3 Bewertungen
"Ich bin beeindruckt!"
Geschrieben am 02.04.2021 2021-04-02 | Aktualisiert am 03.04.2021

"Ein wunderbarer Abend"
Geschrieben am 27.04.2020 2020-04-27 | Aktualisiert am 28.04.2020

"Osnabrück, du Glückliche......"
Geschrieben am 27.01.2019 2019-01-27 | Aktualisiert am 28.01.2019

"Am Pass, Staffel 3, Folge 2"
Geschrieben am 05.02.2024 2024-02-05

"Last night a Carsten saved my life"
Geschrieben am 18.04.2022 2022-04-18 | Aktualisiert am 19.04.2022

"Auch hier geht es weiter...."

"Der Stern leuchtet über Osnabrück"

"Neueröffnung in OS"
Geschrieben am 30.12.2018 2018-12-30 | Aktualisiert am 30.12.2018

Tja, weiß man es noch, im Dezember wurde gesagt, jetzt schließen wir zu Weihnachten (2020) alles zu, damit wir Ostern (2021) wieder das Leben genießen dürfen. Pustekuchen! Die dritte Welle überrollt uns gerade, Ostern gibt es ein deja vu, dass hatten wir schon mal im letzten Jahr. Unseren politisch Verantwortlichen fällt auch nichts Neues mehr ein, die alten Rezepte werden immer wieder aufgewärmt, auch wenn es nicht hilft gegen die steigenden Zahlen. Und so ballen wir uns in den Supermärkten, während jeder Bürgermeister, der auch nur daran denkt, dass es andere Wege aus dem Schlamassel geben könnte, nieder gemacht wird. Ich resigniere langsam, schreibe den Frühling 2021 ab und schlage mich mit Arbeit und Privatleben durch. Und weil ich dann doch zu viele soziale Skrupel habe, bin ich nicht auf Malle oder in einem Ferienhaus am Meer (nicht vermietet, sondern unentgeltlich überlassen (Hüstel)). Man sieht, Frustration und Sarkasmus sind die Dinge, an denen es mir gerade nicht so sehr mangelt! Freude bereitet mir der beginnende Frühling. Bärlauch wird gesammelt, ich freue mich auf den ersten heimischen Spargel. Der erste Zander 2021 ist angelandet, und nach etlichen Jahren habe ich auch meinen Jagdschein reaktiviert und den Familienwald vor einem jungen Bock und seinem Verbiss bewahrt, der hängt gerade ab und wird dann zerlegt!
Aber, ich sagte es schon mal in früheren Rezensionen, so gerne ich koche, es fehlt einfach dass sich kulinarisch überraschen lassen von einem kreativen Restaurant und Küchen Team. Für Ostern hatten meine Frau und ich uns vorgenommen, dass wir an zwei Abenden ein take away Menü ordern würden. Die Wahl fiel auf das Coeur d'artichaut in Münster (für den Ostermontag) und für den Karfreitag Abend auf das Menü des mit einem Stern ausgezeichneten Restaurant Kesselhaus in Osnabrück.
Die Bestellung vorab per Mail war einfach erledigt, Frau Garthoff beantwortete das Anliegen prompt und so machten meine Frau und ich uns am Karfreitag-Nachmittag auf den Weg nach Osnabrück, dass ist von Rheine eine gute halbe Stunde Fahrt. Angekommen in der Neulandstraße 12 scheiterte ich wie beim letzten Besuch an der Eingangstür, die nach innen öffnet! Schlimm, Kneipentüren öffnen nach Außen. Mit Borgi kann ich da nicht hin, wenn wir nach etlichen Flaschen Burgunder den Laden wieder verlassen wollen, wird es misslingen, weil wir nicht raus kommen!
Aber letztendlich schafften wir es doch hinein und Frau Garthoff und Herr de Jong nahmen uns in Empfang. Die Box stand bereit und spontan wurde noch eine Flasche Wein dazu geordert. Bezahlung unkompliziert per Karte, und mit gegenseitigen Ostergrüßen ging es wieder hinaus (wieder diese garstige Tür) und wir fuhren heim.
Dann waren wir zu Hause, und die Box der Pandora wurde geöffnet! Mis en place, Backofen an, Pfanne und zwei Töpfe auf den Herd, ein Wermut als Aperitif wurde angerührt mit Eis und Zitronenzeste. Laptop in die Küche, online gibt es eine (quasi) Malen nach Zahlen Anweisung.
Das Brot wurde in den Ofen gepackt, das Wasser im größeren Topf erwärmt, die Zutaten sortiert. Der im Kesselhaus erstandene Wein wurde geöffnet. Ein weißer Burgunder, Cote de Beaune 2018 von Joseph Drouhin wanderte in den Flaschenkühler.
Meine Frau und ich machten uns an die Zubereitung der Vorspeise. Hier waren alle Zutaten kalt, somit war lediglich Fingerfertigkeit gefragt beim arrangieren der Zutaten.
Das Brot, inzwischen erwärmt und knusprig kam aus dem Ofen dazu.
Zu der gesalzenen Butter gab es ein sehr exotisch gewürztes Brot, ein Sauerteig abgeschmeckt mit Anis, vermutlich Curry und Liebstöckel meine ich auch geschmeckt zu haben. Lecker, dass war wirklich ein tolles Brot! Irgendwann war dann auch die Vorspeise fertig.
Kabeljau, Bärlauch, grüner Spargel und Senfsaat war der überschrieben. Unten ein fertiger Ring von Tatar, den wir nur noch auf dem Teller bugsieren mussten, sanft gewürzt, darauf eine Eigelbcreme (Tatar!) und eine Vinaigrette aus Senfkörnern. Darauf kamen marinierter Bärlauch und grüner Spargel. Kresse und eine Buttermilch-Bärlauch-Sauce garnierten das Ganze. Resultat war eines hervorragendes Fischtatar. Nach dem Brot ein zweiter wirklicher geschmacklicher Höhepunkt in diesem Menü, Frau und Herr Carsten1972 waren beeindruckt. Wie immer bereiteten wir jeden Gang zu, wenn der vorherige genossen und das Weinglas leer war. Für den Hauptgang wurden zwei Saucen und das eingeschweißte Presa warm gezogen. Ein Thermometer stellte sicher, dass es nicht zu warm wurde.
Drei weitere Zutaten wurden noch benötigt. Bohnen Ragout und Gnocchi kamen zusammen in einen Topf und wurden vorsichtig erwärmt, Spinatblätter blieben kalt
Dann ging es los, Frau richtete Gnocchi und Bohnenragout, mit viel Zwiebeln und Tomaten, an. Darauf und daneben eine Spinatcreme aus dem Topf. Spinatblätter wurden darauf arrangiert. Ich hatte das erwärmte Presa vom Iberico Schwein scharf angebraten und dann tranchiert. Die Tranchen und die Bratensauce kamen neben die Anrichte meiner Frau.
Ibérico Presa, Gnocchi, Spinat, weiße Bohnen. Am Tisch bot sich uns ein sehr gutes Gericht dar! Das Schulterstück (Nackenkern) vom Iberico ist ein wirklich toller Cut! Eine Fettmaserung sorgt für Saftigkeit, die Rasse ist ein Garant für sehr intensiven Fleischgeschmack! Großartig mit der fruchtigen Sauce und perfekt begleitet von den Bohnen und Gnocchi. Das war im Vergleich zur Vorspeise ein Wohlfühlessen, was durch die Qualität des Fleisches bestehen konnte. Lecker umschreibt es gut! Und zu diesem Gang dann ein Wein aus dem Rheinenser Keller, aus der Pfalz, vom Weingut Siegrist, ein Pinot Noir Schelmenstück unfiltriert von 2015.
Ein bisschen waren wir angeheitert nach diesen zwei feinen Weinen, und zum Glück war das anrichten des Desserts nicht mehr so kompliziert. Alle Zutaten kalt, wurde der Teller arrangiert.
Araguani 72%, Rhabarber, Estragon. Schon bei unserem Besuch im Restaurant gefielen mir die kreativen und ungewöhnlichen Desserts sehr gut! So auch hier, eine fast bittere Schokomousse wurde auf dem Teller angerichtet, als Barren auf einem Mürbeteig und eingehüllt in eine hauchzarte Hülle aus einem fruchtigen Film. Darauf sehr saure Rhabarberstücke und eine Rhabarbercreme. Angegossen wurde noch eine Rhabarber-Estragon-Sauce. Das Finish waren frischer Estragon und Kresse. Und ganz besonders der frische Estragon verlieh dem Dessert durch seine ätherischen Öle einen Kick! Großartiges Dessert! Wir beide waren sehr beeindruckt von den Gerichten, die das Kesselhaus Team uns mit nach Hause gegeben hatte. Wir schlossen einen sehr genussvollen Abend mit Petit Fous, die sich auch noch in der Genussbox fanden.
So, damit wäre ich beim Fazit! Jetzt sitze ich hier am Computer und genieße ein letztes Glas vom Siegrist'schen Pinot Noir und schwelge in den Erinnerungen an das eben erlebte Menü. Ich muss bekennen, dass war das erste Mal nach einigen guten bis sehr guten Take away Menüs, dass sich bei mir ein fine dinig Gefühl eingestellt hat! Ganz besonders bei Vorspeise und Dessert wurden wir von außergewöhnlichen Kreationen überrascht. Chapeau, dass war eine großartige Leistung des ganzen Teams vom Kesselhaus!
Es steht zu befürchten, dass wir noch eine ganz lange Zeit auf Restaurantbesuche verzichten müssen. Nicht verzichten müssen wir aber ab jetzt auf außergewöhnlich feine take away Küche, denn die werden wir uns wieder aus Osnabrück holen!