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Die Mischung funktioniert anscheinend hervorragend, denn schon beim Gang durch die Lobby des eigenständigen Crown Plaza Hotels hört man das Summen der Gespräche, mit der die gemischte, internationale Gästeschar gegen die Barmusik anredet, die zudem ab 20.00 Uhr bewusst lauter wird. Für lauschige Rendezvous eher weniger geeignet, aber für den Abend in einer Gruppe umso mehr. Vorbei an der am frühen Abend noch dunklen, angeblich angesagten, aber für uns sehr enttäuschenden Bar (ab 23.00 Uhr hatte das Personal keine Lust mehr...) geht es in einen großzügigen Raum, der geradezu vibriert. Alles groß, laut, wild, lebendig und sehr stylisch. Mit Metall, Leder, Holz und Designer-Lampen atmet das Restaurant eine großstädtische Lebendigkeit, auf die man sich schon einlassen muss. Aber hier in Berlin klappt das eben. Rund um die große, hell erleuchtete Kücheninsel gruppieren sich Tische, Sitzecken sowie Hochstühle an der Theke, von der man besten Ausblick auf die Küchencrew hat, die konzentriert, aber gut gelaunt zu Werke geht.
Da geht bei vollbesetztem Haus aber der Punk ab! Lingua franca hinter dem Tresen ist (nehme ich an) Hebräisch, aber auch Englisch und Französisch habe ich gehört. Überhaupt schaden Englischkenntnisse nicht, obwohl alle (scheinbar ohne System wechselnden) Menschen im Service mehr oder minder gern und auf unterschiedlichem Niveau Deutsch sprechen. Viel Beratung gibt es eh nicht und die zweisprachigen Karten sind auch aussagekräftig genug. Bemüht und freundlich waren jedoch alle! Für etwas traditionelles Feeling sorgen orientalische Fliesen und die schwarzen Kaftane, die manche Ober tragen.
An meinem Premiere-Abend erschien ich ohne Reservierung am Counter und wurde von der jungen Dame im weitgehend ausreservierten Restaurant auf einem der Hochstühle platziert. Einerseits gut zum Beobachten, andererseits schon hart auf die Dauer. Immerhin kam ich schnell mit meinem holländischen Sitznachbarn ins Gespräch; das war nett. Weit weniger, dass eine Köchin eine Crème mit dem Löffel auf Tellern anrichtete, diesen gedankenverloren ableckte und damit wieder in die Speisen ging. Nennt mich empfindlich...
Nachdem die Fastenzeit begonnen hatte, beschied ich mich beim winterlichen Erstbesuch mit einem Ingwer-Zitronen-Tee, der für 3,5€ frisch aufgebrüht wurde.
Zu zweit schmeckten uns israelische Gewächse aus Galiläa und der Jerusalemer Gegend von der recht schmalen Weinkarte.
Die übersichtliche Speisenauswahl wird auf einem Klemmbrett präsentiert und enthält drei Brotangebote, die mit diversen Saucen schon eine kleine Mahlzeit darstellen. Ich entschied mich für Kubbana, die jemenitische Brioche-Variante zu atemberaubenden 11€.
Der Preis war allerdings vergessen, als ich diese heiß servierte Köstlichkeit riechen und schmecken konnte: Leicht knusprig außen, sehr luftig innen.
So buttrig, so intensiv nach schwarzem Sesam duftend. Ein Traum! Da hatte meine Kollegin keine Wahl, diese Kalorienbombe kam auch beim zweiten Besuch auf den Tisch. Sie war genauso begeistert. Auch die exotischen Dips überzeugten: Paprika-Aioli mit dezentem Knoblauch, leichter Schärfe und einer angenehmen Zitrusnote. Ein Tomatenchutney mit S-chug, einer jemenitischen, sehr scharfen Gewürzpaste auf Chilibasis mit zahlreichen Gewürzen. Eine Pestovariante, confierter milder Knoblauch und Olivenöl mit geröstetem Sesam und säuerlichem Geschmack.
Dieser sehr befriedigende Auftakt deutet bereits an, wohin die Reise geht: Mit Öl wird nicht gespart und es stehen kaum die einzelnen Produkte im Vordergrund, als vielmehr eine Aromenwelt aus Kräutern, Gewürzen und Gegrilltem.
Nicht so mein Fall ist das Alu-Tablett, das den Teller ersetzte. Wir sind ja eben doch nicht in der Strandbar in Tel Aviv. Immerhin wurde gnädig ein Papier mit nachgeahmter Zeitung untergelegt, den deutschen Hygienevorschriften sei Dank.
Die folgenden geräucherten Auberginen (17€)
kennt man aus vielen Küchen des Nahen und Mittleren Ostens. Das Raucharoma war sehr ausgeprägt bis hin zu einer leichten Bitterkeit, die durch die Süße von Dattelhonig aufgefangen wurde. Scharf durch getrocknete Chilis, schlotzig vom Tahini, aber durch Pistazienbruch mit etwas Textur. Feta-Schnee konnte ein wenig Frische beifügen und Rosenwasser war wieder nur eins der vielen weiteren Aromen. Natürlich habe ich alles restlos mit Brot ausgewischt, denn wer einmal vom Blechtablett aß, weiß, wie Besteck kreischen kann.
Beim „günstigsten“ Hauptgericht (35€) der Karte - Jaffa Sea Souflaki - klangen die Hauptbestandteile gebratener (und weitgehend zarter) Tintenfisch und nicht näher beschriebener (und auch nicht zu erschmeckender) Fisch natürlich gut.
Spannend war aber wieder das Potpourri der Beilagen: Hawayeg, Chili, Limabohnen, Tbeha, Aubergine, rohe Tahini, Joghurt, Amba, Tomatenvinaigrette. Die einzelnen Komponenten waren kaum einzeln zu erkennen. Das komplexe, überwiegend würzig-säuerliche Geschmacksbild stand im Vordergrund, das mir durch mehrere Crèmes aber doch recht mächtig vorkam.
Auf ein Dessert verzichtete ich somit. In Begleitung meiner Mitarbeiterin schmeckte „Malabi Rose“
(Kaddaif, candied pistachios, rhubarb comfiture, cherry sorbet, hibiscus powder) dann viel differenzierter und deutlich weniger süß als erwartet.
Das Layla by Meir Adoni hat mich beeindruckt, wobei das Essen nur Teil des Gesamtkunstwerks war. Sicher nichts für jeden Tag und möglichst nur in einer fröhlichen Runde. Die Preise sind inzwischen fast alle 2 Euro angezogen und sehr hoch für das Gebotene, wobei aber vermutlich der Arbeits- und damit Personalaufwand der „unzähligen“ Komponenten kaum zu überschätzen ist.
Alles in Allem: Sollte man erlebt haben!
Blick zurück ohne Zorn