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Aber letzten Sonntag sind wir nicht nur wegen der Aussicht hin. Wir finden, dass der Golfclub vergangenes Jahr mit dem neuen Pächter ein hole-in-one erzielt hat. Jetzt kann er sich des besten Italieners der Stadt rühmen, und zwar mit Abstand. So ist es auch kein Wunder, dass das Bella Vista ganz oben auf unserer Liste möglicher Caterer für ein im Hause des O. geplantes Familienfest steht. Mit Recht, das sollte dieser Besuch bestätigen.
Wir hatten schnell ein schattiges Plätzchen gefunden, das über die knapp zwei Stunden, die wir auf den bequemen Stühlen verbringen sollten, auch schattig blieb. Calvin, der seit einem Italienurlaub Restaurantbesuche mit der allergrößten Gelassenheit erledigt, bekam seinen Getränkewunsch erfüllt, bevor er oder wir ihn überhaupt hätten äußern können. So soll es sein - Kundenorientierung beginnt mit Hundeorientierung.
Als nächstes der Hinweis auf das Tischaufstellerchen, das verschiedene Pfifferling-Gerichte bewarb. Auf meine bange Frage nach deren Herkunft – hier im Schwarzwald ist es ja noch zu früh, und Pilze aus Weißrussland wollte ich noch nie, jetzt aber erst recht nicht – kam die beruhigende Auskunft, dass sie aus Italien stammen und somit einer Überlegung wert waren. Aber der Reihe nach.
Zunächst galt es ja, eine tragfähige Flüssigkeitsgrundlage zu schaffen. Als Pflicht eine Flasche Levico naturale aus dem Trentino, zu vertretbaren 4,80 €. Als Kür zwei Produkte aus Alpirsbach: Für meine Frau eine Birnen-Ingwer-Limonade (3,50 €, Foto im vorigen Bericht), die zumindest den Anschein erweckt, als käme sie aus dem dortigen Klostergarten,
und für mich einen halben Liter Pils zu ebenfalls erschwinglichen 4,50 €. Ein italienisches Bier gibt es leider nicht, ich kann mich aber auch nicht erinnern, in Deutschland je eines auf der Getränkekarte gesehen zu haben, was wiederum nach allem, was ich an guten Bieren im Urlaub zu mir genommen hatte, durchaus bedauerlich ist.
Und dann ging es richtig los, und zwar mit einer so gut sortierten Antipasti-Platte, dass sich der Blick aus verschiedenen Winkeln tatsächlich mal lohnt.
Statt der üblichen öligen Paprika, Auberginen, Zucchini und mit etwas Glück Artischocken ein abwechslungsreiches Arrangement feinster Vorspeisen. Das Vitello Tonnato mit seinen leckeren Fischlein ist hervorzuheben, auch der mittig positionierte Meeresfrüchtesalat in mit seinem zarten Polpo und seinen nicht ganz so zarten und deshalb gerne zwischen den Zähnen stecken bleibenden Miesmuscheln. Die Pepperoni steuerten etwas Schärfe bei und landeten zur Gänze auf meinem Teller. Ich könnte weiter erzählen, aber man sieht ja, was drauf war.
Wenn man bedenkt, dass das eine Vorspeise für eine Person sein sollte, nach der wir aber beide nahezu gesättigt hätten aufstehen und nach Hause gehen können, dann ist bei einem Preis von 13,80 € der Begriff „Schnäppchen“ eine schändliche Untertreibung.
Das frischgebackene Brot, das es dazu gab, sah nicht allzu aufregend aus, schmeckte aber richtig gut, noch leicht warm, mit lockerer Krume und knuspriger Kruste. Wir mussten uns allerdings etwas zurückhalten, weil wir ja wussten, dass da noch einiges auf uns zukam, und von den Antipasti konnten wir schließlich nichts übriglassen.
Meine Frau hatte es sich nicht nehmen lassen, noch mal den Schwertfisch zu bestellen, der ihr hier schon mal so gut gefallen hatte (24,50 €). Wieder mit frischem Gemüse und leicht mit Chili angeschärften Spaghetti. Wieder ein Volltreffer, außen kräftig angeröstet, aber innen noch zart und glasig. Ich bin zwar durchaus ein Freund von Abwechslung, vor allem wenn man bei einem Restaurant noch in der Erkundungsphase ist, aber nach dem Genuss eines Probierhäppchens würde es mich nicht wundern, wenn sie ihn auch beim nächsten Mal wieder bestellen täte.
Für mich gab es, nachdem die Pfifferlinge weder radioaktiv noch kriegsschuldbeladen waren, das Rumpsteak vom Tischaufsteller (28,90 €). Weder mit dem deutschen Fleisch (ich tippe auf 250+ Gramm) noch mit Pilzen war gespart worden, und mit Sahne schon gar nicht – als Steakliebhaber erfreut man sich ja gerne am Anblick des guten Stücks, das war hier der reichlichen Sauce wegen aber nicht möglich. Macht nichts, das Auge ist ja nur Mitesser, und dem Geschmack tut’s keinen Abbruch.
Der Gargrad war perfekt medium, obwohl wir alle vergessen hatten, diesen vorher zu klären. Vielleicht gehöre ich ja zu den Leuten, die so medium aussehen, dass man nicht mehr zu fragen braucht, oder, was wahrscheinlicher ist, es wollen die meisten sowieso medium und die wenigen anderen sagen Bescheid.
Wenn man die beiden frittierten Spaghetti nicht einrechnet, gab es hier außer dem Gemüse keine Beilagen, was in Deutschland sehr unüblich ist, in Italien aber die Regel. So passte es gut, dass meine Frau mir sowieso die Hälfte ihrer Pasta abgeben wollte, und der Rest der Sauce wurde mit dem guten Brot aufgewischt.
Kinder, waren wir satt. Was meine Liebste aber nicht davon abhielt, ihren üblichen Wunsch nach einer Kugel Sorbet zu äußern. Der wurde zwar abschlägig beschieden, man hätte nur Milcheis, aber zu ihrer freudigen Überraschung stand nach einiger Zeit dann doch ein Kelch mit einer Kugel Zitronensorbet auf dem Tisch, ganz offensichtlich aus eigener Herstellung, erkennbar an der aromatischen Zeste, und netterweise aufs Haus, nachdem die Bestellung zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten war. Die Kugel war leider weitgehend gegessen, als wir uns unserer Bildberichterstatterpflicht erinnerten.
Fazit: Ein rundum gelungener Sonntagmittag, der uns die Wahl des Caterers für unsere Feier sehr leicht macht.