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Und nachdem 2020 das Corona Virus unser schon im letzten Jahr in Rheine geplante Abendessen vereitelt hatte, konnte es im Dezember 2021 stattfinden. Und so traf sich unsere sechsköpfige Büro-, Werkstatt- und Schicksalsgemeinschaft am 17. Dezember abends in der Eichenstraße in Rheine. Meine Kollegin hatte im Vorfeld mit Frau Beesten ein fünfgängiges Menü abgesprochen und der Rest ließ sich überraschen was denn serviert werden würde.
Ich kam zusammen mit meiner Frau (Anhang wird bei uns immer mit eingeladen, Ausgleich für manchmal Familienfeindliche Arbeitszeiten) mit dem Fahrrad um kurz nach 18 Uhr an. Die Leezen wurden vor der Tür geparkt, mir bekannte PKW verkündeten, dass die Kollegen mit ihrem Anhang bereits angekommen waren. Wir traten ein und Frau Beesten und ihr junges Serviceteam empfingen uns. Die Tische in den beiden Gasträumen waren eingedeckt, auf Nachfrage wurde bestätigt, dass man ausgebucht sei. Viele kleinere private Buchungen würden die wegfallenden größeren geschäftlichen Buchungen ausgleichen. Schön, die Rheinenser lassen ihre Gastronomen nicht im Stich.
Nachdem wir uns der Garderobe entledigt hatten ging es an den Tisch im hinteren Gastraum. Impfausweise wurden digital kontrolliert, Identität wurde gegengeprüft und über die vorherige Anmeldung waren wir registriert. Das wurde souverän, schnell und vorbildlich erledigt und man konnte mit guten Gefühl in den Abend starten. Wir hatten einen großen runden Tisch für uns, die Raumsituation gestattet es Familie Beesten, die Tische mit ausreichend großem Abstand zu stellen.
Nach der Begrüßung der Runde nahmen wir Platz und mit Blick auf ein paar Pilsgläser am Tisch schlossen meine Frau und ich uns an und orderten erstmal ein Rolinck als Aperitif. Frau Beesten wickelt den Service mit Hilfe einer Gruppe junger Damen ab, die sich hier (vermutlich) ein Taschengeld neben Schule und Studium dazu verdienen. Das klappt aber trotzdem gut, denn einige der jungen Damen kennt man schon lange Jahre als Servicekräfte und Frau Beesten achtet sehr darauf, dass der Service auf gleich gutem Niveau bleibt wie die Gerichte, die ihr Mann aus der Küche schickt.
Die Weinkarte wurde gereicht, eine recht lange Diskussion entwickelte sich im Weinaffinen Kollegenkreis, dass dauerte etwas und die Küche unterbrach unsere Diskussion damit, den Service hausgebackenes Brot (immer 2 Sorten) mit Frischkäsecreme und immer einem Griebenschmalz servieren zu lassen. Da sich die Diskussion zog, schickte Herr Beesten auch seinen Küchengruß, ohne Foto. Ein intensive Entenleberterrine kam an den Tisch, mit einem Chutney als süß-saurem Konterpart. Dann waren wir auch mal durch, der erste Wein wurde serviert und die Frage nach dem gewünschten Start ins Menü wurde mit Ja beantwortet.
Los ging es mit Fisch, es gab Thunfisch-Tartar auf Avocado-Oliven Ragout an Blattsalat. Das Gericht ist ein Klassiker in der Karte des Beesten.
Auf dem Teller ein bisschen frischer Salat, Tupfen einer Oliventapenade, die sehr würzig abgeschmeckt war. So weit bekannt, soweit gut. Herr Beesten richtet das Tartar im Ring in Schichten an, unten findet sich Avocado vermischt Oliven, fettig ölige Konsistenz und Aromen für das oben schön grob geschnittene Tatar vom Thunfisch.
Das ist, soweit ich es schmecken kann, kaum oder gar nicht gewürzt und mit seiner Frische der Gegenpool zur intensiven Tapenade und dem Avocado-Oliven Ragout. Weiterhin eines meines liebsten Gerichte aus der Küche des Beesten. Vorbildlich fragte der Service ab, wann die nachfolgenden Gänge serviert werden sollten, und ließ uns so die Zeit zwischen den Gerichten die Weinkarte neu zu konsultieren.
Rote-Beete-Karotten-Suppe mit gebratener Riesengarnele verkündete die am Tisch ausliegende Karte als Gang 2. Im Internet hatte noch Jakobsmuschel gestanden, da war wohl was ausgegangen in der Küche. Ich war etwas enttäuscht, für mich ist eine Jakobsmuschel (wenn gut gebraten) immer die beste Einlage in einer Suppe. Aber diese kleine Enttäuschung währte nur bis zum ersten Löffel Suppe im meinem Mund! Ja, so muss Rote Beete Suppe, wer Borschtsch mag, weiß was ich meine. Schöne prägnante Säure als Gegengewicht zur Süße der Karotten und Beete. Die Garnele wurde verzehrt, genossen wurde die Suppe selber. So durfte es weiter gehen. Die Kollegin hatte als dritten Gang eine Zwischengangversion eines Hauptgerichtes aus der Karte erbeten.
Perlhuhnbrust mit Feigensenf und Estragon überbacken an Staudensellerie Karotten Gemüse und Rösti, an diesem Gericht sieht man, dass Herr Beesten einen Teil seiner Lehr- und Wanderjahre in Küchen gearbeitet hat, die sich der klassischen französischen Küche gewidmet haben. Das war in Kombination einfach klassisch ausgeführt, das Perlhuhn im Supreme Schnitt, saftig geschmort, nicht zu intensiv gratiniert und mit krosser Haut war eine Freude beim Verzehr. Der Rösti badete in der leichten und hellen Jus, das Gemüse war Butter pur, so müssen Begleiter zu Geflügel sein. Kann man so im Burgund erwarten, geht aber auch aufs Feinste in Rheine. Die Tischrunde war sich einig, drei wirklich feine Gänge bisher. Mal schauen, wie der Hauptgang ausfallen würde, serviert wurde Hirschrückensteak mit Buchenpilzen in Rahmsauce an Rotkohlroulade und Kartoffelgratin
Wieder eine klassische Anrichte, wieder äußerst ansprechend. Die Rahmsauce war sehr geschmackvoll, nicht schwer, eine leichte Säure (Zitrone?) ergänzte die Aromen in der Jus. Die klassische Ausbildung von Herrn Beesten äußerte sich mal wieder im vermeintlich einfachsten Bestandteil es Tellers, dem Gratin. Ein Gratin kann für sich eine unglaubliche Delikatesse sein, wenn man weiß, welche Kartoffeln die richtigen sind, dass da nur Sahne dran gehört und Muskat in der richtigen Dosis. Geht häufig schmerzvoll schief wenn man Convinience nutzt, hier ist es immer geschmackvolles Handwerk. Kreativ der Rotkohl, serviert eingeschlagen in einem großen Rotkohlblatt. Und natürlich auf den Punkt das kurz gebratene Stück Hirsch, von dem nicht glaube, dass es ein Tier aus der Jagd war. Dafür waren die Wildaromen nicht ausgeprägt genug. Aber ich verstehe, das man hier als Restaurant immer auf Messers Schneide wandelt, vielen ist zu viel Wildgeschmack zu viel des Guten. Nichtsdestotrotz auch Gang 4 ein Genuss und man war auch gut satt nach 80% des Menüs. Dessert fehlte noch zum Abschluss unseres Weihnachtsmenüs.
Gratinierte Brombeeren auf Zitronencreme mit Vanilleeis sollte es geben zum süßen Abschluss. Saure Beeren in einer recht süßen Creme, die Zitrone rückte nicht in der Vordergrund auf dem gratinierten Teller. Dazu ein geschmackvolles Vanilleeis, war das Dessert ein würdiger Abschluss. Die Tischrunde war zufrieden mit der Auswahl der Kollegin und mit der Leistung von Familie Beesten und ihrem Team.
Getrunken wurde auch, dass Restaurant Beesten bietet eine sehr bedächtig sortierte Weinkarte mit einem deutschen Schwerpunkt und ergänzend Weine aus allen bedeutenden Weinbauregionen Europas. Frau Beesten stammt vom Bodensee und achtet persönlich auf eine Auswahl, in der man in jeder Preisregion glücklich werden kann. Unsere Auswahl machte uns definitiv glücklich!
So, damit beende ich meine jüngste Rezension des Restaurants Beesten in Rheine. Es bleibt dabei, Familie Beesten führt den kulinarischen Platzhirsch in Rheine. Klassische, gehobene, gutbürgerliche Küche ohne Experimente. Das Beesten ist so ein "Nummer sicher" Laden, in dem man immer gut aufgehoben ist zu allen denkbaren Anlässen. Nichts überrascht (kulinarisch), aber alles ist exzellent ausgeführt. Und genau das ist ja bei gewissen Anlässen das Gesuchte.