Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 23.08.2022 2022-08-23| Aktualisiert am
23.08.2022
Besucht am 20.06.2022Besuchszeit: Abendessen 11 Personen
Rechnungsbetrag: 317 EUR
Mit elf Personen kehrten wir an einem Montagabend bei den Töchtern von Osman ein. Die Idee dazu kam von einer dem orientalischen Kulturkreis zugewandten Schülergruppe, die während unserer Klassenfahrt unbedingt einmal mit ihren Lehrern essen gehen wollten.
Die Reservierung eines Tisches überließ ich daher meinen Zöglingen und war gespannt, was sie denn wohl aussuchen würden. Natürlich vergewisserten sie sich im Vorfeld beim „Gastroguide“ ihres Vertrauens, der ja auch gleichzeitig ihr Klassenlehrer war und loggten dann das auf Meze spezialisierte Restaurant in der Pappelallee (P-Berg) ein.
Meine guten Erfahrungen, die ich dort im Sommer 2018 mit meiner Gattin sammeln durfte, ließ ich dezent in den Entscheidungsprozess miteinfließen. Und so kam es zu diesem spontanen kulinarischen Exkursionspunkt nach einem erlebnisreichen Tag in der Hauptstadt.
Besonders der Besuch des ehemaligen Stasi-Gefängnisses in Hohenschönhausen (inklusive Führung durch einen ehemals inhaftierten Zeitzeugen) hatte die Jugendlichen beeindruckt. Aber auch das anschließende Erlebnis „Bundestag“, das aus einem mehr oder minder kurzweiligen Informationsvortrag auf den Besucherrängen des Plenarsaals sowie einem kurzen Abstecher zur gläsernen Kuppel und Dachterrasse des Reichstagsgebäudes bestand, wirkte bei den Schülerinnen und Schülern noch nach.
Unser Tisch befand sich auf der nicht ungemütlichen Außenterrasse – Prenzlauer Innenhofcharme inklusive. Zur späteren Stunde wurde es hier empfindlich kühl, was unsere Multi-Kulti-Truppe jedoch nicht sonderlich störte, da man sich in die gereichten Decken kuschelte. Die Gäste an den Nachbartischen bekamen an diesem Abend ganz schön was zu hören.
Aber wenn schon orientalisch, dann eben mit allen Sinnen. Unsere achtköpfige Horde von 15/16-Jährigen genoss dieses Gruppenerlebnis sichtlich und brachte dies zuweilen auch lautstark zum Ausdruck. Orient meets Okzident – in Berlin scheinbar die normalste Sache der Welt. In jeder Kurstadt wären wir bereits nach 5 Minuten des Hauses verwiesen worden, da es recht turbulent zuging am Tisch.
Der Service, der sich anfänglich noch recht cool gab, verlor mit zunehmender Dauer der „Veranstaltung“ etwas die „Contenance“ und reagierte in manchen Situationen ziemlich ungeschickt. Dass bei einer so großen Gruppe an Heranwachsenden auch mal ein Glas Afri-Cola zu viel oder versehentlich bestellt wird, sollte bei einer abschließenden Rechnung von über 300 Euro eigentlich nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Da muss man souveräner agieren, liebe Söhne und Töchter der osmanischen Speiselehre.
Auch die Tatsache, dass der junge Servicenovize mir kurz vorm Begleichen der Rechnung erklärte, wie viel Trinkgeld prozentual erwartet werden würde, kam mir so noch nicht unter. Nicht jeder Anfänger sollte glauben, dass er es auch mit einem Anfänger zu tun hat. Außerdem waren seine Ratschläge hinsichtlich der Anzahl der zu bestellenden Meze wenig hilfreich. Im Grunde bestellten wir durch seine Empfehlung nämlich viel zu viel, da sich die zum Teilen gedachten Portionen als veritable Sattmacher entpuppten.
Egal, trotz der widrigen Service-Umstände wurde es ein richtig schöner Abend, der im Kreise der Kollegen – die vierte Kollegin im Bunde kam nach überstandener Corona-Infektion erst ein paar Stunden zuvor in Berlin an – mit einer Flasche Sauvignon Blanc Reserve (32 Euro) aus der Pfalz vom Weingut Bietighöfer (Mühlhofen) entsprechend begossen wurde. Ä bissel Palz geht immer!
Neben diesem leckeren Tröpfchen sorgten Afri-Cola (0,2l für 3 Euro), Ayran (0,4l für 4,80 Euro), gefiltertes und aufgesprudeltes Wasser (0,75l für 4,50 Euro), Lillet Wildberry (0,2l für 8,50 Euro), hausgemachte Waldbeer-Mango- bzw. Erdbeer-Minz-Limo (0,5l für jeweils 6,50 Euro) sowie ein helles Hefe-Weizen von Maisel‘s aus der Flasche (0,5l für 4,80 Euro) für genügend flüssige Argumente am Tisch.
Die laminierte Karte zeigte sich im Vergleich zum Angebot vor vier Jahren wenig bis überhaupt nicht verändert. Auf der Vorderseite war die komplette, in die Rubriken „kalt“ und „warm“ eingeteilte Auswahl an Meze gelistet. Auf der Rückseite stand das Getränkeprogramm geschrieben. Die Preise hatte man behutsam angeglichen. So kosteten beispielsweise die türkischen Ceviche vom Wolfsbarsch, für die wir damals noch 8,90 Euro berappten, mittlerweile 10,50 Euro. Auch bei den anderen Gerichten gab es keine wirklich unverschämten Erhöhungen.
Wir bestellten munter drauflos. Neben den bereits erwähnten Ceviche vom Wolfsbarsch wurde der mit „Kebap in the House“ (?) bezeichnete Lammspieß (17,50 Euro) ganze viermal geordert. Zweimal durften es die hausgemachten türkischen Tortellini („Manti“/11,50 Euro) sein. Die „Mercimek Köftesi“ (Linsenbällchen“/7,50 Euro) sogar in fünffacher Ausführung. Den „Osmanin Kebabi“, den gegrillten Hackfleischbällchen (13,50 Euro) wurde auch zweimal zugesprochen. Gefüllte Weinblätter (7,50 Euro), Hummus (7,50 Euro), Fenchel Salat (8,50 Euro) und Gemüseköfte (12,50 Euro) standen ebenfalls auf unserer langen Meze-Liste.
Auch eine scharfe Paprikapaste („Acili“/7,50 Euro) und ein paar knusprig frittierte Sardellen („Hamsi“/10 Euro) waren mit von der Partie. Die lange Tafel und die damit verbundene, recht weite Entfernung zu manchen Tellern meiner Tischgenossinnen und -genossen erschwerte das Fotografieren derselben nicht unerheblich, weshalb ich nicht alle Gerichte des Abends abgelichtet bekam.
Besonders der lebhafte Austausch über die verschiedenen Gerichte ist mir von diesem Abend noch in bester Erinnerung geblieben. Ich saß neben einer Schülerin mit türkischen Wurzeln, die wiederum neben einer jungen Dame aus Kurdistan Platz genommen hatte. Diese kannten viele die dargebotenen Speisen aus dem eigenen Elternhaus, hatten diese jedoch noch nie in einem Restaurant gegessen.
Vergleiche zwischen der authentischen Mutterküche von daheim und den etwas moderneren Gastroversionen bei Osmans Töchtern boten sich tellerweise an. Da war plötzlich ich der Lernende am Tisch und staunte das ein oder andere Mal nicht schlecht, mit wie viel kulinarischem Wissen die Mädels doch ausgestattet waren.
Von all den kalten und warmen Leckereien, die nun nach und nach unseren Tisch bevölkerten, sei zunächst das cremig-würzige Hummus hervorgehoben. Hummus
Auf das noch leicht warme Fladenbrot gestrichen, ein einfacher, aber geschmackvoller Auftakt, dessen feine Knoblauchnote gut mit dem Kreuzkümmel harmonierte. Fladenbrot
Warum dieser schmackige Kichererbsen-Sesam-Aufstrich auch gerne als „Nutella des Orients“ bezeichnet wird, war schnell klar. Das Glück lässt sich anscheinend auch ohne den massiven Einsatz von Zucker und Palmöl aufs Brot schmieren.
Mein Kollege erfreute sich derweil an den gefüllten Weinblättern, bei denen Zimt, Minze und Piment für aromatische Momente auf dem Teller sorgten. Die Paprikapaste war mir persönlich etwas zu zahm. Da hätte ich mir mehr Mut zur Schärfe gewünscht. Acili
Die mit Rinderhackfleisch gefüllten Manti schmeckten genauso wie vor vier Jahren, nämlich richtig gut! Mein Highlight: die Manti
Ich verrührte sie mit der ansehnlichen Haube aus Knoblauchjoghurt, den man mit flüssiger Paprikabutter und einer orientalischen Gewürzmischung verfeinert hatte. Ein zum Weglöffeln köstlicher Teller, der auch von meiner türkischen Speisekomplizin mit Wohlwollen goutiert wurde.
Die aus roten Linsen, Bulgur, Lauchzwiebeln, Minze und Petersilie geformten Linsenbällchen blieben dagegen geschmacklich eher unauffällig. Linsenbällchen
Die schienen der Erzählung nach am elterlichen Herd in Wörth deutlich besser zu gelingen. So richtig enttäuscht war mein Kollege von seinem Lammspieß, der bei den Schülern deutlich mehr Anklang fand. Er beurteilte dessen Fleischqualität als ziemlich bescheiden und war auch mit dem komplett totgegrillten Gargrad nicht wirklich d’accord. Verzweifelt versuchte er das Ding in mundgerechte Stücke zu zerteilen, was nur mäßig gelang. Da konnte auch das hausgemachte Lavash-Brot und das delikate Knoblauch-Petersilien-Pesto den „Kebap“ nicht mehr zurück „in the House“ (of Taste) holen. Der traurige Lammspieß
Mit meinen Hackfleischbällchen wurde ich auch nicht so recht warm. Vielleicht lag es an der fortgeschrittenen Sättigung, aber diesmal kamen mir die drei durchgebrutzelten Rindfleischklopse doch arg trocken vor. Die durchgegrillten Hackfleischbällchen
Da half auch die süffige Basis aus den in reichlich Joghurt- und Tomatensauce ertränkten Fladenbrot-Croutons nicht wirklich weiter. Sowieso fragte ich mich warum man den Knusper-Effekt der zu groß geratenen Brotwürfel eine latschigen Saucentod sterben ließ.
Die Gemüseköfte meiner vegetarisch sozialisierten Kollegin sahen hingegen klasse aus. Die an Falafel erinnernden Bällchen wurden von einem Berg Grillgemüse begleitet. Die Gemüseköfte mit Schmelztomaten
Die perfekt sautierten, wunderbar reifen Cocktailtomaten glänzten mit einer unverschämt leckeren Röstsüße, die sie sich wohl zusammen mit den kross gebratenen roten Zwiebeln in der gleichen Pfanne geholt hatten.
In der Summe verließen wir die Töchter von Osman mit gemischten Gefühlen. Der Jugend gefiel’s, aber der hätte es auch in jeder x-beliebigen Kebap-Klitsche gefallen, dafür hätten nicht einmal ihre Lehrer am Tisch sitzen müssen.
Für die abgerufenen Preise hätten wir dennoch etwas mehr erwartet. Mehr „Wow“ am Gaumen, mehr Fingerspitzengefühl beim Service und – das glückliche Grillerlebnis vom Tag zuvor im Doyum Restaurant noch im Gaumengedächtnis – mehr orientalische Authentizität statt moderner „Mezz(e)-kapaden“. Dass man morgenländisches Food-Sharing in Berlin auf einem deutlich höheren Niveau betreiben kann, erlebten wir zwei Tage später bei „Fes – Turkish BBQ“ an der Hasenheide. Da allerdings ohne Schülerbegleitung, aber dafür mit eiskaltem Raki zum Digestif.
Bericht folgt auf diesem Kanal…
Mit elf Personen kehrten wir an einem Montagabend bei den Töchtern von Osman ein. Die Idee dazu kam von einer dem orientalischen Kulturkreis zugewandten Schülergruppe, die während unserer Klassenfahrt unbedingt einmal mit ihren Lehrern essen gehen wollten.
Die Reservierung eines Tisches überließ ich daher meinen Zöglingen und war gespannt, was sie denn wohl aussuchen würden. Natürlich vergewisserten sie sich im Vorfeld beim „Gastroguide“ ihres Vertrauens, der ja auch gleichzeitig ihr Klassenlehrer war und loggten dann das auf Meze spezialisierte Restaurant... mehr lesen
Restaurant Osmans Töchter
Restaurant Osmans Töchter€-€€€Restaurant01722744662Pappelallee 15, 10437 Berlin
3.0 stars -
"Kulinarisches Gruppenerlebnis am Prenzlauer Bosporus mit Höhen und Tiefen" marcO74Mit elf Personen kehrten wir an einem Montagabend bei den Töchtern von Osman ein. Die Idee dazu kam von einer dem orientalischen Kulturkreis zugewandten Schülergruppe, die während unserer Klassenfahrt unbedingt einmal mit ihren Lehrern essen gehen wollten.
Die Reservierung eines Tisches überließ ich daher meinen Zöglingen und war gespannt, was sie denn wohl aussuchen würden. Natürlich vergewisserten sie sich im Vorfeld beim „Gastroguide“ ihres Vertrauens, der ja auch gleichzeitig ihr Klassenlehrer war und loggten dann das auf Meze spezialisierte Restaurant
Geschrieben am 07.08.2022 2022-08-07| Aktualisiert am
08.08.2022
Besucht am 19.06.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 78 EUR
Berlin an einem Sonntagabend im Juni. Tagsüber herrschten 36 Grad im Schatten. Eine Radtour entlang der (ehemaligen) Mauer war die reinste Tort(o)ur. Der Sprung in die Spree nach überstandener Kanufahrt (ohne zu kentern!) eine wohltuende Abkühlung vor der Abkühlung. Die gab es nämlich am Abend als eine Gewitterfront nahte und die Temperaturen binnen drei Stunden um ca. 12 Grad fallen ließ.
Diesmal waren wir schlauer und setzten nicht auf overhypte Umami-Schenken, sondern versuchten die kulinarischen Banalitäten des ersten Abends mit einem Tipp vom schwedischen Foodblogger Per Meurling wieder wettzumachen. Gleich vorweg: dies gelang außerordentlich gut, weshalb wir Pers Ausgehempfehlungen auch an den folgenden Tagen beherzigten.
Wir hatten so richtig Lust auf Deftiges vom Grill. Dass da nur ein türkisches Grillrestaurant in Frage kam, verstand sich von selbst. Schließlich wohnten wir ja in Kreuzberg, wo die Nächte fast so lang sind wie die sagenumwobenen Adana-Spieße.
Mein schwedisches Ocakbasi-Orakel spuckte einige reizvolle Köfte- und Kebapklitschen aus, die allesamt einen Besuch wert gewesen wären. Darunter auch das Doyum Restaurant, das seit gut 15 Jahren in der Nähe des „Kottis“ (=Kottbusser Tores) die Holzkohlen glühen lässt. In Pers Foodblog wird die türkische Spießbude noch als „Doyum Grillhaus“ bezeichnet. Vielleicht nannte man dieses Reich, wo König Kebap das Sagen hat, ja auch früher so.
Nun gut, schließlich saßen wir in der U1 und fuhren die paar Stationen in Richtung Warschauer Straße, um der in die Jahre gekommenen Beton-Tristesse des „Kotti“ unsere Aufwartung zu machen. Hier befand sich unweit der U-Bahn-Station das Doyum Restaurant, das von außen – ganz seiner Umgebung entsprechend – wenig Attraktivität versprühte. Hätten wir vorher nicht die Grillgenussgarantie von Foodpapst Per dem Ersten erhalten, wären wir hier definitiv dran vorbeigelaufen. Aber wie sagt der Engländer: „Don’t judge a book by its cover“
Die Wahl des Freisitzes betreffend, sprach uns der benachbarte Biergarten des gut besuchten „Südblocks“ deutlich mehr an. Aber die Aussicht auf einen der besten Adana-Kebaps der Stadt ließ uns dann doch im Doyum landen. Trotz des kühlen Windes, der die Tageshitze schnell vergessen machte, nahmen wir draußen auf der teilweise überdachten Terrasse Platz.
Dort saßen wir nach freundlicher Begrüßung auf leidlich bequemem Gartengestühl der sperrigen Art und bekamen flugs die mit vielen Farbfotos aufgemachten Speisenkarten gereicht. Drinnen wurden eifrig Spieße gesteckt und auf einem riesigen Holzkohlegrill zubereitet. König Kebap (links hinten) und ein Spießgeselle am Holzkohlegrill
Der mit ordentlich Kalbfleisch behangene Döner-Spieß drehte gemächlich neben der Verkaufstheke – bekennende Straßenfutterer wählen hier gerne die Take-Away-Option – seine Runden.
Im hinteren Teil des mit orientalischen Wandfließen gekachelten Gastraumes ging es wesentlich ruhiger zu. Blick in den Gastraum
Die schweißtreibenden Nachwirkungen dieses heißen Tages waren im Inneren noch zu spüren, weshalb sich die meisten Gäste lieber draußen niederließen.
Auch im Doyum hat man die Option auf eine illustre Auswahl an kalten und warmen Vorspeisen, hier „Soguk Mezeler“ bzw. „Sicak Mezeler“ genannt. Uns war an diesem Abend aber nicht nach Cacik, Haydari, Ezme und Humus zumute. Außerdem nahmen wir die „anständigen“ Portionen beim Blick auf die Nachbartische wahr und übten uns beim Bestellvorgang in Vorspeisen negierender Zurückhaltung.
Natürlich wären die mit Schafskäse gefüllten Zigarrenbörek („Sigara Böregi“) oder die gebratenen Artischocken mit Weichkäse („Enginar Tava“) eine Option gewesen, aber beim Anblick der appetitanregenden Grillfleischfotos aus der Karte wussten wir, womit wir an diesem Abend unsere kulinarischen Schwerpunkte setzen würden.
Und diese sahen folgendermaßen aus:
Einmal Adana Kebap Ezmeli (17,50 Euro) für die Kollegin: Hackfleischspieß mit gegrillter Aubergine, Tomate und Paprika, der von leicht angegrilltem, mit Olivenöl beträufeltem Fladenbrot, dem sogenannten „Spezialbrot“, begleitet wurde. Adana Kebap Ezmeli (mit gegrillter Aubergine)
Eine Portion Döner Kebap (16 Euro) für den Kollegen: Direkt vom Drehspieß gesäbelte Kalbsfitzel, die mit Reis und gemischtem Salat auf dem Teller landeten. So hat eine Porsiyon Döner Kebap auszusehen!
Einmal der Doyum Grillspezial-Teller namens „Karisik Izgara“ (25 Euro) für mich: Alles was der Holzkohlengrill bzw. Drehspieß so hergab (Döner Kebap, Hackfleischspieß, Lammkotelett, Lammfleisch und würzige Hähnchenbrust vom Spieß) mit gegrillter Paprika und Tomate sowie einer großzügigen Portion Bulgur. Doyum Karisik Izgara
Von meinem Grillteller wären locker auch zwei Leute satt geworden, denn neben der üppigen Fleischportion reichte man noch selbstgebackenes, kurz über der Kohlenglut angeröstetes und mit ein wenig Olivenöl bepinseltes Fladenbrot, einen Salatteller und diverse Dipsaucen. Die Paprika war eher eine verkappte Peperoni, deren Schärfe gut zu den herzhaften Preziosen vom Grill passte.
Der Duft von über Holzkohle gegrilltem Fleisch stieg mir in die Nase. Bereits das Spezialbrot war eine Wucht. Warm, würzig und von fluffiger Textur. So einfach und doch so sagenhaft lecker! Dem standen die delikaten Grilladen in nichts nach. Besonders der aus Lammhack geformte, perfekt gewürzte Adana-Spieß fiel gnadenlos geil aus! Außen leicht knusprig, innen wunderbar saftig. Sowas kann man vielleicht anders, aber sicher nicht besser zubereiten. Der Doyum Grill-Spezial-Teller aus der Nähe
Mein Lammkotelett überzeugte mit krosser Fettschicht und würziger Marinade. Dieses Teil vom jungen Schaf zählt für mich seit jeher zu den Highlights eines gelungenen BBQs. Aber auch die voll im Fleischsaft stehende Hähnchenbrust sowie die ebenfalls ganz ausgezeichnet schmeckenden Kalbfleischschnipsel vom Drehspieß machten eine hervorragende Figur auf meinem Karnivorenteller für Fortgeschrittene. Stücke vom Adana Spieß und Kebap satt!
Dass ich zu jenem den separat dazu gereichten Salatteller nicht ganz schaffte, lag nicht an dessen Qualität, sondern an seinem hohen Anteil an Salatgurke, die ich stets zu vermeiden pflege. Mein Beilagensalat zur Fleischplatte
Gern reichte man uns noch zusätzliches Brot und erkundigte sich mehrfach, ob den alles in Ordnung sei und schmecke. Das hausgebackene Spezialbrot
Das tat es. Auch meine Kollegen langten gut zu und erfreuten sich an den Köstlichkeiten von König Kebap und seinen adana-esken „Spießgesellen“. Von den hausgemachten Saucen sagte uns die mit etwas Knoblauch und leichter Minznote ausgestattete Joghurttunke am meisten zu. Das selbstgemachte Ketchup fand ich dagegen etwas gewöhnungsbedürftig.
Schade, aber aus religiösen Gründen absolut nachvollziehbar, dass im Doyum kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Einen kräftigen Roten hätte ich mir zu diesem Festmahl gerne gegönnt. Der Kollege neben mir – ein Biertrinker unter dem Herrn – zeigte bereits erste Anzeichen von Unterhopfung. Egal, auch Spezi, Cola und Selters – alle für jeweils 4 Euro in der 0,4l-Version zu haben – können eine gewisse durstlindernde Wirkung entfalten.
Zum Abschluss bot man uns noch türkischen Tee an, den wir selbstverständlich nicht ablehnten. Ein Schwarztee als Digestif
Satt und hochzufrieden beglichen wir die Rechnung und waren uns einig, dass ein Besuch im Doyum Restaurant für Freunde türkischer Grillküche ein absolutes Muss darstellt. Von der unattraktiven Gegend und dem etwas in die Jahre gekommenen äußeren Erscheinungsbild darf man sich nicht abschrecken lassen.
Und wer hat’s entdeckt und in seinem Blog angepriesen? Ein Schwede. Danke Per!
Berlin an einem Sonntagabend im Juni. Tagsüber herrschten 36 Grad im Schatten. Eine Radtour entlang der (ehemaligen) Mauer war die reinste Tort(o)ur. Der Sprung in die Spree nach überstandener Kanufahrt (ohne zu kentern!) eine wohltuende Abkühlung vor der Abkühlung. Die gab es nämlich am Abend als eine Gewitterfront nahte und die Temperaturen binnen drei Stunden um ca. 12 Grad fallen ließ.
Diesmal waren wir schlauer und setzten nicht auf overhypte Umami-Schenken, sondern versuchten die kulinarischen Banalitäten des ersten Abends mit... mehr lesen
Doyum Restaurant
Doyum Restaurant€-€€€Restaurant03061656127Admiralstr. 36, 10999 Berlin
4.5 stars -
"Formidable Fleischgerichte vom Holzkohlengrill bei König Kebap und seinen Spießgesellen" marcO74Berlin an einem Sonntagabend im Juni. Tagsüber herrschten 36 Grad im Schatten. Eine Radtour entlang der (ehemaligen) Mauer war die reinste Tort(o)ur. Der Sprung in die Spree nach überstandener Kanufahrt (ohne zu kentern!) eine wohltuende Abkühlung vor der Abkühlung. Die gab es nämlich am Abend als eine Gewitterfront nahte und die Temperaturen binnen drei Stunden um ca. 12 Grad fallen ließ.
Diesmal waren wir schlauer und setzten nicht auf overhypte Umami-Schenken, sondern versuchten die kulinarischen Banalitäten des ersten Abends mit
Geschrieben am 05.08.2022 2022-08-05| Aktualisiert am
05.08.2022
Besucht am 18.06.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 81 EUR
Ein paar Hintergrundinfos vorweg
Endlich war ich mal wieder in der Hauptstadt zu Gast – wenn auch „nur“ im Dienst als Klassenlehrer, der sich mit seinen Schülerinnen und Schülern auf Abschlussfahrt befand. Wir reisten schon am Samstag an, um das poltisch-historische Pflichtprogramm etwas zu entzerren und den Jungs und Mädels der 10.Jahrgangsstufe die Möglichkeit zu geben, auch ein paar außergewöhnliche Erfahrungen (Radtour an der Mauer entlang, Kanufahren auf der Spree usw.) zu sammeln. Für die Generation „Corona“ war diese Klassenfahrt nämlich ein lang ersehntes, außerschulisches Gemeinschaftserlebnis, das es pandemiebedingt in der Form eine ganze Weile nicht mehr gab.
Berlin Food Stories…
Natürlich habe ich im Vorfeld kulinarische Kunde eingeholt, um meine anfangs zwei, später dann drei Kolleg:innen am Abend gut verköstigt zu wissen. Ein befreundeter Schreiberling dieses Portals schenkte mir mal einen hübsch bebilderten Streifzug durch Berlins Foodszene („Berlin brodelt“). In diesem Buch wurde ich auf den Food-Blog von Per Meurling aufmerksam. Meurling ist ein essverrückter Schweden, der sich seit ein paar Jahren durch die Hauptstadt futtert und immer auf der Suche nach dem ultimativen Döner, den köstlichsten Köfte und den abgefahrensten Asiaten ist.
Wer sich mal ein Bild vom umtriebigen Per und seinen kulinarischen Abenteuern machen möchte, kann dies auf der Seite: https://berlinfoodstories.com ja mal tun. Ein paar englische Sprachkenntnisse sollte man dafür mitbringen oder man jagt die sehr lesenswerten Berichte durch ein Übersetzungsprogramm.
Nur für den ersten Abend ignorierte ich (leider) seine Tipps und bemühte diverse Internetportale, um ein geeignetes Lokal zu finden. Da es sich um einen Samstagabend handelte, reservierte ich schon über eine Woche im Voraus im Maison Umami, das bei Tripadvisor recht gute Bewertungen erhalten hatte und auch nicht gar so weit von unserem Hostel entfernt lag. Es war sozusagen der kleinste kulinarische Nenner, da ich wusste, dass beim Vietnamesen auch meine Kollegen fündig werden würden.
Auf zum Wrangelkiez!
Nach dem Bezug des Hostels stand ein geführter „Welcome Walk“ auf dem Programm. Im Anschluss an ihn verschlug es mich mit ein paar meiner treuesten „Untergebenen“ spontan in die Berliner Filiale vom Dolden Mädel am Mehringdamm, um für wohlgehopften Elektrolytausgleich zu sorgen. Dadurch verspätete sich meine Ankunft in der Schlesischen Straße, wo sich das Maison Umami befindet, ein wenig. Die Kollegin und der Kollege nahmen es mit Gelassenheit. Sie hatten sich da schon in die kulinarischen Gegebenheiten vor Ort eingelesen. Blick von außen ins Maison
Was von außen ein wenig so aussah wie Pham Minh Chínhs „Lampionladen“ entpuppte sich bei näherer Betrachtung als wuselige Asia-Gastro mit extrem hohen Brummfaktor. Hier konnte man Eintauchen in das urbane Treiben des trubeligen Wrangelkiez unweit der U-Bahn-Station Schlesisches Tor. Ein wahres Bermudadreieck für weltoffene Futtersucher, das den Entdecker vom Lande mit seinen indischen, pakistanischen, libanesischen und asiatischen Lokalitäten regelrecht überforderte. Allein in diesem Viertel hätte ich locker zwei Wochen gebraucht, um mich durch das vielseitige Angebot zu mampfen.
Doch der Hans Mampf in Kreuzbergs Gassen setzte sich stattdessen an einen der Außentische mit Blick ins Innere des Maisons. Dort hatte man es sich schon bei einem Schoppen Radler bzw. Krombacher Pils (beides zu 4,80 Euro) leidlich gemütlich gemacht. Leidlich, weil die Holzbänke, auf denen wir saßen, keine Rückenlehne hatten und ein entspanntes Zurücklehnen von vornherein zunichtemachten. Auf dem Weg nach hinten...
Beim Gang zu den Toiletten, die sich wie üblich im hintersten Teil des Ladens befanden, war ich etwas verwundert, mit wie viel Deko man die Räumlichkeiten vollgestopft hatte. Egal, zu Studentenzeiten hätte ich das Interieur dieses Lokals wahrscheinlich sehr gemocht. Besonders die Ecke hinten rechts, wo man – in fernöstlicher Authentizität – auf dem Boden sitzend sein Essen einnehmen konnte.
Mythen, Märchen und Legenden
Ein paar Worte noch zur Lokalität. Nach den beiden Umami-Restaurants „P-Berg“ und „X-Berg“ in der Knaack- bzw. Bergmannstraße reihte sich das Maison Umami als dritte Filiale in die vietnamesische Gastroreihe mit dem 5.Geschmackssinn im Namen ein. Das war im Mai 2018. Mittlerweile ist sogar noch eine weitere Dependance in Friedrichshain dazugekommen. Postkoloniales CI
Der Legende nach handelt es sich hier um einen Familienbetrieb, der von sechs Geschwistern gelenkt wird. Auch beim Maison Umami taucht auf der Webseite das Märchen von einem mit traditionellen Familienrezepten gefüllten Tagebuch der Mutter auf, zu deren Ehre man das Restaurant gründete.
Keine Ahnung, wer sich solche Schmonzetten ausdenkt, aber die Methode scheint zu funktionieren. Denn statt in der Masse seelenloser Allerwelts-Systemgastros unterzutauchen, ragt man doch lieber mit einer kreativ erdachten Entstehungsgeschichte inklusive den passenden, modernisierten „Familienessen“ und „Kindheitsgerichten“ aus der derzeitigen Asia-Küchen-Schwemme hervor. Das ist cleveres Marketing und kommt selbst bei „Slow-Foodies“ an.
Nun gut, ich war gespannt, ob den vollmundigen Ankündigungen in der zweisprachigen Speisenkarte (Deutsch/Englisch) auch die entsprechenden Taten auf den Tellern folgen würden. Nahrungssuche und Entscheidungsprozess
Die Vorspeisen teilten sich gerecht auf in sieben Positionen mit („traditionell“) und sieben ohne Fleisch („vegetarisch“). Bei den Hauptgerichten ein ähnliches Bild, wobei hier die Teller bzw. Schüsseln mit Fleischanteil leicht überwogen. Alles in allem also ein recht überschaubares Speisenprogramm, das nichts mit dem häufig überfordernden, asiatischen Nummernoverkill gemein hatte.
Beim Mineralwasserpreis gibt man sich gerne urban und rechnet 5,90 Euro für die 0,75l-Karaffe ab. Bei den Speisen ist man da etwas zurückhaltender, wenn auch keinesfalls preisgünstig. So schlug zum Beispiel der Salat aus dem „Frühlingsgarten“, den meine Kollegin vorab bestellte, mit 6,40 Euro zu Buche, während sich mein Kollege den Sommer in Rollen für 4,80 Euro schmecken lassen wollte. „Pearl on Spoon“ hatte man die Jakobsmuscheln vom Grill getauft, die ich mir 6,40 Euro gönnte.
Da ich gleich den „Rogen“ roch und mir zu dem Preis keine Prachtexemplare aus den besten Fanggebieten des Atlantiks vorstellen konnte, schob ich mit „Ho Tay’s Pancake“ noch ein paar Garnelen auf Süßkartoffel-Reibekuchen (5,40 Euro) vorsichtshalber nach. Erstens hatte ich Hunger und dann kam auch noch die Neugier hinzu.
Meine beiden Tischgenossen hatten es beide auf den Banh Bao Burger mit Kimchi und Süßkartoffelpommes (welche in der Karte „-stäbchen“ hießen…tss) zu jeweils 10,90 Euro abgesehen, während ich lieber zu „Pakse Pan“, einem in der Schüssel servierten Wokgericht mit Rinderstreifen (10,20 Euro), tendierte.
Manchmal sind es die Kleinigkeiten…
„I hätt’s ja wissen müss’n!“, denn in der Karte stand es ja Schwarz auf Weiß geschrieben. Das, was man mir da auf einem frittierten Etwas aus zusammengeklebtem „Süßkartoffelmulch“ kredenzt hatte, waren keine Riesengarnelen. Es waren „Großgarnelen“. Und „groß“ ist ja nicht nur ein sehr subjektiver, sondern manchmal auch ein recht überschaubarer Begriff. Nun fiel deren Größe derart mickrig aus, dass mir die unter einem Korianderzweig versteckten Exemplare fast schon leidtaten. Ho Tay’s Pancake
Auch vom leicht süßlichen Krustentiergeschmack, den ich z.B. an den Black Tiger Prawns so schätze, keine Spur. Da konnten auch der knusprig-massige „Reibekuchen“, das kleine Häufchen Kimchi und die in einem separaten Schälchen gereichte Limetten-Fisch-Sauce nicht über die Enttäuschung beim Anblick der kümmerlichen Früchtchen fernab des Meeres hinweghelfen.
Na vielleicht würden wenigsten die Jakobsmuscheln für eine ausgleichende Geschmacklichkeit am Gaumen sorgen. Leider handelte es sich auch bei ihnen um Kleinstlebewesen, die zwar mit Wasabi-Crème, Soja-Reduktion (=Teriyaki-Sauce), Lauchpesto und etwas Koriander verfeinert auf drei kleine Probierlöffel aus Keramik verteilt wurden, aber ansonsten eher unauffällig blieben. Pearl on Spoon
Das sah nicht unappetitlich aus, erzeugte aber einen insgesamt enttäuschenden, da recht eindimensionalen und wenig nachhaltigen Genussmoment. Überhaupt war den Miniatur-Pectinida wenig Gaumeninformation zu entlocken. Wie bei meiner Garnelenvorspeise regierte auch hier mehr der schöne Schein, wie das gustatorische Sein auf der mit dem hauseigenen Logo versehenen Porzellan-Platte. Nochmal die "Löffelperlen"
Den Frühlingsgarten-Salat meiner Kollegin habe ich dann vergessen abzulichten. Aber auch ihr Enthusiasmus über den mit grüner Papaya, frischem Koriander und gegrilltem Hühnerfilet ausgestatteten „Fitnessteller“ hielt sich in Grenzen.
Einzig der mitgereiste Kollege, der auch unserem Wörther Schlemmerclub angehört, zeigte sich mit seinen in Reispapier gewickelten Sommerrollen sehr zufrieden. Auch bei ihnen durfte der obligatorische Koriander-Stängel natürlich nicht fehlen. It is summer - Let it roll!
Als Hauptzutat hatten es sich Garnelen (vielleicht sogar „Großgarnelen“…) zwischen den Asia-Vermicelli und dem üblichen Salatinhalt bequem gemacht. In die dazu gereichte Hoisin-Kokos-Sauce getunkt, ergab der Verzehr dieser kalten Vorspeise an einem so warmen Sommerabend natürlich Sinn.
Länder – Menschen – Asia-Burger!
Was wie eine spannende Kreuzüberkreation im gedämpften Bao-Brötchen klang, entpuppte sich bereits beim Anblick als recht blasses Unterfangen. Das mit Mango-Coleslaw, Koriander (was sonst?) und zwei verschiedenen Soßen (Umami-Haussoße und Mango-Chili-Crème) asiatisch kultivierte Rindfleischpatty hatte selbst wenig Eigengeschmack vorzuweisen. Auch hier begleiteten Kimchi und Stäbchen von der Süßkartoffel den nett drapierten Dampfnudelburger. Banh Bao Burger
Insgesamt war das ein ziemlich belangloses, da wenig geschmacksintensives Sättigungserlebnis. Dieser Lapsus wog insofern doppelt, da sich keine 100 Meter entfernt eine der besten Adressen für Bulettenbrutzelei der Hauptstadt befand: der legendäre „Burgermeister“. Wer dort mal einen „Meister aller Klassen“ vertilgt hat, weiß, wie viel Freude ein mit doppeltem Rindfleischpatty, doppeltem Käse und Jalapeños ausgestattetes Bun machen kann.
Wer wokt, gewinnt? - Diesmal eher nicht!
Nun, meinen im Wok geschwenkten Rinderstreifen hatte man eine üppige Gemüsebeigabe mit in die Schüssel gelegt. Brokkoli, Paprika, Babymais, Zucchini und Blumenkohl sorgten für ein farbenfrohes vegetabiles Durcheinander, in dessen Souterrain noch Reisbandnudeln lauerten. Eine großzügig beigegossene, herzhafte Austernsoße versuchte, das Ganze mit dem 5.Geschmackssinn zu segnen, was ihr jedoch nur leidlich gelang. Pakse Pan
Keine Frage, das Gericht hatte durchaus seine positiven Momente. Das Gemüse kam noch angenehm knackig daher und auch das dünngeschnittene Rindfleisch machte in textureller Hinsicht keinen schlechten Eindruck. Nur vom Geschmack war das alles doch recht einfach gestrickt. Am Gaumen tat sich da nicht viel. Von einem Laden, der das Wort „Umami“ in seinem Namen trägt, hatte ich deutlich mehr erwartet, was auch meine beiden Kollegen bestätigten.
Serviceprobleme hausgemacht bzw. „à la Maison“
Es war mächtig was los an diesem Samstagabend und die jungen asiatischen Bedienungen bemühten sich sichtlich, den Ansturm zu bewältigen. Dauernd mussten Gäste ohne Reservierung vertröstet werden, es doch bitte etwas später noch einmal zu versuchen. Trotz der kompletten Ausreservierung des Außenbereichs, durften auch größere Gruppen im Inneren des Lokals Platz nehmen. Keine Ahnung, wie das die Küche gewuppt bekam. An der Ausschanktheke herrschte jedoch ein heilloses Durcheinander.
Auch wir mussten auf eine weitere Flasche Mineralwasser lange warten. Ein mehrfaches, freundliches Erinnern an diesen Getränkewunsch fruchtete erst spät. Dass man uns dann später beim Bezahlen eine Flasche mehr in Rechnung stellen wollte als wir konsumiert hatten, war als Versehen schnell festgestellt und noch schneller verziehen. Bei der Masse an Leuten, die hier zeitgleich verköstigt wurden, war es eh ein mittleres Servicewunder, was die Jungs und Mädels der Umami-Truppe da vollbrachten.
Zufluchtsort Eckkneipe
Um es vorweg zu nehmen. Der Besuch im „Mässong“ blieb der einzige kleine kulinarische Fehltritt während unserer Zeit in Berlin. Bei den folgenden Restaurantbesuchen hielten wir uns an die Tipps von „Foodfluencer“ Per Meurling und taten gut daran.
Doch all das war uns spätestens nach dem Begleichen der Rechnungen herzhaft egal. Da wir noch etwas Zeit hatten und sich der Nachdurst meldete, versuchten wir unserer drohenden Unterhopfung im Oberbaumeck, einer traditionellen Eckkneipe, aus der gitarrenlastige Musik dröhnte, entgegenzuwirken, was uns dann gleich schoppenweise gelang.
Wie sang einst der deutsche Interpret Marius Müller-Westernhagen: „Nur hier in der Kneipe, fühl‘ ich mich frei...“. Dem konnten wir an unserem ersten Abend in Berlin vorbehaltlos zustimmen.
Ein paar Hintergrundinfos vorweg
Endlich war ich mal wieder in der Hauptstadt zu Gast – wenn auch „nur“ im Dienst als Klassenlehrer, der sich mit seinen Schülerinnen und Schülern auf Abschlussfahrt befand. Wir reisten schon am Samstag an, um das poltisch-historische Pflichtprogramm etwas zu entzerren und den Jungs und Mädels der 10.Jahrgangsstufe die Möglichkeit zu geben, auch ein paar außergewöhnliche Erfahrungen (Radtour an der Mauer entlang, Kanufahren auf der Spree usw.) zu sammeln. Für die Generation „Corona“ war diese Klassenfahrt nämlich... mehr lesen
Maison Umami
Maison Umami€-€€€Restaurant03027982423Schlesische Str. 5, 10997 Berlin
3.0 stars -
"Die vollmundigen Ankündigungen haben unseren 5.Geschmackssinn nicht besonders gekitzelt" marcO74Ein paar Hintergrundinfos vorweg
Endlich war ich mal wieder in der Hauptstadt zu Gast – wenn auch „nur“ im Dienst als Klassenlehrer, der sich mit seinen Schülerinnen und Schülern auf Abschlussfahrt befand. Wir reisten schon am Samstag an, um das poltisch-historische Pflichtprogramm etwas zu entzerren und den Jungs und Mädels der 10.Jahrgangsstufe die Möglichkeit zu geben, auch ein paar außergewöhnliche Erfahrungen (Radtour an der Mauer entlang, Kanufahren auf der Spree usw.) zu sammeln. Für die Generation „Corona“ war diese Klassenfahrt nämlich
Besucht am 29.05.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 45 EUR
Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu wagen.
Zusammen mit der nicht weit entfernten Kaminstubb gehört das „Bajazzo“ zu den „Max’auer“ Toplokalitäten in Sachen gepflegter deutscher Hausmannskost. Obwohl sich hier die weit und breit besten Rumpsteaks unter Messer und Gabel nehmen lassen und auch stets verlockende, saisonale Angebote die Empfehlungskarte zieren, steht das Restaurant völlig zu Unrecht im Schatten der gleich nebenan untergebrachten Nostalgie-Broiler-Butze namens „Gockelburg“.
Auch dieses Pfälzer Gastro-Unikat steht unter Rimmel’scher Ägide, denn es wird von Horst Rimmels Schwester Monika geführt. Nicht nur bei Einheimischen genießt diese urige Halb-Hahn-Hütte einen gewissen Kultstatus. Auch ihre badische Anhängerschaft ist zahlreich und scheut nicht die Anreise über den Rhein, um in den Genuss der wohl besten Grillhähnchen der Südpfalz zu kommen. Wer mehr über das wohlfrittierte „Max’auer Halbe“ wissen möchte, dem sei folgender Bericht ans Herz gelegt:
Zurück zu Jack’s Bajazzo, das auch vom guten Ruf der knusprigen Vorzeige-Vögel aus der Nachbarschaft profitiert. An den Wochenenden ist die Gockelburg nämlich nicht geöffnet. Wer dennoch nicht auf einen Max’auer Grill-Gockel verzichten möchte, kann seiner Leidenschaft samstags oder sonntags im Bajazzo dann hälftenweise frönen, denn an diesen beiden Tagen wird die Standardkarte um die saftig-krossen Überflieger von nebenan erweitert.
Als ich an einem Sonntagabend Ende Mai zusammen mit meiner Mutter dort aufschlug, war die Verlockung groß, mir einen solchen Knusper-Adler einzuverleiben. Doch lediglich meiner Frau Mama war bei dieser Einkehr so richtig flatterhaft zumute, was sich später mit einem Dutzend Chickenwings (9,50 Euro) auf ihrem Teller niederschlug. Nun muss ich dazu anmerken, dass das Nagen schon immer meiner Mutters Lust ist und sie frittierte Hähnchenflügel in fast schon akribischer Art und Weise zu genießen vermag. Das knusprige Dutzend
Dass dieser mit den Fingern vollgezogene Verzehrvorgang bei zwölf Exemplaren eine gewisse Zeit in Anspruch nahm, verlängerte unser Abendessen nicht unwesentlich, aber wir waren ja nicht auf der Flucht. Gut gewürzte Wings sind schon was Leckeres...
Apropos Zeit. Diese durften wir im vorderen Teil des Etablissements verbringen, denn dort hatte uns der freundliche Servicechef platziert. Dieser wurde zusätzlich von zwei Damen unterstützt, die im gut besuchten Lokal die Bestellungen entgegennahmen und diese auch flott an die Tische brachten.
Der vordere, vom eigentlichen Gastraum etwas separierte Bereich war mir mit seinen drei bis vier Tischen stets der sympathischere, fällt doch durch dessen Fensterfront genügend Tageslicht ein, um ihn angenehm zu erhellen. Im großen „Speisesaal“ geht es dagegen weitaus schummriger zu, was durch die stimmige Beleuchtung zu späterer Stunde aber wieder ausgeglichen wird.
Meine Wahl fiel auf das zweite Signature Dish des Hauses, das Rumpsteak aus Argentinien mit grüner Pfeffersauce (25,50 Euro). Rumpsteak an grüner Pfeffersauce
Im Preis inbegriffen war eine Schale mit gut gesalzenen Pommes frites, die à part serviert wurden. Die Pommes-Beilage zum Rumpsteak
Neben der wie gewünscht medium rare gebratenen, sehr zarten Tranche aus dem Rinderrücken, die geschätzt 180 bis 200 Gramm auf den Teller brachte, war es die handwerklich tadellos zubereitete Pfefferrahmsauce, die mich mit der Zunge schnalzen ließ. Das Rumpsteak im Anschnitt
Die kleine Menge an zusätzlich angegossener, kräftiger Jus hob sie schlussendlich in den Wörther Saucenolymp. Eine Handvoll gebratenes Sommergemüse ergänzte den süffigen Fleischteller durch ein auf Biss gegartes Maß an Vegetabilität.
Natürlich schreien jetzt wieder die auf Klimaneutralität bedachten Regionalrindvernichter auf. Und das im Übrigen völlig zu Recht! Wie kann man in der heutigen Zeit nur ein Rumpsteak aus Argentinien guten Gewissens verdrücken, wo es den Menschen dort doch so beschissen geht und das Fleisch nicht nur hormonbelastet ist, sondern sogar noch im Container um die halbe Welt geschippert wird?
Nun gehört das Bajazzo zu den ganz wenigen Restaurants, in denen ich mir Rumpsteaks südamerikanischer Herkunft noch schmecken lasse. Generell ist mir die Färse aus dem Schwarzwald oder das Charolais von unseren französischen Nachbarn natürlich lieber. Aber mein Konsum hat sich im Vergleich zu früher auch drastisch reduziert. Solche seltenen „Ausrutscher“ in Sachen ökologisch grenzwertigem Fleischkonsum kommen eigentlich kaum noch vor.
Vorab ließ ich mich übrigens noch auf einen kleinen Salatteller (5,40 Euro) ein. Mein kleiner Grüner
Der kam mit einem fein abgeschmeckten Sauerrahmdressing, ein paar Croutons, halbierten Cocktailtomaten, hartgekochtem Ei und angerösteten Sonnenblumenkerne auf die Platte und bestand aus den üblichen Rohkostbarkeiten (Karotten- und Krautsalat) sowie frischem Blattgrün. Nochmal der kleine Salatteller
Was dessen Preis-Genuss-Verhältnis betrifft, gab es nicht das Geringste auszusetzen. Ein wirklich gelungener Vertreter seiner Art.
Als endlich der letzte Hühnerflügel bis auf seine dünnen Knöchelchen abgenagt war und wir auch unsere Flasche Mineralwasser (0,75l zu 5,50 Euro) artig geleert hatten, machten wir uns auf und verließen zufrieden und rundum gesättigt den Ort des Geschehens.
Wer eine grundehrliche Fleischküche zu schätzen weiß, ist hier nach wie vor richtig. Die Steaks sind – um „Rimmels Willen“ – eine sichere Bank und die Preise für das Gebotene absolut angemessen. Einfach schön, solche gutbürgerlichen Lokale in der Nähe zu haben!
Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu... mehr lesen
Jack's Bajazzo
Jack's Bajazzo€-€€€Restaurant07271940858Theodolindestr. 29, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Lieber ein Rumpsteak beim Rimmel als einen Roman von J. M. Simmel!" marcO74Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu
Geschrieben am 26.06.2022 2022-06-26| Aktualisiert am
26.06.2022
Besucht am 25.05.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 141 EUR
…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen. Das El Toro im Essinger Golfclub
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport ausgestattete Landauer Hautevolee störte da nicht weiter.
Es gibt weitaus Schlimmeres als auf eine belebte Driving Range oder ein gepflegtes Putting Green zu schauen. Zumal auch die hier angebotenen, handfesten Fleischgerichte auf eine durchaus vorhandene Grillkompetenz schließen lassen.
Nun hat einer der Kollegen ja neulich schon einen bildgewaltigen Kurzreport hier veröffentlicht. Da lasse ich mich natürlich nicht lange Bitten und lege – mit ein paar mehr Wörtern – gerne nach.
So oft wie er komme ich nicht bei dem von Evangelos – genannt „Lucky“ – Garofillou und seinem Team betriebenen Golfclub-Restaurant vorbei. Früher betrieb der sympathische Hotelfachmann noch einen Laden gleichen Namens – quasi das „Ur-El-Toro“ – in Landau, doch das ist lange her. Heute konzentriert er sich vollends auf das Essinger Clubhausrestaurant und das macht besonders in Zeiten grassierenden Personalmangels natürlich Sinn.
Ich war gerade von einer mehrtägigen Kletterexkursion aus der fränkischen Schweiz zurückgekommen und freute mich, den Tag mit meinen drei „Food-Fellas“ gemütlich ausklingen zu lassen. Mein Hunger nach Steaks und Burgern war zu diesem Zeitpunkt mehr als gestillt, grillten wir doch in Franken jeden Abend auf dem Holzkohlegrill am Limit.
Aber meine drei Kollegen ließen sich nicht lumpen und hatten vor, den Stier förmlich bei den Burgern zu packen. Wobei einer von ihnen der Rumpsteak-Redundanz – ein in der Pfalz recht häufig auftretendes Phänomen – anheimfiel und sich für ein saftiges Rückenstück vom Rind entschied.
Zuerst wurde aber getrunken und das gar nicht mal zu knapp. Aus Oberfranken hatte ich einen regelrechten Bierdurst mitgebracht, der sich im El Toro mit zwei Schoppen vom süffigen Grevensteiner Landbier (0,5l für 4 Euro) stillen ließ. Grevensteiner Landbier...guter Stoff!
Der Kollege neben mir war ebenfalls in sommerlicher Pilslaune und gönnte sich die gleiche Menge Gerstensaft aus dem Hause Veltins, nur eben als frischgezapftes Pils vom Fass (0,5l für 3,90 Euro).
Dem Durst wurde aber auch alkoholfrei begegnet. Die gut gekühlte Flasche Gerolsteiner – ohne das „L“ nicht nur im Norden ein beliebter Sprudelwitz – belief sich im klassischen Zustand auf 4,90 Euro. Der nicht nur bei der sportlichen Klientel beliebte „Golfer“, ein aus Grapefruitsaft, Bitter Lemon und einem Schuss Grenadine gemixtes Erfrischungsgetränk, schlug in der 0,4l-Version mit 4,10 Euro zu Buche.
Die Getränkepreise sind hier keinesfalls unverschämt hoch kalkuliert, was sich auch bei den angebotenen Cocktails widerspiegelt. Dass wir uns später anstelle eines Desserts für Caipirinha und Planter’s Punch (beide für 6,90 Euro) entschieden, war dann auch keine wirkliche Überraschung. Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung am Tisch. What a (Planter's) Punch!
An diesem Abend kümmerten sich gleich drei unterschiedliche Servicekräfte um uns. Über mangelnde Wo-/Manpower beim Personal konnte man sich hier nicht beschweren. Auch die Kommunikation zwischen den Bedienungen schien reibungslos zu funktionieren. Dieser sich offensichtlich gut ergänzende Mix aus erfahrenen Serviceleuten und jungen Aushilfskräften ging auch an unserem Besuchsabend voll auf. Kurzum: wir wurden freundlich, zügig und fehlerlos mit Karten, Getränken und Speisen versorgt.
Zur Zähmung des ersten Hungers sollten die gegrillten Peperoni (7,50 Euro) ausreichend Abhilfe schaffen. Diese trafen zeitgleich mit dem Beilagensalat (3,50 Euro) meines Kollegen ein Beilagensalat
und fielen für meinen Geschmack etwas „überknobliert“ aus. Gegrillte Peperoni
Den darüber geriebenen Schafskäse fand ich als Geschmacksbooster gelungen. Der generöse Einsatz von Kräuteröl ließ die im Körbchen dazu gereichten Baguettescheiben zu veritablen Tunkwaren mutieren.
Die kleinen grünen Grillfinger konnten es mit Vergleichsprodukten aus griechischen Lokalitäten durchaus aufnehmen. Nochmal die knoblierten Grillfinger in Grün
Den Holzspieß, der das Wenden der Schoten auf dem Grill erleichterte, hätte man vorher vielleicht entfernen können. Mir hat diese Vorspeise dennoch gemundet und bestärkte mich im Verzicht auf die kalten und warmen Tapas vorweg, die man hier in reicher Auswahl und Portionsgröße anbietet.
Zwei der Kollegen beschäftigten sich an diesem Abend nahezu ausschließlich mit saftig gegrillten Buletten, die in üppiger Ausstattung zwischen fluffigen Buns steckten. Beim Chili Cheese Burger (15,50 Euro) hätte der geschmolzene Käse jeden Raclette-Fan begeistert. Der Chili Cheese Burger
Sein ca. 200 Gramm schweres Patty war von saftiger Konsistenz – weit entfernt von amateurhafter Trockenbraterei wie sie in bekannten Franchise-Ketten leider gang und gäbe ist.
Auch der Kollege, der sich den El-Toro Burger (19 Euro) schmecken ließ, hatte gut lachen. Der El Toro Burger
Rindfleischstreifen, Champignons, rote mit Käse überbackene Schmorzwiebeln, Guacamole und BBQ-Sauce erweiterten die profane TS-Ausstattung in üppiger Art und Weise. Zu beiden Burgern lieferte man neben einer Sauce zum Dippen eine prall gefüllte Tüte Steakhousepommes. Steakhousefritten aus der Tüte (im doppelten Sinn)
Keine Frage, das waren zwei wohlproportionierte Burgerbeispiele, die zu sättigen vermochten. Der El Toro Burger mit Gefolge
Auch der Steakliebhaber am Tisch ging mit vertrauter Vehemenz zu Werke. Sein medium gegrilltes Rumpsteak (19,50 Euro) kam zwar ausreichend gepfeffert und gesalzen aufs Porzellan, brauchte aber sonst keine beigegossenen Ablenkungsmanöver, um ab dem ersten Anschnitt zu bestehen. Das Rumpsteak
Deutlich sichtbare Grilltrails erzählten seine feurige Vorgeschichte und hätten jeden eingefleischten Verschwörungsgriller schnell zum rindaffinen Röstaromatiker werden lassen. Zu seiner zusätzlich georderten Pommesbeilage (3,50 Euro) gesellte sich noch ein Schälchen mit Cocktail-Soße (1,50 Euro). Genügend Rutschmasse also, um den knusprig frittierten Erdapfelstäben beizukommen.
Nur meine Wenigkeit hatte sich den Essinger Fleischfestspielen nicht so recht anschließen wollen. Die „könig“lichen Grillexzesse, die mir während der Kletterfreizeit in Franken allabendlich widerfuhren, wirkten noch nach. Nur so kann ich es mir erklären, dass ich in einem der besten Steaklokale der näheren Umgebung zu einem Pasta-Teller griff.
Die als „Fideos à la El Toro“ (14,50 Euro) bezeichnete Melange aus Spiralnudeln und Albondigas (Hackfleischbällchen) wurde mit einer würzigen Tomaten-Paprika-Sauce geliefert. Pasta, die mir gar nicht spanisch vorkam...
Die in der Karte annoncierten Chorizostücke versteckten sich in homöopathischer Dosis zwischen den tomatisierten Nudeln und den Minifrikadellen. Dafür hatten die Fusilli – zu meiner Überraschung – noch leichten Biss. Auch hier kam der Fetahobel kurz vor dem Servieren großflächig zum Einsatz, was dem Pastagericht natürlich noch mehr Schmackes verlieh.
Natürlich fiel dieses süffige Pastagericht in etwa so spanisch aus wie der Kölner Dom, aber das sah ich dem auf Tapas und Steaks spezialisierten Küchenteam von „Lucky“ Garofillou gerne nach. Der erzielte Sättigungsgrad, die lauschige Atmosphäre auf der Terrasse, der beflissentlich agierende Service und nicht zuletzt der über den Abend hinweg konsumierte Alkohol sorgten für entspannte Vibes unter allen Beteiligten.
Vielen Dank an dieser Stelle an unseren Präsidenten, der als notorischer Alkoholverzichter mal wieder den Chauffeur machte und alle Clubkameraden wieder sicher nach Hause kutschierte. Was wären wir ohne ihn? Am Tisch wahrscheinlich deutlich nüchterner…aber das will dann auch keiner.
…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen.
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport... mehr lesen
El Toro
El Toro€-€€€Restaurant, Tapasbar06348-972-178Am Golfplatz 1, 76879 Essingen
4.5 stars -
"Einfach mal entspannt den Stier bei den Burgern packen…" marcO74…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen.
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport
Besucht am 06.05.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 56 EUR
Alle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise antraten.
Anfang Mai ließen wir dann das Auto in der Tiefgarage unter dem Augustusplatz stehen (um später zähneknirschend die mondänen Parkgebühren zu entrichten…) und spazierten nach überstandener Routineuntersuchung in Richtung Gautor, wohlwissend dass in dessen Umgebung einige gute Lokale auch am Mittag geöffnet haben.
Schon im Vorfeld war mir das „Heinrichs“ positiv aufgefallen, da es mit guten Google-Bewertungen und einer Erwähnung im roten Guide von sich reden machte. Letzterer sprach von einem preisgünstigen Mittagsmenü und einer netten kleinen Terrasse auf dem Gehsteig. Da hatten wir ja gleich zwei Gründe, um an diesem sonnigen Freitag gegen 13 Uhr im Kästrich, jenem Teil der Mainzer Oberstadt, auf dem einst ein römisches Legionslager thronte, vorstellig zu werden.
Der gleichermaßen herzlich wie souverän agierende Servicechef Erik Brandstätt begrüßte uns freundlich und bot uns einen Zweiertisch unter einem der Sonnenschirme an, die vor der beliebten Mainzer Wirtschaft den Gehsteig säumten. Da ließen wir uns nicht zweimal bitten und machten es uns am Rand der nicht besonders viel befahrenen Straße gemütlich. Draußen unterm Schirme...
Das im Hochparterre eines Eckhauses in der Martinsstraße ansässige, von außen recht unscheinbare Lokal ist das Reich des hier seit 2009 tätigen Küchenchefs und Inhabers Wilfried Heinrich Nestle (daher auch der Name). Das Heinrichs aus der Gehsteigperspektive
Der passionierte Koch und Maler – seine farbenfrohen Werke lassen sich übrigens im Gastraum bewundern – geht mittlerweile stramm auf die 70 zu, weshalb er am 24.September dieses Jahres zum letzten Mal seine „Wirtschaft“ öffnen wird, um danach den wohlverdienten Ruhestand anzutreten.
All das erfuhren wir quasi en passant im Gespräch mit dem redseligen Serviceleiter, der uns nicht nur top bediente, sondern auch glänzend unterhielt. Einer, der schnell einen guten Draht zu seinen Gästen herstellt und der sich im Herbst nach etlichen Jahren Dienst am Gast eine neue, komplett andere Beschäftigung suchen wird. Schade, solche Typen gibt es nicht mehr viele im Bewirtungsgenre. Umso schöner, dass wir diesen sympathischen Kellner noch kennenlernen durften.
Er reichte uns die Speisenlektüre, die mit wenigen, dafür aber umso verlockender klingenden Gerichten auskam. Gerade mal fünf Vorspeisen und sechs Hauptgänge listete das Heinrich’sche Köchelverzeichnis. Dabei klang ein Gericht besser als das andere. Ligurische Fischsuppe, hausgemachter Leberwurststrudel mit Spitzkohl und kross gebratener Pulpo mit Rotweinrisotto lauteten drei der ambitioniert klingenden Einstimmer. Iberico-Kotelett, Perlhuhnbrust vom Grill und Kalbsleber mit Kartoffelstampf waren als exquisite Fleischklassiker bei den Hauptgängen am Start.
Und dann war da ja auch noch das Mittagsmenü, das mittwochs bis samstags in drei Gängen für gerade mal 25 Euro offeriert wird. An jenem Freitag spielte ein Steinbeißerfilet mit Frühlingsgemüse im Hauptprogramm. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass man heute hausgebeizten Lachs mit Spargel und grüner Soße vorwegschicken würde. Den süßen Abschluss würden dann ganz saisonal ein paar marinierte Erdbeeren mit einer Nocke Joghurteis bilden. Na das klang doch alles sehr vernünftig. Da griffen meine Mutter und ich beherzt zu.
Das vornehmlich aus Rheinhessen stammende Angebot an offen ausgeschenkten Weinen ignorierend – die Heimfahrt stand ja noch bevor –, beließen wir es bei einer gut gekühlten Flasche Mineralwasser aus Selters an der Lahn (0,75l für 6 Euro).
Schon die Vorspeise überzeugte uns auf ganzer Linie. Stimmig marinierter grüner und weißer Spargel flankierte das saftige Rot des hausgebeizten Lachses. Hausgebeizter Lachs mit Spargel und grüner Soße
Der eigentliche Star auf dem Teller war jedoch die dazu angegossene grüne Soße, die den Gebrauch von frischen Kräutern nicht leugnete. Ein toller, sommerlicher Terrassenteller, zu dem ich lediglich den Chardonnay vom Kalkstein vom Weingut Milch aus Monsheim (Rheinhessen) schmerzlich vermisste.
Den Gang zur Toilette nutzte ich, um mich in der holzvertäfelten Gaststube ein wenig umzuschauen. Die Wirtschaft von Innen
Den vielen, teilweise schon ausgetrunkenen Flaschen, die als Deko den Raum bevölkerten, nach zu urteilen, geht es hier häufig sehr gesellig zu. Das Weinreich von Erik Brandstätt
In dem schätzungsweise 40 Personen aufnehmenden, etwas verwinkelt wirkenden Gastraum herrschte eine gediegene, von rustikaler Bodenständigkeit geprägte Atmosphäre, die ländlichen Charme versprühte. Eingangsbereich
Kein Wunder also, dass mir diese Umgebung als Pfälzer Landei sofort sympathisch war.
Wie man kaltes Gemüse geschmackvoll auf den Teller bekommt, hatte der Chefkoch ja bereits beim Spargel bewiesen. Zum perfekt gebratenen Steinbeißerfilet wiederholte er diese Küchenleistung, indem er leicht knackig gegarte Stücke von Blumenkohl, Kohlrabi, Spargel und Zuckerschote als dezent angemachtes Frühsommergemüse zwischen Fisch und einem frittierten „Polentafinger“ platzierte.
Schön, wie dieser vermeintlich einfache Teller mit Kontrasten spielte. Kalt-warm, knackig-weich, knusprig-mürb. Der kleine, leichte Sommerteller vermochte viele kulinarische Akzente zu setzen und wirkte in der Summe sehr harmonisch arrangiert. Perfekt gebratenes Steinbeißerfilet
Und dass bei Wilfried Heinrich Nestle nur beste Ware auf den Teller kommt, versteht sich von selbst. Vor seiner gastronomischen Laufbahn war er schließlich 23 Jahre lang Chefeinkäufer beim Frankfurter Frischfisch-Lieferanten „Edelfisch“.
Der Meister der grünen Sauce hielt auch beim Fischgang die Kräuterkelle hoch und servierte uns eine abgewandelte, wesentlich leichtere Version seiner grünen Wellnesstunke – diesmal als leicht aufgeschäumte Begleitung zum Schuppentier. Es grünt so grün...
Keine Ahnung, wie oft meine Mutter erwähnte, wie gut ihr das alles schmecke und wie wohl sie sich auf der hübsch angelegten Gehsteigterrasse fühle. Happy Mother, happy Son! – der Nachtisch durfte nach angemessener kulinarischer Konsolidierung anrücken.
Schade, dass an diesem Tag kein hausgemachter Baba au Rhum angeboten wurde, denn dieser soll hier besonders fein schmecken, wenn man den Berichten auf anderen Portalen Glauben schenkt. Unsere Nachtischempfehlung – eine Dessertkarte gibt es im „Heinrichs“ nicht – war aber auch nicht zu verachten.
Und so kam es, dass wir Anfang Mai in Mainz die Erdbeersaison kulinarisch einläuteten. Die Saison ist eröffnet!
Die marinierten roten Aromabomben mundeten ganz ausgezeichnet. Zusammen mit dem cremigen Joghurteis (wäre auch als Sauerrahm-Sorbet durchgegangen…) war das ein simpler, aber absolut gelungener Schlusspunkt dieses leichten Mittagsmenüs, das seine 25 Euro allemal wert war.
Den beiden Wirtschaftsweisen vom Mainzer Kästrich wünsche ich für die Zukunft alles Gute und bedanke mich an dieser Stelle für das in allen Belangen überzeugende Mittagsmahl. Ob ich vor der Schließung im September noch einmal dorthin kommen werde, ist fraglich. Vielleicht aber schafft es ja der gute Nolux, dort noch einmal einzukehren. Der kennt den Laden bestimmt, da wette ich um eine Flasche Riesling vom Weingut Künstler aus der Hochheimer Hölle…
Alle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise... mehr lesen
Heinrichs | Die Wirtschaft
Heinrichs | Die Wirtschaft€-€€€Restaurant, Wirtshaus, Biergarten061319300661Martinsstraße 10, 55116 Mainz
4.5 stars -
"Überzeugender Mittagstisch bei zwei Mainzer Wirtschaftsweisen" marcO74Alle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise
Geschrieben am 31.05.2022 2022-05-31| Aktualisiert am
31.05.2022
Besucht am 07.04.2022Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Zum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert. Nahezu alle waren daheim am Auskurieren. Zusammen mit der einzigen, noch negativen Bedienung, war die Mühlenmannschaft auf gerade mal zwei Leute vom Stammpersonal zusammengeschrumpft, weshalb man zu dieser Zeit kaum Reservierungen annahm, da man dies einfach nicht bewältigen konnte. Umso schöner, dass wir an jenem Donnerstagabend in familiärer Runde dort zugegen sein durften.
Wer sich für die wissenswerte Mühlenhistorie interessiert und ein wenig mehr über das Drumherum dieser beliebten Südpfälzer Einkehradresse erfahren möchte, den verweise ich auf die bisher hier eingestellten Berichte. Es sind vier Stück und wahrlich keine Kurzreportagen. Nummer 5 wird diesmal etwas gestraffter ausfallen. Schwör! ;-)
Die freundliche Servicedame, die uns – das ist hier so Tradition – im Dirndl empfing, schlug uns den hinteren Gastraum vor. Dort hätten wir unsere Ruhe, was uns im Hinblick auf den Aufenthalt mit unserer Kleinen ganz recht war. In diesem, zuletzt fertig gestellten Teil des Lokals, hatte ich vorher noch nie gesessen. Auch hier regierte ein gepflegtes Ambiente, das von rustikalen Holztischen, sehr bequemen Polsterstühlen und einer fachmännisch sanierten Fachwerkfront geprägt wurde.
Eingerahmt vom hellen Holz der Decke und des Fußbodens, versprühte das kleine, stimmig beleuchtete „Hinterzimmer“ mit seinen lediglich drei großen Tischen eine heimelige Wohlfühlatmosphäre, die zum Verweilen einlud. Das Hinterzimmer
Unser Blick fiel nach draußen auf die nicht minder lauschige Hofterrasse, für deren Inbetriebnahme es jedoch Anfang April noch zu frisch war.
Aufgrund des abhanden gekommenen Rechnungsbelegs, kann ich das an diesem Abend Getrunkene hier nicht mehr komplett wiedergeben. Da aber der Schwiegerpapa dabei war, liegt die Vermutung nahe, dass auch der ein oder andere Hopfentee konsumiert wurde. Auch trafen mindestens zwei Flaschen Mineralwasser auf durstige Abnehmer am Tisch. Da sich die Getränkepreise seit dem letzten Jahr nicht geändert hatten, verweise ich auch hier auf meine `21er-Rezi.
Wie immer darf der Mühlengast seine Speisenauswahl nach dem Studium des auf einem Klemmbrett befestigten „Fresszettels“ tätigen. Das auf einem DIN-A4-Blatt festgehaltene Speisenprogramm konnte sich auch diesmal sehen lassen. Als einziger Vorspeisender unserer Runde wählte ich die Kohlrabicrèmesuppe mit Leberknödeleinlage (6,80 Euro). Danach durfte es gerne die panierte Hühnerbrust mit Kartoffelsalat und Knobi-Dip (16,80 Euro) sein.
Meine Frau wandelte dagegen lieber auf vegetarischen Pfaden. Bei ihrer Lasagne von der Berglinse mit Aubergine und Tomate (15,50 Euro) war sogar noch ein kleiner Beilagensalat inklusive. Meine normalerweise dem Rumpsteak zugewandte Frau Mama ließ sich ad hoc zu einem Mühlen-Burger (13,80 Euro) hinreißen, den dann auch die Schwiegermutti („aber ohne Brutzel-Speck“!) orderte. Ihrem Mann war ebenfalls nach handfester Leib- und Seelenküche zumute, was einen Schweinebraten mit Rahmwirsing und Semmelknödel (15,80 Euro) nach sich zog.
Dass man auch in Martin Gehrleins Hatzenbühler Dependance schmackhafte Suppen serviert bekommt, ist nun wahrlich kein Geheimnis mehr. Meine leicht aufgeschäumte, herrlich sämige Kohlrabicreme zählte mit zu dem Besten, was ich in diesem Jahr auslöffeln durfte. Mit einem deftigen Leberknödel rustikalisiert, war das eine vortrefflich abgeschmeckte Wohlfühlterrine, wie sie nur Könner ihres Faches in den Teller bekommen. Kohlrabicrèmesuppe mit Leberknödel
Von den beiden Brotsorten, die man mir zur Suppenbegleitung reichte, ist mir besonders das Dunkle in guter Erinnerung geblieben. Seine großporige, fluffige Krume ließ auf gute Ware schließen. Schau mir in die Poren, Kleines!
Als erste Vorboten der Hauptgerichtsbarkeit erreichten uns die beiden mit reichlich geschmolzenem Käse ausgestatteten „Mühlen-Burger“. Eigentlich hätten unsere beiden Frikadellen-Frauen mit ihren imponierenden Kaventsmännern alle Hände voll zu tun gehabt, aber mit Messer und Gabel wurden sie den saftigen Buletten-Bauwerken natürlich auch habhaft. Der Mühlen-Burger - ein Signature des Hauses
Meine Frau erfreute sich derweil an ihrer appetitlich aussehenden Veggie-Lasagne, die zusätzlich zu den zwischen Nudelblättern versteckten Berglinsen und Auberginenstücken auch mit knackig gegartem Gemüse und einer überaus mundfüllenden Tomatensauce aufwartete. Veggie-Lasagne
Auch über ihren mit Sauerrahmdressing angemachten Beilagesalat verlor sie nur lobende Worte. Schön, dass sie ihr rundum gelungenes Geburtstagsmahl so genießen konnte. Das lag aber sicherlich auch an unserem braven Töchterchen. Diese hatte es sich auf einer Krabbeldecke bequem gemacht und wurde hin und wieder von der Bremer Omi bespaßt.
Deren Gatte tat sich währenddessen an einem handfesten Schweinebraten mit angegliedertem Semmelknödelduo gütlich. Das Fleisch hätte - seiner durchwachsenen Saftigkeit nach zu urteilen - vom Nacken stammen können. Genauso gut hätte es aber auch ein fein marmoriertes Schweinehüftstück sein können, was da in zwei stattlichen Scheiben auf des Schwiegervaters Teller lag. Schweinebraten mit ordentlich viel Sooß
Solche Gedankenspiele waren dem eingefleischten Bremer Bratenversteher sichtlich schnuppe. Er genoss seine mit reichlich delikater Bratensauce gesegnete Leib- und Seelenspeise, die ja nicht nur im südlichen Teil Deutschlands eine große Popularität genießt.
Auch ich reute meine Entscheidung beim Hauptgang nicht. Zwei knusprig frittierte Hühnerbrüste hatten es sich neben einem tadellos zubereiteten Kartoffelsalat auf dem Teller bequem gemacht. Knusperbrust vom Huhn mit Kartoffelsalat
Die Aioli wurde in einer kleinen Steingutschale à part mitgeliefert. Die beiden ausreichend gewürzten Protagonisten fielen außen kross und innen saftig aus. Daran gab es nichts zu monieren. Die Portionsgröße war auch völlig ausreichend. Der mit ein paar Frühlingszwiebeln aufgefrischte Kartoffelsalat hatte genau die richtige Schwere, um einen Nachtisch obsolet zu machen.
Einziger Wehrmutstropfen dieses wirklich gelungenen Abends war die Tatsache, dass mein Schwiegervater seinen Platz am Tischanfang sowie meine temporäre Unaufmerksamkeit schamlos ausnutzte und zur Bedienung im Hauptgastraum schlich, um dort still und leise die Rechnung quasi hinter meinem Rücken zu begleichen. Das war so nicht ausgemacht und wird sicherlich noch ein familieninternes „Nachspiel“ haben. So sind sie halt die Bremer. Freundliche, nette, großzügige Menschen, aber trauen kann man keinem von ihnen…????
Fazit:
Die Alte Mühle vor den Toren von Rheinzabern steht in der Liste unserer (relativ) schnell zu erreichenden Lieblingslokale ganz weit oben. Hier wird man stets sehr freundlich und zur vollsten Zufriedenheit bedient und das, was aus der Küche kommt, hat immer qualitativen Anspruch. Das schmeckt man und darf dann auch gerne mal den ein oder anderen Euro mehr kosten. Das ändert nichts an der Tatsache, dass dieses sympathische Landgasthaus mit einem wirklich guten Preis-Genuss-Verhältnis seine Gäste verwöhnt. Mit unserer nächsten Einkehr warten wir deshalb nicht so lange. Dann aber auf der lauschigen Terrasse an einem warmen Sommerabend.
Zum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert.... mehr lesen
Gehrlein's Alte Mühle
Gehrlein's Alte Mühle€-€€€Restaurant07272 9579993Zur Untermühle 1, 76770 Hatzenbühl
4.5 stars -
"Alte Mühle rostet nicht!" marcO74Zum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert.
Geschrieben am 28.05.2022 2022-05-28| Aktualisiert am
29.05.2022
Besucht am 14.03.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 119 EUR
Dort wo früher eine Filiale der Nordsee („Wir sind Fisch!“) die vorbeischlendernden Passanten der Neustadter Fußgängerzone mit Paniertem und Frittiertem vom tiefgekühlten Schuppentier anlockte, hat am 1.August 2020 ein vietnamesisches Lokal mit ausgeprägter Sushi-Affinität eröffnet. Spötter meinen, dass es nun endlich mal frischen Fisch in der Marktstraße 34 gebe. Vielleicht liegen sie damit gar nicht so falsch.
Nach dem Commami ist dies bereits der zweite Panasiate, der sich in der Pfälzer Weinhochburg am Haardtrand niedergelassen hat. Die Nachfrage nach trendigem Asia-Food frei von regionaler Identität und kulinarischer Authentizität scheint ungebrochen. Um die vorwiegend jüngere Klientel zu ködern, reichen schicke Food-Fotos auf Insta und Co. sowie ein ansprechend designter Internetauftritt, der die Neugier zu wecken vermag, wohl aus.
Wir wollten herausfinden, ob bei so viel Fusion im asiatischen Angebot nicht am Ende die Konfusion auf dem Teller regieren würde. Und so ging unser Wörther Gaumenvierer an einem Montagabend Mitte März auf panasiatische Entdeckungsreise. Wir hatten vorsorglich reserviert und obwohl unser präsidiales Oberhaupt kein wirklicher Fan der Asiaküche ist (und wohl auch nie werden wird) schlenderten wir nach erfolgreicher Parkplatzsuche gut gelaunt in Richtung Stadtzentrum.
Von außen machte der Laden einen gefälligen Eindruck. Die Beliebtheit der Farbe Grau scheint bei solchen Gemischt-Asien-Gastros auch weiterhin ungebrochen zu sein. Hier fasste sie nicht nur die Fensterfront der Außenfassade auf nüchtern-moderne Weise ein, sondern fand sich auch drinnen – jedoch in wesentlich dunklerem Ton – an den Wänden wieder. Außenfassade
Ein lässig-lockeres, gewollt schummriges Ambiente empfing uns im Inneren des Ikigai, dessen namentliche Bedeutung sich salopp mit dem Gefühl, etwas zu haben, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen, übersetzen lässt. Wer für solch einen Lebenssinn eine vietnamesische Nudelsuppe oder lauwarme Reisnudeln mit Topping nach Wahl benötigt, der kann hier – nach erfolgreicher Bettflucht – täglich ab 11.30 Uhr aufschlagen und sich nebenbei noch diverse Rohfischpreziosen einverleiben.
Ganz schön viel Philosophie (oder Marketing…?) für uns gestandene Kulinaristen, die ihre lebenswerten Genussmomente auch ohne zeitgeistiges „Stäbchenfutter“ gerne miteinander teilen. An diesem Abend begrüßte uns ein leicht konfus wirkender Servicemitarbeiter und führte uns nach Durchsicht seines Reservierungsbuchs in die hintere Abteilung des dunkel gestrichenen Etablissements. Industriell angehauchte Gemütlichkeit
Dort machten wir es uns an einem der blanken Holztische so gemütlich es eben ging, denn unsere gut gepolsterten Sitzbänke luden aufgrund ihrer fehlenden Rückenlehnen nur bedingt zu einer entspannten Sitzhaltung bei. Darkroom mit Stil
Egal, wir hatten schließlich kein Wellness-Wochenende im Onsen-Spa gebucht, sondern hatten ausreichend Hunger im Gepäck um die munter bebilderte Speisenkarte des Asiatempels auf Nem, Tempura und „fliegende Nudeln“ zu prüfen.
Die von der Decke baumelnden Hängelampen tauchten unseren Tisch in gelbes Licht, was den gemachten Bildern wenig zuträglich war. Da ich zwei Tage zuvor mein Smartphone geschrottet hatte, half mir einer der Kollegen aus und stellte sein Handy bereitwillig in den Dienst des Chronisten. Ein Dankeschön an dieser Stelle an ihn, denn eine Rezi ohne Bilder ist wie Schampus ohne Blubber (wie man nicht nur an der Weser zu sagen pflegt).
Unsere durstigen Kehlen verlangten nach Flüssigem, das wir bei einer der emsig agierenden Servicekräfte nach Durchsicht des überschaubaren Angebots postwendend in Auftrag gaben. Wenig später landeten eine tiefblaue Flasche Mineralwasser der Marke Aqua Morelli (0,75l für urbane 5,90 Euro), ein halber Liter Warsteiner Pilsener vom Fass (4 Euro) und ein Ginger Ale (0,2l für 2,90 Euro) als liquide Vertreter ihrer Art auf unserer Tischplatte. Wasser und Bier wurden später noch nachgeordert. Unsere Drinks
Bei der Auswahl der Gerichte taten wir uns wesentlich schwerer, denn allein die mannigfaltigen Kombinationsmöglichkeiten bei den warmen Vor- und Hauptspeisen waren nichts für Entscheidungsneurotiker. Curry, Bun, Udon und Co. wurden dabei nach Lust und Laune mit den üblichen Fleisch- und Krustentieringredienzien durchdekliniert, was ja bei den allermeisten Asialäden gängige Praxis ist.
Nach dem Motto „sharing is caring“ bestellten wir munter drauflos. In Reispapier gewickelte vietnamesische Frühlingsrollen („Nems“) mit Morcheln und Schweinefleischfüllung (4,90 Euro), mit Tempuragarnelen, Reisnudeln, Salat und Erdnüssen gefüllte Sommerrollen („Goi Cuon“, 5,90 Euro) sowie die in der Pfanne gebratenen Gyoza-Teigtaschen (5,90 Euro) brachten ausreichend Futter für die Finger unters vorspeisende Volk.
Ein Kollege traute sich sogar die Kokossuppe („Coco Love Soup“) zu. Diese war mit Hühnerbrust, Champignons, Cherrytomaten und Okraschoten verfeinert und duftete schwer nach Thailand. Um das „Rollenverhalten“ des Ikigai besser kennenzulernen, ergänzten wir den Vorspeisenreigen durch ein paar Tempura Mini Rolls, die mit ihrer scharfen Thunfisch- und Schnittlauchausstattung auf den putzigen Namen „Spicy Tekka“ (8,50 Euro) hörte.
Die Nems gerieten wirklich knusprig. Ob sie tatsächlich hausgemacht waren, wie in der Karte angepriesen, war infolge ihres Fritteusenkontakts nicht wirklich zu schmecken, lag aber bei genauerer Inspektion ihres von Glasnudeln, Karotten, Schweinehack, Morcheln und Strohpilzen dominierten Innenlebens ziemlich nahe. In die klare, süß-säuerliche Sauce gedippt ein durchaus schmackiger Auftakt. Da "Nem" ich mir eins...
Zu den frisch gerollten Reispapierzylindern namens „Goi Cuon“ wurde ein von geröstetem Sesam betreuter Hoisin-Kokos-Dip gereicht, der zumindest einen der Kollegen am Tisch in Sommerlaune versetzte. Mir waren die hierbei verwendeten Salatblätter (Rauke/Rucola) etwas zu welk, um die mit Minze, Erdnüssen, Reisnudeln und Knuspergarnele gefüllten Rollen über den grünen Klee zu loben. Da rollte er schon auf uns zu...der Sommer
Die Kokossuppe schien ihrem Vertilger zu munden, Coco loves soup, loves Huhn, loves...
während wir unter viel zu dick aufgetragener „Snow-Sauce“ (wahrscheinlich eine Miso-Mayo) die in acht Häppchen zerteilte Tempura-Rolle vermuteten. Where's the fish???
Warum muss der gemeine Panasiate sein Sushi immer so zukleistern? Eine Frage, die uns auch der Besuch im Ikigai nicht beantworten konnte. Mir hätte zu der scharf angemachten Thunfischfüllung etwas Sojasauce mit untergerührtem Wasabi vollends gereicht, um die Papillen in Wallung zu bringen.
Die kurz in der Pfanne geschwenkten, mit einem Schälchen Sweet-Chili-Sauce servierten Hot Gyoza entschädigten dann wieder für den zuvor erlebten Saucen-Overkill beim Fritteusen-Sushi. Aber auch hier ließ sich nicht definitiv klären, ob die Teigtaschen wirklich hausgemacht waren. Geschmeckt haben sie uns jedoch um einiges besser. Mauldäschle Asia-Style
Zwei der Kollegen ließen sich bei den Hauptgängen auf die „Flugnudeln“ ein. Da musste man beim Servieren derselben ordentlich in Deckung gehen. Spaß beiseite, die sogenannten „Flying Noodles“ waren in Wirklichkeit eher „Hanging Noodles“, die man auf einen dünnen Holzstab gesteckt hatte, damit die gelockte Mie-Nudel-Frisur in das dafür vorgesehene Schälchen wallen konnte (und den darunter befindlichen „Wildkräutersalat“ nahezu komplett verdeckte). Die hängende Pastalocken von Neustadt mit Mango-Ente
Der kulinarische Sinn hinter dieser panasiatischen Pasta-Inszenierung wollte sich mir nicht so recht erschließen, aber lustig sah das Ganze natürlich schon aus. Flugnudeln mit Jakobsmuscheln
Der gegenübersitzende Foodfella hatte sich sein Nudeltoupet von einer stattlichen Portion Jakobsmuscheln (17,50 Euro) begleiten lassen, während mein flugvieh-affiner Nebenmann auf saftige Tranchen von der Ente (15,90 Euro) setzte. Saftige Tranchen von der Entenbrust
Beide Gerichte einte eine cremige Mango-Sauce mit gewokter Gemüseeinlage. Die exotische Fruchttunke wäre mir zu viel des Süßen gewesen, aber der Entenbrustvernichter konnte gar nicht genug davon bekommen. Immer wieder beruhigend, dass die Geschmäcker so unterschiedlich sind.
Der dritte Kostgänger in unserer Runde hatte sich für die gewokten Udonnudeln mit Rindfleisch, Paprika, Zucchini, Zwiebeln und Karotten (15,50 Euro) entschieden. Das als „Udon im Schwarzwald“ (??) in der Karte betitelte Pfannengericht wurde von einer Soja-Balsamico-Reduktion süffig unterfüttert und machte vom Aussehen her einen properen Eindruck. Wie man auf diesen ungewöhnlichen Namen kam, war nicht nachzuvollziehen, zumal weder Schinken noch Kirschtorte darin Verwendung fanden. Udo(n) im Schwarzwald
Meinem Kollegen missfiel die Konsistenz seiner „Glottertal-Spaghetti“. Für den Al-Dente-Aficionado aus der Pfalz war es nämlich die erste Udon-Erfahrung und wahrscheinlich auch die letzte, denn die weichen japanischen Nudeln waren überhaupt nicht so sein Ding. Vom Geschmack her ging der Teller für ihn jedoch in Ordnung.
Auch eher semi-zufrieden war ich mit der dünnen Scheibe vom Thunfisch (14,90 Euro), die von reichlich Wokgemüse und der „Ikigai Deluxe Sauce“ – als besondere Empfehlung des Küchenchefs in der Karte angepriesen – flankiert wurde. Der Thunfisch auf Wokgemüse
Gargrad und Qualität des Meeresräubers ließen doch etwas zu wünschen übrig. Ich mag ein Thunfischsteak jedenfalls lieber, wenn es nicht komplett durchgebraten ist. Der Gemüseanteil meines Tellers hatte hingegen noch ordentlich Biss, aber was an der auf Sojabasis gründenden „Deluxe Sauce“ so luxuriös sein sollte, war für meine Papillen nicht nachzuschmecken.
Zum Dessert gönnte ich mir noch eine leider viel zu süß geratene, hausgemachte Passionsfrucht-Limonade (5,90 Euro). Wenigstens die darin enthaltene Minze sorgte für ein wenig Erfrischung.
Insgesamt war dies aus meiner Sicht ein eher durchwachsener Besuch ohne große kulinarische Highlights, geschweige denn Überraschungen. Gut, die Mango-Sauce begeisterte meinen Kollegen und auch die Hoisin-Kokos-Sauce zu den frisch gewickelten Sommerrollen hatte was. Die Pastaperücken sahen witzig aus und auch die Wokgerichte waren beileibe keine geschmacklichen Totalausfälle. Aber der Kick am Gaumen blieb leider aus.
Bleibt als Fazit nur anzumerken, dass man auch im Ikigai – wie bei nahezu allen panasiatischen Läden – ein viel zu großes kulinarisches Feld beackert. Die eierlegende Wollmilchpasta reicht da nicht aus, um gustatorisch für Furore zu sorgen. Und so bleibt mir nur das abschließende Urteil: klingt alles gut, sieht auch ganz hübsch aus, ist aber geschmacklich austausch- und somit eigentlich auch verzichtbar.
Dort wo früher eine Filiale der Nordsee („Wir sind Fisch!“) die vorbeischlendernden Passanten der Neustadter Fußgängerzone mit Paniertem und Frittiertem vom tiefgekühlten Schuppentier anlockte, hat am 1.August 2020 ein vietnamesisches Lokal mit ausgeprägter Sushi-Affinität eröffnet. Spötter meinen, dass es nun endlich mal frischen Fisch in der Marktstraße 34 gebe. Vielleicht liegen sie damit gar nicht so falsch.
Nach dem Commami ist dies bereits der zweite Panasiate, der sich in der Pfälzer Weinhochburg am Haardtrand niedergelassen hat. Die Nachfrage nach trendigem... mehr lesen
IKIGAI Restaurant
IKIGAI Restaurant€-€€€Restaurant06321 4847777Hauptstraße 34, 67433 Neustadt an der Weinstraße
3.0 stars -
"Neustadts neuer Panasiate bietet - trotz einiger gut gemeinter Ansätze - die üblichen Verdächtigen aus Fernkost und scheint sich damit in seiner kulinarischen Austauschbarkeit selbst zu genügen" marcO74Dort wo früher eine Filiale der Nordsee („Wir sind Fisch!“) die vorbeischlendernden Passanten der Neustadter Fußgängerzone mit Paniertem und Frittiertem vom tiefgekühlten Schuppentier anlockte, hat am 1.August 2020 ein vietnamesisches Lokal mit ausgeprägter Sushi-Affinität eröffnet. Spötter meinen, dass es nun endlich mal frischen Fisch in der Marktstraße 34 gebe. Vielleicht liegen sie damit gar nicht so falsch.
Nach dem Commami ist dies bereits der zweite Panasiate, der sich in der Pfälzer Weinhochburg am Haardtrand niedergelassen hat. Die Nachfrage nach trendigem
Besucht am 23.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 46 EUR
Dieses Jahr machte – zumindest phasenweise – bereits der März einen auf Wonnemonat. Deshalb zog es mich etwas früher wie gewohnt an die formschönen Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes, um meinem Lieblingshobby, dem Felsklettern, zu frönen.
Unter der Woche hat man an den gängigen Kletterfelsen rund um Annweiler meist seine Ruhe. Zusammen mit meinem langjährigen Kletterpartner und befreundeten Schulkollegen ging es an diesem Mittwochnachmittag an die Mittlere Deichenwand bei Wilgartswiesen, wo uns einige Routen im 6. bzw. 7.Schwierigkeitsgrad gelangen.
Bis in die Abendstunden hingen wir an schmalen Leisten und standen dabei auf noch kleineren Tritten in den mehr oder weniger geneigten Sandsteinwänden. Natürlich machte das hungrig. Als erfahrener Felsgänger weiß man ja, dass nicht nur das Kaffeetrinken ein integraler Bestandteil des Kletterns darstellt – „Man geht nicht nach dem Klettern einen Kaffee trinken, sondern Kaffeetrinken ist Teil des Kletterns.“ (Zitat Wolfgang Güllich, deutsche Kletter-Ikone der 80er Jahre) – sondern auch das gemeinsame Abendessen mit dem oder den Seilgefährten einen Klettertag perfekt abzurunden vermag.
Der Alte Nußbaum in Schwanheim hatte an diesem Mittwoch aus mir nicht mehr geläufigen Gründen geschlossen. Plan B sah eine Lokalität in Annweiler vor. Das Umoya, eine meiner Lieblingsadressen in der Stauferstadt am Trifels, hatte Ruhetag. Die Alte Gerberei fiel mir irgendwie nicht ein und ein Schnitzel im Goldenen Löwen erschien mir zur späteren Stunde dann doch etwas zu mächtig.
Ich erinnerte mich an den Besuch im Da Angelo vor vielen Jahren. Das muss auch nach einer Klettertour gewesen sein. Das urige Ambiente atmete damals den sympathisch zeitlosen Charme der 80er Jahre und auch die Pizzen waren von anständiger Qualität. Ein kurzer Anruf bei Familie Vangelista sicherte uns zwei Plätze in dem seit 1983 (!) in der Annweiler Hauptstraße ansässigen Familienbetrieb. Empfehlungstafeln "uff de Gass"
Mit den beiden Brüdern Claudio und Giuseppe Vangelista hat seit ein paar Jahren die 2.Generation das Sagen. Sie sind das gastronomische Erbe ihrer Eltern, Rosel und Angelo, angetreten und haben der in die Jahre gekommenen Pizzeria ein komplett neues Erscheinungsbild verpasst. Außenansicht 1
Ich traute meinen Augen kaum, als wir den zeitgemäß umgestalteten Gastraum betraten. Im Vergleich zu früher war das alteingesessene Traditionslokal kaum wiederzuerkennen. Gastraumimpression 1
Hell, offen, freundlich und großformatig ging es in dem geschmackvoll renovierten Ristorante zu. Zu den hellen Wandfliesen in unverputzter Kalksteinoptik passten die crèmefarbenen Kunstlederüberzüge der Stühle und Wandbänke. Freigelegte Holzbalken fügten sich zeitlos-rustikal in das ansonsten eher modern wirkende Ambiente ein. Großformatige Impressionen aus dem Heimatland brachten etwas Farbe in den von Strahlern und Hängeleuchten hell illuminierten Gastraum, in dem etwa 60 Personen Platz fanden. Gastraumimpression 2
Beim Gang zu den Nassräumen landete ich auf einer idyllischen Terrasse, die jedem lauen Sommerabend zur Ehre gereichen würde. Über die Terrasse zu den Toiletten
Zusätzlich stand rechterhand noch ein Nebenzimmer für Gesellschaften und/oder Feierlichkeiten zur Verfügung. Blick ins Nebenzimmer
Für den Durst orderten wir einen Liter gefiltertes und mit Kohlensäure versetztes Annweiler Wasser (5 Euro) aus der Quelle hinterm Haus (oder dem Wasserhahn). Das Blubberwasser nannte man hier „Trifelsperle“ und es machte seinem Namen alle Ehre, denn es perlte wenig später ganz gehörig in unseren Gläsern und die Reichsburg war ja auch nicht weit. Mein Kollege linderte seinen Bierdurst ganz unkonventionell mit einer Flasche vom herb-frischen Karlsberg Urpils (0,33l für 3,30 Euro), der berühmten FCK-Brauerei aus Homburg im Saarland.
Es waren zwei Suppen im übersichtlichen Vorspeisenangebot gelistet. Beide sagten uns zu. Mein Kollege entschied sich für die Minestrone, während es mich mal wieder nach einer Tomatensuppe (beide für jeweils 6,50 Euro) gelüstete. Die Portionen waren für den abgerufenen Preis absolut in Ordnung. Bald löffelten wir aus den Tiefen unserer Teller ungeniert aus dem Vollen, denn der Hunger hatte sich zuvor vehement und unnachgiebig zu Wort gemeldet.
Meine Tomatensuppe war mit einem gehörigen Schuss Sahne „nachgesämt“ worden. Hätte es meiner Meinung nach gar nicht gebraucht, denn geschmacklich brachte der Flüssigrahmeinsatz der ansonsten tadellos zubereiteten Zuppa di Pomodoro keinen Zugewinn. Aber da bin ich vielleicht zu sehr Purist, der das lactosefrei pürierte Rote ehrt. Zu den Suppen reichte man ein wenig Körbchen mit hellem Brot, wahrscheinlich aus dem gleichen Teig geknetet wie unsere beiden Pizzen, die wir als Hauptgerichte bald zu uns nehmen sollten. Meine Zuppa di Pomodoro
Mein Kollege lobte seine angemessen tomatisierte Gemüsesuppe, die mit ordentlicher, nicht komplett weich gekochter Genesungseinlage punktete. Die gehaltvolle Italo-Terrine zeugte von bewährtem Handwerk, das auf einfacher, aber schmackhafter Trattoria-Tradition basierte. Ein vollmundiger Appell an die vorher in der Wand gelassenen Lebensgeister, die Löffel um Löffel in dem müden Felskameraden wieder erwachten. Die Minestrone
Nach angenehmer Wartezeit wurden unsere leeren Suppenteller von zwei herzhaft belegten Hefeerzeugnissen aus dem Pizzaofen ersetzt. Mich zog es dabei in Richtung „Calabria“, die als mittelgroßes Wagenrad mit 29 cm Durchmesser und diversen Schweinereien für mittlerweile „normale“ 12,50 Euro geliefert wurde. Zwei Sorten Salami (scharf und normal) sowie kleine, gebratene Hackfleischkleckse wurden von frischen Champignons komplettiert. Pizza Calabria
Definitiv kein Belag für Verfechter der reinen Rundbackwarenlehre, aber ein handfest gesetztes Fanal gegen den gesunden Volkshunger. Warum man mir allerdings noch 0,50 Euro Extra für die Paprikasalami berechnete (diese war in der Karte als serienmäßiger Belag ausgewiesen…) entzieht sich meiner Kenntnis. Bemerkt habe ich den kleinen pekuniären „Unterjubler“ erst bei der genaueren Inspektion der Rechnung hinsichtlich dieses Berichts. Sicherlich ein Versehen, das sich vor Ort hätte problemlos klären lassen. Meine Calabria im Detail
Mein Kollege ließ es noch eine Spur pikanter angehen. Seine große Pizza „Diavola“ (12 Euro) war nicht minder zutatenreich bestückt. Peperoni, Kapern, Oliven, Paprika und auch ein wenig gebratenes Hack befanden sich in gefälliger Anordnung auf der appetitlich aussehenden Deftscheibe. Neben der saftigen Auflage war es vor allem der nicht zu dünn geratene Boden, der mit seiner angenehm fluffigen Textur zu gefallen wusste. Kein durchgeweichter, pappiger Fladen, sondern eher eine Art idealisiertes Hefebrot, das seine Funktion als luftig-lockere Unterlage mit Bravour erfüllte. Pizza Diavola
Nachdem wir beide Teigfladen - ohne uns wirklich anstrengen zu müssen – verspachtelt hatten, waren wir uns schnell einig: Pizzen können sie im Da Angelo – und das mit Sicherheit seit vielen Jahren. Über das neue Design kann man geteilter Meinung sein. Ewiggestrige und Berufsnostalgiker sehnen sich vielleicht nach dem Beizambiente vergangener Tage zurück. Ich finde die Verjüngungskur hat dem Traditionslokal gutgetan. Auch ein moderneres Interieur kann seine gemütlichen Ecken haben.
Natürlich merken wir uns diesen sympathischen Familienbetrieb für kommende Kalorienkompensationen nach anstrengenden Klettertouren rund um Annweiler, was wohl einer Empfehlung gleichkommt.
Dieses Jahr machte – zumindest phasenweise – bereits der März einen auf Wonnemonat. Deshalb zog es mich etwas früher wie gewohnt an die formschönen Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes, um meinem Lieblingshobby, dem Felsklettern, zu frönen.
Unter der Woche hat man an den gängigen Kletterfelsen rund um Annweiler meist seine Ruhe. Zusammen mit meinem langjährigen Kletterpartner und befreundeten Schulkollegen ging es an diesem Mittwochnachmittag an die Mittlere Deichenwand bei Wilgartswiesen, wo uns einige Routen im 6. bzw. 7.Schwierigkeitsgrad gelangen.
Bis in die Abendstunden... mehr lesen
Da Angelo
Da Angelo€-€€€Restaurant, Pizzeria6346.86 04Hauptstr. 58, 76855 Annweiler am Trifels
4.0 stars -
"Nach dem Motto „Das Kreisrunde muss ins Hungrige“ ließen wir hier den Klettertag deftig ausklingen" marcO74Dieses Jahr machte – zumindest phasenweise – bereits der März einen auf Wonnemonat. Deshalb zog es mich etwas früher wie gewohnt an die formschönen Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes, um meinem Lieblingshobby, dem Felsklettern, zu frönen.
Unter der Woche hat man an den gängigen Kletterfelsen rund um Annweiler meist seine Ruhe. Zusammen mit meinem langjährigen Kletterpartner und befreundeten Schulkollegen ging es an diesem Mittwochnachmittag an die Mittlere Deichenwand bei Wilgartswiesen, wo uns einige Routen im 6. bzw. 7.Schwierigkeitsgrad gelangen.
Bis in die Abendstunden
Geschrieben am 15.05.2022 2022-05-15| Aktualisiert am
15.05.2022
Besucht am 18.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Seit Juli 2021 gibt es in unserer neuen Heimat Wörth ein Ristorante, dessen feine Cucina italiana eine echte Bereicherung im kulinarischen Angebot der Stadt darstellt. Um es gleich vorweg zu nehmen: egal, was wir bei unseren bisherigen Besuchen hier aufgetischt bekamen, es war immer sehr delikat zubereitet und wir verließen das kleine Lokal in der Altrheinstraße nicht nur gut gesättigt, sondern stets hochzufrieden.
Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Inhaber und Servicechef Filippo La Mastra, der sich mit diesem italienischen Kleinod einen lang gehegten Traum erfüllt hat. Er wollte schon immer sein eigenes Restaurant betreiben und das obwohl der 47-jährige, aus Sizilien stammende Padrone hauptberuflich einen ganz anderen Weg geht.
Die andere Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er nämlich als selbstständiger Bauunternehmer mit der Sanierung von Bädern bzw. dem Verlegen von Fliesen und Laminatböden. Der 1992 nach Deutschland gekommene, gelernte Bootsbauer ist ein wahrer Tausendsassa, dessen beruflicher Werdegang gehörigen Respekt abnötigt.
Seinen Weg vom Tellerwäscher in einem Karlsruher Restaurant zum passionierten Wirt mit Trockenbau-Hintergrund hat er beeindruckend absolviert. Ein durch und durch sympathischer Zeitgenosse, der kräftig anpacken kann, aber auch im Umgang mit Menschen seine Stärken voll ausspielt. Man merkt ihm an, wie er sein gastronomisches „Hobby“ genießt und dabei stets als charmanter Gastgeber fungiert.
Wie er beispielsweise bei unserer allerersten Einkehr spontan unser kleines Töchterchen auf dem Arm durchs Restaurant trug, damit Mama und Papa in Ruhe ihre Pastateller leer essen konnten, war eine ausgesprochen freundliche Geste, die uns in dem Moment sehr willkommen war.
Bereits an diesem ersten Abend im „Oro“ war uns klar, dass hier einer mit Leidenschaft und viel Herzblut agiert. Einer, der als „Nebenerwerbsgastronom“ deutlich mehr ehrlich vorgetragene Gastfreundschaft in seiner Handwerkerseele trägt als so mancher alteingesessene Restaurantbetreiber im langjährigen Routinemodus.
Auch die Tatsache, dass er zu unsicheren Pandemiezeiten sein Ristorante eröffnete, sagt über den in der Nähe von Catania aufgewachsenen Sizilianer einiges aus. Mit großem Arbeitsaufwand hat er das Gebäude, in dem früher ein Tennisladen untergebracht war, saniert und umgebaut. Aus dem ehemaligen Sportgeschäft wurde eine wertig eingerichtete Einkehradresse mit ca. 30 Sitzplätzen. Im Sommer erlaubt ihm die Stadt Wörth den direkt gegenüberliegenden Karl-Josef-Stöffler-Platz zusätzlich als Außenbereich zu nutzen.
Unterstützt wird Filippo La Mastra von seinem Freund Gaspare Cappitelli, der sich für die Zubereitung der Speisen verantwortlich zeichnet. Dieser war schon früher als Koch tätig und betreibt heute hauptberuflich eine Spedition im rechtsrheinischen Eggenstein (nördlich von Karlsruhe). So ganz hat ihn das Herdgeschehen aber nie losgelassen, weshalb er von Donnerstag bis Sonntag seiner Vorliebe fürs Zubereiten schmackhafter Italo-Kost freien Lauf lässt. Zwei Typen also mit ähnlicher Arbeitsauffassung – das scheint zu funktionieren.
An der ansonsten recht schmucklos wirkenden Außenfassade weckt der in goldener Schrift auf noblem Schwarz gedruckte Name des Lokals das Interesse der Einkehraspiranten. Von außen eher unscheinbar...
Der goldgelb leuchtende Olivenöltropfen fungiert dabei als Markenzeichen der als Feinkostladen getarnten Pizzeria. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch schnell heraus, dass hier deutlich mehr geboten wird als „nur“ italienische Rundbackwaren.
Der gegenüber der Theke auf mehrere Regale und Anrichten verteilte Feinkostbereich wartet mit einer erklecklichen Auswahl italienischer Weine, sizilianischem Olivenöl (natürlich kaltgepresst), feinem Balsamico-Essig und diversen anderen Köstlichkeiten, die einem, mit gutem Brot genossen, kulinarisch den Tag retten können, auf. Salami, Käse und Co. können übrigens – falls nicht vorrätig – auch geordert werden.
Das Interieur des sehr gepflegt anmutenden Lokals wird von verschiedenen Grautönen (Wände, Boden, Tischdecken) dominiert. Ein heller, aufgeräumt wirkender Gastraum mit einem sinnig platzierten Thekenbereich in der Mitte. Blick zur Theke
Dieser teilt die schlauchartig angelegte Räumlichkeit in einen vorderen und einen hinteren Bewirtungsbereich ein. Rückseitig gelangt man zu den Toiletten, die – wie sich das für einen gestandenen Sanitärfachmann auch gehört – einen äußerst adretten Eindruck machen.
Zusätzlich steht noch ein kleinerer Nebenraum zur Verfügung. Genug Platz also, um nicht zu eng beieinander zu sitzen. Besonders in Hochinzidenzphasen ein nicht unbedeutender Faktor, der zum Wohlfühlen beiträgt.
Man sitzt auf bequem gepolsterten Stühlen an schlicht eingedeckten Tischen, die von weißem und grauem Leinen überzogen sind. Bereits die gediegene Tischkultur und die komfortablen Sitzverhältnisse sind deutliche Indizien für den Anspruch des Inhabers, hier keine 08/15-Trattoria betreiben zu wollen. Aber entscheidend ist ja nicht das Drumherum, sondern was am Ende auf dem Teller landet.
Doch auch da gab man sich beim Wörther Pizza- und Pastabaron keine Blöße. Bei unserem ersten Besuch Mitte März hatten wir es nämlich mit zwei rundum gelungenen Pastagerichten zu tun. Ich wählte die Spaghetti ai Gamberoni (20,50 Euro) von der 15 Zusatzgerichte umfassenden Empfehlungskarte. Meine Frau begnügte sich mit den Spaghetti Carbonara (9,50 Euro) vom Standardprogramm. Dazu gesellte sich eine Flasche Mineralwasser der Marke Levico aus den Höhenlagen des Trentino (0,75l für 5,50 Euro). Sprudelwasser aus dem Trentino
Mein mit einer völlig ausreichenden Menge an Garnelen ordentlicher Sortierung bestückter Pastateller sah nicht nur ansprechend angerichtet aus, er mundete mit auch ganz ausgezeichnet. Schuld daran war in erster Linie die fruchtig-würzige Tomatensauce, die mir ein vollmundiges Gaumenerlebnis bescherte. Die Nudeln hätten vielleicht etwas mehr Biss haben können, aber der mit mediterranen Kräutern und etwas Knoblauch verfeinerte Sugo glich dies mehr als aus. Spaghetti ai Gamberoni
Küchenchef Cappitelli wusste anscheinend wie man eine tadellos abgeschmeckte Tomatenbasis auf das Porzellan zaubert. Sein tomatisiertes Meeresrauschen erzählte von der Leichtigkeit des Weins und machte deshalb auch in Sachen Säure eine vorzügliche Figur. Zweifellos ein einwandfreies Einköchelerzeugnis, das auch in jeder süditalienischen Hafentaverne für zufriedene Gesichter gesorgt hätte. Garnelen an Spaghetti
Total begeistert zeigte sich meine Gattin von ihren Schnürchennudeln nach Köhlerart. Das war keine mit Sahne aufmontierte heilige Dreimächtigkeit, sondern eine recht leichte, hauptsächlich aus Speck (vermutlich Pancetta), Ei und Käse (Parmesan und/oder Pecorino) bestehende Sauce, die auch nicht allzu salzig ausfiel. Leicht schaumig in der Konsistenz und mit einem dezent rauchigen Geschmack daherkommend, war sie ebenfalls ein Beispiel für fachmännisches Saucenhandwerk. Spaghetti Carbonara
Ein Pastateller, der einem auch von der Menge her keine Backsteine in die Verdauungsregion legte, und somit alle Kriterien eines klassischen Wohlfühlgerichts locker erfüllte. Wenn Carbonara, dann bitte genau so. Von mir aus dann sogar mit „una Coca Cola“ (aber nur eiskalt, liebe Spliffies ;-)…).
Nach diesem wirklich beeindruckenden Erstkontakt beim Ölbaron, tauchten wir dort ein paar Wochen später mit Freunden auf. Diesmal sollten mich die Spaghetti Marinara (13,50 Euro) ähnlich begeistern wie zuvor die Garnelen-Variante. Die zarte, meilenweit von Gummiware entfernte Textur des Meeresgetiers ließ nicht nur auf die Verwendung qualitativ hochwertiger Ware schließen, sondern unterstrich auch die exakte Handhabe des Herdmeisters in puncto Garzeit. Spaghetti Marinara
Meine Frau war indes hin und weg von ihrer gut durchgebackenen Pizza Siciliana (10 Euro), die mit grünen Oliven, würzigen Sardellen, eingelegten Kapern und einer „duften“ Portion Knoblauch gesegnet war. Ihr etwas dickerer Boden überzeugte durch eine angenehm weiche Beschaffenheit. Ordentlich belegte, ofenfrische Hefeerzeugnisse konnte man hier also auch. Pizza Siciliana
Die Frau meines besten Freundes und Schulleitungskollegen – er hatte sich ebenfalls für die sizilianische Rundbackware entschieden – lobte ihre Tortellini alla primavera (9,50 Euro), deren Tomaten-Sahne-Sauce ganz klassisch mit Schinken, Champignons und Erbsen veredelt war. Der süffige Nudelteller ließ sich ungeniert aus dem Vollen löffeln und hätte – so jedenfalls meine Einschätzung – vielleicht sogar noch ein wenig üppiger ausfallen dürfen. Tortellini alla Primavera
Dass sich meine Gattin zum süßen Finale noch ein stattliches Tiramisu (7,50 Euro) einverleibte, war kein Fehler. Ein Probierhappen bestätigte meinen Verdacht: auch das aus Venetien stammende „Zieh-mich-hoch-Dessert“ war jede zusätzliche Kalorie wert. Natürlich kann man Löffelbiskuits auch ohne Mascarpone-Crème genießen, aber macht das Sinn? Zumal sie gerade in ihrer von Espresso und Amaretto getränkten Süffigkeit zu einer unverschämt leckeren Nachtischnummer avancieren. Tiramisu zum "Hochziehen"
Gerne hätte ich bei meiner letzten Einkehr vor ein paar Tagen die Tiramisu-Option zum Abschluss gezogen. Aber eine aromatische Tomatensuppe (5,50 Euro) vorweg sowie eine vorzügliche Pizza Marinara (12,50 Euro) verhinderten aus Sättigungsgründen die quaderförmige Kalorienaufnahme in Cremig-süß. Bei meiner Zuppa di Pomodoro kamen neben der feinpürierten, roten Frucht auch Basilikum und Olivenöl geschmacklich zum Vorschein. Zuppa di Pomodoro famosa
Zusammen mit der untergerührten Sahnehaube ein schlichter, aber sehr delikater Genuss, dem eine fundierte Pürierleistung vorausging. Mit Hilfe der dazu gereichten, wohl aus Pizzateig hergestellten Kleinbackwaren wurde auch der letzte Tropfen der roten Wonnetunke seiner finalen Bestimmung zugeführt. Selbstgebackenes
Meine Meeresfrüchtepizza durfte ich selbst mit kleingehäckselten, in Olivenöl eingelegten Peperoni-Stücken auf den gewünschten Schärfegrad bringen. Pizza Marinara
Mein Kollege, der sich auf mein Anraten hin die Spaghetti Marinara schmecken ließ, Spaghetti mit Meeresfrüchten
profitierte ebenfalls von der kleinen Aufpeppung. Er hatte sich vorweg für einen Insalata mista (6,80 Euro) entschieden, was er keine Sekunde bereute. Insalata Mista
Übrigens gönnte ich mir zum Meeresfladen ein kühles Gläschen Pinot Grigio (6,50 Euro). Ein leicht zu trinkender, recht säurearmer Frischling, der die Kollateralschäden am Gaumen, welche von der selbstgeschärften Deftscheibe herrührten, gekonnte ausbügelte.
Besonders erwähnenswert finde ich die Tatsache, dass man mit dem stets freundlichen Maestro La Mastra immer leicht ins Gespräch kommt. Seine angenehme Art trägt viel zum insgesamt sehr stimmigen Gesamtpaket dieses kulinarischen Kleinods in Altrheinnähe bei. Warum so ein Laden nicht jeden Abend aus allen Nähten platzt, ist mir ein Rätsel.
Vielleicht sind es die etwas höheren Preise, die so manchen Kostgänger abschrecken. Schade, denn hier verpasst er die mit Abstand beste italienische Küche in Wörth und Umgebung. Und auf das Wort „Umgebung“ reimt sich ja bekanntlich Empfehlung. Womit ich dann auch wieder bei der Überschrift angelangt wäre.
Seit Juli 2021 gibt es in unserer neuen Heimat Wörth ein Ristorante, dessen feine Cucina italiana eine echte Bereicherung im kulinarischen Angebot der Stadt darstellt. Um es gleich vorweg zu nehmen: egal, was wir bei unseren bisherigen Besuchen hier aufgetischt bekamen, es war immer sehr delikat zubereitet und wir verließen das kleine Lokal in der Altrheinstraße nicht nur gut gesättigt, sondern stets hochzufrieden.
Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Inhaber und Servicechef Filippo La Mastra, der sich mit diesem italienischen... mehr lesen
Oro di Barone
Oro di Barone€-€€€Restaurant07271 9335800Altrheinstraße 3, 76744 Wörth am Rhein
4.5 stars -
"Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah…" marcO74Seit Juli 2021 gibt es in unserer neuen Heimat Wörth ein Ristorante, dessen feine Cucina italiana eine echte Bereicherung im kulinarischen Angebot der Stadt darstellt. Um es gleich vorweg zu nehmen: egal, was wir bei unseren bisherigen Besuchen hier aufgetischt bekamen, es war immer sehr delikat zubereitet und wir verließen das kleine Lokal in der Altrheinstraße nicht nur gut gesättigt, sondern stets hochzufrieden.
Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Inhaber und Servicechef Filippo La Mastra, der sich mit diesem italienischen
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Die Reservierung eines Tisches überließ ich daher meinen Zöglingen und war gespannt, was sie denn wohl aussuchen würden. Natürlich vergewisserten sie sich im Vorfeld beim „Gastroguide“ ihres Vertrauens, der ja auch gleichzeitig ihr Klassenlehrer war und loggten dann das auf Meze spezialisierte Restaurant in der Pappelallee (P-Berg) ein.
Meine guten Erfahrungen, die ich dort im Sommer 2018 mit meiner Gattin sammeln durfte, ließ ich dezent in den Entscheidungsprozess miteinfließen. Und so kam es zu diesem spontanen kulinarischen Exkursionspunkt nach einem erlebnisreichen Tag in der Hauptstadt.
Besonders der Besuch des ehemaligen Stasi-Gefängnisses in Hohenschönhausen (inklusive Führung durch einen ehemals inhaftierten Zeitzeugen) hatte die Jugendlichen beeindruckt. Aber auch das anschließende Erlebnis „Bundestag“, das aus einem mehr oder minder kurzweiligen Informationsvortrag auf den Besucherrängen des Plenarsaals sowie einem kurzen Abstecher zur gläsernen Kuppel und Dachterrasse des Reichstagsgebäudes bestand, wirkte bei den Schülerinnen und Schülern noch nach.
Unser Tisch befand sich auf der nicht ungemütlichen Außenterrasse – Prenzlauer Innenhofcharme inklusive. Zur späteren Stunde wurde es hier empfindlich kühl, was unsere Multi-Kulti-Truppe jedoch nicht sonderlich störte, da man sich in die gereichten Decken kuschelte. Die Gäste an den Nachbartischen bekamen an diesem Abend ganz schön was zu hören.
Aber wenn schon orientalisch, dann eben mit allen Sinnen. Unsere achtköpfige Horde von 15/16-Jährigen genoss dieses Gruppenerlebnis sichtlich und brachte dies zuweilen auch lautstark zum Ausdruck. Orient meets Okzident – in Berlin scheinbar die normalste Sache der Welt. In jeder Kurstadt wären wir bereits nach 5 Minuten des Hauses verwiesen worden, da es recht turbulent zuging am Tisch.
Der Service, der sich anfänglich noch recht cool gab, verlor mit zunehmender Dauer der „Veranstaltung“ etwas die „Contenance“ und reagierte in manchen Situationen ziemlich ungeschickt. Dass bei einer so großen Gruppe an Heranwachsenden auch mal ein Glas Afri-Cola zu viel oder versehentlich bestellt wird, sollte bei einer abschließenden Rechnung von über 300 Euro eigentlich nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Da muss man souveräner agieren, liebe Söhne und Töchter der osmanischen Speiselehre.
Auch die Tatsache, dass der junge Servicenovize mir kurz vorm Begleichen der Rechnung erklärte, wie viel Trinkgeld prozentual erwartet werden würde, kam mir so noch nicht unter. Nicht jeder Anfänger sollte glauben, dass er es auch mit einem Anfänger zu tun hat. Außerdem waren seine Ratschläge hinsichtlich der Anzahl der zu bestellenden Meze wenig hilfreich. Im Grunde bestellten wir durch seine Empfehlung nämlich viel zu viel, da sich die zum Teilen gedachten Portionen als veritable Sattmacher entpuppten.
Egal, trotz der widrigen Service-Umstände wurde es ein richtig schöner Abend, der im Kreise der Kollegen – die vierte Kollegin im Bunde kam nach überstandener Corona-Infektion erst ein paar Stunden zuvor in Berlin an – mit einer Flasche Sauvignon Blanc Reserve (32 Euro) aus der Pfalz vom Weingut Bietighöfer (Mühlhofen) entsprechend begossen wurde.
Ä bissel Palz geht immer!
Neben diesem leckeren Tröpfchen sorgten Afri-Cola (0,2l für 3 Euro), Ayran (0,4l für 4,80 Euro), gefiltertes und aufgesprudeltes Wasser (0,75l für 4,50 Euro), Lillet Wildberry (0,2l für 8,50 Euro), hausgemachte Waldbeer-Mango- bzw. Erdbeer-Minz-Limo (0,5l für jeweils 6,50 Euro) sowie ein helles Hefe-Weizen von Maisel‘s aus der Flasche (0,5l für 4,80 Euro) für genügend flüssige Argumente am Tisch.
Die laminierte Karte zeigte sich im Vergleich zum Angebot vor vier Jahren wenig bis überhaupt nicht verändert. Auf der Vorderseite war die komplette, in die Rubriken „kalt“ und „warm“ eingeteilte Auswahl an Meze gelistet. Auf der Rückseite stand das Getränkeprogramm geschrieben. Die Preise hatte man behutsam angeglichen. So kosteten beispielsweise die türkischen Ceviche vom Wolfsbarsch, für die wir damals noch 8,90 Euro berappten, mittlerweile 10,50 Euro. Auch bei den anderen Gerichten gab es keine wirklich unverschämten Erhöhungen.
Wir bestellten munter drauflos. Neben den bereits erwähnten Ceviche vom Wolfsbarsch wurde der mit „Kebap in the House“ (?) bezeichnete Lammspieß (17,50 Euro) ganze viermal geordert. Zweimal durften es die hausgemachten türkischen Tortellini („Manti“/11,50 Euro) sein. Die „Mercimek Köftesi“ (Linsenbällchen“/7,50 Euro) sogar in fünffacher Ausführung. Den „Osmanin Kebabi“, den gegrillten Hackfleischbällchen (13,50 Euro) wurde auch zweimal zugesprochen. Gefüllte Weinblätter (7,50 Euro), Hummus (7,50 Euro), Fenchel Salat (8,50 Euro) und Gemüseköfte (12,50 Euro) standen ebenfalls auf unserer langen Meze-Liste.
Auch eine scharfe Paprikapaste („Acili“/7,50 Euro) und ein paar knusprig frittierte Sardellen („Hamsi“/10 Euro) waren mit von der Partie. Die lange Tafel und die damit verbundene, recht weite Entfernung zu manchen Tellern meiner Tischgenossinnen und -genossen erschwerte das Fotografieren derselben nicht unerheblich, weshalb ich nicht alle Gerichte des Abends abgelichtet bekam.
Besonders der lebhafte Austausch über die verschiedenen Gerichte ist mir von diesem Abend noch in bester Erinnerung geblieben. Ich saß neben einer Schülerin mit türkischen Wurzeln, die wiederum neben einer jungen Dame aus Kurdistan Platz genommen hatte. Diese kannten viele die dargebotenen Speisen aus dem eigenen Elternhaus, hatten diese jedoch noch nie in einem Restaurant gegessen.
Vergleiche zwischen der authentischen Mutterküche von daheim und den etwas moderneren Gastroversionen bei Osmans Töchtern boten sich tellerweise an. Da war plötzlich ich der Lernende am Tisch und staunte das ein oder andere Mal nicht schlecht, mit wie viel kulinarischem Wissen die Mädels doch ausgestattet waren.
Von all den kalten und warmen Leckereien, die nun nach und nach unseren Tisch bevölkerten, sei zunächst das cremig-würzige Hummus hervorgehoben.
Hummus
Auf das noch leicht warme Fladenbrot gestrichen, ein einfacher, aber geschmackvoller Auftakt, dessen feine Knoblauchnote gut mit dem Kreuzkümmel harmonierte.
Fladenbrot
Warum dieser schmackige Kichererbsen-Sesam-Aufstrich auch gerne als „Nutella des Orients“ bezeichnet wird, war schnell klar. Das Glück lässt sich anscheinend auch ohne den massiven Einsatz von Zucker und Palmöl aufs Brot schmieren.
Mein Kollege erfreute sich derweil an den gefüllten Weinblättern, bei denen Zimt, Minze und Piment für aromatische Momente auf dem Teller sorgten. Die Paprikapaste war mir persönlich etwas zu zahm. Da hätte ich mir mehr Mut zur Schärfe gewünscht.
Acili
Die mit Rinderhackfleisch gefüllten Manti schmeckten genauso wie vor vier Jahren, nämlich richtig gut!
Mein Highlight: die Manti
Ich verrührte sie mit der ansehnlichen Haube aus Knoblauchjoghurt, den man mit flüssiger Paprikabutter und einer orientalischen Gewürzmischung verfeinert hatte. Ein zum Weglöffeln köstlicher Teller, der auch von meiner türkischen Speisekomplizin mit Wohlwollen goutiert wurde.
Die aus roten Linsen, Bulgur, Lauchzwiebeln, Minze und Petersilie geformten Linsenbällchen blieben dagegen geschmacklich eher unauffällig.
Linsenbällchen
Die schienen der Erzählung nach am elterlichen Herd in Wörth deutlich besser zu gelingen. So richtig enttäuscht war mein Kollege von seinem Lammspieß, der bei den Schülern deutlich mehr Anklang fand. Er beurteilte dessen Fleischqualität als ziemlich bescheiden und war auch mit dem komplett totgegrillten Gargrad nicht wirklich d’accord. Verzweifelt versuchte er das Ding in mundgerechte Stücke zu zerteilen, was nur mäßig gelang. Da konnte auch das hausgemachte Lavash-Brot und das delikate Knoblauch-Petersilien-Pesto den „Kebap“ nicht mehr zurück „in the House“ (of Taste) holen.
Der traurige Lammspieß
Mit meinen Hackfleischbällchen wurde ich auch nicht so recht warm. Vielleicht lag es an der fortgeschrittenen Sättigung, aber diesmal kamen mir die drei durchgebrutzelten Rindfleischklopse doch arg trocken vor.
Die durchgegrillten Hackfleischbällchen
Da half auch die süffige Basis aus den in reichlich Joghurt- und Tomatensauce ertränkten Fladenbrot-Croutons nicht wirklich weiter. Sowieso fragte ich mich warum man den Knusper-Effekt der zu groß geratenen Brotwürfel eine latschigen Saucentod sterben ließ.
Die Gemüseköfte meiner vegetarisch sozialisierten Kollegin sahen hingegen klasse aus. Die an Falafel erinnernden Bällchen wurden von einem Berg Grillgemüse begleitet.
Die Gemüseköfte mit Schmelztomaten
Die perfekt sautierten, wunderbar reifen Cocktailtomaten glänzten mit einer unverschämt leckeren Röstsüße, die sie sich wohl zusammen mit den kross gebratenen roten Zwiebeln in der gleichen Pfanne geholt hatten.
In der Summe verließen wir die Töchter von Osman mit gemischten Gefühlen. Der Jugend gefiel’s, aber der hätte es auch in jeder x-beliebigen Kebap-Klitsche gefallen, dafür hätten nicht einmal ihre Lehrer am Tisch sitzen müssen.
Für die abgerufenen Preise hätten wir dennoch etwas mehr erwartet. Mehr „Wow“ am Gaumen, mehr Fingerspitzengefühl beim Service und – das glückliche Grillerlebnis vom Tag zuvor im Doyum Restaurant noch im Gaumengedächtnis – mehr orientalische Authentizität statt moderner „Mezz(e)-kapaden“. Dass man morgenländisches Food-Sharing in Berlin auf einem deutlich höheren Niveau betreiben kann, erlebten wir zwei Tage später bei „Fes – Turkish BBQ“ an der Hasenheide. Da allerdings ohne Schülerbegleitung, aber dafür mit eiskaltem Raki zum Digestif.
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