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Gegen 18 Uhr trafen wir sprich meine Frau und ich nebst Tochter, Schwiegersohn, Sohn und einer langjährigen Freundin der Jubilarin am "Unter der Linde" ein. Das milde Wetter hätte es zwar zugelassen, im bereits gut gefüllten Aussenbereich zu sitzen, aber irgendwie zog es uns doch nach drinnen in den nicht allzu großen Gastraum. Dort war auch bereits für uns einer der beiden größeren Tische eingedeckt und auch die Speisekarten lagen schon parat. Gut betreut wurden wir von einer jungen Dame; hätten wir draussen gesessen, wären wir wohl im Bereich eines mittelalten vollbärtigen Servicemenschen gelandet, der sich jedesmal, wenn er hereinkam und Richtung Küche ging entweder in seinen Zähnen herumporkelte oder sich in der Nase bohrte. Dass er sich dann hinterher jedesmal die Hände gewaschen hat, bevor er am Pass neue Teller aufnahm, darf bezweifelt werden. Mit unserem Service hatten wir also Glück; das war und blieb allerdings auch das einzige Glück.
Zitat aus der "Unter der Linde"-Speisekarte: "Willkommen Dehemm!" Unsere Mission ist es, Ihnen kulinarische Erlebnisse zu bieten, die auf den besten regionalen Zutaten basieren. Wir glauben fest daran, dass die Qualität unserer Gerichte direkt von der Frische und Herkunft der verwendeten Produkte abhängt. Deshalb arbeiten wir eng mit lokalen Produzenten zusammen, um Ihnen stets Frisches und Saisonales zu bieten." Wie heißt es doch in Goethes "Faust" so treffend :"Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum." An diesem Abend war für uns in Sachen Kulinarik leider so gut wie alles in tristem Grau gehalten, das stellenweise fast schon einen Stich ins Trauerschwarze hatte. Wenigstens die Getränke waren soweit in Ordnung; meine liebe Frau hatte sich für alkoholfreies Weizenbier (0,5l EUR 4,90) entschieden. Für mich gab es zunächst ein Bayreuther Landbier Dunkel (0,5l EUR 5,20) und zum Essen ein Glas Château Carbonac Corbières (0,2l EUR 8,50). Weiter wurden am Tisch getrunken: Mineralwasser (EUR 6,00 pro 0,75l), Auxerrois (EUR 4,30 pro 0,1l), Kaffee (EUR 3,20) und Espresso. (EUR 2,80).
Hätten wir geahnt wie gering die Portionen bei den Hauptgerichten ausfallen, hätten wir alle sicher vorweg Vorspeisen geordert; so aber wurden nur Hauptgerichte bestellt. Die Jubilarin bestellte sich "Daarler Gudd Gess" (Selbstgemachter Rindfleischsalat mit Röstkartoffeln) für EUR 19,80, normalerweise eine sehr ordentliche Portion Rindfleischsalat mit einem Häufchen Brat- oder Röstkartoffeln. Hier war das Verhältnis buchstäblich auf den Kopf gestellt: einem Haufen Röstkartoffeln, die diesen Namen nun wirklich nicht verdienten, lag ein fast kläglich kleines Häuflein Rindfleisch gegenüber. Die Bestellerin sprich meine liebe Frau war verständlicherweise richtig enttäuscht. Mein Schwiegersohn hatte sich für das "Rumpsteak (ca. 250 Gramm) Büffel Bill von der Bodensee-Färse" (EUR 28,00 plus EUR 4,00 für die Beilage) entschieden. Ich tendierte zunächst für "Tartar Frites" (Frisch gewolftes "Büffel Bill" Rindfleisch mit Garnitur zum selber anmachen (Eigelb, Kapern, selbstgemachte Remoulade, Rucola, rote Zwiebeln und Pommes Frites)) für EUR 25,50. Allerdings wollte ich das Tartar nicht gewolft sondern geschnitten haben; nachdem man küchenseits diesen meinen Wunsch nicht erfüllten wollte, nahm ich auch das Rumpsteak und wählte Kartoffelgratin als Beilage. Die Gargrade waren erfragt worden, allerdings hatte die Küche wohl andere Vorstellungen was das Braten von Rumpsteaks anbelangt. Schon rein optisch machten die Rumpsteak-Gerichte keinen sonderlich guten sondern eher einen ärmlichen Eindruck: einsames Steak auf großem weißem Teller und daneben die Mini-Beilage; beim Schwiegersohn die nichtgerösteten Röstkartoffeln und bei mir ein kleines Quadrätchen von schlecht gemachtem Kartoffelgratin. Für solche Beilagen EUR 4,00 in Rechnung zu stellen ist gelinde gesagt eine Frechheit; das brachten wir auch unserer Servivemaid gegenüber zum Ausdruck. Die Arme konnte natürlich nichts dafür, auch nicht dafür, dass der Gargrad unserer Rumpsteaks ziemlich weit überschritten war, aber sie kriegte unsere Beschwerden nun mal ab. Unsere Tochter hatte für sich "Fish & Chips" (EUR 26,00) ausgesucht; dieses Gericht war wohl einigermassen o.k., genau wie der "Flammkuchen Alsace mit Beilagensalat" (EUR 17,00), den der Sohn sich ausgesucht hatte. Annähernd gesättigt war niemand von uns; angesichts der sehr bescheidenen Küchenqualität riskierten lediglich meine liebe Frau, ihre Freundin und ich die Bestellung von Desserts, während die Kinder und der Schwiegersohn auf der sicheren Seite blieben und es bei Kaffee bzw. Espresso bewenden liessen. Sie hatten gut daran getan, denn unsere Desserts waren jetzt nochmal der buchstäbliche Griff ins Klo: der angeblich frische Mirabellenkuchen (EUR 3,60) meiner lieben Frau hatte schon einige Tage auf dem Buckel und mit der namensgebenden Mirabelle war sehr gegeizt worden, meine "Crême brulée" (EUR 9,90) war schon allein handwerklich nicht gut gemacht, und der "Apriko Crumble" (3,60) der Freundin meiner Frau schmeckte quasi nach nichts und Crumble war so gut wie nicht vorhanden. Insgesamt hatten wir in Anbetracht der fast durchgängig äusserst mässigen Qualität der Speisen keinen schönen Geburtstagsabend, stattdessen schlug der Frust bei uns mehr oder weniger hohe Wellen.
Fazit: Von weiteren Besuchen "unter der Linde" werden wir in jedem Fall künftig absehen.