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Lange suchen muss man nicht – dieses Viertel bietet eine immense Vielfalt an gastronomischen Einrichtungen jeglicher Couleur. Nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt lädt eine offene Tür geradezu ein, in ein Lokal zu spazieren, obwohl es offiziell erst ab 17 Uhr geöffnet hat und wir zeitlich noch davor liegen. Daneben verkündet ein Aufsteller „Täglich warme Küche bis 24 Uhr“. Nun, bei mir sollte es deutlich schneller gehen.
Das Ristorante Amore Mio liegt in einem Eckhaus an der belebten Brudermühlstrasse und verströmt am frühen Abend einen warmen, heimeligen Schein nach draussen. Beim Eintreten werde ich sofort sehr freundlich begrüsst und man lässt mir freie Platzwahl. Der weite Gastraum gehörte früher vermutlich mal zu einer urigen Wirtschaft und ist jetzt mit einfachen Mitteln nett hergerichtet worden: Laminatboden, neue Wandgestaltung, moderne Lampen, auf jedem Tisch brennt eine Kerze. Da es keine Raumteiler gibt, kann man sich in der Weite des Raumes an manchen Stellen allerdings etwas verloren vorkommen. Von den Lautsprechern schallen italienische Weisen – gottseidank kein „Ti amo“ (was beim hiesigen Lokalnamen vielleicht naheliegend wäre), sondern eher unbekanntere Songs. Gut so.
Schnell ist der Ober mit der Speisekarte zur Stelle. Ich weiss schon: mir ist weder nach Pizza noch nach Pasta oder Pinsa. Daher schaue ich mich gleich bei den Vorspeisen um. Hier gibt es verschiedene Salate, gemischte Antipasti, Burrata, Mozzarella alla Caprese, Vitello Tonnato etc. Genau richtig erscheint mir jetzt der Calamari Salat (15,90 Euro). Dazu bestelle ich 0,2 Liter Hauswein Pinot Grigio (7,90 Euro) und ein Glas Mineralwasser frizzante (2,90 Euro).
Kaum hat der Ober meinen Tisch verlassen, höre ich schon, wie in der Küche gebrutzelt wird, dass es nur so zischt. Zehn Minuten später steht das Resultat vor mir. Auf einem Bett von Rucola, Pomodorini und Sellerie liegen ein halbes Dutzend Baby-Calamari, scharf angebraten, mit sehr krossen Ärmchen. Dazu werden mehrere noch einmal erwärmte (aber keineswegs altbackene) Weissbrotscheiben gereicht. Mit Pfeffer, Salz, einem hervorragenden Balsamico und Öl mache ich mir den Salat nach eigenem Gusto an, was mir sowieso immer am liebsten ist. Schmeckt grossartig und liegt nicht zu schwer im Magen. Der Pino Grigio ist allerdings eher eine Enttäuschung, relativ fade und preislich für einen No-Name-Hauswein zu teuer. Das Glas ziert ein „Spülmaschinenfleck“.
Darüber hinweg tröstet allerdings der formvollendete Service, der charmant einige italienische Vokabeln in die Konversation einfliessen lässt, ganz so, wie es dem deutschen Gast meistens gut gefällt. Kurz vor 18 Uhr treffen dann plötzlich viele neue Gäste ein, offenbar alles Stammpublikum, das mit einem Ciao in Richtung Theke winkt und zielstrebig zu den vermutlich immer gleichen Tischen schreitet. Für mich ist jetzt eher schon Schluss. Halt: noch ein Besuch auf den Toiletten. Auf dem Weg dorthin sollte man in den hinteren Gängen allerdings nicht zu lange vor einen der Prospektständer stehen bleiben. Dann verabschiedet sich der Bewegungsmelder und man steht ziemlich schnell im Dunkeln da. Auch die Toiletten lassen vermuten, dass dies mal eine traditionelle Wirtschaft alten Zuschnitts war.
Alles in allem hat mir das Essen als kleine leichte Speise gut gemundet. Auch der charmante Service verdient Lob, ebenso wie die täglichen Öffnungszeiten, ohne einen einzigen Ruhetag.