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Leider scheinen dienstags alle Lokale geschlossen zu haben (der Dienstag ist der neue Montag). Isst der Tuttlinger in der ersten Wochenhälfte zu Hause oder nimmt er sich brav ein Vesper mit? Bei gefühlten Minusgraden und schwindenden Kräften irren wir genervt in der Innenstadt umher. Da erscheint uns ein gut beleuchtetes, modernes, helles Gebäude in der Bahnhofstrasse als letzter Rettungsanker. Sieht sehr nach Erstbezug aus. Durch die Fensterfronten kann man Reihen von Tischen mit essenden Menschen sehen. Juhu!
Was erst mal wie eine gut besuchte Kantine oder eine beliebte Mensa anmutet, entpuppt sich als moderne Metzgerei mit grosszügigem, freundlich möbliertem Sitzbereich. Offenbar strandet hier halb Tuttlingen zwischen 12 und 1 Uhr. Zielstrebig lassen wir den Verkaufsbereich links liegen und steuern auf den Mittagstisch zu. Tatsächlich pflegt man hier deftige Hausmannskost: diverse Schnitzel- und Leberkäsvariationen, Currywurst mit Fritten, Gulasch mit Spätzle, Spaghetti Bolognese, Maultaschen mit Kartoffelsalat, Bratwürste, Linsen mit Spätzle, Zwiebelrostbraten, Fleischküchle, Hamburger und gegrillter Bauch. Schon allein beim Studium der Angebote hat man mit Speichelfluss zu kämpfen.
Die Damen im Service können zupacken und einiges wegschaffen – wie gestandene Hausfrauen. Allerdings sollte man sich beim Bestellen auch nicht zieren oder unnötig Zeit lassen: hier ist klare Ansage erwünscht. Wir ordern also 1x Zigeunerschnitzel mit Spätzle und extra Bratensauce (12,90 Euro) und 1x Backfisch mit Kartoffelsalat (9,90 Euro). Ausgeliefert wird an den Tisch (dessen Tischnummer man sich jetzt schon verinnerlicht haben sollte), Getränke nimmt man sich selbst aus dem Kühlschrank. Bezahlt wird irgendwann später. Welch Vertrauensbeweis!
Auch wenn die Möblierung als zweckmässig bezeichnet werden könnte, sitzen wir sehr kommod und bequem mit Blick auf die Fussgängerzone. Rasch wird noch mal unser Tisch feucht durchgewischt. In Nullkommanichts füllen sich die gut zwölf bis fünfzehn Tische um uns herum: mit Solisten, Mutter-Kind-Gespannen, Handwerkern, Berufstätigen in der Mittagspause, Paaren nach dem Shopping, Durchreisenden wie unsereins. Nach gut 10 Minuten wird unser bestelltes Essen an den Tisch gebracht. Staunen und Überraschung! Die bestellte Bratensauce outet sich als übersüsstes Ketchup, das das Mittagsmahl bis zur Unkenntlichkeit ertränkt. Man hat sich sichtlich Mühe gegeben, doch Fertigspätzle und carnivorer Hauptbestandteil leiden geschmacklich doch sehr. Der Fisch (vermutlich ein Seelachs oder Teile davon) ist unter reichlich Panade begraben, der Kartoffelsalat wurde möglicherweise von einem Nicht-Schwaben hergestellt: leider viel zu trocken und fad. Tapfer spülen wir das Essen mit einer eiskalten Cola (3,00 Euro) und einem ebensolchen Bier (3,00 Euro) hinunter. Während der Mittagszeit sind alle Tische besetzt, was auf den hohen Beliebtheitsgrad dieses Ortes hinweist.
Die Toiletten befinden sich ebenerdig gleich ums Eck. Gut gepflegt und sehr sauber, aber nicht abschliessbar. Vielleicht wird grade noch umgebaut? Zurück am Tisch rätseln wir erst noch, wie das Bezahlen abläuft. Da keine der Servicedamen an den Tisch kommt, bringen wir unser Geschirr selbst zu einem Abräumwagen und stellen uns an der Kasse an. Offenbar gibt´s hier keinerlei Kontrolle und man könnte auch einfach zecheprellend nach draussen spazieren…
Satt sind wir geworden, doch schon bald rumpelt es mächtig in den Gedärmen. Uns rettet ein Besuch des nahen Bleichehofs mit einem grosszügigen Angebot an Hochprozentigem. Doch das ist schon eine ganz andere Geschichte.