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Es wurden noch keine Empfehlungen zu Restaurant "Au Lac" im Ringhotel Seehof abgegeben.
"Ein gelungener kulinarischer "Osterspaziergang" im Jahr 2017."
Geschrieben am 15.06.2020 2020-06-15 | Aktualisiert am 15.06.2020

Es wurden noch keine Empfehlungen zu Restaurant "Au Lac" im Ringhotel Seehof abgegeben.
Im Rahmen eines familiären Osterausflugs in die Hauptstadt nutzten wir das Angebot des am Lietzensee im Stadtteil Charlottenburg gelegenen "Ringhotel Seehof" zum 5-Gang-Ostermenü für 59,5€ pro Person im Hausrestaurant "au Lac", um diesen Ostersonntag damals auch kulinarisch krönen zu können.
Mit Blick auf den Lietzensee würde so mancher die Einrichtung des Hotel-Restaurants vielleicht als "altmodisch" bezeichnen. Für uns trug die sehr klassische, aber edle und in warmen Tönen gehaltene Einrichtung jedoch dazu bei, dass man sich gleich wohl und entspannt fühlte.
Auch der Service (abwechselnd ein etwas älterer Herr und eine junge Dame) passte sich sehr gut der "klassisch" gehaltenen Wohlfühlatmosphäre an und agierte stets freundlich und aufmerksam. Einzig die junge Dame wirkte noch etwas angespannt und unsicher (vielleicht befand sie sich noch am Beginn ihrer Ausbildung).
Nun also zu dem, was das Restaurant in seinem "Osterspaziergang" kulinarisch bieten konnte:
Bereits schon zu Beginn stand etwas Baguette und Kräuterquark auf dem Tisch: beides in standardmäßiger Qualität.
Ohne weiteres Amuse Bouche startete das Menü sogleich mit der ersten Vorspeise "Lachs/Mousse/Konfiert/Gebeizt/Rote Bete/Gurke/Sauerrahm".
Der Lachs wurde in dreierlei Form und Zubereitung gereicht.
Tupfer von Lachs-Mousse waren schön cremig, mit feinem Lachs-Aroma und nicht, wie das bei solchen Fischcremes häufig passiert, übersalzen.
Dieses Salz hätte bei dem frischen Tatar vom gebeizten Lachs und butterweichem Stück vom konfierten Lachs vielleicht etwas gefehlt. Dies kann aber meiner Meinung nach nicht als Kritikpunkt gelten, denn von vornherein gewährten Salz- und Pfefferstreuer auf dem Tisch jedem die Möglichkeit, seine Salzvorlieben individuell zu erfüllen.
Die Gurke fand sich als "falscher Kaviar" auf dem Teller und gab der Vorspeise ebenso eine schöne Frische wie die Sauerrahm-Tupfer. Das Rote-Bete-Gelee war ebenfalls intensiv.
Ein wirklich toller Auftakt.
Mit "Bärlauchcreme/Wachtelei/Kartoffelstroh/Kapuzinerkresse" schloss sich die zweite Vorspeise an.
Die Bärlauchcremesuppe erfüllte die von ihrem Namen erwartete Konsistenz und Aromatik auf jeden Fall.
Das Wachtelei im Kartoffelstroh-Nest mit einem Blatt von der Kapuzinerkresse war nicht nur optisch ein tolles Element, sondern überzeugte auch mit einem noch weichen Eigelb.
Gerade das krosse Kartoffelstroh gab dem Gang den abschließend notwendigen Crunch und Biss.
Als Erfrischung folgte mit ein Sorbet von der Cantaloupe-Melone, welches mit einem Blatt frischer Minze gekrönt war und auf eingekochten weißen Trauben lag.
Auch hier war die Melone klar herauszuschmecken. Dabei war das Sorbet für solch einen "Erfrischungsgang" von der Süße her richtig dosiert und die Trauben verliehen einen willkommenen säuerlichen Gegenpart. Einzig die Minze hätte man vielleicht in Form fein gehackter Blätter reichen sollen, da dessen Aroma in dem Gericht so eher fehlte.
Beim Hauptgang wurde die Wahl zwischen einem Fisch- und Fleischgericht gewährt. Da wir zu zweit waren, konnten wir so die Gelegenheit nutzen, beide Gänge zu verköstigen:
Wahlmöglichkeit #1 widmete sich mit "Seeteufel/Camargue Reis/Sellerie/Karotte/Kaiserschoten/Flußkrebsschwänze/Noilly Prat" dem Meer.
Der festfleischige Seeteufel war bis auf ein paar knorpelige Teile sehr saftig und gut gegart. Er war auf einem Sellerie-Karotten-Salat (mit gutem Biss) mit ein paar Flußkrebsschwänzen in feiner Noilly Prat Sauce angerichtet und von knackigen Kaiserschoten umgeben. Der Camargue Reis hatte ebenfalls noch einen angenehmen Biss, wäre aber ohne die Sauce und den Salat geschmacksneutral gewesen.
Fleischliebhaber sollten mit der Wahlmöglichkeit #2 "Lammrücken/Souffle/Trüffel/Thymian/Bohnenkerne/Kräuterseitlinge/Assam Pfeffer/Joghurt" auf ihre Kosten kommen.
Beide Stücke vom Lammrücken waren für meinen Geschmack optimal rosa angebraten und mit Thymian passend gewürzt. Dazu gesellte sich Bohnenkerne, Kräuterseitlinge und Champignonscheiben in einer aromatischen Sauce mit sehr homogener Konsistenz. Ein Highlight war jedoch auch das Kartoffelsouffle, dass einen herrlichen Stand hatte, locker und durch den Joghurt wunderbar saftig war und erfreulicherweise tatsächlich ein leichtes Trüffelaroma aufwies.
Mit dem gleichnamigen Dessert "Osterspaziergang: Schokolade/Eierlikör/Matcha Tee/Kalamansi/Pistazie" wurde diesem kulinarischen Spaziergang tatsächlich noch einmal ein toller Schlusspunkt gesetzt.
Die Pistazie wurde in Form eines wirklich tollen Pistazien-Marzipan-Eis gereicht. Lockere mit Schokolade ummantelte Hippen hatten ein leichtes Eierliköraoma. Tupfer von Kalamansi-Gelee wären allein etwas bitter gewesen, brachten in Kombination mit dem Schokomousse aber eine willkommene Säure und Frische. Schokoladenkrokant stellten mit ein paar Baiser-Krümel wieder den nötigen crunchigen Part. Auch die Stücke von Matcha-Tee-Biskuit waren eine schöne Abwechslung.
Zusammengefasst beendeten wir also beide diesen "kulinarischen Osterspaziergang" mit wirklich guter Zufriedenheit.
Die Zusammenstellung der Gänge war textuell und aromatisch gesehen stets gut abgestimmt und auch die Qualität der Produkte und Zubereitung stimmte: große Schwächen gab es nicht wirklich auszumachen.
Hier und da noch hätte es zwar noch etwas mehr Intensität bei der Würzung wie z.B. beim Fisch, dem Reis oder auch der Minze im Sorbet sein können, aber das versteht sich eher auf ein Jammern auf hohem Niveau.
Trotzdem verdient das Preis-Leistungs-Verhältnis angesichts eines Menü-Preises von 59,5€ pro Person abschließend eine hohe Wertung wozu auch die angenehme Atmosphäre und der gute Service beitrugen.