Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 18.12.2023 2023-12-18| Aktualisiert am
18.12.2023
Besucht am 13.06.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Wer zu spät schreibt, den ermahnt der Razzo. Und das vollkommen zu Recht. So geschehen vor ca. drei Monaten, als ich dessen Burghof-Rezension (aus dem September) mit dem Kommentar versah, selbst im Juni zum ersten Mal vor Ort gewesen zu sein und eine ähnlich enttäuschende Biergulasch-Erfahrung gemacht zu haben. Nun, mein werter Herr aus dem nördlichen schwarzen Walde, ich tue Buße (mit dieser Rezension) und gelobe Besserung (glatt gelogen!).
Der imposante Hoepfner Burghof ist mittlerweile über 120 Jahre alt und hat schon einiges erlebt. "Eine feste Burg ist unser Hof!" (frei nach M. Luther)
Er sollte damals die im Burgstil – auch Karlsruhe wollte endlich eine haben! – erbaute Privatbrauerei Hoepfner ergänzen und zur besseren Vermarktung des dort Gebrauten beitragen. Das war Ende des 19.Jahrhunderts und schon zu dieser Zeit wurde auch ein Biergarten angelegt, in dem bis zu 2000 Personen Platz fanden.
Da muss es früher unter den alten Lindenbäumen, die heute noch den lauschigen Freisitz begrünen, ja ganz schön trubelig zugegangen sein. Ganz im Gegensatz zu dem gemütlichen Dienstagabend, an dem ich Mitte Juni zusammen mit meinem Vater dort zum ersten Mal aufschlug. Nach einem gar nicht mal so trockenen Vortrag über Künstliche Intelligenz in den Räumlichkeiten einer Karlsruher Studentenverbindung, zu der mein Vater noch gute Kontakte pflegt, bedurfte es der flüssigen Nachbereitung. Mit anderen Worten: der Bierdurst forderte seinen Tribut!
Der Hoepfner Burghof war quasi um die Ecke und als Freund des dort produzierten Gerstensaftes war ich natürlich gespannt, wie es wohl im Inneren des traditionsreichen Gemäuers ausschauen möge. Doch das konnte ich an jenem Abend leider nicht herausfinden, da aufgrund der warmen Witterung nur der Biergarten geöffnet hatte.
Dort gab es allerdings noch jede Menge freie Plätze und so machten wir es uns auf den ungemütlichen Terrassenstühlen so bequem es eben ging. Ich war überrascht, wie ruhig und idyllisch es hier in diesem von Sandsteinmauern und Brauereigebäuden eingefassten Biergarten zuging. Relaxte Abendstimmung im Biergarten
Selbst von der (tagsüber) vielbefahrenen Haid-und-Neu-Straße war kaum etwas zu hören.
Kaum hatten wir Platz genommen, war auch schon eine der geschäftstüchtigen Servicedamen mit osteuropäischem Akzent zugegen und überreichte uns die Sammlung laminierter Speise- und Getränkeinformationen. Gleich auf der ersten Seite waren die Hoepfner Fassbiere gelistet, die man unter freiem Himmel genießen durfte. Zwei exklusive, unfiltrierte Vertreter der Gattungen „Helles“ und „Dunkles“ hatte man ebenfalls am Start.
Zugegeben, das Hoepfner-Pils schmeckt mir besser als das heimische Bellheimer. Das Helle kannte ich noch gar nicht, aber allein seine Beschreibung – „süffig und erfrischend“ – reichte aus, um den ersten Schoppen (5,20 Euro) davon zu ordern. Es sollten noch zwei weitere folgen, was problemlos ging, da mich die S5 wieder sicher zurück nach Wörth bringen sollte.
Ich muss schon gestehen, dass mir dieses Bier wirklich verdammt gut schmeckte. Das wirklich exzellente Burghof-Helle
Mit dem obligatorischen Nebeneffekt, dass sein Konsum bei mir wie immer appetitanregend wirkte. Vom eigentlichen Plan, hier nur etwas trinken zu wollen, wurde spätestens nach der ersten Halben abgewichen. Ich durchforstete „hopfengesteuert“ die risikoarme, auf die gängigen Klassiker beschränkte Auswahl an deftigen Gutbürgerlichkeiten der hiesigen Brauhausküche.
Der Burghof Bierbraten klang verlockend, hatte aber Rotkraut mit bei, was nicht so ganz zu einem lauen Sommerabend passen wollte. Nun gut, dann eben das Biergulasch vom Rind mit hausgemachten Spätzle für städtische 15,90 Euro. Meinen Vater animierte das zur Bestellung eines Flammkuchens „Elsässer Art“ (10,90 Euro), also einen mit Zwiebeln, Speck und Schmandcrème belegten Rustikalfladen, wie man ihn eigentlich nur in Grand Est essen sollte.
Zum zweiten Schoppen Burgbräu kam dann auch das Essen. Der Service war hier wirklich auf Zack, das musste man den Burgfäuleins lassen. Auf einem nicht gerade schüchtern portionierten Spätzlehügel – ja ich glaube die waren tatsächlich selbstgepresst – thronte die braune Gulaschmasse wie frisch aus der lange warmgehaltenen Kanone geschossen. In dem Fall dann doch lieber Bier als Gulasch!
Dem Rindfleisch fehlte komplett das Saftige. Dafür war es so mürbe geköchelt, dass man das Messer getrost beiseitelegen konnte. Geschmacklich ging es im überwürzten Saucenbad unter. Heiliger Sankt Maggi, da wurde anscheinend ordentlich nachgeholfen. Ansonsten konnte ich mir diese hart an der Schwelle zur Penetranz stehende Salzwürze nicht erklären. Die dunkle Farbe der Gulaschtunke kündete von der Verwendung von Zuckercouleur, ihre eingedickte Textur von Soßenbinder. Sicher ein beliebter Hauptgang in jeder AFD-Kantine...
Kurzum: für die knapp 16 Euro hätte ich da ein deutlich besseres „Handwerk“ erwartet. Kann sein, dass die gerade von Heidelberg auf der Durchreise befindlichen Touristen aus Japan das anders sehen, wenn sie tatsächlich auf überwürzte deutsche Hausmannskost auf durchschnittlichem Kantinenniveau stehen sollten, aber jeden etwas anspruchsvolleren Kostgänger packt bei solch liebloser Huschhusch-Küche das kalte Gaumengrausen.
Kein Wunder, dass ich noch eine dritte Halbe brauchte, um von diesem totgepulverten Soßeninferno wenigstens einen Teil verputzen zu können. Wäre ich noch länger gesessen, hätte sich Schoppen Nr. 4 gleich in den Dienst des Nachdurstes stellen können. Dazu kam es dann aber aus zeitlichen Gründen nicht mehr.
Noch ein paar Worte zur optisch gar nicht so unappetitlich daherkommenden „Tarte Flambée“. Badischer Flammkuchen
Mein Alter Ego, der Elsassinator, der mich bei meinen Besuchen im Grand Est immer begleitet, hätte wohl den zu dicken Boden und die viel zu üppige Auflage dieses massiv überzwiebelten Backwerks angemahnt. Fast von allem zu viel...
Was die Petersilie darauf zu suchen hatte, wäre wohl seine zweite Frage an den „Flammkoch“ gewesen.
Dass man mit der wichtigsten Komponente, der cremigen Basis aus Schmand, Crème fraiche oder beidem, so verdammt sparsam umging, passte da natürlich ins Bild. Klar waren auch die Schinkenwürfel viel zu salzig. Dabei weiß jeder, der sich in diesem Metier nur halbwegs auskennt, dass die Wahl des Specks über das Gelingen dieser Elsässer Traditionsbackware entscheidet.
Da war von meinem Vater kulinarische Nachsicht verlangt. Keine Ahnung, ob ihm die salzige Schinkenauflage später am Abend noch zu schaffen machte. Darüber liegen mir keine Informationen mehr vor.
Zusammenfassend lässt sich der Besuch im Biergarten des Hoepfner Burghofs als geselliger Bierabend mit kulinarischer Fußfessel betiteln. Das dort genossene Helle hätte eine deutlich bessere Speisebegleitung verdient gehabt. Sollte ich mal wieder dort zugegen sein, würde ich mich mit einer Brezn zum Bier zufriedengeben. Zur Not eine selbst mitgebrachte vom Bäcker meines Vertrauens…;-)
Wer zu spät schreibt, den ermahnt der Razzo. Und das vollkommen zu Recht. So geschehen vor ca. drei Monaten, als ich dessen Burghof-Rezension (aus dem September) mit dem Kommentar versah, selbst im Juni zum ersten Mal vor Ort gewesen zu sein und eine ähnlich enttäuschende Biergulasch-Erfahrung gemacht zu haben. Nun, mein werter Herr aus dem nördlichen schwarzen Walde, ich tue Buße (mit dieser Rezension) und gelobe Besserung (glatt gelogen!).
Der imposante Hoepfner Burghof ist mittlerweile über 120 Jahre alt und hat... mehr lesen
2.5 stars -
"Kulinarisch gesehen leuchtet hier nur das Burghofbier so richtig hell!" marcO74Wer zu spät schreibt, den ermahnt der Razzo. Und das vollkommen zu Recht. So geschehen vor ca. drei Monaten, als ich dessen Burghof-Rezension (aus dem September) mit dem Kommentar versah, selbst im Juni zum ersten Mal vor Ort gewesen zu sein und eine ähnlich enttäuschende Biergulasch-Erfahrung gemacht zu haben. Nun, mein werter Herr aus dem nördlichen schwarzen Walde, ich tue Buße (mit dieser Rezension) und gelobe Besserung (glatt gelogen!).
Der imposante Hoepfner Burghof ist mittlerweile über 120 Jahre alt und hat
Besucht am 08.06.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 31 EUR
Einfach mal der ordinären Raststättengastronomie ein Schnippchen schlagen. Das sagten wir uns als wir Anfang Juni auf dem Heimweg von Solingen in Richtung Pfalz unterwegs waren. Und so fuhren wir nicht mal eben schnell „rechts raus“, sondern von der Autobahn ab, um im nächstgelegenen Ort in einer medial gut beleumundeten Gastronomie eine wildgeschnetzelte Mittagsrast einzulegen.
Die A61 kann sich ja manchmal ganz schön ziehen. In der Nähe von Rheinböllen, am nördlichen Ausläufer des Soonwaldes, verließen wir die durch mehrere Mittelgebirge führende Schnellstraße und meisterten kurz darauf den kurzen Anstieg zur auf etwas über 500m Meereshöhe gelegenen Waldgaststätte Emmerichshütte, die meine Frau als lohnende Einkehradresse nach ausgiebiger „Googelei“ ihrem Fahrer wärmstens ans Herz gelegt hatte.
Aus der vom Köhler Emmerich Schneid im Jahr 1732 (!) an Ort und Stelle errichteten Hütte, ist ein gutbürgerliches Ausflugslokal mit Platz für bis zu 60 Personen in Inneren geworden. Im Jahr 2010 wurde die Waldgaststätte modernisiert und umgebaut. Davon zeugte auch die hübsch angelegte, mit ausreichend Sonnenschirmen bestückte Außenterrasse, auf der wir an diesem warmen Frühsommertag die letzten freien Plätze ergattern konnten. Blick von der Außenterrasse zur "Hütte"
Netterweise durften wir uns zu drei älteren Damen aus der Region dazu setzen. Schnell kam man mit ihnen ins Gespräch. Dem Charme der redseligen Durchreisenden (und ihrem quirligen Töchterchen) erlagen sie bald und es entwickelte sich ein unterhaltsamer Plausch mit Einheimischen, die dieses Gasthaus schon seit vielen Jahren ansteuern.
Sie lobten die hier servierte Hausmannskost gutbürgerlicher Prägung, die mir bereits bei unserer Ankunft mit Hirschsteak, Saftgulasch und Wildgeschnetzeltem auf diversen Empfehlungstafeln auf sympathisch fleischlastige Art und Weise aufgefallen war. Empfehlungen gab es derer viele...
Am Nachbartisch wurde sich gerade über ein derart gewaltiges, mit frischen Champignons und Käse überbackenes Schnitzel Wiener Art, das locker jeden ausgehungerten Waldarbeiter rundum sorglos und satt ins nächste Fresskoma sediert hätte, hergemacht, dass mir bei den hier vorherrschenden Portionsgrößen doch ein wenig angst und bange wurde.
Doch zuerst perlte ein gut gekühltes Mineralwasser der Marke „Schwollener Gourmet“ (0,5l für 3,80 Euro) in unseren Gläsern. Aus Koffeingründen orderte ich ausnahmsweise mal eine große Cola (0,4l für 4,20 Euro). Den Durst bekämpfend unterm Sonnenschirm
Schließlich musste ich nach dem Essen auf das "Herrenalber Verdauungsschläfchen" (feststehender Begriff in der Pfalz, Anm.) verzichten und meine beiden Damen noch sicher nach Hause kutschieren.
Die Pizza vom Vorabend, deren zweite Hälfte ich ein paar Stunden zuvor zum Frühstück verspeiste, hemmte meinen Bestellermut. Und meiner Frau war das Speisenangebot viel zu eindimensional gestrickt, sprich ohne wirkliche vegetarische Alternativen.
Die Wildspezialitäten aus dem Soonwald lachten mich allesamt an. Wildburger, Wildbratwurst, Wildhacksteak und ein Köhlerschmaus hätten wohl jedem echten Waidmann kulinarisches Heil bedeutet. Da fiel mir das Wildgeschnetzelte mit Paprika und Spätzle (19,50 Euro) von der Schiefertafel wieder ein. Nachdem mir meine Frau ihre Solidarität bei der Verspeisung zugesichert hatte, orderte ich einmal das Geschnetzelte „Soonwalder Art“, das wir uns wenig später teilten.
Unserem Töchterlein gefiel es ebenfalls hier, war doch ein kleiner Spielplatz mit Sandgrube in direkter Reichweite und ringsherum genug Platz zum Toben. Auch sonst gab es an den „äußeren Umständen“ wenig auszusetzen. Außer vielleicht der Tatsache, dass es hier zuging wie auf einem gut besuchten Wochenmarkt. Typischer Feiertagsandrang (Fronleichnam) bei gutem Wanderwetter! Keine Ahnung, wie der Service diesem Ansturm Herr bzw. Frau wurde, aber die Bedienungen schienen mit einer solchen Auslastung in keiner Weise überfordert zu sein. Ganz im Gegenteil, das ging alles recht zügig und flott über die Bühne.
Selbst drinnen waren ein paar Tische belegt, wie ich beim Gang zu den Toiletten erstaunt feststellte. Die sehr sauberen und gepflegt wirkenden Nassräume ließen mich kurz über die nicht immer ganz so „sanifairen“ Verhältnisse auf Autobahnraststätten schmunzeln. Auch sie bestätigten unsere Entscheidung, diese etwas weiter von der Autobahn entfernte Rastmöglichkeit gewählt zu haben.
Wieder draußen an der warmen Luft dauerte es nicht mehr lange bis die in ausreichend Sauce schwimmenden Fetzen vom Schwarzwild an unseren Tisch gebracht wurden. Wildes Geschnetzeltes mit Paprika und Spätzle
Neben der Soonwalder Saucenplatte hatte sich „Mount Bürger“, also ein ordentlicher Berg Tütenspätzle aufgetürmt. Gut, dass wir nur dieses eine Hauptgericht zu bewältigen hatten, denn das Gelieferte reichte auch locker für zwei nicht gerade vorm Hungertod stehende Mittagstischler.
Die Sauce hatte durchaus Substanz. Vielleicht wurde ihr mit ein paar pulverisierten Helferlein geschmacklich ein wenig auf die Sprünge geholfen. Aber wenn, dann eher subtil. Das konnte man durchaus essen, zumal auch das Fleisch vom Schwarzkittel recht zart ausfiel. "Ich bin in Hitze schon seit Tagen, so werd ich mir ein Schwarzwild jagen..." (frei nach T. Lindemann)
Hatte man mir etwa versehentlich ein paar Streifen vom Kahlwild untergemischt? Egal, zusammen mit der dank Paprika um ein paar fruchtig-herbe Noten ergänzten Tunke machte dieser gutbürgerliche Hausmannslunch zumindest eines, nämlich wunderbar satt.
Trotz nicht gerade homöopathischer Verwendung von Salz, hielt sich mein Nachdurst später in Grenzen. Und wie der Eiskaffee (4,20 Euro) schmeckte, den sich meine Gattin danach gönnte, kann sich wohl jeder denken. Exakt so, wie ein kalter, mit Vanilleeis und Sahne veredelter Koffeinspender im Sommer eben schmeckt.
Gestärkt und gesättigt machten wir uns danach auf den Weg, um die letzte Etappe in Richtung Heimat in Angriff zu nehmen. Die Emmerichshütte würde ich für eine zünftige Rast jederzeit wieder ansteuern. Die Preise liegen zwar etwas über dem gewohnten „Pfälzerwald-Niveau“, aber die erstaunliche Auswahl an Wildgerichten und die schöne Lage lassen mich locker darüber hinwegsehen. Und naturnaher als jede Autobahngastro-Erfahrung war unser kleiner kulinarischer Abstecher in den nördlichen Soonwald allemal.
Einfach mal der ordinären Raststättengastronomie ein Schnippchen schlagen. Das sagten wir uns als wir Anfang Juni auf dem Heimweg von Solingen in Richtung Pfalz unterwegs waren. Und so fuhren wir nicht mal eben schnell „rechts raus“, sondern von der Autobahn ab, um im nächstgelegenen Ort in einer medial gut beleumundeten Gastronomie eine wildgeschnetzelte Mittagsrast einzulegen.
Die A61 kann sich ja manchmal ganz schön ziehen. In der Nähe von Rheinböllen, am nördlichen Ausläufer des Soonwaldes, verließen wir die durch mehrere Mittelgebirge... mehr lesen
3.5 stars -
"Wildgeschnetzelte Mittagsrast im Soonwald" marcO74Einfach mal der ordinären Raststättengastronomie ein Schnippchen schlagen. Das sagten wir uns als wir Anfang Juni auf dem Heimweg von Solingen in Richtung Pfalz unterwegs waren. Und so fuhren wir nicht mal eben schnell „rechts raus“, sondern von der Autobahn ab, um im nächstgelegenen Ort in einer medial gut beleumundeten Gastronomie eine wildgeschnetzelte Mittagsrast einzulegen.
Die A61 kann sich ja manchmal ganz schön ziehen. In der Nähe von Rheinböllen, am nördlichen Ausläufer des Soonwaldes, verließen wir die durch mehrere Mittelgebirge
Besucht am 07.06.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 100 EUR
Anfang Juni waren wir auf dem Heimweg von unserem Holland-Urlaub, der uns neben viel Sonne und Windmühlen auch ein paar knusprig frittierte Gaumenerlebnisse einbrachte. Doch damit habe ich bereits auf einem anderen Gastroportal genug „krokettiert“…
Da ich kein Freund langer Autofahrten mehr bin und ich zudem meinen Genusskollegen aus Solingen (und natürlich auch dessen bessere Hälfte) mal wiedersehen wollte, war der Plan, in der Klingenstadt für eine Nacht Station zu machen. Unsere feudale Unterkunft im Ortsteil Höhscheid lag nur knappe 15 Gehminuten vom Chateau Shaneymac entfernt.
Ein Umstand, der mich zu später Stunde nach einem vinophilen Ausflug in die Ersten Lagen des Rheingaus – jaja der alte Hochheimer Domdechant musste weg – per pedes zurück in die Fritz-Reuter-Straße schickte. Vor dem Weintrinken stand noch ein magenfüllendes Vorprogramm an, über das ich besonders gerne berichte, da es mich in die gastronomische Kinderstube des mittlerweile nur noch semi-jugendlichen Macsters führte.
Natürlich verfolgte der gewiefte Kulinarakrobat mit seiner Wahl des Restaurants einen schwer zu durchschauenden, gastronomischen Plan, dessen Grundgedanke sich mir spätestens beim dort servierten Antipasti-Gewitter erschloss bzw. meinen Magen verschloss. Und zwar so sehr, dass ich nach der Hälfte meiner Pizza kapitulierend die Serviette streichen musste.
Gut, dass die beiden sympathischen Betreiber des Lokals, Giuseppe und Angela Bellanova – abgesehen von meiner restlichen, in Karton eingepackten Pizza to go – keine „nachtragenden“ Gastwirte waren. Sonst wäre am Ende wohl noch Schimpf und Schande über das Haupt des völlig übersättigten Pfälzers gegossen worden.
Wie es zu dieser peinlichen Ausnahmesituation kommen konnte, erzählt euch nun die folgende kleine Geschichte.
Es war ein angenehm warmer Mittwochabend, an dem wir als Zweier-Kolonne den Eckitaliener in der Kleinen Straße ansteuerten. Häuptling „Bulliger SUV“ fuhr mit seiner Madame vorneweg, der Pfälzer Silberpfeil hing wie einst Mario Andretti an seinem breitbereiften Vordermann. Der Mac kannte natürlich das Areal rund um den unscheinbaren Ort seiner kulinarischen Sozialisierung wie seine Westentasche, was uns einen Parkplatz um die Ecke zwischen AWO-Kita und Fahrschule Müller bescherte. Immer diese aufdringlichen Türsteher, die einen gleich ins Restaurant reinzerren....
Natürlich begrüßte man die beiden Stammgäste wie alte Freunde. Aber auch die Pfälzer Gastklientel hieß man freundlich willkommen. Unser Tisch wartete da bereits im hinteren Bereich des zweigeteilten Gastraums auf uns. Bereits bei unserer Ankunft war ordentlich was los beim guten Giuseppe und bald war sein Ristorante bis auf den letzten Platz belegt. Gut, dass Shaneymac im Vorfeld reserviert hatte, denn für einen unangemeldeten Spontanbesuch erschien mir der Laden nicht nur zu klein, sondern in erster Linie viel zu beliebt zu sein.
Ein Kinderstuhl fürs Töchterchen wurde gleich herbeigeschafft. Auch die Speisenlektüren ließen nicht lange auf sich warten. Das Interieur sagte mir zu, obwohl ich ja schon ein wenig das Neonlicht und die kickende Serie A auf dem Fernseher an der Wand vermisste. Auch die rotweiß karierten Tischdecken, die Madonnenbildchen und die Vereinswimpel von US Lecce oder SSC Neapel (bloß nicht Juve!) schien man kurz vor unserem Eintreten schnell beiseite geräumt zu haben. Der knallharte Ruf des Solinger Gastro-Paten hatte sich anscheinend bis ins Parterre der hiesigen, familiengeführten Traditionsgastronomie herumgesprochen.
Die beiden „Dauerbellanover“ sparten sich natürlich den Blick in die von Pastaklassikern und mutig belegten Pizzen kündende Karte. Sie wussten längst, was hier geordert werden musste und ließen auch bei der gemischten Vorspeisenplatte (für eine Person wohlgemerkt!) nicht mit sich reden. Watt mutt dat mutt. Natürlich fragte ich mich, wieso wir uns zu viert ein für den Einzelesser bestimmtes Antipasti Misto (15 Euro) als Vorspeise teilen wollten, aber nun gut.
Ich ordnete mich als Bellanova-Neuling kleinlaut unter und bestellte dafür wenigstens eine große Pizza Frutti di Mare (12 Euro) zum Hauptgang. Satt wollte ich schon werden und so eine Rückreise macht ja bekanntermaßen hungrig. Meine Gattin blieb dagegen ihrer Pasta-Linie treu, indem sie sich für die Rigatoni „Bomba“ (9 Euro) entschied.
Auch das – wie sich bald herausstellen sollte – mit ordentlich viel Rucola und Parmesankäse verzierte Rindercarpaccio „Emiliana“ (11 Euro) wurde kurzerhand in den Vorspeisenkanon mitaufgenommen. Die beiden Solinger „Partners in Teig“ lechzten förmlich nach zwei kleinen Ausgaben ihrer ach so geliebten Pizza „Scampi“ (8 Euro), die sie hier mit Sicherheit schon hundert Mal zusammen verputzt haben. Alte Liebe rostet eben genauso wenig wie Tomaten-Sahne-Sauce auf der Pizza.
Bald darauf bevölkerten diverse Kaltgetränke unseren in schlichtes weißes Leinen gehüllten Tisch. Für die Flasche San Pellegrino mussten immerhin 6 Euro entrichtet werden. Die kleine Apfelschorle schlug mit unauffälligen 2,50 Euro zu Buche. Der Campari Orange wurde gar mit günstigen 3,50 Euro berechnet, während sich die perlende Rotweinlimo namens Lambrusco mit ihren 6 Euro für das Viertel wieder mehr dem städtischen Preisgefüge anpasste.
Die herzliche Chefin spendierte vorweg einen Teller mit Bruschetta. Was ein wenig Basilikum, Knoblauch und eine Prise Salz bei schnöden, aber durchaus fruchtigen Tomatenstücken bewirken, wenn sie auf angerösteten, mit etwas Olivenöl beträufelten Weißbrotscheiben liegen, davon konnten wir uns reihum überzeugen. Bruschetta als Küchengruß
Ein wirklich feiner Appetizer, bei dem die Schwierigkeit einzig und allein darin bestand, die saftig belegten Knusperbrote ohne Auflageverlust gen Mund zu führen.
Was dann folgte habe ich als bekennender Vorspeisender selten, wenn nicht sogar noch nie erlebt. Die angeblich für eine Person gedachte Portion entpuppte sich als pittoresker „Antipastral-Regen“, der da tellerweise auf uns niederprasselte. Schön marmorierter, um ein wenig Caprese auf dem Porzellan ergänzter Parmaschinken eröffnete die plötzlich über uns hereinbrechende Entrée-Lawine. Fahr ma nach Parma?
Der Schinken konnte was, während sich der Mozzarella in geschmacklicher Zurückhaltung übte. Aber so kennen wir ihn ja, den sanften Weißen, dessen Textur verriet, dass er nicht „von die Buffel“ stammte. Egal, hätte ich beim abgerufenen Preis auch nie und nimmer vermutet. Parmaschinken (hinten), Caprese (vorn)...kann man so essen!
Latent übersoßtes Vitello tonnato und ein leuchtend rotes Rindercaparccio mit reichlich Rucola-Gestrüpp und Parmesanspänen folgten prompt. Mein Antipasti-Highlight: das Carpaccio
Mein Nachbar war mit dem Vitello nur halbzufrieden. Anscheinend hatte er die dünn aufgeschnittenen Scheiben von der Kalbsnuss hier schon saftiger erlebt. Auch der Soßensee konnte das trockene Kalbfleisch nicht kaschieren...
Ich selbst mache mir wenig aus dieser Fleisch-Fisch-Kombi. Hab wahrscheinlich nie so richtig verstanden, was der Italiener damit bezwecken möchte.
Auch eine generös bemessene Ladung kurz zuvor in der Pfanne sautierter Champignons, die meiner Meinung nach etwas zu salzig ausfielen, fand den Weg in unsere Tischmitte. Sautierte Champignons (hart am persönlichenSalzlimit)
Ganz zu schweigen von dem noch vor Hitze zischenden Gemüse-Gratin, das kurz vorher den Ofen verlassen hatte. Letzteres sehr zur Freude meiner Gattin, die sich mit Enthusiasmus daran delektierte. Gratinierte Aubergine, Zucchini und Tomate
Wir schlugen zu und wir schlugen uns gar nicht mal schlecht. Wer da glaubte, dass – aufgrund seines lächerlichen Preises und der üppig bemessenen Portion(en) – dieses bunte Vorspeisentreiben von geringer Qualität zeugte, irrte gewaltig. Vom Preis-Genuss-Verhältnis war das Gebotene schlichtweg unschlagbar. Und in seiner Vielfalt geradezu sensationell.
Die dazu genossenen, noch leicht warmen Pizzabrötchen stießen in unserer geselligen Runde auf offene Münder. Warme Pizzabälle gehen immer!
Dem zusätzlich georderten Rindercarpaccio hätte es gar nicht bedurft, um mehr als nur leicht gesättigt in den Hauptgang zu schalten. Aber das italienische Nationalfarbengericht machte seine Sache derart gut, dass ich mich über den Nachschlag freute. Gelungenes Beispiel aus der Kategorie: "Kalte Nationalfarbenküche" Rindercarpaccio kann es nie genug geben!
Man gönnte uns vor dem Eintreffen der Hauptgerichte eine kleine, dringend notwendige Verschnaufpause. Doch dann schlug die Stunde der Rundbackwaren. Pizza Scampi - eine berühmte Solinger Teigfladenspezialität
Während sich mein Nebenmann diebisch über sein kleines rundes Etwas aus Hefeteig, Käse, Tomaten-Sahne-Sauce und „falschen“ Scampi freute, vermisste ich zunächst etwas verwundert die Meeresfrüchte auf meiner Frutti-Di-Mare-Pizza. Wo sind die Frutti auf meiner Pizza "Mare"?
Bei genauerer Betrachtung meiner vom Backblech geformten Meeresscheibe fand ich diese unter einem leicht gebräunten Flokati aus geschmolzenem Käse.
Wenn schon oldschool, dann aber richtig! So jedenfalls mein Gedanke beim Anschnitt des üppig belegten Schlemmerfladens, dessen dicker Boden mich nicht im Geringsten störte, aber meine Chancen auf einen Komplettverzehr (vor Ort) gegen Null gehen ließ. Schlimm war das nicht, denn damit hatte ich für das Frühstück am nächsten Morgen schon mal vorgesorgt. Und mit kalter Pizza starte ich prinzipiell gerne in den Tag.
Der über die mächtige Käselandschaft gestreute Oregano duftete vertraut und gemahnte an alte Zeiten. Unterm Käse lauerten die Früchte des Meeres
Einen Moment lang schlüpfte ich selbst in die Rolle des kleines Shaneymacs, der im zarten Alter von fünf oder sechs Jahren hier seine ersten Teigfladenerlebnisse sammelte. Denn Geschmack und Konsistenz der mit dem handelsüblichen Schalentiermix belegten „torta mafiosa“ erinnerten mich doch stark an meine eigenen, ersten Gehversuche im damaligen kulinarischen Neuland des stets freundlichen Angelo Muro zu Herxheim-Hayna. „(Geschmacks)Bilder in mir…überdauern…“
Dass der mit Kräutern und Oliven verfeinerte Tomatensugo, der die perfekt auf Biss gekochten Rigatoni „Bomba“ meiner Gattin benetzte, beim Abschmecken etwas zu viel Salz abbekommen hatte – geschenkt! Gibt wohl keinen besseren Beweis dafür, dass die Liebe des Küchenchefs zu seiner Frau Angela noch voll intakt ist. Schon Alberto Tomba mochte Rigatoni "Bomba"
Voll intakt, das beschreibt auch unser Verhältnis zu dem sympathischen Hedonistenpaar aus Höhscheid, dessen gleiche Wellenlänge maßgeblich zu diesem unterhaltsamen Abend unter Freunden beim Solinger Kindheitsitaliener „auf der Ecke“ beitrug. Ein herzliches Dankeschön, mein lieber Shaney, für die Einladung und natürlich auch für den danach entkorkten, edlen Tropfen aus deiner Schatzkiste. Ich habe beides – auch wenn es in diesem Bericht „versehentlich“ zu dem ein oder anderen frotzelnden Unterton gekommen sein möge – wirklich sehr genossen!
Nach unserem kurzen Stop-Over in der Klingenstadt dauerte es gar nicht mal so lange, bis wir uns in der Pfalz wiedersahen. Dort gab es statt Pizza dann Elsässer Flammkuchen und den berühmten Pfälzer Teller, der dem Mann aus dem Bergischen Land genügend Kraft spendete, um spät nachts noch auf belebte Burgruinen (mit Live-Musik!) zu wandern. Mal schauen, vielleicht schreib ich ja irgendwann mal darüber…
Anfang Juni waren wir auf dem Heimweg von unserem Holland-Urlaub, der uns neben viel Sonne und Windmühlen auch ein paar knusprig frittierte Gaumenerlebnisse einbrachte. Doch damit habe ich bereits auf einem anderen Gastroportal genug „krokettiert“…
Da ich kein Freund langer Autofahrten mehr bin und ich zudem meinen Genusskollegen aus Solingen (und natürlich auch dessen bessere Hälfte) mal wiedersehen wollte, war der Plan, in der Klingenstadt für eine Nacht Station zu machen. Unsere feudale Unterkunft im Ortsteil Höhscheid lag nur knappe... mehr lesen
Pizzeria Bellanova
Pizzeria Bellanova€-€€€Restaurant0212549324Kleine Straße 1, 42653 Solingen
4.0 stars -
"Bei diesem alteingesessenen Solinger Kindheitsitaliener geht garantiert keiner hungrig raus" marcO74Anfang Juni waren wir auf dem Heimweg von unserem Holland-Urlaub, der uns neben viel Sonne und Windmühlen auch ein paar knusprig frittierte Gaumenerlebnisse einbrachte. Doch damit habe ich bereits auf einem anderen Gastroportal genug „krokettiert“…
Da ich kein Freund langer Autofahrten mehr bin und ich zudem meinen Genusskollegen aus Solingen (und natürlich auch dessen bessere Hälfte) mal wiedersehen wollte, war der Plan, in der Klingenstadt für eine Nacht Station zu machen. Unsere feudale Unterkunft im Ortsteil Höhscheid lag nur knappe
Geschrieben am 19.11.2023 2023-11-19| Aktualisiert am
19.11.2023
Besucht am 28.05.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 38 EUR
Bevor es uns in den diesjährigen Pfingstferien nach Holland – genauer gesagt in die Nähe von Amsterdam – verschlug, statteten wir an einem warmen Sonntagmittag Ende Mai mal wieder einem unserer Lieblingsitaliener einen Besuch ab. Wohlwissend, dass wir bei dieser Witterung auf der hübsch angelegten Gartenterrasse mit Blick auf das umliegende Rebenmeer und die dahinter sich auftürmenden Berge des Pfälzerwaldes unser Mittagessen einnehmen würden.
Also auf nach Venningen, wo Küchenchef Nicola Chinni seit Mai 2016 seinen „Weinberg“ im Sinne einer ambitioniert vorgetragenen italienischen Küche bewirtschaftet. Chinni, der vor langer Zeit sein erstes „La Vigna“ im Landhaus Herrenberg in Landau-Nussdorf betrieb und damals schon im nördlichsten Stadtteil von Landau das ein oder andere kulinarische Ausrufezeichen setzte, ist ein wahrer Meister seines Faches.
Ich kenne kein italienisches Lokal in der Südpfalz, das auch nur annähernd eine solche Qualität bei Fisch und Meeresfrüchten auf die Teller bringt wie das vor den Toren des Wein- und Essigdorfes Venningen beheimatete La Vigna. Seine auf hochwertigen Produkten basierende, aber dennoch bewusst bodenständig gehaltene Mittelmeerküche ergänzt er dabei gerne mit Gerichten aus der Pfälzer Heimat.
So hat er beispielsweise neben der typischen Minestrone auch eine Pfälzer Zwiebelsuppe im Standardprogramm. Im Mai listete die Karte mit den Empfehlungen der Saison eine Spargelcrèmesuppe mit in Bärlauch gebratenen Garnelen. Jetzt im Herbst wartet eine Kürbiscrèmesuppe auf Freunde orangefarbener Oktober- bzw. Novemberterrinen.
Auch tummeln sich zwischen fleischeslustigen Italo-Klassikern, wie etwa Vitello tonnato, Piccata Milanese und Saltimbocca alla romana, ganz ungeniert Pfälzer Rumpsteak, gebackene Blutwurst und Käsespätzle, was wohl dem ein oder anderen weniger auf Pizza und Pasta bedachten Weinstraßentouristen zu einer deftigen Mahlzeit gereichen wird.
Ich selbst habe die kulinarischen Ausflüge von Herrn Chinni in gutbürgerliche Hausmannsgefilde noch nicht goutiert, aber die Bilder im Internet lassen zumindest vermuten, dass er auch auf diesem Gebiet mit dem gleichen Qualitätsanspruch zu Werke geht. Der Präsident unseres Wörther Schlemmerclubs, der als ausgewiesener Schnitzelkenner gilt, schwärmte neulich vom „Wiener“, das er dort als zartgeklopften, von wellig-soufflierter Panade umhüllten Schweinerücken vorgesetzt bekam.
Doch zurück in den Wonnemonat Mai, als ich mit meinen beiden Damen im Schlepptau draußen auf dem von Sonnenschirmen beschatteten und mit viel Pflanzengrün versehenen Freisitz Platz nehmen durfte. Der Freisitz, ein kulinarischer Rückzugsort par excellence
Die einzige Schwachstelle aus früheren Zeiten, eine extrem missmutige – wenn nicht sogar gastfeindliche – ältere Bedienung, war nicht mehr zu sehen (Aufatmen!). Sie wurde lobenswerter Weise durch wesentlich freundlicheres Personal ersetzt, was mir der Chef später im Gespräch auch bestätigte.
Und dieses Serviceteam agierte nicht nur aufmerksam und zuvorkommend, sondern war auch äußerst flink unterwegs, sprich am Tisch. Auch die Ausflüge unseres Töchterchens, die wie immer das Anwesen mutig erkundete, nahm man mit pfälzisch-mediterraner Gelassenheit hin. Dabei hatte die eingespielt wirkende Serviertruppe bei all dem Stress, den eine nahezu vollbesetzte Terrasse Ende Mai so mit sich bringt, immer ein Lächeln und ein paar nette Worte auf den Lippen. Genau wie der Padrone selbst, der es sich nach wie vor nicht nehmen lässt, auch mal den Herd zu verlassen und bei seinen Gästen nachzufragen, ob denn alles zu deren Zufriedenheit ist.
Wir wurden zeitnah mit der Speisenliteratur versorgt und machten es uns – vom Sonnenschirm wohlbeschattet – auf den pflegeleichten, aber nur leidlich bequemen Terrassenstühlen aus Polyrattan so gemütlich wie es eben ging. Ein Aufsteller auf dem Tisch warb mit ein paar offenen italienischen Weinen (Lugana, Chiaretto und einem Merlot von Il Carpino) zu nachvollziehbar kalkulierten Viertelpreisen. Schade, dass man durch die gepflanzten Büsche das Rebenmeer nicht mehr im Sitzen sieht...
An dem mit Käse, Schinken und Ei bestückten Italo-Salat (9,50 Euro) kamen wir auch diesmal nicht vorbei. Dafür ist dieses schmackige Blattwerk einfach viel zu lecker angemacht. Schließlich genießt das hervorragend abgeschmeckte, süßsäuerliche Essig-Öl-Dressing aus dem Hause Chinni regelrechten Kultstatus – und das nicht nur bei „Grünschnäbeln“.
Da wir unser Essen nicht unnötig in die Länge ziehen wollten – die Geduld unseres Töchterchens stellt häufig den limitierenden (Zeit-)Faktor dar –, ließen wir uns den Salat zeitgleich zu den Hauptgerichten servieren.
Bei jenen reüssierten wir in Sachen Pastafahndung. Meine Gattin ging mit ihren Maccheroncini alla Bolognese (9,50 Euro) komplett auf Nummer sicher. Da würden für unsere Kleine auch ein paar „Nunus“ abfallen, so zumindest ihr Plan.
Auch ich fand mein Hartweizengriesglück im Standardprogramm. Die Spaghetti ai frutti di mare (12,50 Euro) sollten es diesmal für mich sein. Nach meinem sehr gelungenen Meeresfrüchte-Pizza-Erlebnis im Sommer 2021 an gleicher Stelle wollte ich es heuer mit der Pasta-Variante aufnehmen.
Die obligatorische Flasche Mineralwasser der Marke Peterstaler Classic kostete inflationsresistente 4,50 Euro. Für das 0,1 Liter fassende Glas Sauvignon Blanc vom Weingut Marienhof aus der direkten Nachbarschaft wurden 2,70 Euro abgerufen. Beides weit entfernt von dreister Getränkeabzocke.
Im Kindersitz hielt es unsere kleine Entdeckerin nicht lange aus. Kein Wunder, waren doch noch andere Familien mit gleichgesinnten Rackern am Start, die das Außengelände unsicher machten. Gleich und gleich gesellte sich da nur allzu gerne. Die Brücke über das künstlich angelegte Rinnsal, das die Terrasse optisch aufwertete, wurde zum Nadelöhr für bewegungsaffine Kleinkinder. Kein Problem für uns – hatten wir im Blick.
Die Getränke ließen nicht lange auf sich warten. Das Peterstaler Mineralwasser perlte durstlindernd in unseren Gläsern. Der erste Schluck vom trocken ausgebauten Sauvignon Blanc der Familie Le Retif aus Venningen, die das 25 ha große Weingut Marienhof samt angeschlossener Brennerei bereits in der 5.Generation betreibt, mundete ganz ausgezeichnet. Ein frucht-eleganter Vertreter seiner Art, der kurze Zeit später meine Meeresfrüchte-Pasta passend begleiten sollte.
Strohgelb im Glas und mit dem sortentypischen, leicht grünen, aber dennoch sehr einladenden Bouquet war das ein durchaus trinkbarer Sommerwein, der Spaß machte. Da nahm ich mir doch gerne ein paar Fläschchen mit nach Hause. Zumal man diese auch im Restaurant zu Weingutspreisen erwerben konnte.
Bald wurden drei Teller an den Tisch 31 – unserem Hauptquartier – getragen. Heiliger Neptun, türmte sich da ein aromatisch duftender Hügel aus perfekt al dente gekochter Pasta und frischen Meeresfrüchten vor mir auf. Die Schalen- und Krustentiere lümmelten sich im fruchtigen Rot eines primär aus frischen Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und einem guten Schuss Weißwein zubereiteten Suds. Spaghetti mit Meeresfrüchten
Nicola Chinni weiß eben, wie man aus einfachen, aber ausgewählten Zutaten ein Nudelgericht zaubert, das den Gast beglückt. Gib mir Frutti, gib mir Mare!
Ich jedenfalls war hochzufrieden mit meiner Wahl, die auch mengenmäßig nichts zu wünschen übrigließ. Meine Spaghetti Frutti di Mare aus der Extremleckerperspektive
Dazu futterte ich den ganz formidabel unter Essig und Öl gesetzten Italo-Salat, den ich selbstverständlich mit meiner Frau teilte. So mancher Schinken- und Käsestreifen landete auf dem Räuberteller unserer Kleinen, die ihren Maccheroncini-Anteil als Fingerfood genoss. Wenn nicht in diesem Alter, wann denn dann? Käse-Schinken-Streifen an Blattgrün - da schmeckt der Insalata Italia
Auch meine Frau war von ihren geriffelten Soßenfängern begeistert. Der von langem Einköcheln kündende Sugo förderte neben dem obligatorischen Rinderhack auch einen ansehnlichen Gemüseanteil zu Tage. Frisch gehobelter Parmesan brachte einen zusätzlichen Umami-Schub in den Teller. Dass dies auch unserem Töchterlein schmeckte, lag im wahrsten Sinne des Wortes auf der bzw. ihrer Hand. Röhrchennudeln an Bolo für die Gattin
Nach diesem gelungenen Pasta-Lunch ging es noch in den benachbarten Weinort Kirrweiler, wo uns ein alter Freund zu seinem 50.Geburtstag eingeladen hatte. Was lag da näher, als einen Wertgutschein vom La Vigna als Geschenk mitzubringen? Natürlich nichts, das war ja von Anfang an der Plan. Und eine Flasche vom Weingut Marienhof gab es noch oben drauf.
Schade, dass Venningen nicht gerade um die Ecke liegt. So ein La Vigna in der Nähe von Wörth hätte das Potenzial zum Stammitaliener. Nur müsste es dann wohl eher „Il Reno“ heißen…
Bevor es uns in den diesjährigen Pfingstferien nach Holland – genauer gesagt in die Nähe von Amsterdam – verschlug, statteten wir an einem warmen Sonntagmittag Ende Mai mal wieder einem unserer Lieblingsitaliener einen Besuch ab. Wohlwissend, dass wir bei dieser Witterung auf der hübsch angelegten Gartenterrasse mit Blick auf das umliegende Rebenmeer und die dahinter sich auftürmenden Berge des Pfälzerwaldes unser Mittagessen einnehmen würden.
Also auf nach Venningen, wo Küchenchef Nicola Chinni seit Mai 2016 seinen „Weinberg“ im Sinne einer... mehr lesen
Ristorante La Vigna
Ristorante La Vigna€-€€€Restaurant06323 81752Edenkobener Straße 18, 67482 Venningen
4.5 stars -
"Egal ob Pizza oder Pasta - bei Nicola Chinni schmeckt alles. Basta!" marcO74Bevor es uns in den diesjährigen Pfingstferien nach Holland – genauer gesagt in die Nähe von Amsterdam – verschlug, statteten wir an einem warmen Sonntagmittag Ende Mai mal wieder einem unserer Lieblingsitaliener einen Besuch ab. Wohlwissend, dass wir bei dieser Witterung auf der hübsch angelegten Gartenterrasse mit Blick auf das umliegende Rebenmeer und die dahinter sich auftürmenden Berge des Pfälzerwaldes unser Mittagessen einnehmen würden.
Also auf nach Venningen, wo Küchenchef Nicola Chinni seit Mai 2016 seinen „Weinberg“ im Sinne einer
Geschrieben am 01.11.2023 2023-11-01| Aktualisiert am
01.11.2023
Besucht am 13.05.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Am Tag nach der Hochzeitsfeier, wegen der wir die Reise nach Magdeburg angetreten hatten, war es an der Zeit, die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt etwas besser kennenzulernen. Dom, Grüne Zitadelle und ein ausgedehnter Spaziergang am Elbufer standen auf unserem Touri-Programm. Doch davor galt es, sich entsprechend zu stärken.
Auf das Frühstück hatten wir verzichtet. Stattdessen zog es uns nach einem Abstecher zum hübsch angelegten Spielplatz Zwergenland im Stadtteil Stadtfeld-Ost in das erst ein paar Wochen zuvor neu eröffnete, türkische Restaurant Izgaram, das seit dem 1.April in den Räumlichkeiten des ehemaligen Hotels Grüner Baum residiert.
Das machte schon von außen einen sehr gepflegten Eindruck, der sich beim Eintritt in das freundlich-helle Innere des Lokals auch bestätigen sollte. Gastraumimpression 3
Die beiden Betreiber, Herr Özgür Izik und sein Sohn Algünerhan, begrüßten uns herzlich und machten auch in der Folgezeit vieles richtig. Kurzum: sie schmissen den Service mit Herz, Humor und viel Engagement. Wir hatten jederzeit den Eindruck, dass sie sich den Anliegen ihrer Gäste gerne annehmen.
Wir hatten die Wahl, unser Mittagessen entweder auf der mit reichlich Sonnenschirmen ausgestatteten Außenterrasse oder im deutlich kühleren Gastraum einzunehmen. Wir entschieden uns gegen die Mittagshitze und zogen es vor, drinnen zu speisen. Dort durften wir uns einen Tisch aussuchen. In unmittelbarer Nähe zur hohen Fensterfront ließen wir uns nieder und blickten vergnügt nach draußen auf die lebhafte Ernst-Reuter-Allee. Gastraumimpression 2
Nicht weit von uns entfernt glühte die Holzkohle des mit Gemüse und diversen Fleischspießen ausgestatteten Grillrosts. Der Abzug musste gut funktionieren, denn der sonst übliche Grilldunst hielt sich doch stark in Grenzen. Es herrschte weder dicke Luft im Lokal, noch roch unsere Kleidung nach dem Besuch des Izgaram. Also auch in Sachen Raumklima eine sehr angenehme Erfahrung.
An den Wänden hingen großformatige, auf Leinwand gezogene Heimatimpressionen vom Bosporus und der türkischen Riviera. Gastraumimpression 1
In der Vitrine auf der Theke stapelten sich eindrucksvoll die mit Lamm- und Hähnchenfleisch bestückten Spießgesellen in Erwartung der „glodernden Lut“ (E.Stoiber-Gedächtnis-Versprecher…). Spießgesellen unter sich
Wir saßen bequem auf mit Kunstleder überzogenen Polsterstühlen bzw. Wandbänken und bekamen bald den sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache verfassten Speisenplan ausgehändigt. Was da alles hinter Klarsichtfolie an türkischen Frühstücksoptionen gelistet war, beeindruckte mich. Neben den angebotenen Grillgerichten, die überraschenderweise ganz ohne Drehspieß auskommen, wird hier völlig dönerfrei auf „Kahvalti“ gesetzt. Und das mit so viel Gratis-Schwarztee wie der Gast mag. Türkischer Tee aus dem Caydanlik
Das klang derart sympathisch, dass meine Frau einmal mehr im Vegetarischen ihr spätes Frühstücksglück („Vejetaryen“, 9,90 Euro) suchte. Mir war dagegen eher nach einem Grillfleischgericht zumute. Eine Portion Zigarrenbörek („Sigara Börek“, 5 Euro) durfte es für mich als bekennenden Nichtraucher schon sein. Beim Hauptgericht erhielt der von dünnem Fladenbrot umwickelte Lammhackspieß namens „Adana Dürüm“ (10 Euro) den Vorzug vor Iskender, Lammkoteletts und Co.
Eine kleine Apfelschorle (0,3l für 2,90 Euro) und ein Wernesgrüner Pils vom Fass (0,5l für 4,90 Euro) wurden zeitnah geliefert. Neben Raki, Efes aus der Flasche und dem erwähnten Fassbier waren noch ein gutes Dutzend türkischer Rot- und Weißweine – sowohl offen als auch in der Flasche – im vielseitigen Getränkerepertoire aufgeführt. Das ist in solchen Läden aufgrund der hinlänglich bekannten religiösen Gründe nun wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Das vegetarische Frühstück und die Zigarrenbörek machten den Anfang. Ersteres wurde auf einem Holzbrett serviert. Kahvalti "vegetarisch"
Die drei Hauptdarsteller namens Halloumi (gut gegrillt), Haydari (gut gekräutert) und Hummus (gut gekreuzkümmelt) warteten einträchtig nebeneinander in einer dreigeteilten Porzellanschale.
Die beiden Aufstriche ließen sich gut auf das „Simit“ genannte Hefeteiggebäck schmieren. Ein paar eingelegte Oliven sowie Gurken- und Tomatenscheiben gehörten ebenfalls zur türkischen Vesperplatte der fleischlosen Art. Laut meiner Gattin fiel der Halloumi zu gummiartig aus, während die beiden Streich- und Dipp-Pasten von ordentlicher Machart waren.
Auf dem Teller mit den aus knusprigem Filoteig gerollten Zigarrenbörek hatten es sich ebenfalls ein paar Gurken und Tomaten – wenn auch nur scheibchenweise – bequem gemacht. Die schwarzen Oliven im Schälchen gingen postwendend an meine Frau. Auf diese verzichtete ich nur allzu gerne. Eine Portion Zigarrenbörek
Für lediglich 5 Euro war da ja ganz schön viel auf der Platte. Wobei ich die mit Schafskäse gefüllten Knusperfinger auch schon deutlich saftiger erlebt habe. Die rheinische Redensart „drüsch wie en Zementtütt“ mag die Beschaffenheit dieser türkischen „Trockenbörekauslese“ vielleicht etwas überzeichnen, aber texturell tendierte die spärliche Schafskäsefüllung latent in Richtung Wüste „Gazi“. Na wenigstens war der Knusperfaktor des Teigmantels entsprechend hoch. "Trockenbörekauslese"
Damit die in Fladenbrot gepackten Adana-Spießlinge nicht zu schnell auskühlen, hatte man um die Kebap-Wraps noch Alufolie gewickelt. Solides Fingerfood: Adana Dürüm
Sie ließen sich dadurch ganz passabel mit den Händen futtern. Ein gut gegrillter Lammhackspieß kann dir den Tag retten
Einziges Manko, aber darauf hätte ich ja im Vorfeld hinweisen können, war der für meinen Geschmack viel zu hohe Salatgurkenanteil bei den das Grillfleisch begleitenden, miteingepackten Frischemaßnahmen. Das verdarb mir ein wenig den reinen Lammgeschmack der wirklich tadellos gegrillten Hackfleischbrocken.
Beim nächsten Mal dann eben gleich bei der Bestellung die Gurke zur „legumina non grata“ erklären und den Lammhackdürüm in vollen Zügen genießen. Würde ich mal wieder in die Nähe des Magdeburger Bahnhofs kommen, wäre ich einem Wiederholungsbesuch durchaus nicht abgeneigt. Köfte, Gözleme oder bei großem Hunger auch gerne die Izgaram-Grillplatte mit dem vollen Programm vom Holzkohlegrill wären hier sicherlich auch eine Bestellung wert.
Ich wünsche den beiden sympathisch-geschäftstüchtigen Betreibern jedenfalls alles Gute bei ihrem Konzept einer türkischen Küche, die fernab von banaler Drehspießsäbelei und ödem Dönertum die Herzen echter Grillfleischfreunde (Holzkohle!) höher schlagen lässt. Da braucht es dann auch kein Chianina oder Kobe aus Kagoshima aus dem Trockenreifer, um gesättigt und mit gutem Grillgewissen den Anschluss-ICE nach Bremen zu kriegen…
Am Tag nach der Hochzeitsfeier, wegen der wir die Reise nach Magdeburg angetreten hatten, war es an der Zeit, die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt etwas besser kennenzulernen. Dom, Grüne Zitadelle und ein ausgedehnter Spaziergang am Elbufer standen auf unserem Touri-Programm. Doch davor galt es, sich entsprechend zu stärken.
Auf das Frühstück hatten wir verzichtet. Stattdessen zog es uns nach einem Abstecher zum hübsch angelegten Spielplatz Zwergenland im Stadtteil Stadtfeld-Ost in das erst ein paar Wochen zuvor neu eröffnete, türkische Restaurant Izgaram,... mehr lesen
4.0 stars -
"Ordentliche türkische Küche ohne die übliche Drehspießsäbelei in Bahnhofsnähe" marcO74Am Tag nach der Hochzeitsfeier, wegen der wir die Reise nach Magdeburg angetreten hatten, war es an der Zeit, die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt etwas besser kennenzulernen. Dom, Grüne Zitadelle und ein ausgedehnter Spaziergang am Elbufer standen auf unserem Touri-Programm. Doch davor galt es, sich entsprechend zu stärken.
Auf das Frühstück hatten wir verzichtet. Stattdessen zog es uns nach einem Abstecher zum hübsch angelegten Spielplatz Zwergenland im Stadtteil Stadtfeld-Ost in das erst ein paar Wochen zuvor neu eröffnete, türkische Restaurant Izgaram,
Geschrieben am 18.10.2023 2023-10-18| Aktualisiert am
18.10.2023
Besucht am 11.05.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Die viel zu lange Fahrt mit der Deutschen Bahn ließ uns spät in Magdeburg ankommen, so dass wir unsere schöne Airbnb-Wohnung im Stadtteil „Stadtfeld-Ost“, der in den 90er Jahren als Hochburg der linken Szene der Stadt galt, erst gegen halb neun beziehen konnten. Meine beiden Mädels waren platt und alleine wollte ich auch nicht mehr um die Häuser ziehen.
Auch galt es, mit den eigenen Kräften hauszuhalten, denn am nächsten Tag stand der eigentliche Anlass unseres Trips, eine Eheschließung mit anschließender Feier, auf dem Programm. Da letztere selbstverständlich bis tief in die Nacht hinein gehen würde, entschied ich mich vernünftigerweise für die Ruhe vor dem Hochzeitssturm und wollte es nach der ermüdenden Fahrt mit dem ICE nicht so spät werden lassen.
Da ich noch Hunger hatte, hielt ich im Netz Ausschau nach Lieferoptionen. Nicht weit weg von unserer Bleibe entdeckte ich das Restaurant der Sushifreunde, einer deutschlandweit operierenden Franchise-Kette, die allein in Magdeburg drei Filialen zu ihrem „Freundeskreis“ zählt. Mein Zeitfenster war klein, denn das Lokal nahm nur bis 21 Uhr Bestellungen entgegen.
Also schnell mal online durch deren umfangreiches Rohfischprogramm geklickt und zwei Inside-Out-Rollen für durchaus bestellwürdig befunden. Keine 20 Minuten später klingelte ein freundlicher „Lieferando“ an der Tür. Ein 20-Euro-Schein und eine Tüte mit Sushi wechselten jeweils ihren Besitzer und dann wurde ausgepackt.
Es war tatsächlich das erste Mal, dass ich mir solche Rollen hatte liefern lassen. Umso mehr war ich gespannt, was sich wohl hinter den klangvollen Namen „Tempura Sake Inside Out“ (7,80 Euro) und „Ebi Supreme“ (9,40 Euro) verbergen würde.
Gari (eingelegter Ingwer) und Wasabi zählten ebenso zu den in der Pappschachtel platzierten Begleiterscheinungen wie die Sojasauce aus der kleinen Kunststoffverpackung. Ich persönlich mag den Wasabi in der Sojasauce. In diesen salzig-scharfen Dip tauchte ich – einfache Essstäbchen aus Holz wurden ebenfalls mitgeliefert – die von Reis ummantelten Frittierfischfreuden.
In Tempura gebackener Lachs, der gar nicht mal so trocken ausfiel, steckte – eingehüllt in Nori – zusammen mit Avocado unter einer mit Schnittlauch und einer Art Teriyaki-Sauce versehenen Reisdecke. Das futterte sich erfreulich unkompliziert. Die Sauce dominierte am Gaumen ohne jedoch dem Lachsgeschmack völlig zu kaschieren. In Kombination mit dem Wasabi-Soja-Gemisch ein echter Wachmacher zur späten Stunde.
In der Ebi-Supreme-Rolle verbargen sich ganz unorthodox Tempura Garnele, Lauchstreifen und Paprika (?). Wie wohl ein Japaner bei dieser sogar mir recht sonderbar erscheinenden Kombi reagiert hätte? Keine Ahnung, aber „de Hunger hat’s neitriebe“, wie man es im Südwesten Deutschlands so „schön“ sagt. Erstaunlich nur, dass die über die Garnelen-Inside-Outs gequetschte Yaki Tori Spezialsauce geschmacklich kaum von der Teriyaki-Tunke der daneben platzierten Lachswerke zu unterscheiden war...
Sei es drum. Auch dieses Sushi lag nicht schwer im Magen und ließ mich nach dem Verzehr angenehm gesättigt ins Bett hüpfen. Am nächsten Abend wurde ausgelassen „büfettiert“, getrunken und getanzt. Das war - nicht nur kulinarisch - ein komplettes Kontrastprogramm zum frugalen Sushierlebnis einen Tag zuvor. Aber dafür ein umso schöneres.
Die viel zu lange Fahrt mit der Deutschen Bahn ließ uns spät in Magdeburg ankommen, so dass wir unsere schöne Airbnb-Wohnung im Stadtteil „Stadtfeld-Ost“, der in den 90er Jahren als Hochburg der linken Szene der Stadt galt, erst gegen halb neun beziehen konnten. Meine beiden Mädels waren platt und alleine wollte ich auch nicht mehr um die Häuser ziehen.
Auch galt es, mit den eigenen Kräften hauszuhalten, denn am nächsten Tag stand der eigentliche Anlass unseres Trips, eine Eheschließung mit... mehr lesen
Sushifreunde
Sushifreunde€-€€€Restaurant, Lieferdienst, Take Away039160739933Große Diesdorfer Str. 23, 39108 Magdeburg
3.5 stars -
"Auf diesen Magdeburger "Freundschaftsdienst" war Verlass" marcO74Die viel zu lange Fahrt mit der Deutschen Bahn ließ uns spät in Magdeburg ankommen, so dass wir unsere schöne Airbnb-Wohnung im Stadtteil „Stadtfeld-Ost“, der in den 90er Jahren als Hochburg der linken Szene der Stadt galt, erst gegen halb neun beziehen konnten. Meine beiden Mädels waren platt und alleine wollte ich auch nicht mehr um die Häuser ziehen.
Auch galt es, mit den eigenen Kräften hauszuhalten, denn am nächsten Tag stand der eigentliche Anlass unseres Trips, eine Eheschließung mit
Geschrieben am 16.10.2023 2023-10-16| Aktualisiert am
16.10.2023
Besucht am 27.04.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 155 EUR
Ende April stand die letzte Zusammenkunft (des vergangenen Schuljahres) unseres Wörther Schlemmerquartetts an. Die italienische Franchise-Ernüchterung namens „Purino“ steckte uns noch in der geschundenen Kaumuskulatur. Da war unser präsidiales Oberhaupt gefragt, die Karlsruher Systemgastro-Scharte wieder auszuwetzen.
Mit der von Susanne Meyer seit mittlerweile 25 Jahren betriebenen Hofschänke in der ca. 1100 Einwohner zählenden, primär von der Landwirtschaft geprägten Ortsgemeinde Winden, würden wir uns auf sicherem Karnivoren-Terrain bewegen, so jedenfalls die eindeutige Absicht des gastronomisch versierten Clubmitglieds, der seine drei übrigen „Fleischfellas“ mit gutbürgerlicher Hausmanns- und Regionalkost erfreuen wollte.
Auf der Fahrt nach Winden wurden Erinnerungen an die Zeit im Nachbardorf Steinweiler wach, wo ich immerhin 13 Jahre meines Lebens verbrachte. An der Hofschänke angekommen, stand uns die Vorfreude über das zu erwartende Rumpsteakvergnügen bereits ins Gesicht geschrieben.
Denn der als kleines Gartenlokal Ende der 90er Jahre eröffnete und danach sukzessiv erweiterte Gasthof ist genau für diese Art der Rindverkostung seit Jahren bekannt. Nicht nur in der Südpfalz, sondern – dem regen Durchgangsverkehr in Richtung Pfälzerwald sei „Dank“ – auch sicherlich auf der badischen Rheinseite, wie man an den Kennzeichen der an der Hauptstraße parkenden Pkws ablesen kann.
Der Genusskollege, der uns dorthin chauffierte, hatte sich auch um das Reservieren eines Vierertisches gekümmert, der sich im hinteren Teil des ehemals landwirtschaftlich genutzten Anwesens befand. Die kühle Witterung Ende April ließ ein Abendessen unter freiem Himmel leider noch nicht zu. Schade, denn der mediterrane Innenhof ist in den wärmeren Monaten ein Freisitz par excellence.
Aber auch in der aufwendig umgestalteten, ehemaligen Scheune saß es sich sehr kommod. In der ehemaligen Scheune ging es ganz gemütlich zu
Umgeben von knorrigen Fachwerkbalken, die noch immer tragende Funktion hatten, wertigem Bistromobiliar und einem dunklen Fliesenboden saßen wir in dem seit 2008 fertig gestellten Schlemmerschuppen, den die von der hohen Decke baumelnden, zylinderförmigen Pendelleuchten zwar sehr behaglich, aber auch nicht allzu hell ausleuchteten. Zeitgemäßes Weinstubenambiente
Da mussten wir uns später beim Fotografieren der Speisen etwas einfallen lassen.
Auf den sehr bequemen Polstersesseln saß es sich ganz ausgezeichnet. Modern aber dennoch behaglich
Der Gastraum füllte sich so allmählich und wir orderten die ersten Durstlöscher. Die Flasche Mineralwasser der Marke „Bellaris Classic“ belief sich auf 5,20 Euro, eine große Bitter Lemon Schorle (0,5 Liter) schlug dagegen mit 5,50 Euro zu Buche. Für das gut gekühlte Bellheimer Lord-Pils aus der 0,33l-Flasche wurden 3,80 Euro verlangt. Der halbe Liter Hefeweizen aus der gleichen Brauerei war mit 4,20 Euro ebenfalls noch erträglich bepreist.
Später gönnte ich mir zu meinem Rumpsteak ein Achtel von der „Mensch-Meyer-Cuvée“ vom Weingut Marius Meyer aus Rhodt, das mit 4,20 Euro auf der Rechnung stand. Nun, das Viertel wäre nur unwesentlich teurer gewesen, aber selbst schuld, wer in einer ausgewiesenen Schoppenregion wie der Pfalz auf homöopathische Mengen zurückgreift.
Die Spargelzeit hatte bereits ein paar Wochen zuvor die ersten Spitzen aus dem mit Folie bedeckten Boden getrieben und das beliebte Gemüse von der Stange stand in den gängigen Varianten auf der saisonal gefärbten Empfehlungskarte. Da ließen sich doch glatt drei Leute am Tisch auf ein Spargelcrèmesüppchen (5,20 Euro) vorweg ein. Beim Hauptgang regierte dann – wie erwartet – „König Rumpsteak“.
Nur in Bezug auf Gargrad und Garnitur unterschieden sich die Meinungen am Tisch. Unser Präsident, mittlerweile ein Anhänger der reinen Rinderlehre, wollte es so nackt wie am FRK-Strand, während der Mann aus Böbingen, der gerne für Drachen und Einhörner Futter sucht, die Whisky-Saucen-Keule schwang. Mich gelüstete es dagegen ganz konventionell nach einem 300 Gramm schweren, mit pikanter Pfefferrahmsauce veredelten Stück aus dem argentinischen Rinderrücken.
In dem Preis von 27,90 Euro, die pro Steak abgerufen wurden, war außerdem eine Beilage nach Wahl (Pommes, Bratkartoffeln, Spätzle oder Kroketten) sowie ein Salatteller enthalten. Ich k(r)okettierte – wie so oft – mit den frittierten Rollen aus industriell gefertigter Kartoffelmasse.
Während die Kollegen ihr Fleisch medium gebraten vorgesetzt bekommen wollten, entglitt mir ein schneidiges „medium-rare“ bei der Garstufenabfrage durch die junge Servicedame, die da bereits einen leicht überforderten Eindruck auf uns machte. Dieser sollte sich im Laufe des Abends noch verfestigen. Unter einem präsenten, die Gäste umsorgenden Service stelle ich mir jedenfalls etwas anderes vor. Auch wenn die Mitarbeiterin (oder Aushilfe?) aus Susanne Meyers Team keineswegs unfreundlich agierte, häuften sich doch die kleinen Fehler, die ein paar ungewohnte Schwächen beim Essen nach sich zogen.
Einer am Tisch sprengte allerdings den einvernehmlichen Rumpsteak-Rahmen und orderte ganz verwegen den Saumagen-Burger (13,50 Euro) mit Pommesbeilage. Dem ebenfalls auf diesem Portal angemeldeten Freund etwas gewollt wirkender kulinarischer Kombinationen waren wohl die „Pälzer Flääschknepp“ mit Meerrettichsoße und der aus Leberknödel, Saumagen und Bratwurst bestehende „Winzerschmaus“ schlichtweg zu ordinär.
Nach angenehmer Wartezeit, die wir mit der Auslosung verschiedener „Gaumen-Mottos“ für zukünftige Clubtreffen nutzten, kamen unsere drei Spargelsuppen, bei denen weder an leicht bissfester Einlage, noch am Sahneanteil gespart wurde. Die Einlage stimmte...
Mit ein wenig Schnittlauch garniert, war das ein absolut schmackiger Auftakt, den wir ruckzuck aus den Tiefen unserer Terrinen löffelten. Das erste Spargelsüppchen des Jahres
Da konnte ja dann nicht mehr viel schiefgehen, so mein Gedanke nach dem sämigen Wonnesüppchen vom Königsgemüse.
Doch ich sollte bald eines Besseren belehrt werden. Die Rumpsteaks sahen wie immer klasse aus. Whisky- und Pfefferrahmsauce bedeckten die stattlichen Fleischquader ihrer Verzehraspiranten. Rumpsteak "Bourbon Style" Mein Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce
Der Purist erfreute sich hingegen an seinem lediglich mit etwas Pfeffer und Salz gewürzten Stück aus dem Roastbeef. Das Puristen-Steak
Die annoncierten Beilagensalate hatte die Servicedame anscheinend vergessen. Aber egal, die würden wahrscheinlich nachgeliefert werden.
Wurden sie auch. Aber leider mit derartiger Zeitverzögerung, dass unsere Fleischgerichte zu diesem späten Zeitpunkt bereits nahezu verputzt waren. Wahrscheinlich wurden sie fertig am Pass stehend vergessen. Die matschige Konsistenz der eigentlich hier immer sehr frischen Salatblätter ließ darauf schließen. Matschsalat
Natürlich hätten wir diese zurückgehen lassen müssen, aber unser Mahl war schon derart fortgeschritten, dass wir uns gegen drei frisch angemachte Salatteller zum Nachtisch entschieden.
Der nächste Fauxpas passierte dann ausgerechnet bei meinem Rumpsteak. Da hatte die Küche wohl etwas falsch verstanden und mir mein Fleisch in äußerst blutigem Zustand – also „rare“ – auf den Teller gelegt. Da unsere Bedienung nach dem Servieren der Hauptgerichte länger nicht mehr im Gastraum gesichtet wurde, sparte ich mir die Beanstandung – wer läuft schon gern mit seinem Hauptgang direkt in die Küche? – und begnügte mich mit der noch langsam nachziehenden „Fast-Rohware“.
Ich kostete von der intensiv nach Whisky schmeckenden Sauce meines Gegenübers, Rumpsteak für Whisky-Freunde
der mit seiner Wahl sehr zufrieden schien und spülte die Enttäuschung mit der erwähnten Rotwein-Cuvée hinunter. „Mensch Meyer!“ nannte sich der Tropfen und war im Hinblick auf die gleichnamige Chefin der Hofschänke in diesem Moment tatsächlich Programm. Die wie immer sehr gut abgeschmeckte Pfefferrahmsauce half mir letztlich über diese etwas zu „blaue“ Steakerfahrung hinweg.
Unser Clubpräsident lobte unterdessen sein perfekt medium gebratenes Rumpsteak südamerikanischer Provenienz. Und auch der Kollege mit dem in eine frisch frittierte Pommes-Landschaft integrierten, mehrlagigen „McSaumagen“ wirkte gut versorgt. McSaumagen mit Gefolge
Warum in seinem Burger ein Frankreichfähnchen steckte, lässt mich allerdings bis heute rätseln.
Trotz der kleinen Schwächen war es in der Summe ein gelungener Gaumenvierer bei deftiger Fleischküche und sehr guter Gesellschaft. Dass unsere Bedienung das Rumpsteak mit Whisky-Sauce vergessen hatte zu bongen, passte irgendwie ins schwache Bild, das der Service an diesem Abend abgab. Selbstverständlich merkten wir dies noch vor dem Bezahlen und wiesen darauf hin, so dass am Ende wenigstens die Abrechnung stimmte.
Beim nächsten Besuch in der Hofschänke probiere ich dann entweder den Lendenspieß oder den Jägertoast und erspare mir damit jegliches Garstufendilemma. Apropos ersparen: die üppigen Fleischportionen ließen uns dankend auf ein Dessert verzichten. Ein Schnäpschen aufs Haus hätten wir indes als kleine „Wiedergutmachung“ für die drei Matschsalate wohl kaum abgelehnt…
Ende April stand die letzte Zusammenkunft (des vergangenen Schuljahres) unseres Wörther Schlemmerquartetts an. Die italienische Franchise-Ernüchterung namens „Purino“ steckte uns noch in der geschundenen Kaumuskulatur. Da war unser präsidiales Oberhaupt gefragt, die Karlsruher Systemgastro-Scharte wieder auszuwetzen.
Mit der von Susanne Meyer seit mittlerweile 25 Jahren betriebenen Hofschänke in der ca. 1100 Einwohner zählenden, primär von der Landwirtschaft geprägten Ortsgemeinde Winden, würden wir uns auf sicherem Karnivoren-Terrain bewegen, so jedenfalls die eindeutige Absicht des gastronomisch versierten Clubmitglieds, der seine drei übrigen... mehr lesen
4.0 stars -
"Ein (fast) gelungener Rumpsteakabend mit ungewohnten Serviceschwächen" marcO74Ende April stand die letzte Zusammenkunft (des vergangenen Schuljahres) unseres Wörther Schlemmerquartetts an. Die italienische Franchise-Ernüchterung namens „Purino“ steckte uns noch in der geschundenen Kaumuskulatur. Da war unser präsidiales Oberhaupt gefragt, die Karlsruher Systemgastro-Scharte wieder auszuwetzen.
Mit der von Susanne Meyer seit mittlerweile 25 Jahren betriebenen Hofschänke in der ca. 1100 Einwohner zählenden, primär von der Landwirtschaft geprägten Ortsgemeinde Winden, würden wir uns auf sicherem Karnivoren-Terrain bewegen, so jedenfalls die eindeutige Absicht des gastronomisch versierten Clubmitglieds, der seine drei übrigen
Geschrieben am 01.10.2023 2023-10-01| Aktualisiert am
01.10.2023
Besucht am 06.04.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 55 EUR
Lieber die Taube in der Hand – als den Spatz auf dem Dach! Diese leicht abgewandelte Redewendung passt exakt auf die im Clubhaus des FC Bavaria Wörth ansässige, von unserer Wohnung keine 500 Meter entfernte Osteria, die nach ihrem Inhaber Romano Critelli benannt ist. Die Taube soll dabei sinnbildlich für die recht üppigen Portionen stehen, die man hier in aller Regel serviert bekommt. Der Spatz darf bei entsprechendem (Spatzen-)Hunger ruhig auf seinem Dach sitzen bleiben.
Meine letzte Einschätzung der kulinarischen Lage bei unserem „Nachbarschaftsitaliener“ datiert aus dem Jahr 2021. In den vergangenen zwei Jahren besuchten wir die beliebte Clubhaus-Osteria immer mal wieder. Besonders dann, wenn wir das Auto stehen lassen wollten und wir spontan Lust auf eine kalkulierbare italienische Küche bei freundlichen Gastgebern hatten. Besonders wenn Motivation und Zeit für Selbstgekochtes gegen Null gehen, ist ein verlässliches Restaurant in fußläufiger Reichweite oft Gold wert.
Anfang April gastierten die Schwiegereltern aus Bremen bei uns in Wörth. Da die beiden auch gerne beim Italiener einkehren, reservierte ich einen Tisch für vier Personen plus Kinderstuhl. Die Osteria Romano öffnet ihre Pforten bereits um 17 Uhr. Für uns optimal, da wir wegen der Kleinen lieber etwas früher dran sind. Ihr Schlafrhythmus ist uns da wichtiger als spätes Tafeln.
Wie immer wurden wir von Servicechef Luca freundlich in Empfang genommen und zu unserem Tisch gebracht. Luca, der seine Ausschanktheke stets gut im Griff hat, versorgte uns rasch mit den Speisen- und Getränkekarten, die zwar keine kulinarischen Überraschungen listen, aber ein wohlsortiertes Standardrepertoire an bewährten Nudelgerichten und nicht minder erprobten Pizzen bereithalten. Auch Fleischesser kommen bei Romano mit Parmigiana, Rumpsteak und Scaloppina al Vino blanco auf ihre Kosten kommen – soviel sei verraten.
Das Fassbier kommt aus der Umgebung, nämlich von der namhaften Karlsruher Brauerei Hoepfner, aus deren Gär- und Lagertanks nun wahrlich keine schlechten Gerstensäfte fließen. Die dafür aufgerufenen Preise sind keineswegs überzogen. Mit 2,80 Euro für ein frisch gezapftes Pils in der 0,3-Liter-Version ist man vergleichsweise günstig dabei.
Mein Schwiegervater, der stets darauf bedacht ist, einer drohenden Unterhopfung flüssig entgegenzuwirken, sprach dem feinwürzigen Hoepfner-Pils an jenem Abend genauso gerne zu wie ich. Zwei kleine und ein großer „Hopfentee“ (0,4l für 3,50 Euro) waren die logische Folge. Außerdem delektierte sich meine Gattin an einer großen Johannisbeerschorle (0,4l für 3,50 Euro), von der sie auch das Töchterchen kosten ließ.
Auf Vorspeisen verzichteten wir an diesem Abend, wohlwissend dass die Bewältigung der üppigen Hauptgerichte für unseren Hunger völlig ausreichen würde. Erfahrungswerte, die uns vor drohender Übersättigung schützten. Was wurde also gegessen?
Die Bremer Verwandtschaft entschied sich für Rundgebackenes aus dem Pizzaofen. Die „Reinsortigste“ ihrer Zunft, die Pizza Margherita (8 Euro), ging an meine Schwiegermutter, während sich ihr Mann die mit Peperoni, Kapern, Knoblauch und Sardellen veredelte „Napolitano“ (10,50 Euro) gönnte.
Meine Frau blieb auch diesmal ihren Gnocchi „Sardi“ (12,50 Euro) treu. Ihre Lieblingsnocken werden im „Romano“ von einem aromatischen Sugo aus Kirschtomaten, Knoblauch, Zwiebeln, Spinat und Salsiccia begleitet. Mich als Freund der Meeresfrüchte – bei Sternzeichen Wassermann auch kein Wunder – gelüstete es nach den Spaghetti „Marinara“ (12 Euro).
Die ordentlich belegten Hefebackerzeugnisse werden hier schon „vorgeachtelt“ serviert. Das spart das leidige Säbeln und wer die Stücke noch kleiner mag, kann ja trotzdem zum Messer greifen. Der Herr Schwiegerpapa saß jedenfalls zufrieden vor seiner heißen „Napolitano“, die mit ihrer markigen Sardellen- und Kapernwürze das zweite Pils des Abends förmlich heraufbeschwor. Die Napolitano - eine Deftscheibe par excellence
Mit zusätzlichen Peperoni ausgestattet, war diese Brachialscheibe nun wahrlich nichts für den sanften Gaumen. Doch der Capitano am Tisch blendete sämtliche Nachdurstgedanken aus und genoss seinen saftig-krossen Rundling italienischer Provenienz in vollen Zügen. Die Napolitano für den Capitano
Recht hatte er, der Schwiegersohn lud schließlich ein.
Auch Schwiegermutti lobte ihre Margherita, die mir am Rand ein wenig zu hell vorkam. Egal, die eingebackenen Luftblasen machten das locker wieder wett. Generell gibt es an den Pizzaböden in der Wörther Osteria wenig auszusetzen. Ihre knusprige Textur gilt hier nicht als Ausnahme, sondern als veritable „Randerscheinung“. Die Margherita der Schwiegermutti
Zum Zentrum hin wird der Untergrund jedoch immer weicher und süffiger. Die gehaltvolle Tomaten-Mozzarella-Landschaft gründet da auf einem nicht allzu dicken Fundament, was beim stückweisen Verzehr mit der Hand – übrigens die einzige Art eine Pizza mit Würde zu essen – zu Verlusten am Belag führen kann. Als ich mir vor ein paar Wochen eine mit Gorgonzola, Champignons und Peperoni-Salami belegte Pizza Pugliese (10,50 Euro) im Rahmen einer familiären Zusammenkunft einverleibte, hieß es öfter mal: „Pilz über Bord, Sir!“ Pizza Pugliese mit Champignons, Gorgonzola und Peperoniwurst
Meine Spaghetti mit Meeresfrüchten wurden auf einem ovalen Teller serviert. Die keine Minute zu lange im Salzwasser gekochten Nudeln entpuppten sich bei genauerer Betrachtung als Linguine, die mir jedoch genauso recht waren wie ihre „fadenscheinige“ Hartweizengrießverwandten, die auch Italo-Western aus den 60ern bezeichnen. Die Linguine Marinara
Eine ordentliche Portion Frutti-di-Mare-Pasta duftete mir da ausreichend knobliert und tomatisiert entgegen. Der Chef auf dem Porzellan war ganz klar der gut abgeschmeckte Tomatensugo, dem man sein langes Köcheln anmerkte. Meine Meerespasta
Eine noch im Panzer steckende Garnele lag keck obenauf. Muscheln und Tintenfischstücke versteckten sich unter dem von reichlich Tomatensauce gesegneten Pastahügel. Das weiße Fleisch vom Kopffüßer hatte leider eine leicht gummiartige Konsistenz. Auch das restliche Meeresgezücht habe ich schon deutlich geschmacksintensiver erlebt. Gerade das feine, süßlich-jodige Aroma bleibt bei tiefgefrorener Ware leider auf der Strecke. Bei dem günstigen Preis meines Pastatellers war mir das natürlich von vornherein klar.
Klar ist auch, dass man einen solchen Teller in einem Hafen-Restaurant am Mittelmeer mit frischeren – und deshalb schmackhafteren – Produkten serviert bekommt. Aber für einen „Italiener um die Ecke“ war diese Meerespasta eine anständige Vertreterin ihrer Art. Da wurden Preis und Leistung auch keinesfalls zum Verhängnis.
Auf gleichem Niveau befanden sich übrigens auch die in Tomaten-Spinat-Sugo badenden Gnocchi, für die sich meine Frau entschieden hatte. An Soßenarmut litt ihre „Nockenpracht“ nun wahrlich nicht. Gnocchi Sardi
Auch mit geriebenem Parmesan ging man nicht gerade geizig um. Ein Napf voll kräftiger Aromen, die der geschmacklich unspektakulären Kartoffelpasta massiv auf die Sprünge halfen. „Uhh, Mami, schmeckt das lecker!“ hätte wohl unsere kleine Tochter gesagt… Nochmal die Gnocchi Sardi
Als wir zusammen mit meiner Schwester und ihrer Familie an einem warmen Sonntagabend im September bei Romano aufschlugen saßen wir draußen auf der Terrasse und genossen die spätsommerliche Sonne, die noch ordentlich Kraft hatte. Mein Schwager – durchaus kein Feind großer Portionen – kannte die Osteria vom Hörensagen und verdrückte ohne mit der Wimper zu zucken seine deftig-knusprige Pizza Diavolo (10,50 Euro), um mir danach noch bei meiner „Pugliese“ auszuhelfen. Pizza Diavolo
Meine Nichte lobte ihre überbackenen Tortellini „al Forno“ (10,50 Euro), die in mächtiger Tomaten-Sahne-Sauce schwammen. Tortellini Al Forno
Natürlich durfte ich probieren und musste gestehen, dass ich beim nächsten Besuch auch mal wieder zu einem Nudelgericht aus dem Ofen tendieren würde. Hätte die junge Dame nicht so reichlich vom Italia Salat (8,50 Euro) und der Bruschetta-Portion (5,50 Euro), Saftig-leckere Bruschetta
die wir uns gemeinsam vorweg teilten, bedient, hätte sie vielleicht eine faire Chance gehabt, ihre Tortellini-Portion zu schaffen. So aber ließ sie sich den Rest für den nächsten Tag einpacken, was ihr gar nicht mal unrecht war.
Noch eine kleine Anmerkung zum Italienischen Salat. Ein gutes Dressing kann einen solchen zum wahren Zungenschnalzer erheben. Zu viel der guten Tunke kann jedoch auch das genaue Gegenteil bewirken. Sei es drum, die mit reichlich Käse und Kochschinken garnierte Eisbergplatte mundete deutlich besser als es der vielfarbige Quetschflaschenmissbrauch anfänglich vermuten ließ. Das war zwar kein Fest für das mitessende Auge, konnte aber wenigstens mehr geschmackliche Wirkungstreffer landen als optische. Farbenfrohe Salatplatte nach Romano-Art
Irgendwie beruhigend, eine solche Osteria in der Nachbarschaft zu haben, wo fern jeglicher Experimente und Innovationen Altbekanntes in konstant-solider Qualität auf den Tisch kommt. Das braucht man nicht täglich, aber ein paar Mal im Jahr freut sich hier die ganze Familie. Und das ist doch auch was wert.
Lieber die Taube in der Hand – als den Spatz auf dem Dach! Diese leicht abgewandelte Redewendung passt exakt auf die im Clubhaus des FC Bavaria Wörth ansässige, von unserer Wohnung keine 500 Meter entfernte Osteria, die nach ihrem Inhaber Romano Critelli benannt ist. Die Taube soll dabei sinnbildlich für die recht üppigen Portionen stehen, die man hier in aller Regel serviert bekommt. Der Spatz darf bei entsprechendem (Spatzen-)Hunger ruhig auf seinem Dach sitzen bleiben.
Meine letzte Einschätzung der kulinarischen Lage... mehr lesen
Osteria Romano
Osteria Romano€-€€€Restaurant, Trattoria072719331923Mozartstraße 12, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Wo solides Backwerk auf Sättigendes von der Nudel trifft" marcO74Lieber die Taube in der Hand – als den Spatz auf dem Dach! Diese leicht abgewandelte Redewendung passt exakt auf die im Clubhaus des FC Bavaria Wörth ansässige, von unserer Wohnung keine 500 Meter entfernte Osteria, die nach ihrem Inhaber Romano Critelli benannt ist. Die Taube soll dabei sinnbildlich für die recht üppigen Portionen stehen, die man hier in aller Regel serviert bekommt. Der Spatz darf bei entsprechendem (Spatzen-)Hunger ruhig auf seinem Dach sitzen bleiben.
Meine letzte Einschätzung der kulinarischen Lage
Geschrieben am 24.09.2023 2023-09-24| Aktualisiert am
24.09.2023
Besucht am 03.04.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 36 EUR
Anfang April war ich mit Frau und Kind in der Karlsruher City shoppen. Das Restaurant im Kaufhaus „GALERIA“ – für mich immer noch der „alte Karstadt“ – wäre sicherlich eine Option für ein Mittagessen gewesen, aber allzu lange wollten wir dann doch nicht in diesem anachronistisch wirkenden Konsumtempel verweilen. Plan B führte uns ein paar Straßen weiter an den Kirchplatz St. Stephan, wo seit März 2022 das vietnamesische Restaurant Mai Garden residiert. Außenansicht
Das auf Qualität setzende Konzept scheint gut bei den Karlsruherinnen und Karlsruhern anzukommen, denn am Europaplatz hat vor rund zwei Monaten ein Ableger des Lokals namens „Mai Garden Express“ eröffnet. Bemüht man die einschlägigen Food-Portale, so ist immer wieder von feiner Vietnam-Küche die Rede und auch der Herrenluncher vom berühmtesten Kurort im Nordschwarzwald hob hier auf GG bereits den Daumen und bescheinigte dem in den ehemaligen Räumlichkeiten des Italy-Italy untergebrachten Asialaden ein faires Preis-Genuss-Verhältnis.
Wir besuchten an jenem Montagmittag, der den Beginn der Osterferien in Rheinland-Pfalz einläutete, das Mai Garden zum ersten Mal. Ich war überrascht von der Größe des Gastraums, dem raumteilende Säulen und hölzerne Dekoelemente das Saalartige nahmen. Die stimmungsvolle Beleuchtung tat ihr Übriges, um die wertig-funktionale Einrichtung ins rechte Licht zu rücken und für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen. Der Gastraum machte einen gediegenen Eindruck
Es war wenig los an diesem Mittag und so konnten wir uns den Tisch nach Lust und Laune aussuchen. Platz hatten wir genug...
Wenn wir mit der Kleinen im Lokal sind, empfiehlt sich immer ein Platz mit Wandbank, damit sie sich etwas freier bewegen kann. Wir machten es uns direkt gegenüber der Küche gemütlich. Dabei konnten wir den Wokmeister und sein Team durch eine extra dafür eingelassene Fensterscheibe bei ihrer Arbeit beobachten. Mit Blick in die Küche
Das schafft nicht nur Transparenz bei der Zubereitung, sondern erleichtert auch das Feedback an die Küche von Seiten der Gäste.
Gerahmte Erinnerungen an das Herkunftsland der Betreiber hingen neben uns an einer in Klinkeroptik gestalteten Wand. Kunstvoll arrangierte Heimatgeschichte an der Wand
Das wirkte alles recht gediegen und mit Bedacht arrangiert. Die klaren Linien dominierten und die häufig in solchen Gastronomien anzutreffenden, folkloristischen Dekosünden suchte man – Buddha sei Dank – vergebens. Gastraum mit Mut zur klaren Linie
Wir hatten es uns auf gut gepolsterten, mit Kunstleder überzogenen Sitzgelegenheiten bequem gemacht und wurden rasch bedient. Der freundliche junge Mann vom Service wies uns auf das etwas reduzierte Mittagsangebot hin, dem wir uns bei einer Flasche Peterstaler Mineralwasser „Classic“ (0,75l für 5,90 Euro) und einer grünen Matcha-Kokos-Limetten-Limonade namens „Sapa Garden“ (5,90 Euro) in aller Ruhe widmeten. Es grünt so grün der "Sapa Garden"
Laut Speisenkarte werden im Mai Garden die Reisbandnudeln selbst gemacht. Das überzeugte auch meine Gattin, die aufgrund der guten „Ramenbedingungen“ ein vegetarisches Nudelgericht orderte. Es nannte sich „My Quang Dau Phu“, kostete 11,90 Euro und entpuppte sich als saftig-süffiger Tofu-Teller mit Gemüse, Erdnüssen und einigem mehr. Zu den gerösteten Nüssen gesellte sich noch ein Sesamchip als zusätzlicher Texturgeber. My Quang Dau Phu - mit Erdnüssen und Sesamchip
On Top befand sich ein kleines Spiegelei, dessen flüssiges Eigelb sich mit der frischen Limetten-Sojasauce gut vertrug. Zusammen mit dem Cashewöl und den frischen Kräutern ergab das einen abwechslungsreichen Nudelteller, bei dem lediglich der Tofu geschmacklich etwas dröge wirkte. Aber das war ja zu befürchten. Tofu auf Reisbandnudeln mit Spiegelei...why not?
Ich betrat mit dem etwas holprig klingenden „Pho Tron Thap Cam“ (12,90 Euro) wesentlich fleischigere Reisbandnudelpfade. Mein farbenfrohes "Pho Tron Thap Cam"
Unter dem frisch gepflückten Koriandergestrüpp hatten es sich nämlich medium gebratene Entrecôte-Streifen auf den in Curry-Sauce ertränkten „Asia-Tagliatelle“ bequem gemacht. Dem nicht genug, befanden sich auch ein paar Maishähnchenstücke und Garnelenschwänze auf dem mit Sojasprossen, Schmelzzwiebeln und Erdnüssen garnierten „Hanoier Allerlei“. Entrecôte-Streifen, Maishähnchenstücke und Garnelen auf Reisbandnudeln in Curry-Sauce
Klar, denkt man sich beim Anblick eines solchen Durcheinanders, dass vielleicht weniger mehr gewesen wäre. Aber in diesem Falle kann ich das gustatorisch nicht bestätigen, denn es schmeckte alles frisch und lecker. Die einzelnen Komponenten fügten sich zu einem fernköstlichen Ganzen zusammen. Das sättigte nicht nur angenehm, sondern fütterte auch den Gaumen mit verschiedensten Informationen. Eine der Garnelen im Detail
Die nicht besonders pikante, aber doch recht aromatische Currysauce sorgte für eine süffige Basis, während die gebrutzelten, vorher marinierten Proteingeber aus Stall und Meer (äh…Kultur) von solider Produktqualität kündeten. Für den Preis konnte man da überhaupt nicht meckern. Auch das Bauchgefühl stimmte nach unserer Spontaneinkehr im Mai Garden und so verließen wir diesen sympathischen Vietnamesen in der Karlsruher City mit großer Zufriedenheit.
Den süßen Abschluss verlegten wir kurzerhand in eine renommierte, innerstädtische Eisverkaufsstätte, wo wir uns ein paar Kugeln in der Waffel mitnahmen. Irgendwie mussten wir ja die Zeit bis zur Ankunft der S5 – unserer Straßenbahnlinie zurück nach Wörth – überbrücken. Dass dies auch unserem Töchterlein gefiel, verstand sich von selbst. Wenn das kulinarische Drumherum stimmt, kann auch eine ertragsarme Shoppingtour nach Karlsruhe für zufriedene (und eisverschmierte) Gesichter sorgen.
Anfang April war ich mit Frau und Kind in der Karlsruher City shoppen. Das Restaurant im Kaufhaus „GALERIA“ – für mich immer noch der „alte Karstadt“ – wäre sicherlich eine Option für ein Mittagessen gewesen, aber allzu lange wollten wir dann doch nicht in diesem anachronistisch wirkenden Konsumtempel verweilen. Plan B führte uns ein paar Straßen weiter an den Kirchplatz St. Stephan, wo seit März 2022 das vietnamesische Restaurant Mai Garden residiert.
Das auf Qualität setzende Konzept scheint gut bei... mehr lesen
Restaurant Mai Garden
Restaurant Mai Garden€-€€€Restaurant072195965378Herrenstr. 23, 76133 Karlsruhe
4.5 stars -
"Bei diesem farbenfrohen „Hanoier Allerlei“ stimmten auch die Ra(h)menbedingungen" marcO74Anfang April war ich mit Frau und Kind in der Karlsruher City shoppen. Das Restaurant im Kaufhaus „GALERIA“ – für mich immer noch der „alte Karstadt“ – wäre sicherlich eine Option für ein Mittagessen gewesen, aber allzu lange wollten wir dann doch nicht in diesem anachronistisch wirkenden Konsumtempel verweilen. Plan B führte uns ein paar Straßen weiter an den Kirchplatz St. Stephan, wo seit März 2022 das vietnamesische Restaurant Mai Garden residiert.
Das auf Qualität setzende Konzept scheint gut bei
Geschrieben am 11.09.2023 2023-09-11| Aktualisiert am
11.09.2023
Besucht am 22.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 43 EUR
Schon wieder Mannheim. Aber diesmal in völlig anderer Mission. Der Ausfall einer Kollegin führte mich im März im Rahmen einer Schulexkursion als „Begleitperson“ in die Stadt der Erfinder. Wer das anzweifelt, sollte selbst mal ins Technoseum pilgern und auf den Spuren von Karl Drais (Draisine), Carl Benz (Automobil) und Werner von Siemens (elektr. Aufzug) wandeln.
Oder sich in einem der vielen Eiscafés ein cremig-süßes Spaghetti-Eis schmecken lassen. Ja richtig, auch jenes wurde von einem gewissen Dario Fontanella – nein, es war nicht Cosimo Alessandro Collini (!) – im Jahr 1969 in der praktischen Quadrate-Stadt erfunden. Übrigens lässt sich aktuell die Fahrt nach Monnem mit einem Besuch der Bundesgartenschau (BUGA) verbinden. In ein paar Wochen werde ich dort zusammen mit meiner 9.Klasse aufschlagen. Ich bin gespannt.
Zurück zur März-Exkursion, die uns nach der Besichtigung des Technoseums in die Mannheimer City führte. Dort gaben wir unseren Schülern Zeit, um die Stadt selbständig in Kleingruppen zu erkunden. Danach ging es mit der Bahn wieder zurück nach Wörth. Auch meine Kollegin und mich hatte nach dem Technikmuseum der Hunger gepackt. Wir einigten uns schnell auf asiatische Kost. Ein paar Google-Bewertungen später entschieden wir uns für diese gut beleumundete Nudelbar in den M4-Quadraten.
An den GG-Bericht des werten Kollegen Daueresser dachte ich da längst nicht mehr. Es war ja auch schon ein paar Jährchen her, dass er sich dort zusammen mit seiner Holden so richtig die Zunge verbrannte und beim Selbstversuch mit einem Petersilienstängel fast das Zeitige segnete. Sein stereotypengeladener Report strotzte nur so vor cineastischen Kalauern und bellendem Pennäler Humor und gilt bei Anhängern dieses Rezension-Genres nach wie vor als Benchmark des gastro-enterologisch geprägten Berichtstils.
Ich habe ihn im Zuge meiner Recherchen im Vorfeld dieser Abhandlung noch ein paar Mal gelesen und mir vor Lachen den Bauch gehalten. Die Inhaber der Yi Xiang Yuan Nudelbar wohl eher weniger. Hier also meine Erfahrung mit diesem Chinalokal, die sich – so viel sei vorweggenommen – nicht mit dem geschilderten Negativerlebnis des Daueressers deckte. Vielleicht hat man ja im Laufe der Zeit die Schärfe der Gerichte etwas reduziert oder es sind dort mittlerweile andere Köche am Start, die es einfach besser können.
Nun gut, es war früher Nachmittag, als wir vor dem äußerlich nicht besonders einladend wirkenden Anwesen aufkreuzten. Das unscheinbare äußere Erscheinungsbild
Drinnen war der große Lunchsturm anscheinend schon vorüber. Es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre. Auf die üblichen roten Lampions, goldenen Löwen und anderen Chinoiserien wurde komplett verzichtet. Gastraumimpression 1
Stattdessen kündete der zweigeteilte Gastraum von nüchterner Urbanität. Man saß auf funktionalen, leidlich bequemen Holzbänken (ohne Rückenlehne) an nicht minder derben, nahezu dekofreien Holztischen (mit aufgelegter Glasplatte). Das wirkte alles herrlich unprätentiös, aber nicht unsympathisch. Gastraumimpression 2
Man hieß uns freundlich willkommen und reichte uns das reduziert wirkende Speiseprogramm, dass sich im Wesentlichen aus 18 Nudelgerichten, sieben Reisspeisen, ein paar Teigtaschen („Gua Bao“) und einer Handvoll Klassiker für vorweg zusammensetzte. Den Hinweis, dass hier die Nudeln aus der eigenen Herstellung stammten, erstaunte mich dann aber doch. Das hätte ich in so einem kleinen Laden gar nicht erwartet. Blick zur Theke
Gegen den Durst half eine hausgemachte Limetten-Granatapfel-Limo (5,30 Euro), die für meinen Geschmack etwas zu süß ausfiel. Gerne verdünnte mir die umsichtige Servicedame den granatroten Haustrunk mit einem Schluck Mineralwasser und dann passte das auch.
Gleich neben uns an der Wand wurde für die wahlweise mit Rind, Schwein oder Huhn gefüllten Teigtaschen namens „Gua Bao“ geworben. Bei diesem ursprünglich mit Schweinebauch zubereiteten, taiwanesischen Streetfood werden die vorher marinierten und dann gebrutzelten Fleischfetzen in einem gedämpften Brötchen – erinnerte von seiner Konsistenz her an eine Dampfnudel – serviert. Meine Kollegin und ich teilten uns eine Portion (für faire 7,90 Euro), die passenderweise aus zwei Exemplaren bestand. Zwei Gua Bao mit Hühnerfleisch vorweg
Das pfiffig marinierte Hühnerfleisch kam zusammen mit etwas Rohkost (Karottenstifte, Salat), einer schmackigen Teriyaki-Sauce und ein paar Röstzwiebeln für den Crunch ins flauschige Hefe-Bun. Asiatischer Appetitzügler im Softbrötchen Dampfnudel mal anders...
Ein saftig-leckerer Starter, der sich gut und burgerlich aus der Hand futtern ließ. Wie ihr amerikanisches Vorbild steckten die beiden Asia-Burger in einer kleinen Papiertüte. Serviert wurden sie übrigens in einem Bambuskorb wie man ihn zum Dämpfen von Dim Sum benutzt.
Nach diesen beiden famosen, viel zu schnell verputzten Appetitzüglern im Softbrötchen folgten auch bald unsere Hauptgerichte. Um die vom Daueresser damals bestellte Nudelsuppe mit Lammrippchen machte ich einen Bogen. Den aromatischen Overkill wollte ich an diesem Tag nicht riskieren, wobei das von ihm beschriebene Bouquet durchaus eine Herausforderung gewesen wäre.
Stattdessen zog ich die kulinarische „Reisleine“ und orderte einen Napf voller weißer Duftkörner – Jasmin grüßte aus dem Souterrain –, die von gegrilltem, nach alter kantonesischer BBQ-Art („Char Siu“) zubereitetem Schweinefleisch (11,60 Euro) getoppt wurden. Duftreis mit Char Siu
Vegetabilen Knack erhielt das ausgewogen arrangierte Reisgericht von Sojasprossen, Broccoli, Paprika und Pakchoi, die bissfest gewokt in der Keramik landeten. Leckere BBQ Schweinerei auf kantonesisch
Etwas Daikon-Rettich, ein paar Karottenstifte und etwas Schnittlauch rundeten diese gelungene Char-Siu-Variante stimmig ab. Die süße, leicht rauchige Würze des saftigen Schweinefleischs ließ mich bereits nach dem ersten Happen zum „Porkfelder“ mutieren. Zusammen mit dem knackigen Gemüse und der Reisgrundlage genossen, war das ein sauber in die Schale gezimmertes Mittagsmahl, das zwar gut sättigte, aber auch nicht allzu schwer im Magen lag.
Meine Kollegin hatte sich für ein Gericht aus der Nudelabteilung entschieden, was ihr zwei stattliche, mit gebratenen Garnelen und Paprika ausgestattete Spieße auf Reisnudeln (13,60 Euro) einbrachte. Die Garnelenspieße auf Reisnudeln
In der Summe waren das sechs Garnelen angemessener Sortierung, die hier zwischen verschiedenfarbigen Paprikastücken an den Holzspießen hingen. Ihr Teller wurde mit Sojasprossen, Karotten- und Gurkenstreifen sowie Zwiebeln rohköstlich veredelt. Die hausgemachte Sesamsoße holte die einzelnen Komponenten dieses Nudelgerichts schlüssig ab und sorgte für einen Extra-Schub Umami am Gaumen. Ein einfacher Nudelnapf kann manchmal pures Lunchglück bedeuten.
Auch aus ihrer Schüssel drang weder der Duft von Katzenurin, noch der eines nassen Hundes. Ich fragte dennoch beim Service mal vorsichtig nach. Und siehe da, der letzte gesottene „Hundehammel“ auf Udon-Nudeln ging vor ca. 6 Jahren an einen schärfeempfindlichen Mannheimer Cineasten, der zwar auf Tele 5 beide Teile des Klassikers „In China essen sie Hunde“ förmlich „verschlungen“ hatte, in der Yi Xiang Yuan Nudelbar aber am authentischen Anspruch des Hauses scheiterte. Sei’s drum – die Wege abseits des gewohnten „Schweinefleischsüßsauertums“ sind eben manchmal unergründlich bzw. für manche schlichtweg nicht genießbar.
Uns holte das sympathische kleine China-Restaurant dagegen ab. Meine Kollegin, mittlerweile auch meine Mittutorin, da wir uns seit diesem Schuljahr eine Klassenleitung teilen, war vom Essen regelrecht begeistert. Aber auch mir taugte dieser Mittagslunch sehr, denn er war frisch zubereitet und schmeckte nicht nach dem üblichen, geschmacksverstärkten Gluta-Mat-erial. Man sitzt zwar nicht allzu bequem, dafür waren Umgebung und Service recht „gechillt“. Und die Preise für das Gebotene absolut im Ra(h)men (sorry, der musste zum Abschluss noch raus…). Würde ich bei der nächsten Exkursion nach Mannheim glatt wieder ansteuern. Besonders für asiatisch angehauchte „Pastafari“ eine wohlgemeinte Empfehlung
Schon wieder Mannheim. Aber diesmal in völlig anderer Mission. Der Ausfall einer Kollegin führte mich im März im Rahmen einer Schulexkursion als „Begleitperson“ in die Stadt der Erfinder. Wer das anzweifelt, sollte selbst mal ins Technoseum pilgern und auf den Spuren von Karl Drais (Draisine), Carl Benz (Automobil) und Werner von Siemens (elektr. Aufzug) wandeln.
Oder sich in einem der vielen Eiscafés ein cremig-süßes Spaghetti-Eis schmecken lassen. Ja richtig, auch jenes wurde von einem gewissen Dario Fontanella – nein, es... mehr lesen
Yi Xiang Yuan Nudelbar
Yi Xiang Yuan Nudelbar€-€€€Restaurant, Schnellrestaurant062118149450M4, 5, 68161 Mannheim
4.0 stars -
"Kleiner, aber feiner Soul & Bowl-Chinese, der mit selbst gemachten Nudeln und saftigen Teigtaschen dem üblichen „Schweinefleischsüßsauertum“ trotzt" marcO74Schon wieder Mannheim. Aber diesmal in völlig anderer Mission. Der Ausfall einer Kollegin führte mich im März im Rahmen einer Schulexkursion als „Begleitperson“ in die Stadt der Erfinder. Wer das anzweifelt, sollte selbst mal ins Technoseum pilgern und auf den Spuren von Karl Drais (Draisine), Carl Benz (Automobil) und Werner von Siemens (elektr. Aufzug) wandeln.
Oder sich in einem der vielen Eiscafés ein cremig-süßes Spaghetti-Eis schmecken lassen. Ja richtig, auch jenes wurde von einem gewissen Dario Fontanella – nein, es
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Der imposante Hoepfner Burghof ist mittlerweile über 120 Jahre alt und hat schon einiges erlebt.
"Eine feste Burg ist unser Hof!" (frei nach M. Luther)
Er sollte damals die im Burgstil – auch Karlsruhe wollte endlich eine haben! – erbaute Privatbrauerei Hoepfner ergänzen und zur besseren Vermarktung des dort Gebrauten beitragen. Das war Ende des 19.Jahrhunderts und schon zu dieser Zeit wurde auch ein Biergarten angelegt, in dem bis zu 2000 Personen Platz fanden.
Da muss es früher unter den alten Lindenbäumen, die heute noch den lauschigen Freisitz begrünen, ja ganz schön trubelig zugegangen sein. Ganz im Gegensatz zu dem gemütlichen Dienstagabend, an dem ich Mitte Juni zusammen mit meinem Vater dort zum ersten Mal aufschlug. Nach einem gar nicht mal so trockenen Vortrag über Künstliche Intelligenz in den Räumlichkeiten einer Karlsruher Studentenverbindung, zu der mein Vater noch gute Kontakte pflegt, bedurfte es der flüssigen Nachbereitung. Mit anderen Worten: der Bierdurst forderte seinen Tribut!
Der Hoepfner Burghof war quasi um die Ecke und als Freund des dort produzierten Gerstensaftes war ich natürlich gespannt, wie es wohl im Inneren des traditionsreichen Gemäuers ausschauen möge. Doch das konnte ich an jenem Abend leider nicht herausfinden, da aufgrund der warmen Witterung nur der Biergarten geöffnet hatte.
Dort gab es allerdings noch jede Menge freie Plätze und so machten wir es uns auf den ungemütlichen Terrassenstühlen so bequem es eben ging. Ich war überrascht, wie ruhig und idyllisch es hier in diesem von Sandsteinmauern und Brauereigebäuden eingefassten Biergarten zuging.
Relaxte Abendstimmung im Biergarten
Selbst von der (tagsüber) vielbefahrenen Haid-und-Neu-Straße war kaum etwas zu hören.
Kaum hatten wir Platz genommen, war auch schon eine der geschäftstüchtigen Servicedamen mit osteuropäischem Akzent zugegen und überreichte uns die Sammlung laminierter Speise- und Getränkeinformationen. Gleich auf der ersten Seite waren die Hoepfner Fassbiere gelistet, die man unter freiem Himmel genießen durfte. Zwei exklusive, unfiltrierte Vertreter der Gattungen „Helles“ und „Dunkles“ hatte man ebenfalls am Start.
Zugegeben, das Hoepfner-Pils schmeckt mir besser als das heimische Bellheimer. Das Helle kannte ich noch gar nicht, aber allein seine Beschreibung – „süffig und erfrischend“ – reichte aus, um den ersten Schoppen (5,20 Euro) davon zu ordern. Es sollten noch zwei weitere folgen, was problemlos ging, da mich die S5 wieder sicher zurück nach Wörth bringen sollte.
Ich muss schon gestehen, dass mir dieses Bier wirklich verdammt gut schmeckte.
Das wirklich exzellente Burghof-Helle
Mit dem obligatorischen Nebeneffekt, dass sein Konsum bei mir wie immer appetitanregend wirkte. Vom eigentlichen Plan, hier nur etwas trinken zu wollen, wurde spätestens nach der ersten Halben abgewichen. Ich durchforstete „hopfengesteuert“ die risikoarme, auf die gängigen Klassiker beschränkte Auswahl an deftigen Gutbürgerlichkeiten der hiesigen Brauhausküche.
Der Burghof Bierbraten klang verlockend, hatte aber Rotkraut mit bei, was nicht so ganz zu einem lauen Sommerabend passen wollte. Nun gut, dann eben das Biergulasch vom Rind mit hausgemachten Spätzle für städtische 15,90 Euro. Meinen Vater animierte das zur Bestellung eines Flammkuchens „Elsässer Art“ (10,90 Euro), also einen mit Zwiebeln, Speck und Schmandcrème belegten Rustikalfladen, wie man ihn eigentlich nur in Grand Est essen sollte.
Zum zweiten Schoppen Burgbräu kam dann auch das Essen. Der Service war hier wirklich auf Zack, das musste man den Burgfäuleins lassen. Auf einem nicht gerade schüchtern portionierten Spätzlehügel – ja ich glaube die waren tatsächlich selbstgepresst – thronte die braune Gulaschmasse wie frisch aus der lange warmgehaltenen Kanone geschossen.
In dem Fall dann doch lieber Bier als Gulasch!
Dem Rindfleisch fehlte komplett das Saftige. Dafür war es so mürbe geköchelt, dass man das Messer getrost beiseitelegen konnte. Geschmacklich ging es im überwürzten Saucenbad unter. Heiliger Sankt Maggi, da wurde anscheinend ordentlich nachgeholfen. Ansonsten konnte ich mir diese hart an der Schwelle zur Penetranz stehende Salzwürze nicht erklären. Die dunkle Farbe der Gulaschtunke kündete von der Verwendung von Zuckercouleur, ihre eingedickte Textur von Soßenbinder.
Sicher ein beliebter Hauptgang in jeder AFD-Kantine...
Kurzum: für die knapp 16 Euro hätte ich da ein deutlich besseres „Handwerk“ erwartet. Kann sein, dass die gerade von Heidelberg auf der Durchreise befindlichen Touristen aus Japan das anders sehen, wenn sie tatsächlich auf überwürzte deutsche Hausmannskost auf durchschnittlichem Kantinenniveau stehen sollten, aber jeden etwas anspruchsvolleren Kostgänger packt bei solch liebloser Huschhusch-Küche das kalte Gaumengrausen.
Kein Wunder, dass ich noch eine dritte Halbe brauchte, um von diesem totgepulverten Soßeninferno wenigstens einen Teil verputzen zu können. Wäre ich noch länger gesessen, hätte sich Schoppen Nr. 4 gleich in den Dienst des Nachdurstes stellen können. Dazu kam es dann aber aus zeitlichen Gründen nicht mehr.
Noch ein paar Worte zur optisch gar nicht so unappetitlich daherkommenden „Tarte Flambée“.
Badischer Flammkuchen
Mein Alter Ego, der Elsassinator, der mich bei meinen Besuchen im Grand Est immer begleitet, hätte wohl den zu dicken Boden und die viel zu üppige Auflage dieses massiv überzwiebelten Backwerks angemahnt.
Fast von allem zu viel...
Was die Petersilie darauf zu suchen hatte, wäre wohl seine zweite Frage an den „Flammkoch“ gewesen.
Dass man mit der wichtigsten Komponente, der cremigen Basis aus Schmand, Crème fraiche oder beidem, so verdammt sparsam umging, passte da natürlich ins Bild. Klar waren auch die Schinkenwürfel viel zu salzig. Dabei weiß jeder, der sich in diesem Metier nur halbwegs auskennt, dass die Wahl des Specks über das Gelingen dieser Elsässer Traditionsbackware entscheidet.
Da war von meinem Vater kulinarische Nachsicht verlangt. Keine Ahnung, ob ihm die salzige Schinkenauflage später am Abend noch zu schaffen machte. Darüber liegen mir keine Informationen mehr vor.
Zusammenfassend lässt sich der Besuch im Biergarten des Hoepfner Burghofs als geselliger Bierabend mit kulinarischer Fußfessel betiteln. Das dort genossene Helle hätte eine deutlich bessere Speisebegleitung verdient gehabt. Sollte ich mal wieder dort zugegen sein, würde ich mich mit einer Brezn zum Bier zufriedengeben. Zur Not eine selbst mitgebrachte vom Bäcker meines Vertrauens…;-)