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Auf der Suche nach einer Post-Weihnachtsmarktbesucheinkehr, die man frühzeitig angehen und mit einer Reservierung abschließen muss, nahm ich den Kleinen Ratskeller ins Visier. Zwar war der hier berichtete Besuch in 2015 nicht ganz überzeugend, aber ich hatte im Hinterkopf, dass es seitdem einen Wirtswechsel gegeben hat. Bei meiner Recherche stieß ich auf einen Stefan Schröder, der in 2022 übernommen hatte. Aktuell trägt eine Silja Reimann die Verantwortung. Die Angaben über die beiden in den Auskunfteien zeigen eine Spur des Scheiterns auf (Pleiten, Liquidationen). Aber das ist in der schnelllebigen Gastrobranche nicht so ungewöhnlich und sollte uns nicht von einem Besuch abhalten, der als Probeessen für die Adventseinkehr dienen sollte.
Am besuchten Samstagabend waren wir die einzigen Gäste, die drinnen essen wollten. Draußen waren die meisten Tische in der engen Gasse belegt.
Auf der Homepage sieht man die Speisekarte, aber ohne Preisangaben. Da sie regional bodenständig ist (Knipp & Co.) erwartet man keine preislichen Überraschungen. Leider gefehlt!
Wenn ich „Abzocke“ behaupte, muss ich das näher begründen, denn es ist aus meiner Feder ein schwerwiegender Vorwurf.
Es beginnt bei den Getränkepreisen. Für das lokale Haake Beck werden für 0,3l sage und schreibe 5,50 Euro fällig, für das Kräusen gar 5,90 Euro. Zum Vergleich: Im Feldmanns an der Schlachte, eine 1a-Gastrolage in Bremen, zahlt man für 0,4l Haake Beck 4,90 Euro und 0,3l Kräusen 4,50 Euro.
Für eine Flasche Wasser 0,75l werden im Kleiner Ratskeller 7,90 Euro aufgerufen und die nicht näher klassifizierten offenen Weine beginnen bei 8,90 Euro für 0,2l.
Nun ist es nicht selten, dass hohe Getränkepreise die Preise für die Speisen quersubventionieren. Davon kann im Kleinen Ratskeller keine Rede sein. Für die Hochzeitssuppe stehen 12,90 Euro auf dem Bon, für Strammer Max 17,90 Euro und das Labskaus soll 27,90 Euro wert sein! Nochmals ein Vergleich: Im Feldmanns verlangt man für Labskaus 16,40 Euro, nebenan im Schüttinger kostet es 19,80 Euro.
Ich vermute, dass die meisten Bremer, die diese völlig überzogenen Preise im Kleinen Ratskeller einmal erlebt haben, künftig einen Bogen um das Restaurant machen werden. Es sind wohl Touristen, die den Kleinen Ratskeller, der in unmittelbarer Nähe zu den Hotspots Marktplatz und Böttcherstraße liegt, am Leben halten. Für Skandinavier und Engländer sind die Preise im Vergleich zu ihrer Heimat wohl noch günstig.
Für das Preis-Leistungsverhältnis nur einen zornigen Stern!
Nach dem Weihnachtsmarkt wird es wohl deftige Südtiroler Schmankerl geben!
Service:
Ein ungleiches Paar konnten wir erleben. Eine junge Aushilfe, vom Phänotyp her aus Vorderasien und einen ergrauten älteren Kellner. Man brachte uns flott die Karten, aber ein Getränkewunsch wurde nicht abgefragt. Auch beim mehrmaligen Vorbeigehen kam die junge Servicekraft nicht auf diese Idee.Erst mit einem Ruf Richtung Kellner wurden wir unsere Order los. Die Getränke, auch danach, kamen flott. Die Aushilfe ließ ein Glas fallen und panschte beim Bierzapfen zum Wegsehen rum. Vielleicht sind es die Schankverluste, die durch die Bepreisung kompensiert werden müssen. Zumindest hat sie zweimal gefragt, ob es denn schmecke. Die Abstände zwischen Suppe und den Hauptspeisen waren passend.
Für den Service 2,5 Sterne.
Essen:
Meine Hochzeitssuppe kam schön heiß auf den Tisch und hatte reichlich Einlage. Geschmacklich im Mittefeld der Hochzeitssuppenliga angesiedelt, aber preislich mit den 12,90 Euro im Quervergleich überzogen angesetzt (im „großen“ Ratskeller kostet die Hühnerbouillon 7,95 Euro).
Die Hauptgänge bestanden aus Strammer Max und Labskaus. Beides wurde auf großen, eckigen Tellern serviert, die gut zur Hälfte mit gemischtem Salat belegt waren. Dieser war, isoliert betrachtet, mit einer Honig-Senfvinaigrette gut angemacht und erfrischend, passte aber nicht zu den Gerichten.
Auf meinem guten Labskaus drei kleine Spiegeleier und am Rand ein Rollmops. Die Labskausportion zufriedenstellend und geschmacklich gut.
Zum Sattwerden auch der Stramme Max: Roher Schinken auf drei Scheiben eines hellen, leicht körnerigem Brotes, getoppt jeweils von einem Spiegelei.
Man liest, dass die Speisen im Kleiner Ratskeller durchaus zufriedenstellen können (3,5 Sterne).
Ambiente:
Hier hat sich seit 2015 nichts verändert, deswegen zitiere ich mich mal selbst:
„Laut Homepage wurde das Lokal 2014 grundrenoviert. Die ist gelungen, weil die stilbestimmenden Elemente nicht angefasst wurden oder Neues sehr gelungen eingepasst wurde. Es dominieren Holzfarben (dunkle Täfelungen an den Wänden, der Theke und Decke im hinteren Raum, helle blanke Tische und ein rustikal gemaserter Fußboden in Plankenoptik). Man sitzt wandseitig auf grünen Lederbänken. Die beiden ineinandergreifenden Räume machen das Lokal schlauchförmig und die Tische längs der Wände sind schlank gehalten. Für vier Personen ausreichend, für sechs Personen gemäß Bestuhlung unterdimensioniert.“
Sauberkeit:
Alles in Ordnung, auch die Toiletten tadellos.