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Und weil die Sehnsucht so groß war, saugten wir im Winter (ich habe es bei der Kritik zum Coeur d'Artichaut schon angemerkt) eine Information von Frederic Morel auf wie ein Schwamm. Er konnte eine weitere Liegenschaft im Innenhof des alten Fischmarktes mieten, fast direkt neben seinem Sterne-Restaurant. Dort plante er eine Creperie, mit Crepes aus Weizen und Buchweizen (Galettes), bewusst einfacher gehalten als sein Sternehaus. Für den Betrieb dieses Hauses wurde Nils Halfpap vorgesehen, bisher Service-Chef und Sommelier im Coeur. Und wie überall zur Zeit, die immer drastischer werdenden Lieferschwierigkeiten für alles was man braucht, um ein Restaurant zu eröffnen, schoben den Eröffnungstermin immer weiter nach hinten. Aber am Sonntag erreichte mich eine Mail von Elisabeth Morel mit folgenden Inhalt.
Hallo Herr Nxxxxx,
wir haben jetzt ehrlich gesagt am Samstag heimlich ein Soft Opening gemacht. Wir wussten morgens noch nicht, ob es wirklich was wird und haben es daher auch nicht angekündigt. Ab nächste Woche Dienstag geht es dann weiter, ob mit voller Speisekarte und genügend Personal steht noch in den Sternen daher haben Sie bitte noch Nachsicht aber wir sind ab nun geöffnet.
Einen sonnigen Sonntag!
Familie Morel
Klar wie Kloßbrühe würden wir am Dienstagabend da sein, da brauchte es keine Abstimmung mit meiner Frau! Und so machten wir uns am Dienstagabend per Zug von Rheine auf den Weg nach Münster. Der Weg vom Hauptbahnhof zum alten Fischmarkt ist ein vertrauter und immer mit Vorfreude verbundener Spaziergang. Wir bogen ein in den Innenhof und erblickten den schönen Außenbereich, den sich CdA, Sylt am Bült und nun das Maison Morel teilen.
Das Wetter war schön an jenem Abend, einer der ersten wirklich schönen Tage von 2022 mit über 20 Grad auch um 18 Uhr noch. Es war klar, wir bleiben draußen. Trotzdem erst mal rein und Hallo sagen, wir hatten Nils schon laufen sehen. Drinnen offenbart sich eine sehr authentische Bistro Einrichtung.
Ausschließlich runde Tische bestimmen den Raum, die offene Küche gestattet Einblicke in das Koch-Geschehen, bzw. etliche Platten zum zubereiten von Crepes und Galettes. Ein Hallo an den noch unbekannten Koch und ein freudiges Wiedersehen mit Nils Halfpap. Das letztes Mal hatten wir uns beim Silvester-Menü gesehen. Da das Maison Morel mit einem soft opening in Betrieb ging, war es noch recht ruhig und wir bekamen freie Platzwahl auf der Terrasse. Nils brachte die Karten und wir orderten Wasser und Cidre brut.
Leider war unser liebster Cidre von Kerne zwar auf der Karte, aber noch nicht geliefert und wir mussten uns mit dem von der Cidrerie Val du Rance begnügen. Gut, aber nicht so gut wie der Kerne. Wasser kommt in Karaffen, und der Cidre in schöne Becher.
Die Karten lassen sich noch nicht auf der HP einsehen. Es gibt je 8 herzhafte und süße Crepes / Galettes, die herzhaften werden mit Buchweizenmehl hergestellt . Die süßen Varianten aus Weizenmehl oder Bchweizenmehl. Dazu kommen ein paar Salate, und ein Angebot für einen Baukasten a la complet.
An Getränken gibt es neben Cidre noch Bier aus Frankreich (auch noch nicht geliefert), ein paar Weine (man kann aber fündig werden) und weitere Softdrings und heiße Getränke. Der Umfang sollte ausreichen, einen schönen kulinarischen Abend im Maison Morel verbringen zu können. Die Wahl der ersten Runde von Galettes (wir nehmen natürlich nur die Buchweizenvariante) fiel wirklich schwer. Aber letztendlich bekam Nils folgende zwei Galettes auf den Block diktiert. Für meine Frau den "la coeur d'artichaut" mit Artischockenherzen, luftgetrocknetem Schinken, Ziegenkäse und Walnüssen. Im Servierzustand sieht man nicht so viel vom Inhalt.
Also nahmen wir unsere GG Rezensenten Pflicht ernst und klappten den Deckel ein wenig hoch, damit der Leser ein wenig vom Inhalt des Galettes sehen kann.
Meine Frau stutzte beim Verzehr, da fehlte was. Die Küche hatte den Schinken vergessen. Geschmacklich fehlte ihr nichts, aber natürlich war Nils nicht glücklich, dass es gleich so los ging. Auf unsere Intervention hin nahm er aber hin, dass meine Frau den ersten Galette trotzdem gut fand. Es muss sich halt alles noch ein wenig einruckeln im Betrieb, dass war ein verzeihlicher Fehler. Für mich als ersten Gang la chef, mit Jakobsmuscheln, Lauch a la creme und Emmentaler.
Klassiker in der Bretagne und einer meiner liebsten Varianten in den Creperien von Audierne und Pont Croix. Perfekt angerichtet und abgeschmeckt, hier gab es nichts zu meckern. Gegenseitig wurde probiert und es war klar, es gibt einen zweiten Gang. Der Cidre war leer und der Sinn stand uns nach einem Wein. Es wurde einer aus dem Burgund bestellt.
Mit dem Aligoté warteten wir auf unsere zweite Runde. Für meine Frau was mit Fisch. La Bretonne hatte sie geordert.
Augenweide! Jahrgangssardine (kann man im Restaurant auch in Dosen kaufen), karamellisierte Zwiebeln, Schmortomaten und Kräuter waren laut Karte drin oder drauf. Ich durfte wieder ein bisschen naschen und eine solche Variante hatte ich bisher im Finisterre noch nicht. Sehr gut, beim nächsten Besuch ordere ich den. Für mich l'armor.
Bouchotmuscheln, Schalotten, Petersilie und Beurre blanc waren auf meinem Galette die Zutaten. Und weil die Beurre blanc ein recht kräftige saure Note hatte, war dieser Crepes heute Abend mein Favorit. Sehr spannend die Aromen auf diesem Buchweizen-Crepes. Ich musste etwas länger warten, es hatte einen Beurre blanc Unfall gegeben in der Küche, wer kennt das nicht beim selber kochen. Deswegen gab es a part noch eine Schale extra dazu.
Nach diesen beiden Crepes waren wir satt und mussten traurig eingestehen, ein süßer Crepes aus der entsprechenden Auswahl geht nicht mehr. Und es standen wirklich verlockende Angebote darunter. So reichte es noch für einen Espresso, dann waren wir durch mit einem sehr angenehmen Abendessen.
Nils Halfpap muss den Service bis Mitte Juni noch alleine stemmen, hoffentlich mit ein bisschen Hilfe vom Mutterhaus. Er war mit dem Koch an unserem Besuchsabend noch alleine im Restaurant. Das geht natürlich nur eine Zeitlang gut, auch wenn man ein absoluter Service Profi ist. Zum Glück war es noch nicht allzu betriebsam und es blieb Zeit für ein paar persönliche Worte. Man merkt Nils seine Freude und Begeisterung über "sein" Projekt als Betriebsleiter an. Frederic Morel hat eine gute Wahl getroffen mit Nils. Das wird ganz sicher passen und sich noch mehr eingrooven, wenn die Kollegin anfängt. Dann auch sicher mit Weinkühlern vom eigenen Bestand.
Kann ich also zum Fazit kommen. Wer die Bretagne mag, wird das Maison Morel mögen, und ich denke, dass auch Menschen, die da noch nie waren, das ebenso sehen. Es gab ein paar kleine Holperer, die dem komplizierten Beginn geschuldet sind und die nicht mit in meine Wertung einfließen. Bleibt das Team so begeistert wie es jetzt ist, dann bin ich ganz sicher, wird das Münsteraner Publikum das Maison Morel hundertprozentig ins Herz schließen. Meine Frau und ich haben das sowieso schon und werden ebenso sicher in diesem Sommer noch ein paar unkomplizierte Abende dort genießen.