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Unverhofft kommt oft. Aus Freude über eine bestandene Prüfung meines Fräuleins, luden uns ihre Eltern zum Essen ein. Schön, dachte ich mir. Montags Abend haben zwar einige zu, aber nicht das Peperoncino. Mittags angerufen und schnell reserviert. Wunderbar!
Zu fünft fuhren wir dann mit dem PKW ins Parkhaus am Schillerplatz (1h ca. 2€). Wären wir nur alleine, hätten wir die Straßenbahn genommen. Die hält nämlich fast vor der Haustür. Die Freundin des Schwagers wartete bereits an der Haltestelle und wir gingen zusammen die paar Meter zum Lokal.
Heute waren die Tische vor dem Haus weggeräumt, mag sich bei dem ekligen wohl niemand draußen sitzen. Also rein in die gute Stube. Durch die Tür und einen Windfang und schon steht man in der kleinen, feinen Trattoria. Um die 25 Gäste haben hier innen Platz, 2/3 war schon belegt. Wir hingen unsere Jacken auf und setzten uns an den von Servicekraft- und Leiter Donato bezeigten Tisch. Dieser ist schon mit einer grünen Stoffserviette, welche auf einem grünen Tischset (ebenfalls Stoff) liegt, einem Satz Besteck, Wassergläsern, einer Pfeffermühle und einem Salzstreuer eingedeckt. Blumen oder Kerzen gibt es nicht. Wäre auch zu viel auf dem kleinen schweren Tisch aus dunklem Holz. Nicht dass er das nicht verkraften würde, aber platzmäßig nicht zumutbar. Wir setzten uns auf gut gepolstert Sessel, der Sitz in dunklem Leder, die Rückenlehne in einem blassen Orange. Diese Farben finden sich auch im Raum wieder, z. B. an den paar Bildern (Stillleben) an der hell-ockerfarbenen Wand. Es wirkt sehr gemütlich, solange es ruhig bleibt. Da das Lokal komplett besetzt war, redeten viele Menschen viel und laut…
Donato, einer von zwei Brüdern, die das Ristorante betreiben,begrüßte uns freundlich und brachte uns auch gleich die Karten. An den Wänden hängen auch schwarze Tafeln mit wechselnden Angeboten, welche ebenso draußen und auch auf der ersten Seite der Karte als Speisen „Aus Mamma’s Küche“ angeboten werden. Das liest sich auch alles sehr gut und würde mir als Auswahl schon reichen (siehe Foto). Die Standartkarte bietet so einiges aber nicht nur gewöhnliches. Drei oder vier Suppen, ein paar Vorspeisen (die üblichen Verdächtigen) und Salate, aber auch vier Carpaccio-Varianten nur mit Fisch. Überhaupt ist Fisch hier sehr stark vertreten. Ob mit Pasta oder Solo. Fast 30 Fischgerichte mit Dorade, Wolfsbarsch, Seezunge, Seeteufel, Schwertfisch, Tintenfisch, Muscheln oder Garnelen. Kaum vorstellbar ob das alles frisch ist. Aber es hat bisher immer wunderbar geschmeckt. Für Fleischliebhaber ist neben Kalb, Rind und Lamm besonders das Büffelfleisch zu erwähnen, welches aus Kalabrien oder Kampanien bezogen wird. Ebenso wie der original Büffelmozzarella. Auf Schweinefleisch wird hier verzichtet. Dazu gibt es noch einige Pastagerichte (in den kalten Monaten wird auf Wunsch auch im Parmesanlaib geschwenkt) und fünf Pizzen.
Die Weinauswahl begrenzt sich auf ein paar ausgesuchte Qualitäten aus Italien, vorzugsweise Kalabrien und Sizilien.
Wir durften also in Ruhe wählen, zwischendurch fragte Donato nur nach den Getränken. Diese wurden auch zügig serviert und das Wasser am Anfang eingegossen. Um die Getränke kümmert sich am Tresen ein schüchterner, junger Italiener, der auch mal hilft zu servieren. Größtenteils schmeißt Donato den Laden alleine, sein Bruder steht in der Küche.
Nachdem wir uns endlich einig waren, wer was isst und auch die letzte Speisekarte zu war, kam auch schon der Herr des Hauses um die Speiseauswahl aufzunehmen. Er bedankte sich, nahm die Karten und verschwand. Einen Gruß oder sonstige Kleinigkeiten vorweg gibt es hier leider immer noch nicht, was ich angesichts der stolzen Preise immer wieder bedauere. Nun gut.
Nach angenehmer Wartezeit kamen dann zeitgleich unsere Vorspeisen.
Bruschetta
Drei Scheiben Ciabatta, einseitig in Olivenöl angebraten, so wie ich es liebe. Darauf gut abgeschmeckte Tomaten mit (diesmal weniger) Zwiebeln. Fehlte nur etwas Basilikum. „Verziert“ wurde das Gericht mit Balsamicocreme. Ansonsten aber gute 3* wert.
Gemischte Antipasti
Darauf befanden sich Tomaten (Büffel-)Mozzarella, auch hier ohne Basilikum, Vitello Tonato, dünnes Kalbfleisch überdeckt mit einer Thunfischcréme und ein paar Kapern beworfen, dann noch wunderbar aromatisches Carpaccio di Manzo, serviert mit Rucola und Parmesanspänen und noch ein paar Scheiben gebratener Aubergine. Da ich nur das Carpaccio probierte kann ich auch nur das Urteil meiner Nachbarn weiter geben - saulecker
Jakobsmuscheln in Safransoße
Geschmacklich ohne Kritik, schön kross angebraten mit glasige Kern, dezent aber gut gewürzt, dazu eine leichte Soße mit ein wenig Safran. Aber für die vier kleinen Müschelchen 14€ abzurufen finde ich dreist. Wenn ich nach dem Geschmack gehe klare 4*, so aber nur 3,5*!
Wir waren dann fürs erste satt, das Abräumen dauerte etwas. Die restlichen hungrigen Gäste mussten auch erst mal verköstigt werden. Also philosophierten wir über unsere Weine. Unser Gastgeber an diesem Abend wählte einen Nero D‘Avola aus Sizilien. Ein erwartungsgemäß kräftiger Roter mit viel Gerbstoffen und deutlich Holzeinsatz. Aber trotzdem lecker. Ich wählte einen Melisseo, feiner roter aus Kalabrien, fruchtig, würzig aber immer noch genug Rückgrat! Ein Wein der Spaß macht. Für mich die bessere Wahl. Dazu natürlich San Pellegrino (5,50€).
Eine halbe Stunde später kamen dann unsere Hauptgänge.
Fritto Misto
Dieses Gericht hatte mein Fräulein schon im Sommer vor sich. Heute ihr Vater. Damals wie heute mit Rosmarinkartoffeln und Gemüse. Geschmeckt hat es gut, mengenmäßig eher enttäuschend. Auch diesmal nicht viel besser.
Spaghetti mit Meeresfrüchten
Ordentliche Portion Nudeln mit allerlei Muscheln und Garnelen (ungeschält). Dazu ein paar Tomaten in würziger Soße.
Spaghetti Mare
Sieht fast gleich aus, nur sind keine Muscheln oder Garnelen, sondern Seeteufel und Schwertfisch auf dem Teller. Ansonsten wie oben.
Gegrillter Tintenfisch
Auch hier eine überschaubare Portion. Aber das was auf dem Teller lag war ordentlich zubereitet. Der Tintenfisch kurz angegrillt, war er so zart und gut zu essen. Ein paar Kartoffeln und etwas Gemüse bedeckten die weißen Stellen auf dem Teller. Als Deko gab es noch ein Achtel Zitrone… 3,5*
Lasagne
Hier mal eine großzügige Portion in einer sehr heißen Schale, herrlich duftend. Und geschmeckt muss es auch haben, das Porzellan ging leer in die Küche zurück.
Kalbsleber venezianisch
Gut gewählt habe ich. Ein wunderbares Gericht. Die Leber in Streifen geschnitten, kurz angebraten, kam sie noch rosa und sehr zart an den Tisch. Dazwischen schön geschmorte Zwiebeln in einer kräftigen Weißweinsoße und etwas Salbei. Es war ein Gedicht! Die drei Rosmarinkartöffelchen waren leider schon etwas abgekühlt, konnten aber überzeugen. Das bunte Gemüse bestand aus (natürlich kaltem) Spinat, Möhren (al dente), Blumenkohl, Brokkoli und Zucchini (auch nur lau…) Etwas Salz musste ich nachgeben, es war okay. Aber aufgrund der perfekten Leber gerne 4*
Nach dem Essen wurde diesmal zügiger abgeräumt, immer mit der Frage ob er Abräumen darf und ob alles recht war. Wir bestellten noch eine Rotwein (wurde im Glaskännchen serviert und am Tisch eingegossen), ein Weizen und Wasser nach, ebenso einen doppelten Espresso. Donato durfte uns auch noch mal die Dessertkarte bringen. Man war nicht wirklich satt… Die Süßspeisen kamen dann auch pronto…
Tiramisu
Mal wieder. Das gibt es immer bei meiner besseren Hälfte. Und ich mag es überhaupt nicht. Aber wenn ich ihrem Urteil Glauben schenken darf ist es mindestens 4,5* wert.
Tartufo Nero
Feinstes Eis, von der Kosistenz her zu urteilen ein Fertigprodukt. Aber geschmeckt hat es hervorragend! Sehr schöne Schokoladennote, schöner Kern mit Milcheis, das ganze gewälzt in Kakaopulver und dann geviertelt. Mittendrin ein wenig Sahne und herum lecker Sößchen aus roten Beeren. Für mich ein schöner Abschluss und gerne 4* wert.
Tartufo Bianco
Das Gleiche gibt es auch in Weiß! Wird wohl genauso geschmeckt haben ;-)
Dolci della casa
Ein gemischter Dessertteller mit Tiramisu, Tartufo Nero und Panna Cotta. Garniert mit diversen Soßen. Sah verführerisch aus und der Teller war auch verdächtig schnell leer ;-)
Wir waren satt, relativ glücklich und auch gut gelaunt. Hatte zu Haus ja auch schon eine Flasche Sekt verputzt. Die Rechnung kam mit einem freundlichen Bitte und einer Visitenkarte, für uns sechs schlugen 210€ zu Buche. (drei Vorspeisen, sechs Hauptgänge, vier Desserts, fünf Weine, drei Biere, zwei Flaschen Wasser, ein dop. Espresso)
Fazit:
Im Nachhinein, betrachtet man es mengenmäßig als Menu mit drei Gängen, sind wir gut satt aber nicht überfressen dort raus. Einzig der Preis der einzelnen Speisen gilt zu überdenken. Daher sehe ich das PLV diesmal nur bei 3*. Die Qualität der Speisen hat 4* verdient, auch wenn ein paar Kleinigkeiten noch verbesserungswürdig sind. Donato als Alleinherrscher im Service bekommt diesmal wieder gute 4*, war er doch zuletzt eher verhalten und zu professionell. An der Sauberkeit gibt es nichts auszusetzen. Tisch und Gastraum tadellos, die Toiletten riechen nicht, das Wasser ist warm. 5*
Trotz allem ist die Trattoria Peperoncino meiner Meinung nach konkurrenzlos, wenn man das Gesamtpacket betrachtet. Es bleibt auf Grund des Angebots mein Lieblingsitaliener in Mainz!