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Wobei Aschersleben eine sehr weit interpretierte Hotel-Adresse ist, es ging nämlich durch die Bördestadt wieder hinaus auf in die endlose Äcker Landschaft und dann von der Bundesstraße auf eine Art Wirtschafts(Feld)weg. Hätte kein Schild an der Bundestraße gestanden, ohne meinen zuschaltbaren Vierradantrieb wäre ich nicht abgebogen. Dann ging es über einen Bahndamm auf eine Villa mit Park zu.
Da hat mal jemand sein Unternehmergeld angelegt, dachte ich bei mir, und daraus wurde dann ein Hotel mit Restaurant. Parken muss man 200 Meter weg vom Portal mit der schweren Tür zur Eingangshalle. Dann steht man in der großbürgerlichen Pracht und wird erinnert an Besuche in der Villa Hügel in Essen. Okay, nicht ganz so groß wie die Krupp'sche Residenz. Aber auch in diesem Haus unzählige Zimmer, es ist gar nicht so einfach, sich zurecht zu finden. Spätere Fragen bestätigten meine Vermutung, eine ehemalige Fabrikantenvilla war die Villa Westenberge, mit der DDR typischen Vergangenheit von solchen Häusern. Der Boden knarzt in den ansehnlichen Zimmern, und das Restaurant besteht aus mehreren Salons. Für Abendessen ging es in den grünen Salon.
Die Karte lässt sich auf der HP einsehen. Leicht gehoben bürgerliche Küche wird angeboten, sehr viel mehr Anspruch wird aber in dieser Gegend wahrscheinlich nicht umsetzbar sein. Aber auch eine gute bürgerliche Küche kann ja Freude bereiten. Erst einmal ein Pils aus Dresden-Radeberg, zum Durstlöschen.
Die Karte wurde gereicht, ich ging in mich zur Speisenwahl. Mit dem Bier ein Korb mit einer sehr intensiven Kräuterbutter und den recycelten Schrippen des Frühstücks.
Deckel runter, Butter aufs Bot.
Bin ich mal in den neuen Bundesländern unterwegs und gibt es die typische "DDR-Nationalsuppe/Eintopf" mit ihrem saurem Touch, dann bestelle ich mir die gerne.
Leider wieder vergessen zu fragen und gegebenenfalls die Sahne(Sauerrahm)haube (Berg) abzubestellen. Aber darunter die mir sehr mundende Grundsäure dieser Soljanka nach Rezept des Hauses mit Zitrone, Sauerkraut und Sauerrahmhaube. Ich mag Beete, ich mag Sauerkraut, ich mag Säure in Gerichten. Auch mal nicht filigran wie bei Laurin Kux oder Lars Keiling, sondern mit dem Hammer wie in dieser Suppe. Leckerer Start, der mir sehr gefiel, dazu passte das Pils perfekt. Zum Hauptgang ein Weißwein von der Saale, also nicht so weit weg. Riesling trocken, Lage Gröster Steinberg, Weingut Thürkind.
Dieser angenehme Riesling begleitete mein Hauptgericht. Schweinerückensteak Villa Westerberge Deluxe „au four“, sous vide gegartes Schweinerückensteak mit Kalbsragout und Käse überbacken, Bohnenbündchen, Pommes frites und Salatbouquet.
Endlose Beschreibung in der Karte, die eigentlich alles erklärt. Sous vide reizte mich, und dass in Verbindung mit einem weiteren Klassiker der DDR Küche, Ragout fin! Das fand sich auch bei den Vorspeisen, so musste ich mich da nicht entscheiden. Sattmacherteller, deftig, groß, dicke Aromen, der tapfere Weißwein tat, was er konnte um ein bisschen Gegengewicht mit seiner fruchtigen Säure zu schaffen. Auch dieses Gericht konnte gefallen, aber nur, weil ich entsprechend Hunger hatte. Danach ging nix mehr, nur noch ein Espresso.
Zwei Herren im Service waren stets sehr freundlich zur Stelle, dem Ambiente angemessen immer in Handschuhen beim eindecken und servieren. Chapeau, sieht man nicht mehr häufig! Ich habe mich wohl gefühlt im grünen Salon über den Abend. Auch gefallen konnte das Frühstück am nächsten Morgen. Alles in allem ein angenehmer Aufenthalt.
Fazit meiner ersten Übernachtung in der Villa Westerberge: Sehr angenehmes und ruhiges Hotel, etwas zu abgelegen für Aschersleben Besucher, aber ein grundgutes Angebot gleich das aus. Ich komme gerne wieder, wenn es nötig sein sollte.