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Ich selbst bekomme beim Reisen immer mächtig Appetit, da hilft auch kein eingepacktes Vesper. Daher ist ein Besuch im AIR geradezu vorprogrammiert. In den vergangenen Jahren scheint sich das Unternehmen Wöllhaf fast die ganzen gastronomischen Einrichtungen des Stuttgarter Flughafen geradezu monopolistisch unter die Nägel gerissen zu haben: Red Baron, Leysieffer, Restaurant Top Air und – als vermutlich jüngstes Kind - nun auch das Bistro AIR. Die Angebote scheinen gleichermassen international wie austauschbar zu sein. Das Personal ist es ebenso. Vorwürfe kann man eigentlich niemandem machen, denn wer erwartet schon auf einem Flughafen regionale oder gar originelle Küche?
Trotz des durchgehenden grossen Andrangs bemüht sich das AIR um Sauberkeit, ein proper präsentiertes Angebot und schnelle Bedienung – auch wenn nicht immer allen Faktoren gerecht werden kann. Das Selbstbedienungslokal überzeugt durch Helligkeit, Transparenz und einer lichten Atmosphäre, ist doch eine Seite komplett verglast. Eine der grössten Pluspunkte ist wohl der direkte Blick aufs Rollfeld. Wer einen der begehrten, bequemen Sitzplätze am Fenster ergattern kann, würde hier am liebsten stundenlang die startenden und landenden Maschinen beobachten.
Das AIR hat vermutlich rund um die Uhr geöffnet. Bei meinem letzten Besuch vor zwei Wochen waren an einem späten Vormittag zwei Selbstbedienungsschalter besetzt, vor denen sich bereits längere Schlangen gebildet haben. Das Speisen- und Getränkeangebot kann in den verglasten Vitrinen begutachtet werden, die Preise hängen grösstenteils auf dunklen Pseudo-Schiefertafeln aus. Das kulinarische Angebot umfasst hauptsächlich belegte Brötchen in jeglicher Ausführung (Baguettes, Fladen, Laugengebäck, Croissants), süsse Teilchen, Salate, vegetarische Speisen, Kaltgetränke jeglicher Couleur, diverse Tee- und Kaffeespezialitäten, alkoholische Getränke etc. pp. Die Präsentation ist proper und sehr ansehnlich, man legt grossen Wert auf optische Attraktivität.
Je nach Verständigungsschwierigkeiten und Entscheidungsfindungen der Vordermänner kann sich die Wartezeit in den Schlangen ziemlich ausdehnen. Das Personal agiert mit höflicher Professionalität und langem Atem. In meinem Falle durfte ich mir gut 10 Minuten die Füsse platt stehen. Meine Wahl beim letzten Besuch fiel auf einen grossen Filterkaffee für 4,30 Euro und eine Laugenstange mit Gouda für 6,20 Euro. Nicht gerade günstig. Der Kaffee schmeckte 0815, die Laugenstange war ziemlich trocken und hätte durch etwas Grünzeug durchaus aufgebessert werden können. In positiver Erinnerung habe ich dann eher noch das mit gegrilltem Gemüse belegte Fladenbrot bei meinem vorletzten Besuch: würzig, schmackhaft, leicht. Den Preis habe ich leider vergessen.
Wer keinen Platz am Fenster ergattert, nimmt irgendwo im gastronomischen Nowhereland Platz. In der Nähe der Tresen stehen zwei hochbeinige Stehtische, die bei meinem letzten Besuch jedoch nicht benutzbar waren, da mit gebrauchtem Geschirr belegt. Ansonsten laden kleine eckige Holztische und -stühle zum Sitzen ein. Einen Abräumwagen gab es bei meinem letzten Besuch leider nicht. Schmutziges und benutztes Geschirr, sowie Essensreste blieben einfach an den Tischen stehen. Sehr schnell hat sich so ein unaufgeräumtes Chaos gebildet.
Mein Fazit: hochpreisige Schnellverpflegung für den gestressten Vielflieger. Wer weiter durchgeht zu den hinteren Gates, wird noch günstigere Angebote finden. Und ein selbstbelegtes Sandwich nach eigenem Gusto wird hundertprozentig das hiesige Angebot toppen. Zumal auf meinem Kassenzettel „Außer Haus“ stand und ich mein Baguette nur aus der Tüte gevespert habe.