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Unsere Reservierung in Berlin im Dreisterner für dieses Wochenende haben wir ebenso abschreiben müssen wie die Bahnkarte in die Hauptstadt. Zu viel Optimismus beim Buchen von Spartarifen ist in diesen Zeiten wohl nicht angebracht. Wissen wir beim nächsten Mal dann besser.
Also ins Auto gesprungen und dann eben wieder nach Köln. Die Wohnung dort will ja schließlich auch bespielt und von Zeit zu Zeit vom Staub befreit werden.
Den ersten Abend beglückte uns das Backhendl aus „Essers Gasthaus“, den zweiten Abend haben wir bereits mit dem Menü aus der „Henne.Weinbar“ hier dokumentiert. Und für den Nikolaustag fiel die Wahl auf das Menü vom „Gut Lärchenhof“ in Pulheim.
Also bei bestem Herbstwetter mal einen Ausflug auf den Golfplatz gemacht, denn dort kocht Torben Schuster im Gourmetrestaurant, das mit einem Michelinstern und immerhin 18 Gault Millau-Punkten ausgezeichnet ist.
Das Menü selbst ist sorgfältig in zahlreichen Weck- und Einweggläsern sowie vakuumiert und in einigen Einwegbehältern vorbereitet. Anhand der Beschreibung ist bereits erkennbar, dass hier durchaus ein paar Handgriffe mehr vonnöten sind als bei anderen Menüs. Hier muss tatsächlich auch noch gebraten und ordentlich im Topf erhitzt werden. Aber mit Anleitung ist auch das alles machbar.
Bereits beim Brot, das im Ofen aufgewärmt werden muss, ist erkennbar, dass hier keine Durchschnittsware auf den Tisch kommt. Zweierlei Ciabatta-artiges Brot, einmal mit Karotte-Ingwer, einmal mit Sepia schwarz eingefärbt, schmeckt gut. Das dazu vorgesehene Gänseschmalz passt dazu zwar nicht wirklich, ist für sich genommen aber ausgezeichnet.
Zum Start gibt es Fingerfood in Form von drei kleinen Königinnen-Pasteten. Sowohl das Ragout vom Kalbsbäckchen als auch die Würfel von der Entenbrust, die mit Parmesan-Limonen-Creme ausgarniert werden und das würzige Tomatenkompott mit Auberginentatar gefallen mir gut. Allerdings sind die Pastetchen so klein, dass von den Zutaten ein Mehrfaches übrig bleibt, weil ein kleiner Teelöffel zum Füllen fast ausreicht. Als Fingerfood also sehr gut. Und den Rest haben wir uns dann auf’s Brot gegeben. Das passte dann auch.
Als Vorspeise gibt es in Sternanis gebeizter Lachs. Vom Sternanis ist zwar nicht viel zu schmecken, aber der Fisch ist trotzdem köstlich. Dazu gibt es Feldsalat, der mit einem Dressing angemacht wird, das eine schöne Orangennote hat. Sehr gut auch das marinierte Wintergemüse. Geschmacklich etwas blass hingegen die Buchweizenchips. Aber ansonsten ein schöner Auftakt.
Etwas Arbeit erfordert der Fischgang. Die Zanderfilets müssen noch gebraten werden. Die Anweisungen dafür sind sehr präzise und passend. Das Schwarzwurzelgemüse wird im Wasserbad erhitzt. Die Wasabi-Butter-Sauce wird im Topf erwärmt. Hier empfiehlt es sich aber, genau aufzupassen. Denn sonst läuft einem die Sauce schnell weg.
Auf dem Teller ist das Farbbild herbstlich braun und vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so attraktiv. Geschmacklich kann das aber überzeugen. Die Buttersauce ist aromatisch, der Fisch auf den Punkt und die Schwarzwurzeln in Dashi noch mit Biss und einem passenden erdigen Ton.
Das mit Aromaten vorbereitete und vorgegrillte Kalbskotelett wird im Backofen zu Ende gegart, dann in Alufolie geschlagen und als es soweit ist, es aufzuschneiden und anzurichten, ist klar, dass es in weiten Teilen noch roh ist. Also die Schupfnudeln, die ebenfalls noch gebraten werden mussten und das Kohlrabigemüse weiter warmhalten und noch mal nachbraten.
Dann allerdings passt es. Mit der hochkonzentrierten, intensiven Jus ergibt sich ein so rustikaler wie feiner Genuss. Den stärksten Eindruck hinterlässt bei mir der getrüffelte Kohlrabi. Eine ganz wunderbare Beilage zum guten Fleisch.
Vor dem Dessert brauchen wir eine anständige Pause, denn wir sind bereits mehr als gut gesättigt. Der Abschluss lässt sich recht einfach anrichten. Die Tarte Tatin wird nur einige Minuten im Backofen erwärmt, die Vanillecreme ist als recht fester Tupfen bereits vorbereitet und muss nur auf den Teller gebracht werden. Zum Schluss noch die Crumble und fertig. Was an der Tarte allerdings japanisch ist, wie in der Menübeschreibung angekündigt, erschließt sich mir nicht. Der Blätterteig ist schön knusprig, die Obstauflage fein geschichtet und kompakt. In Summe etwas eleganter als eine klassische Tarte Tatin, aber geschmacklich nicht unbedingt groß unterschiedlich.
Nach diesem Abschluss sinken wir ermattet in die Sofas. Nachmittags haben wir in einem griechischen Restaurant am Rheinauhafen zufällig einen Adventsbasar entdeckt und uns mit allerlei Leckereien eingedeckt, darunter auch der Flasche Rotwein, die uns den Hauptgang begleitete und einem Fläschchen Trester, der uns die Verdauung zwar nicht erleichtert. Aber einreden kann man es sich ja trotzdem. Und jetzt wissen wir, dass auch die Griechen ordentlichen Grappa produzieren können.
So geht ein Hochzeitstagsmenü zu Ende, das zwar anders, aber halt auch gut war. Nächstes Jahr wünsche ich mir zu diesem Anlass trotzdem wieder weniger – ach, am besten gar keine – Arbeit.