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Schon wieder adventet es und der traditionelle Weihnachtsmarktbesuch sollte auch dieses Jahr wieder mit einem zünftigen Essen enden.
In den letzten Jahren haben wir eine ganze Reihe von Altstadt-Lokalitäten besucht (u. a. Alte Gilde , Ratskeller, Kleiner Ratskeller, Ständige Vertretung, Hofbräuhaus, Edelweiß , Schüttinger, Stadtwirt …), von denen sich keine als Stammadresse empfehlen konnte, was in Vorzeiten der Andechser und dann der Erdinger geschafft hatten, die aber leider der Geschichte angehören (jetzt Stadtwirt).
Nun hatte ich mich für eine Traditionswirtschaft entschieden, an der ich schon viele Male vorbeigelaufen bin, aber nie so den richtigen Drang verspürt hatte, in den Gasthof zum Kaiser Friedrich einzutreten.
Als ich auf der Homepage herumstöberte, gewann ich den Eindruck, dass der Kaiser Friedrich doch alles biete, was einen gemütlichen Adventsabend garantieren sollte: Untergebracht in einem Barockhaus von 1630 mit einem jahrzehntealten Holz-Interieur am Rande der Bremer Herzkammer, dem Schnoor und damit unweit vom Marktplatz gelegen und dem Versprechen nach authentischer norddeutscher und speziell Bremer Küche durch den Wirt und Koch Uwe Richter (http://www.kaiserfriedrich.de).
Also schon im August über die Reservierungsfunktion auf der Homepage für den ersten Adventssamstag gebucht, was problemlos klappte.
Im erwartet ausgebuchten Kaiser Friedrich erlebten wir in unserem Umfeld eine Gruppe alter Herren, die eine Art Klassentreffen abhielten, eine deutsche Tourigruppe und zwei Paare aus Dänemark. Diese vier bekamen erst eine Flasche Wasser mit vier Gläsern serviert, so dass ich spontan an eine Fehlbestellung dachte (eine Buddel Aquavit hätte ich erwartet). Unsere begleitende Freundin meint dann, das seien nicht „sone“, also skandinavische Sauftouristen. Aber dann kamen die Bierhumpen und zugleich auch noch eine Flasche Rotwein auf den Nachbartisch. Leider konnten wir den weiteren Fortgang nicht zu Ende beobachten.
Liegt es am Touristengeschäft, dass das Essen im Kaiser Friedrich nur Mittelmaß erreicht? Angeblich soll es auch viele Bremer Stammgäste geben, die eigentlich beurteilen können sollten, was in Uwe Richters Küche auf den Teller kommt im Vergleich zu anderen Traditionsadressen, die aber zugegeben nicht im Stadtzentrum zu finden sind, sondern jwd, z. B. an der Wümme.
Ich muss leider ernüchternd feststellen, dass das wahre Leben sich doch häufig von der Homepagewelt im Negativen unterscheidet und dass wir den Kaiser Friedrich auch nur als Episode auf unserer länger werdenden Liste festhalten können.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist angesichts der Lage noch akzeptabel und bei knappen vier Sternen anzusiedeln.
Service:
Wir erlebten drei Frauen im Service, wobei nach einem Wachwechsel wohl zwei Damen den kleinen Gasthof bespielen mussten, was sie auch routiniert schafften. Nur eine Getränkebestellung wurde von unserer „zweiten Schicht“ mit leicht russischem Akzent nochmals nachgefragt. Ihre Vorgängerin hatte etwas mehr Herz auf der Zunge, was zu einem Traditionshaus gut passt.
In der kleinen Küche, die man beim Gang in den Feuchtraum einsehen kann, werkeln nach meiner Beobachtung zwei Köche, einer davon wohl der Wirt Uwe Richter. Sie schaffen es, die Gäste in angenehmen Zeitabständen zu bekochen.
Der Service soll mit 3,5 Sternen bedacht werden.
Untypisch für Bremen, in dem die Gastronomie vom unaussprechlichen grünen Konzernpils dominiert wird, wird im Kaiser Friedrich Konzernbier von Carlsberg gezapft, also Carlsberg, Holsten und Duckstein und die Preise für 0,3 l liegen bei 2,80 € (Holsten) und 3,10 € (Carlsberg und Duckstein). Eine Flasche Wasser 0,75 l kommt auf 5,20 €. Schön die große Auswahl an klaren, kalten Schnäpsen, beginnend mit einem Weizenkorn für 1,80 €. Zur Weinauswahl kann ich nichts sagen, denn die Getränkekarte auf der Homepage schweigt dazu.
Essen:
Als meine ständige Begleiterin schon mal auf dem heimischen Sofa die Speisekarte auf der Homepage einsah, war sie davon angetan, dass man im Kaiser Friedrich auch schlicht Bodenständiges wie belegte Brote und kleine Gerichte wie Toast Hawaii angeboten bekommt. Im Restaurant dann aber die Ernüchterung, denn die Karte bot nicht alles des auf der Homepage Versprochenen und Streichopfer waren z. B. die Matjes-Tapas oder das Matjes-Tartar, auf das ich ein Auge geworfen hatte. Ansonsten bietet der Kaiser Friedrich die typischen Bratkartoffelgerichte mit Sauerfleisch, Brathering, knipp und Krabben, Labskaus, Bauernfrühstück, Scholle usw. Krabben waren leider als Hauptgericht „aus“.
Zudem sagte die eloquentere Erstbedienung Räucheraal mit Rührei und Bratkartoffeln und natürlich Braunkohl mit Pinkel, Kochwurst und Kassler auf. Vom Aal waren kurz nach 18:00 Uhr, wie die Ansage am Nachbartisch informierte, noch drei Portionen verfügbar.
Aber erst einmal wurde ein Schälchen mit Griebenschmalz und ein Korb mit einem dunklen Roggenvollkornbrot serviert. Ich nahm nach dem Bestreichen noch den Salzstreuer in die Hand, was ein Fehler war, denn das Schmalz war bereits ordentlich gesalzen. Mit der zweiten Scheibe ohne Zusatzsalzung dann ein sehr gelungener und passender Appetitmacher.
Dreimal wurde dann die Kartoffelsuppe mit Nordseekrabben und Baguette (6,20 €) und von mir die Zwiebelsuppe (4,80 €) geordert.
Alle Suppen endlich einmal richtig heiß serviert! Die Kartoffelsuppe war eine sahnige Cremesuppe mit guter Krabbeneinlage. Für meinen Geschmack zu sahnig-mild. Gelobt wurde das kleine warme und knusprige Brötchen statt Baguette laut Karte.
Meine Zwiebelsuppe klassisch gratiniert und geschichtet vom Käse über das vollgesogene Weißbrot bis zu den Zwiebelringen, auf einer guten Brühe basierend und zu meiner Zufriedenheit.
Dann vier Bratkartoffelgerichte.
Ich hatte mich für Primtjes Matjes entschieden (15,20 €).
Als Norddeutscher weiß man, dass Matjes nicht gleich Matjes ist. Unter Primtjes verstehe ich die jungen („ersten“), kleinen, zu Matjes verarbeiteten Heringe, die nach ihrer Reifung fett glänzen und gabelzart sind und als Doppelfilet angeboten werden. Meine beiden großen Filets waren im Vergleich dazu ordinäre Massenware und schnittfest. Ein schlichter Etikettenschwindel. Die Bratkartoffeln ohne Speck und Zwiebeln waren ordentlich, die Apfelzwiebelsahnesoße hätte mehr Apfel und Zwiebel vertragen und war mit zu sahnig (siehe schon Suppe). Die Speckbohnen schmeckten mir.
Meine ständige Begleiterin hatte den Brathering (8,50 €).
Er wird nur noch selten angeboten. Bestenfalls bekommt man aber sogar zwei Exemplare, die mild-säuerlich eingelegt wurden und sehr zart sind (siehe meine lobende Kritik Brunnenhof, Schwanewede). Hier waren es zwei Filets, die deutlich zu sauer waren.
Gegenüber wurde das Sauerfleisch (9,30 €) für sehr mager befunden. Ich fand die großen Möhrenstücke etwas befremdlich und hätte mir etwas mehr säuerlichen Aspik gewünscht.
Gut zufrieden wurde links von mir der Räucheraal mit Rührei (22,80 €) verspeist. Vom Anblick her glaube ich diesem Urteil, denn die vier enthäuteten Aalabschnitte sahen sehr lecker aus (kosten zu wollen traute ich mich angesichts der Exklusivität des Fisches nicht vorzubringen).
Also beim Hering sollte der Wirt besser einkaufen. Was der Brathering zu viel an Säure hatte, vermisste ich beim Sauerfleisch. Die Kartoffelsuppe wieder zu mild-sahnig. Meinen Geschmack konnte der Chefkoch Uwe Richter in toto leider nicht treffen. Deswegen auch nur drei Sterne für die Küchenleistung.
Ambiente:
Der Kaiser Friedrich ist also in einem bald vierhundert Jahre alten Haus untergebracht und seit über einhundert Jahren soll es die Gastronomie geben. Ob das Interieur nun dieses stolze Alter aufweisen kann, wird nicht berichtet, aber es wird einige Jahrzehnte schon das Ambiente prägen.
Man betritt das Gasthaus an der Seite und steht im Flur, der die eigentliche Gaststube zur Rechten von zwei kleinen ineinander übergehenden Räumen und der Küche zur Linken teilt. Man wies uns einen Tisch in der Gaststube zu, die ich als sehr klein, puppenstubenhaft, empfand. Das Foto auf der Homepage vermittelt einen deutlich größeren Eindruck und mein erster Gedanke war: Das ist ein Nebenraum, aber mit Zapftresen!
Die Gaststube wird durch die durchgehende dunkle Wandvertäfelung und Holzdecke mit Balken dominiert. Auf dem Boden hellere Holzoptik jüngeren Ursprungs. Dazu dunkle Tische und Stühle sowie Fensterrahmen mit Butzenscheiben. An den Wänden hängen dicht an dicht gerahmte Fotos mit maritimen Motiven oder Personen, die vielleicht zu den Gästen gehörten. Auf den Tischen sehr schlichte Weihnachtsdecken, die den ansonsten stimmigen Farbton störten.
Als wir unseren Tisch besetzt hatten, sagte unser Freund, dass ihn dieser an einen Nähmaschinentisch erinnere. Damit sprach er die „Größe“ an. Der Tisch war recht schmal und bestach auch nicht durch viel Breite. Der Laufweg vom Tische, vorbei an der Theke zu den Toiletten in Ordnung. Der Windfang des geschlossenen vorderen Eingangs diente als ausreichend große Garderobe zum Aufhängen der winterlichen Jacken, aber mit Bedrängnis des Nachbartisches.
Gut die stilvolle, aber ausreichend Licht spendende Beleuchtung. Der Lärmpegel gedämpft, so dass man sich bei normaler Lautstärke unterhalten konnte.
Die beiden Räume links vom Eingang mit halbhoher Wandtäfelung und Fliesenboden.
Sauberkeit:
Hier war nichts zu bemängeln. Die Herrentoilette erwartbar klein, aber frisch und sauber.