"Im „AMICI“ findet man zwar keine Abwechslung zur bekannten Italo-Gastronomie, die Qualität von Speisen und die Atmosphäre sind aber einem Ristorante definitiv würdig."
Geschrieben am 01.11.2024 2024-11-01 | Aktualisiert am 06.11.2024
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So kam mir die Nachricht über die Neueröffnung des "AMICI" in der bekannten Beckergrube im Juli 2023 gerade Recht. Als Verbindungs-Achse von der größten Veranstaltungshalle der Hansestadt (Musik- und Kongresshalle, kurz MuK) in dessen Innenstadt sowie auch durch das große Theaterhaus kann auch diese Straße definitiv als weitere Touristen- und Besuchermeile Lübecks bezeichnet werden. Auch trotz der seit langer Zeit andauernden Umbauarbeiten und diversen Straßenbaustellen, die zumindest den motorisierten Verkehr stark beschränken, handelt es sich hierbei also durchaus um eine attraktive Lage.
Ob man diese nun mit einer standardmäßigen, auf weniger Frische basierenden, "Touri-Fänger-Italo-Küche" monetär ausquetschen will, oder ob sich doch auch für die Einheimischen damit eine empfehlenswerte Anlaufstelle für mediterrane Kost neu ergeben hat, wollte ich an diesem Freitag im November also einmal selber herausfinden.
Außenansicht.
In diesem Eckhaus reichten bereits in der Vorzeit verschiedene gastronomische Betriebe und Pächter den Staffelstab nach meist recht kurzen Intervallen weiter. Ob die malerische Gestaltung der hell verputzten Außenwand neu für das "AMICI" hinzugekommen ist, kann ich zwar nicht sagen, aber ein gut gewählter Eyecatcher stellt sie trotzdem dar.
Innensicht: Vorderer Gastraum mit Bar.
Der Innenbereich zeigt sich dann zweigeteilt, wobei der erste Raum am Eingang der größere ist und zudem auch eine Bar enthält. Die dunkelgrüne Wandfarbe ist trefflich mit dem etwas dunkleren Holz von Boden, Bar, sowie Tischen und Stühlen kombiniert und setzt somit eine warme, angenehme Grundstimmung. Dieses anscheinend an einen Wald angelehnte Ambiente erhält durch die dem Außenanstrich ähnelnde hellgelbe Decke mit floralen Bemalungen eine gute Ergänzung. Schließlich wird das Konzept mit den ebenfalls holzverkleideten Deckenleuchten und vor allem den gelben, wohl noch die Sonne darstellenden Sitzsofas an den Wänden toll abgerundet.
Zur aktuellen Jahreszeit passend wurden vereinzelte Herbstlaub- und Kürbisdeko dem Ambiente hinzugefügt.
Bei der Innengestaltung wurden sich für mein Empfinden also gute Gedanken gemacht und auch die Umsetzung ist für mich gelungen.
Innenansicht: Der hintere Gästebereich.
Zu dem kleineren, hinteren Bereich sind zunächst ein paar Stufen zu überwinden. Diese gilt es übrigens auch zu absolvieren, wenn man zu den sanitären Anlagen um Untergeschoss will bzw. muss.
Zu den ca. zwei Dutzend Sitzgruppen das großen Bereiches kommt hier noch einmal eine Handvoll hinzu. Sicher kann dieser Bereich aber auch für größere Gesellschaften in leichter Abgrenzung zum Hauptraum gesondert hergerichtet werden.
Wie auch im Hauptraum handelt es sich bei den Sitzmöglichkeiten, neben einer Eckbank, um einfache Holzstühle mit Rücken-, aber ohne Armlehne, die hier zumindest ein Stoff-Sitzpolster besitzen. Im großen Gastraum sind sowohl Sitz-, als auch Rückenfläche mit Lederbezogenen Polstern versehen. Ganz bequem hat man es in den bereits erwähnten Sofas, die meinen Sitzfleisch schon bei meiner kürzeren Aufenthaltszeit gefielen.
Während meines Besuchs war es eine junge Mitarbeiterin, die scheinbar für den direkten Service am Gast zuständig war. Sie war stets auf die etwa ein dutzend Gäste fokussiert und agierte dabei routiniert, wenn auch nicht mit einem Übermaß an Herzlichkeit.
Der Blick auf die Speisekarte bestätigt zunächst das Cliche der „Ristorante von der Stange“, da auch hier wirklich alle bekannten deutschen Italo-Klassiker und die dazugehörigen Kategorien vertreten sind. Antipasti, Suppen, Bruschette und Salate bleiben dabei preislich unter 15€, während sich die Pizze mit einer Größe von 32 cm im Bereich zwischen 10 und 20€ wiederfinden. Nur ein Pastagericht mit Meeresfrüchten steigt über 20€. Dies ist der Preisbereich, in dem sich dann die meisten Fleisch- und Fisch-Secondi ansiedeln. Den aktuell preisintensivsten Posten findet man bei den „Scampi alla Griglia“ mit 29,9 €.
Überraschungen sind also, wie aber auch nicht anders erwartet, nicht zu finden, aber rein italienisch und nicht auch noch mit deutscher oder sogar noch anderer Länderküche aufgebläht ist das Angebot zum Glück nicht.
Mein Gradmesser für die Qualität sollte dann, auch meinem zu der Zeit herrschenden Hunger angemessen, ein „Pomodoro e Cipolla“ Salat mit extra Parmesan für 13,4 € sein, wobei 3,5 € vom „Käse-Upgrade“ stammten. Nach einer Wartezeit von etwa 10 Minuten konnte ich mich dann auch ans Werk machen.
„Pomodoro e Cipolla“ mit Parmesan und Baguette.
Unter einem schön ausgelegten Bett der Tomatenscheiben lag etwas Eisbergsalat. Obenauf thronten die Streifen roter Zwiebel, sowie ein paar Ruccolablätter und eine Orangenscheibe, die aber, wie ein kleiner Johannisbeerenstrauch, eher nur zur jahreszeitlichen Deko diente. Zusätzlich zum extra dazu gewünschten, gehobelten Parmesan ließ sich zudem der Glanz eines Dressings entdecken. Positiv sei auch anzumerken, dass nicht mit Balsamicocreme-Malerei übertrieben wurde, sondern sich dies zum Glück nur auf einen Kreis beschränkte.
Das Ensemble war schön kühl und damit auch durchweg knackig frisch.
Auch beim Dressing, welches wohl auf Balsamico basierte, wurde für mein Empfinden eine gute Balance aus Säure, etwas Süße und auch einem guten Grad Würze getroffen, sodass ein Nachsalzen oder -pfeffern keineswegs notwendig wurde.
Ein einziges Manko wäre für meinen, den kräftigen Geschmack liebenden, Gaumen vielleicht der Parmesan gewesen, der gerne noch etwas prägnanter hätte sein dürfen.
Zum Salat wurden noch ein paar Baguettescheiben gereicht, die überraschend schön warm und ebenfalls frisch waren.
Im Ganzen habe ich diesen Salat ob seiner Frische, Leichtigkeit und natürlich auch des Geschmacks wirklich mit guter Zufriedenheit genossen. 2 € weniger hätten es vielleicht noch sein können, um angesichts des gewählten Parmesan auch von einem sehr guten PLV sprechen zu können.
Somit versuche ich zum Schluss wie gewohnt meine Eindrücke in den einzelnen Bewertungskategorien möglichst kurz zusammenzufassen.
Die Betreiber des "AMICI" haben für mein Empfinden im Innenbereich ein gutes Händchen für Farbwahl und Dekoration gezeigt. Beim Ambiente wirkt nichts überfrachtet, überzeichnet oder kitschig, aber von lebloser Kälte ist der Innenraum ebenfalls meilenweit entfernt.
Diese durch die Einrichtung aufgeheiterte Stimmung beeinflusste das Servicepersonal während meines kurzen Aufenthalts mit seiner Aufmerksamkeit und Freundlichkeit auch nicht negativ, wenn es sie auch nicht noch zusätzlich besonders erheben konnte.
Hinsichtlich der angebotenen italienischen Küche sollte man zwar leider nicht auf spannende Abwechslung hinsichtlich Auswahl oder Produktqualität hoffen, aber der von mir gewählte „Pomodoro e Cipolla“-Salat mit extra Parmesan überzeugte nicht nur bei der Produktqualität, sondern auch bei der geschmacklichen Balance, die weder zu fad, noch mit etwas unpassendem überfrachtet ausfiel.
Damit konnte das Küchenteam mit seiner Leistung den aufgerufenen Preis von 13,4 € meiner Meinung nach durchaus rechtfertigen, wenn auch nicht übertreffen, denn 3,5 € konnte das Parmesan-Upgrade dann doch nicht hergeben.
Im Allgemeinen kann ich das "AMICI" jedem, der nach in Deutschland gewohnter italienischer Cuisine sucht, durchaus empfehlen, denn auf eine Touristen- oder qualitative Dumping-Falle trifft man hier zum Glück nicht.