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Beim Betreten dieses inszenierten Raumes ist auf jeden Fall erst mal Erschaudern und Überraschung angesagt. Hier hat der Innenarchitekt kräftig zugelangt: pompejigrüne Wände, wie ich es zuletzt in Goethes Wohnhaus in Weimar gesehen habe / schwere dunkelgrüne Samtvorhänge / künstliche Schindelverkleidungen / ein ausgestopfter Wildschweinkopf hinter der Theke / glitzernde schwere Kronleuchter an der überhohen Decke / Cannstatter Travertinfliesen auf dem Boden / ein offener Kamin, der vielleicht nur ein Monitor ist?
Beim heutigen Besuch, an einem frühen Sonntagnachmittag, bin ich erst mal irritiert. Zudem gebärdet sich der Service so, wie es leider überall grad Mode wird: die Bedienung unterhält sich intensiv mit einem Kollegen oder Freund und ignoriert lange Zeit den Gast. Bedient wird nach längerer Wartezeit nur, wer nicht a) entnervt den Ort verlässt oder b) Selbstbedienung wittert oder c) sich selbst an den Tresen bequemt. Doch im Aussitzen habe ich Übung. Und die freie Zeit kann durchaus zum Akklimatisieren genutzt werden. Oder zum Blick aus dem Fenster im Alkoven: draussen blühen die Bäume!
Das Positive vorneweg: hier gibt es einen wöchentlich wechselnden, günstigen Mittagstisch, der von Dienstag bis Sonntag (!) Gültigkeit hat. Für 7,00 Euro gibt es drei verschiedene Gerichte zur Auswahl, davon eines immer vegetarisch. Dazu für 3,00 Euro eine Beilagensalat und für weitere 3,00 Euro ein Dessert. Herrlich glatte, runde Preise. Dazu Wasser, Softdrinks, Bier, sowie eine Rot- und eine Weissweinsorte. Und natürlich Kaffee in verschiedenen Variationen. Samt Kuchenangebot. Abends gilt dann die vollständige Karte (die man in Wildtierfell gebunden gereicht bekommt). Dort wird er Hochpreisiges und Exquisites angeboten, wie z.B. Whiskey gebeizter Lachs, mit Passepierre und Kumquatmarmelade für 16,50 als Vorspeise. Als Schnösel kenne ich leider nur Passepartouts. Dann vielleicht lieber folgendes Hauptgericht: Maisstubenküken mit Dörrpflaumensauce, Lauchgemüse und Safran-Herzoginkartoffeln für 22,50? Das Weinangebot ist formidabel: das Allerbeste von regionalen Winzer-Größen wie Dautel und Co. Mir ist nicht ganz klar, welche Klientel hier erwartet wird. Auf jeden Fall wohl keine schnöden Museumsbesucher. Naja, wie ich der Homepage entnehme, werden regelmässig auch sogenannte Hegel-Lectures angeboten, „die zum Ziel hat, Magen und Kopf mit einander zu verbinden“. Da muss ich mal hingehen. So eine Verbindung wünsche ich mir insgeheim schon lange…
Ich wähle als Mittagsangebot die Käsespätzle mit geschmorten Zwiebeln. Mittagstisch wird übrigens bis 15 Uhr gereicht – sehr angenehm für späte Esser wie mich. Die Käsespätzle erscheinen sehr komprimiert als rechteckig gepresste Form. Ziemlich trocken. Keinerlei Käsefäden. Für reichlich Aroma sorgen die reichhaltig ausgegebenen würzig-deftigen Zwiebeln, mit denen absolut nicht gespart wurde. Bin froh, ein grosses Wasser bestellt zu haben (0,3 Liter für 2,80 Euro): spritzig und kühl! Dafür ist der schlichte Kaffee (günstige 2,00 Euro pro Tasse) wahnsinnig bitter und vollkommen überröstet. Selbst mit einer doppelten Portion Kaffeesahne kann ich dieses Gebräu kaum runterspülen. Beim nächsten Mal wähle ich bestimmt einen Cappuccino.
Bedauerlicherweise verfügt das Hegel Eins über keine eigene Toilette (oder ich habe sie übersehen). Man muss dazu leider das Lokal verlassen und die museumseigenen Örtchen im Untergeschoss aufsuchen. Dort gibt es auch Schliessfächer und jede Menge Prospekte und Info-Material.
Trotz zwiespältigem Gefühl möchte ich das einzigartig skurrile Ambiente des Lokals erwähnen.