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Das Soulm8 gibt es seit Oktober 2020 in zentraler Innenstadtlage in der Katharinenpassage. Zu den Räumlichkeiten gehören auch Reste des historischen Gemäuers des Katharinenklosters. Gerne denke ich an die Zeiten zurück, in denen diese sehenswerten Räume vom Andechser oder Erdinger bespielt wurden und man es wirtshausmäßig krachen lassen konnte! Danach versuchte sich noch der Stadtwirt. Nun also ein ganz anderes Konzept.
Lest ein Zitat von der Homepage:
„authentisch - asiatisch - lecker!
Wir möchten euch mit asiatischen Köstlichkeiten im Tapas-Style verwöhnen. Es gibt eine große Auswahl an kleinen Portionen, ideal zum Teilen, Probieren und Schmausen mit der ganzen Familie, den besten Freunden oder den Lieblingskollegen. Wir servieren Gerichte nacheinander, damit jedes Gericht seinen Raum bekommt und von allen probiert werden kann. Jeder, der mag, schnappt sich einfach etwas von der Tischmitte.“
Das mit dem nacheinander hat bei einer lieben Kollegin meiner angestammten Begleiterin leider gar nicht geklappt, denn bei ihrem Besuch mit Mann und Freunden wurden alle Tapas gleichzeitig gebracht. Aber geschmeckt hatte es und so kam das Soulm8 auf meine Liste.
Die Homepage mit der Speisekarte (https://www.soulm8.de/) ist im urbanen Mainstream gehalten, also Preisangaben wie 12,9 oder viel Englisch (aber noch nicht so „weltläufig“ rein Englisch wie in einigen Berliner Kiezen). Mit Simon Frank und Hendrik Kuo sind es auch nicht zugewanderte Asiaten, die das Soulm8 ins Leben gerufen haben.
Wir betraten also mit Spannung an einem warmen Sommersamstag gegen 18 Uhr das Soulm8.
Auf der großzügigen Terrasse schon ordentlich Betrieb, drinnen blieb es eher ruhig. Meist junges Publikum, das mit Stäbchen zu essen geübt ist, etwas Englisch war auch zu hören.
Ich kann das Soulm8 gerne empfehlen und die Einkehr ist auch gut erschwinglich, denn die Tapas sind großzügig portioniert. Wir kamen mit sechs hin, wie noch zu lesen sein wird. Dafür standen 56,30 Euro (ohne Getränke) auf dem Bon. Also ein sehr akzeptables Preis-Leistungsverhältnis für die Speisen.
Service:
Im Soulm8 herrscht kein Personalmangel. Hinter der Theke zwei junge Frauen für das Zapfen und Mixen. Etwas dahinter fünf Köche und im Service eine gemischte Brigade europäischer und asiatischer Provenienz, meist schwarz gewandet. Unsere Asiatin war eine Frohnatur und bediente uns flott. Erfreut war sie sichtlich, dass ich die Hühnerfüße orderte, betonte, dass diese gut schmeckten und – auf Nachfrage – von deutschen Hühnern stammten. Gerne gute vier Sterne für diesen Auftritt!
Die Getränkeauswahl im Soulm8 ist vielfältig. Es gibt auch die chinesischen Schnapsbomben (4 à 5 Euro, auf dem Dorf bei Panda 3,5 Euro!), Cocktails, die unvermeidlichen Spritzer. Ich führe ja immer an die Bierpreise (Hell, Zwickel, Weißbier 0,3l für 3,90 Euro), die auf üblichem Niveau liegen; Wasser 0,75l kommt auf stolze 7,50 Euro. Die klassifizierten Weine kommen bei 8 x weiß, 2 x rosé und 5 x rot auf eine Spannbreite zwischen 6,20 bis 8,60 Euro für das Glas 0,2l.
Ausgegeben wird im Soulm8 nichts.
Essen:
Ich hatte auf dem Laptop einige Tapas aus der umfangreichen Karte herausgeschrieben, um nicht im Restaurant lange bis zur Auswahl hin und her blättern zu müssen. Als wir beobachtet hatten, welche Größe die Tapas haben, entschieden wir uns für fünf. Zuerst bekamen wir die Entenbrust (9,50 Euro), in Tranchen geschnitten und mit krosser Panade versehen und mit Teriyakisoße beträufelt. Darunter große weiße Chips, optisch wie Schaumstoff, aber wohl Kroepoek). Mit der guten Sojasoße und den nicht übermäßig scharfen Chilisamen in Öl, was auf allen Tischen steht, konnte ich die Chips gut aromatisieren. Mit etwas Abstand dann die Garnelen am Spieß mit Knoblauchsoße (9,50 Euro) und die Hähnchenspieße (6,80 Euro). Als Garnitur immer Salatblatt und Weißkohl, der gelb daherkam, ohne dass das färbende Gewürz eindeutig zu identifizieren war. Die Soße auf beiden Spießgerichten weitgehend ähnlich mit der Teriyakisoße zur Entenbrust, beim Lektorat dieses Textes wurde „süßlicher“ angemerkt . Die sechs Garnelen noch mit Biss und fleischig und die Hähnchenspieße sehr zart.
Die dann erschienenen Jacobsmuscheln nach japanischer Art mit Knoblauchsoße (11,50 Euro) lagen auf Pak-Choi-Stücken. Die Soße sehr wässrig und nur zurückhaltend geknobt. Hier wünschte ich mir etwas mehr Mut zum Knoblauch.
Und dann die Hühnerfüße! Die o. e. Kollegin hatte sich nicht rangetraut, obwohl interessiert. Das forderte mich heraus. Man weiß ja, dass viele Teile vom Huhn oder Schwein, die bei uns keinen Weg in die Theke finden, bei den Asiaten zur Alltagsküche gehören. Ich hatte keine Vorstellung, was mich bei gedämpften Hühnerfüßen mit schwarzen Bohnen (7,00 Euro) erwarten würde. In der ordentlichen Schale erwarteten mich viele Teile vom Hühnerfuß, genauer Zehen ohne Kralle, mal zusammenhängend, mal einzeln. Erstaunlich dick. Sie schwammen in einem öligen Sud, in dem kaum Bohnen zu finden waren. Von der Textur her erinnerten mich die Zehen an die dünnen Enden des Schweineschwänzchens, die vor Jahrzehnten gerne in der Erbsensuppe mit gekocht wurde. Es gilt auch das Abnagen von kleinen Knochen. Eigengeschmack konnte ich nicht identifizieren, aber der ölige Sud verlieh ausreichend Geschmack. Im Ergebnis also durchaus mehr als ein kulinarischer Gag!
Auf meinem Zettel hatte ich noch Ramen mit Hühnerfleisch, aber das war mir dann doch zu mächtig nach den Tapas. Als quasi Nachspeise dann Thunfisch-Sashimi (12,00 Euro). Fünf dicke Scheiben Thunfisch sehr guter Qualität auf fein streifig geschnittenem Rettich und als Beilagen Wakame, Ingwer und Wasabi. Ein toller Abschluss! Insbesondere die Würzung des Thuns mit ein paar Tropfen Sojasoße und Limette und Wasabi war ein echter Bringer. Denn: Im Soulm8 wird das Wasabi aus Pulver angerührt. Nach meiner Erfahrung (ich habe von der Wirtin des Pandas in Löhnhorst eine Dose Wasabipulver mitbekommen und rühre es jetzt immer selber an) ist das Wasabi aus Pulver um ein Mehrfaches schärfer als das aus der Tube. Es ist dieser Schärfekick, der in die Nase zieht, aber schnell vergeht, wie die Nase voll Ammoniak beim Boxer, bevor er zur nächsten Runde aufsteht.
Resümee: Alle Speisen großzügig portioniert und schmackhaft. Nur die Knoblauchnote sollte intensiver sein. Das gibt auf meiner Skala vier Sterne.
Ambiente:
Das Soulm8 hat mehrere Bereiche: In einem beeindruckenden Backsteingemäuer des Refektoriums und des Kreuzgangs des Katharinenklosters befindet sich der „historische“ Teil; ein paar Stufen höher der moderne Gebäudeteil und vor beiden Innenbereichen gibt es Außenplätze. Insgesamt dürfte das Soulm8 nach dem Ratskeller und dem Schüttinger das drittgrößte Restaurant in der Innenstadt sein.
Wir saßen an Tisch 12, den ich bei der persönlichen Reservierung erbeten hatte. Geschützt in einer Ecke am Fenster, so dass man das Innen- und Außentreiben gleichermaßen im Blick hat. Lobenswert die Dimension des Tisches und die großzügigen Abstände zwischen den Tischen, so dass keine Enge aufkommt. Man sitzt auf hellem Leder (Bank oder Stuhl). Unter einem der Parkettboden mit Gebrauchsspuren. Ansonsten geht es im modernen Teil hell zu, ohne Asiaschnickschnackdeko.
Sauberkeit:
Alles in Ordnung.