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Getreu dieser Aussage sind wir (meine Gattin und ich) kurz nach Ostern 2014 für eine Woche an die Ostsee gefahren, um (wieder einmal) köstlich zu speisen.
Vom Strandbahnhof Travemünde sind es nur wenige Schritte zum Columbia Hotel. Es liegt auf der linken Seite, wenn man Richtung Promenade geht. Rechts steht das in meinen Augen scheußliche Hochhaus (117m) von Maritim.
Als wir das Haus betraten, mussten wir uns erst einmal orientieren und an der Rezeption nach dem Weg zum Restaurant fragen.
Freundlich wurden wir auf den Aufzug oder die Treppe links am Ende des Ganges hingewiesen. In der zweiten Etage befand sich dann „La belle Epoque“.
Wir betraten einen geräumigen Vorraum und wurden sogleich zu unserem Platz geführt. Das Restaurant ist ein gläserner Anbau an das Hotel in Art eines Wintergartens mit Blick auf den Strand und den gepflegten Kurpark.
Die Tischs stehen weit auseinander und bieten daher optimale Bedingungen für Gespräche und den Service.
Bevor die Speisekarte kommt, rollt bereits der Champagner-Wagen an. Mehrere erlesene Marken stehen glasweise zur Auswahl.
Der Restaurantleiter und Sommelier David Eitel war sehr freundlich bei der Begrüßung, wirkte aber etwas angespannt (geschäftig, ständig in Bewegung), sein Team strahlte dagegen Gelassenheit aus.
Der Service war zu jeder Zeit ausgezeichnet. Herr Eitel lief auch stets zur Höchstform auf, wenn er die Weine vorstellte – und: die Weinbegleitung hat es in sich! Ich glaube, dass ich noch nie interessantere Tropfen bei einem Menü erhielt (aber schon gleichwertige - wie zum Beispiel im Vendome).
Nachdem wir uns gegen Champagner als Aperitif entschieden hatten, wurde uns wunschgemäß ein Campari-Soda (10€) serviert.
Es folgten schon Grüße aus der Küche: drei Folgen auf mehreren Tellerchen.
Die Speisekarte wies alle Gerichte aus. Wir entschieden uns für das Degustationsmenü.
Die Getränkekarte wurde ebenfalls gereicht und alle Weine der Weinreise genau benannt und mit Preis pro Glas versehen.
Diese klare Struktur hat mir sehr gefallen.
Ich habe die Gerichte fotografiert (der Service hatte ohne Blitzlicht keine Bedenken dagegen) und mir keine Notizen während des Aufenthalts gemacht. Denn die Freude am Verkosten, Schnuppern und Ansehen wollte ich dafür nicht unterbrechen.
Taschenkrebs, Hummer und Kaisergranat bildeten den ersten Gang. Sie waren zu kleinen Zylindern mit verschiedenen Kaviarverzierungen verarbeitet und jeweils auf einem Glasteller angerichtet. Ein köstlicher und abwechslungsreicher Genuss – und dazu der Sancerre Clos de Beaujeu von Boulay (16€) - wunderbar – ein neuer Lieblingswein für mich.
Der zweite Gang hieß Gänseleber „Pharao“ und Gänseleber „Bistella“ mit Couscous, Kumquat, Datteln und Aubergine. Er bestand aus zwei Tellern. Die eine Gänseleber war als Pharaonenbüste angerichtet. Das sah schön aus und mundete gut. Es machte Spaß die Komponenten untereinander auszuprobieren und zu genießen.
Vouvray Le Haut-Lieu Moelleux (16€) von Huet war dazu große Klasse.
Nun folgte Kabeljau (mit Rote Bete, Brauner Butter, Wasabi und Dashi-Vinaigrette). Den „Schnee“ fügte die Servicekraft aus einem Töpfchen eiskalt dazu. Pinot Blanc Reserve von Kuhn (12€) war etwas Besonderes. Ein deutscher Wein im französischen Stil, perfekt in Barrique ausgebaut.
Der vierte Gang war die Jakobsmuschel „Message in the Bottle“ mit exotischem Chutney, Joghurt, Naanbrot und Tandoori. Vorweg wurde tatsächliche eine kleine Flaschenpost auf den Tisch gestellt. Sicher ein Gag – aber er gefiel uns!
Der Text „Ich war zwei Jahre auf hoher See und eines der prägendsten Länder auf unserem Erdball war Indien. Dieses Gericht ist eine Inspiration und gleichzeitig eine Hommage an dieses außergewöhnliche Land voller Farben, Aromen und Düften. - Kevin Fehling“.
Nun waren wir besonders gespannt. Der Koch hatte aber nicht zu viel versprochen: Das Gericht war ein weiterer Höhepunkt. Chardonnay Fass Nr. 19 „Tete a Tete“ von Schemps (15€) war die Begleitung. Auch dieser Wein war etwas Außergewöhnliches.
„Die Weiterentwicklung“ Kassler und Auster mit gefrorenem Senf, Weißkrautsalat, Kartoffel und Petersilie bildeten den nächsten Gang. Die Kombination war für uns ungewohnt, hatte aber ihren Reiz. Die Rieslinge von Bürklin-Wolf sind Legende. Sie sind hervorragend im Alter. Hier gab es Ungeheuer G.C. (18€).
Beim Hauptgang gibt es zwei Möglichkeiten; wir haben uns „aufgeteilt“ und einmal für Geflügel bzw. Rind entschieden.
Challans Entenbrust „La Belle Epoque“ mit Erdbeere, Rhabarber, Mandel und Waldmeister.
Das Waguy Beef - mit Paprikacreme, Mastix – den Tränes des Baumes, Miso und Chanponzujus. Zum Fleisch wurde Faugers Jadis von Barral (16€) gereicht. Die Weine aus dem Languedoc sind in den letzten Jahren stets interessanter geworden. Dieser war wunderbar – mal sehen, wo ich den bestellen kann.
Die Süßspeisen begannen mit Geschälter Kaffir-Limette mit Caipirinha-Bon-Bon, Thaibasilikumsorbet, Bergamotte und Limonenblattschaum. Die Begleitung war Durbacher Kochberg Scheurebe Spätese (8€) von Männle.
Maiseis beendete das Menü. Wie alle Gerichte sah auch dieses Dessert köstlich aus und schmeckte himmlisch. Lenchen Riesling Auslese (12€) von Kühn war auch das letzte Glas der Weinreise.
Den Espresso (5€) mit feiner Begleitung haben wir uns auch nicht nehmen lassen.
Am Ende kommt dann wieder das „Auto“ mit den Absackern angefahren (wie am Anfang der Champagner). Doch so schön wie die Spirituosen auch aussahen, man muss aufhören, wenn es am schönsten ist – und am nächsten Tag wollten wir ja auch noch am Strand spazieren gehen (können).
Ein wunderschöner Abend ging nach 4:30 Stunden zu Ende. Dieses Vergnügen möchte man gerne wiederholen – fangen wir also mit dem Sparen (so schnell wie möglich) an.
Ich mag diese puristische Einrichtung: Großzügiger Platz um den Tisch, einfache aber geschmackvolle Dekoration, herrlicher Blick aufs Meer – am Abend mit viel Licht im Garten.
Bei den Speisen wird fast alles in Glas serviert. Daher gibt es auch fast keine Messer, sondern Gabel und Gourmetlöffel. Ich schätze es sehr mit nur zwei Werkzeugen optimal die Gerichte zu in den Mund zu befördern.
Ich empfinde das „Porzellan“ in diesem Haus als Teil der Präsentation. Es gibt Kritiker, die das für „Mätzchen“ halten. Aber nach meiner Meinung unterstreicht es das Esserlebnis. Man kann schlechte Gerichte mit tollen Tellern nicht retten. Aber wenn die Gerichte großartig sind, gibt die Anrichtung noch einen zusätzlichen Kick (ich denke, dass ich dies Zusammenspiel von Speisen und Optik nur im Vendome vergleichbar erlebt habe).
Perfekte Sauberkeit habe ich in diesem Haus vorausgesetzt und gefunden. Der Weg zur Toilette ist ein paar schritte treppauf in den Zimmerbereich des Hotels gut zu finden. Das WC ist jedoch überraschend klein und eng, es fehlt jedoch an nichts.
Fazit
Das "Vergnügen" hier zu tafeln ist nicht "billig" (aber lieber seltener sehr gut als oft schlecht) aber den Preis "wert".
Als Erinnerung haben wir uns jetzt (Dezember 2014) auch noch das Kochbuch vom jüngsten Dreisternekoch Kevin Fehling gekauft. Die Fotos sind herrlich, die Gerichte sind präzise beschrieben und vielerlei über den Kochkünstler.