"Das Al B’Andy: "Pub-Grub" der Extraklasse in Solinger Kult-Location"
Geschrieben am 16.01.2023 2023-01-16 | Aktualisiert am 19.01.2023

"Empfehlenswertes Vietnamesisches Restaurant"
Geschrieben am 16.01.2023 2023-01-16 | Aktualisiert am 16.01.2023

"Großes Stück Kuchen nach der Wanderung"
Geschrieben am 15.01.2023 2023-01-15

"In allem zu empfehlen"
Geschrieben am 15.01.2023 2023-01-15

"Das Essen war jetzt nicht so unser Fall"
Geschrieben am 15.01.2023 2023-01-15

"Einmal und nie wieder !"
Geschrieben am 15.01.2023 2023-01-15 | Aktualisiert am 15.01.2023

"Angelina Chen und Sushi-Meister Qi Zhu sind in Saarlouis mit neuem Konzept am Start .........."
Geschrieben am 15.01.2023 2023-01-15 | Aktualisiert am 15.01.2023

"Solche mit Leib und Seele betriebenen Landgasthöfe sind aller Ehren wert, aber heute leider vom Aussterben bedroht"
Geschrieben am 15.01.2023 2023-01-15 | Aktualisiert am 16.01.2023

"Wir bauen für Euch um!"
Geschrieben am 15.01.2023 2023-01-15

"Super Buffet"
Geschrieben am 14.01.2023 2023-01-14

"Suvi kann Sushi, und auch sonst was"
Geschrieben am 14.01.2023 2023-01-14 | Aktualisiert am 14.01.2023

"Neuer Burger-Laden in Saarbrücken ........."
Geschrieben am 14.01.2023 2023-01-14

"Bester Imbiss auf Fehmarn"
Geschrieben am 14.01.2023 2023-01-14

"Licht und Schatten, aber auf jeden Fall eine gute Gesellschaft"
Geschrieben am 13.01.2023 2023-01-13 | Aktualisiert am 14.01.2023

"Hafenbistro"
Geschrieben am 13.01.2023 2023-01-13

"schmucke Dorfkneipe"
Geschrieben am 13.01.2023 2023-01-13

"WDR Bericht"
Geschrieben am 13.01.2023 2023-01-13

"Lohnt sich mal rein zu schauen....."
Geschrieben am 13.01.2023 2023-01-13

"Große Sportsbar mit großen Burgern"
Geschrieben am 12.01.2023 2023-01-12 | Aktualisiert am 15.01.2023

"Man muss halt mal da gewesen sein"
Geschrieben am 12.01.2023 2023-01-12 | Aktualisiert am 12.01.2023

"Endlich haben wir ein gutes Restaurant gefunden, in dem wir Stammgäste werden."
Geschrieben am 12.01.2023 2023-01-12

"Restaurant Binnen un Buten muss überraschend aufgeben"
Geschrieben am 12.01.2023 2023-01-12

"Gelungener Sommerabend mit Gams‘n’Soßes im Hauptprogramm"
Geschrieben am 11.01.2023 2023-01-11 | Aktualisiert am 11.01.2023

"Das letzte Training im Jahr endet immer im Ausonia"
Geschrieben am 11.01.2023 2023-01-11

"Im kühlen Paralleluniversum"
Geschrieben am 11.01.2023 2023-01-11

Das 1992 eröffnete Al B'Andy ist rückblickend aus meiner Sicht immer ein früher Vertreter dessen gewesen, was man in späteren Jahren im englischen Sprachraum als „Gastropub“ bezeichnete, sprich eine Mischung aus gepflegter Kneipe mit der Möglichkeit, dort auch etwas Gutes zu essen, das handfeste Kost mit ehrlichem Küchenhandwerk verbindet.
Eigentlich ist es angesichts des Hintergrundes dieses seit Jahrzehnten beliebten wie etablierten Lokals kaum zu glauben, dass ich es bislang noch nie über dessen Schwelle geschafft habe.
Denn das Al B'Andy war von Beginn an immer auch Treffpunkt für die Handball-Szene der Stadt Solingen, die man durchaus als Hochburg des traditionsreichen Mannschaftssports bezeichnen kann.
Mein Vater ist bis zum heutigen Tage glühender Anhänger und Urgestein des hiesigen Handballs und viele Schulfreunde und Abi-Mittäter waren aktive Spieler und prägten teilweise die Geschicke örtlicher Vereine für viele Jahre.
Aber in den jugendlichen Sturm- und Drang-Jahren neigt man ja immer dazu, sich von den elterlichen Idealen und dem vermeintlichen Mainstream abzusondern.
Und somit fügte ich mich auf meine Weise in das damalige Mosaik der Grüppchenbildung in der bunten Jugendkultur der frühen 90er Jahre, hörte u.a. viel Irish Folk bzw. Folk-Rock und –Punk – diesem Umstand ich ja meinen altehrwürdigen Nickname verdanke, lange lebe Shane MacGowan – und lief stolz mit britischer Wachsjacke oder einem grünen Holzfällerhemd mit von Mutti aufgenähtem „Ireland“-Flaggen-Badge durch die Gegend – those where the days.
Ehrensache, dass man sich da nicht mit den „Pur“ und „Fury in the Slaughterhouse“ hörenden „Handball-Honks“ – wir teilten natürlich gewisse gegenseitige, nie wirklich ernst gemeinte und mit Humor gepflegte Ressentiments - blicken ließ: wir als pseudo-intellektuelle Indie-Rock Fraktion residierten eher in Läden wie dem „Red“ am Werwolf, dem „Tom Bombadil“ auf der Burger Landstraße, dem legendären „Exit“ unter der Müngstener Brücke und in meinem Kleeblatt-geschwängerten Fall gerne auch im „Hedgehog“ auf der Wittkullerstraße, dem späteren „Shamrock“ nahe der Zwillingswerke – unvergessene Partynächte mit meinem lieben Freund Jason Byrne – und natürlich auch dem „Steinenhaus“ von Klaus und Susi Krämer.
Al B'Andy Vater Andreas Heibach schien mit dem erfolgreichen Konzept sein Glück gemacht zu haben, in späteren Jahren erwarb er den Walder Stadtsaal und das traditionsreiche Hotel „In der Straßen“ in Oberburg und wurde hin und wieder von der Lokalpresse für sein Engagement in Solingen gewürdigt.
Indes war es seinerzeit Till Droß, der dem „Al“ neben seinem Jura-Studium zunehmend ein Gesicht verlieh, während der gelernte Koch Gerd König die Küche verantwortete, bis man sich vor einigen Jahren trennte und König mit seinem Ohligser „Esszimmer“ – in 2021 hier bereits gewürdigt, Folgebesuch ist überfällig – fortan erfolgreich eigene Wege ging.
Till Droß ging, die Älteren werden sich erinnern, später auch zeitweilig auf eigenen Pfaden, bevor er sich vor einiger Zeit wieder mit Heibach zusammentat um das Al im jetzigen Status weiterzuführen.
„Des´Tille“ nannte sich das Ganze im seit Jahrzehnten gastronomisch genutzten Gewölbekeller der Chistiansvillen gegenüber des Stadt-Theaters und war durchaus erfolgreich, auch wenn das – um es diplomatisch auszudrücken – „sonderbare“ Verhalten des damaligen Verpächters ihm das Leben dort nicht gerade einfach machte.
Auch ich war dort mal zu Gast und habe darüber hier auf GastroGuide berichtet, was mir heute eine interessante Parallele bei den Vorspeisen gestatten wird.
Nach den wilden 90ern wurden die Partynächte deutlich seltener und das Thema „Essen“ rückte für mich immer mehr in den Vordergrund und da man in dieser Hinsicht im Al B'Andy eher „bierbegleitend“ unterwegs war, ohne dies in irgendeiner Weise despektierlich zu meinen, war auch dies nie ein Grund für mich dort begeistert einen Tisch zu reservieren, denn Schnitzel und Co. hatten für mich eher verhaltene Strahlkraft in kulinarischer Hinsicht.
In den letzten beiden Jahren jedoch, in denen ich aufgrund meiner „Lockdown-Chonicles“ vermehrt auf Facebook unterwegs war, fielen mir immer öfter sehr ansprechende Posts des Lokals auf, in denen man neue Gerichte bewarb, die Koch Franky, der Neuzugang in der Küche, augenscheinlich mit Liebe zum Handwerk ansehnlich auf die Teller brachte.
Auch von Kollegen aus der Gastronomie hörte ich von einigen Seiten seitdem sehr positive Töne und wenn die verlässlich divenhaft und kritisch agierende Kochzunft übereinstimmend sagt: „Geh mal da hin, ich esse da gerne, ist immer ehrlich und gut und eine sichere Bank!“ hat das für mich natürlich noch mal ein ganz anderes Gewicht, als unzählige einsilbige 5-Sterne Google Klatschpappen-Bewertungen der Sorte „Einfach Meeeegaaaa!!!!1!!“ (4 Herz Emojis, Flamm-Emoji, Rosa Herzausrufezeichen, Einhorn, Regenbogen, Sternchen).
Zwei der zufriedenen „Al B'Andy Testimonials“ sind und waren Dominic Gerberding und seine Herzdame Janine Heinrichs (Jordans Genusstruck bzw. jetzt „Gerbersding“): eine längst überfällige und bereits mehrfach verschobene Gelegenheit also, nach dem schönen Abend im Solinger Restaurant „Spicy“ – Bericht ebenfalls hier zu finden – im letzten Februar nochmals gemeinsam zu tafeln und eine gute Zeit zu haben.
Mit Vorfreude stieg ich also am Freitagabend gegen 18:45 Uhr auf der Augustiner Straße – einer kleinen Seitenstraße der Weyerstraße – aus dem Taxi, an dem nasskalten, windigen Wintertag machte das stimmungsvoll illuminierte Bergische Schieferhäuschen einen überaus einladenden wie behaglichen Eindruck.
| Kritik |
Die steinerne Treppe zum Eingang wie auch die Räumlichkeiten selbst lassen Barrierefreiheit eher wie einen frommen Wunsch erscheinen, aber manche historisch bedingten Umstände kann man sich eben nicht aussuchen, zumal der Denkmalschutz bei diesen Objekten oft ein Wörtchen mitzureden hat, was hier aber meines Wissens nicht der Fall ist.
Eingetreten musste ich spontan daran denken, was einen vor 40 Jahren in solch einem Lokal erwartet hätte: Rauchschwaden gemischt mit fritteusenlastigem Küchengeruch. Nicht so hier, auch wenn es später unter Vollauslastung ein wenig stickiger wurde, was jedoch auch völlig normal und unvermeidlich ist, und schließlich gibt es ja auch so innovative Erfindungen wie „Fenster“.
Im Hintergrund liefen Pop-Klassiker mit leichtem Retro-Touch, unsere beiden jungen Freunde waren schon vor Ort, auch Till Droß begrüßte uns herzlich und begleitete uns zu unserem gemütlichen Ecktisch im hinteren, einem Wintergarten ähnelndem Gastraum im Erdgeschoss des Hauses.
Personalnot im Service scheint hier offenkundig kein Thema zu sein, diverse junge Damen wuselten routiniert umher und stemmten den Betrieb, der im Verlauf des Abends Dimensionen annehmen sollte, wie ich es in dieser Form in Solingen schon lange nicht mehr erlebt habe.
Das liegt natürlich auch an meinem Ausgehverhalten und dass reine Esslokale natürlich eine andere Zielgruppe haben als das Konzept des Al, das schon immer erfolgreich versuchte „zweites Wohnzimmer für sich und Freunde, Party und Kneipe mit gutem Essen“ unter einen Hut zu bringen; und trotzdem war das in dieser Hinsicht bemerkenswert.
Besonders die überaus charmante, für uns zuständige Mitarbeiterin namens Ivka blieb mir ausnehmend positiv in Erinnerung: immer präsent, stets die Gäste und die Situation auf dem Tisch im Blick, nie aufdringlich und immer gut getimed nach der Zufriedenheit fragend, auch im dicksten Trubel ruhig, souverän und freundlichst auf Rückfragen antwortend, eine Zierde für ein Lokal dieses Settings, mitnichten nur optisch.
Einnehmend lächelnd wurden erste Getränkewünsche erfragt und die gepflegten Karten überreicht, A4 Klemmbretter, dazu blütenreines wertiges Papier, ein A5 Blatt als Titelseite informierte über die Specials der Woche (diesmal drei klassische USA Sandwiches), das Ganze Design und Typographie der Webseite aufgreifend, wie auch im Falle des WMTV Restaurants von Torsten Tückmantel ist es Till Droß wichtig, auch in dieser Hinsicht zu demonstrieren, dass man etwas aus seinen Möglichkeiten macht und Wert auf den Auftritt legt.
Wobei man an dieser Stelle auch die engagierte Freundin von Till erwähnen muss, mit der er auch sein privates Glück komplett machte. Amy ist nicht nur Geschäftsführerin sondern unterstützt essentiell im Bereich Organisation und eben auch Webseiten- und Kartengestaltung, ist sich dabei aber nie zu schade, dort am Abend zu helfen, wo es brennt: sei es im Service oder in letzter Zeit auch gerne mal in der Küche – wohl dem, der so einen flexiblen Springer hat.
Während wir munter plauderten kamen erste gut temperierte Durstlöscher an den Tisch, die Damen freuten sich über Himbeer-Lillet (6,50€) und wir über – passend zur Adresse – Augustiner vom Fass, der halbe Liter zu 5,00€, das Viertel zu 2,80€.
Schon da wusste ich, dass das Taxi heute eine gute Idee sein sollte und stellte mir entspannt ein kleines Menü zusammen, was mich als Entscheidungs-Neurotiker natürlich wie gewohnt an den Rand der Erschöpfung brachte.
Gottlob ist die Karte aber wohltuend übersichtlich und bietet eine ansprechende Mischung zeitgeistiger Wohlfühl-Küche, die geschickt eine große Bandbreite dessen abdeckt, was man in solch einem Lokal erwarten könnte und dabei banale SchniPoSa-Kneipenklischees wohltuend hinter sich lässt.
Eben das, was man in England und Irland als „Pub-Grub“ – frei übersetzt etwa „Kneipenfutter“ -bezeichnet ohne dies im Ansatz abwertend zu meinen: gutbürgerliches Essen zu realen Preisen, mal weniger mal mehr mit Klassikern wie Shepherd´s Pie und Co. besetzt.
Wobei man natürlich auch hier ein Jägerschnitzel auf der Karte hat, aber eben selbst-geklopft und paniert mit einem von der Pike auf selbstgekochten Champignon-Rahm – Schnitzel ist eben nicht gleich Schnitzel.
Wir bestellten, das Dessert ließen wir noch offen, und harrten bester Laune der Dinge, während ständig neue Gäste das Lokal enterten und der Geräuschpegel wie erwartet ständig stieg, wer an einem Freitagabend hier ein Candle-Light-Dinner plant reist sicher auch in Flip-Flops in die Arktis.
| Vorspeisen |
kleine Bruschetta – 6,50€
Wildfang-Garnelen mit Brot und Aioli – 12,00€
Die Bruschetta gefiel mir schon optisch gut, vier kleine Scheiben eines nicht zu charakterlosen Brotes, knusprig und warm, dazu sauber filetierte und gearbeitete Tomaten.
Die roten Zwiebeln hätte ich als Bruschetta-Purist nicht gebraucht aber die habe ich selbst in einem guten italienischen Restaurant kürzlich durchgehen lassen weil sie ähnlich mild und süß waren wie hier und das Al B'Andy ist sicher nicht der Ort, um italophile Haarspaltereien zu betreiben.
Nur, und das merkte ich auch vor einer Woche an, bei scharfen weißen Zwiebeln bin ich maximal ungnädig, wenn ich ein Mettbrötchen möchte bestelle ich mir eins, das ist in meiner Welt eine ebensolche rote Linie wie deutscher geräucherter Bauchspeck in einer Carbonara.
Dazu entkernte schwarze Oliven, obenauf etwas frisches Basilikum-Grün, fertig war ein kleiner Appetitmacher, der trotz der saisonal bedingt blassen „Wintertomaten“ viel Spaß machte.
Er gefiel mir im direkten Vergleich sogar deutlich besser als die „italienische Version“ vom letzten Sonntag, weil man dort Pizzateig nahm und das Ganze wie eine Pizza servierte, aber Bruschetta lebt auch von der Textur und Knusprigkeit des Brotes wie ich meine.
Auch wenn noch einige erfreuliche Dinge folgen sollten, wurde mit den Garnelen mein persönliches Highlight des Abends serviert.
Im Prinzip ist es die hiesige Version von Gambas al ajillo und wie angedeutet hatte ich sie schon bei meinem Besuch in der Des`Tille, damals war ich nicht unzufrieden aber merkte einige Dinge an, die man aus meiner Sicht verbessern könnte.
Ich glaube nicht, dass dies alleine dafür ursächlich ist, das ausnahmslos alle diese Dinge (Ware, Optik, flache Aromatik und ein Hauch PLV) adressiert und ausgemerzt wurden aber ich war hin und weg.
Schon optisch machte es mit den Thymian-Stängeln einen weitaus ansprechenderen Eindruck und ich war froh, meine „große“ Kamera und etwas Licht mitgebracht zu haben, auch wenn Madame wie üblich mit den Augen rollte, als ich zuhause den Kamera-Rucksack schulterte.
Es duftete herrlich, ich tunkte etwas vom dazu servierten guten Weizenbrot in das noch leicht brodelnde Öl und war sehr erfreut über ein hinreißend aromatisches Olivenöl, eine kräftige Knoblauch-Note, eine gute Chili-Schärfe – es hätte gerne noch ein gutes Stück mehr sein dürfen, ich hatte extra angemerkt dass ich es gerne „schön scharf“ mag, aber bei Schärfe hat man es als Koch auch nicht leicht, das war schon ok – sowie bedingt durch den frischen Thymian auch eine kräuterige Dimension.
Die mindestens acht großen Wildfang-Garnelen einer idealen Sortierung waren von guter Qualität und besaßen diese spezifisch-süßliche Nussigkeit, die Ware dieser Art besitzt, dazu auf den Punkt gegart, man schmeckte die große Hitze der Pfanne, besser kann man das nicht machen.
Es könnte auch sein, dass es gut ein Dutzend war, man fragte sich teilweise, wo denn noch Platz für das Öl war, hier bekommt man einen immens guten Gegenwert für seine inflationär angeschlagenen Euros.
Wenn ich daran denke, was man mir für das gleiche Geld im Sommer 21 als Gambas al ajillo in einem spanischen Restaurant in Ohligs servierte – Kritik hier zu finden – werde ich nachträglich immer noch sauer, solche Vergleiche machen deutlich, wo sich die Spreu vom Weizen trennt.
Die angenehm feste Aioli wusste auch zu gefallen, ein wenig mehr Knoblauchschärfe hätte sie vertragen können aber das ist ja immer auch Geschmacksache, mich erinnerte sie im positiven Sinne ein wenig an die Version vom Portugiesischen Verein im Südpark.
Zu den Vorspeisen wie auch zu den folgenden Hauptgerichten blieb ich untypischerweise bei Augustiner vom Fass, auch wenn man hier offene Weine durchaus brauchbarer Qualität bietet, schwenke aber erst nach dem Essen auf einen trockenen Riesling um.
| Hauptgerichte |
Allgäuer Rostbraten – 23,50€
Philadelphia Cheesesteak – 16,50€
Das ließ alles sehr hoffen für den „Main-Act“. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass alle vier Hauptgänge zeitgleich und heiß auf den Tisch fanden, als Till Droß sie gemeinsam mit seiner jungen Mitarbeiterin servierte - nicht immer selbstverständlich bei so einer kleinen Küche im Hochbetrieb, auch wenn natürlich bei weitem nicht alle Gäste hier in erster Linie zum Abendessen eintrudeln.
Den Allgäuer Zwiebelrostbraten nötigte ich meiner Mitbewohnerin auf, weil ich mich nicht zwischen dem eigentlich angepeilten Philly Cheesesteak und diesem von mir ebenfalls heißgeliebten süddeutschen Hausmanns-Klassiker entscheiden konnte.
Diese fügte sich aber bereitwillig und mehr als glücklich ihrem Schicksal da sie die begleitenden Käsespätzle abgöttisch liebt. Und ihre Liebe sollte nicht enttäuscht werden, auch ich probierte und war sehr angetan, auch was den verwendeten, charaktervollen Käse in idealer Menge angeht; fädenziehendes Tellerglück, passend zur Witterung.
Beim Fleisch setzte man auf Rumpsteak und bewies, dass man sich auf Steakbraten ohne Sous Vide bestens versteht, auf dem Punkt medium wie bestellt und dabei so zart, dass meine in dieser Hinsicht nervig pingelige Begleitung regelrecht begeistert war.
Hausgemachte frische Röstzwiebeln und ein kräftiger Rinderjus mit ausreichend Tiefe - ohne hier deplatzierte einseitige starke Kräuternoten - komplettierten einen mehr als gelungenen Hauptgang, der aufgrund der mehr als üppigen Portion den Preis nochmals fairer erscheinen lässt, als es ohnehin schon der Fall war.
Das Philadelphia Cheesesteak ist ein rustikaler uramerikanischer Streetfood-Klassikers, der kulinarisch neben einigen anderen Dingen sinnbildlich für meine von diversen USA Aufenthalten geprägten späten Teenager- und frühen Twen-Jahre steht, – unbeschwerte, prägende Zeiten voller Tatendrang, Neugier und Zuversicht.
Dass dieses - in gut gemacht außer Frage köstliche - Sandwich in Europa fast gänzlich unbekannt ist finde ich nach wie vor sehr bedauerlich und wenn ich Leuten seine Verbreitung in den Staaten näher bringen möchte, nenne ich es gerne das „Gyros Pita der USA“, was der Sache zumindest in einer Hinsicht gerecht wird: man bekommt es fast in jeder Region und jedem Kaff.
Kommen wir zur schlechten Nachricht, wenn man es genau nimmt, hatte die Al B'andy Version im Detail nicht viel mit dem Original zu tun.
Dass man nicht das weiche Kartoffelbrot-Baguette verwendet hatte ist genauso geschenkt wie die Tatsache, dass man für die Verwendung von rotem Paprika in den Staaten geteert und gefedert würde, man nimmt nur den grünen wegen seiner leichten Bitterkeit - den man hier allerdings auch verwendete, neben der roten „Haram“-Paprika. ;-)
Was aber der entscheidenste Punkt war, ist dass man das Steak viel zu dick tranchiert hat und es zudem vorher im Ganzen garte. Das heißt in Kombination mit der sehr gelungenen Provolone-Käsesauce hatte man es hier eher mit einem klassischen Steak-Sandwich im Philly Cheesesteak Stil zu tun.
Eigentlich wird leicht angefrorenes Hüftsteak (geht auch mit anderen Cuts natürlich je nach Vorliebe) hauchdünn geschnitten und dann zusammen auf der Plancha (oder Griddle Plate wie es hinter dem Teich heißt) mit Zwiebeln und Paprika kurz gegart, ob der Käse als Sauce später kommt oder mit auf dem Grill geschmolzen wird handhabt jeder ein wenig anders.
Das ergibt dann ein völlig anderes Mundgefühl und unterscheidet sich auch geschmacklich durch die unterschiedliche Garung auf der Grillplatte.
Kommen wir aber zu den sehr sehr guten Nachrichten. Mal abgesehen davon, dass nur wenige Gäste diese Vergleichsmöglichkeit haben dürften, geschweige denn wissen, was ein Philly Cheesesteak überhaupt ist, war das Ergebnis absolut köstlich und mir nerdiges Authentizitätsgeblubber wirklich völlig einerlei.
Das Steak war ebenso hinreißend zart und perfekt gegart wie beim Rostbraten zu meiner Linken, die Provolone-Käsesauce ein Genuss, der sich sogar sehr positiv von mitunter eher lieblosen USA Varianten unterschied, bei denen man im schlimmsten Fall sogar auf das grausame Cheez Wiz von Kraft setzt, das man sich wie flüssigen industriellen Scheibletten Käse vorstellen kann.
Dazu gab es einen Dipp nach Wahl, ich entschied mich für BBQ Sauce und wurde mit einer sehr gelungenen leicht rauchigen Variante belohnt, mainstreamig aber charaktervoll und gut.
Die „Skin On“ Fries die man dazu servierte, produziert man natürlich nicht selbst, aber sie sind frisch und nicht gefroren auch dort zeigt sich, dass man sich Gedanken macht wie man sich unterscheiden kann und die Variante aus ungeschälten Kartoffeln ist eine erfrischende Abwechslung, die es so in Solingen nirgends gibt.
Indes verschlang Tischgenosse Dominic einen weiteren Klassiker der amerikanischen Sandwich-Nomenklatur, diesmal von der Ostküste: ein (Pastrami) Reuben-Sandwich.
Das hausgemachte Pastrami stellt man hier aus der Rinderhüfte her statt traditionell aus der Brust, was natürlich zumindest auf dem Papier die Gefahr beschwört, es könne zu trocken werden.
Das Ganze auf Roggenbrot wie es sich gehört, dazu Emmentaler, Sauerkraut, Gurkenrelish und Reuben Sauce, die man sich als eine Mischung von Mayonnaise, Ketchup, Worcester Sauce und Senf vorstellen kann, einem Russian Dressing nicht unähnlich.
Auch wenn ich vom hochgeschätzten Charly´s Diner Chef und BBQ Nerd-Gott Dirk Vieth sicher wieder zutiefst empörte Post bekomme, falls er dies liest muss ich sagen, dass dies schon optisch sehr gelungen war und mit Freude verspeist wurde.
Das kann man ebenso von Janine´s Wienerschnitzel vom Kalb mit lauwarmem Kartoffel-Gurken-Salat und Preiselbeeren sagen. Man schaue sich dieses perfekt soufflierte Ergebnis an, wer da noch abschätzig über eine vermeintliche Handballer-Pinte lächelt sollte vielleicht nochmal in sich gehen.
Es wurde ebenfalls mit lobenden Worten verspeist und ich war fast – aber nur fast – ein kleines Stück neidisch.
Danach war zunächst Zeit für Hochprozentiges, einen sehr aromatischen Haselnussbrand spendierte das Haus, ich legte noch mit etwas Rum (Don Papa und Bottucal) nach und bestellte mir einen Riesling aus der offenen Weinkarte.
Hier setzt man auf das Weingut Peter Hohn vom Mittelrhein, in 12. Generation betrieben, 3,6 Hektar reine Steillagen mit mehr als 80% Steigung, die eine maschinelle Bewirtschaftung der Lagen unmöglich macht, reine Handarbeit im Familienbetrieb. Den Winzer kennt man gar persönlich: klein ist die Welt, aber da die Frau des Weinmachers einst in der Nachbarschaft des Al B'Andy wohnte, hatte man – also Winzer und Wirt - sich hier später im Lokal kennengelernt
Das Ergebnis war ein extraktreicher, trockener Wein an der Grenze zum Feinherben, dessen Qualität mich sehr positiv überraschte und der auch in Kombination mit der doch mit Aromen naturgemäß eher klotzenden Küche Sinn ergibt, ein filigraner Weißburgunder im Pairing wäre hier doch eher deplatziert.
| Dessert |
Dreierlei – 6,50€
Die Desserangebote wechseln regelmäßig und hätte es heute einen warmen Apple-Crumble mit Eis oder Custard gegeben wäre ich vor Glück gestorben.
Zu meinem Leidwesen gab es dreierlei im Glas, eine Vanille-Creme mit frischen Beeren, Panna Cotta mit Erdbeer-Hütchen und eine Schokoladen-Mousse mit Mango-Coulis.
Habe ich alles probiert und es sollte auch sehr gut schmecken, nur bin ich eben kein persönlicher Freund von Mousse, Panna Cotta und Co. aber das kann man wohl kaum jemand zum Vorwurf machen.
Viel wichtiger war, dass die beiden Damen sich über das Dessert hermachten und sehr angetan waren. Unter dem Strich abermals ein – auch vor dem Hintergrund des Preises – ansehnlich und gelungen vor den Gast gebrachtes Gericht und stimmiger Abschluss.
Was ich an manchen Restaurants so vermisse ist, dass da niemand ist, der dem Ganzen ein Gesicht und eine Seele gibt.
Dass kann man von Till Droß und seinem Baby, dem Al B'Andy mit Sicherheit nicht sagen. Er ist ständig präsent, kennt die meisten irgendwie auch persönlich, töttert und lacht hier ein wenig mit, kurz darauf hilft er wieder mal kurz im Service mit, begrüßt die Gäste wenn möglich persönlich und macht das auf eine Art und Weise die einem das gute Gefühl gibt, bei einem Gastgeber zu sein, dem seine Gäste alles andere als egal sind.
Wobei Droß alles andere als ein leutseliger Trottel ist, ihm ist schon bewusst, welche Rolle von ihm erwartet wird und er erfüllt diese jedoch seit jeher mit einer Freude, die man ihm einfach abnimmt.
Von operettenhaften, unfreiwillig komischen Episoden à la Provinzgrieche, in denen man schon beim Erstbesuch empfangen wird, als sei man ein vor 30 Jahren unter tragischen Umständen verschollenes Familienmitglied, ist er jedenfalls Lichtjahre entfernt.
Und es gab auch einen wirklich magischen kleinen Moment, dem für mich, der Restaurants und Gastronomie auf vielen verschiedenen Ebenen erlebt und begreift, ein kleiner atmosphärischer Zauber innewohnte.
Später am Abend suchte ich die Toiletten im Obergeschoß – Moment, die Magie kommt noch - auf und musste auf dem Rückweg kurz am Fuße der Treppe warten, weil Gäste durch den nahen Eingang rein und raus strömten.
Es lief Depeche Mode, Enjoy The Silence, und inmitten des bestgelaunten Trubels, den die jungen Damen bestens im Griff hatten, saß der Patron am Rande an einem kleinen Tisch mit seinem augenscheinlich in trauter Harmonie verbundenen Koch Franky und spielte in Seelenruhe eine Partie Backgammon.
Es sind u.a. Szenen wie diese, die einen solchen Laden zu etwas Besonderem machen, die am Reißbrett geplante Hochglanz-Gastronomie von gewachsener Tradition unterscheiden, spätestens da wusste ich, dass ich gerne wiederkommen würde.
Als ich nach weiterem Riesling um halb eins auf die Uhr schaute, konnte ich meinen Augen nicht trauen, es fühlte sich an wie halb elf, ich habe schon lange keinen so kurzweiligen Abend mehr verbracht.
Gut nur, dass ich heute nochmals hörte, dass unseren jungen Freunden dies genauso ging, ich habe nach feuchtfröhlichen Abenden in kleiner Runde immer die Befürchtung, ich könnte der einzige sein der das so sah, da ich meine eigene Anwesenheit schließlich nicht ertragen musste. :))
Das Taxi kam prompt, es sollte sich bezahlt gemacht haben an diesem Abend - schön war´s und damit einen herzlichen Dank an alle, die genannt wurden und diesen möglich gemacht haben.
Fazit
Die Küche hat die Erwartungen an das, was man in diesem Genre gemeinhin hier in NRW erwarten kann, weit übertroffen. Ehrliches Handwerk, auf den Punkt umgesetzt und sogar das gar nicht so triviale Wiener wurde perfekt auf den Teller gebracht. Volle 5 Sterne sind schon – aber nicht nur – angesichts der zivilen Preise ein Muss.
Zum Service habe ich schon genug Lob geäußert, auch hier eine positive Überraschung, zumal an so einem lebhaften Freitagabend: 5 Sterne mit Schleife für Ivka und ihre wackeren, stress-resistenten Kolleginnen.
Ein deutlicher Wermutstropfen ist jedoch, dass keine normale Kartenzahlung möglich ist, sondern man entweder mit PayPal (musste ich vor Ort umständlich installieren, da ich die Mobile App nicht genutzt habe bislang sondern nur am PC oder in Safari auf dem Handy). oder bar bezahlt. Für neue Gäste sicher eine Überraschung und nicht jeder nutzt PayPal überhaupt. Daher in Summe "nur" sehr gute 4,5 Service-Sterne, die rein rechnerisch die 5 Sterne Gesamtwertung knapp verhinderten.
Das Ambiente im Bergischen Schiefer rustikal und gemütlich, dass es an einem Freitagabend hier voll und laut würde war allen bewusst, gute vier Sterne für das stimmige, traditionsreiche Setting, das im Sommer übrigens auch einen schönen Biergarten bietet.
Preis-Leistung sehe ich zwischen überragend (Garnelen) und normal bis typisch (Getränke), 4,5 Sterne sind das Ergebnis, nicht zuletzt angesichts der Küchenleistung.
Ich kann mir gut vorstellen, hier in der Woche gerne öfter zu essen, wenn es deutlich ruhiger ist. Denn dass ich die wechselnden Angebote - nach dieser Premiere - bei Lust auf einen unkomplizierten Abend mit einem guten Glas Bier und passender Kulinarik mehr im Blick haben werde, versteht sich für mich von selbst.