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Im Römerkastell, dem Gelände der ehemaligen Reiterkaserne auf dem Hallschlag, entwickelt sich seit den letzten Jahren ein neues schmuckes Stadtteilzentrum.
Die Bauten aus gelbem Sandstein und rotem Klinker wurden total renoviert, altes unter Denkmalschutzaspekten so weit als möglich erhalten ohne auf moderne Technik zu verzichten. Das Restaurant ist nun doppelt so groß und hat daher auch das Personal aufgestockt.
Sandra Lavorato, eine gutaussehende, große Dame mittleren Alters beherrscht den Service nach wie vor souverän und fast distinguiert. Mit leicht italienischem Akzent wird man freundlich begrüßt und bekommt einen Tisch zugewiesen.
Der Gastraum ist ohne Trennwand durch unterschiedliche Möblierung zweigeteilt. An den Tresen mit Barhockern, hinter dem sich auch die Küche befindet, grenzt der erste Bereich mit etwas höheren, weißen Bistro- oder Bartischen an. Der zweite Bereich ist mit dunkelbraunen Tischen und modernem wie auch bequemem Mobiliar ausgestaltet.
Auch der Chef Giuseppe Lavorato kommt, wenn es ihm seine Küchenarbeit erlaubt, meist mit einem Lächeln aus seiner Küche, begrüßt die Gäste und freut sich über eine anerkennende Bemerkung zu seinen Gerichten. Seine Stärke und Leidenschaft ist die individuelle Beratung und Speisengestaltung auf Kundenwunsch, mit seinen tagesfrischen Produkten.
Bei einem Glas Sanbittèr (3,50 €) studierte ich die die überschaubare Standardkarte, aus der nun - wie für ein echtes, italienisches Ristorante üblich - die Pizza verbannt wurde. Neben den in der Karte aufgeführten Antipasti, Pasta, Carne und Pesce gibt es Mittags noch 2 bis 3 Tagesgerichte, die am Eingang an der grauen Metallwand mit Kreide angeschrieben sind und auch beim Überreichen der Speisekarte aufgezählt werden - auch mit Übersetzung ins Deutsche bei Bedarf. In der Regel sind 2 Pasta Gerichte für je 8,80 € inklusive Vorspeisensalat dabei - so auch an diesem Tag.
Das passende Glas Weißwein lasse ich mir wie immer von der Chefin empfehlen, diesmal ein Sauvignon (das 0,1er Glas für faire 3,00 €). Den Wein und einen Korb italienischen Weißbrots bringt dann der neue italienische Kellner, er ist sehr freundlich, jedoch noch etwas unsicher, aber das wird sicherlich noch.
Die Vorspeise „Vitello Tonnato“ (11,50 €) lässt nicht lang auf sich warten.
Nach angenehmer Pause, in der ich mir noch ein wenig vom krossen Weißbrot genehmige,
kommt das „Filetto al Pepe verde“ (26,50 €)
Zum Abschluss noch einen guten doppelten Espresso (3,90 €)
Allein die Preise – so hatte ich zumindest das Gefühl – haben bei den Gerichten auf der Karte etwas angezogen. Schön dass wenigstens der Mittagstisch nach wie vor bei 8,80 € geblieben ist.
Ein italienisches Ristorante, das sich durch Individualität und frische Produkte über den Durchschnitt erhebt. Und in dem ansprechenden Umfeld des Römerkastells auch eine Rahmen gefunden hat, in dem das Engagement der Lavoratos noch besser zur Geltung kommt. Ich freue mich auch schon auf die Nutzung der Terrasse vor dem Restaurant, wenn im Frühling dazu die Temperaturen passen.
Anmerkung zum Römerkastell:
Das Kastell Cannstatt wird auf 90 n.Chr. datiert und war damals ein römisches Militärlager bis 260 die Alemannen der römischen Herrschaft in dieser Region ein Ende setzten. Ab 1904 wird das Areal erneut militärisch genutzt, als Dragonerkaserne für die Truppen König Wilhelms von Württemberg. Nach dem 2. Weltkrieg wird die Anlage von den US-Streitkräfte in Beschlag genommen. Erst 1993 zog das Militär endgültig ab und die friedliche Nutzung beginnt, zum Beispiel mit dem Fanta 4 Konzert 2003. Kreativ- und Medienwirtschaft sind bereits stark vertreten, so auch die 1.6000 Quadratmeter großen Filmstudios, in denen „SOKO Stuttgart“ gedreht wird. Neben In- und Outdoor Veranstaltungen, arbeiten und wohnen, zieht nun peu à peu auch Gastronomie und Einzelhandel hier ein. Das Römerkastell mausert sich.