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Die einfache, zweckdienliche, eher schmucklose Inneneinrichtung verstärkt das Mensafeeling. An einem Samstag gegen 14 Uhr ist das Lokal gut besucht, doch wir scheinen die einzigen Deutschen zu sein. Glücklicherweise ist ganz hinten noch ein Zweiertisch frei. Der Service arbeitet flink und zielgerichtet, hat sofort alles im Blick, erscheint jedoch niemals gestresst. Ganz schnell bekommen wir die Speisekarte auf den Tisch (nicht mehr ganz taufrisch, aber erstaunlich umfangreich, mit winzigen Bildern illustriert, dazu jedoch etliche Durchstreichungen). Wir haben nicht die geringste Vorstellung, was uns erwartet. Alle Gerichte klingen gleichermassen fremd und unaussprechlich, sind glücklicherweise jedoch mit Nummern versehen. Wir wählen 205 und 306 (ohne Zusatzzahl). Dazu zwei Cola (3,00 Euro), die in Dosen serviert werden. Und ziemlich schnell kommt auch schon das Essen.
Nummer 205 (16,50 Euro) wird in einer grossen metallenen Schüssel als beeindruckender Eintopf serviert. Hauptbestandteil sind hauchdünne Rindfleischscheiben, die sicherlich schon stundenlang vor sich hingeköchelt haben. Dazu Glasnudeln und alles mögliche an Gemüsekleinteilen und Kräutern. Dass dazu noch Reis serviert wird, erscheint uns fast als überflüssig, ist aber vielleicht ein koreanisches Must-Have. Nr. 306 (14,00 Euro) sind hübsch ziselierte, aber leider etwas zähe Tintenfischstreifen, mit allerlei Gemüse, Sesam und natürlich einem grossen Ballen Reis. Zu beiden Gerichten gibt es Kimchi – kleine fermentierte Sächelchen wie Sojasprossen, Gurken, Chinakohl (oder ist es Rettich?). Klingt jetzt alles noch relativ unspektakulär und ist es beim allerersten Bissen auch noch. Aber dann – zosch!! Solch eine Geschmacksexplosion hatten wir nicht erwartet. Nr. 306 ist dermassen scharf, dass man als ungeübter Esser das Gefühl hat, sich komplett aufzulösen. Ein akuter Heuschnupfen ist gar nichts dagegen. Und allen nachfolgenden Gästen sei anempfohlen, die kleine stilisierte Chilischote auf der Speisekarte durchaus ernst zu nehmen. Nr. 205 wiederum entpuppt sich als wahre Salzbombe, nach der man am liebsten die Getränkekarte rauf und runter bestellen würde. Jetzt wird auch der Sinn des dazu servierten Reises klar.
Aber ansonsten sind wir von den Gerichten total begeistert. Sie bieten unerwartete Geschmackserfahrungen, sättigen nachhaltig, scheinen auch nichts Unbekömmliches zu beinhalten. Das heimlich befürchtete Chinarestaurantsyndrom bleibt aus. Mit den Edelstahlstäbchen kommen wir jedoch nicht so recht klar und greifen immer wieder zum Löffel zurück. Beneidenswert, wie das asiatische Paar am Nebentisch selbst die Hühnerbeine gekonnt zum Mund führt. Hier scheint sich sowieso eine ganz besondere Community einzufinden, zu der wir uns nur als temporäre Gäste eingeladen fühlen. Unser Lob an den Küchenchef wird jedoch mit Freude aufgenommen. Nach einem abschliessenden Toilettengang durch die hinteren Regionen des Lokals taumeln wir gut gesättigt, jedoch noch etwas benommen wieder zurück in die Breitscheidstrasse, an den Berliner Platz. Dieser Restaurantbesuch fühlte sich wie eine Reise in ein bislang unerforschtes kulinarisches Paralleluniversum an. Aber jederzeit gerne wieder!