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Eigentlich hatte ich mir für meine nächste Kritik fest vorgenommen: keine Pizza, kein Mittelmaß! Nein, feine Kost mit Anspruch sollte der Plan heißen, was in den letzten Jahren weniger gut funktionierte, da Madame diese Leidenschaft außer Haus nur sehr bedingt teilt und die regelmäßigen Treffen mit Gleichgesinnten seit dem RK-Aus fast völlig zum Erliegen gekommen sind - ein Großteil der damaligen Weggefährten schreibt ja bekanntlich leider nicht mehr.
Somit witterte ich anlässlich eines geplanten Abschiedsessen eines lieben Arbeitskollegen die seltene Chance, vielleicht ein in diesem Sinne gelungenes Objekt einer Rezension vor die Flinte zu bekommen. Die Optionen in und um Ennepetal waren schnell auserkoren, von meinen fine-dining Ambitionen musste ich mich da schon wieder verabschieden, das bodenständig rustikal kochende Landhaus Ewich war von diesen noch die „spannendste“, jedoch nur, weil es ein absolutes Wuppertaler Urgestein darstellt und ich noch nie dort war.
Aber es kam, wie es kommen musste, wenn basisdemokratische Abstimmung im beruflichen Umfeld für die Wahl eines Restaurants verantwortlich zeichnet, and the winner was: the alteingesessene Italiener with alltagstauglicher Karte, das „La Bruschetta da Monica“ in Gevelsberg.
Der Eindruck der fast durchweg euphorischen Online-Bewertungen und die Äußerungen meiner Kollegen zeichneten das Bild einer einfachen aber guten Pizzeria, in der von 80% der Gäste eine Pizza geordert wird, besonders die Größe der Ofenerzeugnisse scheint im lokalen Kontext einen legendären Status zu genießen.
Nachdem wir am Mittwoch noch bis 18 Uhr in den „Genuss“ einer technisch verlässlich holprigen – Skype Konferenzen mit dreistelligen Teilnehmerzahlen sind ein probates Mittel, um die Grenzen der eigenen Geduld auszutesten – Ansprache unseres Finanzchefs kamen, machten wir uns in lockerer Kolonne auf in das benachbarte Gevelsberg.
Auch wenn das Lokal direkt an der Hauptstraße liegt, sollte Parken ein tiefenentspanntes Thema werden, direkt rechts neben dem Restaurant bietet ein gemeinsam mit dem benachbarten Sanitätshaus genutzter Platz ca. 10 Stellplätze, auch an der Straße boten sich diverse freie Flächen.
Von außen betrachtet macht das Restaurant einen durchaus gepflegten Eindruck, die Beschilderung wirkt neuwertig, die Beleuchtung stimmungsvoll, appetitliche Düfte waberten um das Gebäude.
Ein Eindruck, der sich im Inneren fortsetzen sollte, nach einer freundlich-professionellen Begrüßung erblickt das Auge warme Töne, offene Balken sorgen für eine rustikale Grundstimmung, die Tische und dunkelbraunen Hochlehner eher schlicht gehalten, statt auf gebundene Karten setzt man auf bedruckte Tisch-Sets, was für mich eher in ein Diner als ein italienisches Restaurant passt.
Teilansicht hinterer Gastraum
Es sollte sich zudem bewahrheiten, was in zahlreichen Bewertungen zur Sprache kam, nämlich der unangenehme Lärmpegel bei guter Auslastung, sowie die dann schwierig werdende Luftqualität, eine Unterhaltung mit den am anderen Ende des Tisches sitzenden Kollegen war später fast unmöglich.
Eine resolute Dame in den besten Jahren erfragte erste Getränkewünsche, aufgrund der noch vor mir liegenden Heimfahrt über die A1 und A46 schien mir die Wahl eines alkoholfreien Weizen als vernünftigste Option, was einige am Tisch ähnlich sahen.
Der gut gekühlte halbe Liter kam prompt und kann mit einem Preis von 3,50€ sicher guten Gewissens als gastfreundlich kalkuliert bezeichnet werden, was bei den Pizzen leider anders aussieht.
Die Karten offenbarten übrigens noch einiges abseits von Mainstream Pizza und Pasta, sogar eine kleine Tageskarte hing an der Wand, die Preise für Hauptgerichte der Abteilung Carne & Pesce kratzten dabei gerne an der 30 Euro Schallmauer.
Die Stimmung war gut, die Wahl der Speisen sollte sich etwas hinziehen, nach der Bestellung wurde jedoch relativ zeitnah der namensgebende Gruß aus der Küche freundlich-rustikal auf den Tisch gezimmert, das hatte schon leichte Bierzelt-Anleihen in Routine und weitgehender Wortlosigkeit.
| Vorweg |
Jeder erhielt einen kleinen Teller mit einer Scheibe eines kalten, weitestgehend ungerösteten Weißbrotes mit einer sehr überschaubaren Menge des tomatigen Belages.
Bruschetta als Gruß
Durch die fehlende Röstung konnte das Öl das Brot leicht durchweichen und die Kombination von Textur und Temperatur alleine sorgte schon dafür, das Genuss in weite Ferne rückte.
Außerdem bin ich bei Bruschetta puristisch veranlagt, die Verwendung von Frühlingszwiebel in feinen Ringen drückte das Ganze geschmacklich deutlich in Richtung Tomatensalat, dazu blieb des Italieners liebstes Gemüse in Sachen Aroma eher unauffällig.
Nach diesem enttäuschenden Start fiel positiv auf, dass man tischweise Pizzabrötchen mit einer Art-Basilikumcreme vom Haus erhält, was nicht unerwähnt bleiben soll.
Diese Brötchen waren tatsächlich das Highlight des Abends, duftend, frisch aus dem Ofen, eine sehr leckere Angelegenheit und mit einem passenden Dip oder einer schönen Butterzubereitung sicher ein kleiner Hochgenuss.
Diesen verhinderte jedoch die begleitende Creme mit ihrer frappierend an gefärbte Mayonnaise erinnernden Konsistenz und einer geschmacklichen Eindimensionalität, die ihresgleichen sucht, wirklich schauderhaft.
Gut also, dass schon bald meine Vorspeise nahte: „Wer war die 55 von euch?“ „Hier!“ Bäm. „Guten Appetit.“ – man wird hier eher freundlich abgefertigt denn zugewandt bedient, soviel stand da schon fest.
| Vorspeise |
Gambas Aglio, Olio e Peperoncini – 7,50€
"Gambas" Aglio, Olio e Peperoncini
Der günstige Preis ließ erahnen, dass nicht unbedingt feinster Wildfang in ansprechender Sortierung auf dem Teller liegen würde, ich mag diese Vorspeise allerdings sehr gerne und konnte nicht widerstehen.
Das man allerdings ca. 40 Gramm Plankton servieren würde, zudem in einer optisch unterirdischen Präsentation, schlug sogar die finstersten Vorahnungen um Längen und relativiert den Preis natürlich gründlich.
Die wässrige Sauce schmeckte nach fast nichts außer einer angedickten Tomatenbrühe mit leichter Chili-Schärfe und einem Hauch Basilikum, grob gearbeitete Tomatenstücke tummelten sich noch im mit seiner merkwürdigen Glasur regelrecht verschmutzt wirkenden ovalen Geschirr.
Die kleinen Garnelen selbst besaßen kaum Eigengeschmack, ich tunkte resigniert mit Pizzabrötchen in der Sauce, pickte den Plankton heraus und machte gute Miene zum bösen Spiel, die Stimmung am Tisch erlaubte ohnehin keine Gram.
Im Anschluss wurde ich zwar gefragt, ob ich fertig sei, ob es mir geschmeckt hatte aber schien wiederum nicht zu interessieren…
Kaum war mein Teller verschwunden wurden zeitgleich die erste Runde Pizzen serviert, die meisten Kollegen hatten die große Version geordert, beeindrucktes Gemurmel am Tisch ob der Größe der dampfenden Wagenräder.
Die Kollegin zu meiner Linken hatte wie ich die kleine Variante gewählt und wir mutmaßten, ob es für diese vielleicht einen separaten, etwas langsameren Ofen gab, unsere Pizzen ließen noch einige Minuten auf sich warten, die übrigen Kollegen warteten trotz unserer eindringlichen Appelle aus Höflichkeit noch auf deren Eintreffen.
| Hauptspeise |
Pizza mit Peperoni-Salami & Gorgonzola / klein (26cm) – 11,50€
Pizza mit Peperoni-Salami & Gorgonzola / klein
Da diese Kombination so nicht auf der Karte stand, fragte ich zunächst, ob man Spianata Calabrese im Angebot hätte, was man leider verneinte, die Peperoni-Salami sei allerdings eine grandiose Alternative wie man mir versprach.
Bei der Gelegenheit äußerte ich auch meinen ständigen Wunsch nach einer gut durchgebackenen Pizza, was man gerne notierte, allerdings nicht in die Tat umsetzte.
Denn was man auf dem Foto durchaus für einen knusprigen Rand halten könnte, entpuppte sich als fade, weiche Angelegenheit, die keine Freude machte, zudem derart mächtig, dass man nach wenigen Bissen satt war.
Jetzt ist „dünn und knusprig“ natürlich nicht der ultimative Gradmesser für ein gelungenes Ergebnis in jeglichem Pizza-Stil, für eine neapolitanische Pizza wäre die Variante hier natürlich grundsätzlich passend aber selbst als solche hätte sie nicht überzeugt.
Der gottlob nicht überdosierte Käse war jedoch völlig ungleichmäßig verteilt, auf einem guten Viertel der Pizza befand sich so gut wie gar keiner, der Gorgonzola nur spärlich vorhanden und von der eher milden Sorte, gleiches gilt für die zehn Scheiben Peperoni-Salami, die nicht nur optisch an preiswerte Metro-Ware erinnerte.
Die 11,50€ die man hierfür berechnete, stehen somit sicherlich für eine der Gastronomen-freundlichst kalkulierten Pizzen die ich abseits von Events oder innerstädtischen Toplagen jemals verzehren durfte.
Bedingt durch Pizzabrötchen-Maßlosigkeit und einem Pizza-Rand, der alleine eine fünfköpfige Familie einen Tag lang ernähren könnte ging 80% von ihm und ein Viertel des Rundlings wieder zurück in die Küche.
Wegen ihrer schieren Größe und ihres Sättigungseffektes ist die Mitnahme von Resten hier anscheinend tägliche Routine, man fragte daher, ob man den Rest einpacken soll, was ich natürlich nett fand aber dankend ablehnte – die Frage nach der Zufriedenheit sparte man sich übrigens erneut.
Die gefräßige Stille um mich herum hatte auch kein allzu euphorisches Nachspiel, die Kollegen zeigten sich satt und recht zufrieden, Begeisterungsstürme sehen aber anders aus, das Essen wurde aber auch kaum zum Thema gemacht, was ich in solchen Runden oft anders erlebe, wenn ein Restaurant begeistert – auch und gerade abseits von Foodie Zirkeln.
Da ich als Zweiter unserer Runde aufbrach wurde auch ich gebeten, die Bezahlung an der Bar im vorderen Gastraum zu erledigen, wo sich die Kasse befindet.
Ich ließ die mutmaßliche Wirtin meine Positionen wissen und erhielt auf Nachfrage einen ordentlichen Beleg, die Verabschiedung erfolgte oberflächlich gastro-freundlich und effizient, was sicher auch den Service in Summe treffend charakterisiert.
Auf der entspannten Rückfahrt kam ich dann in den seltenen Genuss einer komplett Berufsverkehr-befreiten A46, erstaunlich, wie schnell man vom Kreuz Wuppertal-Nord nach Sonnborn gelangt, wenn nicht überall diese lästigen Verkehrshindernisse das Fortkommen behindern. :-)
Fazit
Ruppig-lieblose Kost in Handwerk und Zutaten, wer schon das namensgebende „Signature-Dish“ derart versemmelt nimmt es ansonsten auch nicht so ganz genau wie mir scheint. Mehr als zwei Sterne ist mir das nicht wert und ich bin mir sicher, dass der ein oder andere selbst das noch als zu milde erachtet.
Den zwar grundsätzlich freundlichen Service sehe ich bei 2,5 Sternen, man wird effizient bedient, die Abläufe stimmen, saß nie vor leeren Gläsern oder Tellern. Allerdings wird man wie erwähnt eher abgefertigt, dem Auftritt fehlte beinahe jede Seele und den Gast zu fragen, ob es ihm geschmeckt hat, empfinde ich als Pflicht und keine exotische Kür.
Das Ambiente ist gepflegt und sauber, als man das Licht später dimmte kam sogar etwas Behaglichkeit auf, eine gewisse Enge, der Geräuschpegel und die Luftqualität bei vollem Haus sind allerdings deutliche Kritikpunkte, wohlwollende drei Sterne hierfür.
Die Sauberkeit ohne Tadel, fünf Sterne für einen blitzblanken, staubfreien Gastraum.
Bedingt durch die Gratis-Pizza-Brötchen für unseren Tisch und die günstigen Getränkepreise komme ich noch auf 2,5 Sterne für das PLV; würde ich das komplett ausblenden lägen wir sicher bei 1,5.
Auch wenn der Abend kein Weltuntergang war und der Anlass wichtiger als die Kulinarik, glaube ich nicht, dass sich ein Wiederbesuch für mich in Eigenregie ergeben wird.