Geschrieben am 07.10.2025 2025-10-07| Aktualisiert am
07.10.2025
Besucht am 26.01.2025Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 44 EUR
Ach der gute Edmund Stoiber, der redete vor vielen Jahren von 10 Minuten, die man braucht, um vom Hauptbahnhof in München mit einem nie gebauten Transrapid zum Flughafen zu gelangen.
„Wenn Sie vom Flug... vom... vom Hauptbahnhof starten - Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in... an den Flughafen Franz Josef Strauß...“ waren seine Worte und sie belustigen noch heute.
In Anbetracht dieser innerbayrischen Kurzstrecke sind 60 Sekunden nach Neapel natürlich ein ganz anderes Versprechen. Und natürlich auch ganz anders gemeint. Aber die damalige Rede vom Ede, der minutenlang irgendetwas daher schwafelte, wo von er nicht die Bohne einer Ahnung hatte, lässt sich mit den neapolitanischen Teigfladen dieses zu schnell gewachsenen bzw. immer noch wachsenden Pizza-Start-Ups „60 Seconds to Napoli“ in gewisser Weise vergleichen.
Gewollt und nicht gekonnt – so lautete unser ernüchterndes Resümee bei unserem ersten und wohl auch letzten Besuch der Karlsruher Filiale in der Karlstraße, der sich an einem Sonntagnachmittag Ende Januar ereignete.
Zu dritt waren wir an jenem wintermilden Tag mit den Öffentlichen in Richtung Fächerstadt aufgebrochen, um uns im Karlsruher Oberwald ein wenig die Beine zu vertreten. Frische Luft macht bekanntlich hungrig und so suchte ich im Netz nach einer am Sonntagnachmittag geöffneten Einkehrmöglichkeit.
Auf eine fluffige „Neapolitanische“ hatte auch meine Gattin Lust und so tuckerten wir nach erfolgreicher Reservierung per Telefon mit der Straßenbahn in die City – genauer gesagt zur Ecke Karlstraße/Akademiestraße, wo früher das „Vapiano“ sein systemgastronomisches Pasta-Dasein fristete.
Doch dessen Frist ist mittlerweile abgelaufen. Seit Oktober letzten Jahres geht es im Parterre des ehemaligen Bankhauses Veit Löw Homburger – die Familie Homburger zählte zu den ältesten jüdischen Familien in Karlsruhe – deutlich eleganter zu. Der Ersteindruck war jedenfalls kein schlechter. Stilvolles Ambiente
Ganz im Gegenteil. „Make the guest room chic again!“ – so oder so ähnlich lautete wohl der Auftrag an den Innenarchitekten, der diesem mit bequemen Sitzecken, raumtrennenden Säulen, Fußboden in Holzoptik, indirekter Wandbeleuchtung und jeder Menge unförmiger Designer-Hängeleuchten (angeblich Lava-Pendelleuchten…), welche die auf den ersten Blick sehr gediegen wirkende Szenerie in angenehmem Licht erstrahlen ließen, auch tatsächlich nachkam. Blick zur Bar An Atmosphäre mangelt es nicht...
Nun, der Laden war keinesfalls komplett ausgelastet. Aber dennoch nahm zunächst niemand so recht Notiz von uns. Irgendwann kam dann einer der im weiten Saal verstreuten Servicemitarbeiter und lotste uns zu einem Tisch, der noch die Essensspuren seiner Vorgänger trug. Ging ja gut los…
Krümelbeseitigen gehörte scheinbar nicht zu den primären Aufgaben der Aushilfskraft, die an diesem Mittag – zumindest uns gegenüber – recht wenig Motivation zeigte. Das mag in Bremen – ach ja, die „guten Ansätze“… – wohl etwas anders gelaufen sein.
Die Maracujaschorle (0,4l für 4,90 Euro) für die Kleine kam natürlich nicht – wie extra bestellt – dünn gemischt ins Glas, sondern mit voller Zuckerdröhnung. Dafür „sparkelte“ ein kühles Acqua Morelli Mineralwasser (0,75l für 6,90 Euro) ganz „frizzante“ aus der hübschen blauen Glasflasche.
Nach Durchsicht der gedruckten Speisenliste, die wie Messer, Gabel und Servietten im hölzernen Besteckkasten steckte, entschieden wir uns für die teiggewordene Reise an den Pizza-Vesuv. Meine Frau konnte sich für die Margherita di Bufalina (15 Euro) begeistern, während ich mir von der Pizza „Meatballs from Hell“ (stolze 18 Euro) den Vorhof zur Karnivorenhölle versprach.
Es dauerte etwas länger als 60 Sekunden, aber nicht wirklich lang. Wir staunten nicht schlecht als uns die beiden aufgeplusterten Rundlinge serviert wurden. Unsere Napoli-Pizzen bestanden nämlich vornehmlich aus fluffigem Rand mit spärlicher „Leopardierung“.
Ich zählte bei meiner als „scharf“ deklarierten „Randerscheinung“ stolze fünf Hackbällchen, die von in Scheiben geschnittenen, mäßig scharfen Jalapenos, ein paar Klecksen N’duja sowie etwas Chili-Sauce komplettiert wurden. Pizza "Meatballs from Hell" (Winterspecial)
So richtig scharf geriet die teiggewordene Fleischballhölle dann aber doch nicht. Gut, der dem Knusper nicht unbedingt zugeneigte Weichbodenfreund hätte sich am hoch aufgegangenen Knautschrand sicher erfreut. Mir war das jedoch schlichtweg zu viel des „Hefeteigigen“. Da kann ich mir ja gleich eine Portion Langos bestellen. Irgendwie hab ich mir die Hackbällchenhölle anders vorgestellt...
Zumal auch die heilige Tomatensauce aus Marzahn („San Marzano DOP“) den dünnen Boden ruckzuck aufgeweicht hatte und das Innere des 60-Sekunden-Produkts sukzessive in einen matschigen See aus geschmolzenem Fior de Latte, fettiger N’duja und der Tomatengrundierung verwandelte. Hard to handle – ohne sich komplett damit einzusauen.
Auch meine Gattin war von ihrem Hefeteigerzeugnis sichtlich enttäuscht. Schon beim Anblick ihrer „Margherita“, auf deren tomatisiertem Büffelmozzarella-See zwei einsame Basilikumblätter „trieben“, ahnte sie nichts Gutes. Der auf der Karte erwähnte 24 Monate gereifte Parmigiano Reggiano DOP fehlte komplett. Er hätte dem lahmen Fladen geschmacklich sicher gutgetan. Auch hier regierte maßgeblich der randgewordene Blähteig. Das Innere suppte derweil in den italienischen Nationalfarben vor sich hin. Pizza "Margherita di Bufalina" (leider ohne Parmesan)
Sicher hätte da eine Flasche Blaufränkisch von Claus Preisinger von der überraschend abwechslungsreichen Weinkarte Abhilfe geschaffen. Aber zum „Schönsaufen“ war leider keine Zeit mehr, denn unsere Pizzen hatten sich da bereits in erkaltete Teigkissen verwandelt. Außerdem mussten wir ja noch mit der S5 über den Rhein zurück nach Wörth und das Töchterchen zeigte erste Ermüdungserscheinungen.
Der Bremer Gastroweise sprach „beißgehemmt“ (komisch, so kenne ich ihn gar nicht…) von guten Ansätzen. Die waren hier sicherlich vorhanden (ordentliche Produktqualität, stilvolles Ambiente, genügend Platz zwischen den Tischen), wurden aber von unprofessionell auftretenden Aushilfen im Keim erstickt. Wenn man selbst keine Ahnung von den Pizzabelägen hat, sollte man vielleicht jemanden fragen, der einem da weiterhilft. Sonst fühlen sich Gäste schnell veralbert.
Und nicht nur für die Freunde des ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten ziehe ich als Fazit: Lieber in 10 Minuten im Transrapid zum Münchner Flughafen als in 60 Sekunden zu überteuerter neapolitanischer Pizza aus dem knapp 500°C heißen Kuppelofen.
Habe fertig…
Ach der gute Edmund Stoiber, der redete vor vielen Jahren von 10 Minuten, die man braucht, um vom Hauptbahnhof in München mit einem nie gebauten Transrapid zum Flughafen zu gelangen.
„Wenn Sie vom Flug... vom... vom Hauptbahnhof starten - Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in... an den Flughafen Franz Josef Strauß...“ waren seine Worte und sie belustigen noch heute.
In Anbetracht dieser innerbayrischen Kurzstrecke sind 60 Sekunden nach... mehr lesen
60 seconds to napoli
60 seconds to napoli€-€€€Restaurant0721 68077710Karlstraße 11, 76133 Karlsruhe
2.5 stars -
"Viel Teig um (fast) nichts!" GourmägglerAch der gute Edmund Stoiber, der redete vor vielen Jahren von 10 Minuten, die man braucht, um vom Hauptbahnhof in München mit einem nie gebauten Transrapid zum Flughafen zu gelangen.
„Wenn Sie vom Flug... vom... vom Hauptbahnhof starten - Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in... an den Flughafen Franz Josef Strauß...“ waren seine Worte und sie belustigen noch heute.
In Anbetracht dieser innerbayrischen Kurzstrecke sind 60 Sekunden nach
Geschrieben am 04.10.2025 2025-10-04| Aktualisiert am
05.10.2025
Besucht am 10.09.2025Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 27 EUR
Im komplett neugestalteten Karlsruher Naturfreundehaus in Rappenwört – auch schlicht „Bootshaus“ genannt – ist vor ein paar Monaten ein usbekisch-russisches Restaurant eingezogen. Früher war ich hier öfter zum Schnitzelessen, denn der gutbürgerliche Ruf des Bootshauses Rappenwört stieß auch in der Pfalz auf offene Karnivoren-Ohren. Das komplett sanierte Bootshaus
Bei einer Radtour entlang des Rheins kam ich zufällig am neuen Bootshaus vorbei. Es war noch angenehm war und ich hätte nur zu gerne draußen auf der Terrasse die mir kaum bekannten Spezialitäten aus dem usbekischen Kulinarkreis probiert. Aber leider war ich zu spät dran und die Küche hatte bereits geschlossen. Die Außenterrasse - im Sommer ein lauschiger Freisitz!
Aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben und so fuhr ich ein paar Wochen später zur Mittagszeit ins Karlsruher Naherholungsgebiet Rappenwört, das nicht nur wegen seines Rheinstrandbads ein besonders in der warmen Jahreszeit sehr beliebter Anziehungspunkt für Naturliebhaber ist.
Parkplätze stehen nur ein paar Schritte entfernt in ausreichender Zahl zur Verfügung. Auch gibt es vor dem Eingang zur Terrasse die Möglichkeit, das Fahrrad adäquat abzustellen. Die direkte Lage am Rheinradweg lässt viele Biker davon Gebrauch machen.
An jenem Mittwochmittag Mitte September war nicht viel los im „Alkmann“. Lediglich ein weiterer Tisch war besetzt. Ich suchte mir einen Platz direkt am Fenster mit Blick nach draußen auf den verwaisten Biergarten, der noch ein paar Wochen zuvor einen gut besuchten Freisitz darstellte. Drinnen im Gastraum regierte nüchterne Funktionalität. Etwas nüchternes Ambiente
Das Mischpult am Eingang und die Lautsprecherboxen ließen auf ausgelassene Feierlichkeiten mit Tanz – anscheinend wird die Location gerne zu Hochzeitszwecken gebucht – schließen. Blick zur Theke
Lara Croft und Bob Marley grüßten in grellen Farben großformatig von den Wänden. Muss einem nicht gefallen, stört aber auch nicht wirklich. Und die weißgestrichenen Wände konnten ein bisschen Farbe schon vertragen. Es saß sich recht bequem...
Eine junge Dame, die Tochter des Inhabers Georg Lutz, begrüßte mich freundlich und brachte mir das laminierte, spiralgebundene Speisenprogramm, das nicht mit erklärenden Informationen und Fotos zu den teilweise doch recht unbekannten Spezialitäten geizte. Klar, die der usbekisch-russischen Küche noch nicht so vertrauten Gäste sollen sich von Plov, Kchachaburi, Samsa und Lagman möglichst schnell ein Bild machen können.
Das klang alles ganz wunderbar und ich wusste bereits beim ersten Durchstöbern der Karte, dass ich hier noch öfter aufschlagen werde, um mich nach und nach durchzuprobieren. Ich hatte ordentlich Hunger mitgebracht und entschied mich deshalb für einen sättigenden Tscheburek (7 Euro) vorweg. Danach wandelte ich mit einem Schweinefleisch-Schaschlik (16 Euro) vom Grill auf gar nicht mal so unbekannten Fleischpfaden.
Die kasachische Rindersuppe, das usbekische Nudelgericht namens „Lagman“ und die ursprünglich aus Russland stammenden Pelmeni-Teigtaschen habe ich mir bereits für die nächste Einkehr vorgemerkt.
Eine gut gekühlte Flasche Mineralwasser (0,7l für 4,80 Euro) blubberte mir zeitnah den Durst von der Kehle und auch die knusprig frittierte Teigtasche im XL-Format (= Tscheburek) wurde mir bald serviert. Tscheburek mit Adija-Sauce
Zu der mit einer herzhaften Hackfleischfüllung ausgestatteten, halbkreisförmigen „Riesenpirogge“, dessen Ursprung auf die Krimtataren zurückgeht, suchte ich mir die Adjika aus, eine pikante Sauce aus Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und nicht allzu scharfer Chili. Tscheburek - eine durchaus sättigende Vorspeise!
Die war übrigens im Preis inbegriffen und ließ sich gut zusammen mit dem „Taschenbifteki“ verputzen. Eine stattliche Vorspeise, die mich bereits gut gesättigt in Richtung Schaschlik entließ. Zwischendurch kam auch der Herr des Hauses, Herr Georg Lutz, der früher einen Imbiss im ehemaligen Supermarkt Kliver in der Karlsruher Nordstadt betrieb, an den Tisch, um sich nach meiner Zufriedenheit zu erkundigen.
Wir kamen schnell ins Gespräch und er beantwortete mir meine Fragen zu dem ein oder anderen usbekischen Gericht mit Freude. Nach der üppigen Schaschlik-Portion, bei der man saftige Stücke vom Schweinenacken ganz nach traditioneller Spießbratenart gegrillt hatte, spendierte er mir noch einen Vodka Raspberri, den ich „Absolut“ hinunterkippte.
Die fachmännisch gegrillten Brocken vom Schwein erinnerten optisch an den berühmten Pfälzer Rebknorzenspieß, bei dem ja auch Nackenfleisch verwendet wird. Nur sind die beliebten Weinfesthappen deutlich stärker gewürzt, sprich vormariniert, als dies hier der Fall war. Schweine-Schaschlik mit Kroketten und Satsabeli-Dip
Beim Alkmann-Schaschlik kam dagegen der Fleischgeschmack mehr zur Geltung, was dem positiven Gesamteindruck durchaus zuträglich war, da keine 08/15-Ware auf den Teller kam. Auch die dazu empfohlene Dip-Sauce namens „Satsabeli“, eine Art georgisches „Ketchup“, das durch Koriander, Knoblauch und Essig seine besondere Note erhielt, passte. Der unverhoffte Krokettenreichtum machte mir die Bewältigung des Fleischtellers nicht gerade leichter.
Da wurde dann auch der Vodka zum Digestif in verdauungsfördernder Absicht – und dementsprechend bereitwillig – von mir geleert.
Den Betreibern des „Alkmann“ wünsche ich für die Zukunft alles Gute. Sie bringen frischen Wind in die eingefahrene Länderküche (China, Japan, Indien) der Fächerstadt. Auf den nächsten Besuch freue ich mich jetzt schon, denn es gibt dort noch so viel Neuland zu entdecken…
Im komplett neugestalteten Karlsruher Naturfreundehaus in Rappenwört – auch schlicht „Bootshaus“ genannt – ist vor ein paar Monaten ein usbekisch-russisches Restaurant eingezogen. Früher war ich hier öfter zum Schnitzelessen, denn der gutbürgerliche Ruf des Bootshauses Rappenwört stieß auch in der Pfalz auf offene Karnivoren-Ohren.
Bei einer Radtour entlang des Rheins kam ich zufällig am neuen Bootshaus vorbei. Es war noch angenehm war und ich hätte nur zu gerne draußen auf der Terrasse die mir kaum bekannten Spezialitäten aus dem usbekischen Kulinarkreis... mehr lesen
Alkmann im Bootshaus
Alkmann im Bootshaus€-€€€Restaurant0163 1698485Hermann Schneider Allee 49, 76189 Karlsruhe
4.0 stars -
"Usbekisch-russische Deftigkeiten bei sympathischen Gastgebern" GourmägglerIm komplett neugestalteten Karlsruher Naturfreundehaus in Rappenwört – auch schlicht „Bootshaus“ genannt – ist vor ein paar Monaten ein usbekisch-russisches Restaurant eingezogen. Früher war ich hier öfter zum Schnitzelessen, denn der gutbürgerliche Ruf des Bootshauses Rappenwört stieß auch in der Pfalz auf offene Karnivoren-Ohren.
Bei einer Radtour entlang des Rheins kam ich zufällig am neuen Bootshaus vorbei. Es war noch angenehm war und ich hätte nur zu gerne draußen auf der Terrasse die mir kaum bekannten Spezialitäten aus dem usbekischen Kulinarkreis
Geschrieben am 23.09.2025 2025-09-23| Aktualisiert am
24.09.2025
Besucht am 09.09.2025Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 26 EUR
Das attraktive Angebot an Einkehrmöglichkeiten zur Mittagszeit lässt mich immer häufiger über den Rhein nach Karlsruhe-Daxlanden fahren. Neulich war ich nach langer Zeit mal wieder im Fashion Asia Grill, einem mit koreanisch-japanischer Fusionsküche werbenden Lokal, das seit Mai 2018 an der Daxlander Straße beheimatet ist.
Am unscheinbaren, äußeren Erscheinungsbild hat sich auch rund sechs Jahre nach meiner letzten Einkehr nichts geändert. Noch immer residiert man im Parterre eines schlichten Eckhauses, das sich gegenüber der Technikerschule befindet und sich bis auf das Banner mit dem Namen des Restaurants rein optisch kaum von den restlichen Häusern der etwas in die Jahre gekommen Wohnsiedlung unterscheidet.
Mit dem Parken ist es hier so eine Sache. Da muss man schon Glück haben oder eine Runde um den Block drehen. Ich hatte Glück und parkte direkt vor dem Restaurant, das an jenem Dienstagmittag nur spärlich besucht war. An der wenig gemütlichen Einrichtung, die immer noch weitestgehend kitschbefreit auf klare Linien setzt, mochte es sicher nicht liegen. Der Gastraum...für meinen Geschmack etwas zu "nüchtern"
Wie vor einigen Jahren schon beobachtet, baumelten noch immer futuristische Lampenschirmquader von der Decke. Auch der Gasgrill in der Tischmitte hat überlebt. Man sitzt nach wie vor auf modisch designten, bequem gepolsterten Stühlen mit Kunstlederüberzug oder auf sofa-artigen Wandbänken mit angenehm weicher, ebenfalls mit Lederimitat überzogener Rückenlehne.
Ob in der Zeit meines Fernbleibens die Besitzer gewechselt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Ist aber im Bereich des Möglichen, da man neben einem leicht geänderten Speisenangebot auch eine andere Homepage am Start hat. Auch die Speisenkarte, die mir eine freundliche Bedienung zeitnah überreichte, war nicht die aus früheren Tagen.
Ich genoss die ruhige Atmosphäre und blätterte entspannt durch das hübsch gestaltete Speisenprogramm im Klappformat. Beim frittierten Hähnchen, zu dem man sich eine Sauce aussuchen durfte, führte mich der innere KFC-Teufel erfolgreich in Versuchung.
Ich entschied mich für die Version mit süss-scharfer „Korea-Sauce“ (14,90 Euro) und freute mich auf eine vom Streetfood inspirierte Bowl, die mit Kimchi, rotem Kraut, Erdnüssen, Kichererbsen, Bohnen, Knuspercroutons, Reis und Spiegelei eine sehr abwechslungsreiche – und auch mächtige – Portion darstellte. Dem nicht genug, war auch noch ein Miso-Süppchen der gar nicht mal so würzigen Art und ein frittiertes Kokos-Dessert mit von der Mittagstisch-Partie.
Hätte ich die Menge dieses Lunch-Menüs im Vorfeld erahnt, wären die Hähnchen-Gyoza (7,90 Euro) als Vorspeise definitiv entfallen. So aber freute ich mich nach den ersten paar Schlückchen vom zuvor bestellten, gut gekühlten Kirin-Bier (0,33l-Flasche für 3,90 Euro) auf meine gefüllten Asia-Täschchen aus der Pfanne. Japanischer Durstlöscher (gut gekühlt)
Die in der Karte vermerkte Käsesauce war wohl aus. Man servierte mir die knusprigen Dumplings stattdessen mit Salat und einer durchaus stimmigen Honig-Senf-Sauce, bei der lediglich die gelbe Farbe etwas befremdlich anmutete. Gebratene Hähnchen-Gyoza mit Salat und viel Honig-Senf-Sauce Teigtaschen mit Salat-Topping...Sachen gibt's!
Ein guter Auftakt, der meine Lust auf das „Korean Fried Chicken“ nochmal anheizte.
Der dreiteilige Hauptgang ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Es wurde alles zusammen auf einem Tablett serviert. Hat damals in der Uni-Mensa ja auch funktioniert. Und hier bekam man es sogar noch an den Tisch gebracht. Mein Mittagsmenü erinnerte mich an meine Studentenzeit...
Die helle Miso-Suppe überzeugte mit angenehmer, nicht zu penetranter Umami-Note. Kleingeschnittener Frühlingslauch und ein paar Tofu-Würfel schwammen darin. Die ließ sich samt Einlage sehr gut weglöffeln. Ordentliche Miso-Suppe
Die aus der Keule, den Flügeln und der Brust gewonnenen Knusper-Nuggets lagen mit reichlich roter Sauce gesegnet obenauf. KFC - Korean Fried Chicken (mit üppigem Gefolge)
Darunter befanden sich die pflanzlichen Nebendarsteller, von denen mir besonders die grünen Bohnen und die Kichererbsen zusagten. Der Kimchi und ich werden dagegen wohl keine dicken Kumpels mehr. So auch an diesem Dienstagmittag in Karlsruhe-Daxlanden. Eine Schüssel voll Huhn (und noch viel mehr)
Der Reis aus dem Dampf geriet tadellos und auch das Spiegelei ging in Ordnung – auch wenn es keinen großen gustatorischen Mehrwert darstellte. Dafür heizte die süß-scharfe Sauce meinen Papillen gehörig ein. Das Hähnchenfleisch fiel erwartungsgemäß saftig aus. Ohne das üppige Saucen-Topping wäre es deutlich krosser geblieben. Leider weichte die scharfe Asia-Tunke die Panierung mit der Zeit auf. Mit süss-scharfer Sauce wurde nicht gegeizt...
Aber das war angesichts der in der heißen Steinschale gebotenen Vielfalt an Geschmäckern und Texturen zu verschmerzen. Auch die Schärfe empfand ich durchaus angemessen. Spürbar am Gaumen, aber keinesfalls den Tatbestand der Körperverletzung erfüllend. Nur mit der Menge hatte ich ganz schön zu kämpfen. Da wäre weniger sicher mehr gewesen. Zumal ja auch noch der frittierte Kokosmilch-Quader in Pankohülle verputzt werden wollte. Frittierter Kokosmilch-Quader im Pankodress
Das fällt aber in die Rubrik „Jammern auf hohem Niveau“ und wird mich sicherlich nicht davon abhalten, hier mittags mal wieder aufzuschlagen. Dann gerne auch mit Verstärkung aus dem kollegialen Wörther Lunch-Milieu.
Die Ramen-Nudeln in Schweinefleischfond mit gebratenen Gyoza-Teigtaschen könnte ich mir nämlich als „Sonntagssüppchen“ auch unter der Woche gut vorstellen. Und Mapo Tofu mit Hackfleisch-Bibimbap würde vielleicht sogar einen ehemaligen Vorzeige-GG‘ler aus dem Nordschwarzwald nach Daxlanden locken…wer weiß?
Das attraktive Angebot an Einkehrmöglichkeiten zur Mittagszeit lässt mich immer häufiger über den Rhein nach Karlsruhe-Daxlanden fahren. Neulich war ich nach langer Zeit mal wieder im Fashion Asia Grill, einem mit koreanisch-japanischer Fusionsküche werbenden Lokal, das seit Mai 2018 an der Daxlander Straße beheimatet ist.
Am unscheinbaren, äußeren Erscheinungsbild hat sich auch rund sechs Jahre nach meiner letzten Einkehr nichts geändert. Noch immer residiert man im Parterre eines schlichten Eckhauses, das sich gegenüber der Technikerschule befindet und sich bis auf... mehr lesen
Fashion Asia Grill Restaurant
Fashion Asia Grill Restaurant€-€€€Restaurant015111616209Daxlander Str. 125, 76185 Karlsruhe
4.0 stars -
"Abwechslungsreiches Mittagsmahl zum fairen Preis" GourmägglerDas attraktive Angebot an Einkehrmöglichkeiten zur Mittagszeit lässt mich immer häufiger über den Rhein nach Karlsruhe-Daxlanden fahren. Neulich war ich nach langer Zeit mal wieder im Fashion Asia Grill, einem mit koreanisch-japanischer Fusionsküche werbenden Lokal, das seit Mai 2018 an der Daxlander Straße beheimatet ist.
Am unscheinbaren, äußeren Erscheinungsbild hat sich auch rund sechs Jahre nach meiner letzten Einkehr nichts geändert. Noch immer residiert man im Parterre eines schlichten Eckhauses, das sich gegenüber der Technikerschule befindet und sich bis auf
Geschrieben am 21.09.2025 2025-09-21| Aktualisiert am
22.09.2025
Besucht am 25.01.2025Besuchszeit: Abendessen 10 Personen
Rechnungsbetrag: 1025 EUR
Fällt die Feier zur 50 aus, sollte man sie bei der 51 dringend nachholen! Und so kam es, dass ich zusammen mit meiner Familie und meinen besten Freunden bei Sandra Bernhard und Jochen Sitter meinen Geburtstag im Ilbesheimer Hubertushof feierte. „Mit Freunden bei Freunden!“ – ein gutes Motto für einen denkwürdigen Abend.
Im Vorfeld telefonierte ich mit dem Küchenchef, um das kulinarische „Gesamtpaket“ – in diesem Fall ein Drei-Gang-Menü für 69 Euro – für diesen Samstagabend zu „schnüren“ bzw. abzusprechen.
Dass dabei eine Bouillabaisse „à la Sitter“ nicht fehlen durfte, lag allein schon an einem unvergesslichen, immer wieder gerne erzählten Gastroerlebnis, das ich zusammen mit dem befreundeten Betreiberpaar vor vielen Jahren in der Marseiller Fischsuppeninstitution „Le Miramar“ am Vieux Port auslöffeln durfte. Nur diesmal ohne „Fridolin“, den Hummer, der uns damals finanziell gehörig zwickte…
Als Hauptgang schlug mir mein guter Freund ein Kalbsmedaillon mit Briochekruste, Wirsing, Selleriepüree und einem (gar nicht so) kleinen Pilzstrudel vor. Der Mann wusste halt gleich, worauf ich kulinarisch hinauswollte. Man kennt sich eben schon eine ganze Weile…
Die Idee, das süße Dessert durch Käse zu ersetzen, stammte dann wiederum von mir, versuchte ich mich doch in den Monaten Januar, Februar und März weitestgehend „zuckerfrei“ zu halten. Auch meine Affinität für geschmolzenen Mont D’Or und Crémoulin machte sich bei der Wahl des 3.Ganges bemerkbar. Es sollte passen, so viel sei verraten.
Es saßen an jenem Abend Ende Januar 10 Personen und ein Kleinkind an einer langen, von der Gastgeberin Sandra Bernhard hübsch eingedeckten Tafel im altehrwürdigen „Hubi-Hof“ und die Stimmung war dem Anlass entsprechend gut. Um nicht zu sagen ausgelassen. Die Nachbartische haben uns hoffentlich die damit einhergehende, etwas höhere Lautstärke im Gastraum verziehen.
Mit einigen am Tisch drückte ich schon die Schulbank des Landauer Otto-Hahn-Gymnasiums. Auch zwei befreundete Kollegen aus dem Wörther Schlemmerclub waren mit von der Partie. Einer von ihnen verweigert nach wie vor den Verzehr von Flossentieren, weshalb er anstatt der Fischsuppe ein handgeschnittenes Rindertatar vorweg serviert bekam.
Das Angebot des Betreiberpaares, ein paar kräftige Rotweine aus meinem eigenen Keller zu rekrutieren, nahm ich dankend an. Gegen ein sehr faires Korkgeld versteht sich. Wann hat man schon die Gelegenheit, zu so feinen Speisen ein paar Schwergewichte aus dem eigenen Repertoire mit Freunden zu teilen? Am Ende waren es jedoch nur zwei rote „Infarktbremsen“, die wir an diesem Abend leerten. Die meisten von uns mussten ja noch fahren…
Und da war auch noch ein superber Chardonnay vom VDP-Weingut Jülg aus Schweigen (Flasche für 68 Euro), der uns von Sandra Bernhard, der Sommelière meines blinden Vertrauens, zur Fischsuppe eingeschenkt wurde. Ein mineralisch-eleganter Vertreter seiner Art, der mit feinen Holznoten (Ausbau im Barrique und Stückfass) unterlegt war. Der machte zur Ilbesheimer Bouillabaisse eine ganz hervorragende Figur.
Noch vor Suppe und Wein, brachten wir uns mit ein paar Apéros in Stimmung. Pfälzer-Wermut-Cocktail und alkoholfreier Traubensecco von Bio-Winzer Sven Leiner aus der Nachbarschaft hießen die Geburtstagsgesellschaft angemessen willkommen. Mit dem legendären, hausgebackenen Sauerteigbrot (hell und dunkel) und ein paar feinen Dips drosselten wir unseren Hunger. Unser Töchterchen futterte da eifrig mit. Sie bekam später noch einen liebevoll arrangierten Kinderteller mit Kartoffelpüree und guter Sauce. Der schmeckte ihr so richtig.
Zur aufgeschäumten Meeresessenz mit saftiger (und reichlicher) Einlage in der dunklen Keramik gab es Croutons in Form dünn geschnittener, gerösteter Baguettescheiben und eine zupackende Safranaioli. In der Tat war das Auszulöffelnde „mehr als nur eine Fischsuppe“.
Konzentrierter Krustentiergeschmack – den ausgekochten Hummer- und Garnelenschalen sei Dank – traf auf saftige Fischfiletstücke (Knurrhahn, Rascasse, Seeteufel und Co.) und Garnelen ordentlicher Sortierung und perfektem Gargrad. Meeresessenz mit reichlich Einlage und hohem Suchtfaktor
Dem feinen Fischsud verhalfen – soweit ich das herausschmecken konnte – Cognac und Pernod (könnte auch Noilly Prat gewesen sein…) in adäquater Dosierung zu noch mehr geschmacklicher Tiefe. Dass der Küchenchef ein feines Händchen fürs geschmacksintensive Abschmecken hat, ist schließlich kein Geheimnis. Ilbesheimer Bouillabaisse - mehr als nur eine Fischsuppe!
Jeder Löffel ließ mich an meine Lieblingsstadt an der Côte d’Azur denken. Sicherlich kein Zufall, dass wir ein paar Monate später in den Osterferien im TGV in Richtung Marseille saßen…
Auch mein guter Gaumenfreund aus dem Wörther Schlemmerzirkel genoss seine fischlose Alternativ-Vorspeise in Form eines süffig-schmackigen Rindertartars, das von eine „Croque Madame“ (Hubertshof-Style) mit Trüffel und einem Wachtelspiegelei getoppt wurde. Rindertartar als "Ausweichessen"
Da schwelgte auch der notorische Fischverweigerer. Rindertartar mit getrüffeltem Croque Madame und Wachtelspiegelei
Lange vor dem Einschenken hatte die Servicechefin den ersten Rotwein des Abends aufgezogen und in einer Glaskaraffe dekantiert. Und ich muss sagen, dass die vorweg verabreichte Luft dem 2011er Syrah Heiligenberg vom Weingut Erich Stachel aus Maikammer ausgesprochen guttat. Gut abgehangenes Schwergewicht in Rot
Nicht nur ich war von diesem edlen Elixier aus Pfälzer Weinlanden tief beeindruckt. Selbst gegen den später genossenen Roda Reserva aus der Rioja bestand er locker. Und mit dem bald darauf servierten Kalbsmedaillon harmonierte er sowieso prächtig.
Apropos Kalbsmedaillon. Der stattliche, auf den Punkt gebratene, mit einer delikaten Brioche-Haube überzogene Fleischquader hatte es sich auf einem cremigen Wirsinggemüse bequem gemacht. Auch eine geschmeidige Nocke Selleriepüree stimmte passend zur Saison in den winterlichen Gemüsekanon mit ein. Kalbsmedaillon mit Briochekruste, Wirsinggemüse, Selleriepüree und Schwarzwurzelstange
Der besonders in der französischen Küche sehr gern servierte Pilzstrudel (Waldpilz-Kalbsfarce-Füllung in Blätterteig) stand in Sachen Saisonalität seinen vegetabilen Mitstreitern in nichts nach, war aber von deutlich sättigender Natur. Eine wirklich schöne, handwerklich gut umgesetzte Beilagenidee, die als Alternative zu den viel zu oft verwendeten Sattmachern aus der Pfälzer Kartoffel tadellos funktionierte. Ein winterlicher Wohlfühlteller vom Feinsten
Die dazu angegossene, tiefdunkle Jus aus dem Hause Sitter war wie immer ein Fest für die Geschmackssinne. Sie entfaltete ihre angenehme Würze ohne zu dick aufzutragen und vereinte Fleisch, Gemüse und Pilzbeilage in konzentrierter Aromendichte. Maître Sitter kann halt Saucen. Aber das ist nun wirklich nichts Neues.
Die an das saftige Kalbsfilet angelehnte, im Ofen gebackene Schwarzwurzel in Haselnusskruste war übrigens kein lustiges Wintergemüsen-Gimmick, sondern fügte sich mit ihrem nussig-milden Geschmack sehr gut ins gustatorische Gesamtbild ein. Ihr leichter Knusper sorgte zudem für texturelle Abwechslung auf diesem von zarten Konsistenzen (Fleisch/Gemüse) dominierten Teller.
Wer im Hubertushof einkehrt, sollte stets genügend Hunger mitbringen. Denn die servierten Herdkreationen sind hier nicht nur durchdacht komponiert und hübsch arrangiert, sondern dienen selbstverständlich auch der Sättigung.
Dass in einen Pfälzer Magen – und damit ist ausnahmsweise mal nicht der vom Einheitskanzler in den 80er Jahren zum kulinarischen Aushängeschild einer ganzen Region avancierte Saumagen gemeint – so einiges reinpasst, weiß der Küchenchef ganz genau und portioniert deshalb generös im „Pfalzformat“.
Wir waren jedenfalls schon vor dem abschließenden Käsegang ganz gut gesättigt. Aber es stand ja noch der im Teig gebackene Vacherin mit Birne, Nüssen und geräucherter Topinambur aus. Es muss ja nicht immer Eis, Mousse oder Sorbet sein. Knusprig, cremig, knackig, käsig! Geschmolzener Vacherin in Backteig mit geräucherter Topinambur, Birne und Nüssen
Ein Abschluss, der nahezu ohne Süße auskam und ganz nach meinem (Käse-)Geschmack war. Die anfängliche Verwunderung meiner Tischgenossen wich mit jedem Bissen. Kannten sie so noch nicht, fanden sie aber gut.
Danach war zeitig Schluss, denn unsere Kleine wurde so langsam müde und wir mussten ja noch zurück nach Wörth fahren. Ich beglich die in Anbetracht der genossenen Speisen und Getränke (allein 12 Flaschen Mineralwasser wurden von uns geleert…) sehr fair ausfallende Gesamtrechnung vorne an der Theke.
Auch meinen Liebsten hat der Abend im Hubertushof richtig gut gefallen. Und das lag nicht nur am hervorragenden Essen (und den passenden Getränken), sondern auch am herzlichen Service von Sandra Bernhard, die neben unserer langen Tafel auch noch ein vollbesetztes Restaurant alleine zu bewirten hatte. Chapeau für diese Leistung!
Für mich ist die von Sandra Bernhard und Jochen Sitter seit mittlerweile 11 Jahren vorbildlich geführte Genussbastion im Ilbesheimer Ortskern eine absolute Herzensadresse und ein Ort voller schöner Erinnerungen zugleich. Mit diesem denkwürdigen Geburtstagsessen ist nun eine besonders gesellige hinzugekommen. Mögen noch viele weitere folgen…
Fällt die Feier zur 50 aus, sollte man sie bei der 51 dringend nachholen! Und so kam es, dass ich zusammen mit meiner Familie und meinen besten Freunden bei Sandra Bernhard und Jochen Sitter meinen Geburtstag im Ilbesheimer Hubertushof feierte. „Mit Freunden bei Freunden!“ – ein gutes Motto für einen denkwürdigen Abend.
Im Vorfeld telefonierte ich mit dem Küchenchef, um das kulinarische „Gesamtpaket“ – in diesem Fall ein Drei-Gang-Menü für 69 Euro – für diesen Samstagabend zu „schnüren“ bzw. abzusprechen.
Dass dabei... mehr lesen
Restaurant Hubertushof
Restaurant Hubertushof€-€€€Restaurant06341930239Arzheimer Straße 5, 76831 Ilbesheim bei Landau in der Pfalz
5.0 stars -
"Zur 51 gab es zwar keinen Pastis in Marseille, dafür aber eine sensationelle Bouillabaisse mit Freunden bei Freunden in Ilbesheim" GourmägglerFällt die Feier zur 50 aus, sollte man sie bei der 51 dringend nachholen! Und so kam es, dass ich zusammen mit meiner Familie und meinen besten Freunden bei Sandra Bernhard und Jochen Sitter meinen Geburtstag im Ilbesheimer Hubertushof feierte. „Mit Freunden bei Freunden!“ – ein gutes Motto für einen denkwürdigen Abend.
Im Vorfeld telefonierte ich mit dem Küchenchef, um das kulinarische „Gesamtpaket“ – in diesem Fall ein Drei-Gang-Menü für 69 Euro – für diesen Samstagabend zu „schnüren“ bzw. abzusprechen.
Dass dabei
Geschrieben am 08.09.2025 2025-09-08| Aktualisiert am
08.09.2025
Besucht am 17.08.2025Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Manchmal passt einfach alles zusammen. An einem Sonntagabend Mitte August war das überraschenderweise mal wieder der Fall. Ich war allein mit dem Rad am Rhein unterwegs. Diesmal auf der rechten Rheinseite.
Allein die größere Auswahl an Einkehrmöglichkeiten macht den nicht weit vom Rhein entfernten Karlsruher Stadtteil Daxlanden zu einem attraktiven Ziel für kulinarisch aufgeschlossene Genuss-Radler.
Und so radelte ich bei untergehender Sonne durch das industrieromantische Areal des Rheinhafen-Dampfkraftwerks stromaufwärts bis zum Rheinstrandbad-Rappenwört, einem beliebten Karlsruher Naherholungsgebiet. Dort hat vor Kurzem im komplett sanierten Bootshaus ein neues russisch-usbekisches Restaurant namens „Alkmann“ eröffnet.
Ich entschloss mich zu einer spontanen Einkehr, die jedoch nicht umgesetzt werden konnte, da die Küche leider schon Feierabend gemacht hatte. Ich war ein paar Minuten zu spät, um erstmals mit Pelmeni, Wareniki, Tschebureki & Co. in kulinarischen Kontakt zu treten. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Das Alkmann im Bootshaus steht seitdem auf der Liste für zukünftige Futtervorhaben ganz weit oben.
Ich erinnerte mich an die Casa Rustika an der Herrmann-Schneider-Allee, die mir im Rahmen einer ähnlichen Radtour im letzten Jahr – ich berichtete – vor die Pedale kam. Ein solider Italiener mit üppiger Pasta- und Pizzaauswahl. Aber dieser befand sich gerade im Urlaub und die ansonsten sehr lebhafte Casa sah dementsprechend verwaist aus.
Nun war Improvisieren gefragt. Mit Google-Maps wurde kurzerhand das kulinarische Umfeld gecheckt. Und siehe da: die sehr gut bewertete Osteria Carlin Contrario befand sich nur ein paar Straßen weiter. Da fiel die Entscheidung leicht, zumal mir nicht nach griechischer Küche – das Lokal „An den Saumseen“ wäre sogar noch näher gewesen – zumute war.
Ich stellte meinen unmotorisierten Drahtesel vor dem Eingang der von Hecken umfriedeten Außenterrasse des Lokals ab und staunte nicht schlecht, einen ehemaligen Schüler von mir dort als Bedienung anzutreffen.
Einen, den ich vor vielen Jahren zusammen mit seinen Eltern in meinem damaligen Lieblingslokal für Flammkuchen („Restaurant Muller“ im elsässischen Pfaffenbronn, Anm.) zufällig getroffen hatte und dessen Affinität für gutes Essen mir schon damals auffiel.
Ich wurde von ihm ausgesprochen herzlich begrüßt – man könnte diesbezüglich auch von echter Wiedersehensfreude sprechen – und durfte mir einen freien Tisch aussuchen. Da ließ sich meine „Premiere“ bei Carlin Contrario ja überraschend gut an.
Wie sich herausstellte, arbeitete er bereits seit geraumer Zeit im Service der Osteria und half auch manchmal in der Küche mit, wie er mir später bei einem netten Plausch und einem weichen Brandy aufs Haus erzählte.
Schnell wurde ich als durstiger Radler mit einem Schoppen Radler versorgt. Ein Radler für den Radler
Küchenchef und Inhaber Roberto hieß mich ebenfalls herzlich willkommen. Servicemann Fabian brachte mir die Schiefertafel mit dem ständig wechselnden Speisenangebot – es gibt keine „feste Karte“ in gedruckter Form – und die las sich ausgesprochen fein.
Pizza und Parmesanschnitzel – Fehlanzeige! Stattdessen weckten ein halbes Dutzend verlockend klingender Vorspeisen (von Caponata über Crostini bis hin zu mariniertem Thunfisch), fünf ansprechende Pastakreationen, drei Fleischgerichte (Bistecca Italiana, Entrecôte und Stufato alla Romana) und das Thunfisch-Steak mein kulinarisches Interesse. Mit den ebenfalls darauf vermerkten Desserts (Tortina al Burro, Crema al Limone, Panna Cotta und Honigmeloneneis etc.) beschäftigte ich mich noch nicht.
Der Blick in die Weinkarte bestätigte meinen vom ausgefallenen Speisenprogramm herrührenden Verdacht, dass es sich hier nicht um einen sogenannten „Standard-Italiener“ handelte. Eine wahre Fundgrube für vinophile Entdecker, die auch gerne mal den eingefahrenen Chianti-Kosmos verlassen. Preislich lagen die meisten Flaschenweine zwischen 25 und 35 Euro – und gerne hätte ich mir eine solche gegönnt. Aber ich musste ja wieder zurück nach Wörth radeln…
Ohne Tuna würde ich hier nicht die Heimreise antreten. Soviel stand fest. Es wurde dann letzten Endes der marinierte Thunfisch (17 Euro) aus dem Vorspeisenangebot. Leider waren die Linguine mit Seeteufel an diesem Abend bereits aus und so landete ich hauptgerichtlich bei den Tagliatelle Ragu Bolognese (18 Euro).
Doch zuerst grüßte Küchenchef Roberto mit einer schmackigen Bagna Cauda, die ich zusammen mit etwas Rohkost (Paprika) und Weißbrot genoss. Bagna Cauda zum Reindippen
Die hatte ordentlich Geschmack und vertrieb mir die Wartezeit bis zum marinierten Thunfisch auf delikate Weise.
Maestro Roberto verschob beim kalten Thun das Aromensprektrum – auch dank es darin verwendeten Ingwers – ganz leicht ins Asiatische. Marinierter Thunfisch vorweg
Jeder Happen dieser kaltgegarten, kulinarischen Meeresbrise strotzte nur so vor Frische. Rote Zwiebeln, Frühlingslauch, Sellerie und reife Cocktailtomaten sorgten für den vegetabilen Kick am Gaumen. Zitronensaft für das Prickeln auf der Zunge. Kurzum: eine hervorragend abgeschmeckte Marinade veredelte das qualitativ hochwertige, in Stücke zerteilte Thunfischfilet.
Bevor es nudelig wurde, ließ man meinen Papillen etwas Zeit zur Beruhigung. Roberto stellt den Großteil seiner Pasta selbst her. So auch die Tagliatelle, die mein handgeschnittenes, mit Weißwein, Gemüse, etwas Pancetta und ganz viel Amore geköcheltes Ragu Bolognese begleiteten. Wow, selbst für einen erfahrenen Bolo-Esser wie mich kam dieser Teller fast schon einem gustatorischen Erweckungserlebnis gleich. Meine "Bolo of the year"!
„Wenn jemand fragt, wohin du gehst – sag nach Bologna!“, kein Wunder, dass mir bei einer solchen, nach ehrlichem Handwerk schmeckenden Fleischsoße die Textzeile der österreichischen Rockband Wanda durch die Birne ging, erinnerte mich doch deren liedgewordene Liebeserklärung an die norditalienische Genusshauptstadt („Bologna“) an die kulinarische Herkunft dieses Leib- und Seelengerichts. Ragu alla Bolognese mit selbstgemachten Tagliatelle
Ein wunderbarer Fleischgeschmack adelte die noch leicht bissfesten Nudeln, die natürlich genau zur rechten Zeit aus dem blubbernden Salzwasser gefischt worden waren. Eine bessere Pasta hatte ich mir lange nicht mehr um die Gabel wickeln dürfen. Da blieb auch der dazu gereichte Parmesan unangetastet. Der hätte der Fleischsauce ihren besonderen Charakter genommen. Roberto freute sich sichtlich über mein Lob.
Doch dem nicht genug. Dazu spendierte mir der Servicemann meines Vertrauens ein kühles Gläschen Bianco di Custoza vom Veroneser Weingut Monte de Frà. Diese noble Weißweingeste nahm ich dankend an
Ein ganz feiner Zug von ihm. Der Weißwein vom Gardasee vertrug sich ganz hervorragend mit dem köstlichen Ragu. Das kulinarische Glück kann manchmal so einfach sein.
Selten habe ich mich bei einem Erstbesuch auf Anhieb so heimisch gefühlt wie in der vom sympathischen Padrone Roberto („Carlin“ ist sein Spitzname von früher) geführten Osteria, bei der das „Gegen-den-Strom-schwimmen“ (= „Contrario“) zum kulinarischen Konzept gehört. Nach einem samtweichen Brandy zum Digestif verließ ich gut gesättigt und hochzufrieden dieses italienische Kleinod in der Karlsruher Fritschlach. Abendstimmung auf der Terrasse vor der Osteria
Bei der sehr herzlichen Verabschiedung kam ich mir fast wie ein langjähriger Stammgast vor, was ich bei der hier gebotenen, grundehrlich vorgetragenen Frischeküche, dem interessanten Weinangebot und den liebenswerten Akteuren in Küche und Service durchaus auch gerne werden würde. Zumal die Preise für den betriebenen Aufwand absolut im Rahmen sind.
In Karlsruhe und seinem Umland lassen sich immer wieder neue Gastronomien entdecken, die den (Rad)Weg über den Rhein rechtfertigen. Die Osteria Carlin Contrario zählt seit August zu meinen Favoriten. Manchmal passt halt einfach alles zusammen. So wie hier.
Manchmal passt einfach alles zusammen. An einem Sonntagabend Mitte August war das überraschenderweise mal wieder der Fall. Ich war allein mit dem Rad am Rhein unterwegs. Diesmal auf der rechten Rheinseite.
Allein die größere Auswahl an Einkehrmöglichkeiten macht den nicht weit vom Rhein entfernten Karlsruher Stadtteil Daxlanden zu einem attraktiven Ziel für kulinarisch aufgeschlossene Genuss-Radler.
Und so radelte ich bei untergehender Sonne durch das industrieromantische Areal des Rheinhafen-Dampfkraftwerks stromaufwärts bis zum Rheinstrandbad-Rappenwört, einem beliebten Karlsruher Naherholungsgebiet. Dort hat vor Kurzem... mehr lesen
4.5 stars -
"Gegen den Strom - aber mit ganz viel Amore!" GourmägglerManchmal passt einfach alles zusammen. An einem Sonntagabend Mitte August war das überraschenderweise mal wieder der Fall. Ich war allein mit dem Rad am Rhein unterwegs. Diesmal auf der rechten Rheinseite.
Allein die größere Auswahl an Einkehrmöglichkeiten macht den nicht weit vom Rhein entfernten Karlsruher Stadtteil Daxlanden zu einem attraktiven Ziel für kulinarisch aufgeschlossene Genuss-Radler.
Und so radelte ich bei untergehender Sonne durch das industrieromantische Areal des Rheinhafen-Dampfkraftwerks stromaufwärts bis zum Rheinstrandbad-Rappenwört, einem beliebten Karlsruher Naherholungsgebiet. Dort hat vor Kurzem
Geschrieben am 04.09.2025 2025-09-04| Aktualisiert am
04.09.2025
Besucht am 21.08.2025Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 103 EUR
Seit diesem Sommer ist das Kutscherhaus in Gimmeldingen wieder geöffnet. Jetzt unter sehr sympathischer, italienischer Leitung. Die Auswahl an Speisen ist nicht riesig, kann sich aber trotzdem sehen lassen.
Da draußen auf der lauschigen Hofterrasse kein Tisch mehr frei war, holte man kurzerhand einen für uns aus dem Gastraum und deckte ihn frisch ein. Sehr zuvorkommend.
Da wir vorher am Gimmeldinger Steinbruch klettern waren, war unser Hunger entsprechend groß. Mich lachten die gegrillten Calamari (19,90 Euro) als Vorspeise an, um dann mit einer Pizza Frutti di Mare nachzulegen. Mein Kollege hatte den Caprese-Salat (12,50 Euro) vorweg und die Tagliatelle Adriatico mit Lachs und Shrimps in Weißweinsauce (19,90 Euro).
Als flüssige Begleitung wählten wir eine gut gekühlte Weißweincuvée (Chardonnay und Weißburgunder) vom benachbarten Weingut Mugler (denen auch das Kutscherhaus gehört) aus deren großen Lagen "Gimmeldinger Biengarten" und "Königsbacher Idig", die mit gerade einmal 30 Euro zu Buche schlug. Ein fantastischer, wunderbar mineralischer Sommerwein zu einem geradezu sensationellen Preis! Chardonnay-Weißburgunder-Cuvée von Mugler
Es dauerte ein wenig bis das Essen kam. Frisch Gekochtes braucht eben seine Zeit. Und der Andrang war an diesem Donnerstagabend ja auch recht groß. Mit frisch aufgebackenen Pizzabrötchen überbrückten wir die Zeit. Und mit solch einem guten Tropfen im Glas verging sie wie im Flug.
Meine gegrillten Calamari hatten erstklassige Qualität. Viel frischer bekommt man diese am Küstenort seiner Wahl auch nicht vom Grill auf den Teller gelegt. Gegrillte Baby-Calamari
Die Tagliatelle vom Kollegen dufteten nach einem ordentlichen Schuss Weißwein. Tagliatelle Adriatico
Er war sichtlich zufrieden mit seinem Pastagericht. Auch meine Meeresfrüchte-Pizza wusste mit saftiger Auflage zu gefallen. Pizza Frutti di Mare
Die Mädels vom Service und allen voran der sympathische Wirt Pipo agierten äußerst gastfreundlich. Hier fühlten wir uns gleich als Stammgäste. Den ein oder anderen Grappa aufs Haus konnten wir nicht ablehnen. Als Pfälzer Gast weiß man schließlich, was sich gehört.
Das wiederbelebte Kutscherhaus wird nach der nächsten Klettertour in Gimmeldingen garantiert wieder angesteuert. Schön, dass die nostalgische Einkehradresse wieder geöffnet hat. Gute italienische Küche geht schließlich immer!
Seit diesem Sommer ist das Kutscherhaus in Gimmeldingen wieder geöffnet. Jetzt unter sehr sympathischer, italienischer Leitung. Die Auswahl an Speisen ist nicht riesig, kann sich aber trotzdem sehen lassen.
Da draußen auf der lauschigen Hofterrasse kein Tisch mehr frei war, holte man kurzerhand einen für uns aus dem Gastraum und deckte ihn frisch ein. Sehr zuvorkommend.
Da wir vorher am Gimmeldinger Steinbruch klettern waren, war unser Hunger entsprechend groß. Mich lachten die gegrillten Calamari (19,90 Euro) als Vorspeise an, um... mehr lesen
Muglers Kutscherhaus
Muglers Kutscherhaus€-€€€Restaurant06321 66062Peter-Koch-Straße 47, 67435 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Gute italienische Küche in einer wiederbelebten Pfälzer Traditionsadresse" GourmägglerSeit diesem Sommer ist das Kutscherhaus in Gimmeldingen wieder geöffnet. Jetzt unter sehr sympathischer, italienischer Leitung. Die Auswahl an Speisen ist nicht riesig, kann sich aber trotzdem sehen lassen.
Da draußen auf der lauschigen Hofterrasse kein Tisch mehr frei war, holte man kurzerhand einen für uns aus dem Gastraum und deckte ihn frisch ein. Sehr zuvorkommend.
Da wir vorher am Gimmeldinger Steinbruch klettern waren, war unser Hunger entsprechend groß. Mich lachten die gegrillten Calamari (19,90 Euro) als Vorspeise an, um
Geschrieben am 30.08.2025 2025-08-30| Aktualisiert am
30.08.2025
Besucht am 22.01.2025Besuchszeit: Abendessen 8 Personen
Rechnungsbetrag: 279 EUR
Gute vier Jahre waren seit meiner letzten Einkehr im urigen Restaurant des Hotels Duwakschopp (pfälzisch für „Tabakschuppen“) vergangen. Und das obwohl das Lokal eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, die mühsam eingetauschten Gastroguide-Gutscheine in meiner näheren Umgebung einzulösen.
Da bot es sich an, dort meinen 51ten Geburtstag zu feiern. Letztes Jahr wurde das Fest zur „runden Fünf“ aus privaten Gründen ersatzlos gestrichen. Dies galt es nun im kleinen familiären Kreis an einem Mittwochabend im Januar nachzuholen.
Nicht alle hatten Zeit, aber doch fanden sich sieben Personen und ein Kleinkind im Haynaer „Duwakschopp“ ein. Die nur ein paar Meter weiter entfernte, traditionsreiche „Krone“ ließen wir geflissentlich links liegen. Dort wollen Anspruch, Preis und Wirklichkeit seit einiger Zeit nicht mehr so recht zusammenpassen.
Im „Duwakschopp“ setzen Geschäftsführer Markus Schwegler und sein Team in erster Linie auf deftige Hausmannskost, die um ein paar gängige Tapas im Vorprogramm erweitert wird. Fleischesser kommen bei Schnitzel, Rumpsteak, Schweinemedaillons und Pfälzer Schweinereien (Saumagen und Bratwurst) auf ihre Kosten. Fischfreunde und Fleischverzichter müssen sich mit deutlich weniger Auswahl zufriedengeben.
Auch das Speisenangebot für die kleinen Gäste ist recht überschaubar. Mini-Schnitzel und Nudeln mit Tomatensauce in Ehren, aber da könnte man schon ein wenig mehr bieten. Dafür gibt es eine gut ausgestattete Spielecke, von der unser Töchterchen regen Gebrauch machte.
Die Art und Weise, wie das junge Serviceteam mit unserer Kleinen umging, zeigte, dass hier Kinder sehr willkommen sind. Und dass hier Kinder bis 1 Meter Körpergröße kostenlos verköstigt werden, spricht ebenfalls für die kinderfreundliche Einstellung der Betreiber.
Die Getränkepreise bewegten sich im akzeptablen Rahmen. Der halbe Liter Teinacher Mineralwasser belief sich auf 4,20 Euro. Die große (0,5-Liter) Saftschorle (Apfel, Traube, Maracuja) schlug mit 5,80 Euro zu Buche. Die kleine Flasche Fürstenberg alkoholfrei (0,33l) kam für 4 Euro aus dem Kühlschrank.
Für den Schoppen vom naturtrüben Hausbier (angeblich nach eigener Rezeptur) wurden 4,80 Euro berechnet. Ein Liter aufgesprudeltes Tafelwasser perlte für 5,50 Euro in der Karaffe. So weit, so erwartbar. Die Leute sollen ja auch was verdienen.
Als alle am Tisch mit Getränken versorgt waren und auf das Wohl des Geburtstagskinds angestoßen hatten, ging es ans Bestellen. Zum Rumpsteak im „Herren-Zuschnitt“ (Gentlemen-Cut, ca. 250 Gramm = „Mannheimer Amuse“, GG-Insider…) aus argentinischen Landen (28,80 Euro) durfte man sich eine Beilage und eine Soße frei dazu auswählen.
Da entschied ich mich doch glatt für Bratkartoffeln und Pfefferrahmsauce. Viermal wurde das auf Wunsch gegrillte Stück aus dem Rinderrücken an unserem Tisch geordert. Manch einer tat es mir nach und wählte auch die knusprigen Kartoffeln aus der Bratpfanne.
Auch das Rindergeschnetzelte mit Rösti (21,80 Euro), das Zanderfilet mit Tomaten-Lauch-Gemüse und Kartoffeln (21,90 Euro) und das mediterrane, mit Schafskäse und Zwiebeln gefüllte Cordon Bleu (20,80 Euro) fanden am Tisch ihre Abnehmer. Unser Töchterlein gab sich wie so oft mit Nudeln mit Tomatensoße (6,80 Euro) zufrieden. Ein kulinarisch eher anspruchsloses Kind halt…noch.
Vorweg orderte ich zweimal die für zwei bis drei Personen ausgelegte Tapas-Variation (jeweils 23,90 Euro), die uns eine abwechslungsreiche Auswahl an spanischen Snacks einbrachte. Da wurde praktisch jeder am Tisch fündig. Vun allem Ebbes (uff spannisch...)
In Knoblauchöl sautierte Champignons und Garnelen, ein mächtiges Stück von der Tortilla de Patatas, frittierte Kartoffelwürfel, Pimientos de Padron, Croquetas de Jamon, Albondigas (leider ohne Tomatensauce), Aioli sowie ein paar Scheiben Chorizo und Manchego-Käse bevölkerten die beiden üppig beladenen Holzbretter. Üppige Tapas-Auswahl vorweg
Die Qualität der spanischen Kleinspeisen war in Ordnung. Viel Frittiertes. Aber das kennt man ja. Die Tortilla fiel schön saftig aus. Die Garnelen waren zwar nicht allzu groß, aber auch nicht totgebrutzelt. Die ein oder andere Schinken-Käse-Krokette mehr hätte mich zwar begeistert, wäre aber wohl zu Lasten meines bald folgenden Rumpsteaktellers gegangen. Solche deftigen Vorspeisen zum Teilen gehen eigentlich immer
Die zufriedenen Gesichter am Tisch und die sich sukzessive leerenden Holzbretter verrieten mir, dass meine Tapas-Initiative vorweg anscheinend nicht die schlechteste Vorspeisen-Idee gewesen sein musste. Und so ein Essen zum Teilen trägt ja meistens auch zu mehr Geselligkeit bei. Die Stimmung war jedenfalls bestens und der erste Hunger wurde mit solider „Tapa-Ware“ adäquat gestillt.
Das junge Service-Team umsorgte uns aufmerksam. Neue Getränke wurden zeitnah an den Tisch gebracht und auch die zeitgleich servierten Hauptgänge – bei größeren Gruppen leider keine Selbstverständlichkeit – folgten nach angenehmer Wartezeit.
Den Gargrad der Rumpsteaks hatte man beim Bestellvorgang erfragt. Meines kam wie gewünscht „medium rare“ auf die Keramik. Darauf befand sich neben den vorbildlich gebratenen Kartoffeln auch eine sehr schmackhafte Pfefferrahmsauce, die à part in der Sauciere mitgeliefert wurde. Grobes Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer zierte die wohlgeröstete Oberfläche meines Steaks aus des Rindes Rücken. Man denke es sich bitte angeschnitten und im perfekten Gargrad ;-)
Tadellose Fleischmannskost, bei der mich lediglich die frisch gehackte Petersilie irritierte. Aber sei es drum, die schob ich geflissentlich an den Tellerrand (wie das der Saarbrücker Kollege mit Tomaten wahrscheinlich genauso handhabt…). Sonderlob gibt’s für die fein abgeschmeckte Pfefferrahmsauce, die zusammen mit den Bratkartoffeln genossen, ihren Zweck fast übererfüllte. Rumpsteak für den Gentleman (mit Bratkartoffeln und Pfefferrahmsauce)
Auch das Rindergeschnetzelte wurde von seinem Vertilger für fein befunden. Sein betörender Duft nach kräftiger, dunkler Sauce blieb auch mir nicht verborgen. Dass die dazu servierten Rösti-Taler nicht hausgemacht waren, war erwartbar. Das sind die Fritten und Kroketten in Restaurants mit gutbürgerlicher Küche ja in der Regel auch nicht. Rindergeschnetzeltes mit Rösti-Talern
Schön knusprig fielen sie aus, wie mir meine Gattin, die sich das mediterrane Cordon Bleu gönnte, bestätigte. Auch ihre dazu georderte Salsa, eine leicht pikante Paprikasoße, wusste zu gefallen. Warum nicht auch mal ein Schweineschnitzel mit Schafskäse und Zwiebeln füllen? Das mediterrane Cordon Bleu mit Paprikasauce
Ein alles in allem gelungener Geburtstagsabend in urig-gemütlicher Atmosphäre ging danach so langsam dem Ende entgegen. Auf einen Nachtisch wurde verzichtet. Dafür waren die Vor- und Hauptspeisen dann doch zu mächtig ausgefallen.
Leider habe ich es verpasst, Eindrücke vom wertig eingerichteten Interieur mit seinen vielen freiliegenden Holzbalken an den Wänden fotographisch festzuhalten. Aber wer auf helles Holz (Tische, Boden, Decke) und z.T. freiliegende Fachwerknostalgie steht, wird sich hier drin garantiert wohlfühlen.
Auch das PLV stimmte und der Service gab sich alle Mühe, uns einen schönen Abend zu bescheren. Besonders gefallen hat es übrigens unserer Tochter, die sich die meiste Zeit in der hübsch gestalteten Spielecke in Blickweite zu unserem Tisch aufhielt. Das entspannte nicht nur ihre Eltern.
Ein paar Tage später feierte ich dann mit meinen besten Freunden bei guten Freunden. Kulinarisch ging es da etwas höher her. Ich hatte schließlich den 50er gebührend nachzuholen. Dass es hierfür nach Ilbesheim in den Hubertushof ging, wird den ein oder anderen Leser wahrscheinlich nicht überraschen. Und ja, davon werde ich vielleicht auch noch berichten…
Gute vier Jahre waren seit meiner letzten Einkehr im urigen Restaurant des Hotels Duwakschopp (pfälzisch für „Tabakschuppen“) vergangen. Und das obwohl das Lokal eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, die mühsam eingetauschten Gastroguide-Gutscheine in meiner näheren Umgebung einzulösen.
Da bot es sich an, dort meinen 51ten Geburtstag zu feiern. Letztes Jahr wurde das Fest zur „runden Fünf“ aus privaten Gründen ersatzlos gestrichen. Dies galt es nun im kleinen familiären Kreis an einem Mittwochabend im Januar nachzuholen.
Nicht alle hatten Zeit, aber doch... mehr lesen
Restaurant Duwakschopp
Restaurant Duwakschopp€-€€€Restaurant, Tapasbar, Hotel, Ausflugsziel072769872220Hauptstrasse 103, 76863 Herxheim bei Landau/Pfalz
4.0 stars -
"Kinderfreundliche Familienfeier bei deftiger Hausmannskost in zünftigem Fachwerkambiente" GourmägglerGute vier Jahre waren seit meiner letzten Einkehr im urigen Restaurant des Hotels Duwakschopp (pfälzisch für „Tabakschuppen“) vergangen. Und das obwohl das Lokal eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, die mühsam eingetauschten Gastroguide-Gutscheine in meiner näheren Umgebung einzulösen.
Da bot es sich an, dort meinen 51ten Geburtstag zu feiern. Letztes Jahr wurde das Fest zur „runden Fünf“ aus privaten Gründen ersatzlos gestrichen. Dies galt es nun im kleinen familiären Kreis an einem Mittwochabend im Januar nachzuholen.
Nicht alle hatten Zeit, aber doch
Geschrieben am 28.07.2025 2025-07-28| Aktualisiert am
28.07.2025
Besucht am 18.12.2024Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 206 EUR
Die letzte offizielle „Clubsitzung“ des Jahres 2024 führte mich zusammen mit vier Wörther Schlemmerkollegen nach Niederhorbach. Unser Ziel war das Restaurant im Weingut Fritz Walter, das auch ein komfortables Weinhotel beherbergt. Wir folgten einem leuchtenden Stern bis nach Niederhorbach...
Dieses musste seit Ende 2022 ohne Gastronomie auskommen, denn das vom damaligen Küchenchef Björn Reuter betriebene Restaurant mit interessantem Konzept („Pfalz meets Südkorea“) existierte schon eine ganze Weile nicht mehr und auch der Versuch, das Restaurant im Kreise der Familie weiterzuführen, misslang.
Lange wurden Nachpächter gesucht und schließlich im nicht weit entfernten Örtchen Oberhausen gefunden. Dort betrieb die aus dem Salento (Apulien) stammende Silvana Simmen ein paar Jahre lang ihre „Pizzicheria“ im Weingut Vongerichten. Da sie sich mit Weingutsgastronomie gut auskannte, war es für sie im Prinzip nur ein Wechsel des Standortes.
Seit August vergangenen Jahres betreibt nun Silvana Simmen das wertig eingerichtete Weinrestaurant im Hause Fritz Walter. Zusammen mit ihrem Neffen Luca Quarta, der sich um den Service kümmert, bringt sie in erster Linie schmackhafte Pasta-Gerichte nach Rezepten aus ihrer apulischen Heimat auf den Tisch.
Mit Polpette (Hackfleischbällchen), Fave Salentine (Saubohnen-Püree) und Bombette Pugliesi (gefülltes Nackensteak im Speckmantel) hebt man sich auf süditalienische Weise vom gängigen Italo-Mainstream ab.
Mit Focaccia-Burger in drei verschiedenen Ausführungen, paniertem Schweineschnitzel und dem obligatorischen Schnitzel Parmigiana kommen jedoch auch eingefleischte Redundanzesser auf ihre Kosten.
Bei unserem Besuch Mitte Dezember standen außerdem Minestrone, Rumpsteak mit Austernpilzen und ein hausgemachtes Tiramisu auf der Empfehlungstafel, die uns gleich am Eingang ins Auge fiel.
Wir betraten das Walter’sche Anwesen über den stimmungsvoll beleuchteten und vorweihnachtlich geschmückten Innenhof, auf dem man es sich im Sommer sicher ganz wunderbar unter freiem Himmel gemütlich machen kann. Die Terrasse im Winterschlaf
Einer der Kollegen hatte den 5er-Tisch vorab klargemacht. Servicechef Quarta empfing uns freundlich und führte uns zu eben jenem. Moderne Hängeleuchten und Wandstrahler trugen mit angenehmer Beleuchtung zur behaglichen Atmosphäre des teilweise klinkerverputzten Gastraumes bei. Modernes Weinstubenambiente
Nur die paar gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos bekannter italienischer Leinwandhelden bzw. -heldinnen erinnerten an die Herkunft der Betreiber. Das war es dann aber auch schon mit den italienischen Momenten beim Interieur, an dessen gediegenem Weinrestaurant-Ambiente aus früheren Zeiten kaum etwas geändert wurde. Der gemütliche Gastraum
Zum rustikalen Holzboden (Parkett in Holzdielenoptik) passte das ebenfalls aus dunklem Holz gefertigte Bistro-Mobiliar. Stühle und Wandbank waren ausreichend gepolstert. Mit anderen Worten: hier ließ es sich hier ganz vortrefflich aushalten. Stimmungsvolles Interieur
Einfache, kreisrunde Platzsets aus Bast kamen zur Schonung der blanken Verzehrbretter zum Einsatz. In weißen Serviettentaschen steckte unser dreiteiliges „Handwerkszeug“ und wartete auf seinen Einsatz.
Doch zuerst glichen wir unser Flüssigkeitsdefizit auf unterschiedliche Weise aus. Wie mein selten unterhopft auftretender, mir gegenübersitzender Kollege griff ich zum Hellen aus dem Hause Bellheimer (0,33l für 3,80 Euro). Das schmeckt gut gekühlt schließlich auch in einem Pfälzer Weingut. Später gönnte ich mir noch ein Viertel vom Fritz Walter’schen Chardonnay (6,80 Euro). Ein trockener Weißer mit präsenter Säure, schlanker Frische und sortentypischer Eleganz in Glas. Gefiel mir ausgesprochen gut.
Bei zwei anderen Herren perlte derweil Mineralwasser der Marke Bellaris Gourmet in den Gläsern (0,7l-Flasche für 4,90 Euro). Der Fünfte im Bunde erfreute sich an der weißen Spielart des nicht nur in der Pfalz so beliebten Spätburgunders. Sein Blanc de Noir (das Achtel für 4,80 Euro) kam als schmeichelnder Gentleman ins Glas. Mit gut eingebundener Säure schlug er ehe weiche Burgundertöne an. Der Kollege war davon so angetan, dass er später noch ein zweites Gläschen folgen ließ.
Vorweg ging zweimal die Minestrone (7,90 Euro) von der Empfehlungstafel. Die drei „Bruschettiere“ wagten sich trotz der kalten Jahreszeit an das tomatisierte Röstbrot (8,90 Euro), das in keinem Antipasti-Programm (und auf keiner Studentenparty!) fehlen darf. Für die einen der köstlichste „Arme-Leute-Snack“ der Welt. Für die anderen – neben dem omnipräsenten Caprese – der obligatorische Pizzeria-Dauerbrenner fürs Vorprogramm schlechthin.
Während mich eine grundehrliche Gemüsesuppe mit ordentlich Einlage so richtig winterlich abholte, genossen meine Tischkollegen ihre ganz klassisch mit Olivenöl, Basilikum und Knoblauch veredelte Auflage aus kleingeschnittenen Kirschtomaten (wahrscheinlich süditalienische Importware). Etwas Rucola-Gestrüpp und Balsamico-Crème ergänzten die vier Tomatenbrote in erwartbarer Weise.
Anscheinend schmeckten ihnen die knusprig-saftigen Appetithappen. Auch die Kirschtomaten hatten – in Anbetracht der Jahreszeit – ein anständiges Aroma. Nichts ist schlimmer als wässrige, geschmacksneutrale Tomaten auf röschen Baguettescheiben. War hier aber definitiv nicht der Fall.
Dass sich Küchenchefin Silvana Simmen bei den sogenannten „Kleinigkeiten“ Mühe gab, war auch bei meiner Minestrone deutlich zu schmecken. Da wurde nicht mit frischen Kräutern und Gemüse gegeizt. Für den besonderen Kick am Gaumen sorgte der reife Grana Padano, der kurz vor dem Servieren darüber gehobelt wurde. 1A-Minestrone!
Den Rest erledigten die darin schwimmenden Stücke aus dem mehr oder weniger weit entfernten Gemüsegarten (Zucchini, Kartoffel, Karotte und Kirschtomate) zu meiner vollsten Zufriedenheit. Da ließ es sich doch ganz vortrefflich aus dem Trüben löffeln. Ehrliche italienische Terrinenkost ohne Zaubertricks, aber mit ordentlich Einlage! Italienische Gesundsuppe mit reichlich Einlage
Der Start in den Abend war gelungen.
Dann wurde es nudelig. Alle hatten wir uns für Pasta entschieden. Zwei Kollegen mochten es fischig und setzten dabei auf die Troccoli al Salmone (18,90 Euro). Der Mann zu meiner Rechten entschied sich für die Orecchiette con Polpette (17,90 Euro), während mein Gegenüber es mir nachtat und auch die Paccheri Salsiccia (17,90 Euro) – laut Karte der Klassiker des Hauses – orderte.
Die Pastagerichte wurden zeitgleich serviert, dufteten anregend um die Wette und strotzen nur so vor Süffigkeit. Für Suppen- und Saucenfans gleichermaßen ein Genuss, war das dem ein oder anderen am Tisch dann doch etwas zu viel Flüssigkeit im tiefen Nudelteller.
Mich als ausgewiesener Saucenfreund störte das nicht im Geringsten, schwammen doch meine auf Biss gegarten, mit angebratener Salsiccia durchmischten Röhrennudeln (Paccheri) in einem aromatischen Tomatensud, der mit reichlich Überschmeck gesegnet war. Paccheri Salsiccia - ein Klassiker des Hauses
Na klar, wurde hier mit einem guten Schluck Weißwein gekocht. So gehört sich das schließlich in einem Weinrestaurant. Kirschtomaten, Petersilie und Lauch fanden sich ebenfalls in der köstlichen Tunke wieder. Das feine Fenchelaroma der Salsiccia harmonierte prächtig mit der kräuterfrischen Petersilie, dem herben Rucola und der vollmundigen Parmesanwürze. Ein paar Scheiben vom knusprig gerösteten Ciabatta-Brot zum Tunken konnten da wirklich nicht schaden.
Dieses Pasta-Gericht schmeckte so herrlich nach der herzhaften Seele des Salento, dass ich für einen Augenblick glaubte, nicht den nahegelegenen Hirtenbach, sondern das Mittelmeer im Hafen von Otranto plätschern zu hören. Kulinarische Erinnerungen an die Reise zum Stiefelabsatz mit meinem Vater vor rund neun Jahren kamen auf…
Auch sehr zufrieden zeigten sich die beiden „Troccoli-Brüder“ am anderen Ende des Tisches. Ihre etwas dickeren, apulischen Spaghetti wurden von einer mit Weißwein und Zitrone aufgefrischten Lachs-Sahne-Sauce umspült, die dank Kurkuma eine leicht gelbliche Farbe hatte. In der dunklen Keramik serviert, machte das auch optisch einiges her. Troccoli al Salmone in Kurkuma-Gelb
Der Kollege mit der Kombi aus „Öhrchen und Bällchen“ (Orecchiette con Polpette) wäre wohl auch mit deutlich weniger Tomatensugo zufrieden gewesen. Sei es drum, sein mit Knoblauch, Basilikum und Minze aromatisierter Nudel-Teller duftete mir äußerst verlockend entgegen. Auch die hausgemachten Hackbällchen schienen ihrer fleischernen Pflicht mit der nötigen Lockerheit nachzukommen. Auch die Orecchiette con Polpette sahen klasse aus
Als großer Freund der apulischen Öhrchenpasta hätte mir dieses Gericht definitiv zugesagt. Eine kleine Kostprobe bestätigte meinen Verdacht. Sind für den nächsten Besuch bereits vorgemerkt!
Das süße Finale wurde mit zweimal Schoko-Soufflé (8,80 Euro) und einem beachtlichen Tiramisu (8,90 Euro) eingeläutet. Für den Verzehr des Schichtdesserts aus Löffelbiskuits und Mascarpone-Crème zeigte ich mich verantwortlich. Eine süße Kleinigkeit zum Schluss...
Frisch gemacht, schmeckt mir diese cremig-süße, mit Amaretto und Espresso verfeinerte Dessertspezialität auch bei fortgeschrittener Sättigung. Geht wahrscheinlich nicht nur mir so…
Der Abend in Silva’s Ristorante hat allen Beteiligten sehr gut gefallen. Mit toller Pasta in gemütlicher Umgebung ließen wir die letzte offizielle Clubsitzung des Jahres 2024 genussvoll ausklingen. Das Preis-Genuss-Verhältnis stimmte und auch der Service trug mit seiner zugewandten Art zum Gelingen dieser vorweihnachtlichen Einkehr bei.
Die Planung weiterer Gaumenerlebnisse fürs kommende Jahr hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits in Angriff genommen, indem wir die (ungefähren) Orte für weitere Zusammenkünfte unserer fünfköpfigen Gourmandgruppe unter Berücksichtigung der strengen „Club-Regularien“ festlegten.
Es sollte aber noch eine ganze Weile dauern, ehe wir uns Anfang April bei einem trubeligen, weil sehr beliebten Landauer Italiener in gleicher Runde wiedersehen sollten. Gute italienische Küche geht halt immer!
Die letzte offizielle „Clubsitzung“ des Jahres 2024 führte mich zusammen mit vier Wörther Schlemmerkollegen nach Niederhorbach. Unser Ziel war das Restaurant im Weingut Fritz Walter, das auch ein komfortables Weinhotel beherbergt.
Dieses musste seit Ende 2022 ohne Gastronomie auskommen, denn das vom damaligen Küchenchef Björn Reuter betriebene Restaurant mit interessantem Konzept („Pfalz meets Südkorea“) existierte schon eine ganze Weile nicht mehr und auch der Versuch, das Restaurant im Kreise der Familie weiterzuführen, misslang.
Lange wurden Nachpächter gesucht und schließlich im nicht... mehr lesen
Silva‘s Ristorante Cucina Salentina
Silva‘s Ristorante Cucina Salentina€-€€€Restaurant06343 9365536Landauer Straße 82, 76889 Niederhorbach
4.0 stars -
"Gelungene Pastafahndung mit guten Gaumenfreunden" GourmägglerDie letzte offizielle „Clubsitzung“ des Jahres 2024 führte mich zusammen mit vier Wörther Schlemmerkollegen nach Niederhorbach. Unser Ziel war das Restaurant im Weingut Fritz Walter, das auch ein komfortables Weinhotel beherbergt.
Dieses musste seit Ende 2022 ohne Gastronomie auskommen, denn das vom damaligen Küchenchef Björn Reuter betriebene Restaurant mit interessantem Konzept („Pfalz meets Südkorea“) existierte schon eine ganze Weile nicht mehr und auch der Versuch, das Restaurant im Kreise der Familie weiterzuführen, misslang.
Lange wurden Nachpächter gesucht und schließlich im nicht
Geschrieben am 18.07.2025 2025-07-18| Aktualisiert am
19.07.2025
Besucht am 12.12.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 369 EUR
Diesen gönnte ich mir zusammen mit einem kollegialen Freund in der Vorweihnachtszeit. Mit den Öffentlichen ging es von Wörth aus über Karlsruhe in Richtung Eggenstein, einer mit Leopoldshafen zusammengeschlossenen Doppelgemeinde im Norden der Fächerstadt.
Ziel unseres kulinarischen Abstechers über den Rhein war das direkt an der Eggensteiner Hauptstraße gelegene Restaurant „garbo im Löwen“, das seit Februar 2017 von Küchenchef Marcel Kazda geführt wird. Der gebürtige Karlsruher Kazda erkochte sich zusammen mit seinem Team im Jahr 2023 den begehrten Michelin-Stern, den er bis heute hält.
Bei ihm trifft klassisches Handwerk auf hochwertige Produkte, die auch gerne aus der näheren Umgebung kommen dürfen. Seine badischen Wurzeln leugnet er dabei nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil: er liebt die traditionellen Gerichte seiner Heimat genauso wie die französisch, mediterran, asiatisch oder orientalisch inspirierten Teller.
Dementsprechend breitgefächert liest sich das Speisenprogramm. Neben einer kleinen À-la-Carte-Auswahl sind es die beiden Menüs, wegen denen sowohl nostalgisch veranlagte Genießer als auch kulinarisch aufgeschlossene Feingaumen im traditionsreichen „Löwen“ gerne einkehren.
Das renommierte Haus blickt auf eine lange gastronomische Tradition zurück. Bereits in den 90er Jahren zählte es unter der Ägide von Pasteten- und Terrinengott Lothar Buck zur Spitze der Karlsruher Gastroszene. Und genau da steht es auch heute wieder.
Marcel Kazda, der im Laufe seiner Kochkarriere in mehreren angesehenen Häusern (z.B. Restaurant Imperial im Schlosshotel Bühlerhöhe zu Wolfgang Müllers Zeiten oder als Souschef an der Seite von Marco Müller im Restaurant Harlekin, Grandhotel Esplanade, Berlin) tätig war, hat dem Eggensteiner „Löwen“ wieder zu neuem Glanz verholfen.
Mit Philipp Spielmann konnte er einen erfahrenen Sommelier als Restaurantleiter gewinnen. Der sympathische Spielmann, der das betreute Trinken in Perfektion „dirigiert“, war zudem ein ganz hervorragender Gastgeber, der uns das Ankommen so angenehm wie möglich machte.
Von blasiertem Sommeliergehabe und übertriebener „Etikettenreaktion“ keine Spur. Stattdessen glänzte er mit witzigen Anekdoten und profundem Wein- und Winzerwissen. Ein rundum cooler Suffmeister, der uns stets das Gefühl gab, genau das richtige im Glas zu haben (auch wenn es kein Rebensaft war…) und der zudem mit einer gesunden Portion Humor ausgestattet war. Seine Performance an diesem Donnerstagabend war wirklich ganz großes Servicekino. Kann man vielleicht anders, aber wohl kaum besser hinkriegen.
Dass er uns vorab einen Blick auf das vorbildlich marmorierte Rindersteak im Rohzustand werfen ließ und damit unsere Lust auf den Fleischgang noch potenzierte, war ein herrlich durchtriebener Schachzug. Badisches Wagyu vom Glasstetter
Der Mann wusste also auch, wie man gestandene Karnivoren bei Laune hielt.
Von außen eher unscheinbar, zählen im „garbo“ eher die inneren Werte. Wir durften in der holzvertäfelten Stube, unweit des alten Kachelofens Platz nehmen und fühlten uns gleich sehr gut aufgehoben. Dem hier vorherrschenden Wirtshauscharme aus der guten, alten Zeit kann man sich gar nicht entziehen.
Auf dem mit weißem Leinen überzogenen Tisch erwarteten uns bereits auf Hochglanz polierte Wasser- und Weingläser, Silberbesteck, Brottellerchen und hübsch gefaltete Stoffservietten. Unser stilvoll eingedeckter Tisch
Gediegene badische Tafelkultur in nostalgisch-gemütlichem Rahmen. Einfach schön, wenn Klasse nicht auf Kosten der Gemütlichkeit geht. Statt einer langatmigen Schilderung der einzelnen Einrichtungsdetails, lasse ich an dieser Stelle lieber die Bilder sprechen. Gaststube zum Wohlfühlen Gediegene Wirtshausatmo
Uns hatte man zeitnah mit einer Flasche Peterstaler Mineralwasser „medium“ (8,90 Euro) den ersten Durst genommen und mit der aufklappbaren Speisenkarte versorgt. Zum Aperitif gönnte sich mein Kollege ein Gläschen Haussekt, einem „Dosage Zero“ (0,1l für 12 Euro) vom Weingut Eugen Wambsganss aus Landau-Nussdorf (Pfalz), der schön „brut“ prickelte. Erstmal bei "Null" anfangen...
Ich machte da lieber den Südfranzosen und süffelte mich an einem aromatischen, mit Eiswasser verdünnten Pastis (9 Euro) in Verzehrlaune.
Dann wurde es schwierig. Für welches der beiden Menüs sollte ich mich entscheiden? Da kein tischgebundener Menüzwang herrschte, war theoretisch alles möglich. Mein der rechtsrheinischen Regionalküche zugewandter Tischgenosse hatte sich recht schnell auf den kulinarischen Fußabdruck der badischen Art eingeschossen, während mich auch das Inspirationsmenü von Maître Kazda reizte.
Schnell einig waren wir uns dagegen, dass wir an diesem Abend über die volle 7-gängige Distanz gehen wollten. Die kulinarische Genussreise durch Baden war in der Komplett-Version für faire 119 Euro zu haben. Für einen Fuffi mehr blies der Sternekoch zur deutlich internationaler daherkommenden Gaumeninspiration seines Degustationsmenüs mit gleicher Anzahl von Gängen.
Um meine kulinarischen Vorurteile gegenüber rechtsrheinischer Hausmannskost ein wenig abzubauen, schloss ich mich dem „Gelegenheitsbadenser“ am Tisch an. Wir orderten also beide das Baden-Menü in der All-in-Ausführung. Bei mir jedoch mit einer kleinen Ausnahme.
Ich fragte höflich an, ob man den Rheinzander nicht gegen den auf der Haut gebratenen Ike Jime Wolfsbarsch vom Inspirationsmenü tauschen könne. Gegen einen kleinen Aufpreis (10 Euro) wurde meinem Wunsch sehr gerne entsprochen. So viel Flexibilität gibt es sicher nicht in jeder Sterneküche.
Dann schmökerte ich ein wenig in der umfangreichen Spielmann-Bibel, die ein erkleckliches Flaschenweinangebot listete. Der Löwenkeller musste ganz schön groß sein. Anders konnte ich mir die fast schon enzyklopädischen Ausmaße dieses mit großem Weinverstand zusammengestellten Kompendiums kaum erklären. Eine vinophile Entdeckungstour quer durch den europäischen Kontinent, deren riesige Auswahl uns vor Entscheidungsnöte stellte.
Vielleicht war es die Sehnsucht nach mediterraner Wärme, die mich in dieser kalten Jahreszeit einen nicht allzu schweren Roten von der beliebten Ferieninsel Mallorca auswählen ließ. Die hauptsächlich aus der einheimischen Rebsorte Manto Negro und etwas Syrah bestehende Cuvée aus dem Jahr 2020 nannte sich „Tanuki Bob“ und kam aus biologischem Anbau. Die 52 Euro für die Flasche (Faktor 3!) waren sehr gut investiert und für ein Sternelokal (mit all dem „Drumherum“) absolut fair bepreist. Der Rotwein des Abends war ein Mallorquiner
Das bekannte Garagen- oder besser gesagt „Scheunenweingut“ 4 Kilos aus Felanitx, die auch gerne mal unter „12 Volts“ stehen, steckte hinter diesem angenehm weichen Mallorquiner, dessen zarte 13% für gehörigen Trinkfluss sorgten. Ein wunderbar ausgewogener Rotwein, der Erinnerungen an feuchtfröhliche Finca-Abende zusammen mit guten Freunden weckte. Wie schön, dass es kommenden Herbst endlich wieder soweit ist…
Los ging es mit einer ganzen Reihe von herbstlichen Einstimmungen. Zur abwechslungsreichen Brotauswahl von der Karlsruher Traditionsbäckerei Meier Vier Sorten Brot von der Bäckerei Meier
reichte man eine mit Kürbiskernöl verfeinerte Butter Butter mit Kürbiskernanteilen
sowie ein fein abgeschmecktes Hummus von der Roten Beete mit schwarzem Sesam und marinierten Kichererbsen. Don't judge a Hummus by its colour!
Das machte nicht nur farblich einiges her, es schmeckte auch ganz hervorragend.
Weiter ging der bunte Amuse-Reigen mit einem Kürbissüppchen mit Kokos-Curry-Schaum (als Shot serviert) Kürbis-Shot mit Asia-Aromen
und einer knusprig salzigen Miniaturdampfnudel, die auch meine Mutti früher nicht besser (aber natürlich größer!) hinbekommen hat. Im Zusammenspiel mit der wunderbar aromatischen Kürbissuppe ein echter „Sehnsuchtsbissen“. Miniaturdampfnudeln mit Kürbis-Kokos-Suppe
Dem nicht genug, feierte auch noch der Federweiße in Form eines schmackigen Zwiebelkuchenwürfels mit Gel vom neuen Wein sein spätherbstliches Comeback – wenn auch nur als Häppchen mit gepickeltem Radieschen auf dem schicken Amuse-Löffel. Zwiebelkuchen und neuer Wein (als Gel)
Auch so eine kleine Aromenbombe ohne viel Tralala, die unsere Vorfreude auf die bald folgenden badischen Genüsse noch steigerte.
Als ersten Gang servierte uns die freundlich-souverän agierende Servicecrew subtil geräucherten Balik-Lachs in absoluter Spitzenqualität. Dieser lag in kleine Würfel geschnitten auf einem kross gebratenen Kartoffelpuffer, der – so mochte ihn schon Marcel Kazdas Opa am liebsten – mit etwas Speck zu Höchstform auflief. Reschbeggt! Gepufferter Balik-Lachs
Geräucherte Crème Fraiche unterstützte die vollmundige, auf der Zunge schmelzende Fischspezialität stimmig. Saiblingskaviar und mit Kresse-Öl verfeinerte Molke brachten süffig-salzige Frische ins Spiel. Balik-Lachs auf Opas Kartoffelpuffer mit Speck, geräucherte Crème Fraiche, Saiblingskaviar, Molke mit Kresse-Öl
Heilig’s Lächsle! Was für ein großartiger Aufgalopp durchs Land der knusprigen Reibeküchle. Hochzufrieden brachte er uns in badische Festtagssuppenlaune.
Eine intensive Tafelspitz Consommé duftete doppelt und dreifach (konzentriert) aus dem dekorativen Gläschen. Neben Wurzelgemüsebrunoise, frischem Schnittlauch und kleinen Tafelspitzwürfeln, badeten auch ein paar Flädle, ein Markklößchen sowie ein kleiner Raviolo in der vollmundigen Rindfleischbrühe. Badische Festtagssuppe aka Tafelspitz-Consommé mit Einlagen
Ihr reiner Fleischgeschmack beeindruckte am Gaumen genauso wie die stimmige Einlagensammlung. Die mürben Markklößchen hätten von ihrer Konsistenz her auch aus der Küche meiner Mutter stammen können. Ja, ist denn heut‘ scho Weihnachten? Glückselig grinsend löffelten bzw. tranken wir den flüssigen Seligmacher bis zum letzten Tropfen aus.
Dann trennten sich beim Fischgang unsere kulinarischen Wege. Während sich mein Kollege sein Zanderfilet aus dem Daxlandener Altrhein in Rieslingssahnesauce mit gehobelten Champignons de Paris schmecken ließ, Das Zanderfilet vom Rheinfischer Axel aus Daxlanden nach Badischer Art
erfreute ich mich an dem nach Ike-Jime-Art geschlachteten Wolfsbarsch, von dem ein kross auf der Haut gebratenes Stück das Porzellan zierte. Auf der Haut gebratener Ike Jime Wolfsbarsch an Chorizo-Muschel-Sud, Schnippelbohnen und Pecorino-Krapfen
Ihn umspülte ein schaumiger, orangefarbener Muschelsud, der mit seiner wuchtigen Chorizo-Würze verblüffte. Ein pikantes Meereselixier ganz nach meinem Geschmack! Neben dem unfassbar zarten und supersaftigen Schuppentier thronte ein knusprig-cremiger Pecorinokrapfen auf in feine Streifen geschnittenen Schnippelbohnen. Ein Fischteller zum Niederknien!
In der Summe ergab das einen kräftigen Fischteller im allerbesten Sinne, der es mit jeder guten Bouillabaisse hätte aufnehmen können. Ich muss gestehen, dass ich eine solche Aromendichte eher am Vieux Port von Marseille erwartet hätte als in Eggenstein-Leopoldshafen.
Bei Gang Nummer vier, dem Bauch vom Kraichgauer Landschwein, der es sich zwischen einer gebratenen Blutwurstscheibe und einer ebenfalls in der Pfanne geschwenkten Tranche vom Serviettenknödel gemütlich gemacht hatte, waren mein Kollege und ich wieder voll auf Wellenlänge. Kraichgauer Landschweinebauch zwischen Blutwurst und Serviettenknödel
Und auf was für einer! Die geradezu sündhaft saftige „Schweinerei“ wurde mit geschmolzenem Lardo, karamellisiertem Apfel, französisch gebuttertem Kartoffelpüree, ein paar Blättern Feldsalat und einer dunklen Jus veredelt und avancierte so zur Highend-Hausmannskost. Kraichgauer Landschweinebauch mit gebratener Blutwurst, Serviettenknödel, karamellisiertem Apfel, geschmolzenem und dehydriertem Lardo, Feldsalat und Jus
Das ergab eine großartige, aromensatte Leib- und Seelenspeise, die wie die Faust aufs Auge zur Falstaff-Figur ihres Erschaffers passte. Und von der man beim besten Willen nicht wusste, ob man sie der Hoch- oder Weinstubenküche zuordnen sollte. Egal, feste Grenzen zwischen Sterne- und Wirtshauskost sind für Chefkoch Kazda anscheinend nur dazu da, um sie mit spielerischer Leichtigkeit aufzuheben.
Da passte dann auch das frisch gezapfte Helle aus dem Hause Hoepfner, das sich mein Kollege zum ultrazarten Schweinebauch schmecken ließ. Ich blieb dagegen lieber beim samtweichen Roten von der Deutschen liebster Urlaubsinsel.
Und ich tat gut daran, denn bald sollte eine „Badische Leibspeise“ par excellence folgen. So sieht also eine badische Leibspeise aus...Reschbeggt!
Auf einem tiefdunklen Saucenspiegel – allein für diese substantielle Spätburgunderjus hatte sich der Ausflug nach Eggenstein allemal gelohnt – lagen badische Köstlichkeiten von Feld und Wiese akkurat nebeneinander gereiht. Dass dazu auch der Rotwein aus Mallorca eine exzellente Figur machte, wunderte nicht wirklich.
Hauptdarsteller war natürlich das bereits vorab von Gastgeber Spielmann im Rohzustand geteaserte, traumhaft marmorierte Stück aus dem Rinderrücken („Badisches Wagyu“), das rosa gebraten und lediglich mit ein paar Salzflocken bestreut zwischen einem in Butter gebratenen „Bubenspitzel“ (Schupfnudel) und einem Häuflein Sauerkraut hervorlugte. Rosa gebratenes Rumpsteak zwischen Schupfnudel und Sauerkraut auf fabelhafter Spätburgunderjus
Eine halbe hausgemachte Maultasche samt Schmälzzwiebeln komplettierte diesen makellosen Karnivorentraum für Saucensüchtige. Selbstgemachte Maultasche mit Schmälzzwiebeln
Ein hausmannsköstlicher Fleischteller, auf dem hochwertige Produkte aus der Region – das Nobelrind stammte übrigens, wie fast alles, was im „garbo“ an Fleisch und Wurst auf den Tisch kommt, von der badischen Kultmetzgerei Glasstetter (Völkersbach) – zwar auf bekannte, aber nicht minder geniale Art und Weise miteinander kombiniert wurden und sich zu einem herzhaften Leibgericht voller Lust am unkompliziert guten Geschmack verdichteten. Großes Gaumenkino fürs eingefleischte Gutbürgertum!
Da wir die köstliche Jus mit Hilfe der à part gelieferten „Bubenspitzle“ Schupfnudel-Nachschub
bis auf den letzten Tropfen wegstippten, schlug nach dem Fleischgang unweigerlich das Sättigungsgefühl zu. Da hatten wir aber die Rechnung ohne den nach angenehmer „Verschnaufpause“ servierten Käsegang gemacht.
Eine mit Bedacht arrangierte Auswahl aus fünf Sorten (von Reifemeister Waltmann aus Erlangen) zierte zusammen mit einer kleinen Scheibe vom hausgemachten Früchtebrot und einer Pfütze Chutney das rechteckige Porzellan. Selbstgebackenes Früchtebrot und Chutney zum Käse
Im Einzelnen waren das: ein nussig-würziger Comté Réserve aus dem Jura, ein aromatischer Reblochon aus den Hochsavoyen, ein cremig-weicher, nach der kleinen mittelalterlichen Stadt zwischen der Champagne und Burgund benannter Langres fermier, ein leicht süßlicher Taleggio aus Norditalien und ein feinsäuerlich-frischer Brillat-Savarin aus dem Burgund. Der Käseteller vom Walti
Um es kurz zu machen: die wohlaffinierten Molkereierzeugnisse haben alle hervorragend gemundet, aber der fließende Langres und der alte Comté konnten doch aufgrund ihres Charakters am meisten begeistern. Genau wie die himmlisch süße 2003er Gewürztraminer Spätlese „Nussdorfer Herrenberg“ (0,1l für 12 Euro) von Eugen Wambsganss aus der Pfalz, die ich mir dazu gönnte. Mal was Süßes zum Käse...
Rien ne va plus…Denkste! Das süße Finale stand ja noch aus. Und so delikate Apfelkrapfen gehen auch mit vollem Magen. Man will sich in einem rechtsrheinischen Futtertempel nicht die Blöße geben – zumindest nicht als Pfälzer. Noch dazu, wenn man solche feinen, in Zimt und Zucker gewendeten Apfelbeignets in Kombination mit einem intensiv nach Vanille schmeckende Schaum und einem geschmeidigen Sauerrahmeis aus dem Schwarzwälder Kristallglass genießen darf. (H)Ausgebackene Apfelkrapfen mit Vanilleschaum Sauerrahmeis aus dem Schwarzwälder Kristallglas
Während drüben im Separee Winzerlegenden aus der Pfalz und Baden (Jülg meets Ziereisen) diverse Flaschen blind verkosteten und dazu die feine Kazda-Küche genossen, kippte mein Kollege noch einen anständigen Grappa (4cl für 12 Euro). Zeitgleich rann auch der letzte Schluck Rotwein meine Kehle hinunter.
Glücklich, gesättigt und hochzufrieden beglichen wir die für das Gebotene absolut angemessene Rechnung. Die abwechslungs- und ideenreich dargebotenen badischen Gerichte überzeugten auf ganzer Linie. Harmonische Geschmacksbilder, die Erinnerungen an früher weckten. Und das alles auf bodenständige, äußerst „symbadische“ Art.
Dass später auch Marcel Kazda an unseren Tisch kam und die Idee seiner kulinarischen Heimatreise durch Baden, die ihm nach dem Besuch einer Rolling Pin Convention kam, genauer erläuterte, passte ins gastfreundliche Bild, das uns das Serviceteam um Philipp Spielmann den Abend über vermittelt hatte.
Wenn Stern, dann bitte so! Bleibt auf dieser Schiene, ihr „garbos“. Ihr macht das echt klasse!
Diesen gönnte ich mir zusammen mit einem kollegialen Freund in der Vorweihnachtszeit. Mit den Öffentlichen ging es von Wörth aus über Karlsruhe in Richtung Eggenstein, einer mit Leopoldshafen zusammengeschlossenen Doppelgemeinde im Norden der Fächerstadt.
Ziel unseres kulinarischen Abstechers über den Rhein war das direkt an der Eggensteiner Hauptstraße gelegene Restaurant „garbo im Löwen“, das seit Februar 2017 von Küchenchef Marcel Kazda geführt wird. Der gebürtige Karlsruher Kazda erkochte sich zusammen mit seinem Team im Jahr 2023 den begehrten Michelin-Stern, den... mehr lesen
Restaurant Garbo zum Löwen
Restaurant Garbo zum Löwen€-€€€Restaurant, Sternerestaurant0721780070Hauptstraße 51, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
5.0 stars -
"Ein durch und durch „symbadischer“ Abend" GourmägglerDiesen gönnte ich mir zusammen mit einem kollegialen Freund in der Vorweihnachtszeit. Mit den Öffentlichen ging es von Wörth aus über Karlsruhe in Richtung Eggenstein, einer mit Leopoldshafen zusammengeschlossenen Doppelgemeinde im Norden der Fächerstadt.
Ziel unseres kulinarischen Abstechers über den Rhein war das direkt an der Eggensteiner Hauptstraße gelegene Restaurant „garbo im Löwen“, das seit Februar 2017 von Küchenchef Marcel Kazda geführt wird. Der gebürtige Karlsruher Kazda erkochte sich zusammen mit seinem Team im Jahr 2023 den begehrten Michelin-Stern, den
Besucht am 18.11.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
Mitte November traf ich mich mit meiner Gattin in Karlsruhe zum Mittagessen. Da sie nicht weit entfernt von der Kaiserstraße arbeitet, bot sich ein Besuch in dem seit April 2022 an der Ecke Kreuzstraße/Kaiserstraße beheimateten TA Izakaya an.
Beide hatten wir Lust auf leichte Kost aus Fernost. Also warum nicht mal wieder was Neues aus dem asiatischen Kulinarkreis ausprobieren? Schließlich ist die Zahl der in Karlsruhe ansässigen Asialokale in den letzten Jahren nicht gerade kleiner geworden.
Wo früher der Buletten-König dem Whopper eine Heimat bot, werden heute in entspannt-ästhetischer Atmosphäre vornehmlich panasiatische Tapas, Bowls, Nudelsuppen und Sushi serviert. Heute: Japanische Kneipe statt burgerliche Monarchie
Ein Konzept, das man mittlerweile gut kennt und das eigentlich immer funktioniert, da für jeden Geschmack und jede Ernährungsattitüde etwas dabei ist.
Das stilvoll-gediegene Ambiente punktete mit durchdachter Beleuchtung, raumteilenden Deko-Elementen und wertigem Mobiliar.
In einer der vielen gemütlichen Ecken ließen wir uns nieder. Es war nicht viel los zur Mittagszeit. Dementsprechend friedlich ging es in dem nach einer japanischen Kneipe benannten Lokal zu. Beam me up, Borgi!
Die Service-Dame, die uns umsorgte, erledigte ihren Job mit der hinlänglich bekannten asiatischen Freundlichkeit. Sie hieß uns herzlich willkommen und versorgte uns flott mit den spiralgebundenen Speisenkarten.
Die Getränke, ein rotblondes Duckstein vom Fass (0,5l für 4,90 Euro) für den Herren und ein Kännchen Sencha-Tee (4,90 Euro) für die Dame, ließen nicht lange auf sich warten. Grüntee und Bier - das rat ich dir!
Genau wie die kleine Pfütze Miso-Suppe, die man uns als freundliche Geste vorweg zukommen ließ. War nicht ganz so mein Ding, aber meine Frau opferte sich gerne. Amiso Gueule...
Zum Einstieg teilten wir uns den nicht näher beschriebenen Sushi-Special-Mix (15,90 Euro) von der Mittagskarte. Sushi Special-Mix von der Mittagskarte
Wir waren gespannt, welche Auswahl der Sushi-Meister hinter der nicht weit entfernten, knallroten Theke wohl treffen würde. I saw red....
Auf einer rechteckigen Glasplatte wurden uns schließlich zwei Sorten Maki (Lachs und Gurke), eine mit pikantem Thunfisch-Tartar, Avocado und Gurke gefüllte, akkurat in acht Teile geschnittene Special-Roll sowie die üblichen, sushibegleitenden Maßnahmen (Wasabi, eingelegter Ingwer) gereicht. Keine makilose Vorspeise
Besonders die mit geschärftem Tuna gefüllten Inside-Outs wussten geschmacklich und texturell zu überzeugen. Den leichten Crunch lieferte ihre aus knusprigen Reisflocken bestehende Ummantelung. Zusätzlichen Wumms erhielt die Rohfischkreation von einer zupackenden Unagi-Chili-Tunke, mit der allerdings kein Saucen-Wucher betrieben wurde. Gut so! Gurke und Lachs trifft Reis und Nori
Um die reingurkigen Maki kümmerte sich ausschließlich die Gattin. Die Lachsvariante war mir da doch deutlich lieber. Alles in allem eine solide Sushi-Vorstellung ohne darüber gequetschten Saucenoverkill oder anderem dampfenden Schnickschnack (Stichwort Trockeneis!). Handwerklich war das tadellos auf die Platte gebracht und bescherte uns einen frischen Auftakt nach Maß.
Es folgten eine Udon-Nudel-Suppe in der vegetarischen Variante (14,90 Euro) für meine Frau und eine Grilled Chicken Bowl mit milder Curry-Sauce (12,90 Euro) für den Freund thaiaromatisierter Hühnergerichte.
In der herzhaften Brühe meiner Tischkomplizin waren neben der cremeweißen Japan-Pasta auch noch knackiger Pak Choi, gekochtes Ei, frische Kräutersaitlinge, Lauchzwiebelringe, frischer Koriander, kleingeschnittene Algen und ein paar Maiskörner vertreten. Udo N., Suppeneinlage aus KA
Genug Einlage also, um die wahlweise hinzufügbaren, tierischen Eiweißkomponenten (Ente, Rindfleisch oder Garnelen) verzichtbar zu machen. Meine Herzensdame vermisste nichts. Ganz im Gegenteil, die Nudelsuppe schmeckte ihr richtig gut.
Etwas weniger euphorisch, aber nicht gänzlich unzufrieden war ich angesichts der bunten Grillhuhnschüssel, die mit einer gehörigen Portion Blattgrün und dem obligatorischen Daikon-Rettich-Knäuel obendrauf aufgefrischt wurde. Auf Knack gewoktes Gemüse, Jasminreis aus dem Dampf und eine Kokossauce, die etwas mehr Schärfe hätte vertragen können, umgaben die saftig-gegrillte, in kleine Stücke zerteilte Hühnerbrust. Typisches Pan-Asia-Gericht (mit allem)
Bei solchen panasiatischen Hauptgerichten stellt sich mir jedes Mal die Frage, warum sich frische Salatblätter und Sauce unbedingt die Schüssel teilen müssen. Aber nun gut, man weiß ja was einen in solchen Asialokalen erwartet und wird in der Regel nicht enttäuscht. Fast könnte man sagen: leider nicht…
Fazit:
Für einen Lunchstopp auf der Kaiserstraße ist das TA Izakaya definitiv einen Besuch wert. Auch die rund 50 Euro gingen für das Gebotene absolut in Ordnung. Da habe ich schon für mehr Geld deutlich schwächere Gerichte beim Panasiaten vorgesetzt bekommen.
Die entspannte Atmosphäre und der freundlich-flinke Service sind sicherlich die großen Pluspunkte des Hauses, das sich in Karlsruhe gegen eine in den letzten Jahren stark angewachsene asiatische Konkurrenz behaupten muss. Man darf gespannt sein…
PS. Der auf meinem Schreibtisch liegende Verifizierungsnachweis (= Rechnung) verschwand im Laufe der Entstehung dieses Berichts. Ich habe da eine Dreieinhalbjährige im Verdacht…
Mitte November traf ich mich mit meiner Gattin in Karlsruhe zum Mittagessen. Da sie nicht weit entfernt von der Kaiserstraße arbeitet, bot sich ein Besuch in dem seit April 2022 an der Ecke Kreuzstraße/Kaiserstraße beheimateten TA Izakaya an.
Beide hatten wir Lust auf leichte Kost aus Fernost. Also warum nicht mal wieder was Neues aus dem asiatischen Kulinarkreis ausprobieren? Schließlich ist die Zahl der in Karlsruhe ansässigen Asialokale in den letzten Jahren nicht gerade kleiner geworden.
Wo früher der Buletten-König dem... mehr lesen
Restaurant TA Izakaya
Restaurant TA Izakaya€-€€€Restaurant072115149688Kaiserstraße 64, 76133 Karlsruhe
4.0 stars -
"Preiswerter Mittagstisch in entspannter Atmosphäre" GourmägglerMitte November traf ich mich mit meiner Gattin in Karlsruhe zum Mittagessen. Da sie nicht weit entfernt von der Kaiserstraße arbeitet, bot sich ein Besuch in dem seit April 2022 an der Ecke Kreuzstraße/Kaiserstraße beheimateten TA Izakaya an.
Beide hatten wir Lust auf leichte Kost aus Fernost. Also warum nicht mal wieder was Neues aus dem asiatischen Kulinarkreis ausprobieren? Schließlich ist die Zahl der in Karlsruhe ansässigen Asialokale in den letzten Jahren nicht gerade kleiner geworden.
Wo früher der Buletten-König dem
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„Wenn Sie vom Flug... vom... vom Hauptbahnhof starten - Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in... an den Flughafen Franz Josef Strauß...“ waren seine Worte und sie belustigen noch heute.
In Anbetracht dieser innerbayrischen Kurzstrecke sind 60 Sekunden nach Neapel natürlich ein ganz anderes Versprechen. Und natürlich auch ganz anders gemeint. Aber die damalige Rede vom Ede, der minutenlang irgendetwas daher schwafelte, wo von er nicht die Bohne einer Ahnung hatte, lässt sich mit den neapolitanischen Teigfladen dieses zu schnell gewachsenen bzw. immer noch wachsenden Pizza-Start-Ups „60 Seconds to Napoli“ in gewisser Weise vergleichen.
Gewollt und nicht gekonnt – so lautete unser ernüchterndes Resümee bei unserem ersten und wohl auch letzten Besuch der Karlsruher Filiale in der Karlstraße, der sich an einem Sonntagnachmittag Ende Januar ereignete.
Zu dritt waren wir an jenem wintermilden Tag mit den Öffentlichen in Richtung Fächerstadt aufgebrochen, um uns im Karlsruher Oberwald ein wenig die Beine zu vertreten. Frische Luft macht bekanntlich hungrig und so suchte ich im Netz nach einer am Sonntagnachmittag geöffneten Einkehrmöglichkeit.
Auf eine fluffige „Neapolitanische“ hatte auch meine Gattin Lust und so tuckerten wir nach erfolgreicher Reservierung per Telefon mit der Straßenbahn in die City – genauer gesagt zur Ecke Karlstraße/Akademiestraße, wo früher das „Vapiano“ sein systemgastronomisches Pasta-Dasein fristete.
Doch dessen Frist ist mittlerweile abgelaufen. Seit Oktober letzten Jahres geht es im Parterre des ehemaligen Bankhauses Veit Löw Homburger – die Familie Homburger zählte zu den ältesten jüdischen Familien in Karlsruhe – deutlich eleganter zu. Der Ersteindruck war jedenfalls kein schlechter.
Ganz im Gegenteil. „Make the guest room chic again!“ – so oder so ähnlich lautete wohl der Auftrag an den Innenarchitekten, der diesem mit bequemen Sitzecken, raumtrennenden Säulen, Fußboden in Holzoptik, indirekter Wandbeleuchtung und jeder Menge unförmiger Designer-Hängeleuchten (angeblich Lava-Pendelleuchten…), welche die auf den ersten Blick sehr gediegen wirkende Szenerie in angenehmem Licht erstrahlen ließen, auch tatsächlich nachkam.
Nun, der Laden war keinesfalls komplett ausgelastet. Aber dennoch nahm zunächst niemand so recht Notiz von uns. Irgendwann kam dann einer der im weiten Saal verstreuten Servicemitarbeiter und lotste uns zu einem Tisch, der noch die Essensspuren seiner Vorgänger trug. Ging ja gut los…
Krümelbeseitigen gehörte scheinbar nicht zu den primären Aufgaben der Aushilfskraft, die an diesem Mittag – zumindest uns gegenüber – recht wenig Motivation zeigte. Das mag in Bremen – ach ja, die „guten Ansätze“… – wohl etwas anders gelaufen sein.
Die Maracujaschorle (0,4l für 4,90 Euro) für die Kleine kam natürlich nicht – wie extra bestellt – dünn gemischt ins Glas, sondern mit voller Zuckerdröhnung. Dafür „sparkelte“ ein kühles Acqua Morelli Mineralwasser (0,75l für 6,90 Euro) ganz „frizzante“ aus der hübschen blauen Glasflasche.
Nach Durchsicht der gedruckten Speisenliste, die wie Messer, Gabel und Servietten im hölzernen Besteckkasten steckte, entschieden wir uns für die teiggewordene Reise an den Pizza-Vesuv. Meine Frau konnte sich für die Margherita di Bufalina (15 Euro) begeistern, während ich mir von der Pizza „Meatballs from Hell“ (stolze 18 Euro) den Vorhof zur Karnivorenhölle versprach.
Es dauerte etwas länger als 60 Sekunden, aber nicht wirklich lang. Wir staunten nicht schlecht als uns die beiden aufgeplusterten Rundlinge serviert wurden. Unsere Napoli-Pizzen bestanden nämlich vornehmlich aus fluffigem Rand mit spärlicher „Leopardierung“.
Ich zählte bei meiner als „scharf“ deklarierten „Randerscheinung“ stolze fünf Hackbällchen, die von in Scheiben geschnittenen, mäßig scharfen Jalapenos, ein paar Klecksen N’duja sowie etwas Chili-Sauce komplettiert wurden.
So richtig scharf geriet die teiggewordene Fleischballhölle dann aber doch nicht. Gut, der dem Knusper nicht unbedingt zugeneigte Weichbodenfreund hätte sich am hoch aufgegangenen Knautschrand sicher erfreut. Mir war das jedoch schlichtweg zu viel des „Hefeteigigen“. Da kann ich mir ja gleich eine Portion Langos bestellen.
Zumal auch die heilige Tomatensauce aus Marzahn („San Marzano DOP“) den dünnen Boden ruckzuck aufgeweicht hatte und das Innere des 60-Sekunden-Produkts sukzessive in einen matschigen See aus geschmolzenem Fior de Latte, fettiger N’duja und der Tomatengrundierung verwandelte. Hard to handle – ohne sich komplett damit einzusauen.
Auch meine Gattin war von ihrem Hefeteigerzeugnis sichtlich enttäuscht. Schon beim Anblick ihrer „Margherita“, auf deren tomatisiertem Büffelmozzarella-See zwei einsame Basilikumblätter „trieben“, ahnte sie nichts Gutes. Der auf der Karte erwähnte 24 Monate gereifte Parmigiano Reggiano DOP fehlte komplett. Er hätte dem lahmen Fladen geschmacklich sicher gutgetan. Auch hier regierte maßgeblich der randgewordene Blähteig. Das Innere suppte derweil in den italienischen Nationalfarben vor sich hin.
Sicher hätte da eine Flasche Blaufränkisch von Claus Preisinger von der überraschend abwechslungsreichen Weinkarte Abhilfe geschaffen. Aber zum „Schönsaufen“ war leider keine Zeit mehr, denn unsere Pizzen hatten sich da bereits in erkaltete Teigkissen verwandelt. Außerdem mussten wir ja noch mit der S5 über den Rhein zurück nach Wörth und das Töchterchen zeigte erste Ermüdungserscheinungen.
Der Bremer Gastroweise sprach „beißgehemmt“ (komisch, so kenne ich ihn gar nicht…) von guten Ansätzen. Die waren hier sicherlich vorhanden (ordentliche Produktqualität, stilvolles Ambiente, genügend Platz zwischen den Tischen), wurden aber von unprofessionell auftretenden Aushilfen im Keim erstickt. Wenn man selbst keine Ahnung von den Pizzabelägen hat, sollte man vielleicht jemanden fragen, der einem da weiterhilft. Sonst fühlen sich Gäste schnell veralbert.
Und nicht nur für die Freunde des ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten ziehe ich als Fazit: Lieber in 10 Minuten im Transrapid zum Münchner Flughafen als in 60 Sekunden zu überteuerter neapolitanischer Pizza aus dem knapp 500°C heißen Kuppelofen.
Habe fertig…