Cole Street | Cafébar
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Beckergrube 18, 23552 Lübeck
Bar Cafe Erlebnisgastronomie
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GastroGuide-User: NoTeaForMe
NoTeaForMe hat Cole Street | Cafébar in 23552 Lübeck bewertet.
vor 1 Jahr
"Cafebar in Nachbarschaft zum Theater mit einer hinreißenden Inhaberin und einem schönen, kleinen, hausgemachten Snack-Angebot."

Geschrieben am 22.07.2023
Besucht am 14.07.2023 1 Personen Rechnungsbetrag: 10 EUR
Es sei gleich zu Beginn vorweggenommen: Dieser Hybrid von Cafe und Bar befindet sich weder in einer "Kohlstraße", noch hat er sich einem rein veganen Angebot rund um jedwede Kohlsorten verschrieben.
Das kleine Lokal "Colestreet" ist in Nachbarschaft zum Theater Lübeck in der Beckergrube auf der Lübecker Altstadtinsel zu finden. Seine gastronomische Ausrichtung als teilweise auch Bar machte in diesem Zuge also durchaus Sinn, bietet man somit den Theater-Besuchern sowohl vor als auch nach der Veranstaltung eine Möglichkeit zum entspannten Treff und Austausch bei einigen Getränken und Snacks. Da die Beckergrube zudem die direkte Verbindung vom großen Besucherparkplatz westlich der Innenstadt in eben jene Altstadt bildet, erscheint auch die gleichzeitige Aufmachung als Cafe sinnvoll, denn der Strom potentieller Tagesbesucher und Touristen kann somit ebenfalls abgegriffen werden.
Um herauszufinden, ob das "Colestreet", trotz dieses eher auf einmalige Besucher ausgelegten Standortes, atmosphärisch und kulinarisch ein beachtenswertes Niveau liefert, kehrte ich an einem frühen Nachmittag für einen kleinen Pausensnack eben hier ein.
Außenbereich.
Auffällig ist bereits der graue Anstrich der Fassade des Lokals, welcher sich nicht 1:1 in die Nachbarschaft aus den sonst hell- und backsteinfarbigen Häusern einreiht. Die symmetrische Außenansicht besteht aus einem zentralen, zwischen Schaufenstern gelegenen Portal als Eingang, welches von einer Säule geteilt wird. Letztgenannte hat man auch gleich genutzt, um sie mit dem Namen der Lokalität in großen Lettern zu versehen.

Davor bietet der großzügige Gehweg auf dieser Seite der Beckergrube mehr als genug Platz, um bei gutem Wetter und ansprechenden Temperaturen auch im Freien, geschützt durch einen großen ebenfalls grauen Schirm, sitzen zu können. Mehr hätte man zur Erregung von Aufmerksamkeit aus dieser Außenansicht nicht machen müssen, bevor es eher überfrachtet als einfangend wirkt.
Innenbereich.
Im Innenbereich führt sich die geringe Breite des "Colestreet" ohne Aufweitung nach hinten fort. Hier ist leider eine kleine Stufe am Eingang zu überwinden und auch zu den Toiletten im hinteren Bereich geht es eine kleine Empore hinauf. Das stellt unter Umständen eine Hürde für gehbehinderte Gäste dar.
Das Platzangebot entsteht im Innenbereich durch die beachtliche Tiefe des Raumes. An den Wänden stechen verschiedenste Bilder ins Auge, welche wohl auch der Grund dafür sind, dass sich das Lokal zu den Attributen "Cafe" und "Bar" auch noch das einer "Galerie" selbst zuschreibt.
Die Tapeten bleiben dazu passend in neutralem Weiß.

Weitere auffällige Details des Interieurs sind die zahlreichen und sehr vielfältigen Tischlampen, die einem Museum gerecht werden würden. Dem steht auch die schier unendliche Vielfalt an Sessel- und Tischdesigns in nichts nach. Da kommen Vintage-Fans auf jeden Fall auf ihre Kosten.
Zahlreiche Kunst schmückt die Cafebar.
So hüllt sich das Lokal also in ein sehr individuelles und unverwechselbares Ambiente, dass aber dabei allgemein betrachtet definitiv nicht als kitschig oder überfrachtet bezeichnet werden könnte.
Passend ist auch die Soul-lastige Musik im Hintergrund, die dem Entspannen förderlich ist.
Von der offenherzigen Inhaberin erfuhr ich, dass sie dies alles aus ihrer Berliner Heimat dabei in ihr neues Lübecker Domizil vor 8 Jahren mitgenommen hat.
Das spürt man auch wirklich sehr, denn auf sympathische Art fühlt man sich wie bei jemandem zu Hause eingeladen.
Hier macht das Verweilen definitiv Freude.

Wie erwähnt kümmerte sich während meines Besuches die Inhaberin alleine um ihr Lokal. Auf Sie und ihr Gastfreundlichkeit treffen dabei zwei Wörter perfekt zu: goldig und knuffig. Schon bei der Begrüßung fühlte ich mich mit offenen Armen empfangen. Ihre Berliner Wurzeln wurden mit dem für mich so sympathischen Dialekt sofort klar und schnell entwickelte sich ein offenherziges Gespräch, ohne dass sie mich dann die ganze Zeit penetrant zugetextet hat.
Kommunikativ erörterte sie mir das Tagesangebot an der Theke und machte dabei den Preis für meine Auswahl selbst etwas kleiner, da auch mein Portionswunsch kleiner als üblich ausfiel.
Abgerundet wurde diese Bilderbuch-Serviceleistungen durch das ungefragt gratis gereichte Brot und Wasser.
Trotz ihres gesetzteren Alters strahlte sie so eine mitreißende Jugendlichkeit und Aktivität aus.
Schrieb ich schon beim Ambiente, dass man sich wie „zu Hause eingeladen“ fühlt, so bekräftigte sie das mit ihrer Ausstrahlung nochmals vielfach.

Hinsichtlich des Speisenangebotes zeigt sich schon bei den Öffnungszeiten, welche erst zur frühen Mittagszeit beginnen, dass das "Colestreet" nicht zu den "Frühstücks-Cafes" gezählt werden kann. In Verbindung mit Mittags- und Barangebot bis in die späte Nacht wäre das aber auch, gerade in heutiger Zeit, zu viel des Angebots, welches meiner Meinung nach nur noch einen verschwindend geringen Anteil an selbstgemachtem bzw. frischem beinhalten würde.
So umschreibt das Lokal seine kulinarische Bandbreite auf der eigenen Webpräsenz folgendermaßen: " Auswahl frisch zubereiteter, hausgemachter Quiches, sowie wechselnde Tagessuppe, Chili con Carne, leckere Toasties und köstliche Kuchen".
Mein kulinarisches Interesse weckte hingegen die Theke der Cafebar, welche nämlich stets eine Auswahl an hausgemachten Tapas bereithält.
Da ich an diesem Nachmittag nur Appetit auf einen Snack hatte, bot mir die Inhaberin 4 Kleinigkeiten für 8,9€ an (11,9€ sind es normalerweise für den Ein-Personen-Tapasteller).
Kleine Tapasauswahl von der Theke (von oben im Uhrzeigersinn): Gegrillte Champignons; Hähnchen-Erbsen-Salat in Erdnusssauce; Pimientos de Padron; Sonnenblumenkernbrot; Dolmdakia.
Die Inhaberin bewies beim Service dieser Auswahl erneut Ihre tolle Gastfreundlichkeit, denn aufs Haus gab es noch selbstgebackenes Brot und stilles Leitungswasser.

Meiner kleines Viererlei bestand dabei aus:
-Gegrillten Champignons
-Hähnchen-Erbsen-Salat in Erdnusssauce
-Pimientos de Padron
-Dolmadakia

Zunächst sei zu betonen, dass diese Tapas sichtbar und spürbar selbstgemacht waren, denn die gebratenen Komponenten waren noch warm und die kalten knackig frisch.

Auch das Sonnenblumenkernbrot, wenn auch von der Inhaberin transparent als zugekauft deklariert, bewies die gute Qualität mit Luftigkeit und lockerer Krume und gleichzeitig schönem Körner-Crunch.

Die Champignons hätten nicht nur mir als Funghi-Fan sehr gefallen, denn sie waren saftig und knackig zugleich und schön mit Knoblauch aromatisiert.

Positiv überraschen konnte mich auch die Handwerklichkeit beim Hähnchen-Erbsen-Salat. Das Hähnchen war nämlich nicht tot und zu Staub gekocht und die Erbsen ebenfalls noch mit angenehmen Biss versehen. Das Erdnussaroma kam durchaus durch, hätte aber noch etwas intensiver sein dürfen.

Die Pimientos waren von den Kleinigkeiten am „schwächsten“, da ihnen leider Salz spürbar fehlte.

Das Dolmadakia-Reis-Röllchen im Weinblatt überzeugte dann aber noch einmal voll und ganz mit zarter Hülle und aromatisch tomatisierter Reisfüllung, die ebenfalls eine gute Konsistenz hatte.

Klar, in einer Cafebar darf man keine komplexen Gerichte und Abendrestaurationsqualität voraussetzen. Eben in jenem Kontext überzeugte das „Colestreet“ mich mit dem Tapas-Snack durch die hausgemachte Frische und überwiegende Geschmackssicherheit.
Ok, 8,9€ waren für diese Miniportion schon sportlich, aber gerne habe ich diesen Preis angesichts des Geschmacks und der Qualität und Arbeit, die dahintersteht, trotzdem bezahlt.
Zudem sollte man auch Brot und Wasser aufs Haus nicht außer Acht lassen, denn wie häufig findet man das schon?

Mit dem "Colestreet" konnte ich meinem Erfahrungsschatz an kleinen Cafes und Bars der Lübecker Altstadt, die sich gut für einen kurzweiligen Aufenthalt und eine kleine Mahlzeit eignen, also ein weiteres Lokal hinzufügen.

Im Bereich des Ambientes verleiht es sich sowohl mit seiner Fassade, als auch dem mit Kunst angereicherten Interieur einen individuellen Anstrich, der sowohl bei Eintages-Besucher für Aufmerksamkeit sorgt, aber gleichzeitig auch Stammgäste mit seiner heimeligen, keineswegs kitschigen Atmosphäre anziehen sollte.

Die herzliche Gastfreundlichkeit der Inhaberin ist ebenso unübertroffen einzigartig. Selten habe ich mich so schnell so eingeladen und wohl gefühlt

Die von mir gewählte kleine Tapas-Auswahl aus dem aktuellen Thekenangebot konnte mich qualitativ und geschmacklich ebenso, gerade in Relation zu einem Cafebar-Niveau überzeugen.
Dem geforderten Preis von 8,9 € gegenübergestellt, bleibt für mich deshalb also ein gutes PLV, wenn es auch vom Mengenverhältnis her eher überteuert wäre, würde man nur Convenience vorgesetzt bekommen. Eben die Tatsache des Selbstgemachten machte das gebotene hier aber noch wertvoller an sich.

Somit reiht sich das "Colestreet" in der Gesamtbewertung definitiv in die Riege sehr empfehlenswerter, bereits von mir besuchten kleineren Gastronomie-Betrieben in Lübecks Zentrum ein. Wer sich bei Drinks und Snacks wie bei einem Freund eingeladen fühlen möchte, findet hier definitiv ein geeignetes Refugium.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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