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Bevor treue Leser meiner Beiträge „bitte nicht schon wieder!!“ aufstöhnen: Das Restaurant, um das es hier geht, ist bei GG noch gar nicht beschrieben. Ihr wisst ja inzwischen, dass es in Karlsruhe drei Yangdas gibt, die ursprünglich in einer Hand waren. Seit einigen Jahren hat die älteste Filiale, das ist die in der Kaiserstraße, einen anderen Besitzer, auch wenn die Speisekarte durchaus noch Ähnlichkeiten aufweist. Die anderen beiden kochen zumindest auf dem Papier das Gleiche, und die in der Ettlinger Allee suchen wir zu einigermaßen normalen Zeiten etwa monatlich auf.
In der Filiale im Passagehof waren wir bisher nur einziges Mal, nämlich vor vier Jahren. Damals verband ich mit GG noch Große Gewächse und Gewürzgurken, und natürlich den festen Boden, auf dem wir alle stehen (sollten). Ich habe diesen Besuch wegen Magen-Darm in gemischter Erinnerung. Das waren die Hauptbestandteile meines Gerichts, nicht etwa hochnotpeinliche Folgen (letztere waren eine andere Geschichte). Das Gericht von damals finde ich inzwischen nicht mehr auf der Karte, es könnte sein, dass es doch nicht so der Renner war.
Da es von meinen weihnachtlichen Anlaufstellen zum Passagehof aber nicht weit war, beschloss ich, unser Mittagessen dort zu besorgen. Gedacht, getan und angerufen, und eine Viertelstunde später konnte ich die Bestellung abholen, obwohl die Küche eigentlich noch beim Hochfahren war.
Schnitt
Daheim angekommen, gab es zum Einstieg ausgebackene Wan-Tans mit Schweinehackfüllung (4,90). Teigtaschen gehören nicht zu den Stärken der drei Yangdas, im Gegenteil, aber die Wan-Tans waren neu auf der Karte, und vielleicht konnten die ja was gut machen. Konnten sie aber nicht, und das nicht nur wegen der Stunde, die zwischen Inempfangnahme und Auspacken lag und in der sie naturgemäß ihrer Knusprigkeit teilweise verlustig gingen.
Die Wan-Tans wären nämlich auch vor Ort durchgefallen. Sie bestanden aus viel Teig und wenig Füllung, und diese gab geschmacklich kaum etwas her. Die süße Chilisauce, wohl aus irgendeiner dieser handelsüblichen Flaschen, konnte da auch nichts mehr retten.
Da die Wan-Tans auf meinem Ideenmist gewachsen waren, übernahm ich für diesen Fehlstart zähneknirschend (und viele Wan-Tans-kauend) die Verantwortung. Merke: Take nie etwas out, das auf dem Weg nach Hause das MHD überschreitet.
Die weich geschmorten Auberginen mit Schweinehack (7,90) waren eine sehr ölige und ziemlich breiige Angelegenheit, ich muss aber gestehen, dass ich für dieses Mundgefühl eine Schwäche habe; vielleicht habe ich in meiner Kindheit nicht genug Fett wegbekommen.
Der Koch im Passagehof greift ein ganzes Stück tiefer in die Zuckerdose als der Kollege in der Ettlinger Allee, etwas weniger süß hätte mir auch gereicht. Meine Frau hat da keine Probleme, aber die kommt ja aus einem Land, wo selbst die Bratwurst süß ist. (Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, aber inzwischen esse ich Longganisa richtig gerne.)
Auch die Gong-Bao-Garnelen, mit frischen Erdnüssen und großen getrockneten Chilischoten (18,90), waren deutlich süßer als beim Kollegen und schmeckten eher wie das, was einem überall in Deutsch-China unter dem Stichwort süß-sauer angeboten wird. Meine Frau war allerdings auch hier sehr angetan, bis auf die großen Chilis, die sie alle aussortiert hat. Meine Favoriten sind die aber auch nicht, weil sie erstens keine Schärfe ans Essen abgeben und zweitens sich beim Kauen wie Hartplastik anfühlen. Dafür lieben wir beide den Biss von gekochten frischen Erdnüssen.
Einzig der geschmorte Schweinebauch mit gekochten Eiern war ohne Fehl und Tadel (8,90). Der hatte sicher viele, viele Stunden vor sich hin geschmurgelt, so schmolz er auf der Zunge.
Der Reis wiederum war nichts Besonderes, nämlich grau und ohne erkennbares Aroma. Das finde ich ein bisschen lieblos; vielleicht meint man, dass die doofen Deutschen da ohnehin keinen Unterschied herausschmecken. Vielleicht stimmt das ja im Prinzip auch, wo selbst für die hochfeine Zunge des Hl. Wolfram Reis einfach nur Reis war. Aber der hatte auch eine eigenartige Asiaphobie.
Da ich mit meiner Abholung sehr früh dran war und das Restaurant noch leer, kann ich nicht sagen, ob es von vielen Chinesen frequentiert wird, denn die würde man so wohl nicht bei der Stange halten. In der anderen Filiale, in der wir manchmal die einzigen Nichtchinesen sind, ist der Reis jedenfalls ein ganzes Stück besser.
Fairerweise muss man aber auch in Rechnung stellen, dass dieser Take-out preisleistungsverhältnismäßig ein ziemliches Schnäppchen war, denn wir drei hatten für die schlappen 41 Euro zwei Tage lang zu essen, am zweiten allerdings mit eigenem Reis. Nur die Garnelen lässt man sich recht wacker bezahlen.
Fazit: Es muss nicht wieder vier Jahre bis zum nächsten Mal dauern. Und wenn’s ein Take-out wird, dann mit Sicherheit keine gebackenen Wan-Tans, aber gerne was von der fetten Wampe meines Zweitlieblingstiers (vom Erstlieblingstier heute kein Foto, da kein Bezug zum Geschehen). Und wer weiß, vielleicht finden wir ja noch etwas, was sie besser können als die Kollegen.