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Was uns hergelockt hatte, dass erklären die beiden Inhaber auf ihrer Homepage. Wir - das sind Steffen & Annika. Steffen ist der Kopf hinter dem Herd. Nachdem er seine Kochausbildung mit Auszeichnung unter der Küchenleitung von André Skupin im Kaiserhof (*) in Münster abgeschlossen hat, heuerte er als Jungkoch in Osnabrück im La Vie (***) unter der Leitung von Thomas Bühner an. Während seiner Ausbildung zum Küchenmeister kochte er im Team von Nico Spitzner im Oerschen Hof in Münster und übernahm kurz darauf die Position des Küchenchefs im LUX in Münster. Annika ist der Kopf hinter Theke & Schreibtisch. Als studierte Kommunikationswissenschaftlerin hat sie den Weg aus der Film- und TV-Produktion in die Münsteraner Agenturwelt gefunden und war einige Jahre im Projektmanagement sowie in der Kreativkonzeption tätig. Organisieren, Planen und Ideen entwickeln liegen also im Blut. Im Sommer 2020 fiel die Entscheidung: Nur gemeinsam kann ein so großes Projekt wie die Übernahme eines denkmalgeschützten Gasthofes funktionieren. Und seither entwickelt sich der Gasthof immer weiter und aus einer alten Traditions-Kneipe wird nach und nach eine Anlaufstelle für eine moderne, frische und regionale Küche. Fantastisches Essen in einer herzlich entspannten und persönlichen Atmosphäre - das ist unser Ziel.
Das alles klang nach einem hoffentlich genussvollen Aufenthalt in Everswinkel und wir freuten uns auf unseren Abend dort. Fahrräder können im Gasthof in einer Garage sicher verwahrt werden über Nacht und eine Dame aus dem Service kümmerte sich um den Check in. Wir bezogen ein ansehnlich renoviertes Zimmer mit riesiger Dachterrasse und genossen dort noch ein kühles Pils, bis wir dann den erhofften Gartentisch (Pfingsten scheint immer die Sonne!) ansteuern konnten.
Die Karten kamen an den Tisch. Die Speisekarte lässt sich auf der HP einsehen und man sollte, trotz wohltuend reduzierter Auswahl, immer was finden können. Dies lässt sich leider nicht von der Weinkarte behaupten. Die gebotene Auswahl umfasste nicht einen trockenen Riesling, da war der Rheinenser Riesling Zombie etwas betrübt. Mit der Chefin wurde noch darüber diskutiert und sie erläuterte, dass es im Bieraffinen Everswinkel nicht genug Nachfrage nach Wein generell und im besonderen trockenen Rieslingen gebe. Kann ich verstehen und nachvollziehen, hoffe aber auf eine kleine Weiterentwicklung bis zu unserem schon fest angekündigten Folgebesuch. Somit überließ ich es meiner Frau Weine zu erwählen und der Service brache diesen Wein an den Tisch.
Leicht, frisch und fruchtig passte der ja auch gut zu einem der ersten schönen Frühsommerabende. Mit einem Gläschen des Weins schauten wir dann in die Speisekarte, die ja erheblich mehr Freude bereitet. Steffen in der Küche hält die Karte knapp im Umfang, um alles möglichst frisch und regional anbieten zu können. Es fiel nicht leicht, eine Auswahl zu treffen, und es dauerte etwas bis der Service dann unsere Bestellung in der Küche verkünden konnte. Und kurz nach der Bestellung schon ein erster Fingerzeig, welche Qualität man hier anbieten will. Ein Amuse Gueule kam an den Tisch.
Blumenkohl war das Thema in der Schale, in verschiedenen Konsistenzen und verschiedenen Zubereitungen. Cremigkeit, Crunch, Salzigkeit, Umami, Säure und Fruchtsüße fanden sich auf dem Löffel beim verkosten. Intelligent ergänzt war der Blumenkohl durch Schalotten und Blaubeeren. Sehr guter Auftakt der Küche mit diesem in einem Landgasthof definitiv nicht zu erwartenden Küchengruß. Es folgten unsere Vorspeisen.
Spargel Tempura (vegane Alternative bei den Vorspeisen)
Beef Tatar zum zweiten. Beide Gerichte waren bei uns die Favoriten, also war folglich unser Plan, wir teilen uns die beiden Vorspeisen. Die ungewöhnliche Zubereitung des grünen Spargel verlockte uns beide zur Order. Bissfest gegart, war dieser durch den Tempurateig gezogen worden und kurz ausfrittiert. Dass bringt dann natürlich schönen Crunch an das Gemüse. Einzig die Aioli war etwas zu brav gewürzt und hätte für uns beide mehr Knoblauch-Bumms haben dürfen. Das wurde ebenso wie die weiteren Gerichte noch ausführlich mit Steffen besprochen. Sehr naturbelassen das handgeschnittene hervorragende Tatar. Ungewöhnliche der Rhabarber mit seiner Säure zu dem Fleisch, mir gefiel die Kombi. Und sehr gut die Idee ein Brioche dazu zu servieren, gibt es leider viel zu selten hier bei uns im Münsterland. Die Vorspeisen hinterließen sehr zufriedene Gäste an unserem Tisch! Bei den Hauptgerichten gingen wir dann getrennte Wege. Frau orderte Geschmortes für sich.
Mit "Schwein trifft Rind" war Gericht betitelt. Ausschlag zur Bestellung hatte wohl der Begleiter des Fleisch gegeben, dass sollten Erbsen sein, und die liebt meine Frau sehr. Gegart im Ganzen und als Creme fanden die sich auf dem Teller. Dazu gut gelungene Krapfen aus Kartoffeln. Das Schwein in Form von pulled pork fand sich in einem kurz gebackenen oder frittierten Rolle aus Filoteig. Das Rind als Bruststück mit einer dunklen, sehr gelungen Jus. Ein von meiner Frau hochgelobter Teller. Meine Wahl war etwas rudimentärer, für mich gab es das Alverskirchener Duett.
Zwei Würste vom Iberico Schwein vom Hof Hockenbeck. Sind die Würste gut, dann ist der Teller gut! Und so hoffte Carsten darauf, dass der Metzger sein Handwerk genauso gut beherrschte wie Steffen seines in der Küche. Ich wurde nicht enttäuscht, die Würste waren ein Genuss, und wenn KaPü dabei ist, bin ich sowieso glücklich. Schmorzwiebeln setzten noch einen zusätzlichen Akzent, und weil das in der Kombination mit der guten Sauce einfach lecker war, wurde der a part servierte Senf nicht angerührt.
Ist ja auch ein Zeichen dafür, wie gut mir die Würste mit ihren Beleitern gefallen haben. Sehr wohl verspeist wurde eine zweite, separat servierte Begleitung, ein gut gelungener und abgeschmeckter Gurkensalat.
Auch die beiden Hauptgerichte hinterließen zwei zufriedenen Rheinenser Genießer. Der Abend war schön im Gastgarten und wir hatten noch keine Lust, den zu beenden. Also noch ein Wein auf Vorschlag der Chefin. Der Chardonnay sollte jetzt neu in die Karte kommen und so kamen wir in den Genuss, den verkosten zu dürfen. Dieser Weißwein konnte schon sehr viel mehr gefallen.
Ende Mai beginnt die Erdbeerzeit und es ist klar, wenn das beginnt, dann gibt es Erdbeeren zum Dessert. Topfenschaum nannte sich das dann auf der Karte. Ein Potpourri aus Nougat Ganache, Kaffee, Haselnuss und Erdbeere. Hinguckerteller!
Damit beschlossen wir unsere erste Einkehr in das Gasthaus Strietholt. Und es steht schon fest, dass wir diese kreative Küche im Gasthof wieder besuchen werden.
Den Service wickelte Chefin Annika mit zwei Kolleginnen herzlich und zugewandt ab. Da gab es keine Klagen und wir fühlten uns gut betreut über den ganzen Aufenthalt, vom Pils auf der Dachterrasse über den Abend bis hin zum am Tisch servierten, sehr schmackhaften Frühstück.
Also komme ich mal zu meinem Fazit von unserer Einkehr in den Gasthof Strietholt. Zwei junge Menschen trauen sich was, übernehmen ein Landgasthaus in einem kleinen Ort im östlichen Münsterland und renovieren den sowohl in seiner Bausubstanz als auch in seinem kulinarischen Angebot. Das ist mutig, denn die kleinen Orte im Münsterland sind konservativ und alte Gäste schneller mit Neuem verschreckt als neue Gäste angelockt. Diese Gratwanderung ist hier gut gelungen, siehe die Auswahl an Speisen in Karte und meinem Bericht. Ich wünsche den beiden weiterhin sehr viel Erfolg. Und auch wenn Rheine recht weit weg ist von Everswinkel, wir werden im Winter noch mal einkehren, fest eingeplant ist das schon.