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Aber der Reihe nach.
Wir waren am Samstagnachmittag kurz in einem Vorort von Schwäbisch Gmünd unterwegs als uns auf der Heimfahrt einfiel doch noch schnell was zu essen.
Mäckes fiel aus, da wir uns erst letzte Woche daran laben durften.
Gmünd, Gmünd, Gmünd, da war doch was, da sollte sich doch was finden lassen.
Ach ja, letztes Jahr, Landesgartenschau, da war doch am Bahnhof ein Onkel Otto.
Ein Ableger des Onkel Otto aus Stuttgart, der auch in Fichtenberg ein XXL-Schnitzelabfertigungsgedöns betreibt. Kurz in die Augen geschaut …. bringen wir Töchterchen eben den Rest mit.
In Gmünd den Bahnhof, den findet man irgendwie. Auch ohne Navi. Sind die Straßen doch meist noch entsprechend auf die ehem. Durchgangsstraße und Geißel B29 ausgerichtet. Es ist seit Fertigstellung des Tunnels (nein, er heißt nicht Bud Spencer Tunnel) dann doch sehr angenehm geworden in Gmünd mit dem Auto unterwegs zu sein.
Am Bahnhof dann die Lage sondierend zwischen zwei Kreisverkehren pendelnd hatten wir ein Parkhaus ausgemacht. Direkt am Bahnhof (sinnvoll) und 1,50 gelöhnt für eine Stunde (hoffnungsvoll).
Der neu und recht nett gestaltete Bahnhofsvorplatz ist weitgehend gelungen, wenn man mal von viel gepflasterter (aber nicht betonierter oder geteerter) Fläche absieht.
Hier war ein Teil der Landesgartenschau und ein paar nette Gestaltunsspielereien erinnern noch daran (mir gefiel aber der stadtnahe Teil damals eh nicht besonders).
Wir liefen das alte und gut erhaltene Empfangsgebäude entlang und kamen an die Stirnseite mit Zugang zur Fußgängerunterführung und der beschirmten Außengastronomie welche besagtes Onkel Otto betreibt.
Angekommen und einen Sitzplatz anvisiert wollte ich schon zur Anmeldung neuer Gäste nach innen gehen als mir eine recht junge Servicedame in Onkel-Otto-Outfit entgegen kam.
Diese war regelmäßig erreichbar, zwar nicht übertrieben herzlich, aber freundlich und zügig.
Was ihr vielleicht etwas mehr zu schaffen machte erlebten wir dann in der Folgezeit live. Ich, da unpassend sitzend, meist als Hörbuch.
Wir orderten je eine große Cola resp. Spezi (0,5l zu je 3,50) gleich zu Beginn und studierten die große bereitliegende, kartonierte Faltkarte.
Das Angebot enthielt das Erwartete. XXL und XXXL Schnitzel, Megaportionen Spaghetti und dergleichen. Monsterschnitzel (1200g) für den Vollhorst mit Ambitionen auf den Pfosten des Tages mit eingeschlossen.
Wider besseren Wissens gab es natürlich die Bestellung 2x XXL-Schnitzel (jeweils paniert). Einmal mit (hieß Zigeunerschnitzel mit feurig scharfer Soße) und einmal ohne dieselbe (10,90 und 8,90). Jeweils mit Pommes.
Dann war etwas Zeit.
Und in der Zeit konnte man herrlich das Treiben auf den Bahnsteigen und dem Vorplatz beobachten.
So wurden wir eines recht schönen, knallroten und aufgepimpten ca. ‚65er Testosterona gewahr, mitsamt VoKuHiLa und OliBa bekleidetem Chauffeur, welcher mir ohne die Repliken aus vergangenen Zeiten (in viel zu engen Jeans, da stirbt immer noch alles ab), wohl tatsächlich auch gefallen hätte (das Auto! Nicht der Chauffeur!).
Auch eine (vermutl.) Junggesellinnenrunde, die wohl auf dem Weg nach Stuttgart war und in leichtem Trinkerdress auflief war interessant und überwiegend nett anzusehen und zu beobachten.
Eine leicht beschlagene Stimme aus dem Off (ich verortete sie schließlich an den Tisch hinter uns, an dem ein Paar mittleren Alters mitsamt einem Paar eher in den Zwanzigern mitsamt Kleinkind saß) bestimmte aber mit zunehmender Dauer die Wahrnehmung.
Die Schnitzel ließen sich etwas Zeit.
„Halt die Fresse“ kam es aus dem Off.
Das Interesse war geweckt. Sind wir nicht alle ein kleines bisschen Voyeure?
„Du gehst mir auf den ****“
„Immer hat sie Recht, immer werde ich bevormundet“
Die beschlagene Stimme wurde energischer.
„“Du kannst abhauen, macht mir gar nichts aus!“
„Wenn Du noch mal die Fresse aufmachst, dann haue ich sie Dir ein“
„Ich habe noch nie eine Frau geschlagen, aber….“
Einwand vom jüngeren Tischpartner: „aber Deine Ex…“
„Die hatte es aber auch verdient“
Mir war kurz als wollte ich dann doch nichts mehr essen. Das überforderte mich.
(es war bei Weitem nicht alles aber nur so als Gedächtnisprotokoll auf’s Wesentliche reduziert)
Doch das war nur der Aufgalopp vor der Werbepause.
Die Werbepause war dann von der Schnitzellieferung bestimmt.
Wir waren vor Jahren mal in Fichtenberg bei dem dortigen Ableger von OO und wussten daher ungefähr was uns erwartet.
Und wir wurden nicht „enttäuscht“.
Anständige Pommes waren bedeckt von zwei heftigst großen (und ultraflachen à siehe Bild) Schnitzeln. Einmal halb zwischen die Schnitzel geschüttete halbwürzige Zigeunersoße machte das eine „Pommeserlebnis“ dann schnell recht weich. Dem Geschmack nach selbstredend eine Conveniencesoße. Ob aus eigener Abfüllungscharge oder rein zugekauft? Egal. Der Geschmack ist bekannt.
Das aber war auch zu erwarten.
Die Schnitzel selbst waren, wie erwähnt ultradünn aber mit guter Panade in der Pfanne ausgebacken. Das hätte ich nicht erwartet. Geschmacklich hatten sie aber nicht wirklich etwas zu melden.
Wie erwähnt: wir wußten was uns erwartet. Nicht wirklich viel Geschmack, aber viel Quantität.
Zu melden hatte aber regelmäßig etwas die Stimme aus dem Off.
Frauchen durfte sich übrigens mittlerweile auch wieder äußern.
(ich habe Vieles ausgelassen. Manches hat sich auch nur wiederholt)
Im Moment echauffierte man sich über die Preise.
Lustig! Irgendwie.
Da haut sich „Off“ das eine oder andere Weizenbier in die Birne und ist verärgert, daß das Bier dann 3,90 kostet. Nun, die Karte liegt ja den ganzen Tag auf dem Tisch.
Vielleicht ist man auch noch nie darauf gekommen, daß solche Schnitzel in solch einer Lage evtl. irgendeine Quersubventionierung benötigen. Vielleicht.
„das ist ja eine Unverschämtheit“
„der kleine Salat kostet ja fast so viel wie ein (zugegeben auch großes) Kinderschnitzel“
„ich habe noch nie erlebt, daß der Salat nicht dabei ist“.
Das waren jetzt einige Stimmen aus dem Off.
Ein paar andere Äußerungen bez. Der Erziehung des im Kinderstuhl sitzenden Kleinkindes erspare ich mir und Euch.
Ach ja, Herr „ich schlage keine Frau“ meinte dann noch:
„das poste ich gnadenlos auf Facebook! Die werden sich wundern. Da bin ich knallhart!“ Ich bekam Eindruck von Herrn Gnadenlosknallhart!
Dann kam noch ein „willst Du wirklich mal ESSEN gehen, dann gehe mal zu XXXXXX“
Ich war einem Lachkrampf nahe. Empfiehlt man doch tatsächlich ein Restaurant und gart hier in der eigenen Brühe…
Und wir?
Wir haben dann irgendwann mal die Rechnung erbeten und wurden dann doch recht freundlich verabschiedet. Die junge Dame hat uns auch noch die Schnitzel gerne eingepackt und hatte dann doch auch ein sehr freundliches Lächeln drauf. Ich mochte an dem Tag nicht mit ihr tauschen. Dafür hat sie ihre Sache letztlich dann doch ganz gut gemacht. Armes Ding. Ich hoffe für sie, daß die RTL II Protagonisten alsbald und hoffentlich „geräuschlos“ gegangen sind.
Fazit:
Man bekommt das Erwartete bei solch einem Betrieb. Vielleicht hier sogar etwas weniger. Ich meine die Schnitzel hätten schon mal besser geschmeckt. In der Pfanne ausgebraten hätte ich aber nicht erwartet. Dann aber lieber Friteuse und mehr Geschmack.
Unterm Strich brauche ich das jetzt mal wieder auf Jahre hinaus nicht mehr. Aber manchmal muß es eben sein. So wie hier.
Aber nach Küchenreise: die 2 – kaum wieder
Ach ja:
Das „n“ bei RTL steht für Niveau.
PPS: Meine Finger jucken noch, aber es hat ja eigentlich nicht wirklich was mit einer Gastrobewertung zu tun. Aber die Feder (oder die Tasten) laufen deutlich lockerer, wenn man wirklich etwas zu erzählen hat. Ich hoffe Ihr seht mir dies nach.
Aber Vorurteile müssen bedient werden, sonst verlieren sie sich. Und das wurde heute par excellence erledigt
PPPS: der muß noch sein:
Kennt Ihr das, wenn man den Eindruck hat, daß der IQ mancher Mitmenschen unter einer umgefallenen Bohnenstange noch einen Limbo tanzen könnte?
Jetzt war ich aber garstig und gehe in mich...