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Und wenn sich einer inmitten der Corona-Hochphase selbständig macht, dann sind diese bestimmt nicht ganz unberechtigt, zumal Chefkoch Florian Merker seine Version einer gutbürgerlichen Leibspeisenküche mit viel Leidenschaft und einer gehörigen Portion Idealismus lebt.
Ein gesundes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und einen Sinn fürs Geschäft hat der emsige Hirschen-Wirt noch dazu. So hat er aus seinem Spitznamen „Fezzo“ eine – zumindest in der Region – bekannte Marke gemacht. Dieser prangt auf zahlreichen Accessoires, die man vor Ort oder über die Webseite beziehen kann.
Neben dem in dieser Gegend (noch) obligatorischen Stammtisch für die Alteingesessenen bietet er für die ruhigen Kugelschieber eine Kegelbahn der alten Schule im Keller an. Sonntags werden in erster Linie Schmorbraten aufgetischt. Senioren ab 60 erhalten hier beim Mittagessen einen 10%-igen Bonus auf Speisen und Getränke. Und am Dienstagabend gibt es eine spezielle Burger-Karte.
Unser erster Urlaubstag im nicht weit entfernten Weiler-Simmerberg fiel auf einen Dienstag und ich versuchte für den Abend einen Tisch beim „Fezzo“ zu reservieren. Alles ausgebucht – am Burger-Dienstag schien der Laden so richtig zu brummen, wie man mir am Telefon verkündete. Na gut, dann habe ich eben für den darauffolgenden Abend einen Tisch für zwei Erwachsene und ein Kleinkind klargemacht.
Da gab es zwar keine Burger, dafür aber ein übersichtliches Standardprogramm mit gängigen Fleischklassikern, deftigen Vespereien und auch ein paar handfesten Tellern für hartgesottene Fleischverzichter. Im Grunde war da für jeden etwas dabei, weshalb uns die Wahl nicht gerade leichtfiel.
Unsere Kleine bekam eine kleine Extrakarte zum Ausmalen samt Buntstiften gebracht. Für 8,50 Euro konnte sie sich ihr „Kinder-Menü“ (Hauptgang und Dessert) selbst zusammenstellen. Auch eine kleine Kinderkochzeile stand den Kleinen im Flur als Spielecke zur Verfügung.
Die Servicekräfte schien das nicht im Geringsten zu stören. Ganz im Gegenteil, in Sachen Kinderfreundlichkeit agierte das „Fezzo-Team“ absolut vorbildlich.
Der wohlgehopfte Durstlöscher stammte aus der nahegelegenen Post Brauerei in Weiler, in deren Brauereigasthof wir am Abend zuvor eingekehrt waren und an deren traditionellem „Post-Edel“ ich mich gütlich tat. Die 4,20 Euro für den halben Liter dieser mild-würzigen Bierspezialität waren jedenfalls hervorragend angelegt.
Noch etwas süffiger fiel übrigens das naturtrübe „Zwickel-Bier“ (auch von der Post Brauerei) am darauffolgenden Abend aus.
Davon wären – bei entsprechendem Durst – sicher noch ein paar Schoppen mehr „drin“ gewesen. Aber die kurvenreiche Landstraße nach Obertrogen (Gemeindeteil von Weiler-Simmerberg) wartete im Anschluss an das Abendessen auf einen sicheren Heimfahrer. („Lass das mal den Papa machen, der Papa macht das juut…“)
Die Reservierung für den Folgebesuch einen Abend später erledigten wir übrigens noch am selbigen. In einer sehr gutbürgerlichen Einkehradresse wie dieser wird man schließlich gern zum Wiederholungstäter.
Während sich meine Frau an einer Salatplatte mit gebackenem Bergkäse und Baguette (18,90 Euro) gütlich tat, ließ ich mir den Zwiebelrostbraten mit Käsespätzle (29,90 Euro) mal so richtig schmecken. Vorweg bedurfte es lediglich einer kleinen, vegetabilen Einstimmung, was mir einen schmackig angemachten Beilagensalat (6,50 Euro) einbrachte.
Unserer Kleinen war auch nach „Kässpatzen“ zumute. Ging klar, denn diese wurden auch als Kinderportion angeboten.
Aber was war das? Unter meinen von leckerer Salattunke benetzten Blättern schlummerte neben den üblichen Rohköstlichkeiten (alles selbst geraspelt!) ein Häufchen Kartoffelsalat der allerbesten Sorte. So ähnlich hatte ihn früher auch meine Mutti gemacht. Ohne Mayo – dafür mit einer schönen Essignote.
Da fiel mir die Entscheidung am nächsten Abend leicht: da der Kartoffelsalat nur als Beilage zum Schnitzel „Wiener Art“ serviert wurde, kam ich quasi nicht umhin, mich dem schweinernen Panierstück anzunehmen. Genauer gesagt waren es zwei…
Doch zurück zu meiner unter einer dichten Röstzwiebelfrisur lauernden Tranche aus dem Rinderrücken. Die wurde im gewünschten Gargrad „medium rare“ geliefert und von einer kräftigen Jus umspült. Ein Rostbraten wie aus dem Bilderbuch für deftige Wiener Fleischgerichte.
Flankiert von schlotzig-cremigen Spätzle (eigentlich waren es Knöpfle…), die keine Sättigung scheuten, war das ein astreiner Wohlfühlteller für einen ausgehungerten Karnivoren.
Keine Ahnung, wie mir das gastrale Kunststück gelang, danach noch drei im Bierteig ausgebackene, mit Zimt und Zucker bestreute Apfelküchle mit Vanilleeis und Sahne (11,50 Euro) zu verdrücken. Aber ich glaube, mir wurde geholfen…
Dass meiner Frau der gebackene Bergkäse schmeckte, war von vornherein klar. Den genießen wir in unserer österreichischen „Zweitheimat“, dem Bregenzerwald, am liebsten in gut gereiftem Zustand. Als gebackener Vertreter seiner Art (Greek-Style) machte er sich aber auch ganz prima, wie mir ein Häppchen zum Probieren bestätigte.
Auch das Töchterchen genoss ihre Käsespätzle und freute sich bereits nach halb gelöstem „Spätzial-Auftrag“ auf ein kugelförmiges Eiserlebnis aus Milch und Schokolade zum Nachtisch.
Dem wurde – wie sich das im Urlaub so gehört – von elterlicher Seite stattgegeben. Die verbliebenen Teigwaren fanden bald eine Abnehmerin.
Am nächsten Abend löffelte ich eine herzhafte Rindersuppe mit Pfannkuchenstreifen aus dem Einweckglas (5,90 Euro). In der heißen Brühe tummelten sich jede Menge fluffiger Flädle. Ach, solche klaren Terrinen können bei entsprechender Einlage schon eine Wohltat sein.
Dann widmete ich mich – von der Flädlesuppe bereits leicht angesättigt – den kross der Pfanne enthobenen Panadebeispielen aus dem flach geklopften Schweinerücken (17,90 Euro). Die beiden anständig gewürzten Musterexemplare lagen heiß und knusprig auf einem gar nicht so kleinen Kartoffelsalathügel, dessen fein austarierte Essigsäure genau die richtige Balance zwischen Würze und Frische fand.
Er schmeckte einfach „fezzomenal“ – wie damals bei Muttern – und weckte somit ein paar schöne, kulinarische Erinnerungen. Wenn ein Essen das schafft, kann man den Koch eigentlich gar nicht genug dafür loben…
Auch meine Gattin hatte mit ihrem Gemüsebratling, der sich unter einem gratinierten Ziegenkäse versteckte, nichts falsch gemacht. Zumal ihr auch das auf Knack sautierte, mit reichlich Rucola garnierte Pestogemüse (Zucchini, Paprika, rote Zwiebel, Champignons) zusagte.
Selbst das Mango-Chutney schien ihren aus frischen Produkten zubereiteten Veggie-Teller nicht zu schmälern, sondern passte ausgesprochen gut zur Bratling-Käse-Kombi, die mit stolzen 17,90 Euro zu Buche schlug.
Generell sind beim „Fezzo“ die Preise etwas höher als im gemeinen Allgäuer Landgasthof um die Ecke. Dafür bekommt man aber auch wirklich erstklassige, mit Liebe zum Detail gekochte Hausmannskost aus qualitativ guten Zutaten aufgetischt. Und dass gute Produkte ein paar Euro mehr kosten, ist nun wirklich keine Überraschung mehr.
Der Service agierte flink und zugewandt. Man merkte den Bedienungen an, dass sie mit Herzblut bei der Sache sind. Das Interieur präsentierte sich – typisch Wirtshaus – rustikal und bodenständig.
Genau wie die Küche von Florian „Fezzo“ Merker. Eine Dorfwirtschaft zum Wohlfühlen mit hölzerner Einrichtung und einem etwas in die Jahre gekommenen Parkettboden, der bestimmt schon so einiges erlebt hat.
Sollte es uns mal wieder in den bayerischen Teil des Westallgäus verschlagen – und das wird es mit Sicherheit, da es hier meiner Frau schon allein aus familiären Gründen (ihr Opa stammte von hier!) besonders gut gefällt – dann steht einer erneuten Einkehr beim „Fezzo“ nichts im Wege. Dann auch gern an einem Dienstagabend bei Smoky-Deluxe- oder Chili-Cheese-Burger.