraft (wahrscheinlich Aushilfe!). Kann ja mal passieren.
Das äußere Erscheinungsbild des kleinen grünen Salats (Insalata Verde, 4,50 Euro), den sich meine Frau bei einem Besuch im Januar vorweg gönnte, würde ich jedoch als maximal lieblos bezeichnen. Der kleine grüne Salat schmeckte besser als er aussah
Dazu noch auf einem weißen Porzellanteller…das muss nicht sein.
Aber egal, das neue, nach seinem Inhaber benannte Impflinger Pizzaparadies möchte ich nicht an seinen kleinen Unzulänglichkeiten messen. Machen doch gerade sie den Laden so sympathisch. Als ich das letzte Mal vor ein paar Wochen zusammen mit meiner Kleinen dort nach dem Hallenbadbesuch einkehrte, fehlte eigentlich nur noch die Luca-Toni-Hymne von Matze Knop aus dem Jahr 2009, um unser Pizza-Pasta-Erlebnis perfekt zu machen…
Ihr erinnert euch doch sicher noch an dessen legendäre Zeilen: „Cannelloni, Luca Toni, Peperoni - Luca sei per me - NUMERO UNO!“ Ach, waren das noch schöne Zeiten. Und vor allem erfolgreichere…
Es ist ein kalter Dezemberabend und ich sitze zusammen mit meiner Familie bei Marco Stefanizzi in Impflingen, einem kleinen Ort südlich von Landau, dessen Namen zu Corona-Zeiten auch gerne mal viral ging, und erfreue mich an meiner Lieblingspizza, die nach Heimkommen schmeckt und deshalb völlig zu Recht den Namen „Mamma mia“ trägt.
Früher mussten wir einen Ort weiter gen Westen fahren, um in den Genuss der deftig belegten, dünnen Hefeteigfladen aus dem Hause Stefanizzi zu kommen. Da residierte der gute... mehr lesen
Pizzeria Paradiso da Marco
Pizzeria Paradiso da Marco€-€€€Restaurant06341 9692603Hauptstraße 16, 76831 Impflingen
4.0 stars -
"Auch in der neuen Wirkungsstätte herrschen paradiesische Pizza-Zustände" marcO74Es ist ein kalter Dezemberabend und ich sitze zusammen mit meiner Familie bei Marco Stefanizzi in Impflingen, einem kleinen Ort südlich von Landau, dessen Namen zu Corona-Zeiten auch gerne mal viral ging, und erfreue mich an meiner Lieblingspizza, die nach Heimkommen schmeckt und deshalb völlig zu Recht den Namen „Mamma mia“ trägt.
Früher mussten wir einen Ort weiter gen Westen fahren, um in den Genuss der deftig belegten, dünnen Hefeteigfladen aus dem Hause Stefanizzi zu kommen. Da residierte der gute
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Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und Schüler an ihren neuen Wirkungsstätten aufzusuchen bzw. zu erleben.
Es geschah an einem Freitag, an dem ich mein Tagesticket für den ÖPNV so richtig ausnutzte und mit der Straßenbahn (bzw. zu Fuß) die nahegelegene Fächerstadt unsicher machte. Mein Programm war straff, beinhaltete jedoch ein kleines Zeitfenster für ein Mittagessen. Nach dem Termin bei einem stadtbekannten Autohaus in der Gottesauer Straße, scannte ich die kulinarische Lage in der näheren Umgebung.
Gegen ein süffiges Helles im Vogelbräu sprachen meine Besuchstermine am Nachmittag, die ich selbstverständlich nicht in Bierlaune erledigen wollte. Auf Döner, Pizza & Co. hatte ich auch keine große Lust. „Die Zwiebel“, eine gemütliche Gastrokneipe um die Ecke, öffnete erst gegen Abend und das ebenfalls nicht weit entfernte Thai-Restaurant „Chiang Mai“ zog im direkten Google-Vergleich mit dem direkt an der Ecke Gottesauer-/Ostendstraße ansässigen Viet Aroma um drei Zehntel den Kürzeren.
Von außen eher unscheinbar...
Warum nicht mal wieder zum Vietnamesen? So mein Gedanke als ich die paar Stufen zur Eingangstür nahm und mich sogleich in dem rustikal eingerichteten Gastraum des Lokals befand. Es war angenehm ruhig in dem stimmig beleuchteten Eckrestaurant. Genau das richtige Ambiente, um für eine knappe Stunde bei erwartbarer Asiakost ein wenig zu entspannen.
Eine junge Dame asiatischer Herkunft nahm mich freundlich in Empfang und hieß mich auf einer der unbequemen Holzbänke Platz zu nehmen. Auf Sitzkomfort schien man hier keinen besonderen Wert zu legen.
Viel Holz, wenig Sitzkomfort
Nun denn, ich hatte ja auch nicht vor, allzu lange zu verweilen. Dennoch hatte ich genügend Zeit, um mir die Szenerie dieses mit moderner vietnamesischer Küche werbenden Restaurants etwas genauer anzuschauen.
Erster Blickfang war die von Lampions erleuchtete Theke zu meiner Linken. Darauf befanden sich flaschenweise Alkoholika, die für die in der Getränkekarte gelisteten Longdrinks gebraucht wurden.
Blick zur alkoholbeladenen Theke
Das vielfältige Angebot an Hochprozentigem überraschte mich schon. Die von dunkel gestrichenen, groben Holzbalken durchzogene Decke kontrastierte farblich mit den beigefarbenen Wänden.
Das kantige Holzmobiliar passte zum nüchternen Ambiente des Gastraumes, dessen Schlichtheit anscheinend zum Konzept gehörte. Dankenswerter Weise wurde auf überflüssige Deko und Folklore weitgehend verzichtet und dennoch holte mich dieses karge Setting nicht so recht ab. Da ist mir eine bequeme Sitzgelegenheit dann doch lieber als die gelebte, vietnamesische Gastrofunktionalität.
Das zeitnah überbrachte Speisen- und Getränkeangebot steckte auf einem Klemmbrett. Drei Mittagsgerichte wurden zusätzlich zum banalen Pho-Bun-Bowl-Programm – kennste einen, kennste alle! – offeriert. Das mitgelieferte Körbchen mit den staubtrockenen Krabbenchips blieb wie immer unangetastet. Die dünnen, südostasiatischen Styropor-Cracker waren noch nie mein Ding.
Styropor-Chips zum Klemmbrett
Ich war in regelrechter Vorspeisenlaune und orderte mit den Gyoza-Teigtaschen (5,50 Euro) und den hausgemachten Nem-Frühlingsrollen (5,50 Euro) gleich zwei Vorabgerichte aus der Fritteuse. Diesen sollte das Chicken Curry (11,90 Euro) von der Mittagskarte folgen. Ein frisch aufgegossener Ingwer-Tee (3,80 Euro) mit Limette, Kumquat, Minze und Zimt wurde dem Ganzen wärmend vorausgeschickt. Vor dem fettigen Fingerfood konnte ein flüssiger Gesundstart nicht schaden.
Die fünf frittierten, mit Hühnerfleisch und Gemüse gefüllten Gyoza wurden zeitgleich mit den drei Nem serviert.
Zwei Vorspeisen aus dem Fettbad
Bei Letzteren hatte ich mich für die mit Schweinefleisch zubereitete Variante entschieden. Beide Starter wurden mit der gleichen süß-sauren Dipsauce geliefert. Und auch wurden sie beide mit dem „Teriyaki-Segen“ aus der Quetschflasche bedacht.
Knusprige Nem mit Teriyaki-Verzierung
Im Inneren der kross frittierten Reispapierrollen tummelten sich neben dem kleingehäckselten Fleischanteil noch Glasnudeln, Morcheln, Mu-Err-Pilze und Karotten.
Die Nem im Detail
Die knusprigen Nem bescherten mir einen durchaus schmackhaften Einstieg ins Mittagessen. Ihr Fettgehalt verstärkte diesen Eindruck nicht unerheblich. Die dazu gereichte, süße Chilisauce hätte ruhig noch etwas schärfer ausfallen dürfen. Diese begegnete meinem Gaumen mit zu viel asiatischer Zurückhaltung.
Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie man frittierte Teigtaschen ohne Verbrennungen am Gaumen verputzt bekommt. Vielleicht sollte ich sie beim nächsten Mal vor dem Verzehr mit dem Messer halbieren und auskühlen lassen.
Ach diese Dumplings....
Die heiße Gyoza-Füllung sorgte nämlich einmal mehr für bleibenden Eindruck im Mundraum. Dennoch gehören diese kleinen Asia-Mauldäschle sowohl im gedämpften als auch im frittierten Zustand zu meinen absoluten Favoriten in Sachen Stäbchenkost.
Frittierte Gyoza mit Huhn-Gemüse-Füllung
Gut vorgesättigt ging es dann ans „Eingewokte“. Das in der Mittagskarte als mariniert ausgewiesene Hühnerfleisch entpuppte sich als vortranchiertes „Panierstück“.
Chicken Curry von der Mittagskarte
Nach den beiden Grüßen aus der Fritteuse tat ich mir mit dem ebenfalls in Fett gebratenen Huhn etwas schwer. Das war mir dann doch des Knusprigen zu viel an diesem Freitagmittag. Die Kokos-Curry-Sauce war gut abgeschmeckt, hätte aber durchaus etwas mehr „Wumms“ vertragen.
Warum man bei süffigen Currygerichten den Salat mit auf den Teller geben muss, wird wohl das Geheimnis der Südostasiaten bleiben.
Salat in Currysauce...muss das sein?
Ich mag dieses „Gemansche“ nicht. Die angemachten Salatblätter und die stückig geschnittenen Tomaten vertrugen sich nicht wirklich mit der heißen Currysauce. Das darin badende Gemüse (Zucchini, Karotte, Brokkoli und Co.) ging soweit in Ordnung. Nur etwas knackiger hätte der vegetabile Anteil meines Chicken Currys ausfallen dürfen.
Unter einem Chicken Curry stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor....
Aber da war ja noch das obligatorische Stroh vom Daikon-Rettich, der ein wenig Frische auf den Teller brachte. Was die großzügig über mein Hühnerschnitzel gequetschte Teriyaki-Sauce sollte, entzog sich dann wiederum meiner kulinarischen Kenntnis. Einen geschmacklichen Mehrwert stellte die süße Pampe jedenfalls nicht dar. Der zu einem Kegel geformte, gar nicht mal so pappige Duftreis stellte sich ohne nennenswerte Gaumeninformation in den Dienst der Sättigung, die infolge meiner reichen Vorspeisung dann auch ziemlich schnell erreicht war.
Gut gesättigt und halbzufrieden verließ ich den currykochenden Teigtaschen-Vietnamesen und nutzte die Länge der Durlacher Allee zum Verdauungsspaziergang. Wer sich an den üblichen Verdächtigen panasiatischer Vietnamkost erfreut und Soßen aus der Quetschflasche nicht scheut, kann hier bedenkenlos einkehren. Nur sollte man sich bei länger geplanter Verweildauer ein Sitzkissen von daheim mitbringen, um seinen Allerwertesten zu schonen.
Dass ich mich ein paar Stunden später zusammen mit einem Kollegen in der Karlsruher Südstadt an scharfer Thaiküche erfreuen durfte, ging als panasiatische Gerechtigkeit vor dem Kinobesuch durch. Und auch von diesen verschärften Bedingungen in Sachen Asiakost werde ich selbstverständlich berichten.