Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 17.06.2023 2023-06-17| Aktualisiert am
17.06.2023
Besucht am 27.12.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 63 EUR
Überlässt man Studenten die Wahl des Restaurants, ist der Trubel vorprogrammiert. So geschehen an einem Dienstagabend kurz nach Weihnachten in der Bremer Überseestadt, dem von viel Weserwasser umfluteten Stadtteil, der ja nicht gerade arm an attraktiven – zumindest dem äußeren Eindruck nach – Einkehradressen ist.
Damals hatte die „Top-Zwei“ unter den Gastro-Guides meiner Lieblings-Hansestadt noch keinen Bericht dazu verfasst. In völliger Unvoreingenommenheit betrat ich also mit drei Damen und einer, die es sicherlich noch werden wird, im Schlepptau die auf dem ehemaligen Firmengelände der Firma Kelloggs, direkt neben den Hopfenhelden der Bremer Braumanufaktur ansässige Pizzeria von Onkel Manu aus Neapel.
Danke, lieber Hanseat1975, für den erstklassig recherchierten Vorbericht, der mir viele Anmerkungen zum Drumherum des anscheinend bei jungem Publikum (also uns… ;-)) sehr beliebten Teigfladentempels erspart. Besonders deine akribischen Ausführungen zu Interieur, Speisenangebot und Servicesituation verkürzen meinen „Manu-Report“ nicht unerheblich.
Onkel Manu heißt übrigens mit bürgerlichem Namen Emanuele und ist ein äußerst sympathischer und kinderfreundlicher Zeitgenosse, der selbst in der Hektik des florierenden Abendgeschäfts für gute Laune bei unserer Kleinen sorgte. Die Geschichte vom kinderliebenden (Süd-)Italiener trifft auf ihn zu 100% zu. Andere in seinem Serviceteam waren da erheblich stressanfälliger. Oder einfach nur beschäftigter?
Von außen machte das mit einem eindrucksvollen Valoriani-Kuppelofen – mit seinem Hitze-Peak von 400°C quasi der Lamborghini unter den Steinöfen – ausgestattete Lokal keinen besonders einladenden Eindruck. Von außen nicht besonders einladend...
Nicht einmal ausgewiesene Industrieromantiker würden angesichts der eintönigen Werkshallenoptik hier spontan Station machen, auch wenn der Parkplatz direkt vor dem Haus ein seltener Luxus fürs autofahrende Volk darstellt und sich nebenan noch die ein oder andere handwerklich gebraute Hopfenkaltschale „einfangen“ lässt.
Der Großteil des überwiegend jungen Klientels kommt aber eh lieber mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen zur ehemaligen Cornflakesfabrik „auf“ der Muggenburg. So war es wahrscheinlich auch an jenem Abend kurz vor Silvester. Manus Pizzahütte brummte so richtig und ich war froh, dass meine Schwägerin frühzeitig reserviert hatte.
Am Eingang wurden wir nicht gerade überfreundlich empfangen. Die mit ordentlich Man- und Womanpower ausgestattete Servicecrew hatte dafür anscheinend keine Zeit (oder Lust?). Apropos Zeit: auch unsere war an diesem Abend begrenzt, da unser Tisch später bereits wieder vergeben war. Aber seit unser Nachwuchs mit von der Partie ist, hat sich die Verweildauer im Restaurant sowieso drastisch verringert. Also war das nicht wirklich ein Problem.
Unser Vierertisch mit zusätzlichem Kinderstuhl war ganz in der Nähe des gekachelten Tresens, hinter dem die Pizzaiolos (oder heißt es Pizzaioli…?) ihre Rundlinge belegten und in den knapp 400 Grad heißen Ofen schoben, positioniert. Pizzaiolos at work
Neben der flotten Fladenfraktion war noch genug Thekenfläche vorhanden, um die dahinter ausgeschenkten Getränke bzw. die Gerichte aus der Küche zu „parken“ und sie dann zügig zu servieren. Das alles ging dem Anschein nach ziemlich reibungslos vonstatten. Ein eingespieltes Team, das hier für raschen Durchlauf sorgte. Ausschankbereich mit Blick in die Küche
Das weißgekachelte Umkleidekabinenambiente mit dem zeitlos-grauen Industrial-Look der von Rohrleitungen und Metallstreben durchzogenen Decke und den obligatorischen Vintage-Hängeleuchten wurde von großformatigen Farbfotografien aus der Heimat sowie mehr oder minder bekannten Persönlichkeiten (diese jedoch komplett in schwarz-weiß) kontrastiert und damit etwas lebendiger gestaltet. Wobei auch ein Bild der argentinischen Fußball-Legende Diego Armando Maradona, der ja lange Zeit für Neapel kickte, in der Reihe der honorigen Schwarz-Weiß-Helden zu finden war. Also so „lebendig“ war die Bildergalerie dann auch wieder nicht.
Um uns herum ging es ziemlich hoch her. Der Geräuschpegel war dementsprechend. Jubel, Trubel, Hungrigkeit – das zeitnah ausgeteilte Speisenprogramm wurde von uns umgehend studiert. Das war in der Papierform schnell durchgeblättert. Eine Handvoll Antipasti-Angebote, zwei Salate, ein paar Focaccia-Gerichte und ein mit Bedacht zusammengetragenes Pizza-Portfolio zeugten von einer auf Qualität basierenden „Weniger-ist-mehr-Attitüde“ des Ladens.
Außerdem bereitete man hier eine frittierte und erst danach belegte Pizza-Spezialität, die sogenannte „Pizza Fritta“, zu. Kannte ich so noch nicht, klang aber zumindest interessant. Die ohne Tomatensauce auskommende „Pizza Bianca“ war mir natürlich ein Begriff, auch wenn ich sie noch nie unter Messer und Gabel hatte. Oder sie „a libretto“, als gefaltetes Pizzaviertel, aus der Hand gegessen habe, wie das scheinbar der echte Neapolitaner tut.
Zum außergewöhnlichen Pizza-Angebot gesellten sich noch ein paar wöchentlich wechselnde Pastateller, die mit Kreide auf einer über dem Tresen hängenden Empfehlungstafel geschrieben standen. Ich zählte fünf an der Zahl. Alles Klassiker der einfachen, italienischen Nudelküche, die sicherlich eine Bestellung wert gewesen wären, klangen sie doch allesamt nach ehrlicher „Cucina della Nonna“.
Und dann wurde auch endlich bestellt. Dem ersten Durst wurde mit einer Flasche San Pellegrino (0,75l für 5,90 Euro), einer kleinen Apfelschorle (0,33l für 3,20 Euro) und einem frisch gezapften Hopfenfänger Kräusen (0,3l für 3,90 Euro) von der benachbarten Craftbeerschmiede entsprochen.
Während sich die beiden Studentinnen am Tisch sowie meine holde Gattin lieber an Sprudelwasser delektierten, erhöhte ich später um einen weiteren Gerstensaft aus der gleichen Manufaktur. Auch das zum gleichen Preis ausgeschenkte Rotbier kam vom Fass. Ein süffiges, mit dezenter Röstmalznote ausgestattetes Bremer Red Ale, dessen Brautradition laut Hersteller bis ins Mittelalter zurückreichen soll. Die Stadtmusikanten ließen grüßen…
Hinter mir auf dem Tresen wartete indes eine großzügig bestückte Antipastiplatte auf ihre/n Empfänger. An dem ganz klassisch mit italienischem Schinken, Salami, Käse, eingelegtem Grillgemüse, Oliven und Büffelmozzarella bestückten Vorspeisenteller wären locker zwei Leute satt geworden. Die 24 Euro, die für dieses Preziosen-Potpourri italienischer Provenienz entrichtet werden sollten, hätte man deutlich schlechter anlegen können. Vom Antipastiteller musste ich (mir) ein Bild machen...
Aber uns war an jenem Abend nicht nach Vorspeisen zumute. Mir schon gar nicht, hatte ich doch noch die halbe Ente à la Gong Bao aus dem Bambus Garten (siehe vorheriger Bericht!) zu verdauen. Stattdessen orderten wir zweimal die Gnocchi „alla Sorrentina“ in Tomaten-Mozzarellasauce mit Basilikum und geriebenem Parmesan (9,50 Euro), eine rein vegetarische Pizza Parmiggiana (11,50 Euro) mit Pecorino, Ricotta, Grana Padano und gebratenen Auberginen, sowie in Teufels Namen auch eine „Diavolo“ (11 Euro) mit scharfer italienischer Salami, gebratener Paprika und Basilikum. Später wurde noch eine Portion Pizza Brot mit grünem Kräuter-Aioli-Dip (läppische 5,50 Euro) nachgeordert. Zumindest eine der beiden Studentinnen am Tisch hatte ordentlichen Hunger mitgebracht.
Ich hatte mich mal wieder für die pikante Pizzavariante entschieden. Natürlich kam sie in der klassischen Vesuv-Version aus dem Kuppelofen. Das heißt als wulstig aufgeblähtes, teilweise etwas verkohltes Randkissen, in dessen Innerem ein fruchtig-scharfer Belag den fluffig-dünnen Boden überdeckte. Saftig - fluffig - köstlich diabolisch
Die scharfe Salami war nicht von schlechten „genitori“. Sie hatte genügend Wumms, um mir ordentlich einzuheizen. Die schwarzen Teighörner wurden ambulant und mit chirurgischer Präzision entfernt. Der Rest war einfach nur ein kulinarischer Kurztrip an den Golf von Napoli. Saftiger die Teigfladen nie gelingen! Meine Teufelsscheibe
Auch meine Schwägerin zeigte sich mit ihrer Parmiggiana hochzufrieden. Mir wären auf der mit diversen Käsesorten belegten Veggie-Platte zu viel sättigende Milcherzeugnisse gewesen, aber sie kam außerordentlich gut damit zurecht. Die Pizza Parmiggiana bot Käse satt
Meine Gattin teilte ein paar ihrer Gnocchi mit unserer Kleinen, der die fruchtige, nach langem Einkochen schmeckende und vom Mozzarella auf sämiges Niveau gebrachte Tomatensauce auch sehr zusagte. Da störte es auch nicht, dass die für „alla Sorrentina“ typische Schmelzkäseschicht – eigentlich handelt es sich beim Original um eine Art Gnocchi-Auflauf – fehlte. Gnocchi alla Sorrentina mal nicht als Auflauf
Natürlich mundeten unserem „ragazza dolce“ die mit ordentlich Parmesanabrieb versehenen Kartoffelnocken am besten. Käse zieht bei unserem Töchterchen nämlich so gut wie immer. Ob die kleinen, fluffigen Engerlinge aus den Äpfeln von Mutter Erde wirklich selbstgemacht waren, vermag ich heute nicht mehr zu beurteilen. Herrlich mürbe waren sie aber definitiv, wie mir meine Frau damals versicherte.
Auch das bereits geachtelte Pizzabrot konnte was. Ein toller, mit Kräutern aromatisierter Italo-Snack, zu dem auch die grüne Knobi-Sauce in der Mitte des Tellers überzeugte. Selbst die zweite Studentin am Tisch war nach dieser Portion, die nach einem Teller Gnocchi quasi als „secondo piatto“ durchging, restlos gesättigt und hisste die weiße Fress-Fahne (Serviette). Pizzabrot mit Kräuter-Aioli
Beim Weg nach draußen musste ich über das Pizza-Hawaii-Verbotsschild schmunzeln. Die Ananas zählt hier - zumindest auf der Pizza - zu den verbotenen Früchten
Dass ich erst auf der außen angebrachten Empfehlungstafel von der mit Nduja (ahh, love it!), roten und gelben Tomaten sowie Stracciatella di bufala bestückten „Pizza Special“ erfuhr, verstand ich als Aufforderung zum Wiederkommen. Die Tagesempfehlungen hingen draußen vor dem Tore
Könnte durchaus passieren, mein lieber Onkel Manu!
Überlässt man Studenten die Wahl des Restaurants, ist der Trubel vorprogrammiert. So geschehen an einem Dienstagabend kurz nach Weihnachten in der Bremer Überseestadt, dem von viel Weserwasser umfluteten Stadtteil, der ja nicht gerade arm an attraktiven – zumindest dem äußeren Eindruck nach – Einkehradressen ist.
Damals hatte die „Top-Zwei“ unter den Gastro-Guides meiner Lieblings-Hansestadt noch keinen Bericht dazu verfasst. In völliger Unvoreingenommenheit betrat ich also mit drei Damen und einer, die es sicherlich noch werden wird, im Schlepptau die auf dem... mehr lesen
Zio Manu di Napoli
Zio Manu di Napoli€-€€€Pizzeria042138896655Auf der Muggenburg 42, 28217 Bremen
4.5 stars -
"Ein lauter, aber liebenswerter Onkel!" marcO74Überlässt man Studenten die Wahl des Restaurants, ist der Trubel vorprogrammiert. So geschehen an einem Dienstagabend kurz nach Weihnachten in der Bremer Überseestadt, dem von viel Weserwasser umfluteten Stadtteil, der ja nicht gerade arm an attraktiven – zumindest dem äußeren Eindruck nach – Einkehradressen ist.
Damals hatte die „Top-Zwei“ unter den Gastro-Guides meiner Lieblings-Hansestadt noch keinen Bericht dazu verfasst. In völliger Unvoreingenommenheit betrat ich also mit drei Damen und einer, die es sicherlich noch werden wird, im Schlepptau die auf dem
Geschrieben am 11.06.2023 2023-06-11| Aktualisiert am
11.06.2023
Besucht am 27.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Nach den besinnlichen Weihnachtsfeiertagen im Kreise meiner Bremer Zweitfamilie wollte ich mich erneut in die wohlgechlorten Fluten des Horner Hallenbads stürzen. Meine Anfahrt auf dem Fahrrad war in erster Linie dem temporären KFZ-Mangel im Hause der Schwiegereltern geschuldet.
Aber auch die Aussicht auf eine zweite Einkehr am Abend – war waren zusammen mit meiner Schwägerin bei Onkel Manu aus Neapel zu Besuch – ließ mich gerne noch ein paar Extra-Kalorien außerhalb des 50m-Beckens verbrauchen.
Aus dem geplanten „Duathlon“ – mit dem Rad von der Neuen Vahr zum Horner Bad, wo dann der Kilometer weggekrault werden wollte und wieder zurück – wurde nichts, da mich auf dem Heimweg ein schlimmer Hungerast heimsuchte. Dies ereignete sich im sogenannten Bremer „Ostend“ – die ersten Siedler nannten es damals wie heute „Oberneuland“ – unweit des Achterdiekparks.
Ein mir wohlgesonnener Bekannter versprach mir blühende Bambuslandschaften in des Chinesen Garten. Nicht nur aufgrund der Jahreszeit war berechtigtes Misstrauen von vornherein angebracht. Dennoch zwang mich das sprichwörtliche „Loch im Magen“ in diesem Teil des wilden Bremer Ostens beim China-Restaurant Bambus Garten haltzumachen.
Dann mal hinein in den von außen nicht besonders einladend wirkenden Asia-Tempel. Von außen so lala...
Immerhin war ich der erste Gast am frühen Mittag und durfte mir deshalb einen Platz an der Sonne bzw. direkt vor der Glasfront mit Blick auf den „idyllischen“ Parkplatz, der dem etwas in die Jahre gekommenen Zweckbau vorgelagert war, aussuchen.
Kaum saß ich auf einem der von pinkfarbenem Kunstleder überzogenen Polsterstühle, ging mir eine Textzeile des weltberühmten Elvis Pressluft durch die Birne. „…Caught in a trap – I can’t walk out…“. In der Tat war die Einrichtung des Ladens mehr als „suspicious“. "Suspicious" Interieur
Grelle Farben trafen auf kitschige Wandfolklore made in China. Ansonsten dominierte der funktionale Charme der 90er den nüchtern eingerichteten Gastraum. Back to the 90's...
Das Interieur erinnerte mich stark an ein chinesisches Lokal, das ich im Sommer 2014 nach einer Klettertour im südwestpfälzischen Städtchen Dahn besucht hatte. Damals rannte ich mehr nolens als volens ins „frittierte Verderben“. Sollte mir hier Ähnliches blühen?
Die Worte „authentisch“, „Klein-Shanghai“ und „Hotspot“ eines berühmten Bremer „Edamamen“ klangen noch in meinen Ohren nach. Stattdessen war ich wohl einer heimtückischen „Fata Argana“ aufgesessen und zappelte bereits im Netz der mit einem preisgünstigen Mittagstisch lockenden „Pho-gel-Spinne“.
Da kam schon der Bambus-Garten-König mit Kron’ und Schweif – mein ausgehungertes Ich dachte zuerst, es wär‘ ein Nebelstreif (das Chlor des Horner Bads wirkte noch etwas nach…). Ich war gespannt, was mir der freundliche „Glutamese“ jenseits von „Ente süßsauer“, gebratenen Nudeln und Chop Suey noch offerieren würde.
Bami und Nasi – beide aus der wohlgewokten Familiendynastie der Goreng waren natürlich auch vertreten. „Ewiges Glück“ wurde mir aus einem kleinen, mit allerhand Getier gefüllten Tontopf versprochen. Ansonsten wurden Schwein, Rind, Huhn, Ente, Garnelen und Tintenfisch in den üblichen Garnituren standardmäßig durchdekliniert.
Doch bevor sich Enttäuschung über den Tipp des vermeintlichen Szenekenners von der Weser breitmachen konnte, ließ mich die Zubereitungsart „à la Gong Bao“ zum guten Menschen von Szechuan mutieren und all meine hohen kulinarischen Erwartungen in den Achterdieksee werfen. Vertrauten damals nicht auch die Cartwrights von der Ponderosa-Ranch ihrem Haus- und Hofkoch namens „Hop Sing“ blind? Da sollte mich doch ein Lunch im Garten des Bambus nicht vom Radsattel werfen.
Also einmal die knusprig gebratene Ente mit Gemüse à la Gong-Bao aus der Mittagskarte für schmale 12,50 Euro, bitte! Ein Glas Ginger Ale (0,4l für noch akzeptable 4,50 Euro) tauchte später als Guavennektar getarnt auf meiner Rechnung auf. Sei’s drum, eine perlende Ingwer-Limo passt zu jedem Asia-Snack.
Das Mittagsangebot beinhaltete übrigens noch eine kleine Vorspeise. Es standen eine Suppe nach Hauptstadt-Art (nicht Berlin, sondern Peking…) und eine Portion Mini-Frühlingsrollen aus den Tiefen der Kühltruhe zur Auswahl. Ich entschied mich für Letzteres, da mir die säuerliche China-Suppe schon immer ein Graus ist.
Geliefert bekam ich sechs weitgehend geschmacksneutrale Fettfinger im Wan-Tan-Mantel, deren undefinierbares Inneres mich ohne nennenswerte Gaumeninformation zurückließ. Wenig frühlingshafte Rollen im Glanze des Fettes
Der meiste Geschmack ging noch von der zugekauften Sweet-Chili-Sauce aus, die ein erstes Bitzeln auf der Zunge provozierte. Ein Schelm, der Glutamöses dabei denkt! Vorwegsättiger ohne Gaumeninfo
Eine alles in allem ziemlich entbehrliche Vorspeise, die jedoch – und damit konnte wirklich keiner rechnen – einen wesentlich erfreulicheren Hauptgang folgen lassen sollte.
Die bereits tranchierte Brust vom Lieblingsvogel der Chinesen hatte ihr Fettbad im Wok gut überstanden. Sie lag außen knusprig und innen noch schön saftig auf einem ansehnlichen Hügel knackig gewoktem Gemüse. Saftig-knuspriger Vogel auf Knackgemüse
Das hatte ich aus meiner Studentenzeit doch deutlich trockener in Erinnerung. Ein Schälchen mit süß-sauer eingelegten Keimlingen von der Mungobohne, eine würzige Soße auf Sojabasis und ein weiterer Napf mit Klebereis komplettierten das Mittagsmahl. Das komplette Lunch-Ensemble
Das Balsamico-Graffiti auf meinem Teller wünschte mir – soweit ich es entziffern konnte – einen klebrig-guten Appetit. Den Sojasprossensalat stellte ich nach einer halbherzigen Kostprobe auf die Seite. Der war nicht ganz so mein Ding. Keimlinge in Reisessig angemacht
Die wahrscheinlich vorher mit Five-Spices-Powder eingeriebene Ente besaß eine krosse Haut, deren subtile Zimtnote mir zusagte. Das recht rustikal zerteilte Gemüse überzeugte mit ausreichend Biss. Nochmal die lobenswerte Ente
Die leicht angedickte Sauce, in der das Wokgemüse gebrutzelt wurde, war einen Tick zu süßlich geraten. Etwas mehr Würze bzw. Schärfe brachte da die mitgelieferte Gong-Boa-Sauce aufs Porzellan. Leider wurde bei ihr – dem Prickeln auf der Zunge nach – mit zu viel Pulver nachgeholfen. Viel Gong - wenig Bao!
Da verzichtete ich dankend auf das Saucen-Add-On und knabberte lieber an meiner Knusperente. Auch mit meiner Reisbeilage war ich nicht sonderlich zufrieden. Mit dem Ausdruck „drüsch wie en Zementtütt“ würde man wohl im Rheinland dieses klebrige Häuflein Dampfreis würdigen. Staubreis aus dem heißen Dampf
Um auf die Frage im Titel dieses Berichts einzugehen, würde ich das „alles gut“ eher verneinen, die fachmännisch gebratene Ente jedoch als durchaus positive Erfahrung werten. Auch wenn ich nicht jedes Schälchen leerte, war es doch ein akzeptables Mittagsmahl das nach dem Borgfelder’schen Motto „Alles kann dienen!“ einen gut gesättigten Pfälzer in Richtung Neue Vahr radeln ließ.
Und der Hunger würde sich am Abend bei Onkel Manu aus Napoli bzw. der Bremer Überseestadt schon wieder einstellen, da war ich mir sicher. Oder wie der pflichtbewusste Chronist zu schreiben pflegt: Fortsetzung folgt!
Nach den besinnlichen Weihnachtsfeiertagen im Kreise meiner Bremer Zweitfamilie wollte ich mich erneut in die wohlgechlorten Fluten des Horner Hallenbads stürzen. Meine Anfahrt auf dem Fahrrad war in erster Linie dem temporären KFZ-Mangel im Hause der Schwiegereltern geschuldet.
Aber auch die Aussicht auf eine zweite Einkehr am Abend – war waren zusammen mit meiner Schwägerin bei Onkel Manu aus Neapel zu Besuch – ließ mich gerne noch ein paar Extra-Kalorien außerhalb des 50m-Beckens verbrauchen.
Aus dem geplanten „Duathlon“ – mit dem... mehr lesen
Bambus Garten
Bambus Garten€-€€€Restaurant0421 32253188Stadtländer Straße 2-4, 28355 Bremen
3.0 stars -
"Ente gut – alles gut?" marcO74Nach den besinnlichen Weihnachtsfeiertagen im Kreise meiner Bremer Zweitfamilie wollte ich mich erneut in die wohlgechlorten Fluten des Horner Hallenbads stürzen. Meine Anfahrt auf dem Fahrrad war in erster Linie dem temporären KFZ-Mangel im Hause der Schwiegereltern geschuldet.
Aber auch die Aussicht auf eine zweite Einkehr am Abend – war waren zusammen mit meiner Schwägerin bei Onkel Manu aus Neapel zu Besuch – ließ mich gerne noch ein paar Extra-Kalorien außerhalb des 50m-Beckens verbrauchen.
Aus dem geplanten „Duathlon“ – mit dem
Geschrieben am 29.05.2023 2023-05-29| Aktualisiert am
29.05.2023
Besucht am 23.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
Alle Jahre wieder geht es über Weihnachten an die Weser. Dort feiern wir zusammen mit den Schwiegereltern das Fest der Feste und es bleibt meistens auch noch etwas Zeit übrig, einem „alten“ Gaumenfreund aus dem nordöstlichen Randbezirk Borgfeld meine Aufwartung zu machen. Eine Tradition, die uns schon so manchen schönen Abend hat erleben lassen. Aber Geduld, liebe GG-Gemeinde, um einen solchen geht es erst in einem meiner nächsten Berichte.
Nachdem wir am Tag zuvor mit dem ICE aus Karlsruhe angereist waren, verlangte das lange Sitzen im Zug seinen körperlichen Tribut. Ich hatte starke Kreuzschmerzen, fühlte mich total verspannt und musste meinem inneren Bewegungsdrang dringend Tribut zollen. Das erst im Sommer 2022 eröffnete Horner Bad, eine mit einem 50-Meter-Becken ausgestattete Sportschwimmerhalle, wurde mir von Fachleuten empfohlen.
Mit dem Auto vom Schwiegervater ging es dann einen Tag vor Weihnachten in den nordöstlichen Bremer Stadtteil Horn-Lehe, in dem sich auch die Universität, der Bremer Technologiepark, die DAV-Kletterhalle und das Science-Center „Universum“ befinden. Ich war früh dran, wollte ich mir doch die Option auf ein Mittagessen nach sportlicher Betätigung noch offenlassen.
Im Horner Bad angekommen hielt ich Ausschau nach dem berüchtigten „Mark Spitz aus Borgfeld“, einem überregional bekannten Gourmetschwimmer, der das Seepferdchen am liebsten medium rare genießt und der die 100 m „Cordon Bleu“ nach wie vor im Schmetterlingsschnitt zurücklegt.
Dass dieser mit Schwimmhäuten an den Füßen ausgestattete Ausnahmeathlet vom Reh am liebsten den Rücken mag und vom Huhn natürlich die Brust vorzieht, versteht sich von selbst. Einfach sagenhaft, was der in allen Lagen schafft! Eine echte „Kraulquappe“ eben.
Dieser befand sich wahrscheinlich gerade im vorweihnachtlichen Wohlfahrtsstress und konnte deshalb nicht in seinem bevorzugten Element der Konkurrenz die Rückflossen zeigen. Ein Jammer, der mich jedoch nicht von etlichen, im freien Stil bewältigten Bahnen in dieser (noch) wenig berühmten Wettkampfstätte abhielt.
Nach dem Schwimmen war der Hunger dann groß. Auf Onkel Google und Tante TA studierte ich das kulinarische Umfeld. Das nahegelegene Restaurant Matisse wirkte auf mich beim Speisenangebot zu unentschlossen. Das „happi by Henssler“ im nicht weit entfernten Ortsteil Borgfeld hatte da noch nicht eröffnet, wäre mir aber wohl eine Spur zu „hip“ gewesen. Oder wie mein Kumpel stets zu sagen pflegt: „Da bin ich zu alt für den Sch...!“.
Die Bewertungen und Kommentare im Netz machten mich auf die im Industriegebiet von Lehesterdeich ansässige Trattoria von Giuseppe Milione, der früher die Gastronomia Trattoria & Vinoteca in der Bremer Neustadt führte, aufmerksam. Das in der Beletage eines - von außen recht steril wirkenden - mehrstöckigen Bürogebäudes beheimatete Lokal hat nur wochentags von 9 bis 16 Uhr geöffnet. La Trattoria im "Ufficio"
Auf das Abendgeschäft wird verzichtet. Stattdessen catert man lieber auf Firmenevents und privaten Feiern oder veranstaltet vor Ort italienische Genussabende mit Wein, Tanz und Buffet.
Drinnen regierte nüchterne Funktionalität. Schallschutzelemente hingen an der Decke, Metallrohre und -schienen kanalisierten Abluft und Elektrik, graue Betonsäulen gewährleisteten eine sichere Statik. Etwas steril wirkte das Interieur ja schon...
Dass in dieser Räumlichkeit früher wohl Büroarbeiten verrichtet wurden, war gut vorstellbar. Doch statt Aktenordner und Schreibtischlandschaften bevölkerten in kariertes Leinen gehüllte Tische den schlauchartigen Gastraum, hinter dessen langgezogener Theke ein netter Wirt mich freundlich begrüßte. Den Gastraum bestimmt die lange Theke
Dieser lange Tresen, hinter dem gebrutzelt, gebacken und ausgeschenkt wurde, fiel mir nach dem Passieren der gläsernen Eingangstür als allererstes ins Auge. Hier wurde übrigens auch bestellt, bezahlt und die vor den Augen der Gäste zubereiteten Speisen nach dem Pager-Brummen auch abgeholt.
Zum leicht „kantinesken“ Charakter des Gastraumes passt das Selbstbedienungskonzept jedoch ganz gut. Zur Lunchtime ist hier bestimmt einiges los, da muss es für die zeitknappen Mittagspäusler auch mal schnell gehen.
Lediglich die karierten Tischdecken gaben einen dezenten Hinweis auf die hier zu erwartende Cucina Italiana. Kariertes Kantinenflair
Mehrere, über dem Tresen platzierte Tafeln verkündeten das übersichtliche Standardprogramm, das aus rund zehn verschiedenen Pizzen, ein paar Salaten und einer kleinen Auswahl gängiger Vorspeisen (Antipasti-Platte, Caprese) bestand. Zusätzlich hatte man eine Tagespasta – Rigatoni mit Ragù alla bolognese für schmale 8,50 Euro – sowie ein paar Empfehlungen der Woche im Angebot.
Meine Entscheidung fiel auf die Pasta mit Hackfleischsauce. Diese holte sich nämlich gerade ein Gast an der Theke ab und sie sah sehr verlockend aus. Dazu gesellte sich noch ein kleines San Pellegrino (0,2l für 2,10 Euro) für den Durst. Mit ca. 10 Euro war ich dabei.
Im Grunde schmissen zwei gut gelaunte Herren höheren Alters den kompletten Laden. Einer von ihnen war Inhaber Giuseppe Milione, der am Herd die Speisen für das nächste Buffet oder Catering vorbereitete und gelegentlich auch den ein oder anderen Pastateller rausschickte.
Später kamen wir noch ein wenig ins Gespräch. Bereitwillig flambierte er für ein Foto das Grillgemüse in seiner Pfanne und freute sich sichtlich über den interessierten Gast aus der Fremde. Giuseppe lässt die Flammen tanzen...
Der andere Herr, bei dem ich den Bestell- und Bezahlvorgang erledigte, kümmerte sich nebenbei noch um die Getränke und den Pizzaofen. Manchmal huschte auch eine Aushilfe aus der Spülküche hervor.
An jenem Freitagmittag kurz vor Weihnachten hielt sich der Andrang in Grenzen. Eine treue „Tröpfelklientel“ von den Schreibtischen aus der näheren Umgebung bevölkerte punktuell das Innere der Trattoria. Die Außenterrasse, auf der – den Bildern bei Facebook nach zu urteilen – auch gerne mal das ein oder andere „Porceddu“ auf dem Grill rotiert, war natürlich in dieser Jahreszeit komplett verwaist.
Das Vibrieren des quadratischen Funkmeldeempfängers signalisierte mir die Fertigstellung meines Pasta-Tellers, den ich am Tresen entgegennahm. Die Parmesanfrage bejahte ich umgehend. Ein ansehnlicher Nudelberg bedeckte das Porzellan. In Form bissfest gekochter Röhren grüßte Toni aus Riga und das in üppiger Portion. Schau mir in die Röhren, Kleines!
Die herzhafte Fleischsauce schmeckte nach stundenlangem Einkochen und hatte eine schöne Säure von den verwendeten Dosentomaten. Auch mit der Dreingabe von Wein hatte man sich bei dem mit etwas Gemüse (Karotten, Sellerie) angesetzten Sugo nicht zurückgehalten. Insgesamt war das ein routiniert abgeschmeckter Leib- und Seelenteller, der auch dem hungrigsten Schwimmer die verlorenen Kohlenhydrate wieder zuzuführen vermochte. Ein grundsolides Bolo-Erlebnis
So gesehen war meine erste Einkehr in der Hansestadt an der Weser zwar ein recht unprätentiöses Unterfangen, aber die freundlichen Gastgeber und die wohlschmeckende Bolo ließen mich zufrieden den Rückweg in Richtung Neue Vahr antreten. Jetzt war ich bereit für die kulinarischen Herausforderungen der Festtage.
Alle Jahre wieder geht es über Weihnachten an die Weser. Dort feiern wir zusammen mit den Schwiegereltern das Fest der Feste und es bleibt meistens auch noch etwas Zeit übrig, einem „alten“ Gaumenfreund aus dem nordöstlichen Randbezirk Borgfeld meine Aufwartung zu machen. Eine Tradition, die uns schon so manchen schönen Abend hat erleben lassen. Aber Geduld, liebe GG-Gemeinde, um einen solchen geht es erst in einem meiner nächsten Berichte.
Nachdem wir am Tag zuvor mit dem ICE aus Karlsruhe angereist waren,... mehr lesen
La Trattoria Guiseppe
La Trattoria Guiseppe€-€€€Restaurant0421 70509665Buschhöhe 2, 28357 Bremen
4.0 stars -
"Für eine solch gute Bolo in Giuseppes Reich fahr ich gern nach Lehesterdeich!" marcO74Alle Jahre wieder geht es über Weihnachten an die Weser. Dort feiern wir zusammen mit den Schwiegereltern das Fest der Feste und es bleibt meistens auch noch etwas Zeit übrig, einem „alten“ Gaumenfreund aus dem nordöstlichen Randbezirk Borgfeld meine Aufwartung zu machen. Eine Tradition, die uns schon so manchen schönen Abend hat erleben lassen. Aber Geduld, liebe GG-Gemeinde, um einen solchen geht es erst in einem meiner nächsten Berichte.
Nachdem wir am Tag zuvor mit dem ICE aus Karlsruhe angereist waren,
Geschrieben am 21.05.2023 2023-05-21| Aktualisiert am
21.05.2023
Besucht am 18.12.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 46 EUR
Über die Tatsache, dass es sich bei der knapp 5500 Einwohner zählenden, südpfälzischen Gemeinde Hagenbach seit 2006 um eine Stadt handelt, kann man denken wie man will. Ich finde an der südlich von Wörth gelegenen, recht eintönig wirkenden Ortschaft wenig „Städtisches“. Von dem dünnen gastronomischen Angebot ganz zu schweigen.
Das etwas außerhalb Richtung Berg in einer Reithalle ansässige, griechische Lokal „Minoas“ galt schon früher als solide Adresse. Den Vietnamesen im Ortskern namens „Hanoi“ hatte ich vor Jahren mal zum Mittagessen aufgesucht. Alles nichts, wofür sich selbst der kurze Weg von Wörth aus lohnen würde. Da fährt mal lieber noch ein Stückchen weiter über die Grenze und lässt es sich in der Vieux Moulin oder im Restaurant Au Bord du Rhin zu Lauterbourg schmecken.
Das Amico Fritz im Hagenbacher Zentrum kannte ich bis dato nur vom Hörensagen. An jenem Sonntagabend kurz vor der Abfahrt ins weihnachtliche Bremen, wollten wir es auf einen spontanen Versuch ankommen lassen. Die hübsch gestaltete Krippe war neben der katholischen Kirche bereits aufgebaut, so dass unsere Kleine auch etwas zu gucken hatte, als wir vom Parkplatz neben dem Anwesen einen kleinen Umweg über den Kirchplatz machten, um uns noch ein wenig die Beine zu vertreten.
Im recht nüchtern gehaltenen Gastraum des Amico Fritz war an jenem Abend wenig los. Na klar, spielten doch Argentinien und Frankreich um den WM-Titel im fernen Katar und sorgten so für gähnende Leere in der Pizzeria „Zum freundlichen Fritz“. Der recht nüchtern wirkende Gastraum
Überaus freundlich fiel übrigens auch die Begrüßung durch die Betreiberfamilie aus. Deren Töchterchen kümmerte sich später rührend um unsere quirlige „Kinderstuhlaktivistin“, so dass wir einen Teil unserer Speisen ausnahmsweise mal in trauter Zweisamkeit zu uns nehmen konnten. Eine überraschende, aber sehr willkommene Abwechslung, die unsere Einkehr etwas entspannter machte.
Die Auswahl an Gerichten ist vielfältig. Zum großzügig bestückten Standardrepertoire, das nicht nur die gängigen Pizza- und Pastavarianten, sondern auch Flammkuchen sowie ein paar Fleisch- und Fischteller listete, gesellte sich noch eine Empfehlungskarte mit saisonal geprägten Leckereien hinzu. Von ihr wählten wir den mit sautierten Champignons und Speck verfeinerten Feldsalat (14,50 Euro) als Vorspeise, ehe wir uns bei den Hauptgerichten in schärfere Gewässer wagten.
„Lucifero hot!“ nannte sich der mit Salami, Sardellen, Spiegeleiern und scharfer Peperoni versehene Teigfladen der diabolischen Art, bei dem ich lediglich die Sardellen gegen eine Portion Shrimps getauscht haben wollte. Man berechnete dies mit einer Aufwandsentschädigung von 2 Euro, was den Preis für das gebackene Teufelswerk auf 11,50 Euro schnellen ließ.
Natürlich dachte ich bei meinem bestellten Feuerfladen sofort an den „heißen“ Andi aus Winnenden, den Godfather of Diavolo, dessen Capsaicin-Resilienz auf diesem Portal mittlerweile Legendenstatus genießt und dessen „Scharfsinn“ zum „Pikantisieren italienischer Rundbackwaren“ selbst im weit entfernten Napoli für verbrannte Gaumenerde sorgen würde. Was würde wohl der „Dauerbrenner“ aus der GG-Kult-Serie „Manche mögen’s heiß“ zu meinem Teufelsfladen sagen?
Meine Gattin wollte mir in puncto Papillenreizung nicht zurückstehen und entschied sich für die „wütenden Schiefzylinder“, die landläufig unter dem Begriff „Penne All’Arrabiata“ (9 Euro) firmieren. Eine Flasche San Pellegrino (0,75l für 5,50 Euro) und ein Nostalgie-Glas Lambrusco (0,2l für 5,50 Euro) komplettierten unsere Order, die recht zackig entgegengenommen und auch geliefert wurde.
Dem mit hellen Bistrotischen und bequemen Polsterstühlen mit Kunstlederüberzug eingerichteten Gastraum fehlte es doch arg an Gemütlichkeit. Es muss ja nicht gleich eine rotweiß-karierte Gipsgrotte à la Capri sein, um in Bella-Italia-Stimmung zu kommen, aber etwas mehr dekorativer Bezug zum Mutterland des deftigen Hefegebäcks als die auf Leinwand gepinselte Vespa hätte es meiner Meinung nach schon sein dürfen. Mehr Italia könnte man schon wagen...
Auf mich wirkte das Interieur jedenfalls ziemlich steril. Da sitze ich lieber in der urigen Hatzenbühler Pizzascheune, bei meinem Kindheits- und Jugenditaliener „Da Angelo“. Oder im Sommer auf der vor dem Anwesen auf dem Gehweg eingerichteten, kleinen Terrasse. Die sah auf den Bildern im Netz nämlich deutlich lauschiger aus.
Der erste Schluck Lambrusco milderte meine Sicht auf die dröge Einrichtung und fokussierte mich auf die Wichtigsten: meine beiden Mädels am Tisch, denen es hier gut zu gefallen schien – wir hatten schließlich den gesamten Gastraum für uns alleine. Süffig perlte der rote Schaumschläger in meinem Glas. Da wurde auch schon die stattliche Salatplatte in Tischmitte platziert.
Im Gegensatz zum „Feldsalätchen“ im Karpfen zu Neupotz war das ein großzügig bemessenes, frisches Blattwerk, das mit einem fein abgeschmeckten Hausdressing angemacht war. Zur zuckrigen Balsamico-Crème, die man ungeniert über des Feldes Salat gespritzt hatte, sag ich jetzt mal nichts… Feldsalat mit Champignons und Speck
Auch die in der Pfanne geschwenkten Champignons hatten ausreichend Salz und Pfeffer abbekommen. Der nicht schüchtern beigegebene Brutzelspeck sorgte mit seiner krossen Textur für Abwechslung und Würze. Eine ausreichende Vorspeise für Zwei
Gerne reichte man uns etwas Brot, um den Glasteller restlos von der köstlichen Vinaigrette zu befreien. Der Auftakt war geglückt. Wir waren gespannt, was Pizza und Pasta konnten.
Bereits beim Anblick der vielen scharfen Schoten auf meiner „Luzifertorte“ verspürte ich ein Brennen. Wenn schon Lucifero, dann aber "hot"!
War es der Sod oder der Gaumen? Keine Frage, da musste ordentlich runtersortiert werden, um diesem vor Fett glänzenden Rundling Herr zu werden. Mit der Käseauflage hatte man es etwas übertrieben, da wäre weniger bzw. bessere Ware mehr gewesen. Das konnte dann auch der zum Rand hin immer knuspriger werdende Boden nicht mehr wettmachen. Zu scharf, zu fettig, zu mächtig
Das flüssige Eigelb machte sich als Belag wie immer sehr gut, vermochte es doch die Geschmacksknospen zumindest temporär zu beruhigen. Auch die Shrimps brachten ein wenig geschmackliche Abwechslung ins grenzwertig würzige Innenleben meiner Brachialscheibe. Ein Asket, der beim Anblick solch glänzender Salami-Augen nicht unweigerlich an den „Grappa danach“ denkt.
Zu meinem Leidwesen hatte der Pizzaiolo beim Belegen versehentlich ins Kapernfach gegriffen und das Backwerk in Teufels Namen mit ihren essigsauren Blütenknospen „gekapert“. Auch hier musste die Gaumenzensur rigoros eingreifen und die säuerlichen Würztriebe des Belags verweisen. Wie gut, dass meine Frau die kleinen grünen Kügelchen sehr gerne mag und sie mir mit Freude abnahm.
Ihre mit scharfer Tomatensauce durchmengten Röhrennudeln hatten gerade eine ordentliche Parmesanabreibung hinter sich, muteten aber im Gegensatz zu meiner Scharfbackware fast schon frugal an. Penne All'Arrabiata
Die Pasta geriet „al dente“ und auch mit der gemäßigt scharfen, leicht fruchtigen Arrabiata-Sauce zeigte sich meine Herzensdame zufrieden. Auch die Jüngste am Tisch probierte vom Nudelteller der Mama und kam mit der Schärfe der Sauce überraschend gut klar.
Einen Teil meiner Pizza musste ich kleinlaut im Karton mit nach Hause tragen. Ihr Komplettverzehr war mir leider vor Ort versagt geblieben. Dafür fiel sie schlichtweg zu mächtig aus. Egal, die letzte Einkehr des Jahres in der Heimat war dennoch kein Reinfall. Die sympathische Betreiberfamilie samt ihrer kleinkinderliebenden Tochter trug maßgeblich zu einem entspannten Abend bei.
Beim nächsten Besuch würde ich mich wahrscheinlich auch für Pasta oder für ein Fleischgericht von der saisonal wechselnden Empfehlungskarte entscheiden. Dies dann jedoch – sofern es nicht wieder mit dem Pizza-Teufel zugeht – bevorzugt unter freiem Himmel auf der kleinen Außenterrasse.
Über die Tatsache, dass es sich bei der knapp 5500 Einwohner zählenden, südpfälzischen Gemeinde Hagenbach seit 2006 um eine Stadt handelt, kann man denken wie man will. Ich finde an der südlich von Wörth gelegenen, recht eintönig wirkenden Ortschaft wenig „Städtisches“. Von dem dünnen gastronomischen Angebot ganz zu schweigen.
Das etwas außerhalb Richtung Berg in einer Reithalle ansässige, griechische Lokal „Minoas“ galt schon früher als solide Adresse. Den Vietnamesen im Ortskern namens „Hanoi“ hatte ich vor Jahren mal zum Mittagessen... mehr lesen
3.5 stars -
"Teuflischer Teigfladen und pikante Pasta beim freundlichen Fritz" marcO74Über die Tatsache, dass es sich bei der knapp 5500 Einwohner zählenden, südpfälzischen Gemeinde Hagenbach seit 2006 um eine Stadt handelt, kann man denken wie man will. Ich finde an der südlich von Wörth gelegenen, recht eintönig wirkenden Ortschaft wenig „Städtisches“. Von dem dünnen gastronomischen Angebot ganz zu schweigen.
Das etwas außerhalb Richtung Berg in einer Reithalle ansässige, griechische Lokal „Minoas“ galt schon früher als solide Adresse. Den Vietnamesen im Ortskern namens „Hanoi“ hatte ich vor Jahren mal zum Mittagessen
Geschrieben am 18.05.2023 2023-05-18| Aktualisiert am
18.05.2023
Besucht am 04.03.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 42 EUR
Zweimal verschlug es mich in den letzten Monaten in eindeutiger kulinarischer Absicht in den Landauer Gewerbepark „Am Messgelände“. Dabei ging es nicht zum früher gerne besuchten Italiener Piccola Italia, dessen preisgünstiger Mittagstisch nach wie vor für eine volle Hütte zur Lunchtime sorgt, sondern zu dem stets freundlichen Dhaliwal Sarabjit Singh, dem Inhaber und Servicechef des seit rund 10 Jahren hier ansässigen indischen Restaurants namens Red Chillies.
Eine Woche vor Weihnachten war ich in Sachen Futterbeschaffung für unseren mittlerweile 17 Jahre alten Katzen-Methusalem im nahegelegenen Futterhaus unterwegs. Vor unserer Fahrt nach Bremen musste der Dosenvorrat auf Vordermann gebracht werden. Die Lust auf ein kleines Mittagessen ließ mich das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Also nix wie rein zu den „Roten Schoten“, die im verglasten Parterre eines größeren Dienstleistungskomplexes (Apotheke, mehrere Arztpraxen und diverse Firmen) untergebracht sind.
Die indische Küche habe ich bei meinen Reisen nach London und Schottland kennen und schätzen gelernt. Ein regelrechtes Aha-Erlebnis hatte ich mit 20 Jahren, als mich ein Freund bei meinem ersten London-Trip im Jahre 1994 zu einem rein vegetarischen indischen Restaurant schleppte. Ich kannte nichts von alledem, was ich damals probierte, aber alles schmeckte fantastisch – und gänzlich anders als das, was ich bis dahin an „exotischer“ Kost zu mir genommen hatte.
Die fernöstlichen Aromen aus der Küche des bevölkerungsreichsten Landes der Erde hatten bei mir mächtig Eindruck hinterlassen. Seither habe ich nahezu jeden Urlaub auf den britischen Inseln genutzt, um meinen Gaumenhorizont hinsichtlich dieser Kulinarik zu erweitern. Zum CTM-Profi hat es dennoch nie gereicht. Dafür hätte ich wohl meinen Wohnsitz in Richtung UK verlagern müssen. Denn, was man hierzulande an indischem Essen in der Regel aufgetischt bekommt, hat nicht viel mit der authentischen Indian-Cuisine und ihrer großen Vielfalt an Gerichten zu tun, wie ich sie dort genießen durfte.
GG-Kollege Shaneymac hat dies bei seinem letzten Bericht über ein neues indisches Lokal in Solingen bereits sehr treffend und kenntnisreich erläutert. Unter Anwendung des bekannten Baukastenprinzips werden auch im Landauer Red Chillies die üblichen Verdächtigen (Huhn, Lamm, Fisch, Garnelen, Gemüse) in den Zubereitungsarten „Kashmiri“, „Korma“, „Madras“ und „Vindaloo“ durchdekliniert. Spinat („Palak“), Mandeln und natürlich Koriander erweitern in Kombination mit den bekannten Curry- und Masala-Saucen das Geschmacksspektrum.
Neben einer reichen Auswahl an gängigen Vorspeisen – nicht nur Zwiebelringe werden hier gerne in Kichererbsenteig („Pakora“) ausgebacken – und einer guten Handvoll brutzelnder Leckereien aus dem Tandoori-Ofen listet die umfangreiche Speisenkarte über 50 (!) Hauptgerichte – Desserts und diverse Fladen-Brot-Beilagen nicht miteingerechnet. Mir persönlich ist das „too much“. Ein etwas schlankeres Angebot wäre mir lieber. Aber die Qualität der Speisen hat hier immer schon gepasst. Und das zählt letzten Endes.
Außerdem wird man im Reich von Herrn Dhaliwal Singh stets ordentlich bedient. Meistens übernimmt das der freundliche Prinzipal selbst. Aber auch die anderen Servicekräfte geben sich Mühe und sind um das Wohl der Gäste bemüht. Das recht funktional gehaltene Interieur tut der angenehmen Atmosphäre des in einen großen Hauptgastraum und ein kleineres Separee aufgeteilten Speisebereich keinen Abbruch. Beim zweiten Besuch im Separee
Auf den gepolsterten Holzstühlen lässt es sich zudem gut aushalten. Die in schlichtes, weißes Leinen gehüllten, vierbeinigen Verzehrbretter künden von einer kultivierten Tischkultur. Auch hier "touched" der Mahal...
So viel zum durchaus ansprechenden Drumherum des Lokals. Bei meinem Spontanbesuch im Dezember gelüstete es mich nach einem pikanten Chicken Madras (14 Euro), einem mit dicker, roter Soße im Kadai (= Schale aus Edelstahl und Kupfer) servierten Curry-Klassiker, dessen Name ursprünglich aus indischen Restaurants in England stammt und von den britischen Inseln seinen Weg zurück zum fernöstlichen Subkontinent fand. Chicken Madras mit Duftreis
Im Red Chillies übertreibt man es – ganz im Gegensatz zu dem, was der Name des Restaurants einem suggeriert – nicht mit der Schärfe. Hier schwimmt das in Stücke geschnittene Hähnchenbrustfilet nicht in einer schweiß- und tränentreibenden Schotentunke, sondern in einem fein abgeschmeckten, für den europäischen Gaumen verträglichen Würzsud, bei dem passierte Tomaten die Grundlage bilden. Ihre leichte Säure könnte auch vom behutsamen Einsatz süßsaurer Tamarindenpaste herrühren. Diese kommt – genau wie die Anissamen – in der vielschichtigen Aromenküche Südindiens gerne zum Einsatz. Ob "Chennai" oder "Madras"...Hauptsache "Chicken"
Für ihr typisch fremdländisches Aroma zeichnete sich selbstverständlich Garam Masala, die Mutter aller indischen Gewürzmischungen, verantwortlich. Der Duft der drei großen „K’s“ – Kardamom, Kreuzkümmel und Koriandersamen – schwebte über meiner Servierschale, die auf einem Rechaud warmgehalten wurde. Zwei weitere „K‘s“ – Kurkuma sorgte für das typische Farbleuchten, während Gevatter Knoblauch den Geschmacksbooster gab – sowie ein paar frischen Beigaben in Form von Ingwerstiften, Chilistreifen, Champignonscheiben und Petersilie komplettierten das aus dem südindischen Bundesstaat Tamil Nadu stammende Gericht. I see RED....
Dazu wurde mir eine Schüssel Duftreis Der Reis ist hier immer "dufte"!
und frisch gebackenes Naan-Brot aus dem Tandoor gereicht. Naan Brot für die Sauce
Genug Sättigungsbeilagen also, um den Großteil der roten Aromatunke auch wegzustippen. Bis auf das letzte Reiskorn...
Zu diesem angenehm scharfen Mittagsmahl gönnte ich mir einen süßen Kokos-Lassi (0,4l für 4 Euro) und hatte damit auch gleich meinen Dessert-Bedarf gedeckt.
Bei meinem Besuch mit der Familie Anfang März war es eine Flasche Teinacher Mineralwasser (0,7l für 4,90 Euro), die unseren Durst adäquat stillte. Dazu gesellte sich noch ein alkoholfreies Paulaner Pils namens „Münchner Hell“ (0,33l für 3,00 Euro) aus der Flasche für meine holde Gattin.
Diesmal war es ein Abendessen, das uns auf Initiative meiner Frau, die schon lange nicht mehr in den Genuss indischer Küche kam, zum Landauer „Messe-Inder“ führte. Für unsere Kleine wurde gleich ein Kinderstuhl herbeigeschafft. In diesem saß sie natürlich nicht lange, sondern begab sich bald auf Entdeckungsreise. Die Deko-Elefanten auf dem Fenstersims und die Familie mit Kleinkind am Nachbartisch weckten schnell ihr Interesse.
An jenem Abend durfte es ruhig mal wieder ein Keema Nan (5 Euro), ein mit Hackfleisch gefülltes Fladenbrot, sein, das mir zum „Dazu-Essen“ immer taugt. Das saftige, mit Hackfleisch gefüllte Keema Nan
Meine Frau kam an dem dünnen, mit Bockshornklee zubereiteten und danach mit geklärter Butter („Ghee“) bestrichenen Fladenbrot aus Vollkornmehl namens Methi di Roti (3,50 Euro) nicht vorbei. Methi di Roti
Beide Brotvarianten wurden uns zusammen auf einem Teller mit einem recht belanglosen Mango-Dip und etwas Salatgarnitur serviert. Gemischter Fladenbrotteller
Die Mutter unseres Töchterchens ist ein großer Fan des indischen Frischkäses namens Panir, den sie hier am liebsten zusammen mit Spinat zu sich nimmt. Logisch also, dass sie sich mal wieder ein „Palak Paneer“ (12,50 Euro) schmecken ließ. Palak Paneer
Bei dieser Spezialität aus Nordindien wird der beliebte Frischkäse mit gehacktem Blattspinat, Zwiebeln, Tomaten und diversen Gewürzen geadelt. Ein vegetarischer Klassiker, der genügend aromatische Durchschlagskraft und Frische besaß und keine „tofu-isierte“ Langeweile im Kadai bedeutete.
Mich dagegen zog es geflügeltechnisch schon wieder nach Chennai, dem früheren Madras. Ganz dem indischen „Suppkontinent“ verpflichtet, sollte es – wie beim Besuch im Dezember – wieder das würzige Huhn in aromatischer Tomatentunke (immer noch für 14 Euro) sein, das meinen Gaumen aufs Angenehmste anregen sollte. Tatort Madras, die Zweite
Unsere Kleine verschmähte dagegen die ihr angebotenen Probierhäppchen. Anscheinend waren ihr die fremden Aromen von vornherein suspekt. Eine Skepsis, die sie hoffentlich im Laufe der nächsten Jahre noch ablegen wird. Wir dagegen waren mit den servierten Speisen hochzufrieden und genossen den ersten gemeinsamen Besuch im Red Chillies mit Kind in vollen Zügen, was zwangsläufig zu leeren Kupferschälchen führte.
Fazit:
Auf das im Landauer Gewerbegebiet „Messe“ beheimatete Red Chillies ist nach wie vor Verlass. Zu den angenehmen Rahmenbedingungen zählen die Nähe zur Autobahn A65 und die entspannte Parkplatzsituation vor dem Anwesen. Der freundlich agierende, stets aufmerksame Service trägt nicht unerheblich zum Wohlfühlen bei und gleicht kleinere Einbußen beim Ambiente wieder aus.
Die auf den europäischen Gaumen zugeschnittene Küche bietet einen soliden Querschnitt durch das vielfältige Speisenangebot dieses riesigen Landes. Mir persönlich ist das des Guten zu viel, aber das hindert mich nicht, dort gelegentlich wieder aufzuschlagen. Wobei durch den Umzug nach Wörth, der Besuch eines Karlsruher „Inders“ mittlerweile näher liegt.
Zweimal verschlug es mich in den letzten Monaten in eindeutiger kulinarischer Absicht in den Landauer Gewerbepark „Am Messgelände“. Dabei ging es nicht zum früher gerne besuchten Italiener Piccola Italia, dessen preisgünstiger Mittagstisch nach wie vor für eine volle Hütte zur Lunchtime sorgt, sondern zu dem stets freundlichen Dhaliwal Sarabjit Singh, dem Inhaber und Servicechef des seit rund 10 Jahren hier ansässigen indischen Restaurants namens Red Chillies.
Eine Woche vor Weihnachten war ich in Sachen Futterbeschaffung für unseren mittlerweile 17 Jahre... mehr lesen
Restaurant Red Chillies
Restaurant Red Chillies€-€€€Restaurant063419687700Max-Plank-Straße 1, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Verlässliches vom Landauer Lieblingsinder" marcO74Zweimal verschlug es mich in den letzten Monaten in eindeutiger kulinarischer Absicht in den Landauer Gewerbepark „Am Messgelände“. Dabei ging es nicht zum früher gerne besuchten Italiener Piccola Italia, dessen preisgünstiger Mittagstisch nach wie vor für eine volle Hütte zur Lunchtime sorgt, sondern zu dem stets freundlichen Dhaliwal Sarabjit Singh, dem Inhaber und Servicechef des seit rund 10 Jahren hier ansässigen indischen Restaurants namens Red Chillies.
Eine Woche vor Weihnachten war ich in Sachen Futterbeschaffung für unseren mittlerweile 17 Jahre
Geschrieben am 06.05.2023 2023-05-06| Aktualisiert am
06.05.2023
Besucht am 16.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Etwas außerhalb von Neupotz befindet sich direkt am Altrhein das besonders bei Ausflüglern und Radfahrern sehr beliebte Anglerheim, welches seit etlichen Jahren von der Familie Wilken aus Ostfriesland betrieben wird. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich davon berichtet habe. Seine durchgehenden Öffnungszeiten von 11 bis 20 Uhr ließen Mitte Dezember eine spontane Einkehr am Nachmittag zu.
Ich war in der Gegend unterwegs, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen, ging es doch über Weihnachten nach Bremen zu den Schwiegereltern. Meine Lust auf ein paniertes Fischfilet aus der Pfanne hatte an diesem Freitag keinerlei christlichen Hintergrund. Nach dem Zander im Karpfen ein paar Wochen zuvor, war jetzt eben das Anglerheim dran.
An einen Freisitz mit Blick auf das stille Altrheingewässer nebenan war natürlich nicht zu denken. Dafür war es draußen viel zu kalt. Aber im Inneren der heimeligen Backfischbutze würde sich bestimmt ein Plätzchen finden. Bevor ich jedoch die wärmende Gaststube betrat, warnte mich vor dem Anwesen eine Schiefertafel mit mahnenden Worten. ...hat sich als irrtümlich erwiesen!
Gerne wäre ich dem gut gemeinten Rat des Kulinar-Historikers, der diese Zeilen mit Weisheit und Kreide auf die Tafel gebracht hatte, demütig gefolgt. Aber erstens war es kein warmer Sommertag, der eine kalte Rieslingschorle (Pfälzer Nationalgetränk!) gerechtfertigt hätte und zweitens musste ja noch der Rückweg nach Wörth mit dem Auto bewältigt werden.
Der Schorleosaurus Rex in mir durfte seinen Winterschlaf fortsetzen. Ich dagegen wurde von einer jungen Servicekraft freundlich in Empfang genommen und platzierte mich gleich am ersten Tisch mit Blick auf den Ausschanktresen. Es war nicht viel los in dem L-förmigen Gastraum des Anglerheims. Ein paar vereinzelte, späte Mittagseinkehrer („Late-Luncher“) vertilgten ihre letzten Happen.
Die im gutbürgerlichen Dorfwirtschaftslook eingerichtete Speisestätte mit dem kernigen Holzmobiliar, dem gefliesten Boden, den gut gepolsterten Wandbänken und den cremefarbenen Vorhängen machte einen absolut gepflegten Eindruck. Der Gastraum des Anglerheims
Dieser sollte sich beim Besuch des recht kleinen, fensterlosen Nassraums bestätigen.
Eine Glocke, vielleicht zur Ankündigung einer Lokalrunde oder der letzten Bestellmöglichkeit des Abends, baumelte lässig von der Decke. Mehrere Glühbirnen pendelten ganz Retro von selbiger und erhellten den Raum zusätzlich.
Der Mann hinterm Tresen mischte Bellheimer Silberpils mit süßem Sprudel und servierte mir zeitnah meinen Schoppen Radler (4,30 Euro), den ich im Angesicht des Durstes zuvor geordert hatte. Blick hinüber zur Theke
Beim Essen setzte ich einmal mehr auf meinen liebsten Rheinfisch in der Panierversion, den in Neupotz zum kulinarischen Erbe zählenden Zander. Für dessen Filet in der Bröselhülle zahlte ich übrigens sehr gastfreundliche 15,90 Euro inklusive Beilagen.
Der normalerweise dazu servierte Kartoffelsalat ließ sich problemlos durch eine Portion Fritten ersetzen. Die Remouladensoße kostete hier übrigens keinen Cent extra – auch nicht ihre Nachbestellung als Dip für meine Pommes. Da könnte sich das Team vom Karpfen mal ein Beispiel nehmen.
Der vorweg gereichte, sauer angemachte Beilagensalat kam in einer kleinen Glasschale, in der geraspelte Möhrenrohkost ganz klassisch neben etwas Weißkraut und ein paar Blättern Eisbergsalat ruhte. Ein solider, da frischer Vertreter seiner vegetabilen Art.
Das panierte Filet des zur Barschfamilie zählenden Süßwasserfisches war natürlich das Objekt meiner Begierde. Hübsch anzusehen, praktisch grätenfrei und schön saftig lag der „Fisch namens Zanda“ vor mir. Prachtvolles Panierstück in Fisch
Auch hatte er vor dem Brutzeln die passende Würze abbekommen. Pfeffer und Salz – mit Augenmaß verwendet – haben noch keinem Backfisch geschadet. Zusammen mit etwas Saft vom beiliegenden Zitronenschnitz und der hausgemachten Remoulade war das ein einfacher, aber dennoch glücklich machender Mittagstisch, bei dem ich wirklich jeden einzelnen Bissen genoss.
König Zander entließ mich mit einem guten Bauchgefühl. Auch der Fettgehalt von Fritten und Remouladensoße hielt sich in Grenzen und machte sich auch nach dem Mahl nicht negativ bemerkbar. Manchmal braucht es einfach eine deftige Frittierküche für die angekratzte Seele.
Ich freute mich bereits auf die anstehende Fahrt nach Bremen, die wir eine Woche später im ICE antraten. Dort traf ich auch auf eine nahezu ausgestorbene Spachtel-Spezies, den sogenannten Borgosaurus Topaz. Dieser „Dino“ hat auch nie Rieslingschorle getrunken, erfreut sich aber nach wie vor bester Gesundheit. Das Schild vor dem Anglerheim zu Neupotz kann also getrost als „Lügentafel“ bezeichnet werden…
Etwas außerhalb von Neupotz befindet sich direkt am Altrhein das besonders bei Ausflüglern und Radfahrern sehr beliebte Anglerheim, welches seit etlichen Jahren von der Familie Wilken aus Ostfriesland betrieben wird. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich davon berichtet habe. Seine durchgehenden Öffnungszeiten von 11 bis 20 Uhr ließen Mitte Dezember eine spontane Einkehr am Nachmittag zu.
Ich war in der Gegend unterwegs, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen, ging es doch über Weihnachten nach Bremen zu... mehr lesen
4.0 stars -
"Ein Fisch namens „Zanda“…" marcO74Etwas außerhalb von Neupotz befindet sich direkt am Altrhein das besonders bei Ausflüglern und Radfahrern sehr beliebte Anglerheim, welches seit etlichen Jahren von der Familie Wilken aus Ostfriesland betrieben wird. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich davon berichtet habe. Seine durchgehenden Öffnungszeiten von 11 bis 20 Uhr ließen Mitte Dezember eine spontane Einkehr am Nachmittag zu.
Ich war in der Gegend unterwegs, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen, ging es doch über Weihnachten nach Bremen zu
Geschrieben am 27.04.2023 2023-04-27| Aktualisiert am
27.04.2023
Besucht am 09.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 27 EUR
An einem Freitagmittag Anfang Dezember stellte ich auf dem Weg zum Fitness-Studio ein fieses Magengrummeln fest. „Jetzt nur nicht gleich die Nerven verlieren und den fleischernen Verlockungen der ortsansässigen Premium-Burgerbutzen anheimfallen.“ sagte mir die eigene Vernunft. Denn mit einem vollen Bauch Sport treiben macht bekanntlich wenig Sinn. Aber gegen ein paar Häppchen aus klebrigem Reis und rohem Fisch war ja nun wirklich nichts einzuwenden.
In Landau hat mit dem Osahi-Sushi seit April 2021 der von mir geschätzte Panasia-Platzhirsch „Koza“ einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen. Und dazu noch einen, der auch am Mittag seine Pforten öffnet und sich ganz in der Nähe des nur noch abends in Betrieb befindlichen „Stickstoff-Asiaten“ angesiedelt hat. Im ehemaligen Café Klimt geht es seither erfreulich folklorefrei zu. Das zeitgemäße Interieur aus hellem Holz und beruhigendem Grau wirkt aufgeräumt, sauber und freundlich. Der nahezu folklorefreie Gastraum
Der offene Gastraum mit der altbautypischen hohen Decke versprüht eine gediegene Urbanität, die auch ohne asiatischen Deko-Firlefanz auskommt. Das Personal hingegen kommt durchweg aus Fernost. Fleißige, freundliche Leute zwischen 20 und 30, die auch mal hinter der Sushi-Theke hervorwinken und sich über ein Lob des Gastes ungeniert freuen.
Seit meinem letzten Besuch, der einen Tag nach der Geburt unserer Tochter Anfang Oktober 2021 stattfand – ich berichtete damals – war über ein Jahr vergangen. Das Speisenangebot hat sich seitdem nicht nennenswert verändert. Der Schwerpunkt liegt nach wie auf rohem Fisch, der auf unterschiedlichste Art und Weise in Inside-Out-, Special- und Crunchy-Rolls gepackt wird oder etwas puristischer als Sashimi auf dem Teller landet.
Außerdem wird hier gerne gegrillt. Jakobsmuscheln, Tiger Prawns, Rinderfilet und Lammkarree zählen zu den offerierten Spezialitäten. Mit Pho, Curry, Udon und Co. wird nahezu keine Ecke Asiens kulinarisch außen vorgelassen. Die panasiatische Wollmilchsau-Taktik greift auch hier mit den ewig gleichen Beigaben. Wildkräutersalat, Wakame, Ponzusauce, und Miso-Mayo zählen zu den üblichen Kau-Komplizen, die das breitgefächerte Repertoire aus Fernkost mal mehr, mal weniger bereichern.
Kennt man einen dieser Läden, kann einen die Auswahl beim nächsten nicht mehr wirklich überraschen. Aber man hat ja auch nicht immer Lust auf Überraschungen, schon gar nicht, wenn man die europäisierte Form von Asiakost gewöhnt ist.
Hin und wieder lasse ich mich gerne auf diese ein. Authentisches Asiafood ist in unserer Region eher die Ausnahme als die Regel. Außerdem verlangen die abseits des Mainstreams servierten „Genüsse“ einen gewissen Bestellermut, der mir dann auch häufig fehlt, das gebe ich offen und ehrlich zu.
Was das San Pellegrino beim Italiener, ist das Aqua Morelli beim Panasiaten. Eine kleine blaue Flasche (0,25l) mit klassischem Blubber 0,25l schlug mit 2,50 Euro zu Buche. Gerne lasse ich mir in solchen Etablissements auch mal eine hausgemachte Limo schmecken, wobei mir diese häufig viel zu süß sind und ich sie mit nur mit reichlich Mineralwasser verdünnt getrunken bekomme.
Da ich in eindeutiger Rohfisch-Absicht im Osahi aufschlug, reichte mir ein Blick auf die erste Seite der Speisenkarte, um meine Wünsche loszuwerden. Sushi darf bei mir auch seine knusprigen Momente haben. Und Schärfe ist natürlich immer willkommen. Damit ist wohl hinreichend erklärt, warum ich bei der „Crunchy Spicy Tuna Roll“ (11 Euro) aus dem „Inside-Out-Programm“ schlecht Nein sagen konnte.
Damit ich auch ja nicht vom Stepper fallen würde, schob ich noch eine „Amazing Friendship“ (13,50 Euro) nach. Hierbei handelte es sich um eine mit abgeflämmtem Lachs umwickelte Special Roll, die zudem noch frittierten Lachs im Tempurateig zu ihren „inneren Werten“ zählte.
Die beiden Sushi-Gerichte wurden zusammen auf einer ovalen Platte serviert. Etwas weniger „Saucenkleckerei“ wäre mir zwar lieb gewesen, aber wenigstens stieg mir kein Stickstoffnebel in die Nase. Man hatte die in jeweils acht Häppchen zerteilten Reisrollen gruppenweise auf dem Porzellan drapiert. Wakame und Wildkräutersalat bildeten den vegetabilen Mittelpunkt, um den herum sich die farbenfrohe Rohfischbande ausgebreitet hatte. Zweimal Sushi auf einer Platte
Ein paar ausgelöste Edamame-Bohnen, die obligatorische Wasabi-Paste aus der Spritzflasche und ein zierliches Häufchen Gari (eingelegter Ingwer) reihten sich ins pittoreske Gesamtbild ein. Na dann mal ran an die mit rohem Fisch verzierten Reisklötze!
Die Idee, den Klebereis vorher in krossen Tempuraflocken zu wälzen, bildete einen gelungenen texturellen Kontrast zum süffigen Thunfischtatar on Top. Mango, Gurke und Lauch komplettierten die reisummantelte Basis der angenehm scharfen Thunfischtörtchen, die von ein paar Spritzern Chili-Mayo zusätzlich ihr Fett wegbekamen. It's spicy, it's crunchy, it's Tuna!
In etwas Sojasauce (mit darin aufgelöstem Wasabi) getunkt oder einfach so genossen, waren die rotfleischigen Fischcanapés mit dem klebrigen Crunchsockel ein echter Volltreffer. Die Abwesenheit der Salatgurke wurde zu keiner Sekunde vermisst. Ganz im Gegenteil: bei der Lachs- und Spritzgesellschaft am anderen Ende des Porzellans musste ich die langen Streifen dieses ungeliebten Kürbisgewächses sogar aussortieren.
Die Salatgurke und ich – eine von Abneigung gekennzeichnete, kulinarische Fernbeziehung ohne jegliche Annäherung. So ließe sich mein Verhältnis zu diesem wässrigen Gemüse wohl ganz treffend umschreiben. Schade auch, dass neben dem für mich zu hohen Gurkenanteil deutlich zu viel Gebrauch von der Quetschflasche gemacht wurde. Die ansonsten akkurat zubereiteten Rohfischgebilde mit dem abgeflämmten Lachsüberzug ertranken in ihrer pinkfarbenen Wasabi-Mayo-Verzierung. "Amazing" Salmon Roll
Natürlich lässt sich auch über die Farbwahl der Sauce diskutieren, aber hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Krasses Farbkonzept
Da macht man sich all die Mühe mit dem Flammlachs und seinem Tempura-Pendant im Inneren der Rolle und dann quetscht man sie in Richtung Saucengau. Unter „Amazing Friendship“ stelle ich mir zumindest etwas ganz anderes vor.
Sei es drum, ein Besuch beim Panasiaten ist oft eine kulinarische Mischkalkulation. Mit meinem Tuna-Tatar war ich ja hochzufrieden, mit dem knallfarbigen Lachsfigurenkabinett eher weniger. Dennoch würde ich – wenn mich die Lust auf rohen Fisch packt – wieder im Osahi zum Sushi essen vorbeischauen. Einen leise und dezent vorgetragenen Hinweis auf einen sparsameren Umgang mit ihren Asia-Tunken würde ich mir allerdings nicht verkneifen können...
An einem Freitagmittag Anfang Dezember stellte ich auf dem Weg zum Fitness-Studio ein fieses Magengrummeln fest. „Jetzt nur nicht gleich die Nerven verlieren und den fleischernen Verlockungen der ortsansässigen Premium-Burgerbutzen anheimfallen.“ sagte mir die eigene Vernunft. Denn mit einem vollen Bauch Sport treiben macht bekanntlich wenig Sinn. Aber gegen ein paar Häppchen aus klebrigem Reis und rohem Fisch war ja nun wirklich nichts einzuwenden.
In Landau hat mit dem Osahi-Sushi seit April 2021 der von mir geschätzte Panasia-Platzhirsch „Koza“ einen... mehr lesen
Restaurant Osahi Sushi
Restaurant Osahi Sushi€-€€€Restaurant063419957288Ostring 18, 76829 Landau in der Pfalz
3.5 stars -
"Don’t kill me with your sauce, Osahi!" marcO74An einem Freitagmittag Anfang Dezember stellte ich auf dem Weg zum Fitness-Studio ein fieses Magengrummeln fest. „Jetzt nur nicht gleich die Nerven verlieren und den fleischernen Verlockungen der ortsansässigen Premium-Burgerbutzen anheimfallen.“ sagte mir die eigene Vernunft. Denn mit einem vollen Bauch Sport treiben macht bekanntlich wenig Sinn. Aber gegen ein paar Häppchen aus klebrigem Reis und rohem Fisch war ja nun wirklich nichts einzuwenden.
In Landau hat mit dem Osahi-Sushi seit April 2021 der von mir geschätzte Panasia-Platzhirsch „Koza“ einen
Geschrieben am 23.04.2023 2023-04-23| Aktualisiert am
23.04.2023
Besucht am 24.11.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 40 EUR
Keine Ahnung, wie oft ich in meinem Leben schon am altehrwürdigen Bayrischen Hof in dem zur Gemeinde Berg gehörenden Ortsteil Neulauterburg – direkt gegenüber des elsässischen Lauterbourg – vorbeigefahren bin. Aber immer, wenn es zum Einkaufen in den „Carrefour“ (Supermarkt), zum Schwimmen an den sehr sauberen Baggersee oder zum Schlemmen in die Vieux Moulin ging, kam ich an dem gutbürgerlichen Traditionslokal an der Nahtstelle zum Elsass vorbei.
Das trutzige Fachwerkhaus, dessen Namen an längst vergangene, weiß-blaue Zeiten erinnert, macht von außen betrachtet keinen schlechten Eindruck. Trutzburg aus Fachwerk
Dass man hier besonders gut zubereitete halbe Hähnchen auf dem Speiseplan hat, kam mir vor einiger Zeit zu Ohren. Nun gelüstet es mich nicht allzu oft nach Grillhühnern, aber alle paar Monate schlage ich schonmal in der renommierten Gockelburg in Wörth-Maximiliansau auf, um in den Genuss eine halben, saftig-krossen „Überfliegers“ aus dem Hause Rimmel zu kommen.
Doch ein spontanes Aufsuchen der äußerst beliebten „Knusper-Hendl-Klause“ beinhaltet meist lange Wartezeiten vor dem Lokal, da es drinnen zugeht wie im Hühnerschlag. Man hat die beengten Räumlichkeiten zwar um einen überdachten (und beheizten) Innenhof erweitert, aber dennoch sind hier freie Plätze meist reine Glückssache.
Dieses Glück war meinem Wörther Futterkollegen und mir an jenem kalten Donnerstagabend Ende November (nach überstandenem Elternsprechabend) leider nicht hold. Und so standen wir frierend vor der Eingangstür - ein gutes halbes Dutzend weiterer „Halb-Huhn-Helden“, die ebenfalls nach einem freien Tisch gierten, tat es uns gleich. Da kam mir plötzlich der Bayrische Hof zu Neulauterburg – mit dem Auto keine 15 Minuten von Maximiliansau entfernt – in den Sinn. Ein kurzer Anruf genügte und wir machten uns auf den Weg in Richtung Grenze. Der Bayrische Hof mit Zelt vor der Hütte
Im Gegensatz zur Maxauer Broiler-Butze ging es im recht schummrig wirkenden Inneren des Bayrischen Hofes doch wesentlich entspannter zu. Gute Essensbilder würde es bei dieser spärlichen Beleuchtung sicher keine geben, war mein erster, wohl meiner Chronistenpflicht geschuldeter Gedanke.
Als, wir eintraten, saß die Wirtin bei ein paar befreundeten Gästen am Tisch und genoss sichtlich ihr Abendessen. Kein schlechtes Omen, wenn auch der Service die Leistungen der Küche zu würdigen weiß.
Der Schriftzug einer bekannten badischen Staatsbrauerei zierte die Zapfanlage und verriet, aus welcher Region das Fassbier bezogen wurde. Na, gegen ein frisch gezapftes Rothaus-Pils, der halbe Liter für faire 4 Euro, hatten wir ja mal gar nichts einzuwenden. Das bekommt man in der von „Bellheimer“ dominierten Pfalz eher selten.
Die gedimmten Lichtverhältnisse im vorderen Gastraum sorgten für eine durchaus gemütliche Atmosphäre. Im hinteren Abteil speiste eine Gruppe Franzosen mit Kleinkind. Vielleicht Leute aus Lauterbourg, die es schätzen eine gutbürgerliche deutsche Küche in Laufweite zu haben. Recht lichtarmes Ambiente (im vorderen Gastraum)
Die leidlich bequemen Sitzmöbel waren zwar gepolstert, luden aber dennoch nicht zum stundenlangen Verweilen ein. Die versteckt am anderen Ende des Anwesens untergebrachten Nassräume – da war man eine kleine Weile unterwegs – wirkten ein wenig in die Jahre gekommen. Da sollte man in naher Zukunft mal ran und für angenehmere Verhältnisse sorgen. Dass man das kann, hat man ja in den renovierten Gasträumen bereits bewiesen.
Von unserem Ecktisch aus hatte ich einen guten Blick auf das Geschehen um uns herum. Nach und nach tröpfelten noch ein paar Gäste – dem Vernehmen nach Stammklientel – ein, was auch den Anteil an Vierbeinern unter den Tischen erhöhte.
Wir blätterten durch die laminierten, von einer Kordel zusammengehaltenen DIN-A4-Blätter, auf denen das Speisenangebot nachzulesen war. Flammkuchen gab es natürlich auch – die Nähe zu Grand Est ließ grüßen. Deutsche Hausmannskost der panierten Art „schnitzelte“ von Seite 3. Doch unsere ungeteilte Aufmerksamkeit galt an jenem Abend den halben Flattermännern aus dem Fett-Jacuzzi.
Für 11,50 Euro war hier ein Halbes Huhn mit Pommes frites zu erstehen. Die in Klammer angegebene Schärfegradklimax (von „normal“ über „scharf“, „extra scharf“ bis hin zu „explosiv“ (!)) nahmen wir erheitert zur Kenntnis. Auch da orientierte man sich scheinbar an der kultigen Maxauer Hühnerhütte.
Um den Magen nicht noch mehr herauszufordern, orderten wir zwei „Normalos“. Für mich sollte es vorweg noch ein kleiner grüner Beilagensalat (5,20 Euro) sein. Ganz ohne Vitamine soll man ja nicht zu Bett gehen. Dieser kam mit einem gut abschmeckten Dressing auf Joghurt-Basis. Kann sein, dass bei der deftigen Salattunke auch Mama „Maggi“ ihre Spritzer im Spiel hatte. Grüner Beilagensalat "well-dressed"
Ein bisschen oldschool das Ganze, aber durchaus genießbar. Bei seinem Preis von über 5 Euronen heiligten die gestiegenen Energiekosten wohl die abgerufenen, finanziellen Mittel. Sei’s drum. Ich habe für mehr Geld schon wesentlich geschmackloseres Grünzeug im Napf gehabt.
Die Gockel ließen auch nicht lange auf sich warten. In der lichtarmen Umgebung erinnerte mein Broiler an den Titel einer der größten Rockplatten aller Zeiten – wenn auch in etwas abgewandelter Form. „The dark side of the Huhn“ duftete nach geschrotetem Pfeffer und Paprikapulver, mit dem die knusprige Hühnerhaut eine pikante Nachbehandlung (im Anschluss an den Frittiervorgang) erhalten hatte. The dark side of the Huhn...
Natürlich wurde das Brathähnchen mit den Händen gegessen. So viel Altsteinzeit musste an diesem Abend einfach sein. Mein Kollege erhöhte – meine Chauffeurstätigkeit ausnutzend – noch um eine weitere Halbe. Die badische Staatsbrauerei sollte schließlich auch aus der Pfalz Unterstützung bekommen.
Beide Hähnchen fielen sehr saftig aus. Zusammen mit der gut gemeinten Pommes Portion hatten sie durchaus Hauptgerichtcharakter. Unsere „Ersatzhühner“ orientierten sich in der Zubereitung und Würzung am Maxauer Original, ohne dies natürlich zu übertreffen. Aber man kam den dortigen Knuspervögeln schon recht nahe.
Unseren ungeplanten Besuch im Bayrischen Hof zu Neulauterburg werteten wir als positive „Grenz“erfahrung. Eine durchaus ansteuerbare Alternative für Leute, denen der „Hühner Fred“ vorm Supermarkt schon immer suspekt war, und dennoch nicht komplett auf einen krossen Gummiadler verzichten möchten.
Alle paar Monate bekenne ich mich selbst zu dieser gar nicht mal so seltenen Spezies und gönne mir einen „reschen Rooster“. In 90% der Fälle geht es dann in die „echte“ Gockelburg, weil sie einfach näher liegt. Nach Neulauterburg komme ich bestimmt mal wieder. Und sei es nur auf der Durchreise nach Lauterbourg oder Mothern.
Keine Ahnung, wie oft ich in meinem Leben schon am altehrwürdigen Bayrischen Hof in dem zur Gemeinde Berg gehörenden Ortsteil Neulauterburg – direkt gegenüber des elsässischen Lauterbourg – vorbeigefahren bin. Aber immer, wenn es zum Einkaufen in den „Carrefour“ (Supermarkt), zum Schwimmen an den sehr sauberen Baggersee oder zum Schlemmen in die Vieux Moulin ging, kam ich an dem gutbürgerlichen Traditionslokal an der Nahtstelle zum Elsass vorbei.
Das trutzige Fachwerkhaus, dessen Namen an längst vergangene, weiß-blaue Zeiten erinnert, macht von... mehr lesen
Restaurant Bayrischer Hof
Restaurant Bayrischer Hof€-€€€Restaurant07277325Kandeler Straße 6, 76768 Berg (Pfalz)
3.5 stars -
"Ersatzhuhn als positive „Grenz“erfahrung" marcO74Keine Ahnung, wie oft ich in meinem Leben schon am altehrwürdigen Bayrischen Hof in dem zur Gemeinde Berg gehörenden Ortsteil Neulauterburg – direkt gegenüber des elsässischen Lauterbourg – vorbeigefahren bin. Aber immer, wenn es zum Einkaufen in den „Carrefour“ (Supermarkt), zum Schwimmen an den sehr sauberen Baggersee oder zum Schlemmen in die Vieux Moulin ging, kam ich an dem gutbürgerlichen Traditionslokal an der Nahtstelle zum Elsass vorbei.
Das trutzige Fachwerkhaus, dessen Namen an längst vergangene, weiß-blaue Zeiten erinnert, macht von
Geschrieben am 20.04.2023 2023-04-20| Aktualisiert am
20.04.2023
Besucht am 17.11.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 82 EUR
Ende Oktober stellte ein familiärer Schicksalsschlag nicht nur meine Welt komplett auf den Kopf. Ein kleiner Trost war es da, dass in der Folgezeit unsere Kernfamilie enger zusammenrückte, um den erlittenen Verlust gemeinsam besser verkraften zu können. So kam es, dass ich mich an einem Donnerstagabend Mitte November mit meinem Neffen im Neupotzer Karpfen verabredete, um wenigstens kurzzeitig auf andere Gedanken zu kommen.
Über die alteingesessene Dorfwirtschaft im Herzen des ehemaligen Fischerdorfes habe ich in meinem Bericht vom Februar letzten Jahres bereits ausführlich berichtet, weshalb ich mich diesmal etwas kürzer fasse. Der Karpfen zu Neupotz
Auch dass der im Ganzen panierte und frittierte Zander zum kulinarischen Kulturgut des in unmittelbarer Nähe zum Altrhein gelegenen Örtchens zählt, habe ich da hinlänglich erläutert. Aber – um es gleich vorweg zu nehmen – auch diesmal wagte ich mich nicht an solch einen „Kaventsmann“ heran.
Das Traditionslokal an der Hauptstraße erfreut sich nach wie vor einer sehr großen Beliebtheit. Ein paar Tage vorher sollte man schon anrufen, um sich einen der begehrten Tische zu sichern. Zumal sich die Öffnungszeiten nach Corona auf drei Tage dezimiert haben. Ein hell erleuchtetes Gasthaus hieß uns willkommen
Inflations- bzw. energiebedingt wurden die Preise seit meinem letzten Besuch Ende Januar 2022 leicht angehoben, zumindest beim Essen noch im verträglichen Rahmen. Mein Neffe freute sich sichtlich über die Einladung seines Onkels. Der ehemalige Jugend-Spieler des 1.FC Kaiserslautern, der auch mit seinen 24 Jahren noch viel Spaß am Kicken hat, ist nicht nur in unserer Familie als guter Esser bekannt. Ich war also gespannt, wie er sich an diesem Abend schlagen würde.
Als ich die gute, vertraut wirkende Wirthausstube um 19 Uhr betrat, waren die meisten Tische bereits besetzt. Schade nur, dass mein ehemaliger Kollege Hugo, der hier als pensionierter Lehrer im Unruhestand öfter mal den Schankprinzen gibt, an diesem Abend nicht mit von der Partie war. Er wäre unserer Stimmung sicher zuträglich gewesen.
Stattdessen wuppte ein freundlicher junger Mann den Service nahezu alleine, was zu etwas längeren Wartezeiten führte, da dieser logischerweise nicht gleichzeitig Gäste bedienen und Bier zapfen konnte. Die fleißigen Damen in der Küche gaben sich jedoch alle Mühe, den „Slow-Food-Anspruch“ des Hauses nicht überzustrapazieren oder gar zu wörtlich zu nehmen.
Aber egal, wir hatten ja Zeit und nach den für uns wohl traurigsten Wochen des vergangenen Jahres auch einiges zu erzählen bzw. aufzuarbeiten. Am Speisenangebot hatte sich wenig geändert. Das mir bekannte, laminierte DIN-A4-Blatt mit den Standardgerichten wurde lediglich um eine auf Herbst gepolte Empfehlungskarte erweitert. Rehbraten, Kalbszunge und natürlich die obligatorische Gänsekeule aus dem Ofen versprachen einen mit der Jahreszeit konformgehenden Fleischgenuss.
Doch zuerst kümmerten wir uns um die Flüssigkeitsaufnahme, der die Bestellung einer Flasche Mineralwasser (0,7l für 4,60 Euro), eines Radlers (0,4l für 3,60 Euro) und eines Viertels vom Grauburgunder Kabinett (5,90 Euro) vom Weingut Bruno Leiner aus Landau-Wollmesheim vorausging. Später erhöhte ich noch um einen weiteren Radler, um auch ja die Fahrtüchtigkeit nicht zu gefährden. Mein Neffe kippte zum Digestiv noch einen Espresso (2,40 Euro). Mir fiel auf, dass man bei den Getränkepreisen doch kräftiger angezogen hatte als das beim Essen der Fall war. Man bewegt sich zwar nach wie vor nicht auf unverschämtem Niveau, aber für ein gutbürgerliches Landgasthaus sind die Preise schon am oberen Rand kalkuliert.
Von der Empfehlungskarte orderten wir zweimal den Feldsalat mit Speck und Croutons (jeweils 9,50 Euro) als Vorspeise. Den mit mir verwandten Fleischvertrauten zu meiner Linken gelüstete es nach den Ochsenfetzen mit Paprika (23,50 Euro). Später wurden auf der Rechnung bei seinem Gericht 1,50 Euro subtrahiert, da er auf die Salatbeilage infolge der bestellten Vorspeise verzichtet hatte.
Warum man meine Hauptspeise nicht auch vergünstigte, entzieht sich bis heute meiner Kenntnis. Ich hatte nämlich den Salatteller zu meinem panierten Zanderfilet (20,50 Euro) aus den gleichen Gründen abbestellt. Sei es drum. Dafür dachte man wenigstens an die 2 Euro Aufpreis für die hausgemachte Remouladensauce, die meinem Backfisch gut zu Gericht stand.
Mein Neffe wählte als Beilage zu seinem in Fetzen geschnittenen Fleisch aus der Rinderhüfte die Nudeln vom Band, während mir die Pommes frites zum Dippen in die Remouladensauce am geeignetsten erschienen.
Das panierte Zanderfilet war übrigens eine kulinarische Hommage an meine verstorbene Mutter. Wenn wir früher zusammen bei Martin Gehrlein im nicht weit entfernten Restaurant Hardtwald essen waren, war der gebackene Rheinfisch bei ihr meistens gesetzt. In dieser Panadedisziplin war sie ganz in ihrem Element, denn in der „neupotztypischen“ – für manche Feingaumen wahrscheinlich zu rustikalen – Art der Zubereitung war ihr der Zander immer am liebsten.
Was soll ich sagen? Dieses „Paniergehabe“ wurde wohl an ihren Sohn weitervererbt. Nur so ist es zu erklären, dass ich mich jedes Mal freue wie ein kleines Kind, wenn mir solch ein „Fischstäbchen Deluxe“ unter Fischmesser und Gabel kommt. Aber noch war es nicht soweit, denn wir hatten ja noch etwas Grünes für vorweg bestellt.
Unsere beiden Salate vom Feld waren mit 9,50 Euro nicht gerade schüchtern kalkuliert. Insofern wunderten wir uns schon ein wenig über ihre geringe Portionsgröße. Auch zeigte sich Rapunzel an jenem Abend ziemlich kleinblättrig, hatte dafür aber umso mehr Schmackes beim Dressing in petto. Kollege Knoblauch verlieh der auf Essig-Öl-Basis angerührten, mit einem Schluck Sahne verfeinerten Tunke ihr pikantes Aroma. Feldsalat mit Speck und Croutons vorweg
Zusätzliche Würze steuerte der angebratene Speck bei. Die in seinem ausgelassenen Fett geschwenkten Croutons lieferten zusätzlichen Knusper. Ein vom Geschmack her gelungener Einstieg. Nur hätten es gerne noch paar Blätter mehr auf der Platte sein dürfen. Für Pfalzverhältnisse war die Portion nämlich definitiv zu mickrig. Und zu dem Preis allemal.
Nun gut, dann sollten eben unsere Hauptgerichte über den Sättigungsgrad urteilen. Diese ließen zwar etwas auf sich warten, aber bei hausgemachter Kost bin ich da eher nachsichtig. Die in Streifen geschnittenen, kurz durch die Pfanne geschleusten Ochsenfetzen thronten über einem großflächigen Soßenspiegel. Let's fetz!
Auch ein paar wenige Paprikastücke hatte man unter den Fleischhügel geschmuggelt. Die Bandnudeln wurden meinem Neffen à part in einer kleinen Schüssel gereicht.
Er ließ mich von seinem Rindfleischklassiker kosten. Der Kleinschnitt von der Rinderhüfte hatte durchaus Charakter und fiel – zur Freude meines Patenkindes – auch schön saftig aus. Nichts Schlimmeres wie totgebratene Rinderstreifen, wie man sie leider viel zu häufig als Salatbeigabe oder auf sogenannten „Fitnesstellern“ – allein der Begriff entbehrt meist jeglicher Seriosität – antrifft. Dem Saucensee in des Neffen Teller fehlte es ein wenig an geschmacklicher Intensität. Aber es war immerhin keine homöopathische Dosis, was wiederum seiner Bandnudelbewältigung zuträglich war.
Vor mir lag – zugegeben etwas schmucklos – das panierte Gold des Altrheins in dreifacher Ausführung auf einer etwas altbacken wirkenden Verzehrplatte von anno dazumal. Fritten und Remouladensoße wurden separat mitgeliefert. Hausgemachte Remoulade mit ordentlich Gurken und Ei drin
Nun, es war sicherlich nicht alles Fett, was auf meinem Teller glänzte, aber es hätte den drei Backfischfilets auch nicht geschadet, wenn sie nach dem Frittieren mit etwas Küchenpapier „trockengelegt“ worden wären. I've been...Zanderstruck!
Aber auf den Fettfaktor ist ja bekanntlich als Geschmacksträger immer Verlass. An der Würzung und der Panade gab es jedenfalls nichts auszusetzen. Das weiße Fischfleisch zerging förmlich auf der Zunge. In Kombination mit einem Spritzer Zitrone und der hausgemachten Remouladensauce war das ein veritables Soulfood für einen angeschlagenen „Captain Iglo“, der in seinem kulinarischen Heimathafen auf bessere Zeiten wartete. Soulfood für Captain Iglo!
Bis sich diese einstellen sollten, floss noch einiges an Wasser den Vater Rhein hinunter. Und so standen die Monate November und Dezember ganz im Zeichen kleinerer kulinarischer Ablenkungsmanöver, die mich entweder alleine oder mit meinem Wörther Kollegen vom Futterclub in gutbürgerlichen Adressen der näheren Umgebung einkehren ließen. Nach anspruchsvolleren Genusserlebnissen stand mir zu dieser Zeit einfach nicht der Sinn, was sich im neuen Jahr dann aber Gott sei Dank wieder änderte.
Ende Oktober stellte ein familiärer Schicksalsschlag nicht nur meine Welt komplett auf den Kopf. Ein kleiner Trost war es da, dass in der Folgezeit unsere Kernfamilie enger zusammenrückte, um den erlittenen Verlust gemeinsam besser verkraften zu können. So kam es, dass ich mich an einem Donnerstagabend Mitte November mit meinem Neffen im Neupotzer Karpfen verabredete, um wenigstens kurzzeitig auf andere Gedanken zu kommen.
Über die alteingesessene Dorfwirtschaft im Herzen des ehemaligen Fischerdorfes habe ich in meinem Bericht vom Februar letzten Jahres... mehr lesen
Gasthaus Zum Karpfen
Gasthaus Zum Karpfen€-€€€Gasthaus07272 2198Hauptstraße 1, 76777 Neupotz
4.0 stars -
"Panierte Erinnerungsküche in einer dunklen Zeit" marcO74Ende Oktober stellte ein familiärer Schicksalsschlag nicht nur meine Welt komplett auf den Kopf. Ein kleiner Trost war es da, dass in der Folgezeit unsere Kernfamilie enger zusammenrückte, um den erlittenen Verlust gemeinsam besser verkraften zu können. So kam es, dass ich mich an einem Donnerstagabend Mitte November mit meinem Neffen im Neupotzer Karpfen verabredete, um wenigstens kurzzeitig auf andere Gedanken zu kommen.
Über die alteingesessene Dorfwirtschaft im Herzen des ehemaligen Fischerdorfes habe ich in meinem Bericht vom Februar letzten Jahres
Geschrieben am 05.04.2023 2023-04-05| Aktualisiert am
06.04.2023
Besucht am 27.10.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Es ist Ende Oktober. Meine Elternzeit nähert sich langsam dem Ende und zwei Tage später ist nichts mehr so wie es war. Meine Familie, besser gesagt meine Frau, gönnte mir zuvor ein paar Tage auf Mallorca, die ich zusammen mit Freunden auf einer hübschen Finca im Südosten der Insel verbrachte. Wieder daheim war es zwar etwas kühler, aber der Spätherbst hatte auch bei uns noch ein paar schöne Tage auf Lager.
An jenem Donnerstagnachmittag fuhr ich mit Frau und Kind nach Karlsruhe-Rüppurr in den Tierpark Oberwald, einem 16 ha großen, ganzjährig frei zugänglichen Naherholungsgebiet, in dessen großen, naturnahen Gehegen Elche, Gämsen, Antilopen, verschiedene Hirscharten, Onager und Wisente leben. Nicht nur für unser tierliebendes Töchterlein war das ein schönes Erlebnis. Die Waldluft machte sie müde und uns hungrig.
Ein kurzes Nickerchen bei Papa in der Babytrage und sie war wieder hergestellt für ein spontan anberaumtes, recht frühes Abendessen in einem mir nicht unbekannten Rüppurrer Wirtshaus, das bei meinem letzten Besuch noch als gutbürgerliche Dependance von Leonhard Baders „Scheibenhardt“ (Karlsruhe-Bulach) fungierte. Dementsprechend nannte sich damals die auf Zeitgeist getrimmte Schmankerlstube „Baders Wirtshaus“.
Doch irgendwie hielt sich der „Bader-Fleischkost-Komplex“ in der Rastatter Straße nicht so lange und die Räumlichkeiten standen eine ganze Weile leer. Mittlerweile betreibt Herr Bader die Ratsstuben im Herzen von Ettlingen. Sein kulinarisches Aushängeschild, das „Scheibenhardt“ im Clubhaus des gleichnamigen Golfclubs, hat er dafür auch aufgegeben.
Zurück zum Wirtshaus, das seit Januar 2022 von dem jungen Gastronomenpaar Michelle und Marcel Kühner geführt wird. Diese waren zuvor bereits sieben Jahre lang im Bootshaus Rappenwört (Karlsruhe-Daxlanden) tätig und haben sich dort mit ehrlicher, gutbürgerlicher Küche einen vornehmlich auf sehr guten Schnitzelgerichten basierenden Namen erkocht bzw. erbrutzelt.
Im November 2021 endete ihr gastronomisches Wirken im Bootshaus der NaturFreunde Karlsruhe e.V.. An der Auslastung kann es sicherlich nicht gelegen haben. Das direkt am Rhein-Radweg im Naturschutzgebiet gelegene Lokal war nicht nur bei Ausflüglern und Gästen des nahegelegenen Rheinstrandbads sehr beliebt, sondern zog auch regelmäßig Besucher von der linken Rheinseite (mich eingeschlossen) an.
Umso erfreulicher, dass die Kühners ihre Wirtshausidee vom Rhein an die Alb verlegt haben. In ihrer neuen Wirkungsstätte haben viele Dekoelemente aus Bader’schen Tagen überlebt. Der Hirschkopf über dem Kamin, die Birkenstämme und das raffinierte Beleuchtungssystem aus sternförmig angeordneten, an der Decke befestigten Messingrohren, verleihen dem rund 90 Sitzplätze fassenden Speisesaal einen durchaus zeitgemäßen Anstrich. Viel Rohr um Licht!
Von Schiebetüren aus dunklem Holz abgetrennt, stehen weitere 70 Plätze für geschlossene Gesellschaften im hinteren Nebenraum zur Verfügung. Hier kann also auch anständig gefeiert werden.
Das Mobiliar ist einfach und funktional gehalten. Die unscheinbaren Bistrostühle aus Holz wurden allesamt mit einem karierten Kissen „aufbequemt“. Auf den blanken, vierbeinigen Verzehrbrettern tummelten sich lediglich Besteckkästen und Tischlichter. Ein sehr aufgeräumtes, fast schon etwas steril wirkendes Interieur, in dem sich Gemütlichkeit nicht so recht einstellen wollte.
Es war noch früh am Abend und wir zählten zu den ersten Gästen, was uns eine nahezu freie Platzwahl bescherte. In Fensternähe ließen wir uns nieder und bekamen von einer gut aufgelegten Servicedame zeitnah die Speisenkarten gereicht. Die fleischlastige, badische Hausmannskost, die bereits im Bootshaus Rappenwört das Credo der Küche widerspiegelte, empfing uns auch hier. Kein Wunder, hat doch Marcel Kühner im gutbürgerlichen „Lehners Wirtshaus“ am beliebten Karlsruher Ludwigsplatz sein Handwerk gelernt.
Wirthausklassiker, wie beispielsweise Schweinsbraten aus dem Rohr oder ofenfrische Schweinshaxe mit Semmelknödel sind in dem mit Deftigem gespickten Verpflegungsverzeichnis genauso gelistet wie Schnitzel in ungewöhnlichen Varianten oder Rindersteaks vom Lavasteingrill. Mit Rahmschwammerl und Allgäuer Käsespätzle sowie diversen Salaten kommen hier auch Fleischverzichter auf ihre Kosten.
Gegen den Bierdurst meiner Frau half eine Flasche Fürstenberg Pils alkoholfrei (0,33l für 2,90 Euro), während mich eine Holunderblütenschorle (0,4l für 3,90 Euro) wehmütig an den letzten Urlaub in den Alpen denken ließ.
Das von mir georderte, panierte Schweineschnitzel stand ganz im Zeichen des Jägers (11,20 Euro) und wurde deshalb von einer Kanne Pilzsoße begleitet. Als Beilage fungierten Spätzle, die leider mehr zusammenklebende Masse statt wirklich klasse waren.
Meine Gattin hatte sich, entgegen „schlimmster“ vegetarischer Befürchtungen meinerseits, für das Holzfäller:innen-Steak vom Schweinenacken (13,50 Euro) entschieden. Die Standardkrokettenausführung tauschte sie leichtsinnerweise gegen eine Portion Spätzle – Riesenfehler! – ein.
Großzügig hatte man die beiden rustikalen Waldarbeiterstücke vom Schweinenacken portioniert und mit reichlich Schmelzzwiebeln, sautierten Champignons, Speckwürfeln und einem See aus Bratenjus in ein mehr als sättigendes Gericht verwandelt. Waldarbeiterplatte vom Schweinenacken
Da machte dann auch der noch zusätzlich bestellte, mit schmackigem Honig-Senf-Dressing angemachte Beilagensalat (4,20 Euro) zum Teilen den Kohl nicht fett. Ein wenig frisches Blattwerk würde unseren handfesten Fleischtellern schon nicht schaden. Beilagensalat mit feinem Honig-Senf-Dressing
Am meinem dünn geklopften, knusprig-mürben Panierstück gab es nichts zu beanstanden. Knusprig, dünn geklopft und gut gewürzt!
An den Rändern etwas ausgefranst, hatte es auch optisch mit den genormten Pressfleisch-Bröselteppichen aus der Tiefkühltruhe nichts gemein. Auch die mit Champignons bestückte, fast gänzlich ohne Rahm auskommende „Rahmsauce“ konnte was. Zum Jägerschnitzel darf es ruhig auch mal eine Bratensauce mit Pilzeinlage sein, solange diese auf ehrlichem Handwerk gründet. Das Schnitzel vom Jäger
Das tat die à part in einem kleinen Saucentöpfen servierte Tunke und wären die Spätzle von annähernd gleicher Qualität wie der Rest des Tellers gewesen, so hätte diese Schnitzelei durchaus das Potential zu bestbürgerlicher Fleischmannskost gehabt. So aber waren die viel zu weich geratenen Teigwaren ein ziemlich amorphes Ärgernis, das die Gesamtleistung deutlich schmälerte.
Auch meine Frau ärgerte sich, dass sie die (laut Karte) vorgesehenen Kroketten zu ihren beiden Steaks vom Schweinenacken gegen die faden Zumutungen aus der Spätzlepresse eingetauscht hatte. Denn die anständig unter Sauce gesetzten, angenehm durchwachsenen Schweinsteile hätten wahrlich eine bessere Beilage verdient gehabt. Egal, der Hunger einer stillenden Mutter sorgte am Ende auch bei ihr für eine vorbildlich geputzte Platte.
Für ein zünftiges Schnitzelessen ist das Wirtshaus der Kühners durchaus eine Empfehlung, denn man knüpft hier nahtlos an alte „Bootshaus-Zeiten“ an. Zusammen mit ein paar frisch gezapften Gerstensäften aus dem Hause Paulaner – das naturtrübe Zwickel und das süffige Münchner Hell fließen hier direkt vom Fass in den Humpen – und entsprechendem Hunger wird man die Kaloriendefizite eines anstrengenden Tages gut ausgleichen können. Am besten in Gesellschaft von „eingefleischten“ Gleichgesinnten, denn ausreichend Platz ist ja vorhanden.
Es ist Ende Oktober. Meine Elternzeit nähert sich langsam dem Ende und zwei Tage später ist nichts mehr so wie es war. Meine Familie, besser gesagt meine Frau, gönnte mir zuvor ein paar Tage auf Mallorca, die ich zusammen mit Freunden auf einer hübschen Finca im Südosten der Insel verbrachte. Wieder daheim war es zwar etwas kühler, aber der Spätherbst hatte auch bei uns noch ein paar schöne Tage auf Lager.
An jenem Donnerstagnachmittag fuhr ich mit Frau und Kind... mehr lesen
Kühners Wirtshaus
Kühners Wirtshaus€-€€€Restaurant, Wirtshaus0721572657Rastatter Straße 23, 76199 Karlsruhe
4.0 stars -
"Ade, Bootshaus! – Salli, Wirtshaus!" marcO74Es ist Ende Oktober. Meine Elternzeit nähert sich langsam dem Ende und zwei Tage später ist nichts mehr so wie es war. Meine Familie, besser gesagt meine Frau, gönnte mir zuvor ein paar Tage auf Mallorca, die ich zusammen mit Freunden auf einer hübschen Finca im Südosten der Insel verbrachte. Wieder daheim war es zwar etwas kühler, aber der Spätherbst hatte auch bei uns noch ein paar schöne Tage auf Lager.
An jenem Donnerstagnachmittag fuhr ich mit Frau und Kind
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Damals hatte die „Top-Zwei“ unter den Gastro-Guides meiner Lieblings-Hansestadt noch keinen Bericht dazu verfasst. In völliger Unvoreingenommenheit betrat ich also mit drei Damen und einer, die es sicherlich noch werden wird, im Schlepptau die auf dem ehemaligen Firmengelände der Firma Kelloggs, direkt neben den Hopfenhelden der Bremer Braumanufaktur ansässige Pizzeria von Onkel Manu aus Neapel.
Danke, lieber Hanseat1975, für den erstklassig recherchierten Vorbericht, der mir viele Anmerkungen zum Drumherum des anscheinend bei jungem Publikum (also uns… ;-)) sehr beliebten Teigfladentempels erspart. Besonders deine akribischen Ausführungen zu Interieur, Speisenangebot und Servicesituation verkürzen meinen „Manu-Report“ nicht unerheblich.
Onkel Manu heißt übrigens mit bürgerlichem Namen Emanuele und ist ein äußerst sympathischer und kinderfreundlicher Zeitgenosse, der selbst in der Hektik des florierenden Abendgeschäfts für gute Laune bei unserer Kleinen sorgte. Die Geschichte vom kinderliebenden (Süd-)Italiener trifft auf ihn zu 100% zu. Andere in seinem Serviceteam waren da erheblich stressanfälliger. Oder einfach nur beschäftigter?
Von außen machte das mit einem eindrucksvollen Valoriani-Kuppelofen – mit seinem Hitze-Peak von 400°C quasi der Lamborghini unter den Steinöfen – ausgestattete Lokal keinen besonders einladenden Eindruck.
Von außen nicht besonders einladend...
Nicht einmal ausgewiesene Industrieromantiker würden angesichts der eintönigen Werkshallenoptik hier spontan Station machen, auch wenn der Parkplatz direkt vor dem Haus ein seltener Luxus fürs autofahrende Volk darstellt und sich nebenan noch die ein oder andere handwerklich gebraute Hopfenkaltschale „einfangen“ lässt.
Der Großteil des überwiegend jungen Klientels kommt aber eh lieber mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen zur ehemaligen Cornflakesfabrik „auf“ der Muggenburg. So war es wahrscheinlich auch an jenem Abend kurz vor Silvester. Manus Pizzahütte brummte so richtig und ich war froh, dass meine Schwägerin frühzeitig reserviert hatte.
Am Eingang wurden wir nicht gerade überfreundlich empfangen. Die mit ordentlich Man- und Womanpower ausgestattete Servicecrew hatte dafür anscheinend keine Zeit (oder Lust?). Apropos Zeit: auch unsere war an diesem Abend begrenzt, da unser Tisch später bereits wieder vergeben war. Aber seit unser Nachwuchs mit von der Partie ist, hat sich die Verweildauer im Restaurant sowieso drastisch verringert. Also war das nicht wirklich ein Problem.
Unser Vierertisch mit zusätzlichem Kinderstuhl war ganz in der Nähe des gekachelten Tresens, hinter dem die Pizzaiolos (oder heißt es Pizzaioli…?) ihre Rundlinge belegten und in den knapp 400 Grad heißen Ofen schoben, positioniert.
Pizzaiolos at work
Neben der flotten Fladenfraktion war noch genug Thekenfläche vorhanden, um die dahinter ausgeschenkten Getränke bzw. die Gerichte aus der Küche zu „parken“ und sie dann zügig zu servieren. Das alles ging dem Anschein nach ziemlich reibungslos vonstatten. Ein eingespieltes Team, das hier für raschen Durchlauf sorgte.
Ausschankbereich mit Blick in die Küche
Das weißgekachelte Umkleidekabinenambiente mit dem zeitlos-grauen Industrial-Look der von Rohrleitungen und Metallstreben durchzogenen Decke und den obligatorischen Vintage-Hängeleuchten wurde von großformatigen Farbfotografien aus der Heimat sowie mehr oder minder bekannten Persönlichkeiten (diese jedoch komplett in schwarz-weiß) kontrastiert und damit etwas lebendiger gestaltet. Wobei auch ein Bild der argentinischen Fußball-Legende Diego Armando Maradona, der ja lange Zeit für Neapel kickte, in der Reihe der honorigen Schwarz-Weiß-Helden zu finden war. Also so „lebendig“ war die Bildergalerie dann auch wieder nicht.
Um uns herum ging es ziemlich hoch her. Der Geräuschpegel war dementsprechend. Jubel, Trubel, Hungrigkeit – das zeitnah ausgeteilte Speisenprogramm wurde von uns umgehend studiert. Das war in der Papierform schnell durchgeblättert. Eine Handvoll Antipasti-Angebote, zwei Salate, ein paar Focaccia-Gerichte und ein mit Bedacht zusammengetragenes Pizza-Portfolio zeugten von einer auf Qualität basierenden „Weniger-ist-mehr-Attitüde“ des Ladens.
Außerdem bereitete man hier eine frittierte und erst danach belegte Pizza-Spezialität, die sogenannte „Pizza Fritta“, zu. Kannte ich so noch nicht, klang aber zumindest interessant. Die ohne Tomatensauce auskommende „Pizza Bianca“ war mir natürlich ein Begriff, auch wenn ich sie noch nie unter Messer und Gabel hatte. Oder sie „a libretto“, als gefaltetes Pizzaviertel, aus der Hand gegessen habe, wie das scheinbar der echte Neapolitaner tut.
Zum außergewöhnlichen Pizza-Angebot gesellten sich noch ein paar wöchentlich wechselnde Pastateller, die mit Kreide auf einer über dem Tresen hängenden Empfehlungstafel geschrieben standen. Ich zählte fünf an der Zahl. Alles Klassiker der einfachen, italienischen Nudelküche, die sicherlich eine Bestellung wert gewesen wären, klangen sie doch allesamt nach ehrlicher „Cucina della Nonna“.
Und dann wurde auch endlich bestellt. Dem ersten Durst wurde mit einer Flasche San Pellegrino (0,75l für 5,90 Euro), einer kleinen Apfelschorle (0,33l für 3,20 Euro) und einem frisch gezapften Hopfenfänger Kräusen (0,3l für 3,90 Euro) von der benachbarten Craftbeerschmiede entsprochen.
Während sich die beiden Studentinnen am Tisch sowie meine holde Gattin lieber an Sprudelwasser delektierten, erhöhte ich später um einen weiteren Gerstensaft aus der gleichen Manufaktur. Auch das zum gleichen Preis ausgeschenkte Rotbier kam vom Fass. Ein süffiges, mit dezenter Röstmalznote ausgestattetes Bremer Red Ale, dessen Brautradition laut Hersteller bis ins Mittelalter zurückreichen soll. Die Stadtmusikanten ließen grüßen…
Hinter mir auf dem Tresen wartete indes eine großzügig bestückte Antipastiplatte auf ihre/n Empfänger. An dem ganz klassisch mit italienischem Schinken, Salami, Käse, eingelegtem Grillgemüse, Oliven und Büffelmozzarella bestückten Vorspeisenteller wären locker zwei Leute satt geworden. Die 24 Euro, die für dieses Preziosen-Potpourri italienischer Provenienz entrichtet werden sollten, hätte man deutlich schlechter anlegen können.
Vom Antipastiteller musste ich (mir) ein Bild machen...
Aber uns war an jenem Abend nicht nach Vorspeisen zumute. Mir schon gar nicht, hatte ich doch noch die halbe Ente à la Gong Bao aus dem Bambus Garten (siehe vorheriger Bericht!) zu verdauen. Stattdessen orderten wir zweimal die Gnocchi „alla Sorrentina“ in Tomaten-Mozzarellasauce mit Basilikum und geriebenem Parmesan (9,50 Euro), eine rein vegetarische Pizza Parmiggiana (11,50 Euro) mit Pecorino, Ricotta, Grana Padano und gebratenen Auberginen, sowie in Teufels Namen auch eine „Diavolo“ (11 Euro) mit scharfer italienischer Salami, gebratener Paprika und Basilikum. Später wurde noch eine Portion Pizza Brot mit grünem Kräuter-Aioli-Dip (läppische 5,50 Euro) nachgeordert. Zumindest eine der beiden Studentinnen am Tisch hatte ordentlichen Hunger mitgebracht.
Ich hatte mich mal wieder für die pikante Pizzavariante entschieden. Natürlich kam sie in der klassischen Vesuv-Version aus dem Kuppelofen. Das heißt als wulstig aufgeblähtes, teilweise etwas verkohltes Randkissen, in dessen Innerem ein fruchtig-scharfer Belag den fluffig-dünnen Boden überdeckte.
Saftig - fluffig - köstlich diabolisch
Die scharfe Salami war nicht von schlechten „genitori“. Sie hatte genügend Wumms, um mir ordentlich einzuheizen. Die schwarzen Teighörner wurden ambulant und mit chirurgischer Präzision entfernt. Der Rest war einfach nur ein kulinarischer Kurztrip an den Golf von Napoli. Saftiger die Teigfladen nie gelingen!
Meine Teufelsscheibe
Auch meine Schwägerin zeigte sich mit ihrer Parmiggiana hochzufrieden. Mir wären auf der mit diversen Käsesorten belegten Veggie-Platte zu viel sättigende Milcherzeugnisse gewesen, aber sie kam außerordentlich gut damit zurecht.
Die Pizza Parmiggiana bot Käse satt
Meine Gattin teilte ein paar ihrer Gnocchi mit unserer Kleinen, der die fruchtige, nach langem Einkochen schmeckende und vom Mozzarella auf sämiges Niveau gebrachte Tomatensauce auch sehr zusagte. Da störte es auch nicht, dass die für „alla Sorrentina“ typische Schmelzkäseschicht – eigentlich handelt es sich beim Original um eine Art Gnocchi-Auflauf – fehlte.
Gnocchi alla Sorrentina mal nicht als Auflauf
Natürlich mundeten unserem „ragazza dolce“ die mit ordentlich Parmesanabrieb versehenen Kartoffelnocken am besten. Käse zieht bei unserem Töchterchen nämlich so gut wie immer. Ob die kleinen, fluffigen Engerlinge aus den Äpfeln von Mutter Erde wirklich selbstgemacht waren, vermag ich heute nicht mehr zu beurteilen. Herrlich mürbe waren sie aber definitiv, wie mir meine Frau damals versicherte.
Auch das bereits geachtelte Pizzabrot konnte was. Ein toller, mit Kräutern aromatisierter Italo-Snack, zu dem auch die grüne Knobi-Sauce in der Mitte des Tellers überzeugte. Selbst die zweite Studentin am Tisch war nach dieser Portion, die nach einem Teller Gnocchi quasi als „secondo piatto“ durchging, restlos gesättigt und hisste die weiße Fress-Fahne (Serviette).
Pizzabrot mit Kräuter-Aioli
Beim Weg nach draußen musste ich über das Pizza-Hawaii-Verbotsschild schmunzeln.
Die Ananas zählt hier - zumindest auf der Pizza - zu den verbotenen Früchten
Dass ich erst auf der außen angebrachten Empfehlungstafel von der mit Nduja (ahh, love it!), roten und gelben Tomaten sowie Stracciatella di bufala bestückten „Pizza Special“ erfuhr, verstand ich als Aufforderung zum Wiederkommen.
Die Tagesempfehlungen hingen draußen vor dem Tore
Könnte durchaus passieren, mein lieber Onkel Manu!