Geschrieben am 10.07.2021 2021-07-10| Aktualisiert am
10.07.2021
Besucht am 11.06.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 92 EUR
Über drei Jahre ist es schon her, dass ich zum letzten Mal im Haßlocher Sushi-Hotspot Koza zu Gast war. Genauer gesagt im „Ur-Koza“, dem lebhaften, im August 2017 eröffneten Stammhaus des mittlerweile auch in Landau und Speyer ansässigen Panasiaten, der nach wie vor mit rauchenden Rohfischgebilden bei seinem überwiegend jüngeren Publikum für staunende Blicke sorgt.
Der Geburtstag meiner Lieblingsnichte war zwar schon eine Weile her, aber ich hatte die damals ausgesprochene Einladung zum Abendessen nicht vergessen. Ganz im Gegenteil, ich freute mich auf einen kulinarisch abwechslungsreichen Abend mit der angehenden Hebamme, die ein gutes Essen mindestens genauso sehr zu schätzen weiß wie ihr diesbezüglich recht aufgeschlossener Onkel.
Knapp eine Woche nach der Wiedereröffnung der Innengastronomie Anfang Juni wurde flugs via Facebook ein Tisch für Zwei reserviert. Meine Nichte kannte bisher nur den Landauer Ableger der Koza-Gang (wie sich die Betreiber selbst auf diversen sozialen Plattformen gerne nennen) und war entsprechend gespannt, was da im pfälzischen Konsumforscher-Eldorado Haßloch auf sie zukommen würde.
Mit den Impfpässen in der Tasche ging es hinein in das putzige Backsteinhäuschen, wo uns schon am Eingang eine ganze Horde winkender Maneki-nekos begrüßte. Außenansicht
Die goldenen Winkekatzen sollen ja bekanntlich Wohlstand und Reichtum anziehen. Heben sie dann auch noch wie hier die linke Pfote, rufen sie Kundschaft bzw. Gäste herbei. Kein Wunder, dass an die 50 Exemplare dieses japanischen Glücksbringers direkt nach der Eingangstür auf Besucher warteten.
Der Empfang fiel freundlich konfus aus. Irgendwie schienen wir unter falschem Namen im Reservierbuch eingetragen worden zu sein. Egal, die angegebene Uhrzeit stimmte mit der erschienenen Personenanzahl überein – immerhin. Den Platz direkt nach der Eingangstür lehnte ich dennoch dankend ab.
Man führte uns in den kleineren, von einem Durchgang abgetrennten Gastraum weiter hinten, der lediglich vier Tische beherbergte. Ausgerechnet an dem Tisch, den man uns zugedacht hatte, waren die Lichtverhältnisse derart bescheiden, dass ich uns einen besser beleuchteten erbat. Meine Absicht, ein paar brauchbare Fotos für einen neuen Koza-Report zu schießen, legte ich dabei offen. Die Ankündigung meines Bestrebens sollte später noch ein paar überraschende Folgen haben.
Die Speisenkarte ließ sich mittels QR-Code auf dem Smartphone nachlesen. Gut, dass die junge Dame am Tisch dies postwendend übernahm. Am Nachbartisch wurden später sogar „echte“ Nachschlagewerke in Form der hier üblichen Klemmbretter verteilt. Es muss ja nicht nur digital sein.
Während meine Nichte die seit meiner letzten Einkehr (mit Frau und Mutter) kaum veränderte Sushi-Sashimi-Streetfood-Auswahl durchstöberte, hatte ich genug Zeit, um das komplett renovierte Innere der liebenswerten Maki-Höhle zu bestaunen. Früher gefiel mir die nüchterne Einrichtung, die ganz zeitgemäß zwischen angesagter Industrieästhetik und ländlicher Rustikalität oszillierte. Ganz so grau wie damals ging es jedenfalls nicht mehr zu. Allein das farbenfrohe Wandgemälde zu meiner Linken brachte Leben in die Bude.
Auch das Mobiliar hatte sich „nachsitzlich“ zum Positiven verändert. Die alten Holzstühle wurden durch einfache, aber wesentlich bequemere Sitzgelegenheiten ersetzt. Helle Holzplatten zierten die Bistrotische, an denen jeweils vier Personen Platz nehmen konnten. Für größere Gruppen ließen sich diese problemlos zusammenschieben. Alles sehr funktional, aber doch mit Charme und Flair. Ansicht vorderer Gastraum
Die hohe Decke hatte man mit üppiger Kunstflora abgehängt. Dies wirkte zusammen mit der wärmeren Beleuchtung doch um einiges gemütlicher als früher. Ein adäquater Rahmen für den kulinarischen Einklang von Ästhetik und Alltag. Ansicht hinterer Gastraum
Über unserem Tisch baumelte eine schmale Stableuchte von der Decke und sorgte für ausreichende Erhellung. Hinter der wertigen Wandbank, auf der es sich meine Begleiterin bequem gemacht hatte, wurde die Wand auf indirekte Art und Weise beleuchtet. Dies alles schaffte eine angenehme Atmosphäre, die zum allgemeinen Wohlbefinden beitrug. Wohlfühlatmo garantiert
Die anfängliche Konfusion am Empfang war längst vergessen, denn die jungen Damen vom Service agierten umsichtig und mit zugewandter Lockerheit. Zum Besteck- bzw. Stäbchenkörbchen, der obligatorischen Sojabuddel und dem Windlicht im Lampionformat gesellten bald zwei hausgemachte Drinks auf unserem Tisch dazu.
Mein Homemade Ice Tea (5,80 Euro) auf Kumquatbasis hatte ordentlich Zitrone und frische Minzblätter abbekommen, was die recht vordergründige Süße etwas auffrischte. Homemade Ice Tea
Bei dem primär aus Russian Wildberry und Mineralwasser bestehenden „Revive“ (6 Euro) meiner Nichte wurde nicht mit dunklen Beeren gespart. A drink to "Revive"
In der Summe waren das zwei fruchtige Durstlöscher, die keines Alkohols bedurften, aber meiner Ansicht nach ruhig etwas weniger süß hätten ausfallen dürfen. Italienisches Bergwasser namens „Aqua Morelli“ sprudelte für urbane 5,20 Euro aus der azurblauen Flasche.
Aus der reichhaltigen, online nachlesbaren (https://koza-restaurant.de/food-menu) Palette an Speisen panasiatischer Provenienz wählten wir die Edamame (5,40 Euro), die Dumplings („Steamz“, 7,90 Euro) sowie die mit Tempura-Garnelen, Reisnudeln und Salat gefüllt Sommerrollen („Diamond Rolls“, 6,40 Euro), ehe wir uns zum Hauptgang den legendären „Invader“ – eine überaus großzügig portionierte Sushi-Sashimi-Mix-Platte für zwei ambitionierte Rohfischvernichter – einverleiben wollten. Letzterer kostete übrigens genau wie vor drei Jahren seine 56 Euronen. Für das Gebotene ein durchaus realer Preis, der erfreulicherweise stabil blieb. In der heutigen Zeit und den gegebenen Umständen ist das ja keine Selbstverständlichkeit.
Unser Hunger würde nach den rund 50 (!) Preziosen aus Reis, Algen und rohem Fisch, die der „Invader“ bereithielt, sicher der Vergangenheit angehören, zumal ein paar Starters ja auch noch mit von der Partie waren.
Auf einer aus dem Nebelmeer ragenden Bambusinsel wurden die auf Wildkräutersalat gebetteten, zierlichen Reismehlteigtaschen mit locker-leichter Garnelenfüllung serviert. Ohne Frage: ein echter Hingucker. Misty Island Dim Sum Experience
Für Leute wie mich, die diese Art der effektvollen Inszenierung gar nicht bräuchten, um ein paar saftige Dim Sum zu genießen, aber auch irgendwie entbehrlich. Aber der Effekt hat ja schon so manches Mittel geheiligt.
Nun gut, auch die Edamame fanden zur gleichen Zeit den Weg auf unseren Tisch. Edamame = eiweißreiches vorab!
Die gedämpften japanischen Sojabohnen wurden standesgemäß mit ein wenig Meersalz und einem vollmundigen Soja-Schalotten-Dip gereicht. Der passte hervorragend zu dem eher geschmacksneutralen Trend Food aus Fernost. Bei der Menge hatte ich nicht die Bohne einer Ahnung, wie wir das alles schaffen sollten. Erwähnte ich eigentlich die japanischen Bohnen am Zweig?
Nun waren die Mädels vom Service – bitte nicht falsch verstehen – so richtig heiß gelaufen. Sie lieferten plötzlich Vorspeisen, die wir gar nicht bestellt hatten und die noch nicht einmal auf der Speisenkarte zu finden waren. Zur Aufklärung dieser überraschenden Aktion: der Rezensent und seine Begleitung „mussten“ quasi als Probanden herhalten und durften sich noch zusätzlich einen mit reichlich Trüffelwürze versehenen Spinatsalat sowie eine Bambusschale voll himmlisch krosser Hühnerfetzen „aufs Haus“ schmecken lassen. Himmlich krosse Hühnerfetzen!
Da wurde nach dem Verzehr mehrfach nach unserer Meinung gefragt, mit der wir selbstverständlich nicht hinterm Berg hielten.
Beide Zusatzgerichte waren extrem schmackige Vertreter ihrer Art. Beim Spinatsalat, der mit geröstetem Sesam und einer brutal würzigen Trüffelöl-Soja-Vinaigrette angemacht war, wurde hart an der noch zumutbaren Umami-Obergrenze operiert. Spinatsalat
Die erfreulich fettarmen Chicken-Nuggets wurden als knuspriges Fingerfood genossen. Noch mehr Laune bereitete uns das Tunken in den dazu gereichten Miso-Dip. Mit den Händen futtern kann so schön sein. Sollten die Knusperteile den Weg auf die Standard-Karte finden, sie wären willkommenes „Straßenfutter“ vorweg. Der Beweis: Streetfood schmeckt auch drinnen!
Apropos Streetfood für die Seele: da waren ja noch die mit frittierter Knuspergarnele gefüllten und mit süßlicher Unagi-Sauce verzierten Sommerrollen, die ebenfalls gefuttert werden wollten. Richtig frische Sache...äh Rollen!
Zufrieden tunkten wir diese saftig-frischen Rollzylinder in eine leichte Chili-Limetten-Vinaigrette. Frischer Koriander und gerösteter Sesam ergänzten die mit Salat, Reisnudeln und Tempuragarnelen gefüllte Köstlichkeit aus der Küche Vietnams stimmig. Shine on you crazy diamond roll!
Ehrlich gesagt, waren sie unser heimlicher Favorit dieses im Grunde viel zu umfangreichen „Startersets“, dessen ungeplante, jedoch sehr großzügige Erweiterung unseren Appetit schon vor der gigantischen Sushi-Platte ziemlich zügelte.
Egal, entschlossen wollten wir dem „Eindringling“ aus rohem Fisch, Nori und Reis die Stirn bieten. Meiner Bitte, sein Eintreffen zeitlich noch etwas hinauszuzögern, wurde gerne entsprochen. Der Vorspeisenreigen verlangte nach einer kleinen Verschnaufpause.
Als dann das unter reichlich Trockeneisnebel gesetzte „Bauwerk“ eintraf, staunte ich Reisklötze. Sushi-Platte "à la Bespin" (Stadt in den Wolken)
Ich fühlte mich kurzzeitig wie Han Solo, kurz bevor man ihn auf Bespin in tiefgefrorene Karbonit-Ware verwandelte. Auf einer hellen Holzplatte hatte man doch tatsächlich versucht, den Drei-Schluchten-Damm am Jangste im Maßstab „Eins zu Reis“ nachzubilden. Viel Rauch um Fisch!
Wakame, Wasabi-Knet und Gari fanden als natürliche Beigaben genauso ihr Plätzchen auf der großangelegten Holztafel wie diverse, - Buddha sei Dank! - nicht zu dick aufgetragene Saucenbahnen bzw. -klekse aus der Quetschflasche. Es handelte sich dabei um einen leichten Mango Curry Dip und die gleiche süßliche Unagi-Tunke wie vorher bei den Sommerrollen. Der re(is)inkarnierte Drei-Schluchten-Damm am Jangtse
Schade, dass man die gebackene, mit Thunfisch, Avocado und Frischkäse gefüllte Tempura Crunch-Roll etwas zu sehr mit Guacamole und Salsa Roja zukleistert hatte. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen. Crunchy Roll mit etwas zu viel Sauce
Weitere Nebendarsteller waren Röstzwiebeln, Daikon-Kresse und schwarzer Tobiko (Fischrogen). Ein Schnitz Limette hatte es sich zwischen Thunfisch-Sashimi und einer penibel aufgeschichteten Maki-Mauer bequem gemacht.
Die vier mit rohem Lachs und Thunfisch zubereiteten Nigiri grüßten als köstliche Vorboten in Sachen Reisveredelung, indem sie mit herrlich sanfter Rohfischhaube punkteten. Lachs-Nigiri
Neben den vegetarischen, mit Gurke gefüllten Nori-Reis-Rollen, waren es die mit kross frittierter Lachshaut bestückten Maki, die in ihrer akkurat gerollten Einfachheit überzeugten. In ihrer kargen Finesse stellten sie einen gelungenen Kontrapunkt zu der etwas zu opulent erscheinenden Crunchy Roll dar. Jemand hatte scheinbar doch die Absicht eine Mauer zu errichten...
Die acht Inside-Outs nannten sich „Alaska Roll“ und waren mit schottischem Lachs und Avocado gefüllt. Tobiko on Top ergänzte das fehlende Ying zum Yang. Alaska-Roll mit Tobiko on Top
Beim Lachs-Sashimi nahm mir das überpräsente Trüffelöl etwas zu viel Geschmacksraum ein, aber das war in Anbetracht dieser handwerklich wie qualitativ beeindruckenden Kaltfischerfahrung ein verschmerzbarer Wermutstropfen. Zumal der rohe Thunfisch förmlich auf der Zunge schmolz. Traumhaftes Thunfisch-Sashimi
Wir klemmten uns genüsslich die als „Chef’s Surprise“ angekündigte, von rohem Thunfisch überzogene Reiskost zwischen unsere Ess-Stengelchen und hatten damit unseren Inside-Out-Favoriten auf der Platte schnell ausgemacht. Da hatte der approbierte Sushi-Meister auf kreative Weise saftigen Lachs, cremig-weiche Avocado und knusprige Tempura-Garnele mit Hilfe seiner Bambusmatte zusammengerollt. Es ist halt doch der Reis, der stets vereint! Die hübsch gerollte Überraschung des Sushi-Meisters
Geschafft haben wir dieses äußerst sättigende und auch optisch sehr gelungene Konstrukt aus rohem Fisch und klebrig-säuerlichen Reis natürlich nicht. Aber meine Nicht freute sich – ganz pandemiegewohnt – auf ihr sorgsam verpacktes Sushi-To-Go am nächsten Tag.
Die Geste der sympathischen Mädels vom Service auf dem Abschlussfoto konnte ich nicht so recht deuten, denn die Rechnung hatte ich zu diesem Zeitpunkt vollends beglichen. Zwei Mädels vom Service
Egal, es war ein rundum gelungener Abend in Haßloch, der uns effektvoll in Szene gesetzte Kost aus Fernost auf äußerst sympathische Weise bescherte. Über kleinere Üppigkeiten von der Saucenkelle sahen wir locker hinweg. Das „Ur-Koza“ hat beim Interieur hinzugewonnen ohne an seinen schon damals raffinierten Sushikreationen nachzulassen. Und das alles zu Preisen, die uns klarmachten, dass nach Corona auch vor Corona bedeuten kann.
Über drei Jahre ist es schon her, dass ich zum letzten Mal im Haßlocher Sushi-Hotspot Koza zu Gast war. Genauer gesagt im „Ur-Koza“, dem lebhaften, im August 2017 eröffneten Stammhaus des mittlerweile auch in Landau und Speyer ansässigen Panasiaten, der nach wie vor mit rauchenden Rohfischgebilden bei seinem überwiegend jüngeren Publikum für staunende Blicke sorgt.
Der Geburtstag meiner Lieblingsnichte war zwar schon eine Weile her, aber ich hatte die damals ausgesprochene Einladung zum Abendessen nicht vergessen. Ganz im Gegenteil, ich freute... mehr lesen
4.5 stars -
"Es dampft, es raucht - und ja: hier schmeckt es auch!" Ehemalige UserÜber drei Jahre ist es schon her, dass ich zum letzten Mal im Haßlocher Sushi-Hotspot Koza zu Gast war. Genauer gesagt im „Ur-Koza“, dem lebhaften, im August 2017 eröffneten Stammhaus des mittlerweile auch in Landau und Speyer ansässigen Panasiaten, der nach wie vor mit rauchenden Rohfischgebilden bei seinem überwiegend jüngeren Publikum für staunende Blicke sorgt.
Der Geburtstag meiner Lieblingsnichte war zwar schon eine Weile her, aber ich hatte die damals ausgesprochene Einladung zum Abendessen nicht vergessen. Ganz im Gegenteil, ich freute
Ich hatte mich sehr auf diesen Abend gefreut nachdem ich mindestens 1/2 Jahr nicht mehr Essen war. Ernsthaft überlege ich mir nach gestern Abend das auch weiterhin so zu lassen. Aber der Reihe nach:
Am Telefon sei man schon recht pampig gewesen sagte meine Freundin…die Bedienung hatten wir dann wohl auch am Tisch! Es wäre schön, wenn ich ihr mal zur Hand gehen könnte, den heißen Teller auf dem Tisch zu stellen. ..wäre ich nicht so perplex gewesen, hätte sie von mir einen Spruch kassiert.
Meine 18.- lauwarme Pizza mit heißem Teller schmeckt so lala…der Rose Wein dazu grausam. Alle 4 Essen waren ok, teilweise zu kalt, aber definitiv nicht das Geld wert.
Die nachfolgende junge Bedienung hatte wohl keinen guten Tag. Ihr fiel am Nebentisch ein Wasser auf den Gast, bei uns vergaß sie erst die Getränkebestellung, dann die Karte für den Nachtisch. Permanent waren alle unsere Gläser leer, was rückblickend besser war bei der Rechnung.
Fazit: Mich seht ihr nicht wieder, für unsere Freunde die einen weiten Weg gestern Abend in Kauf genommen haben tat es mir besonders leid.
Ich hatte mich sehr auf diesen Abend gefreut nachdem ich mindestens 1/2 Jahr nicht mehr Essen war. Ernsthaft überlege ich mir nach gestern Abend das auch weiterhin so zu lassen. Aber der Reihe nach:
Am Telefon sei man schon recht pampig gewesen sagte meine Freundin…die Bedienung hatten wir dann wohl auch am Tisch! Es wäre schön, wenn ich ihr mal zur Hand gehen könnte, den heißen Teller auf dem Tisch zu stellen. ..wäre ich nicht so perplex gewesen, hätte sie von... mehr lesen
2.0 stars -
"Nie Wieder!" Ehemalige UserIch hatte mich sehr auf diesen Abend gefreut nachdem ich mindestens 1/2 Jahr nicht mehr Essen war. Ernsthaft überlege ich mir nach gestern Abend das auch weiterhin so zu lassen. Aber der Reihe nach:
Am Telefon sei man schon recht pampig gewesen sagte meine Freundin…die Bedienung hatten wir dann wohl auch am Tisch! Es wäre schön, wenn ich ihr mal zur Hand gehen könnte, den heißen Teller auf dem Tisch zu stellen. ..wäre ich nicht so perplex gewesen, hätte sie von
Besucht am 10.06.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 121 EUR
Mein Verhältnis zum heimischen Pfälzerwald ist seit fast 30 Jahren ein ganz besonderes. Nicht nur dass ich sein weitläufiges Wanderwegenetz, seine historischen Ruinen und seine zünftige Hüttenkulinarik seit jeher zu schätzen weiß; es sind vor allem die 10 bis 50 m hohen Sandsteinfelsen, deren Besteigung mir seit vielen Jahren die liebste Nebensache der Welt bedeuten.
Die gleichen Buntsandsteinschichten, die vor rund 250 Mio. Jahren unter Wüstenbedingungen hier abgelagert wurden und ca. 200 Mio. Jahre später beim Einbruch des Oberrheingrabens wieder freigelegt und in der Folgezeit mächtig erodiert wurden, finden sich auch jenseits der Grenze zum Elsass wieder. Das dortige Mittelgebirge wird – obwohl geomorphologisch von der gleichen Formation – Nordvogesen („Vosges du Nord“) genannt und ist ebenfalls die Heimat pittoresker Sandsteintürme und stattlicher Massive.
Während die meisten Türme dort tabu sind (Umweltschutz, Privatwald, etc…) darf an den Massiven nach Herzenslust geklettert werden. Der Unterschied zur Pfalz: es stecken wesentlich mehr Bohrhaken in den Routen. Ein Umstand, der sie im Vorstieg etwas weniger gefährlich erscheinen lässt. Warum erzähle ich das?
Nun, an jenem Donnerstag war ich vor der abendlichen Spontaneinkehr im MarCook zusammen mit meinem Kletterpartner im elsässischen Obersteinbach unterwegs und zog mir am dortigen Wachtfels ordentlich die Finger lang. Die Idee, am Abend noch auf einen Happen irgendwo aufzuschlagen kam uns nach getaner „Arbeit“ quasi aus dem Bauch heraus. Natürlich lag es da nahe, einfach auf dem Rückweg halt zu machen.
Das „Cheval Blanc“ im benachbarten Niedersteinbach hatte donnerstags geschlossen. Das direkt unterhalb unseres Kletterfelsens befindliche Restaurant „Au Wachtfels“ machte nicht den Anschein, dass es Corona überstanden hatte. Vielleicht war man aber auch einfach „en vacances“. In das ebenfalls im idyllischen Örtchen Obersteinbach gelegene Hotel-Restaurant „Anthon“ trauten wir uns mit den Kletterklamotten nicht hinein. Dafür war der Laden einfach zu edel. Und ins abgeschiedene Wengelsbach (Restaurant „Au Wasigenstein“) wollten wir nun auch nicht mehr tuckern.
Also musste der Elsassinator in mir klein beigeben und das gemeinsame kulinarische Vorhaben kurzerhand in Richtung Pfälzerwald verschieben. Doch gerade dort sind die guten Adressen: a) rar gesät und b) liegen sie ziemlich weit verstreut. Und einen weiten Umweg wollten wir aufgrund von Hunger und vorangeschrittener Uhrzeit partout nicht machen.
Da kam mir in den Sinn, dass ich das zwischen Rumbach und Bundenthal befindliche Restaurant MarCook am etwas höher gelegenen Flugplatz Söller (für Motorsegler und Motorflugzeuge) zwar von diversen Berichten meines hier schon häufiger einkehrenden Kollegen kannte, aber selbst noch nie dort zu Tische saß. Also wurde kurzerhand des Volkes Wagen in den SUV-Modus geschaltet und die mit Schlaglöchern und anderen Unwägbarkeiten „gepflasterte“ Piste von Bundenthal aus zum höher gelegenen Sportflugplatz hoch getuckert.
Gerade zu dem Zeitpunkt, als mich der Gedanke beschlich, dass ich mich endgültig verfahren hätte bzw. nun wirklich keine Einkehradresse (geschweige denn ein Fluggelände…) hier zu erwarten sei, tat sich der Wald auf und eine großflächige Hochebene kam zum Vorschein. Das komplett mit dunklem Holz verkleidete ehemalige Clubhaus des Flugsportvereins Bundenthal-Rumbach e.V., in dem sich das vom Ehepaar Burkhart seit 2015 betriebene MarCook befindet, wurde mit einer gewissen Erleichterung angesteuert. Der Holzbungalow des MarCook
Wer sich bis hierhin „durchgekämpft“ hat, denn erwartet schon beim Zuschlagen der Wagentür das Geheimnis dieses Ortes: Entschleunigung pur! Um diesen paradiesischen Zustand auf dem Söller wissen scheinbar nicht nur Einheimische. Wir waren zugegeben etwas verwundert, über die Anzahl der neben dem heimeligen Holzbungalow geparkten Autos und vor allem über deren Kennzeichen.
Die Veranda mit Blick auf die Start- und Landebahn (eher eine Grasbahn…) zählte gerade mal sieben Tische, die zum Großteil belegt waren. Ein kurzer Plausch mit der Gastgeberin und Servicechefin, Frau Burkhart, machte uns die begrenzte Platzsituation deutlich und verlangte nach doppelter Charmeoffensive unsererseits („…kommen gerade vom Klettern…“ / „…sind total ausgehungert…“ / „…hätten nie gedacht, dass hier donnerstags so viel los ist…“ / „…hatten vorhin kurz angerufen, ging aber niemand ran…“ / „…vielleicht ist ja doch noch was frei?...“ etc.).
Tatsächlich war kurz vor unserer Ankunft gerade ein Tisch frei geworden. Ein glücklicher Umstand, dem wir es wohl primär zu verdanken hatten, dass uns Frau Burkhart nach kurzer Wartezeit – sie musste erst noch für pandemiekonforme Desinfektionsverhältnisse am Tisch sorgen – Platz nehmen ließ. Merke: ohne vorherige Reservierung sollte man sich den holprigen Anreiseweg hoch zum Söller sparen.
Der Gang zu den Nassräumen war dann auch unsere erste Amtshandlung, schließlich galt es den Dreck von den Kletterpranken zu spülen, um wenigstens einen halbwegs manierlichen Eindruck am Tisch zu hinterlassen. Dabei durchquerte ich den von Flugzeugmodellen und Fliegerfotos dekorierten Gastraum, der mit einem alten Kachelofen und jeder Menge Naturholz (Mobiliar, Decke, Balken, etc.) auf sich aufmerksam machte. Alles wirkte sehr sauber und gepflegt. Der ehemaligen Nutzung des Gebäudes als Vereinsheim für Sportflieger trug man auf sympathische Weise Rechnung. Ansicht Gastraum Ansicht Gastraum (andere Seite)
Drinnen saß zu diesem Zeitpunkt niemand. Wenn die Terrasse geöffnet ist, bleibt es im Inneren leer, so die lapidare Erklärung der Hausherrin. Man könne als „Zwei-Mann-Team“ einfach nicht mehr Leute zufriedenstellend bewirten bzw. bekochen. Weniger schien hier also mehr zu sein – eine absolut löbliche Einstellung.
Da saßen wir nun auf der überdachten Außenterrasse und studierten das Speisenangebot, das uns bereits bei der Ankunft das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Auf einer an der Außenfassade angebrachten Schiefertafel wurden gegrillter Oktopus, Pluma vom Iberico-Schwein, frischer Meeresfrüchtesalat und Thunfischsteak mit schwarzem Sesam auf Rindercarpaccio als Empfehlungen genannt. Eine für Pfälzerwaldverhältnisse doch recht exotische Auswahl, welche aber die maritim-mediterrane Ausrichtung des MarCook gut auf den Punkt brachte. Verlockende Tagesempfehlungen
Im Standardprogramm hatte man noch eine Handvoll Vorspeisen (griechischer Salat, gratinierter Ziegen- bzw. Schafskäse, Antipastiteller und Thunfischtatar) sowie ein knappes Dutzend an Hauptgerichten gelistet. Mehr war nicht und mehr musste auch nicht. Allein die Fischabteilung versprach Delikates vom Grill. Sepia, Lachs in Buchenholzhülle, Filets vom jungen Schwertfisch, Oktopus und Thunfisch wurden mit Salat und Baguette bzw. mit gegrilltem Gemüsespieß und Rosmarinkartoffeln offeriert.
Beim Fleisch wurde ebenfalls eher geklotzt als gekleckert. 300 Gramm Ribeye, Koteletts oder Filet vom Iberico-Schwein, Karree vom Weidelamm und eine stattliche Iberico-Platte für zwei Personen waren auf der laminierten Leckerseite nachzulesen. Schon da keimte in mir der Gedanke, dass dieses Entschleunigungsidyll auf der Söller-Hochebene wohl eher „MarGrill“ hätte lauten müssen.
Denn der gelernte Fensterbauer und Küchenchef Markus Burkhart ist ein Griller unterm Herrn. Kein saarländischer Möchtegernschwenker, sondern ein waschechter Holzkohleröster der alten Schule. Meister Burkharts "Werkbank"
Einem, dem man auf den ersten Blick ansieht, dass er gutes Essen zu schätzen weiß und dem man die Zubereitung eines solchen sofort zutraut.
Dass er zusammen mit seiner Frau vor rund 6 Jahren sein Hobby zum Beruf machte, war sicherlich eine mutige Entscheidung. Doch der Erfolg scheint den beiden Spätberufenen ja Recht zu geben. Werbung brauchen sie nicht, wie mir Frau Burkhart versicherte. Und Social Media nur rudimentär. Warum auch, wenn die gute Mundpropaganda schon genug Gäste ins Pfälzer Outback lockt.
Für den Durst waren schnell zwei Radler (0,4l für 4 Euro) bestellt. Das mit Fassbier der Pirmasenser Parkbrauerei gemischte Erfrischungsgetränk war schnell geliefert und noch schneller geleert. Die nächsten beiden Radler wurden dann etwas entschleunigter (der Ort zeigte langsam Wirkung!) zum Essen genossen.
Gerne hätte ich mit meinem Kletterkollegen den ein oder anderen Pfälzer Wonnetropfen von der ansprechenden Flaschenweinkarte geordert, doch die bevorstehende Rückfahrt in die Südpfalz wusste dies vernünftigerweise zu verhindern. Schade, denn die mit um die 30 Euro kalkulierten Weine kamen von renommierten Weingütern.
Bei Namen wie Knipser (Laumersheim), Grimm (Schweigen), Stiftweingut Meyer (Gleiszellen) und Gies-Düppel (Birkweiler) kann man schon mal schwach werden. Zumal der 2019er Chardonnay Reserve (35,80 Euro) von Andreas Grimm und der rote 2014er Portugieser „S“ (34,50 Euro) von Frank Meyer preislich in Richtung Schnäppchen tendierten.
Mein Kollege wählte vorab den reich bestückten Antipastiteller (14,90 Euro), um sich danach das volle Thunfischbrett zu geben. Selbstverständlich wollte er sein Steak vom Yellow Fin auf Rindercarpaccio gebettet serviert bekommen. Die 36,50 Euro waren dafür sicherlich kein Pappenstiel, aber als wir die Portionsgrößen am Nachbartisch bemerkten, wussten wir, warum für die kurzgegrillten Edeltranchen vom Tuna so viel hingeblättert werden musste. Immer vorausgesetzt natürlich: die Qualität würde stimmen!
Um die erste Silbe des Restaurantnamens auf kulinarische Legitimität zu überprüfen, sollten es bei mir der frische Meeresfrüchtesalat (17,90 Euro) als Vorspeise und ebenfalls das auf dünnem Rinderteppich platzierte Thunfischsteak im Sesammantel sein. Als Beilagen waren ein paar Scheiben Baguette und eine Salatschüssel zum Teilen vorgesehen. Die Rosmarinkartoffeln hätte ich fast noch drangehängt, so verführerisch schauten sie aus der Tonschale vom Nachbartisch herüber.
Frau Burkhart konnte wohl unsere leergekletterten Mägen erahnen und so verging viel weniger Zeit als befürchtet, ehe die beiden Vorspeisen bei uns vorstellig wurden. Bei meinem Meeresfrüchtesalat lasse ich einfach mal drei Bilder sprechen. DER Meeresfrüchtesalat
Perfekt im Biss, puristisch in der Anrichtung und sowas von frisch auf der Zunge, dass mir das leichte Rauschen der Blätter des Waldes wie mediterranes Meereswogen vorkam. Söller del Mar! Was so viel bedeutete wie ein fantastischer maritimer Teller auf der Hochebene zwischen Rumbach und Bundenthal.
Allein der Pulpo hatte eine derart zarte Konsistenz, dass man die Grillkompetenz von Meister Burkhart gar nicht hoch genug loben konnte. Aber auch Sepia und Garnelen waren von hervorragender Qualität. Zusammen mit der leichten Zitronenfrische, der aromatischen Pfütze Olivenöl, der salzig-süßlichen Würze des Algensalats und dem essigsauren Beilagensalat aus der Schüssel war das ein sommerlicher Hochgenuss wie ich ihn inmitten des Pfälzerwaldes wohl am allerwenigsten vermutet hätte. Frisches Blattgrün
Ich war sprachlos. Und das bin ich wahrlich nicht so oft.
Auch mein Kollege geizte nicht mit Lob über sein aus gegrilltem Gemüse (Zucchini, Paprika, Champignons, Spinat), Büffelmozzarella, Schafskäse, Tomaten, Oliven, grünen Peperoni, roten Zwiebelringen und Pflücksalat bestehendes Entrée, das allen Frischekriterien standhielt und auch geschmacklich einiges zu bieten hatte. Der Antipastiteller Nochmal der Antipastiteller
Besonders das Gemüse vom Holzkohlegrill machte mächtig Eindruck am Gaumen. Auf beiden Vorspeisentellern war also richtig was los. Wir waren gespannt, ob der Raubfisch aus dem Westpazifik dieses erstaunlich hohe Niveau der Vorweggerichte noch würde toppen können.
Er konnte. Und wie er konnte. Denn die ultimative Genussformel für diesen Fischgang war denkbar einfach: Qualitativ beste Ware (die „Deutsche See“ ließ grüßen) hatte ein denkbar kurzes Rendezvous mit dem Holzkohlengrill. Zusammen mit der Sesampanade und den hauchdünn geschnittenen Scheiben vom Rind konnte es das 300 Gramm schwere Thunfischfilet mit jedem maximal hedonistischen Surf & Turf aufnehmen. Auch der zugegeben etwas hohe Preis schien in Anbetracht des Resultates auf dem Teller mehr als gerechtfertigt. Der Tuna bietet zum Tataki!
Da wusste einer, wie man den Center Cut dieses edlen Flossentieres richtig zubereitet. Nämlich als wunderbares Tataki, das auf der Zunge zerging. Außen leichte Röstaromen und innen pures, rotes Rohfisch-Vergnügen. Mit den Worten meiner spanischen Lieblingsrockband Héroes del Silencio kurz und knapp ausgedrückt: „Mar adentro!“ Ein Anschnitt sagt mehr als 1000 Worte...
Im Westen verschwand so langsam die Abendsonne hinter den bewaldeten Kuppen des Wasgaus. Die Zeit schien still zu stehen. Sunset im Pälzer Outback
Noch ewig hätten wir es auf der behaglichen Veranda des MarCook ausgehalten. Abendstimmung auf dem Söller
Aber der Rückweg saß uns genauso hartnäckig im Nacken wie der Arbeitstag am nächsten Morgen. Apropos Rückweg, den haben wir über eine wesentlich bequemere Straße in Angriff genommen. Denn über Nothweiler – so riet uns die Chefin – ließe sich der Söller viel bequemer ansteuern als über Bundenthal.
Kann ich dieses kulinarische Kleinod im Pfälzer Outback vorbehaltlos empfehlen? Nein, ich muss es sogar. Grill-Gourmets werden hier genauso glücklich, wie naturverliebte Weinschmecker, die einfach mal für ein paar Stunden den Stecker ziehen wollen. Bei den Burkharts auf dem Söller gehört Entschleunigung zum Programm. Frischer, perfekt gegrillter Fisch und Meeresfrüchte hat man aber auch im Repertoire. Das nächste Mal dann aber vielleicht das Ribeye…oder das Lammkarree…oder die Iberico-Platte…oder alles!
Mein Verhältnis zum heimischen Pfälzerwald ist seit fast 30 Jahren ein ganz besonderes. Nicht nur dass ich sein weitläufiges Wanderwegenetz, seine historischen Ruinen und seine zünftige Hüttenkulinarik seit jeher zu schätzen weiß; es sind vor allem die 10 bis 50 m hohen Sandsteinfelsen, deren Besteigung mir seit vielen Jahren die liebste Nebensache der Welt bedeuten.
Die gleichen Buntsandsteinschichten, die vor rund 250 Mio. Jahren unter Wüstenbedingungen hier abgelagert wurden und ca. 200 Mio. Jahre später beim Einbruch des Oberrheingrabens wieder... mehr lesen
MarCook - Das Restaurant am Söller
MarCook - Das Restaurant am Söller€-€€€Restaurant06394 9215757Flugplatz 1, 76891 Bundenthal
5.0 stars -
"„Mar adentro!“ – Maritime Überraschung im Pfälzer Outback!" Ehemalige UserMein Verhältnis zum heimischen Pfälzerwald ist seit fast 30 Jahren ein ganz besonderes. Nicht nur dass ich sein weitläufiges Wanderwegenetz, seine historischen Ruinen und seine zünftige Hüttenkulinarik seit jeher zu schätzen weiß; es sind vor allem die 10 bis 50 m hohen Sandsteinfelsen, deren Besteigung mir seit vielen Jahren die liebste Nebensache der Welt bedeuten.
Die gleichen Buntsandsteinschichten, die vor rund 250 Mio. Jahren unter Wüstenbedingungen hier abgelagert wurden und ca. 200 Mio. Jahre später beim Einbruch des Oberrheingrabens wieder
Geschrieben am 22.06.2021 2021-06-22| Aktualisiert am
23.06.2021
Besucht am 06.06.2021Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 101 EUR
Damals als mein guter Freund, Kletterpartner und mittlerweile auch Schulleitungskollege noch in der Karlsruher Sophienstraße residierte, wäre ich gerne hier einmal eingekehrt. Das mit seinem pfiffigen, badisch-mediterranen Küchenstil nicht nur bei Gaumenfreunden aus der Fächerstadt sehr beliebte Restaurant Vaca Verde befand sich zu der Zeit noch in den Räumlichkeiten des Mama Thanh (Ecke Uhlandstraße-Sophienstraße). Es kam leider nie dazu, weil der Laden im August 2018 seine Pforten schloss.
Man soll eben seine geplanten Gastrobesuche nicht auf die allzu lange Bank schieben, sonst bleiben sie fromme, später dann durchgestrichene Wünsche auf einer immer länger werdenden „To-Eat-Liste“. Dass wir nun ausgerechnet beim panasiatischen Nachfolger von Tanja Finck-Penkwitts ehemaliger „grüner Kuh“ aufschlugen, erstaunte mich dann schon ein wenig. Aber mein Herr Papa hatte so entschieden und gegen eine spontane Einladung seinerseits war ja auch nichts einzuwenden.
Seit März 2019 ist das von der Vietnamesin Thi Thanh Nguyen geführte panasiatische Restaurant in der Weststadt ansässig. Ein Blick auf die mit ansprechenden Bildern gestaltete Homepage gab Aufschluss über die kulinarische Ausrichtung. „Vietnam meets Japan“ oder „Pho vs. Sushi“ könnte man den mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Stilmix dieser beiden trendigen Länderküchen des Fernen Ostens etwas plakativ zusammenfassen.
Da unser letzter Kontakt mit „Fernkost“ noch aus dem Spätsommer des letzten Jahres datierte – Freunde ausufernder Gastrorezensionen mögen sich vielleicht noch an den Bericht einer wahrlich skurrilen Einkehr beim Saarbrücker Vorzeigeasiaten „Indochine“ erinnern –, und wir uns in der gelockdownten Zwischenzeit lediglich mit dem ein oder anderen Sushi-To-Go aus dem Hubertushof (Ilbesheim) über Wasser hielten, war die Lust auf Stäbchenfutter entsprechend groß.
Schon von außen machte das Lokal einen sehr aufgeräumten Eindruck. Die feuchte Witterung ließ uns vom ursprünglichen Plan, auf der unter Sonnenschirmen versteckten Außenterrasse Platz zu nehmen, abrücken. Statt "Grüner Kuh" nun "Mama Thanh"
Im Inneren war jedoch zu dieser Zeit lediglich ein Tisch belegt, so dass auch hier die Abstände problemlos gewahrt werden konnten. Zumal wir in dem geschmackvoll eingerichteten Lokal den etwas erhöht liegenden, über eine kleine Treppe zugänglichen Gastraum im hinteren Bereich komplett für uns alleine hatten.
Mein Vater ist dort kein Unbekannter, hat er doch während des Lockdowns das ein oder andere Mal von der Take-Away-Option Gebrauch gemacht und lobte die schmackhaft zubereiteten Gerichte aus dem Wok. Nach herzlicher Begrüßung durch das Servicepersonal gingen wir zügig dazu über, das umfangreiche Speisenangebot zu studieren.
Die Registrierung erfolgte problemlos über einen QR-Code, der in einlaminiertem DIN-A4-Format auf unserem Tisch lag. Dass es sich bei diesem Restaurant nicht um einen x-beliebigen 08/15-Wok-Imbiss handelte, machte schon die Einrichtung deutlich. In den gepflegten Laminatboden, die zeitgemäße Beleuchtung und das wertige Holzmobiliar wurde anscheinend ordentlich investiert. Auch die bequemen Polsterstühle machten keinen minderwertigen Eindruck. Innenansicht Hinterer bzw. oberer Gastraum
Im Nebenraum befand sich übrigens die Sushi-Theke. Dort musste man zwangläufig vorbei, wenn man mal musste. Von diesem hintersten Gastraum konnte man durch eine Glastür die Außenterrasse schnell erreichen. Sushi-Theke zur Linken
Kurze Wege, die bei entsprechender Auslastung des Lokals im Sommer die Arbeit erleichtern. So weit so durchdacht.
Beim Durchblättern der Speisenkarte fiel mir gleich auf der ersten Seite die nette Gastro-Geschichte der Mama Thanh ins Auge. Auf ein freundliches „Xin Chao“ folgte ein kurzer Abriss zur kulinarischen Ausrichtung des Ladens. Dabei wurde neben der Leidenschaft für die südvietnamesische Küche vor allem die Familie als zentrales Element des gastronomischen Handelns hervorgehoben.
Der Frau des ewigen, britischen Thronfolgers Prinz Charles wäre bei der ersten Seite sicher ganz warm ums Herz geworden. Auch ohne „Parker“ hatte man das hawaiianische Nationalgericht „Poke“ in Form zahlreicher „Bowl(e)s“ im Angebot. Die Basis dazu bildete Sushi-Reis und ein Salat-Mix. Toppings (Edamame, Quinoa, Couscous, Avocado, etc.), Proteinspritzen (Chicken, Tofu, Tuna & Co.) sowie Saucen (Mango, Wasabi, Sesam) konnte man nach Lust und Laune kombinieren. Der kulinarische Bezug zu Vietnam erschloss sich mir hingegen nicht.
Egal, die Wellness-Schüsseln aus dem pazifischen Raum wurden locker überblättert. Der Fokus lag heute nicht auf Genesungsfutter, sondern sollte deutlich ungesündere Bahnen einschlagen. Mich gelüstete es nach handfestem Fleischwerk – gerne auch gegrillt – und siehe da: ich wurde fündig.
Was sich Mama Thanh am liebsten einverleibt, konnte mir nur recht sein. Aus einem guten halben Dutzend in der Karte unter der Rubrik „Lieblingsessen“ firmierenden Gerichten – darunter auch die Nudelsuppenbenchmark aus Vietnam in zwei Varianten (Pho Bò und Pho Gà) – wählte ich zielsicher den gemischten Grillteller (16,80 Euro), der mit Hähnchenkeule, Fleischbällchen und Spareribs auch jeder gutbürgerlichen Schnitzelbude gut zu Gericht gestanden hätte.
Das äußerst üppig ausgestaltete, aus über 50 verschiedenen Maki-, Nigiri-, Crunchy-, Inside-Out-, Tempura-, Veggie- und Sashimi-Versionen bestehende Rohfischrepertoire spielte an diesem Sonntagmittag für uns – Achtung Kalauer! – keine Rolle. Vorweg sollte es die Starter-Platte für 2 Personen (15 Euro) sein. Sie lieferte mit lackierten Hähnchenspießen, Frühlings-, Gemüse- und Sommerrollen sowie zwei kross frittierten Garnelenschwänzen einen guten Querschnitt durchs überwiegend knusprige Fingerfoodprogramm von Mama Thanh. Ein wenig Fingerfood vorweg
Meine Frau entschied sich derweil für die Pho Bò (12,50 Euro), während auf Seiten meines Vaters (und dessen Frau) zweimal das vietnamesische Hähnchencurry namens „Cari Ga“ (13,50 Euro) gewählt wurde. Bei Letzterem sollten Karotten, Kartoffeln und Reisnudeln das in Kokosmilch ertränkte Hähnchenfleisch begleiten. Für ausreichend Sättigung schien also gesorgt zu sein.
Bei den Getränken regierte auf der einen Seite des Tisches Badische Braukunst. Wenn man schon einmal in den Genuss der wirklich erstklassigen Hopfenerzeugnisse der im Herzen der Ortenau ansässigen Familienbrauerei Bauhöfer kommen konnte, dann bitte auch gleich schoppenweise. Darauf ein Ulmer Helles!
Nach angenehmer Wartezeit stand ein frisch gezapftes Ulmer Helles im nostalgischen 0,5er-Steinkrug vor mir. Mein Vater hatte sich hingegen für das Ulmer Pilsener in der Halbliterklasse (beide jeweils 3,90 Euro) entschieden, was definitiv kein Fehler war.
Die Damen labten sich unterdessen ganz asketisch an frisch aufgebrühtem Ingwertee (3,50 Euro) und einer Flasche Peterstaler Classic (0,75l für 4,80 Euro). Andere Menschen – andere Durstlöscher!
Was mich sehr positiv überraschte, war die Tatsache, dass man hier auch eine nette Auswahl an Weinen im offenen Ausschank bereithielt. Und diese von durchaus akzeptabler Herkunft. Mit Ellermann-Spiegel (Kleinfischlingen) und Oliver Zeter (Neustadt) war sogar die Pfalz am Start. Noch interessanter klang indes das Flaschenweinangebot. Riesling von Bassermann-Jordan und Grauburgunder von Meßmer findet man sich sicherlich nicht bei jedem Panasiaten im Portfolio.
Zumal die Preise äußerst „linksrheinisch“ kalkuliert schienen. Die 30 Euro für die Cuvée Z von Oliver Zeter waren geradezu ein Schnäppchen. Und auch der „Win-Win-Riesling“ vom Weingut von Winning ließ sich mit fair vorgetragenen 26 Euro als gleichnamige Situation aus.
Die emsig agierende Bedienung brachte zeitnah unsere Vorspeisenplatte, die als Fingerfutter zum Teilen animierte. Die kurz nach dem Frittieren noch mit Teriyaki-Sauce bepinselten Hähnchenspieße gerieten saftig-süßlich und keinesfalls zu trocken. Die ebenfalls der Fritteuse entstiegenen Gemüse- bzw. Frühlingsrollen entsprachen handelsüblichem, wenig originellem TK-Standard. Das "Hanoier Allerlei"
Daneben bildeten die beiden Nems (= Reispapierrollen) zusammen mit den Garnelenschwänzen im Knuspermantel die crunchigen Höhepunkte dieses „Hanoier Allerleis“. Ein dreifaches „Ho-Ho-Ho-Chi-Minh“ verdienten sich die frisch gerollten, nach Koriander duftenden, mit Garnelen, Salat und Reisnudeln gefüllten Sommerrollen. In die schmackhafte Hoisin-Sauce gedippt, waren sie ein erster, ernst gemeinter Frischeakzent aus Südostasien.
Auch das mit pikantem Wasabi-Dressing angemachte Salathäufchen konnte sich schmecken lassen. Ein insgesamt ordentlicher Appetitanheizer mit ausgeprägtem Convenience-Anteil, hohem Knuspergehalt und dipfreundlicher Süffigkeit. Nichts Weltbewegendes, aber durchweg guter Standard.
Zwischen Vor- und Hauptspeise verging die Zeit recht schnell, ohne dass wir uns jedoch gehetzt fühlten. Mittlerweile duftete es neben mir aromatisch nach Zitronengras, Galgant und Kaffirlimette. Das Hähnchencurry
Kein Wunder, stand doch da schon das mit üppigem Kartoffel- und Karottenbesatz aufs Porzellan gehievte Hähnchencurry vor meinem Senior und wollte von ihm verspachtelt werden. Curry im Detail
Die mit Rindfleisch, Frühlingszwiebeln, Sojasprossen und frischen Kräutern kredenzte Reisnudelsuppe („Pho Bò“) war eine bemerkenswerte Portion. What the Pho???
Ein feiner Zimthauch wehte zu mir herüber, aber das soll ja auch so. Ich fragte mich derweil, ob meine Frau dem köstlich anmutenden Inhalt dieser Riesenschüssel gewachsen sein würde. Eine Schüssel voll Glückseligkeit
Sie war es, wie sich nach einer bravourösen Löffelleistung herausstellen sollte. Mein Antrag auf Suppenhaft wurde infolgedessen mit einem kopfschüttelnden Lächeln niedergeschmettert.
Auch an meiner Ecke des Tisches hatte sich kulinarisch etwas getan. Der mit einer würzigen Frikadelle, einem knusprigen Schälrippchen sowie einem saftigen Hühnerfuß dekorierte Grillteller war bei seinem Adressaten angekommen. Um ein – wieder mit Wasabi-Dressing verfeinertes – Salatzentrum waren die „Drei Zahmen vom Grill“ drapiert. Die "Drei Zahmen vom Grill"
Eine leicht säuerlich schmeckende Dipsauce (Soja, Limette oder Ähnliches) und ein mit geröstetem Sesam bestreutes Häufchen Basmati-Reis komplettierten das Ensemble, das zwar gefällige Grillkost bot, aber ohne den Gaumen wirklich in gustatorische Bedrängnis zu bringen. Dazu fehlte es schlichtweg an Wumms, den eine gewiefte Marinade oder ein raffiniertes Topping durchaus hätte beisteuern können. Vietnam-Bulette Der lackierte Hähnchenfuß (vorne) Teriyaki-Rib
Keine Frage, das war handwerklich im grünen Bereich, aber geschmacklich leider recht eintönig. Zumal Huhn und Sparerib mit dem gleichen, süßlichen Teriyaki-Anstrich versehen wurden. Egal, „de Hunger hat’s neitriebe“, wie man etwas weiter südlich von Baden gerne zu sagen pflegt. Und satt machte die Portion allemal. Also alles im Lack und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wer will da schon auf hohem Niveau jammern?
Nach so langer Asia-Abstinenz gelüstete es die anwesende Genießerschaft nach einem süßen Abschluss. Tempura Banane, Crème Caramel und die schlicht als „Chè“ ausgewiesene Süßspeise (4,50 Euro) vietnamesischer Provenienz standen zur Auswahl. Chè (ohne Guevara)
Da entschied ich mich für Letztere, zumal man mir vorab eine Espressotasse voll „Chè“ zum Probieren reichte. Eine freundliche Geste und ein kleiner Zuckerschock zugleich. Aber das primär aus Kokosmilch und Tapioka-Perlen bestehende Dessert gefiel mir trotzdem. Auch die Crème Caramel wurde genauso schnell verputzt wie sie gelobt wurde.
Fazit:
Das Mama Thanh bescherte uns einen entspannten Sonntagmittag mit dem rechtsrheinischen Teil der Familie. Der Service trug mit seiner unaufgeregt freundlichen Art sicherlich mit dazu bei. Gerne werde ich die südostasiatische Gastfreundschaft in der Karlsruher Weststadt wieder wahrnehmen. Dann aber mit Weinbegleitung und gerne auch mit dem ein oder anderen Schluckspecht aus der Region am Tisch.
Damals als mein guter Freund, Kletterpartner und mittlerweile auch Schulleitungskollege noch in der Karlsruher Sophienstraße residierte, wäre ich gerne hier einmal eingekehrt. Das mit seinem pfiffigen, badisch-mediterranen Küchenstil nicht nur bei Gaumenfreunden aus der Fächerstadt sehr beliebte Restaurant Vaca Verde befand sich zu der Zeit noch in den Räumlichkeiten des Mama Thanh (Ecke Uhlandstraße-Sophienstraße). Es kam leider nie dazu, weil der Laden im August 2018 seine Pforten schloss.
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Mama Thanh
Mama Thanh€-€€€Restaurant0721 47031901Uhlandstraße 40, 76135 Karlsruhe
4.0 stars -
"Neulich beim Panasiaten in der Karlsruher Weststadt traf ich die „Drei Zahmen vom Grill“…" Ehemalige UserDamals als mein guter Freund, Kletterpartner und mittlerweile auch Schulleitungskollege noch in der Karlsruher Sophienstraße residierte, wäre ich gerne hier einmal eingekehrt. Das mit seinem pfiffigen, badisch-mediterranen Küchenstil nicht nur bei Gaumenfreunden aus der Fächerstadt sehr beliebte Restaurant Vaca Verde befand sich zu der Zeit noch in den Räumlichkeiten des Mama Thanh (Ecke Uhlandstraße-Sophienstraße). Es kam leider nie dazu, weil der Laden im August 2018 seine Pforten schloss.
Man soll eben seine geplanten Gastrobesuche nicht auf die allzu lange Bank schieben,
Geschrieben am 13.06.2021 2021-06-13| Aktualisiert am
13.06.2021
Besucht am 11.06.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 125 EUR
Die Vorfreude auf einen Abend im Francesca war groß, weil wir wissen, dass wir uns dort sehr wohl fühlen.
Wie immer reisten wir per Taxi an.
Kurz vor 18:00 Uhr waren wir da und wurden mit bekannter Herzlichkeit von Margeritha Rottino, der Tochter des Hauses begrüßt. Reserviert hatte ich bei Gheri, dem Sohn. Ich hatte gesagt, wir würden gern draußen sitzen. Meine Frau hatte beim Zahnarztbesuch im selben Haus gesehen, dass eine neue Außeninstallation mit großflächigen Glasscheiben und 12 Sitzplätzen hinzugekommen war. Nun erfuhren wir, dass draußen alles belegt sei. Aufgrund unserer wohl sichtbaren Enttäuschung bot uns Margeritha zwei Gläser Franciacorte aufs Haus an. Als der Sekt kam, war er garniert mit der schönen Nachricht, dass ein Zweiertisch draußen storniert hatte. Wir zogen um.
Die Glasscheiben dämpfen natürlich Geräusche kaum. Als eine Harley vorbei knatterte, sagte meine Frau, man solle die Dinger verbieten. Gut, dass das leise Nageln der Mercedes-Taxen weniger aufdringlich ist. Ich muss wohl damit rechnen, dass ich mit meinem Radaubruder eines Tages der Garage verwiesen werde.
Als Amuse gueule kam ein Stück Honigmelone, das mit einem extrem zarten Parmaschinken umwickelt war. Eine nur zu Decozewecken taugliche Scheibe Zucchini lag noch auf dem Teller.
Vergessen hatten wir, Wasser und Wein zu bestellen, was wir schleunigst nachholten. Margeritha, die wohl für den Wein zuständig ist, sagte, unseren gewünschten Nero d’Avola gebe es nicht mehr. Sie habe aber eine ebenso tanninarme Alternative, den sie selbst auch gern möge. Sie kam mit einem Primitivo di Manduria San Marzano für moderate 32 Euro. Meine Frau mochte ihn. Foto Hochformat Unser roter
Der Brotkorb enthielt die allgegenwärtigen Bruchstücke des Pergamena di Pane und ein fabelhaftes hausgebackenes Weißbrot, dessen leichte Gelbfärbung der Krume auf die Verwendung von Ei hindeutete.
Meine Vorspeise für 17,50 verblüffte mich: Hummer/Spargelsalat. Der halbe Hummer war vorbildlich ausgelöst und lag sehr dekorativ auf etwas Salat vom marinierten grünen Spargel. Wie man hier mit 17,50 Euro auf seine Kosten kommt, ist mir schleierhaft. Insgesamt ein solcher Hochgenuss, dass ich noch zwei der dicksten Beine ausriss und knackte. Hummer/Spargel
Wie immer wählte ich das Kalbskotlett Butter/Salbei als Hauptspeise, ich glaube, es ist das achte Mal. Signora Rottino brät offenbar standardisiert. Gargrad und Röstaromen sind absolut konstant, stets gut gebräunt und blutig am Knochen – einfach perfekt. Wohl aufgrund der hohen Außentemperaturen gab es als Beilage heute eine Schüssel mit Salat aus Kartoffeln, Spargelspitzen, Bohnen, Rucola, Sellerie, Pergamena die Pane, Radieschenscheiben, Broccoli, Kirschtomaten, Zucchini, Sellerie im Salat stört mich immens, aber was hilft es? Augen zu und durch. Wie immer ließ ich nur ein Stück gut geputzten Knochens übrig. Raum für ein Dessert gab es nicht mehr. Wir wussten ja auch, dass zu Hause noch frische Erdbeeren warteten. Salatbeilage Kalbskotlett
Auf der Schlussrechnung tauchte dann der Franciacorte nicht auf. Bei so einem kleinen Familienbetrieb finde ich das nicht in Ordnung. Ich versuchte, mit 30 Euro Trinkgeld eine wenig auszugleichen.
Unser Taxifahrer für die Rückfahrt war ein alter Hase und sehr sicher.
Die Vorfreude auf einen Abend im Francesca war groß, weil wir wissen, dass wir uns dort sehr wohl fühlen.
Wie immer reisten wir per Taxi an.
Kurz vor 18:00 Uhr waren wir da und wurden mit bekannter Herzlichkeit von Margeritha Rottino, der Tochter des Hauses begrüßt. Reserviert hatte ich bei Gheri, dem Sohn. Ich hatte gesagt, wir würden gern draußen sitzen. Meine Frau hatte beim Zahnarztbesuch im selben Haus gesehen, dass eine neue Außeninstallation mit großflächigen Glasscheiben und 12 Sitzplätzen hinzugekommen war.... mehr lesen
4.5 stars -
"Sporadisch, aber immer wieder schön" Ehemalige UserDie Vorfreude auf einen Abend im Francesca war groß, weil wir wissen, dass wir uns dort sehr wohl fühlen.
Wie immer reisten wir per Taxi an.
Kurz vor 18:00 Uhr waren wir da und wurden mit bekannter Herzlichkeit von Margeritha Rottino, der Tochter des Hauses begrüßt. Reserviert hatte ich bei Gheri, dem Sohn. Ich hatte gesagt, wir würden gern draußen sitzen. Meine Frau hatte beim Zahnarztbesuch im selben Haus gesehen, dass eine neue Außeninstallation mit großflächigen Glasscheiben und 12 Sitzplätzen hinzugekommen war.
Besucht am 27.05.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 127 EUR
Neulich in den großzügig gestalteten Räumlichkeiten des Clubhauses des GC Pfalz nahe Geinsheim (im Volksmund auch „Goise“ genannt): Kommt ein Mann mit seinem Impfpass ins Restaurant…
Was ungefähr so schräg klingt wie der Anfang eines schlechten Scherzes („Kommt ein Pferd zum Arzt…“ usw.), ist in der derzeitigen Lockerungsphase pandemische Wirklichkeit geworden. Aber Gott sei Dank gibt es ja jetzt wenigstens wieder die Möglichkeit, mit entsprechender „Nichtansteckungsbescheinigung“ gastronomische Einrichtungen besuchen zu dürfen.
In Neustadt kann man das schon eine ganze Weile, denn dort sind die Inzidenzwerte seit längerem unter der politisch korrekten (?) 100-er-Marke. Mittlerweile sind sie sogar so niedrig, dass auch im Inneren der Lokale wieder Platz genommen werden darf.
Da für meine Frau ein Restaurantbesuch derzeit nicht in Frage kommt, musste für die erste Einkehr nach der Gastroschließung vor gut einem halben Jahr ein Kollege aus dem nahegelegenen Lachen-Speyerdorf - ebenfalls ein eingemeindeter Stadtteil von Neustadt – herhalten. Gleich vorweg: er erfüllte nicht nur seine Aufgabe als gleichgesinnter Partner in Dine, sondern sollte sich auch bei der Vernichtung von rotem Rebsaft als kongenialer Mitsäufer erweisen.
Nach einem kurzen Anruf in Grünwedels Restaurant, das seit letztem Jahr nur noch im Golfclub Pfalz beheimatet ist, war ich schlauer. Die Platzreservierung sollte über die Homepage vorgenommen werden, was sich als problemlos herausstellte und wodurch die Registrierung vor Ort entfiel.
Seit 2017 bewirtschaftet Dominik Grünwedel mit seinem Team das gepflegte Clubhaus-Lokal, das anfänglich als zweites Standbein fungierte. Seinen eigentlichen Hauptsitz in Neustadt-Diedesfeld (in den Räumlichkeiten der ehemaligen Feinschmeckerbastion „Becker’s Gut“, Anm.), in dem schon einige bekannte GG-Koryphäen ein und aus gingen, hat er mittlerweile aufgegeben.
Bedauerlich, denn schon vor Borgis, Petras und Oparazzos positiven Berichten, hatte ich diese regional bekannte und regelmäßig mit dem Bib Gourmand ausgezeichnete Adresse auf meinem kulinarischen Radar. Aber irgendwie kam es nie dazu. Die große Auswahl an guten Einkehrmöglichkeiten in der heimatlichen Südpfalz ließ meine aufrichtige Besuchsabsicht zum frommen Wunsch verkümmern.
Dann wenigstens in Geinsheim zwischen Putting Green und Driving Range die Grünwedel’sche Küche beim Comeback in Sachen Restaurantbesuche genießen. Ein simpler Plan, der nach einem schönen Abend klang. Ein Abend, auf den ich mich sehr freute. Auch hatte ich ausreichend Hunger mitgebracht, kletterte ich doch vorher ausgiebig an den Sandsteinwänden der Nordvogesen. Klettern und Renovierungsarbeiten haben diese Pfingstferien bestimmt. Wobei der zeitliche Schwerpunkt klar auf der Sanierung unserer neuen Wohnung lag.
Kurz vor 19 Uhr traf ich im Golfclub ein. Zu Grünwedels? Da lang!
Als bekennender Golf-Fahrer natürlich mit dem passenden Gefährt. Herr Grünwedel empfing mich nach kurzer Wartezeit an der zum Öffnungskonzept gehörenden, etwas improvisiert wirkenden Rezeption und erfragte Namen und Impfnachweis. Pandemiebedingter Empfangsbereich
Mein Kollege war noch nicht da, also nahm ich im nahezu komplett leeren Gastraum Platz und nutzte die Zeit, um ein paar Bilder von dem geräumigen Inneren des Lokals zu schießen.
Linkerhand erwärmte ein schicker Gaskamin mit lodernder Flamme die von wertigem Inventar kündende Genusshalle. Der großzügig Gastraum
Rechts, vor der Glasfront zur Terrasse hin saß eine kleine Gesellschaft. Dem Anschein nach handelte es sich um eine Familienfeier im kleineren Rahmen.
Es war viel Platz zwischen den von hellem Leinen überzogenen Tischen. Bequeme Polsterstühle aus Holz gesellten sich um jene. Alles wirkte sehr sauber, gepflegt und einladend. Weiter hinten vernahm ich den obligatorischen Thekenbereich, dessen spirituelles Angebot stolz auf dem Tresen thronte.
Von der Decke baumelte ein später noch angenehm leuchtendes, jetzt schon zum Hingucken animierendes „Etwas“. Von der Wand gegenüber grüßte ein wilder Stier im Großformat. Für Rumpsteak-Freunde sicher ein gern aufgegriffener Impuls. ...und ewig grüßt der Stier!
Dann betrat auch schon mein Kollege – mit einem Corona-Testkit bewaffnet – das Restaurant und wurde gleich in einen separaten Bereich geführt, um sich ganz entspannt die Stäbchen in die Nasenlöcher zu stopfen. Er nutzte die Möglichkeit, seinen Negativnachweis Vorort zu erbringen.
Da diese Prozedur erfahrungsgemäß ein wenig dauert – der Teststreifen braucht ja mindestens 10 Minuten bis er sich voll entfaltet hat – nutzten wir die Wartezeit, um draußen auf der Terrasse noch einen Aperitif zu uns zu nehmen. Zum Auftakt: Pernod!
Ach wie schön! Da saßen wir unter freiem Himmel. Die Abendsonne beleuchtete das Grün des angrenzenden Rasenteppichs, auf dem sich noch „puttendes Volk“ zum gemeinsamen Einlochen verabredet hatte. Büsche und Topfpflanzen werteten die hübsch angelegte Terrasse botanisch auf. Auf der Terrasse
Etwas weiter rechts befand sich ein mit weich gepolsterten Gartensofas ausgestatteter Loungebereich. Sonnenschirme und Terrassenheizstrahler hatte man noch in der Hinterhand. Dem diesjährigen Mai-Wetter war ja bekanntlich nicht zu trauen. Terrasse mit Loungebereich
Die junge Dame, die uns an diesem Abend noch ganz hervorragend umsorgen sollte, kam mir irgendwie bekannt vor. Und siehe da: noch während der Order zweier Pernods (4,20 Euro das Glas) zum „Vorglühen“ wurde meinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen. Wir kannten uns von der Landauer Kletterhalle, in der sie früher am Empfang bzw. im Ausschank tätig war.
Die Frage nach einer Weinkarte in gedruckter Form wurde charmant verneint, aber der Hinweis, dass nebenan ein stattlich gefülltes Weinregal auf uns wartete, stimmte uns vorfreudig. Also nichts wie rein ins Innere des Restaurants zur ersehnten Flaschenwahl. Schade nur, dass die Preise erst erfragt werden mussten. Aber die sympathische Servicedame navigierte uns mit Hilfe ihres Handys durch die anvisierten Kreszenzen in Rot und versorgte uns geduldig mit den nötigen Preisinformationen. Die begehbare "Weinkarte"
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon den Terrassenplatz gegen ein lauschiges Fleckchen im Inneren des Lokals getauscht. Die kühle Witterung ließ uns direkt vor dem ansehnlichen Kamin Platz nehmen. Ein guter Roter sollte es an diesem Abend sein. Die korrespondierenden Mahlzeiten würden sich dazu schon finden. Der abendliche Wassermangel wurde übrigens von zwei Flaschen Peterstaler Mineralwasser „Classic“ (0,75l für 5,50 Euro) hervorragend ausgeglichen.
Das üppige Angebot, für dessen Zusammenstellung sich Hausherr Dominik Grünwedel verantwortlich zeigte, hatte nicht nur feine Pfalztropfen zu bieten. Es bevölkerten auch jede Menge spanische, französische, italienische und südafrikanische Rebsäfte das weiß lackierte Expedit-Regal. Zeter, Stachel, Bassermann-Jordan und Eugen Müller aus Forst – allesamt bekannte Winzer aus der Pfalz bzw. der Mittelhaardt. Da würden wir schon fündig werden.
Und tatsächlich ganz unten im Regal versteckte sich eine Einzelflasche Cabernet Sauvignon „Kirchenstück“ von Erwin Stachel aus Maikammer aus dem Jahr 2014. Der Preis wurde erfragt und die nette Servicekraft meinte es wohl in ihrem jugendlichen Eifer etwas zu gut mit uns. Sie wollte gerade einmal 32 Euro für diesen Pfälzer Wonnetropfen. Gönnertrunk in Rot
Wenig später – sie hatte sich wohl in der Zwischenzeit von ihrer Chefin ein paar ernste Worte zum Thema Preiskalkulation von Flaschenweinen anhören dürfen – gestand sie uns ihren Fauxpas. Doch auch die letztlich veranschlagten 40 Euro für die Flasche waren keine überzogene Forderung, sondern lagen immer noch im Schnäppchenbereich.
Erwin Stachel zählt sicherlich mit zu den besten Rotweinwinzern der Pfalz und eine Flasche seines schon häufig prämierten Cabernet Sauvignons aus der Weinlage Maikammer Kirchenstück hatte ich mir schon mehr als einmal in der Krone zu Neupotz schmecken lassen. Ein wirklich bemerkenswerter Vertreter seiner Art, der uns mit seiner kräftigen Tanninstruktur, seinem betörenden Duft nach dunklen Früchten (Cassis/Brombeere) und seiner stoffig-dichten Struktur am Gaumen vollends überzeugte und der zu unseren beiden Hauptgängen prima harmonieren sollte.
Doch diese wollten erst einmal bestellt werden. Also nichts wie ran an die Speiselektüre, die sich erfreulich reduziert präsentierte. Gerade mal fünf Vorspeisen („Kleines & Feines“), ein gutes halbes Dutzend überwiegend saisonal geprägte Hauptgerichte mit und viermal Pasta ohne Fleisch. Dazu standen mit Burger, Clubsandwich, Flammkuchen und Görrywuäss (Currywurst) noch ein paar sättigende Snacks für die abschlagende Zunft bereit.
Alles recht übersichtlich und preislich an die hier vornehmlich verkehrende Klientel angepasst. Für die gebratene Jakobsmuschel mit Pulpo auf roh mariniertem Spargel durften 16 Euro hingeblättert werden. Der Golfclub-Burger kam mit Frittenbeilage auf stolze 18,90 Euro und das mit Schinken und Emmentaler gefüllte Cordon Bleu vom Schwein checkte bei sportlichen 17 Euro ein (auch inklusive Fritten). Kalbsnierchen in Dijon-Senf (18,90 Euro) und Lammkarree auf grünen Bohnenragout und Rosmarinsoufflée (26 Euro) seien an dieser Stelle ebenfalls erwähnt. Das hatte alles seinen leicht gehobenen Preis. Aber im Golfclub hätte ich auch keine Geiz-ist-geil-Attitüde erwartet.
Klar gab es auch das königlichste Gemüse der Saison. Einmal als Schaumsüppchen (6 Euro) und natürlich als veritable Portion mit Petersilienkartoffeln, Sauce Hollandaise und warmer Butter (19 Euro). Additiv konnte man sich seinen Spargelteller noch etwas „upgraden“. Schnitzel, Kalbssteak, Fischfilet und Schinken gab es gegen Aufpreis dazu.
Für Süßschnäbel hatte die Patisserieabteilung im Hause Grünwedel mit Schokolade 3.0, Stracciatellaparfait, Kaiserschmarrn und Johannisbeersorbet (natürlich mit Sekt aufgefüllt) ebenfalls eine kleine, aber feine Auswahl im Angebot. Und das zu „Normalpreisen“ zwischen 7 und 8 Euro.
Wir orderten beide das Spargelsüppchen vorweg. Beim Hauptgang wollten wir es eher fleischern angehen lassen. Der Carbernet Sauvignon musste schließlich adäquat unterfüttert werden. Mein Kollege entschied sich für das Rumpsteak aus Argentina mit Pfefferrahmsauce und Bratkartoffelbeilage (22 Euro). Er wollte es gerne medium rare auf den Teller gelegt bekommen.
Ich hatte so richtig Lust auf Schmorfleisch und konnte deshalb den sousvide gegarten Kalbsbäckchen auf Kartoffel-Sellerie-Stampf und Sommergemüse (24 Euro) nicht widerstehen. Die Aussicht auf einen solchen Leib- und Seelenteller ließ mir schon bei der Speisenkartendurchsicht das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Der Rotwein wurde seinen Vorschusslorbeeren gerecht. Schon der erste Schluck gemahnte an eines der berühmtesten Gedichte Friedrich Schillers (genialer Typ übrigens!): „Freude schöner Gönnertrunk(en) – bring mich ins Delirium!“ Zusammen mit der Wärme des Kaminfeuers förderte dies massiv die Durchblutung im Gesichtsbereich. Red was our favourite colour…
Auf Rot folgte Weiß, denn die Spargelsuppe schwappte uns in dunkler Keramik entgegen. Weißes Gold in flüssiger Form
Die junge Servicedame umsorgte uns nach wie vor vorbildlich. Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, aber niemals ins Unseriöse abdriftend. Humorvoll und geradeaus, so wie das in der Pfalz am besten ankommt. Volle Punktzahl!
Die Suppe vom Königsgemüse wurde mit grünen und weißen Spargelstücken als Einlage serviert. Spargeleinlage vorhanden!
Beide Sorten von angenehmer Konsistenz bzw. genau dem richtigen Biss. Etwas heißer hätte sie für mein Empfinden ruhig sein dürfen. Auch agierte sie gustatorisch hart an der für mich tolerierbaren Salzobergrenze. Ein Ticken mehr und wir hätten sie als „versalzen“ reklamieren müssen. So aber alles noch im Rahmen. Ihr intensiver Duft nach Stangengewächs setzte sich am Gaumen wohltuend fort. Weißes Gold zum Auslöffeln. Endlich auch mal wieder als Auswärtsspiel.
Zur Suppe wurde fluffiges Ciabatta-Brot gereicht. Da man im Grünwedels auf ein Amuse verzichtete, war dies für mich die erste feste Nahrung des Tages nach absolvierter Kletterpartie. Umso schneller war es als „Tunkmasse“ aufgezehrt. Nicht schlimm, der Hauptgang würde schon für sättigende Verhältnisse sorgen, das sah ich ganz entspannt.
Nach angenehmer Wartezeit fanden sich dann auch unsere beiden Hauptgerichte ein. Das medium gebratene Rumpsteak des Kollegen wog um die 220 Gramm und thronte auf einem ansehnlichen Bratkartoffelhügel. Das Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Pfeffersauce
Der separat in einer Sauciere gereichten Pfefferrahmsauce fehlte zwar der Rahm, was ihrem Geschmack jedoch in keiner Weise schadete. Ganz im Gegenteil: was Küchenchefin Stefanie Nessler da auf handwerklich fundierter Jus-Basis gezaubert hatte, war ein ganz formidabler Beiguss. Mein Kollege ließ mich freundlicherweise ein paar Nanoliter davon kosten, was mir ein intensiv pfeffriges Erlebnis am Gaumen bescherte.
Meine Kalbsbäckchen fielen wie erwartet superzart aus. Zwei an der Zahl hatten es sich auf dem angemessen gebutterten Hügel aus Kartoffel-Sellerie-Püree gemütlich gemacht. Die Kalbsbäckchen
Beide hatten sie eine leichte Fettschicht vorzuweisen. Für mich nicht weiter schlimm, ich kenne aber auch Zeitgenossen – gerne auch als „Fettmemmen“ bezeichnet –, denen solche Kleinigkeiten dann komplett den Fleischgang versauen.
Mir gefiel jedoch die Qualität der beiden – wahrscheinlich dampf(vor)gegarten – Kollagenfetzen. Die Kalbsbäckchen aus der Nähe
Zumal die Jus auf ganzer Linie überzeugte und nicht zu sparsam den Teller benetzte. Das sommerliche Gemüse (u.a. Zucchini, Paprika und grüner Spargel) konnte den richtigen Gargrad vorweisen und das Püree schmolz förmlich auf der Zunge. Klar musste ich bei der Cocktailtomate an Borgi denken, aber zu dieser Jahreszeit mit saisonaler Genugtuung. Die Kalbsbäckchen von oben
Das war ein in sich stimmiger Teller, zu dem der Cabernet natürlich ganz vortrefflich harmonierte. Ein hohes Genusslevel und das schon beim ersten Nachlockdownbesuch. Die Marschrichtung stimmte also.
Zum Süßen Abschluss ließ ich mir die Schoko-Variation „Schokolade 3.0“ (8 Euro) schmecken. Mein Kollege nippte dagegen ganz asketisch an seinem Espresso (2,20 Euro). Weiße und braune Schokomousse von unterschiedlicher Dicke war auf eine Art Brownie-Basis geschichtet und ergab so ein süßes Dreierlei. Eines das jedoch mehr bot als nur zuckersüße Üppigkeit. Nicht nur die cremig lockere Konsistenz der Schoko-Schnitte zeugte von offenkundiger Patisseriekompetenz, auch sorgten marinierte Erdbeeren- und Rhabarberstücke für fruchtige Auffrischung. Schokolade 3.0 mit Joghurtrahmeis
Eine ordentliche Nocke Joghurtrahmeis brachte kalten Schmelz ins Spiel. Was so vermeintlich unspektakulär anmutete, war durchdacht zubereitet und auch von seinem Süß-Sauer-Kontrast her stimmig zu Porzellan gebracht. Ein stimmiger Abschluss!
Mein Kollege und ich hatten beide das Gefühl noch stundenlang hier sitzen zu können. Service, Ambiente, Essen und Kommunikation fügten sich zu einem einzigen Wohlgefühl zusammen. Große Zufriedenheit und auch eine gewisse Dankbarkeit, dies wieder tun zu dürfen, machten sich breit.
Nun, breit waren wir beim Verlassen dieses wirklich empfehlenswerten Lokals nordöstlich von Neustadt-Geinsheim natürlich nicht. Dazu hätte es schon einer weiteren Bouteille aus Dominik Grünwedels Fundus bedurft.
Die nächste gemeinsame kulinarische Etappe kommt bestimmt. Gerne auch wieder im Golf-Club Pfalz.
Neulich in den großzügig gestalteten Räumlichkeiten des Clubhauses des GC Pfalz nahe Geinsheim (im Volksmund auch „Goise“ genannt): Kommt ein Mann mit seinem Impfpass ins Restaurant…
Was ungefähr so schräg klingt wie der Anfang eines schlechten Scherzes („Kommt ein Pferd zum Arzt…“ usw.), ist in der derzeitigen Lockerungsphase pandemische Wirklichkeit geworden. Aber Gott sei Dank gibt es ja jetzt wenigstens wieder die Möglichkeit, mit entsprechender „Nichtansteckungsbescheinigung“ gastronomische Einrichtungen besuchen zu dürfen.
In Neustadt kann man das schon eine ganze Weile, denn dort... mehr lesen
Grünwedels Restaurant im Golfclub Pfalz
Grünwedels Restaurant im Golfclub Pfalz€-€€€Restaurant, Catering06327 4663Im Lochbusch, 67435 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Back for food means back for good!" Ehemalige UserNeulich in den großzügig gestalteten Räumlichkeiten des Clubhauses des GC Pfalz nahe Geinsheim (im Volksmund auch „Goise“ genannt): Kommt ein Mann mit seinem Impfpass ins Restaurant…
Was ungefähr so schräg klingt wie der Anfang eines schlechten Scherzes („Kommt ein Pferd zum Arzt…“ usw.), ist in der derzeitigen Lockerungsphase pandemische Wirklichkeit geworden. Aber Gott sei Dank gibt es ja jetzt wenigstens wieder die Möglichkeit, mit entsprechender „Nichtansteckungsbescheinigung“ gastronomische Einrichtungen besuchen zu dürfen.
In Neustadt kann man das schon eine ganze Weile, denn dort
Besucht am 23.05.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 45 EUR
Allgemein
Am Freitag, 21. Mai 2021, durfte in Bayern die Außengastronomie wieder öffnen. Auf der Facebookseite vom Schützenhaus Diana konnte ich schon am Donnerstagabend lesen, dass die Viki an diesem Freitag ab 17 Uhr ihre überdachte Terrasse öffnet. Also sofort ran ans Telefon, und siehe da, die Chefin höchstpersönlich war anwesend. Die Freude über die Eröffnung war sowohl bei ihr als auch bei mir groß. Und so begab es sich, dass ich direkt am Abend vor der Eröffnung schon einen Tisch für zwei Personen ab 13 Uhr für den Pfingstsonntag reservieren konnte.
Service 4*
Unser Fußweg von zu Hause bis zur Terrasse dauert maximal 10 Minuten und so konnten wir dann auch am Pfingstsonntag pünktlich die paar Stufen, natürlich mit Maske, zur Terrasse erklimmen. Am Eingang noch schnell die Hände desinfiziert.
Man kennt sich und so wurden wir freundlichst begrüßt, zumal wir während des Lockdowns etliche Male sonntags diverse Balkangerichte abgeholt hatten. Die Terrasse war gut besetzt und Kathrin wie auch Kollegin hatten ordentlich zu tun. Von drei freien Tischen suchten wir einen für uns aus und wurden von der Kathrin zu unserem Tisch begleitet. Hinsetzen und Maske ab. Die Bedienungen nur mit Maske.
Die Zettelwirtschaft des vergangenen Jahres war Geschichte. Am Tisch klebte ein QR-Code und so musste ich nach unserer Getränkebestellung zum Einchecken erstmal die Luca-App auf meinem Smartphone installieren. Bei der Gelegenheit bestellten wir schon mal unsere Getränke. Für mich Schlappeseppel Pils vom Fass (0,4 l, 2,75 €).
Schätzchen bestellte einen Plavac (kroatischer Rotwein). Leider kam von der Kathrin die Rückmeldung, dass der Plavac noch nicht geliefert wurde und somit nicht zur Verfügung stand. Anlaufschwierigkeiten, die nach so langer Zeit des Lockdowns schon mal vorkommen können. Also entschied sich Schätzchen ebenfalls für das Schlappeseppel Pils vom Fass.
Nachfragen nach der Zufriedenheit oder ob es denn geschmeckt hat sind hier eine Selbstverständlichkeit. Der Bezahlvorgang ging zügig und mit einem korrekten Bon über die Bühne. Eine freundliche Verabschiedung ist üblich.
Essen 4*
Beim Servieren unserer Biere wurde uns gleichzeitig die vorder- und rückseitig laminierte und desinfizierte Speisekarte in die Hand gegeben
Die Gerichte, wie auch die Art der Zubereitung, würde ich als gutes Gutbürgerlich bezeichnen. Das Hauptaugenmerk ist auf Balkangerichte und deutsche Küche gerichtet. Die Speisekarte ist in der Hauptsache so geblieben, wie vor dem Lockdown seit Oktober-
Beim Lesen der Speisekarte hatten wir uns schnell entschieden. Sowohl Schätzchen als auch ich bestellten das Rumpsteak Altdeutsch mit Bratkartoffeln und Zwiebeln. Darauf hatten wir so richtig Bock. Frischer Beilagensalat
Vorab wurde schon mal der kleine, frische Beilagensalat serviert, bevor nach nicht allzu langer Zeit die beiden Hauptdarsteller serviert wurden. Rumpsteak Altdeutsch
Da wir ja beide die gleichen Gerichte und Getränke bestellt hatten machte ich jeweils nur ein Foto.. Schlappeseppel Pils
Fazit:
Es hat uns beiden gut geschmeckt. Wir waren sehr zufrieden. Die erste Einkehr seit ca. acht Monaten hat uns gefallen.
So darf es in den kommenden Monaten ruhig weitergehen.
Allgemein
Am Freitag, 21. Mai 2021, durfte in Bayern die Außengastronomie wieder öffnen. Auf der Facebookseite vom Schützenhaus Diana konnte ich schon am Donnerstagabend lesen, dass die Viki an diesem Freitag ab 17 Uhr ihre überdachte Terrasse öffnet. Also sofort ran ans Telefon, und siehe da, die Chefin höchstpersönlich war anwesend. Die Freude über die Eröffnung war sowohl bei ihr als auch bei mir groß. Und so begab es sich, dass ich direkt am Abend vor der Eröffnung schon einen Tisch für... mehr lesen
Schützenhaus Diana
Schützenhaus Diana€-€€€Restaurant, Gaststätte061889933599Am Friedhof 9, 63791 Karlstein am Main
4.0 stars -
"Welch ein Gefühl, endlich wieder mal außer Haus essen und sich bedienen lassen!" Ehemalige UserAllgemein
Am Freitag, 21. Mai 2021, durfte in Bayern die Außengastronomie wieder öffnen. Auf der Facebookseite vom Schützenhaus Diana konnte ich schon am Donnerstagabend lesen, dass die Viki an diesem Freitag ab 17 Uhr ihre überdachte Terrasse öffnet. Also sofort ran ans Telefon, und siehe da, die Chefin höchstpersönlich war anwesend. Die Freude über die Eröffnung war sowohl bei ihr als auch bei mir groß. Und so begab es sich, dass ich direkt am Abend vor der Eröffnung schon einen Tisch für
Besucht am 28.01.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Seit dem November Lockdown hatten wir mehrmals beim Dönerhaus die besten Döner im Ort abgeholt, auch der jeden Montag vor dem Edeka stehende Grill-Hähnchenwagen vom Ali konnte auf uns zählen. Mindestens zweimal im Monat holte ich dort leckere Hähnchen mit Pommes und Schwedensalat ab. Auch in unserem nur 800 m von zu Hause entfernten kroatischen Restaurant Schützenhaus holte ich ein paarmal sonntags für uns ein leckeres Mittagessen in Form von Pljeskavica oder auch Grillteller ab.
Ein Jahr vor unserer Goldenen Hochzeit sind sämtliche Restaurants wegen des Lockdowns geschlossen. Also musste ich mich in unserer unmittelbaren Umgebung nach einem dem Anlass unseres 49. Hochzeitstages angemessenen Restaurant mit Abhol-Service umsehen. Ich wurde fündig. Das Weiße Roß in Kleinostheim bot einen Abholservice an. Auf der Karte war zu lesen, dass es donnerstags Schäufele mit Klößen, Rotkraut und Biersauce gibt. Da unser Hochzeitstag direkt auf einen Donnerstag fiel war dies die perfekte Gelegenheit für ein deftiges Abendessen zu Hause.
Einen Tag vorher musste man das Schäufele bestellen und so griff ich zum Telefonhörer und rief im Weißen Ross an. Die Chefin persönlich nahm freudig meine Bestellung für den Donnerstag um 17.30 Uhr auf.
Am Donnerstag machte ich mich dann bei dichtem Schneetreiben mit dem Auto auf den Weg zum Weißen Ross. Direkt gegenüber fand ich einen freien Parkplatz und begab mich zügig in die Gaststube. Die Chefin des Hauses begrüßte mich freundlich und fragte nach meiner Bestellung. Zweimal Schäufele meine Antwort. Dabei wurde zuerst mal mein Obolus über die Theke gereicht. Ich gab ihr meine mitgebrachte große Tasche und sie begab sich in die Küche. Nach fünf Minuten war die perfekt gepackte Tasche wieder in meiner Hand und ich machte mich auf den Nachhauseweg.
15 Minuten später konnte dann Schätzchen unsere Teller belegen und wir mit dem Essen beginnen. Schäufele mit Klos und Rotkraut
Von Anfang bis zum Ende ein super Schäufele. Krosse Haut, das Fleisch super zart gegart.
Es löste sich prima vom Knochen, geschmacklich ein Highlight. Klöße, Rotkraut sowie Biersauce perfekt. Der übriggebliebene Rest
Da wir beide das gleiche Essen hatten, habe ich nur ein Foto gemacht.
Seit dem November Lockdown hatten wir mehrmals beim Dönerhaus die besten Döner im Ort abgeholt, auch der jeden Montag vor dem Edeka stehende Grill-Hähnchenwagen vom Ali konnte auf uns zählen. Mindestens zweimal im Monat holte ich dort leckere Hähnchen mit Pommes und Schwedensalat ab. Auch in unserem nur 800 m von zu Hause entfernten kroatischen Restaurant Schützenhaus holte ich ein paarmal sonntags für uns ein leckeres Mittagessen in Form von Pljeskavica oder auch Grillteller ab.
Ein Jahr vor unserer Goldenen Hochzeit... mehr lesen
Gasthof Weißes Ross
Gasthof Weißes Ross€-€€€Restaurant, Hotel, Gasthof0602746880Aschaffenburger Straße 2, 63801 Kleinostheim
4.0 stars -
"Bestes Schäufele in der Umgebung!" Ehemalige UserSeit dem November Lockdown hatten wir mehrmals beim Dönerhaus die besten Döner im Ort abgeholt, auch der jeden Montag vor dem Edeka stehende Grill-Hähnchenwagen vom Ali konnte auf uns zählen. Mindestens zweimal im Monat holte ich dort leckere Hähnchen mit Pommes und Schwedensalat ab. Auch in unserem nur 800 m von zu Hause entfernten kroatischen Restaurant Schützenhaus holte ich ein paarmal sonntags für uns ein leckeres Mittagessen in Form von Pljeskavica oder auch Grillteller ab.
Ein Jahr vor unserer Goldenen Hochzeit
Besucht am 09.10.2019Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Wenn man rein geht ist man sehr überrascht das ist etwas eng aber trotzdem gemütlich essen und trinken top parkplätze vor der tür und zu fuß auch gut erreichbar!
Wenn man rein geht ist man sehr überrascht das ist etwas eng aber trotzdem gemütlich essen und trinken top parkplätze vor der tür und zu fuß auch gut erreichbar!
Zunftstube Traditionsgaststätte
Zunftstube Traditionsgaststätte€-€€€Wirtshaus0922183377Obere Stadt 4, 95326 Kulmbach
5.0 stars -
"sehr leckeres knusperschnitzel mit bratkatofeln" Ehemalige UserWenn man rein geht ist man sehr überrascht das ist etwas eng aber trotzdem gemütlich essen und trinken top parkplätze vor der tür und zu fuß auch gut erreichbar!
Geschrieben am 29.01.2021 2021-01-29| Aktualisiert am
11.02.2021
Besucht am 21.10.2020Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
„Ich hab' Heimweh - Fernweh? - Sehnsucht
Ich weiß nicht, was es ist - ich will nur weg
Ganz weit weg - ich will raus!“ (aus dem Lied „Sehnsucht“ von Purple Schulz, 1984)
Nahezu jedes Wort aus dem Refrain dieser emotionalen 80er Jahre Hymne vom legendären Poppoeten Purple Schulz aus Köln ließe sich auf die heutige Zeit übertragen. An Quarantäne und eingeschränkte Reise- und Bewegungsfreiheit dachte der deutsche Sänger und Multiinstrumentalist Schulz sicher nicht, als er diese Zeilen verfasste. Dass sie uns heute, 37 Jahre später, aus der Seele sprechen, lässt sie aktueller denn je erscheinen.
Genug philosophiert! Es ist Pandemie. Es ist Lockdown. Und gerade der gemeine Gut- und Gernesser hat Sehnsucht nach seinen liebgewonnenen Verzehrtempeln, die nun schon seit rund 3 Monaten geschlossen sind. Den weltoffenen Viel- und Gernreisenden überkommt wahrscheinlich eher das Gefühl von Fernweh. Aber raus wollen sie sicherlich alle. Raus aus diesem Alptraum. Raus aus dieser Zeit des Abstands und der vielen Einschränkungen.
Wie und wann das geschehen wird, bleibt abzuwarten. Da schwelgt so mancher in kulinarischen Erinnerungen aus der Zeit zwischen den beiden Gastro-Shutdowns oder berichtet bildgewaltig direkt aus dem Auge des Orkans. Andere bringen ihre abgepackten (und dann wunderschön angerichteten) Take-Away-Erfahrungen zu Papier und unterstützen die örtliche Gastronomie in vielerlei Hinsicht. Allen ist jedoch eines gemein: sie sehnen sich nach der „alten Normalität“ in den Restaurants ihres Vertrauens.
Vielleicht war es ja auch bei mir eine Art kulinarisches Fernweh, das mich zusammen mit meiner Frau nach quarantänebedingter Absage des geplanten Herbsturlaubs in das gleichnamige Streetfood-Bistro in der Karlsruher City trieb. Das mitten in der Corona-Krise, Anfang August letzten Jahres eröffnete Lokal sah einladend ein und versprach neben diversen Hotdogs, Burgern, Wraps und Co. auch ein paar internationale „Gassengerichte“ der ungewöhnlicheren Art.
Hotdog-Brötchen, Pita-Brot und Burger-Buns bezieht man übrigens aus der näheren Umgebung. Die Qualitätsbäckerei Fricke-Bäck aus Waldbronn zeichnet sich nämlich für die Backwaren im Fernweh verantwortlich. Auch bei Fleisch nutzt man die Ressourcen der Region. Kein Geringerer als Spitzenmetzger Heiko Brath aus Karlsruhe – einer der Besten seiner Zunft – liefert feinstes Rindfleisch für Pastrami, Burger-Pattys und Pulled Beef.
Durch die hohe Glasfront konnten wir bereits einen Blick in das zur späten Mittagszeit menschenleere Innere des Bistros werfen. Von außen
Wir betraten den winzigen Gastraum durch eine Glastür und befanden uns sogleich vor einem schwarzgefliesten Bestell- und Ausschanktresen, der nüchternen Bistrocharme versprühte. Von einem Gitter, das an der Decke befestigt war, rankte reichlich Blattwerk. Keine Ahnung, ob das alles echt war.
Hinter dem Tresen kontrastierte eine mit weißen Fliesen bestückte Wand die in schwarz gehaltene Thekenfront in bestem Yin-und-Yang-Sinne. Ein paar Regale mit Gläsern, Pfeffermühlen, Essig-Öl-Karaffen und diversen anderen Gefäßen hingen an jener Rückwand. Links ums Eck ging es nach hinten in die Küche. Unser erster Eindruck in Sachen Interieur lautete: trendig-gepflegt, aber nicht besomders gemütlich. Blick auf den Bestelltresen
Hinter schützendem Plexiglas wurde der Ausschank erledigt. Die Getränke dazu, befanden sich im Kühlschrank links daneben. Aus jenem wählten wir eine kleine Flasche Bellaris-Mineralwasser (2,50 Euro) und einen hausgemachten Eistee namens „Fruit Punch“ (4 Euro) und setzten uns an einen der beiden Tische, deren eindrucksvolle Platten aus rund 15 cm dicken Baumstammhälften gefertigt waren. Ausgefallenes Mobiliar
Keine Ahnung, ob dafür ein Mammutbaum aus einem badischen Nationalpark „Bad Herrenalb“ geopfert musste, aber in Sachen Mobiliar waren die auf dünnen Füßen stehenden Wuchtplatten ein echter Hingucker.
Wir saßen auf einer bequem gepolsterten Bank, die sich entlang der Fensterfront erstreckte und blickten in Richtung Theke. Ein paar „Koffer mit Füßen“ dienten ganz im Sinne des Restaurantnamens als weitere, pfiffig ausgedachte Sitzgelegenheiten. Blich nach draußen
Von der hohen Decke baumelten Leuchten im Industriedesign, die einen freien Blick auf ihre beachtlichen Leuchtmittel erlaubten. Nun, wer’s mag. Zur grauen, unverputzten Betonwand und dem blanken Estrichboden passten die aus meiner Sicht etwas zu weit unten hängenden LED-Röhren jedenfalls ganz gut.
Das Speisenangebot hing auf zwei hübsch gerahmten Schiefertafeln geschrieben an der Wand. Auf der einen war das mit „Everybody’s Darling“ bezeichnete Standardrepertoire nachzulesen. Dieses bestand aus jeweils drei verschiedenen Burgern („Pulled-Beef“, „Pulled-Beef x Chili Cheese“, „No Meat“, alle 9 Euro), Hotdogs („Danish Classic“, „Onion Lover“, „Cheesy“, alle 6 Euro) und Wraps („Chili-Chick“, Tex-Mex“, „Veggie“, auch alle 6 Euro) und wurde noch von einem Pastrami-Sandwich (8 Euro) mit Käse und Essiggurken ergänzt.
Auf der Tafel daneben ging es mit den „Specials“ etwas ausgefallener in die Straßenfuttermaterie. Beim südafrikanischen Klassiker „Bunny Chow“ (9 Euro) wurde ganz traditionell ein Hühnchencurry in ein ausgehöhltes Weißbrot gefüllt. Falafel im Pitabrot mit selbstgemachter Tahin-Hummus-Sauce (8 Euro) wurde als „Israeli Streetfood“ annonciert. Zu guter Letzt waren es dann die der traditionellen sizilianischen Küche angehörenden Arancini (7 Euro), die mein größtes Interesse weckten. Diese frittierten, hier mit Bolognese-Sauce gefüllten Reisbällchen in Clementinen-Größe versprachen krosses Knödelglück aus dem südlichen Teil des Stiefelstaates.
Zu den bestellten Arancini gesellte sich noch das Orient-Sandwich („PitaFaHu“) mit Falafel-Hummus-Füllung für meine Frau dazu. Der Mann, der freundlich unsere Bestellungen entgegennahm verschwand dann erst einmal in der Küche. Keine Ahnung, ob der Laden wirklich als „One-Man-Show“ betrieben wurde, oder ob noch Küchenpersonal zugegen war. Unsere „Fernbedienung“ war jedenfalls fürs Erste verschwunden. Kenne ich so nur von der heimischen Couch, wenn meine Frau sich weder „Buten“ noch „Binnen“ wegzappen lassen möchte…
Lange mussten wir nicht auf unsere Fernwehspeisung warten. Ein paar Schlucke vom nicht besonders süßen Früchte-Eistee später wurden schon unsere Mahlzeiten serviert. Die beiden ansehnlichen Arancini wirkten rein optisch wie eine gelungene Kreuzung aus Kartoffelknödel und Kroketten: von letzteren die Paniermehlhülle, von ersteren die Form. Beide waren sie mit etwas Glattpetersilien-Gehäcksel „frisiert“. Krokettas sizilianas
Ein sauberer Schnitt durch die sizilianischen Reisknödel offenbarte ihren Bolo-Kern. Die Arancini im Anschnitt
Mit Erbsen, kleingehackten Zwiebeln und Karotten hatte die zum Vorschein kommende Hackfleischsaucenfüllung durchaus auch ihre vegetabilen Momente. Nur leider blieb sie in der Würze doch recht brav, um nicht zu sagen blass.
Da hätte ich mir etwas mehr „Wumms“ gewünscht, zumal ja auch der Reismantel recht neutral schmeckte. Nicht falsch verstehen. Die Mafia-Kroketten waren handwerklich gut gemacht und sahen auf der edlen Keramik auch klasse aus. Nur leider konnten sie diesen Eindruck am Gaumen nicht ganz bestätigen. Ein wenig fad im Abgang. In etwa so wie der des ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten vor ein paar Tagen.
Meine Frau zeigte sich da schon etwas zufriedener, wenngleich der Verzehr ihres Falafel-Sandwichs infolge einer Überdosis Joghurt-Sauce zum süffig-tropfenden Pita-Erlebnis tendierte. Mount Pita (Westflanke)
Kleingeschnippelte Gurken, Tomaten und Peperoni sorgten für etwas zusätzliche Frische. Die darauf gestrichene Hummuscrème duftete zwar angenehm nach Kreuzkümmel, hätte aber auch ein wenig mehr „Schmackes“ vertragen können. Mount Pita (Ostflanke)
Natürlich war dieser Fladenbrot-Snack vom Aussehen her irgendwo zwischen veganem Falafel-Döner und Shawarma-Sandwich angesiedelt. Aber damit hatte meine Herzensdame ja auch gerechnet. Außerdem lobte sie die mit Sesam bestreute Brothülle, deren Krume angenehm fluffig daherkam. Da machte sich die Qualität des regionalen Bäckers positiv bemerkbar. Das Falafel-Sandwich in der Totalen
Schlussendlich bleibt festzuhalten, dass die Qualität der genossenem Kleingerichte absolut in Ordnung ging. Etwas mehr Geschmackstiefe – gerne auch mit mehr „Ecken und Kanten“ – täten dem hier dargebotenen Straßenfutter gut. Denn in den Ländern, aus denen die Gerichte stammen, wird die Aromenküche großgeschrieben. Eine Entdeckung war das „Fernweh“ war trotzdem, denn es bringt ein wenig Abwechslung für Leute, die auf die Schnelle gerne mal was Neues ausprobieren. Den Betreibern wünsche ich, dass ihr derzeitiges Take-Away-Angebot angenommen wird und sie diese harte Zeit überstehen.
„Ich hab' Heimweh - Fernweh? - Sehnsucht
Ich weiß nicht, was es ist - ich will nur weg
Ganz weit weg - ich will raus!“ (aus dem Lied „Sehnsucht“ von Purple Schulz, 1984)
Nahezu jedes Wort aus dem Refrain dieser emotionalen 80er Jahre Hymne vom legendären Poppoeten Purple Schulz aus Köln ließe sich auf die heutige Zeit übertragen. An Quarantäne und eingeschränkte Reise- und Bewegungsfreiheit dachte der deutsche Sänger und Multiinstrumentalist Schulz sicher nicht, als er diese Zeilen verfasste. Dass sie uns heute,... mehr lesen
FERNWEH - International Streetfood
FERNWEH - International Streetfood€-€€€Restaurant0721 47047864Kaiserstraße 132 - Passagehof, 76133 Karlsruhe
3.5 stars -
"Hip, hip, hurra! Trendiges Streetfood-Bistro, dessen kulinarische Weltoffenheit auf regionalen Qualitäten basiert" Ehemalige User„Ich hab' Heimweh - Fernweh? - Sehnsucht
Ich weiß nicht, was es ist - ich will nur weg
Ganz weit weg - ich will raus!“ (aus dem Lied „Sehnsucht“ von Purple Schulz, 1984)
Nahezu jedes Wort aus dem Refrain dieser emotionalen 80er Jahre Hymne vom legendären Poppoeten Purple Schulz aus Köln ließe sich auf die heutige Zeit übertragen. An Quarantäne und eingeschränkte Reise- und Bewegungsfreiheit dachte der deutsche Sänger und Multiinstrumentalist Schulz sicher nicht, als er diese Zeilen verfasste. Dass sie uns heute,
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Der Geburtstag meiner Lieblingsnichte war zwar schon eine Weile her, aber ich hatte die damals ausgesprochene Einladung zum Abendessen nicht vergessen. Ganz im Gegenteil, ich freute mich auf einen kulinarisch abwechslungsreichen Abend mit der angehenden Hebamme, die ein gutes Essen mindestens genauso sehr zu schätzen weiß wie ihr diesbezüglich recht aufgeschlossener Onkel.
Knapp eine Woche nach der Wiedereröffnung der Innengastronomie Anfang Juni wurde flugs via Facebook ein Tisch für Zwei reserviert. Meine Nichte kannte bisher nur den Landauer Ableger der Koza-Gang (wie sich die Betreiber selbst auf diversen sozialen Plattformen gerne nennen) und war entsprechend gespannt, was da im pfälzischen Konsumforscher-Eldorado Haßloch auf sie zukommen würde.
Mit den Impfpässen in der Tasche ging es hinein in das putzige Backsteinhäuschen, wo uns schon am Eingang eine ganze Horde winkender Maneki-nekos begrüßte.
Die goldenen Winkekatzen sollen ja bekanntlich Wohlstand und Reichtum anziehen. Heben sie dann auch noch wie hier die linke Pfote, rufen sie Kundschaft bzw. Gäste herbei. Kein Wunder, dass an die 50 Exemplare dieses japanischen Glücksbringers direkt nach der Eingangstür auf Besucher warteten.
Der Empfang fiel freundlich konfus aus. Irgendwie schienen wir unter falschem Namen im Reservierbuch eingetragen worden zu sein. Egal, die angegebene Uhrzeit stimmte mit der erschienenen Personenanzahl überein – immerhin. Den Platz direkt nach der Eingangstür lehnte ich dennoch dankend ab.
Man führte uns in den kleineren, von einem Durchgang abgetrennten Gastraum weiter hinten, der lediglich vier Tische beherbergte. Ausgerechnet an dem Tisch, den man uns zugedacht hatte, waren die Lichtverhältnisse derart bescheiden, dass ich uns einen besser beleuchteten erbat. Meine Absicht, ein paar brauchbare Fotos für einen neuen Koza-Report zu schießen, legte ich dabei offen. Die Ankündigung meines Bestrebens sollte später noch ein paar überraschende Folgen haben.
Die Speisenkarte ließ sich mittels QR-Code auf dem Smartphone nachlesen. Gut, dass die junge Dame am Tisch dies postwendend übernahm. Am Nachbartisch wurden später sogar „echte“ Nachschlagewerke in Form der hier üblichen Klemmbretter verteilt. Es muss ja nicht nur digital sein.
Während meine Nichte die seit meiner letzten Einkehr (mit Frau und Mutter) kaum veränderte Sushi-Sashimi-Streetfood-Auswahl durchstöberte, hatte ich genug Zeit, um das komplett renovierte Innere der liebenswerten Maki-Höhle zu bestaunen. Früher gefiel mir die nüchterne Einrichtung, die ganz zeitgemäß zwischen angesagter Industrieästhetik und ländlicher Rustikalität oszillierte. Ganz so grau wie damals ging es jedenfalls nicht mehr zu. Allein das farbenfrohe Wandgemälde zu meiner Linken brachte Leben in die Bude.
Auch das Mobiliar hatte sich „nachsitzlich“ zum Positiven verändert. Die alten Holzstühle wurden durch einfache, aber wesentlich bequemere Sitzgelegenheiten ersetzt. Helle Holzplatten zierten die Bistrotische, an denen jeweils vier Personen Platz nehmen konnten. Für größere Gruppen ließen sich diese problemlos zusammenschieben. Alles sehr funktional, aber doch mit Charme und Flair.
Die hohe Decke hatte man mit üppiger Kunstflora abgehängt. Dies wirkte zusammen mit der wärmeren Beleuchtung doch um einiges gemütlicher als früher. Ein adäquater Rahmen für den kulinarischen Einklang von Ästhetik und Alltag.
Über unserem Tisch baumelte eine schmale Stableuchte von der Decke und sorgte für ausreichende Erhellung. Hinter der wertigen Wandbank, auf der es sich meine Begleiterin bequem gemacht hatte, wurde die Wand auf indirekte Art und Weise beleuchtet. Dies alles schaffte eine angenehme Atmosphäre, die zum allgemeinen Wohlbefinden beitrug.
Die anfängliche Konfusion am Empfang war längst vergessen, denn die jungen Damen vom Service agierten umsichtig und mit zugewandter Lockerheit. Zum Besteck- bzw. Stäbchenkörbchen, der obligatorischen Sojabuddel und dem Windlicht im Lampionformat gesellten bald zwei hausgemachte Drinks auf unserem Tisch dazu.
Mein Homemade Ice Tea (5,80 Euro) auf Kumquatbasis hatte ordentlich Zitrone und frische Minzblätter abbekommen, was die recht vordergründige Süße etwas auffrischte.
Bei dem primär aus Russian Wildberry und Mineralwasser bestehenden „Revive“ (6 Euro) meiner Nichte wurde nicht mit dunklen Beeren gespart.
In der Summe waren das zwei fruchtige Durstlöscher, die keines Alkohols bedurften, aber meiner Ansicht nach ruhig etwas weniger süß hätten ausfallen dürfen. Italienisches Bergwasser namens „Aqua Morelli“ sprudelte für urbane 5,20 Euro aus der azurblauen Flasche.
Aus der reichhaltigen, online nachlesbaren (https://koza-restaurant.de/food-menu) Palette an Speisen panasiatischer Provenienz wählten wir die Edamame (5,40 Euro), die Dumplings („Steamz“, 7,90 Euro) sowie die mit Tempura-Garnelen, Reisnudeln und Salat gefüllt Sommerrollen („Diamond Rolls“, 6,40 Euro), ehe wir uns zum Hauptgang den legendären „Invader“ – eine überaus großzügig portionierte Sushi-Sashimi-Mix-Platte für zwei ambitionierte Rohfischvernichter – einverleiben wollten. Letzterer kostete übrigens genau wie vor drei Jahren seine 56 Euronen. Für das Gebotene ein durchaus realer Preis, der erfreulicherweise stabil blieb. In der heutigen Zeit und den gegebenen Umständen ist das ja keine Selbstverständlichkeit.
Unser Hunger würde nach den rund 50 (!) Preziosen aus Reis, Algen und rohem Fisch, die der „Invader“ bereithielt, sicher der Vergangenheit angehören, zumal ein paar Starters ja auch noch mit von der Partie waren.
Auf einer aus dem Nebelmeer ragenden Bambusinsel wurden die auf Wildkräutersalat gebetteten, zierlichen Reismehlteigtaschen mit locker-leichter Garnelenfüllung serviert. Ohne Frage: ein echter Hingucker.
Für Leute wie mich, die diese Art der effektvollen Inszenierung gar nicht bräuchten, um ein paar saftige Dim Sum zu genießen, aber auch irgendwie entbehrlich. Aber der Effekt hat ja schon so manches Mittel geheiligt.
Nun gut, auch die Edamame fanden zur gleichen Zeit den Weg auf unseren Tisch.
Die gedämpften japanischen Sojabohnen wurden standesgemäß mit ein wenig Meersalz und einem vollmundigen Soja-Schalotten-Dip gereicht. Der passte hervorragend zu dem eher geschmacksneutralen Trend Food aus Fernost. Bei der Menge hatte ich nicht die Bohne einer Ahnung, wie wir das alles schaffen sollten.
Nun waren die Mädels vom Service – bitte nicht falsch verstehen – so richtig heiß gelaufen. Sie lieferten plötzlich Vorspeisen, die wir gar nicht bestellt hatten und die noch nicht einmal auf der Speisenkarte zu finden waren. Zur Aufklärung dieser überraschenden Aktion: der Rezensent und seine Begleitung „mussten“ quasi als Probanden herhalten und durften sich noch zusätzlich einen mit reichlich Trüffelwürze versehenen Spinatsalat sowie eine Bambusschale voll himmlisch krosser Hühnerfetzen „aufs Haus“ schmecken lassen.
Da wurde nach dem Verzehr mehrfach nach unserer Meinung gefragt, mit der wir selbstverständlich nicht hinterm Berg hielten.
Beide Zusatzgerichte waren extrem schmackige Vertreter ihrer Art. Beim Spinatsalat, der mit geröstetem Sesam und einer brutal würzigen Trüffelöl-Soja-Vinaigrette angemacht war, wurde hart an der noch zumutbaren Umami-Obergrenze operiert.
Die erfreulich fettarmen Chicken-Nuggets wurden als knuspriges Fingerfood genossen. Noch mehr Laune bereitete uns das Tunken in den dazu gereichten Miso-Dip. Mit den Händen futtern kann so schön sein. Sollten die Knusperteile den Weg auf die Standard-Karte finden, sie wären willkommenes „Straßenfutter“ vorweg.
Apropos Streetfood für die Seele: da waren ja noch die mit frittierter Knuspergarnele gefüllten und mit süßlicher Unagi-Sauce verzierten Sommerrollen, die ebenfalls gefuttert werden wollten.
Zufrieden tunkten wir diese saftig-frischen Rollzylinder in eine leichte Chili-Limetten-Vinaigrette. Frischer Koriander und gerösteter Sesam ergänzten die mit Salat, Reisnudeln und Tempuragarnelen gefüllte Köstlichkeit aus der Küche Vietnams stimmig.
Ehrlich gesagt, waren sie unser heimlicher Favorit dieses im Grunde viel zu umfangreichen „Startersets“, dessen ungeplante, jedoch sehr großzügige Erweiterung unseren Appetit schon vor der gigantischen Sushi-Platte ziemlich zügelte.
Egal, entschlossen wollten wir dem „Eindringling“ aus rohem Fisch, Nori und Reis die Stirn bieten. Meiner Bitte, sein Eintreffen zeitlich noch etwas hinauszuzögern, wurde gerne entsprochen. Der Vorspeisenreigen verlangte nach einer kleinen Verschnaufpause.
Als dann das unter reichlich Trockeneisnebel gesetzte „Bauwerk“ eintraf, staunte ich Reisklötze.
Ich fühlte mich kurzzeitig wie Han Solo, kurz bevor man ihn auf Bespin in tiefgefrorene Karbonit-Ware verwandelte. Auf einer hellen Holzplatte hatte man doch tatsächlich versucht, den Drei-Schluchten-Damm am Jangste im Maßstab „Eins zu Reis“ nachzubilden.
Wakame, Wasabi-Knet und Gari fanden als natürliche Beigaben genauso ihr Plätzchen auf der großangelegten Holztafel wie diverse, - Buddha sei Dank! - nicht zu dick aufgetragene Saucenbahnen bzw. -klekse aus der Quetschflasche. Es handelte sich dabei um einen leichten Mango Curry Dip und die gleiche süßliche Unagi-Tunke wie vorher bei den Sommerrollen.
Schade, dass man die gebackene, mit Thunfisch, Avocado und Frischkäse gefüllte Tempura Crunch-Roll etwas zu sehr mit Guacamole und Salsa Roja zukleistert hatte. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen.
Weitere Nebendarsteller waren Röstzwiebeln, Daikon-Kresse und schwarzer Tobiko (Fischrogen). Ein Schnitz Limette hatte es sich zwischen Thunfisch-Sashimi und einer penibel aufgeschichteten Maki-Mauer bequem gemacht.
Die vier mit rohem Lachs und Thunfisch zubereiteten Nigiri grüßten als köstliche Vorboten in Sachen Reisveredelung, indem sie mit herrlich sanfter Rohfischhaube punkteten.
Neben den vegetarischen, mit Gurke gefüllten Nori-Reis-Rollen, waren es die mit kross frittierter Lachshaut bestückten Maki, die in ihrer akkurat gerollten Einfachheit überzeugten. In ihrer kargen Finesse stellten sie einen gelungenen Kontrapunkt zu der etwas zu opulent erscheinenden Crunchy Roll dar.
Die acht Inside-Outs nannten sich „Alaska Roll“ und waren mit schottischem Lachs und Avocado gefüllt. Tobiko on Top ergänzte das fehlende Ying zum Yang.
Beim Lachs-Sashimi nahm mir das überpräsente Trüffelöl etwas zu viel Geschmacksraum ein, aber das war in Anbetracht dieser handwerklich wie qualitativ beeindruckenden Kaltfischerfahrung ein verschmerzbarer Wermutstropfen. Zumal der rohe Thunfisch förmlich auf der Zunge schmolz.
Wir klemmten uns genüsslich die als „Chef’s Surprise“ angekündigte, von rohem Thunfisch überzogene Reiskost zwischen unsere Ess-Stengelchen und hatten damit unseren Inside-Out-Favoriten auf der Platte schnell ausgemacht. Da hatte der approbierte Sushi-Meister auf kreative Weise saftigen Lachs, cremig-weiche Avocado und knusprige Tempura-Garnele mit Hilfe seiner Bambusmatte zusammengerollt. Es ist halt doch der Reis, der stets vereint!
Geschafft haben wir dieses äußerst sättigende und auch optisch sehr gelungene Konstrukt aus rohem Fisch und klebrig-säuerlichen Reis natürlich nicht. Aber meine Nicht freute sich – ganz pandemiegewohnt – auf ihr sorgsam verpacktes Sushi-To-Go am nächsten Tag.
Die Geste der sympathischen Mädels vom Service auf dem Abschlussfoto konnte ich nicht so recht deuten, denn die Rechnung hatte ich zu diesem Zeitpunkt vollends beglichen.
Egal, es war ein rundum gelungener Abend in Haßloch, der uns effektvoll in Szene gesetzte Kost aus Fernost auf äußerst sympathische Weise bescherte. Über kleinere Üppigkeiten von der Saucenkelle sahen wir locker hinweg. Das „Ur-Koza“ hat beim Interieur hinzugewonnen ohne an seinen schon damals raffinierten Sushikreationen nachzulassen. Und das alles zu Preisen, die uns klarmachten, dass nach Corona auch vor Corona bedeuten kann.