Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Am schwarzen Brett irgendeines Nachlassgerichtes hing die Notiz: „Wer am Essen spart, hungert für seine Erben!“
Daher gehen wir gerne essen. Es geht nicht um eine Kritik, sondern nur um die Freude am Leben. Aber die Ausgangslage zum Besuch muss schon stimmen.
Die nüchternen Daten zum Restaurant (Stand 10/2014) somit zuerst:
* Schlemmer Atlas 2 Kochlöffel
* Varta 1 Diamant
* Volkenborn Rangliste Platz 2094
* Gerolstein-Liste Platz 2238
* Restaurant-Kritik Platz 2 in Remscheid
Das Haus hat 18 Tische und 68 Plätze – bei voller maximal 80 Personen; die Terrasse hat 60 Einheiten zu bieten.
Den beiden Besitzern (Kai Robert Paulus und Joachim Schreiber) gehören neben dem Hotel, dem Restaurant und dem Catering-Service noch fünf Tankstellen – drei davon in Remscheid (Prospektaussage).
Kai Robert Paulus antwortete im RGA (Tageszeitung) 2012 bei einem Interview: „Kochen ist ein Handwerk, aber ein sehr kreatives Handwerk. Ich versuche, mit Geschmäckern zu spielen, mit der Konsistenz zu arbeiten, alte Rezepte neu darzustellen. Insofern ist Kochen eine künstlerische Arbeit, mit der ich auch versuche, den Geschmack der Masse zu treffen.“
Wir besuchen gerne den Wochenmarkt in Remscheid: Das Fleisch von Bauer Kempe ist für uns großartig; auch das Fisch- und Gemüseangebot ist einfach breiter angelegt als in Wermelskirchen.
Nach den Einkäufen besuchen wir auch gerne ein Restaurant, das am besten fußläufig vom Allee Center aus zu erreichen ist.
In der Villa Paulus waren wir schon lange nicht mehr. Das Überraschungsmenü haben wir bisher noch gar nicht verkostet.
Der Internetauftritt ist informativ und so konnten wir uns bereits im Vorfeld gut orientieren. Die ansprechende Weinkarte hat mir zugesagt. Die Speisekarte ist regional – mediterran geprägt.
Also vorher einen Anruf getätigt und zwei Plätze reserviert. Am nächsten Tag auf den Markt und dann in einer guten Viertelstunde zum "Tatort".
Ambiente
Das Haus hat uns mit seinem Charme überzeugt: hell brauner Parkettboden, Tische und Stühle in abgestimmten Brauntönen, die Wände sind halbhoch ebenfalls in Holz gehalten. Darüber ist eine dezente helle Stofftapete mit floralem Muster. Die Decke ist weiß gehalten und hat schöne Stuckelemente. Auf dem Tisch befinden sich ein Teelicht und eine kleine Topfpflanze (Bonsai). Die Stoffserviette ist klassisch weiß.
Ein wirklich ansprechend gestaltetet Bereich ist die WC-Anlage. Der Boden ist ein Mosaik. Das Waschbecken erscheint wie schwarzer Basalt, Die Armatur ist funktional und formschön. Auch die Stoff- und Papierhandtücher sind in Griffweite. Einziger Wermutstropfen ist die Halterung für die Handtücher. Sie wirkt „unschön“ und nicht stimmig zum Gesamtbild. Aber der Sanitärbereich ist wirklich ein Kunstwerk und ich hätte gerne öfter solche Schmuckstücke.
Service
Der Fensterplatz war leider schon vergeben. Aber wir erhielten einen anderen schönen Tisch in der Nähe. Das gefiel uns gut. Die Garderobe wurde uns freundlich abgenommen und in den mit Code gesicherten Raum gebracht. Unsere kleinen Extrawünsche bezüglich Unverträglichkeiten wurden gerne bei der Bestellung berücksichtigt. Der Kellner (ein höflicher junger Mann) erklärte jeweils die Speisen und hatte auch eine gute Hand bei der Weinbegleitung. Die Getränke und Speisen wurden zügig gebracht. Die Küche scheint im Keller zu sein und mit einem Aufzug, den wir sehen konnten, werden die Speisen nach oben befördert und sofort serviert. Es bereitete der Servicekraft keine Probleme die 10 Gäste an vier Tischen alleine zu bedienen.
Die verkosteten Speisen
Wir wählten das Überraschungsmenü und bestellten einmal Fisch und einmal Fleisch (27,90 €).
Zuerst wurden uns Brot und Aufstrich gebracht. Die Scheiben waren dünn geschnitten und frisch. Es waren zwei Sorten. Ebenso gab es zweierlei Belag. Zwei Pflaumen im Speckmantel lagen auch noch auf dem Tellerchen. Das war eine Sättigungsbeilage und schmeckte ganz ordentlich – war aber nicht besonders originell; und für uns auf keinen Fall ein Gruß aus der Küche (den wir auch nicht erwartet haben).
Der erste Gang vom Menü folgte sofort: eine Komposition aus Ziegenkäse, Rote Bete, Ente und Kürbisgemüse (Chutney).
Der zweite Gang war eine „Brasilianische Feschuada“ – ein Eintopfgericht mit Gemüse wie schwarze Bohnen, Speck, Dörrfleisch und Wurst. Uns schmeckte das Gericht wie eine leckere Linsensuppe mit viel Charakter.
Der Hauptgang war einmal eine Saltimbocca aus Schweinefilet und einmal Zanderfilet. Das Kohlgemüse (möglicherweise Spitzkohl oder Wirsing) war auf beiden Tellern. Die Kreation war gut gegart und abgeschmeckt. Zum Fisch gab es einen Süßkartoffel-Muffin und zum Fleisch Kartoffelecken mit Chili. Der Muffin schmeckte mir wie ein mächtiges saftiges Brötchen. Die andere Beilage schmeckte mir etwas besser und erinnerte mich an einen Pfannekuchen. Das Schweinefilet war pikant mit Pfeffer gepudert und war rund im Geschmack. Die Portweinreduktion (Jus) war lecker. So war der Klassiker Saltimbocca gelungen abgewandelt. Auch der Fisch war perfekt gegart und hatte eine feine Kruste zur Geschmacksabrundung. Uns haben also die Hauptkomponenten gefallen und nur die „Kartoffel-Komponente“ war nicht ganz unser Fall.
Als Abschluss folgte das Dessert. Schön auf einer Schiefertafel angerichtet, kamen Kokos-Eis, Pflaumen-Panna-cotta, Kumquat und Scheibchen von Obst als Deko. Das Eis war sehr cremig und zerging auf der Zunge. Die Panna cotta war gut im Geschmack, hatte aber wohl etwas viel Gelatine abbekommen und wirkte relativ fest im Mund. Ein erfreulicher Gang – trotzdem.
Getränke
Wasser (Selters medium – 0,75l für 6,00 €), Weinbegleitung drei Weine (13,00 €): Leo Hillinger, Grüner Veltliner (passte gut zum Gemüsegang am Anfang) - Georges Vigouroux, Pigmentum aus den Trauben Ugni blanc und Colombard (passte harmonisch zum Fisch) – Leo Hillinger, Small Hill Sweet eine Trockenbeerenauslese aus Welschriesling und Chardonnay (feine Süße, die die Aromen der Nachspeise abrundeten)
Die Getränke haben mich überzeugt und den guten Eindruck der Karte bestätigt.
Fazit
Das Mittagsmenü hat uns trotz einiger kleiner gefühlter Schwächen gefallen und geschmeckt; auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Die Teller an Nachbartischen machten uns einen optisch und olfaktorisch ebenso feinen Eindruck:
4 - gerne wieder.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)