Geschrieben am 03.07.2016 2016-07-03| Aktualisiert am
03.07.2016
Besucht am 02.07.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 150 EUR
eigentlich hatten wir uns vorgenommen, in diesem Jahr möglichst viel Neues kennen zu lernen und deshalb nur einmal zu Ivo zu gehen. Gegen Ende unseres heutigen Besuches revidierten wir dies und kommen Mittwoch noch einmal.
Um 17:45 Uhr trafen wir ein. Das Parken ist hier immer ganz unproblematisch. Wir standen direkt gegenüber dem Eingang. Das Restaurant ist barrierefrei. Barrieren bestehen allenfalls draußen. Die Höhe vieler Bordsteine auf Sylt legen den Verdacht nah, dass hier Deichbauer beteiligt waren. Für stark ausgebeulte Felgen bei ausgeprägt negativem Lenkrollradius ein Quell stetiger Freude.
Am Anfang war Ivo Köster noch allein im Restaurant. Er erinnerte sich an uns, begrüßte uns mit Handschlag und ließ uns die Wahl zwischen zwei Vierertischen, bei denen aber nur für zwei eingedeckt war. Es ist schön, etwas Platz zu haben.
Die Chefin kam erst kurz nach 18:00 Uhr und kam gleich an unseren Tisch, um uns zu begrüßen. Sie hat eine herrlich offene und unkomplizierte Art, auf Menschen zuzugehen. Sie ist sehr kommunikativ, wobei wir kein Wort über das Essen verloren.
Das war auch nicht nötig. Ihr Mann hatte alles Wichtige bereits erledigt; zwei beschlagene Gläser mit Champagner Alfred Gratien (9,50 sehr günstig) standen vor uns und eine Flasche Magnus feinperlig (7.-) . Die Speisekarten hatten wir bereits wieder geschlossen. Das Fleisch, dass er mir empfehlen wollte, hatte er mir schon am Tisch gezeigt, ein traumhaft marmoriertes dry aged Rinderkotelett erheblicher Dicke. Ivo Köster liebt sein Fleisch. Es wird ihn Überwindung kosten, es an seine Gäste zu verfüttern.
Einen passenden Rotwein hatten wir auch schon: einen Primitivo di Manduria 2013 von Zolla (großes Gold bei Mundus vini). Einkauf ab 8,40, hier 32.- - grenzwertig. Man muss aber zugeben, dass er uns außergewönlich gut geschmeckt hat. Frau Köster spendierte uns später noch einen Korken, nachdem sie voreilig Eingeschenktes wieder in die Flasche zurück gefüllt hatte. So konnte ich zu Hause ein wenig nachholen.
Zur Einstimmung bekamen wir sechs wunderbar knusprige Baguette-Scheiben, drei körnig, drei weiß. Zum Befetten gab es Kräuterquark mit frischem Schnittlauch (mache ich zu Hause besser) und zwei Butterkugeln. Gutes Olivenöl steht immer auf den Tischen neben Pfeffermühlen und La Chinata-Salzplättchen.
Auf eine Vorspeise verzichteten wir. Meine Frau wählte, wie meist, das Filet (39.-) - ich schätze, es waren 250 g, ich war ja schon beim ersten Anblick des Koteletts hin und weg (35.-). Beilage Pommes frites (hier immer perfekt), Blattsalat, vier Zutaten zum Pimpen (selbst gemachte Steaksoße, Zwiebelmarmelade, Kräuterbutter, Pesto). Kompliment für den Salat. Meine Frau, die Salat fast immer verschmäht, aß meine Portion auch noch auf.
Die Steaks waren wie immer eine Offenbarung, auf den Punkt wie gewünscht, satte Röstaromen. Der Grill muss eine enorme Hitzereserve haben. Mein gewaltiges Kotelett hatte sicher mehr als 500 g, bevor ich mich mit dem riesigem Steakmesser darüber hermachte. Genießbar waren gut 300 g.
Durch den Verzicht auf eine Vorspeise kamen wir in den Genuss eines Desserts. Der Cheesecake meiner Frau war nicht der Weisheit letzter Schluss - Quark mit Limette und fast kein Teig. Mein Brownie mit Früchten und Erdbeereis war genial. Beide wurden mit 9.- Euro berechnet.
Der Service in diesem Restaurant verdient Höchstpunktzahl. Dass einem das Fleisch (eingeschweißt) an den Tisch gebracht wird vor der Zubereitung, ist wohl sehr selten. Die Aufmerksamkeit beim Nachschenken, die Nachfragen, ob alles in Ordnung sei, sind nicht zu verbessern.
Eckenschmutz und Spinnweben habe ich nirgends gesehen. Das Ambienete gefällt uns. Wir fühlen uns wohl.
Von unserem Tisch aus hatte ich die Fensterbank im Blick. Dort standen sehr nette Holzkisten mit einer schönen italienischen Magnumflasche Rotwein. Sofort kam mir der Gedanke, dass dies ein nettes Mitbringsel für die Nachbarin sei, die meine Tomaten hütet. "Dat maket förn Daler Staat" (es sieht nach mehr aus, als es ist). 30 Euro dafür hatte ich also zusätzlich auf der Rechnung.
eigentlich hatten wir uns vorgenommen, in diesem Jahr möglichst viel Neues kennen zu lernen und deshalb nur einmal zu Ivo zu gehen. Gegen Ende unseres heutigen Besuches revidierten wir dies und kommen Mittwoch noch einmal.
Um 17:45 Uhr trafen wir ein. Das Parken ist hier immer ganz unproblematisch. Wir standen direkt gegenüber dem Eingang. Das Restaurant ist barrierefrei. Barrieren bestehen allenfalls draußen. Die Höhe vieler Bordsteine auf Sylt legen den Verdacht nah, dass hier Deichbauer beteiligt waren. Für stark ausgebeulte Felgen... mehr lesen
Ivo & Co. - Restaurant und Weine
Ivo & Co. - Restaurant und Weine€-€€€Restaurant, Weinstube0465123111Westerland, Gaadt 7, 25980 Sylt
4.5 stars -
"Ohne Zweifel die besten Steaks der Insel" Ehemalige Usereigentlich hatten wir uns vorgenommen, in diesem Jahr möglichst viel Neues kennen zu lernen und deshalb nur einmal zu Ivo zu gehen. Gegen Ende unseres heutigen Besuches revidierten wir dies und kommen Mittwoch noch einmal.
Um 17:45 Uhr trafen wir ein. Das Parken ist hier immer ganz unproblematisch. Wir standen direkt gegenüber dem Eingang. Das Restaurant ist barrierefrei. Barrieren bestehen allenfalls draußen. Die Höhe vieler Bordsteine auf Sylt legen den Verdacht nah, dass hier Deichbauer beteiligt waren. Für stark ausgebeulte Felgen
Der Hubertushof scheint zweieinhalb Jahre nach seiner kulinarischen Renaissance unter der Leitung von Sandra Bernhard (Service) und Jochen Sitter (Küchenchef) so richtig angekommen zu sein. Und das nicht nur in kulinarischer Hinsicht. Viele (Stamm-)gäste haben es sich an unserem Besuchsabend in der sicherlich schönsten Wein-Dine-Lounge der Südpfalz gemütlich gemacht. In der phänomenalen Weinkarte finden sich immer wieder neue Entdeckungen, so gestern Abend eine Weisswein-Cuvée vom Weingut Hensel aus Bad Dürkheim. Kein Wunder, dass dieses Weingut so im "Aufwind" ist.
Genau wie Meister Sitter in der Küche. Der kocht seine Gerichte ohne Rücksicht auf Konventionen. Das ist erfrischend innovativ. Er pimpt seine kreative Regionalküche mit internationalen Anleihen und bedient sich dabei gerne aus dem kulinarischen Formenschatz unseres Hochküchen verwöhnten Nachbarlandes. Wachtel, Froschschenkel und Coq au Riesling schmecken im Elsass sicherlich nicht besser. Ceviche, Cheeseburger vom Reh, gegrillter Pulpo und Ribeye-Steak vom Angusrind erfreuen jedes Genießerherz mit kulinarischem Weitblick. Schön, dass es da einer in puncto Regionalität nicht übertreibt, sondern die Qualität der Produkte mit viel handwerklichem Geschick schmeckbar herausarbeitet!
Unsere Geschmacksreise startete mit erstklassigen Vorspeisen (Ceviche und Reh-Cheeseburger), verdichtete sich bei delikaten Hauptgängen (Rehmedaillons und Krautwickel mit Couscous) und endete in einem Dessert zum Niederknien (Kirschcrumble mit Salzkaramelleis). Für knapp 100 Euro (inkl. Apéro) ein mehr als fairer Preis für das Gebotene.
Jungs und Mädels vom Hubertushof, bitte geht euren Weg abseits der ausgetretenen Pfälzer Gastro-Pfade weiter. Dann wird jeder Besuch zu einer Entdeckung.
Der Hubertushof scheint zweieinhalb Jahre nach seiner kulinarischen Renaissance unter der Leitung von Sandra Bernhard (Service) und Jochen Sitter (Küchenchef) so richtig angekommen zu sein. Und das nicht nur in kulinarischer Hinsicht. Viele (Stamm-)gäste haben es sich an unserem Besuchsabend in der sicherlich schönsten Wein-Dine-Lounge der Südpfalz gemütlich gemacht. In der phänomenalen Weinkarte finden sich immer wieder neue Entdeckungen, so gestern Abend eine Weisswein-Cuvée vom Weingut Hensel aus Bad Dürkheim. Kein Wunder, dass dieses Weingut so im "Aufwind" ist.
Genau wie Meister Sitter in der Küche. Der kocht seine Gerichte ohne Rücksicht... mehr lesen
Restaurant Hubertushof
Restaurant Hubertushof€-€€€Restaurant06341930239Arzheimer Straße 5, 76831 Ilbesheim bei Landau in der Pfalz
5.0 stars -
"Nach wie vor eine der besten Adressen der Südpfalz" Ehemalige UserDer Hubertushof scheint zweieinhalb Jahre nach seiner kulinarischen Renaissance unter der Leitung von Sandra Bernhard (Service) und Jochen Sitter (Küchenchef) so richtig angekommen zu sein. Und das nicht nur in kulinarischer Hinsicht. Viele (Stamm-)gäste haben es sich an unserem Besuchsabend in der sicherlich schönsten Wein-Dine-Lounge der Südpfalz gemütlich gemacht. In der phänomenalen Weinkarte finden sich immer wieder neue Entdeckungen, so gestern Abend eine Weisswein-Cuvée vom Weingut Hensel aus Bad Dürkheim. Kein Wunder, dass dieses Weingut so im "Aufwind" ist.
Genau wie Meister Sitter in der Küche. Der kocht seine Gerichte ohne Rücksicht
Geschrieben am 28.06.2016 2016-06-28| Aktualisiert am
28.06.2016
Besucht am 26.06.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Schon lange hatten wir vor in dieses Restaurant zu gehen.
Als wir um 18:30 Uhr das Restaurant betraten, schallte uns ein "kommen Sie herein" entgegen. Wir durften uns einen Tisch aussuchen und nahmen einen der hohen Tische gegenüber des Tresens.
Schnell bekamen wir von der freundlichen Bedienung die Karte gereicht. Auf Empfehlung bestellten wir die "Wilde Susi", eine Weinschorle, die etwas teurer als die normale Weinschorle war, geschmacklich haben wir keinen Unterschied festgestellt. Mein Radler kam wie die Weinschorle schnell und gut temperiert.
Das Restaurant ist hochwertiger eingerichtet, als man es von einem Brauhaus erwartet. Die Speisenauswahl fand ich etwas enttäuschend, ich hätte mir mehr richtige Brauhaus Gerichte gewünscht. Meine Frau entschied sich für einen Flammkuchen Mediterran mit Tomate, Mozzarella, Ruccola und Creme Fraiche (8,80€). Da Ruccola nicht vorrätig war, nahm sie diesen mit Basilicum. Ich bestellte den "Riesenburger", 180gr. Beef mit Käse, Speck, Zwiebeln, Salat, Weizen Bun, Burger Sauce und Süsskartoffel Pommes Frites (13,20€).
Aufs Haus erhielten wir frisches Körnerbrot mit einer Paprika Aioli Creme. Eigentlich das Highlight unserer Speisen.
Nach einer angenehmen Zubereitungszeit kamen unsere Speisen. Der Flammkuchen war in Ordnung, bessere Alternativen haben wir allerdings in naher Umgebung und ich halte den Preis hierfür für mutig.
9Flammkuchen Mediterran
Nun zu meinem "Burger": der Teller war angewärmt, die Süßkartoffeln offensichtlich vorher mit Stärkemehl behandelt und daher schön knusprig und geschmacklich einwandfrei. Das war es aber leider auch, denn der Burger war nicht wie beworben saftig sondern total durchgebraten und dadurch war kein Saft mehr vorhanden. Ich habe noch nie so einen trockenen Burger bekommen, geschmacklich leider überhaupt nicht mein Fall. Dafür war der Speck labbrig, die Zwiebeln roh, die Gurkenscheiben geschmacklich überhaupt nicht mein Fall, der Salat war reichhaltig vorhanden und hat das Ganze groß aussehen lassen, der Weizen Bun war leicht angeröstet, die Burger Sauce erinnerte mich an American Dressing.
Kurz gesagt: jede Frikadelle hat mir bisher besser geschmeckt. leider durchgebraten
Die Bedienung kam zwischendurch und ich habe ihr von meinen Eindrücken erzählt. Sie bot sofort ein neues Gericht an, aber ihrer Meinung nach muß entsprechend der gesetzlichen Verordnung ein Burger durchgebraten sein. Trotz intensiver Internet Recherche konnte ich diese Verordnung nicht finden. Ich habe daher eher den Eindruck gehabt, dass es sich um nicht frisch durchgedrehtes Fleisch sondern Fertigware gehandelt hat und man deshalb das Patty durchgebraten hat. Eine Nachbesserung habe ich abgelehnt, da mir ein weiterer durchgebratener Burger nicht hilft. Fairerweise habe ich die Bedienung darauf aufmerksam gemacht, dass ich Restaurants im Internet bewerte.
Beim Bezahlvorgang bekamen wir die Information, dass der Burger wegen meiner Reklamation von der Rechnung genommen wurde. Das finde ich sehr fair, ein gut gekochtes Gericht wäre mir lieber gewesen, denn dafür habe ich den Weg auf mich genommen. Dennoch vielen Dank hierfür.
Fazit: Service schnell und freundlich, das Ambiente hat mir nicht so gut gefallen, da es keinen richtigen Brauhaus Charakter hat
und die Mitarbeiter der Küche immer hektisch durch das Restaurant Richtung Ausganggelaufen sind, die Speisenauswahl hätte ich mir mehr ala Brauhaus gewünscht und über das Essen habe ich genug geschrieben. Trotz der guten Reaktion auf meine Reklamation wird es lange dauern, bis ich hier eventuell wieder einkehre.
Ein Fernet Zuhause hat meinen Magen wieder beruhigt
Schon lange hatten wir vor in dieses Restaurant zu gehen.
Als wir um 18:30 Uhr das Restaurant betraten, schallte uns ein "kommen Sie herein" entgegen. Wir durften uns einen Tisch aussuchen und nahmen einen der hohen Tische gegenüber des Tresens.
Schnell bekamen wir von der freundlichen Bedienung die Karte gereicht. Auf Empfehlung bestellten wir die "Wilde Susi", eine Weinschorle, die etwas teurer als die normale Weinschorle war, geschmacklich haben wir keinen Unterschied festgestellt. Mein Radler kam wie die Weinschorle schnell und gut... mehr lesen
Brauhaus Aloysianum
Brauhaus Aloysianum€-€€€Restaurant, Biergarten, Brauhaus004915731658124Am Bahnhof 1, 42799 Leichlingen
2.0 stars -
"Von mir gibt es für dieses Restaurant leider keine Empfehlung" Ehemalige UserSchon lange hatten wir vor in dieses Restaurant zu gehen.
Als wir um 18:30 Uhr das Restaurant betraten, schallte uns ein "kommen Sie herein" entgegen. Wir durften uns einen Tisch aussuchen und nahmen einen der hohen Tische gegenüber des Tresens.
Schnell bekamen wir von der freundlichen Bedienung die Karte gereicht. Auf Empfehlung bestellten wir die "Wilde Susi", eine Weinschorle, die etwas teurer als die normale Weinschorle war, geschmacklich haben wir keinen Unterschied festgestellt. Mein Radler kam wie die Weinschorle schnell und gut
Kann es noch nicht fassen, saß mit nem Kumpel im MC in Friedlingen.
Mir ist meine Serviette runter gefallen und tatsächlich rennt eine Ratte vorbei. Haben sofort das Weite gesucht. Hunger hatten wir auch keinen mehr... Ekelhaft :O
Kann es noch nicht fassen, saß mit nem Kumpel im MC in Friedlingen.
Mir ist meine Serviette runter gefallen und tatsächlich rennt eine Ratte vorbei. Haben sofort das Weite gesucht. Hunger hatten wir auch keinen mehr... Ekelhaft :O
McDonald's · McCafé · McDrive
McDonald's · McCafé · McDrive€-€€€Schnellrestaurant, Take Away076211613645Colmarer Str. 7, 79576 Weil am Rhein
stars -
"Ratte im MC Friedlingen gesichtet" Ehemalige UserKann es noch nicht fassen, saß mit nem Kumpel im MC in Friedlingen.
Mir ist meine Serviette runter gefallen und tatsächlich rennt eine Ratte vorbei. Haben sofort das Weite gesucht. Hunger hatten wir auch keinen mehr... Ekelhaft :O
Besucht am 07.06.2016Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Wenn ein Laden in Zeiten des Überangebots an Steakhäusern und Burgerläden Seriosität beim Grillen verspricht, dann soll der Slogan wohl in erster Linie ein Abgrenzungsmerkmal darstellen. Im Falle der hippen BBQ-Bude in Berlin-Mitte sind das jedoch keine „Filetstücke“ totgestreichelter Kobe-Rinder, die marmoriert und „ge-dry-aged“ (neudeutsch für „gut abgehangen“) für einen dreistelligen Betrag den Besitzer wechseln, sondern bezahlbare Fleischteile, die sorgfältig zubereitet vom Grill bzw. aus dem Smoker auf dem Teller landen. Dabei wird – laut Homepage – bei der Auswahl der Grillwaren streng auf Qualität und Tierhaltung geachtet.
Das schwäbisch-hällische Landschwein liefert die Rippchen, während das Pulled Pork vom Schweinekamm aus Brandenburg stammt. Die Rinderbrust fürs Pastrami kommt vom fränkischen Weidebullen und das Entrecôte vom Black Angus US-Beef. Eines haben die erwähnten Schweine- bzw. Rindereien jedoch gemeinsam: die Tiere, welche die edlen Teile liefern, werden artgerecht gehalten oder stammen aus ökologisch kontrollierter Landwirtschaft.
Wem das seriös genug klingt, ist im Chicago Williams BBQ bestens aufgehoben. Denn hier bekommt man vor allem eines geboten: eine richtig leckere Fleischperformance. Und zwar mit Produkten, die von ausgesuchten Erzeugern aus der ganzen Republik geliefert werden. Aber anstatt mit piefigem Regionalchauvinismus dem derzeit so angesagten, extrem publicityträchtigen „Brutal-Lokal-Gedanken“ werbewirksam Rechnung zu tragen, konzentriert man sich hier ganz einfach aufs Grillen. „In dubio pro carne“, so das Motto, mit dem Küchenchef Nawid und seine Crew seit 2012 amerikanische Hausmannkost mit Niveau servieren.
Ich war mehr als gespannt, was unser Dreiergespann am zweiten Tag unserer kulinarischen Entdeckungstour durch Berlin in der Hannoverschen Straße (genau neben dem von Borgi besuchten und genial beschriebenen „Eins unter null“, Anm.) vorfinden würde. Im Zitty-Magazin, das ich jedem Berlin-Reisenden, der auch in Sachen Kulinarik unterwegs sein möchte, wärmsten ans Herz legen kann, hatte ich über den Laden gelesen. Angefixt von den leckeren Baby Back Rips vom Koreaner „Dae Mon“ am Tag zuvor, war mir nach Qualitäts-Grilladen zumute. Am besten in ungezwungenem, legeren Ambiente. Mit einem guten Schluck Craftbeer zum Runterspülen. Meine beiden Kolleginnen waren leichte Überzeugungsbeute. Der Veggie-Tante versprach ich saftig gegrillte Maiskolben und auf dem Rückweg eine Falafel-Flatrate auf meine Kosten bei einem der besten Läden Berlins (Dada Falafel in der Linienstraße). Die Kollegin aus dem Elsass war – typisch Französin eben – für alle gastronomischen Schandtaten zu haben.
Schade, dass an diesem sonnigen Abend draußen kein Platz mehr zu bekommen war. So wurden wir in unmittelbarer Nähe zur frischen Luft an die geöffnete Fensterfront gesetzt. Drinnen sitzend, aber den Blick nach draußen gerichtet – das passte perfekt. Das Ankommen wurde uns in Form einer Jalapeño-Maissuppe aus dem Becher erleichtert. Diese hatte die Funktion eines Begrüßungs-Süppchens, das wir direkt an der Bar im lockeren Plausch mit einem der „Meat-Crew“ zu uns nahmen. Und klar: natürlich kannte der Mann die Pfalz! Die erste regionale Hürde war locker genommen. Wir orderten gleich mal drei Flaschen vom hauseigenen Bier (Chicago hell für 3,50 Euro) zum Einstieg und befanden uns nach anregender Unterhaltung kurzerhand hinter der Bar das schwere Fleischerbeil schwingend, für ein kleines Erinnerungsfoto posierend wieder.
Genug herumgealbert. Es war Zeit für die „true school of meat“. Empfohlen wurde uns die „Meat Platter“ (für zwei Personen 28 Euro), die wie alle anderen Angebote in Kreideschrift auf der riesigen Tafel über der Theke nachzulesen war. Als Beilagen („Sides“) wählten wir Coleslaw (Krautsalat), Mash & Gravy (Kartoffelbrei mit Bratensoße) und Mac & Cheese (mit Käse überbackene Makkaroni-Nudeln) für jeweils 3,50 Euro in der kleinen Ausgabe. Die Vegetarierin am Tisch konnte auch die großformatige „Chicago Williams Beef Chart“ an der Wand nicht zum Besseren bekehren. Sie blieb an diesem Abend bei den Beilagen hängen (den versprochenen Maiskolben gab es leider nicht…), während wir mit Blick auf die verschiedenen Beef-Cuts (Shortrib, Rib, Rump, Flank, etc.) unsere Haus-Platte genossen. Das „Recht auf Rippchen“ ließen wir uns nicht nehmen und so befand sich auf der Fleischplatte natürlich auch das Signature Dish des Ladens schlechthin, die sagenhaften „Chicago Beach Style Ribs“, die genug Rauch vom Smoker aus dem Hinterhof der Nachbarschaft mitbekommen hatten und von ihrer Konsistenz schlichtweg sensationell waren. Das Fleisch löste sich nahezu widerstandslos vom Knochen, so zart gegart kamen die fein gewürzten „Best Rips in Town“ auf den Tisch. In Kombination mit der pikanten, hausgemachten BBQ-Sauce war das zweifellos ganz großer Grillsport!
Daneben lagen ein paar geräucherte Scheiben Pastrami. Perfekt gepökelt und daher angenehm salzig im Geschmack, war das eine echte Delikatesse, die mit etwas Rauch die passende Veredlung erfuhr. Die beiden saftig gegrillten Schenkel (BBQ-Chicken) lieferte das Kikok-Hähnchen von Borgmeier aus NRW. Diese zeichnen sich aufgrund ihrer Fütterung mit Weizen und Mais durch ein leicht gelbliches Fleisch aus. Auch hier war bester Fleischgenuss aufgrund überragender Qualität garantiert. Schade, dass das Pulled Pork nicht auf der Platte vertreten war, ich hätte es liebend gerne probiert.
Noch ein paar Worte zu den Preisen. Die Ribs kommen als „whole slab“ (große Portion für 12 Euro) oder „half slab“ (kleine Variante für 7,50 Euro) vom Grill. Die anderen BBQ-Gerichte (Pastrami, Pulled Pork, Merguez, Salsiccia oder Huhn) liegen preislich zwischen 10,50 und 12,50 Euro. Daneben werden Sandwiches mit den gleichen Leckereien durchgängig für 12,50 Euro angeboten. Mit zwei Beilagen liegt man dann pro Person im 20-Euro-Bereich, ist dafür aber auch mehr als satt. Bei Normalhunger reicht eine kleine „Side-Order“ völlig aus. Denn Sättigung erfährt man im CW BBQ auch in flüssiger Form. Ein passables Angebot an Craftbieren aus der Flasche sowie die bereits erwähnte Eigenmarke lockt die Biertrinker abseits des Mainstreams.
Von der Einrichtung her könnte der Laden auch eine rustikale Bierkneipe sein. Zünftiges Holzmobiliar dominiert den schlauchartigen, von Backsteinwänden umgebenen Gastraum. Etwas skurril muten die etwas über mannshoch angebrachten, ausziehbaren Schreibtischlampen schon an. Aber solche kleinen Design-Accessoires erhöhen einfach den Hipster-Faktor. Da passt es auch, dass der Bar- und Ausschankbereich mit auffallend roten Fliesen ausgestattet wurde. Die Trennwand zum hinteren Bereich hat man mit gestapelten Holzscheiten verziert. Ein gewollt chaotischer Stilmix, der sich auch in Form unterschiedlichster Sitzgelegenheiten ausdrückt. Die bereits erwähnte Beef Chart ziert die Hauptwand und informiert ganz nebenbei auch die fleischlustige Interessengemeinschaft, die ihr Halbwissen in Sachen Meat Cuts während dem Verzehr der Selbigen sicher gerne auffrischt.
Uns hat der Besuch im Chicago Williams richtig gut gefallen. Sein hoher Spaß- und Coolnessfaktor hat uns einen unterhaltsamen Abend beschert. Schön, dass es Läden gibt, in denen man sich schon beim Erstbesuch wie ein Stammgast fühlt. Und dann die Rippchen…sie allein sind schon Grund genug für eine Wiederholungstat.
Wenn ein Laden in Zeiten des Überangebots an Steakhäusern und Burgerläden Seriosität beim Grillen verspricht, dann soll der Slogan wohl in erster Linie ein Abgrenzungsmerkmal darstellen. Im Falle der hippen BBQ-Bude in Berlin-Mitte sind das jedoch keine „Filetstücke“ totgestreichelter Kobe-Rinder, die marmoriert und „ge-dry-aged“ (neudeutsch für „gut abgehangen“) für einen dreistelligen Betrag den Besitzer wechseln, sondern bezahlbare Fleischteile, die sorgfältig zubereitet vom Grill bzw. aus dem Smoker auf dem Teller landen. Dabei wird – laut Homepage – bei der Auswahl... mehr lesen
Chicago Williams BBQ
Chicago Williams BBQ€-€€€Restaurant030 / 280 42 422Hannoversche Str. 2, 10115 Berlin
4.0 stars -
"Kulinarische Klassenfahrt Teil 2: In dubio pro carne – sauleckere Ribs, seriös gegrillt!" Ehemalige UserWenn ein Laden in Zeiten des Überangebots an Steakhäusern und Burgerläden Seriosität beim Grillen verspricht, dann soll der Slogan wohl in erster Linie ein Abgrenzungsmerkmal darstellen. Im Falle der hippen BBQ-Bude in Berlin-Mitte sind das jedoch keine „Filetstücke“ totgestreichelter Kobe-Rinder, die marmoriert und „ge-dry-aged“ (neudeutsch für „gut abgehangen“) für einen dreistelligen Betrag den Besitzer wechseln, sondern bezahlbare Fleischteile, die sorgfältig zubereitet vom Grill bzw. aus dem Smoker auf dem Teller landen. Dabei wird – laut Homepage – bei der Auswahl
Besucht am 02.05.2016Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Für so eine Pfälzer Gastroperle lohnt sich auch eine längere Anreise, dachten wir noch auf dem Heimweg von der Wachenheimer Gerümpelstube. Denn an dieser Mittelhaardter Institution des guten Geschmacks kommt man nicht zufällig vorbei. In der unscheinbaren Hintergasse gelegen, nur wenige Schritte von der Kultmetzgerei Hambel entfernt, befindet sich das von außen eher unscheinbare Anwesen.
Wenig deutet auf die kulinarischen Genüsse im Inneren des weiß gestrichenen Gebäudes hin. Lediglich das in die Jahre gekommene Wirtshausschild prangt über dem aus Sandstein gemauerten Torbogen, an dessen Eingangstür eine umfunktionierte Planke eines Fassbodens (inkl. Spundloch) als Willkommensschild dient.
Man betritt das Restaurant durch den idyllisch angelegten Innenhof über eine kleine Treppe und steht sogleich im Inneren eines sehr gemütlichen, von freiliegenden Balken untergliederten Gastraumes. In dieser rustikal anmutenden Umgebung sorgen seit nunmehr sechseinhalb Jahren drei junge Gastronomen kulinarisch für Furore. Denn im Januar 2010 begann für die altehrwürdige Weinstube, deren Wurzeln bis in die Mitte der 70er Jahre zurückreichen, ein neuer Zeitabschnitt. Auf der Grundlage eines zeitgemäßen Konzeptes, das von Beginn an auf Nachhaltigkeit und den Einsatz regionaler Produkte setzte, gelang es dem jungen Gastro-Trio, ihre modern-kreative Herangehensweise gekonnt auf die traditionelle Umgebung zu übertragen.
Aus dem kernsanierten Bauernhaus mit heimeliger Fachwerk-Atmosphäre, einer gemütlichen Hofterrasse und lediglich sechs Tischen ist heute ein ambitioniertes Weinrestaurant, das besonders bei Freunden des „Langsam-Essens“, Pfalzweinenthusiasten und Weinstraßentouristen sehr beliebt zu sein scheint. Auch viele Riesling-Fans aus der Kurpfalz (RP, MA, HD) finden den Autoschildern zufolge den Weg ins nicht allzu weit entfernte Wachenheim in die nach einer renommierten Weinlage („Gerümpel“) benannte Weinstube. Ob der daueressende Monnemer aus der GG-Community hier schon aufschlug, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis.
Gerade hatten wir unseren Platz im beschaulichen Weingarten in direkter Teichnähe eingenommen, machten wir die Bekanntschaft mit der gut gelaunten männlichen Servicehälfte. Damit unsere Nahrungsaufnahme an diesem warmen Mai-Abend nicht zur staubtrockenen Angelegenheit werden würde, beriet uns Sommelier Kay Winkler äußerst charmant bei der Auswahl der Getränke. Und so bestellten wir unsere Aperos (Sherry, Rieslingsekt und Pernod).
Zusammen mit Verena Springer sorgte Herr Winkler mit deutlich wahrnehmbarer Kompetenz und Herzlichkeit für einen sehr entspannten Abend. So fühlten wir uns in der Gerümpelstube gleichermaßen gut aufgehoben und fachkundig beraten. Dass man hier leicht zum „Gerümpelstubenhocker“ mutiert, liegt jedoch auch an den liebevoll gestalteten Gasträumen.
Dekorative Fachwerkbalken, rustikale Tische, die aus alten Essigfässern gezimmert wurden und kleine Accessoires – wahrscheinlich aus der familiären Erbmasse – statten das Innere des Weinlokals mit ganz viel Atmosphäre aus. Vielleicht war es ja gerade der spannende Gegensatz von zeitgemäßer Küche und nostalgischem Interieur, der uns an diesem Weinlokal so gefiel.
„Kombiniert man Leidenschaft mit den richtigen Zutaten, so kann das nur zu einer guten Mahlzeit führen!“ lautet das durchaus nachvollziehbare Credo von Küchenchef Markus Springer, das er uns im Gespräch nach Küchenschluss bereitwillig mitteilte. Dabei erfuhren wir auch einige wichtige Aspekte zur Entstehung der „Gerümpelstube 2.0“.
Während ihrer gemeinsamen Arbeit im Wormser Parkhotel Prinz Carl lernte sich das Betreibertrio kennen. Man merkte schnell, dass man gastronomisch auf einer Wellenlänge war und so entstand der Wunsch nach einer gemeinsamen Selbständigkeit. Ein zufälliger Besuch der „Ur-Gerümpelstube“ bot ihnen im Jahr 2009 die Gelegenheit, auf die sie schon lange gewartet hatten. Die Vorbesitzer (das Ehepaar Biermann), die schon über 30 Jahre lang die Weinstube betrieben, sehnten ihren hochverdienten Ruhestand herbei. Die Chance, ein etabliertes Traditionslokal zu übernehmen, ließen sich die drei nicht entgehen und erwarben das komplette Anwesen (inkl. Nachbarhaus zum Wohnen). Nach umfangreicher Sanierung erlebte das Lokal unter seinen neuen Eigentümern eine Art Renaissance, die vom Herd aus ihren Anfang nahm.
So wird heute bei den dargebotenen Speisen kompromisslos auf Hochwertiges gesetzt. Das Schweinefleisch für die Schnitzel stammt beispielsweise von der bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall, deren Qualitätsmaßstäbe noch über den heute üblichen Biostandard hinausgehen, da die Tiere nur selbst angebautes, genfreies Futter erhalten. Das Rindfleisch stammt vom Freesisch Rind, das auf den Weiden Norddeutschlands aufwächst und seinen unverwechselbaren Charakter durch die einzigartige Marmorierung erhält. Und das schmeckte man auch!
Ob Geflügel vom Züchter Ochsenschläger aus Biblis-Wattenheim, Käse von der Demeter-Dorfkäserei aus Geifertshofen oder Apfelspezialitäten vom Apfelgut Zimmermann aus der Wachenheimer Nachbarschaft, hier landen fast ausschließlich Kostbarkeiten aus nachhaltiger Produktion auf den stilvoll eingedeckten Tischen. Und das ganz ohne marktschreierische „Brutal-lokal-Attitüde“.
Das ist selbstverständlich beim Wein nicht anders. Bis auf ein paar Ausnahmen befinden sich nur Weine von Winzern, die in maximal zehn Kilometern Entfernung von der Gerümpelstube beheimatet sind, auf der von Kay Winkler mit Bedacht zusammengestellten Karte. Schön, dass neben einigen bekannten VDP-Größen, wie etwa Bassermann-Jordan oder Karl Schäfer, auch der Winzernachwuchs aus der Mittelhaardt nicht zu kurz kommt. Mit Jürgen Krebs (Freinsheim), Mario Zelt (Laumersheim) und Uli Karst (Bad Dürkheim) sind gleich drei innovative Jungwinzer auf der Karte vertreten. Die fair kalkulierten Viertelpreise (von 3,20 Euro bis 6,70 Euro) und die ebenso gastfreundlich angebotenen Flaschenweine (z.B. der Weißburgunder vom VDP Weingut Bürklin-Wolf für 19,50 Euro) zeigen, dass guter Wein auch im Restaurant erschwinglich sein kann.
So vielfältig die Auswahl bei den guten Tropfen, so übersichtlich gestaltet sich hingegen das Speisenangebot. Jeweils ein halbes Dutzend Vor- und Hauptspeisen listet die reduziert wirkende Karte. Wir werteten das als eindeutiges Indiz für Produktfrische. Dazu deftiges Pfälzer Soulfood in Form von eingelegtem Handkäse aus der Molkerei Bender-Geib (8,50 Euro) oder Sülze vom Landschweinbäckchen mit Tatarensoße, Bratkartoffeln und Salat (14,50 Euro). Passend zum südlichen Lebensgefühl der lauschigen Hofterrasse fließen in der warmen Jahreszeit auch mediterrane Akzente ein. Mit dem in Limette und Koriander marinierten Oktopus-Salat (10,50 Euro) oder dem im Knusperblatt gebackenen französischen Schafskäse (6 Euro) befinden sich einige leichte Sommergerichte als Vorspeisen auf der Karte.
Vorweg entschied ich mich für die wunderbar aromatische toskanische Tomatensuppe mit Ricotta (7,50 Euro), in der auch eine dünne Scheibe Weißbrot schwamm. Da passte wirklich alles. Perfekt abgeschmeckt, nach frischen Tomaten, Basilikum und Olivenöl duftend, betörte sie meine Sinne. Mental, saß ich wieder in Montegrosso (Apulien) im Antichi Sapori und hörte Maestro Zito aus der Küche italienische Anweisungen an sein Personal geben…herrlich. Ich habe sehr selten solch eine gute Zuppa Pomodoro gegessen – und schon gar nicht bei einem Italiener in Deutschland (Sorry, Rocco, aber das hier war eine andere Liga!).
Meine Kollegin wählte die Spargelcremesuppe mit Schinkenkrapfen (7 Euro) von der Empfehlungstafel, die neben uns an der Wand hing. Auch sie war begeistert. Der dritte im Bunde orderte den eingelegten Handkäse, dessen musikalische Begleitung natürlich nicht fehlen durfte. Nach diesem Vorspeisenreigen gingen wir offensiv mit unserem Fleischhunger um und orderten drei unterschiedliche Hauptgänge nach Carnivoren-Art. Unser Handkäs-Musikus am Tisch schnappte mir doch tatsächlich das wirklich phänomenal aussehende Rinderrückensteak vom freesisch Ochs (21,50 Euro) weg. Es kam mit knusprigen Bratkartoffeln und einer hausgemachten Pariser Pfeffersauce perfekt medium gebraten auf den Teller und sorgte bei ihm für pures Fleischvergnügen.
Klar, hätte ich dasselbe auch bestellen können, aber meine Neugier auf ein anderes, wesentlich seltener anzutreffendes Gericht erlaubte es mir nicht. Kaninchenkarrée aus dem Ofen mit Ratatouille-Gemüse und Mole-Kartoffeln (19,50 Euro) klang einfach unwiderstehlich. Und schmeckte auch mindestens genauso gut wie es sich anhörte. Kaninchenfleisch hat ja fast kein Fett, weshalb der perfekte Garpunkt obligat ist. Dazu war das Karrée im Inneren fein gewürzt, was dem weißen Karnickel-Fleisch zusätzliches Aroma verlieh. Die Kartoffeln (Drillinge) waren nach mexikanischer Art mit dieser schwarzen, süßlich-scharf schmeckenden Soße (Mole) bedeckt – ein aromatisch-würziger Genuss. Und zum Ausgleich diente das fruchtige Ratatouille. Geht eigentlich nicht besser, da nahezu alle Geschmackskomponenten in harmonischem Zusammenspiel auf dem Teller vertreten waren. Da störte mich auch nicht, dass das Kaninchen ordentlich Rückgrat bewies und mir das Lösen des Fleisches vom Selbigen nicht leicht machte.
Leichter zu essen war sicherlich der marinierte Stangenspargel an Kartoffeldressing mit Rucolapesto und gebratener Perlhuhnbrust (18,50 Euro) meiner Kollegin. Auch dieser Teller sah sehr delikat angerichtet aus. Besonders das Perlhuhn schien sehr saftig geraten zu sein, was den Verdacht nahelegte, dass wir in Chefkoch Markus Springer unseren Brat- bzw. Grillmeister gefunden hatten. Drei so unterschiedliche Fleischsorten zeitgleich so auf den Punkt zu servieren, dass sie allesamt als perfekt gebraten durchgehen, das hat schon richtig Klasse.
Zum Kaninchen genoss ich übrigens die Cuvée „Les Tentes“ von Mario Zelt aus Laumersheim (5,90 für das Viertel). Diese stimmte mich auch sehr gut auf das Dessert, die gebrannte Karamellschnitte mit Rhabarberkompott und Erdbeersorbet (7,50 Euro), ein. Da es uns draußen langsam fröstelte, zogen wir es vor, dieses in der urigen Gaststube einzunehmen. So kamen wir gegen Ende unseres Besuches auch in den Genuss der „wahren Gerümpelstube“ aus früheren Zeiten. Wir waren so ziemlich die letzten Gäste und bekamen noch ein Schnäpschen aufs Haus gereicht. Zudem hatten wir die Gelegenheit, mit Verena Springer ein wenig über die Philosophie und die Geschichte des Lokals zu plaudern, was wirklich sehr unterhaltsam war.
Zusammenfassend mussten wir drei Feinschmecker aus der Südpfalz feststellen, dass die Wachenheimer Gerümpelstube einen äußerst aufgeräumten, in sich stimmigen Gesamteindruck machte. Dass wir uns hier so wohlfühlten, mag an der außergewöhnlichen Mischung aus malerischer Umgebung, sympathischem Service und einfallsreicher Küche gelegen haben. Mit ihrem zeitgemäßen Konzept zeigen hier drei junge Gastronomen, dass sich Genuss und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen. Das hat Potenzial und tut der Pfälzer Weinstubenlandschaft unheimlich gut.
Für so eine Pfälzer Gastroperle lohnt sich auch eine längere Anreise, dachten wir noch auf dem Heimweg von der Wachenheimer Gerümpelstube. Denn an dieser Mittelhaardter Institution des guten Geschmacks kommt man nicht zufällig vorbei. In der unscheinbaren Hintergasse gelegen, nur wenige Schritte von der Kultmetzgerei Hambel entfernt, befindet sich das von außen eher unscheinbare Anwesen.
Wenig deutet auf die kulinarischen Genüsse im Inneren des weiß gestrichenen Gebäudes hin. Lediglich das in die Jahre gekommene Wirtshausschild prangt über dem aus Sandstein... mehr lesen
Gerümpelstube
Gerümpelstube€-€€€Restaurant, Weinstube063228550Hintergasse 4, 67157 Wachenheim an der Weinstraße
5.0 stars -
"Versteckt liegendes Traditionslokal, das konzeptionell auf Regionalität und Nachhaltigkeit setzt" Ehemalige UserFür so eine Pfälzer Gastroperle lohnt sich auch eine längere Anreise, dachten wir noch auf dem Heimweg von der Wachenheimer Gerümpelstube. Denn an dieser Mittelhaardter Institution des guten Geschmacks kommt man nicht zufällig vorbei. In der unscheinbaren Hintergasse gelegen, nur wenige Schritte von der Kultmetzgerei Hambel entfernt, befindet sich das von außen eher unscheinbare Anwesen.
Wenig deutet auf die kulinarischen Genüsse im Inneren des weiß gestrichenen Gebäudes hin. Lediglich das in die Jahre gekommene Wirtshausschild prangt über dem aus Sandstein
Geschrieben am 19.06.2016 2016-06-19| Aktualisiert am
19.06.2016
Besucht am 18.06.2016Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
Allgemein
Am Freitag wurde das diesjährige Aschaffenburger Volksfest eröffnet. Aus diesem Anlass fand am gestrigen Samstag wieder der alljährliche Umzug der Trachten-, Schützen-, Karnevals-Vereine etc. sowie schöner Kutschen, vor die stämmige Brauereipferde gespannt werden, aus der Innenstadt zum Festplatz statt. Das Festwirtsehepaar sowie selbstverständlich der beliebte Aschaffenburger Oberbürgermeister Herzog ließen es sich nicht nehmen, den nicht ganz so zahlreichen Besuchern des Umzugs von ihrem gemütlichen Sitz in der entsprechenden Kutsche zuzuwinken.
Ein Schwager von mir, der sich dieses vermeintliche Spektakel schon seit einigen Jahren zusammen mit seiner Frau anschaut, machte schon unter der Woche den Vorschlag, dass wir zusammen den Umzug anschauen und dann ins Ristorante Pomodorino gehen. Er war schon öfter mit einem anderen Schwager nebst Ehefrau dort eingekehrt. Das Essen soll sehr gut sein, und was den beiden Schwägern besonders wichtig ist, selbstverständlich preiswert.
Also, lange Rede kurzer Sinn, sie haben mich neugierig gemacht. Ein Gutschein aus der Sonntags-Zeitung von voriger Woche, der bis Ende Juni 20 Prozent auf die gesamte Rechnung verhieß, wurde ausgeschnitten und mitgebracht. Und kurz nach 16 Uhr betraten wir zu sechst die Location zum verfrühten Abendessen. Eingang
Der Service
Nachdem wir uns an den einzigen 6er-Tisch, der zur Verfügung stand, platzierten, wurde ich von meinen zwei Schwägern aufgeklärt, dass man sich hier selbst bedienen muss. Folgendes Procedere war deshalb erforderlich: Nach dem Hinsetzen wieder aufstehen, sich einen gefaltenen 4-seitigen Flyer mit den Angeboten für Essen und Trinken an der Theke schnappen, wieder zum Platz zurückgehen, ausgiebig die kleingeschriebenen Angebote durchlesen, eine Entscheidung treffen, um dann an der Theke seine Bestellung abzugeben. Na Bravo ging mir durch den Kopf. Wie können die sich Ristorante nennen, wenn man alles, außer dem Zubereiten der Speisen und dem ins Glas Einschenken der Getränke alles selber machen muss.
Unsere Begleiter, die sozusagen schon Kenner der Szenerie sind, machten sich auf den kurzen Weg zur Theke, um ihre Bestellung abzugeben. Nachdem meine Frau und ich wussten welche Bestellung wir abgeben wollten, machte ich mich auch auf zur Theke. Mit einem 20-Euroschein und dem aus der Zeitung ausgeschnittenen Gutschein in der Hand gab ich meine Wünsche kund. Fürs Schätzchen einen Vino di Casa, rot zu 2,90 € für den Viertelliter, der vor meinen Augen ins Glas eingeschenkt wurde. Für mich ein Pils der Brauerei Faust, frisch und perfekt mit schöner Krone gezapft vom Fass (0,4 l, 2,50 €). Zusammen mit den beiden von mir bestellten Speisen wurde alles in eine Registrierkasse eingetippt, die 20 Prozent gleich abgezogen und mit 15,12 € war ich dabei. Wirklich ein Schnäppchen! Jetzt musste es nur noch schmecken, dachte ich mir bei Mitnehmen des Tabletts, auf dem die Getränke sowie ein blinkendes Gerät platziert war, das einem dann mit einem akustischen Brummen anzeigte, dass das bestellte Essen abholbereit war.
Nach dem Essen orderte ich an der Theke noch je einen Espresso (1,40 €) für meine Gattin und mich sowie einen Vino di casa, weiß, für mich (0,25 l, 2,90 €). Für den Nachschub kamen dann die 20 Prozent Abschlag nicht mehr in Betracht. Also müsste es eigentlich heißen: 20 Prozent auf die erste Bestellung und nicht auf die gesamte Rechnung. Einen Bon gab es übrigens auch nicht. Aber wen jucken schon solche Kleinigkeiten bei der wirklich moderaten Preisgestaltung.
Während des Essens sowie beim Zurückgeben der leeren Teller wurden wir doch tatsächlich danach gefragt, ob es uns geschmeckt hat und wir zufrieden waren.
Ein Service im eigentlichen Sinne wie etwa Bedienen, Nachschub erfragen, etc. fand nicht statt. Insgesamt sind 4 Mitarbeiter für die Zufriedenheit der Gäste zuständig. Aufgrund des reibungslosen, wenn auch für mich gewöhnungsbedürftigen Ablaufs sowie auch des wirklich perfekt gezapften Bieres gebe ich hier 3 GG-Sterne, also okay.
Das Essen
Im Angebot finden sich 18 Pizzen, 4x Pasta al Forno, Pasta wie Hartweizen-Nudeln: Spaghetti, Penne, Fusilli sowie hausgemachte Nudeln: Tagliatelle, Strozzopreti, Gnocchi, Orecchiette zu den 16 verschiedenen Pastasaucen. Zwei Vorspeisen wie Antpaso Misto oder Bruschetta con Pomodori sowie 7 verschiedene Salate runden das Angebot ab. Die Getränkeauswahl ist überschaubar. Coca-Cola, Fanta, Sprite, Apfelsaftschorle, Bitter Lemon, San Benedetto Mineralwasser als Kaltgetränke. Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato, Tasse Kaffee, Heiße Schokolade sowie Tee nach Wahl sind die Heißgetränke. Sehr bescheiden die Auswahl an Weinen: Jeweils Vino di Casa, weiß, rot, rosé sowie einen süßen Lambrusco. Die Biere sind von Faust, Pils, Radler, Hefeweizen, alle vom Fass.
Mein Essenswunsch waren die Cannelloni Carne, gefüllt mit Hackfleisch in würziger Tomatensauce, mit Käse überbacken für 6.50 €. Als Letztes von allen wurde mir dieses Gericht vom Chef persönlich an den Tisch gebracht. Wahrscheinlich, weil es so heiß war, damit ich mir nicht die Finger verbrenne, beim Abholen. Auf alle Fälle war ich angenehm überrascht von dem tatsächlich wie angekündigt würzigen Geschmack, der sich nach einem Warten auf Abkühlung des noch brubbelnden Käse auf meiner Zunge bemerkbar machte. Wirklich sehr gut schmeckend. Und auch die Form war groß genug, um eine anhaltende Sättigung zu erzielen. Canneloni Carne
Schätzchen, entschied sich für die hausgemachten Tagliatelle mit Walnüssen in Gorgonzolasauce (6,00 €). Sie liebt diese Sauce und auch Walnüsse. Auf dem großen Teller sah schon mal alles, auch durch die draufgegebenen Kräuter richtig appetitlich angerichtet aus. Da auch die hausgemachten Tagliatelle noch prima al dente waren, ergab diese Kombination für sie ein schmackhaftes Gericht, an dem sie nichts, aber auch wirklich gar nichts, auszusetzen hatte. Tagliatelle Gorgonzola e Noci
Eine absolute Niete war allerdings der rote Wein, den die Damen tranken, wie eigentlich aus meiner Sicht auch nicht anders zu erwarten. Immerhin wurde festgestellt, dass man auch schon mal noch schlechteren in anderen Lokalitäten konsumiert hatte. Gerade noch so trinkbar. Deutlich besser der weiße Vino di Casa, den die Herren sich ausgesucht hatten. Gut gekühlt, nicht so viel Säure, eigentlich angenehm zu trinken, ohne wirklich etwas Besonderes zu sein.
Unsere Begleiter, die ja die Lokalität schon kannten, waren selbstverständlich mit ihrem jeweiligen Essen sehr zufrieden. Als da wären: Pizza Cappricciosa (8,30 €), Pizza Speciale (6,80 €), Tagliatelle Vodka e salmone (7,00 €), Räucherlachs mit Wodka abgelöscht in Sahnesauce. Insalata Tcchino (Großer gemischter Salat mit Putenstreifen, Mais, Käse). Aus meiner Sicht etwas zu dick das Joghurt-Dressing über dem Salat. Meine Schwägerin hat es aber nicht gestört. Dazu holte sie sich von der Theke noch ein paar Baguettescheiben. Und sie als Salatfreak war satt und zufrieden.
Ich hab alle Essen fotografiert, das rief den Chef auf den Plan, ob ich von der Konkurrenz wäre und spionieren wollte. Das hat mich schon ein bisschen amüsiert. Bevor ich antworten konnte, hatten meine Schwäger ihn schon beruhigt, indem sie ihm sagten, dass ich das überall so mache. Ich beließ es dabei.
Ganz fair betrachtet muss ich sagen, dass das Essen durch die Bank schmackhaft war, auch ordentlich aussah und damit meine Bedenken vom Tisch gestreut wurden. Da hab ich schon bei etlichen All-Day-Italienern weniger gut gegessen. 3,5 GG-Sterne.
Das Ambiente
Bistromäßig eingerichtet, helle Räume, schöner Fußboden, nagelneue Toiletten mit modernen Fliesen und Apparatur. Alles ebenerdig und so auch für Gehandicapte geeignet. Obwohl eher Imbiss im Bistro-Style als Ristorante fühlt man sich dort recht wohl. Ein durchaus erfolgversprechendes Konzept in der heutigen schnelllebigen Zeit.
Die Sauberkeit
Alles sieht top sauber aus. In dieser Hinsicht gibt es rein gar nichts zu bemängeln.
Mein Fazit:
Insgesamt angenehm überrascht. Die Erwartungen nach dem ersten Eindruck wurden eindeutig übertroffen. Auch das PLV ist durchaus als preiswert und in Ordnung zu bezeichnen. Und durch den Standort gegenüber des Hauptbahnhofes in bester City-Lage sollte das Gesamt-Konzept aufgehen, besonders unter der Woche während der Mittagszeit.
Gesamteindruck: (nach „Küchenreise“)
3 – wenn es sich ergibt, wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Allgemein
Am Freitag wurde das diesjährige Aschaffenburger Volksfest eröffnet. Aus diesem Anlass fand am gestrigen Samstag wieder der alljährliche Umzug der Trachten-, Schützen-, Karnevals-Vereine etc. sowie schöner Kutschen, vor die stämmige Brauereipferde gespannt werden, aus der Innenstadt zum Festplatz statt. Das Festwirtsehepaar sowie selbstverständlich der beliebte Aschaffenburger Oberbürgermeister Herzog ließen es sich nicht nehmen, den nicht ganz so zahlreichen Besuchern des Umzugs von ihrem gemütlichen Sitz in der entsprechenden Kutsche zuzuwinken.
Ein Schwager von mir, der sich dieses vermeintliche Spektakel schon seit... mehr lesen
3.5 stars -
"Hinterließ nach anfänglicher Skepsis einen durchaus guten, ordentlichen Eindruck!" Ehemalige UserAllgemein
Am Freitag wurde das diesjährige Aschaffenburger Volksfest eröffnet. Aus diesem Anlass fand am gestrigen Samstag wieder der alljährliche Umzug der Trachten-, Schützen-, Karnevals-Vereine etc. sowie schöner Kutschen, vor die stämmige Brauereipferde gespannt werden, aus der Innenstadt zum Festplatz statt. Das Festwirtsehepaar sowie selbstverständlich der beliebte Aschaffenburger Oberbürgermeister Herzog ließen es sich nicht nehmen, den nicht ganz so zahlreichen Besuchern des Umzugs von ihrem gemütlichen Sitz in der entsprechenden Kutsche zuzuwinken.
Ein Schwager von mir, der sich dieses vermeintliche Spektakel schon seit
Besucht am 06.06.2016Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 144 EUR
So einmal im Jahr verschlägt es mich in unsere (Genuss-)Hauptstadt, die seit vielen Jahren in Sachen Kulinarik und Co. deutschlandweit den Ton angibt. Gibt es einen neuen Food-Trend – hier findet man ihn nicht nur zuerst, sondern auch in mannigfaltigster Ausprägung. Schon allein wegen der unglaublichen Auswahl an unterschiedlichsten Länderküchen lohnt jeder Besuch.
Meinen letztjährigen Kurztrip an Ostern habe ich rezensionstechnisch komplett verschwiegen. Die Burger beim „Bird“, die Dim Sum bei „Dan“ und das saftige Backschwein aus der Markthalle Neun habe ich mit keiner Silbe in diesem Gastro-Forum gewürdigt. Ich tue Buße und werde die Geschmackshighlights des kulinarischen Teils meiner diesjährigen Klassenfahrt mit besten Bissen und Gewissen hier chronologisch aufbereitet platzieren. Mal schauen, was daraus wird.
Ich liebe asiatische Küche. Die Bandbreite an Aromen, die hier geboten wird, ist einfach fantastisch. Da muss man in unserer ländlichen Gegend schon weit fahren, um in einen solchen Genuss zu kommen. In Berlin ist das natürlich anders. Da übertrumpfen sich Chinesen, Thailänder, Vietnamesen und mittlerweile auch viele Koreaner bei der Zubereitung leckerer Asia-Gerichte.
Und dann kam auch noch Tim Raue auf die Idee, in seinem ersten Restaurant Chinesisches im Haute-Cuisine-Stil (seine dekonstruierte Version der Peking-Ente wurde zum Signature-Dish!) zu kredenzen. Spätestens da war klar, dass Asia-Food nicht nur trendy und gesund ist, sondern auch qualitativ zu neuen Ufern aufbrechen wird. Und wo natürlich zuerst in Deutschland? Ihr wisst es bereits.
Über das Dae Mon hatte ich im Vorfeld einiges gelesen. Das Berliner Szene-Magazin „Zitty“ hatte es in seiner Gastro-Spezialausgabe mit in die „Hotlist“ aufgenommen und vom besten und schicksten Koreaner Berlins geschwärmt. Vom spannendsten Asiaten, den Berlin derzeit zu bieten hat, war gar die Rede.
Gleich vorweg, wegen der Hans Wegner-Stühle und der eigens für das Lokal kreierten Typographie habe ich mir keinen Hipster-Bart angeklebt bzw. bin in keinen Rauten-Pullunder geschlüpft, um über das OpenTable-Portal im Vorfeld drei Plätze zu reservieren. Nein, ich war schlicht und ergreifend neugierig, wie gehobene koreanische – von den Betreibern zeitgenössisch genannte – Kochkunst aussieht und vor allem schmeckt.
Die Betreiber des „Dae Mon“ sind in Berlin keine Unbekannten und sie haben sich viel vorgenommen. Felix Pahnke und Hyun Wanner, die schon den trendigen Szene-Koreaner „Kimchi Princess“ in Kreuzberg erfolgreich führen, haben im Oktober 2014 in unmittelbarer Reichweite zum Hackeschen Markt ein durchgestyltes Esserlebnis, bei dem der Gast in eine andere Welt eintauchen solle, eröffnet. Doch statt auf teuflisches Rot (wie beim Laden in Kreuzberg), wird hier auf „dae-mon-isches“ Schwarz gesetzt.
Schwarz gestrichene Wände, außergewöhnliches Lichtdesign, einsehbare Showküche – alles Elemente einer durchdacht konzipierten Inneneinrichtung, die auch in New York oder London zu gefallen wüsste. Im großzügig, sehr modern geschnittenen Gastraum fängt die freistehende Bar die ersten Gästeblicke gekonnt ein. Heimelige Nischen werden durch verschiedenste Lichteinflüsse perfekt inszeniert. Man sitzt auf bequem gepolsterten Wandbänken an blanken Holztischen, die ganz gut ohne Deckchen auskommen. Draußen am zentralen und doch sehr beschaulich gelegenen Monbijouplatz sorgt eine kleine, von Bambus umgebene Terrasse für lauschige Stunden im Sommer.
Wir wurden sehr freundlich in Empfang genommen und durften an einem der wenigen Freilufttische Platz nehmen. Die Sonne hatte noch genügend Kraft um die frische Brise am Abend vergessen zu machen. Eine größere Gruppe von Chirurgen lauschte im Inneren des Lokals einem Vortrag, ehe sie sich draußen an einer langen Tafel einfand. Der sehr zuvorkommende Service entschuldigte sich sogleich für den Umstand, dass aufgrund dieser Gesellschaft die Zubereitung der Speisen etwas länger dauern könnte und bot uns als „Entschädigung“ einen Aperitif aufs Haus an.
Zwei Aperol Spritz und einen Kir Royal später studierten wir die übersichtliche, in apartem lindgrün gehaltene Speisenkarte, deren Knappheit in puncto Beschreibung der 16 Gerichte keine Anhaltspunkte bezüglich ihrer Anrichtung und Zubereitung zuließ. Ob asiatische Geschmacksbombe oder koreanische Katze im Sack – das würden also erst die Teller zeigen. Wir ließen uns überraschen.
Trotz klarer Unterteilung in acht Vor- und acht Hauptspeisen, wurde uns die Entscheidung nicht gerade leicht gemacht. Alles klang so verlockend lecker. Erst einmal eine Flasche Vösslauer (0,75 l für stolze 7,50 Euro) zum Durstlöschen und dann sahen wir weiter. Meine Kollegin suchte nach einer vegetarischen Hauptspeise und wurde leider nicht fündig. Überall war Fleisch oder Fisch dabei. Dann eben zwei Veggie-Vorspeisen: die Lila Kartoffeln mit Süßkartoffelbällchen, Lotuswurzel und Pastinaken-Crème (9 Euro) sowie die Buchweizennudeln mit saisonalem Gemüse und Shiitake-Ei (10 Euro) wurden geordert. Die andere Kollegin wählte genau wie ich die aus Wan-Tan-Teig bestehenden Mandu (koreanische Teigtaschen), die mit einer Garnelen-Farce gefüllt waren (9 Euro), als Vorspeise.
Dazu ein guter Pfälzer Grauburgunder von Gies-Düppel. Das dachte ich noch bevor meine Kollegin ihre Abneigung für Pfälzer Weißweine kundtat. Ein Südfranzose, dazu noch ein Rosé, sollte den Asia-Abend nun passend begleiten. Und so kam es, dass wir uns für eine Flasche „Château de la Deidière“ Rosé (33 Euro) entschieden. Kein besonderer Wein, aber auch kein vinophiler Griff ins Klo. Ein Alltags-Côtes-de-Provence, den ich bei Ludwig von Kapff für unter 7 Euro erstehen könnte, was ich selbstverständlich niemals tun würde, denn für das Geld krieg ich in der Pfalz besseren Stoff. Aber sei es drum, so schnell sitzen wir bestimmt nicht mehr zusammen im „Dae Mon“.
Bei den Hauptspeisen geriet ich entscheidungsmäßig arg in die Bredouille. Schweinebäckchen, Maispoularde und Spare Ribs standen zur Auswahl. Letztere nannte sich „Baby Back Ribs“ und wurden von Sesam-Reis, Popcorn-Crème und mit Gochujang gewürztem Popcorn (21 Euro) serviert. Wie hätte ich da nein sagen können. Meine Kollegin ohne Fleisch-Fisch-Problem entschied sich für den gegrillten Pulpo mit Wakame, Kartoffeln, Gurken und Ponzu-Zwiebeln (24 Euro). Eine zusätzliche Portion Reis (3 Euro) diente ihr als Beilage.
Mein lieber Chefkoch Song Lee, wenn du das an deiner früheren Wirkungsstätte (im Restaurant des Grand Hyatt Berlin, Anm.) aufgefahren hättest, wäre deren Hotelküche wahrscheinlich in kürzester Zeit zum koreanischen Hotspot mutiert. Alle Gerichte, die wir an diesem Abend serviert bekamen, waren handwerklich perfekt zubereitet und dazu sehr ansprechend auf den Tellern arrangiert.
Los ging es mit vier saftigen Mandu, deren leckere Garnelenfüllung begeisterte. Meine Kollegin war ebenfalls sehr angetan von dieser Vorspeise. Kleingehäckselte Cashewnüsse klebten am frittierten Wan-Tan-Teig, den ich mit meinen Stäbchen in den hausgemachten Dip auf Sojabasis tunkte. Ein gelungener Auftakt. Die Veggie-Kollegin ließ mich von ihrer farbenfrohen Schieferplatte den Lila Kartoffelsalat und ein Süßkartoffelbällchen probieren. Geht auch ohne – dachte ich anerkennend. Kleine Pastinaken-Tupfer verliehen ihrem klein geschnittenen Lotuswurzelgemüse die passende aromatische Ergänzung.
Dann kamen die Hauptgänge. Meine Ribs waren so zart, dass ich sie eigentlich hätte mit den Stäbchen essen können. Ich weiß nicht wie lange und wie schonend sie gegart wurden, aber eines war klar: sie waren von der Konsistenz her absolut genial zubereitet und sehr delikat mariniert. Die pikante Marinade wurde von der dezenten Süße der Popcorn-Crème toll aufgefangen. Zudem sorgten die Reis-Sesam-Bällchen als Beilage für eine angenehme Sättigung.
Der gegrillte Pulpo meiner Kollegin lag auf einem sommerlichen Arrangement aus Wakame-Algen, Kartoffelspalten und gerollten Salatgurken. Die Kombination wirkte eher wie ein mit Ponzu-Sauce veredelter Meeresfrüchtesalat. Auch sie war begeistert von der Produktfrische und der ungewöhnlichen Zusammensetzung ihres Tellers. Ein echter Hingucker war das akkurate, fein gewürzte Türmchen aus Buchweizennudeln, das zwischen knackigem Wokgemüse thronte. Im zylinderförmigen Mini-Omelette waren aromatische Shiitake-Pilze versteckt. Nur eine von mehreren liebevoll in Szene gesetzten Komponenten auf dem Teller.
Auch unsere Desserts – Matcha Panna Cotta (11 Euro) und die Ingwer Crème brulée (8 Euro) – waren ein Volltreffer. Bei Asiaten ja allgemein eher unüblich, verblüffte das Küchenteam um Song Lee mit aufwendig angerichteten süßen Köstlichkeiten, die für das Gebotene preislich fair kalkuliert waren. Die Kombination vom gemahlenen Grüntee-Pulver (Matcha) und Panna Cotta kam in Form eines grün-weiß geschichteten Quader auf die Schieferplatte. Aber da lasse ich mal lieber das Bild für sich sprechen.
Der Besuch im „Dae Mon“ hatte überhaupt nichts Gespenstisches und stellte einen rundum gelungenen Auftakt unserer kulinarischen Entdeckungsreise in Deutschlangs Genuss-Metropole Nr. 1 dar. In Sachen Inszenierung und Interieur passt das Lokal natürlich zu Berlin wie das Sushi zwischen die Stäbchen. Ob das dann mehr Kunstprojekt oder Esserlebnis ist, sei jedem Gast selbst überlassen. Wir haben uns jedenfalls dort sehr wohl gefühlt. Und dass hier sowohl am Herd, als auch im Service Profis am Werk sind, spürt man jederzeit. Großes Kompliment hierfür!
So einmal im Jahr verschlägt es mich in unsere (Genuss-)Hauptstadt, die seit vielen Jahren in Sachen Kulinarik und Co. deutschlandweit den Ton angibt. Gibt es einen neuen Food-Trend – hier findet man ihn nicht nur zuerst, sondern auch in mannigfaltigster Ausprägung. Schon allein wegen der unglaublichen Auswahl an unterschiedlichsten Länderküchen lohnt jeder Besuch.
Meinen letztjährigen Kurztrip an Ostern habe ich rezensionstechnisch komplett verschwiegen. Die Burger beim „Bird“, die Dim Sum bei „Dan“ und das saftige Backschwein aus der Markthalle Neun... mehr lesen
Dae Mon
Dae Mon€-€€€Restaurant03026304811Monbijouplatz 11, 10178 Berlin
4.5 stars -
"Kulinarische Klassenfahrt Teil 1: Koreanische Gourmetküche gekonnt inszeniert" Ehemalige UserSo einmal im Jahr verschlägt es mich in unsere (Genuss-)Hauptstadt, die seit vielen Jahren in Sachen Kulinarik und Co. deutschlandweit den Ton angibt. Gibt es einen neuen Food-Trend – hier findet man ihn nicht nur zuerst, sondern auch in mannigfaltigster Ausprägung. Schon allein wegen der unglaublichen Auswahl an unterschiedlichsten Länderküchen lohnt jeder Besuch.
Meinen letztjährigen Kurztrip an Ostern habe ich rezensionstechnisch komplett verschwiegen. Die Burger beim „Bird“, die Dim Sum bei „Dan“ und das saftige Backschwein aus der Markthalle Neun
Nach 17 Jahren wird das Restaurant zum 30.6.2016 geschlossen.
Lt. Newsletter wurde das Geschäft verkauft, allerdings ohne jegliche Information, wer es übernommen hat oder wann wieder geöffnet wird.
Nach 17 Jahren wird das Restaurant zum 30.6.2016 geschlossen.
Lt. Newsletter wurde das Geschäft verkauft, allerdings ohne jegliche Information, wer es übernommen hat oder wann wieder geöffnet wird.
stars -
"wird zum Ende des Monats geschlossen" Ehemalige UserNach 17 Jahren wird das Restaurant zum 30.6.2016 geschlossen.
Lt. Newsletter wurde das Geschäft verkauft, allerdings ohne jegliche Information, wer es übernommen hat oder wann wieder geöffnet wird.
Eigentlich mitten im Industriegebiet ist die alte Villa. Unscheinbar.
Ich war zu einem runden Geburtstag eingeladen und ein gutes, deutsches, Buffet kennenlernen.
Vorspeisen waren u. a. Schinkenröllchen mit grünem und weißem Spargel, kleine Schnitzelchen, Minifrikadellen, roher Schinken mit Melone, Lachs. Alles sehr anspruchsvoll angerichtet und qualitativ gut. Nur habe ich mich gefragt, warum Schnitzel und Frikadellen, auch wenn sie klein waren, als Vorspeisen angeboten wurden. Brot und Baguette, Salat mit verschiedenen Dressings standen auch zur Verfügung.
Die Hauptspeisen wurden in den typischen silbernen Großbehältern präsentiert. Putengeschnetzeltes oder Rinderbraten, mit Spätzle oder Kartoffelgratin und knackigem Gemüse. Ebenfalls frische Waren und der Rinderbraten sehr zart. Geschmacklich alles gut. Gute deutsche Standardküche...
Eingedeckt waren die Tische sehr festlich, allerdings für mich ein "no go" die Papierservietten, das passte nicht.
Zwei Servicekräfte für ca. 40 Gäste war etwas wenig, hier gibt es Verbesserungspotential.
Eigentlich mitten im Industriegebiet ist die alte Villa. Unscheinbar.
Ich war zu einem runden Geburtstag eingeladen und ein gutes, deutsches, Buffet kennenlernen.
Vorspeisen waren u. a. Schinkenröllchen mit grünem und weißem Spargel, kleine Schnitzelchen, Minifrikadellen, roher Schinken mit Melone, Lachs. Alles sehr anspruchsvoll angerichtet und qualitativ gut. Nur habe ich mich gefragt, warum Schnitzel und Frikadellen, auch wenn sie klein waren, als Vorspeisen angeboten wurden. Brot und Baguette, Salat mit verschiedenen Dressings standen auch zur Verfügung.
Die Hauptspeisen wurden in den typischen silbernen... mehr lesen
3.5 stars -
"Mittagstisch und Event-Gastronomie in dem ehemaligen Krupp-Casino" Ehemalige UserEigentlich mitten im Industriegebiet ist die alte Villa. Unscheinbar.
Ich war zu einem runden Geburtstag eingeladen und ein gutes, deutsches, Buffet kennenlernen.
Vorspeisen waren u. a. Schinkenröllchen mit grünem und weißem Spargel, kleine Schnitzelchen, Minifrikadellen, roher Schinken mit Melone, Lachs. Alles sehr anspruchsvoll angerichtet und qualitativ gut. Nur habe ich mich gefragt, warum Schnitzel und Frikadellen, auch wenn sie klein waren, als Vorspeisen angeboten wurden. Brot und Baguette, Salat mit verschiedenen Dressings standen auch zur Verfügung.
Die Hauptspeisen wurden in den typischen silbernen
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Um 17:45 Uhr trafen wir ein. Das Parken ist hier immer ganz unproblematisch. Wir standen direkt gegenüber dem Eingang. Das Restaurant ist barrierefrei. Barrieren bestehen allenfalls draußen. Die Höhe vieler Bordsteine auf Sylt legen den Verdacht nah, dass hier Deichbauer beteiligt waren. Für stark ausgebeulte Felgen bei ausgeprägt negativem Lenkrollradius ein Quell stetiger Freude.
Am Anfang war Ivo Köster noch allein im Restaurant. Er erinnerte sich an uns, begrüßte uns mit Handschlag und ließ uns die Wahl zwischen zwei Vierertischen, bei denen aber nur für zwei eingedeckt war. Es ist schön, etwas Platz zu haben.
Die Chefin kam erst kurz nach 18:00 Uhr und kam gleich an unseren Tisch, um uns zu begrüßen. Sie hat eine herrlich offene und unkomplizierte Art, auf Menschen zuzugehen. Sie ist sehr kommunikativ, wobei wir kein Wort über das Essen verloren.
Das war auch nicht nötig. Ihr Mann hatte alles Wichtige bereits erledigt; zwei beschlagene Gläser mit Champagner Alfred Gratien (9,50 sehr günstig) standen vor uns und eine Flasche Magnus feinperlig (7.-) . Die Speisekarten hatten wir bereits wieder geschlossen. Das Fleisch, dass er mir empfehlen wollte, hatte er mir schon am Tisch gezeigt, ein traumhaft marmoriertes dry aged Rinderkotelett erheblicher Dicke. Ivo Köster liebt sein Fleisch. Es wird ihn Überwindung kosten, es an seine Gäste zu verfüttern.
Einen passenden Rotwein hatten wir auch schon: einen Primitivo di Manduria 2013 von Zolla (großes Gold bei Mundus vini). Einkauf ab 8,40, hier 32.- - grenzwertig. Man muss aber zugeben, dass er uns außergewönlich gut geschmeckt hat. Frau Köster spendierte uns später noch einen Korken, nachdem sie voreilig Eingeschenktes wieder in die Flasche zurück gefüllt hatte. So konnte ich zu Hause ein wenig nachholen.
Zur Einstimmung bekamen wir sechs wunderbar knusprige Baguette-Scheiben, drei körnig, drei weiß. Zum Befetten gab es Kräuterquark mit frischem Schnittlauch (mache ich zu Hause besser) und zwei Butterkugeln. Gutes Olivenöl steht immer auf den Tischen neben Pfeffermühlen und La Chinata-Salzplättchen.
Auf eine Vorspeise verzichteten wir. Meine Frau wählte, wie meist, das Filet (39.-) - ich schätze, es waren 250 g, ich war ja schon beim ersten Anblick des Koteletts hin und weg (35.-). Beilage Pommes frites (hier immer perfekt), Blattsalat, vier Zutaten zum Pimpen (selbst gemachte Steaksoße, Zwiebelmarmelade, Kräuterbutter, Pesto). Kompliment für den Salat. Meine Frau, die Salat fast immer verschmäht, aß meine Portion auch noch auf.
Die Steaks waren wie immer eine Offenbarung, auf den Punkt wie gewünscht, satte Röstaromen. Der Grill muss eine enorme Hitzereserve haben. Mein gewaltiges Kotelett hatte sicher mehr als 500 g, bevor ich mich mit dem riesigem Steakmesser darüber hermachte. Genießbar waren gut 300 g.
Durch den Verzicht auf eine Vorspeise kamen wir in den Genuss eines Desserts. Der Cheesecake meiner Frau war nicht der Weisheit letzter Schluss - Quark mit Limette und fast kein Teig. Mein Brownie mit Früchten und Erdbeereis war genial. Beide wurden mit 9.- Euro berechnet.
Der Service in diesem Restaurant verdient Höchstpunktzahl. Dass einem das Fleisch (eingeschweißt) an den Tisch gebracht wird vor der Zubereitung, ist wohl sehr selten. Die Aufmerksamkeit beim Nachschenken, die Nachfragen, ob alles in Ordnung sei, sind nicht zu verbessern.
Eckenschmutz und Spinnweben habe ich nirgends gesehen. Das Ambienete gefällt uns. Wir fühlen uns wohl.
Von unserem Tisch aus hatte ich die Fensterbank im Blick. Dort standen sehr nette Holzkisten mit einer schönen italienischen Magnumflasche Rotwein. Sofort kam mir der Gedanke, dass dies ein nettes Mitbringsel für die Nachbarin sei, die meine Tomaten hütet. "Dat maket förn Daler Staat" (es sieht nach mehr aus, als es ist). 30 Euro dafür hatte ich also zusätzlich auf der Rechnung.