Restaurant Ackermann
(4)

Roxeler Straße 522, 48161 Münster
Biergarten Sternerestaurant Partyservice
Zurück zu Restaurant Ackermann
GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Restaurant Ackermann in 48161 Münster bewertet.
vor 9 Jahren
"Münster at its best!"
Verifiziert

Geschrieben am 05.10.2015 | Aktualisiert am 05.10.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Restaurant Ackermann
Besucht am 03.10.2015
Sonnenschein am 03. Oktober, keine Lust auf Einigkeitsfeierei, aber Lust auf draußen sein im Sonneschein. So planten meine Frau und ich für den Feiertag eine lange Radtour von Rheine nach Münster. Über einen meiner Lieblingsplätze im Kreis Steinfurt, den Steinfurter Kreislehrgarten, ging es über Laer und Havixbeck, Schloss Droste-Hülshoff, nach Roxel, schon Stadtteil von Münster. Wir wollten dann mit der Bahn zurück nach Rheine. Das bedeutet auch immer, dass wir uns Abends in Münsters reichhaltiger Gastronomie ein Restaurant zur Einkehr suchen.

Da wir über Roxel nach Münster hinein fuhren, hatten wir einen Besuch zum Abendessen im Restaurant Ackermann geplant. Das Ackermann liegt fast direkt an der A1 in Höhe der Rastanlage Münsterland an der A1. Man quert die Brücke von Roxel nach Münster über die A1 und nach ca. 500 Metern liegt linker Hand das Restaurant. Die Autobahn ist allerdings draußen schon kaum noch wahrnehmbar, im Haus und im anschließenden ruhigen Garten gar nicht mehr. Für den sehr schön gestalteten Außenbereich war es leider nach 18 Uhr schon zu kalt. Wir hatten einen Tisch im Gastraum für zwei Personen reserviert.

Die Räder waren schnell abgestellt und wir betraten den Gastraum. Der Service kam auf uns zu und erkundigte sich nach unserem Namen. Unser Tisch war dann schnell gefunden und wir betraten den rechts vom Eingang liegenden Bereich. Der Raum teilt sich in vier Bereiche. Zentral beim Eingang mit der Theke eine bistroartiger Raum, auch mit hohen Tischen, links und rechts davon zwei Gasträume mit verschieden großen Tischen und etwas nach hinten raus noch einmal ein Wintergartenartiger Raum mit weiteren Tischen. Das Restaurant Ackermann kann sehr viele Gäste beköstigen, wenn es voll belegt ist. Mit unserem Eintreffen kurz nach 18 Uhr war es noch sehr leer. Bis 19:00 allerdings füllte sich das Restaurant merklich. Über den Abend waren dann ca. dreiviertel aller Plätze belegt.

Unser Tisch war stilvoll eingedeckt, hochwertiges Besteck, Textilservietten, Raumdekoration vermitteln gehobenen gastronomischen Anspruch. Sehr gemütliche Stühle und ausrechend groß dimensionierte Tische ergänzten diesen guten Eindruck.

Die Karten wurden übergeben und wir konnten uns der Speisen- und Weinwahl widmen. Die Speisekarte besteht aus ca. 40 Gerichten, inklusiver aller Tagesgerichte und dem saisonalen Menü. Die Küche lässt sich nicht regional nicht festlegen, es wird eine gehobene international ausgerichtete Küche präsentiert. Von asiatischem Einfluss, über Meeresfrüchte, bis hin zu münsterländischen Spezialitäten findet sich alles. Zusätzlich zur Karte wird ein 3 Gang Menü geboten. Allerdings verlockte uns die feste Karte dazu, a la carte zu bestellen.

Mit einem Hausaperitif, einem Brotkorb und Zwiebelbutter starteten wir in den Abend. Der Hausaperitif konnte gefallen. Ein herber Orangenlikör wird mit Holundersirup, Tonic und Prosecco aufgegossen. Eine nicht zu süße, herbe Note schmeckte mir gut. Die Zwiebelbutter zusammen mit dem frischen Brot stillte den ersten kleinen Hunger. Recht bald kam dann auch der Gruß der Küche. Angekündigt als Roastbeef, geräucherte Forelle und Cocktailsauce war es eine gute Kombination von einer dünnen Scheibe medium gegartem Roastbeef, einem Stück geräucherter Makrele! und einem Klecks Sauce. Wohlschmeckend.

Meine Frau hatte zur Vorspeise Lachsterrine bestellt, serviert mit Variationen von drei verschiedenen Pilzen, Wachtelei und einer Kräuterremoulade. Mit an Bord waren Kräuterseitlinge, Pfifferlinge und Champignons. Meine Frau reckte den Daumen nach oben, sie war zufrieden.  

Für mich sollte es Carpaccio von Hokaidokürbis, Rote Bete Vinaigrette, Wildkräutersalat sojagebeizter Thunfisch sein. Serviert wurde ein roh marinierter Kürbis in dünnen Scheiben, die sanfte Vinaigrette ohne groß betonte Säure passte gut. Nur die etwas groß geschnittenen Scheiben waren störend beim Verzehr (wie bekommt man Rote Beete Flecken aus dem Hemd?). Sehr gut der gebeizte rohe Thun, dass war hervorragend. Insgesamt eine gut kombinierte Vorspeise. Ich war zufrieden mit dem Start in das Essen.

Weiter ging es im Menü für meine Frau mit Seeteufelfielt im Strudelteig, mit Thymian-Haselnuss-Soufflé. Den Rest des Ganges habe ich nicht mehr in Erinnerung, Sellerie war auch dabei. Der Seeteufel, ich habe probiert, war hervorragend. Gut die Kombination mit dem Strudelteig und einer Spinat (oder Mangold) Umhüllung. Wiederum hier nickte meine Frau in Bezug auf ihre Zufriedenheit. Es hat ihr sehr gut geschmeckt.

Für mich sollte es auch Fisch sein. Gebratenes Filet vom Wildwasser-Steinbutt, Ravioli vom Wagyu Rind, Papaya Salsa, Rieslingschaum. Auch hier ein sehr gut gegarter Fisch, diesmal gebraten aus der Pfanne, perfekt im Inneren. Die Ravioli gefüllt mit einer Farce von Wagyu Fleisch (Wagyu aus dem Münsterland für den regionalen Erzeuger googlen), mit Sauce und Salsa eine gute Ergänzung zum Fisch. Lecker!

Und weil wir noch nicht völlig gesättigt waren, nur fast, und noch zum Bahnhof radeln mussten, gönnten wir uns noch ein Dessert, für Beide sollte es sein:

Crème Brûlée an Karamelleis und Schokoladen-Thymianmousse Limettengranita, meine Frau wandelte die Creme und das Eis um und bestellte stattdessen ein Espressoparfait zur Mousse und dem Granita. Ihr jetzt extrem schokoladiger Teller war sehr gut, vor allem das Parfait. Auch mein Teller schmeckte mir, wenn ich auch gerne eine Crème Brûlée serviert bekommen möchte, wenn sie in der Karte steht. Das war nur Crème ohne Brûlée. Die anderen Zutaten waren wiederum so wie erwartet und lecker.

Durch das Essen begleiteten uns nach dem Aperitif eine 2009er Riesling Spätlese Trabacher Hühnerberg vom Weingut Müllen, reif, mit noch recht deutlicher Säure und ausgeprägter Mineralik ein guter Begleiter zu den Fischgerichten. Das Dessert begleitete ein weiterer Moselwein (wozu waren wir da auch gerade wandern), eine 2012 Rausch Spätlese vom Weingut Forstmeister Geltz Zilliken. Dieser Wein war eine Empfehlung des Service und harmonierte nicht perfekt mit der eher dunklen Schokolade der Desserts. Der war noch zu jung und säurebetont, etwas reifer hätte besser harmoniert. Allerdings, angesprochen auf diesen Punkt, räumte der Service ein, dass es schwer sei, mehr offene Dessertweine anzubieten, mangels Nachfrage und somit wenig Auswahl bestünde.

Ein kleiner Schwachpunkt an dem Abend war der Service. Der Gruß der Küche kam vor dem Aperitif, sehr schnell auf diesen folgte die Vorspeise, da war die georderte Flasche Wein noch nicht geöffnet, geschweige denn gekostet. Beim präsentieren musste ich feststellen, dass ein Van Volxem 2013 Alte Reben (wer kennt ihn nicht) eben keine 2009er Spätlese ist, der Wein ging zurück und wir warteten noch einmal ein paar Minuten mit unserer Vorspeise vor uns auf den richtigen Wein. Dann allerdings gab unser junger Kellner Gas, ich hatte wohl doch missvergnügter geschaut als ich annahm, und erinnerte sich seiner eigentlich guten Ausbildung. Über den Rest des Abends gab es keine Klagen mehr, nachschenken, abrufen der weiteren Gänge und Informationen zum Essen sowie die obligatorische Frage nach der Zufriedenheit waren gut.

Fazit: Gehobene Küche in einem typischen münsteraner Restaurant. Münsters akademische Oberkasse speist hier, in solchen Restaurants muss man einkehren, will man Münster und seine Menschen kennen lernen. Elegant, zurückhaltend, qualitätsbewusst, sehr konservativ, etwas distanziert....dass ist Münster pur. Manchmal ist mir dieses Münster etwas zu snobistisch, an der WWU studieren eben nur Geistes- und Naturwissenschaftler, und blicken auf uns Ingenieure herab,  aber an diesem Abend war es angenehm, in dieser Atmosphäre zu speisen. Somit geben wir über alles vier Punkte und eine Empfehlung. Hier kann man guten Gewissens einkehren. Knappe 170 EUR waren ein angemessenes PLV.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 27 andere finden diese Bewertung hilfreich.

AndiHa und 26 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.