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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Restaurant Heidehof in 48599 Gronau (Westfalen) bewertet.
vor 6 Jahren
"Edles Meeresgetier im Amtsvenn....."

Geschrieben am 28.09.2018 | Aktualisiert am 28.09.2018
Besucht am 27.09.2018 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 205 EUR
Zwischen Gronau und Alstätte liegt ein Moor, tausend Meter darunter eine mehrere hundert Meter dicke Salzschicht, in dieser Salzschicht befinden sich inzwischen ziemlich viele Kavernen mit einem Volumen von bis zu 100.000.000 Kubikmeter Gas, gespeichert bei einem Druck von bis zu 230 bar. Und weil das so ist, bin ich häufig im Amtsvenn, um dort in den Speichern Anlagen für deren Betrieb zu verkaufen, zu bauen und zu warten.

Mitten drin zwischen den obertätgigen Anlagen gibt es einen Gasthof, dass Restaurant Heidehof, dass ich mit meiner Frau vor ein paar Wochen während einer Radtour besucht habe und dort zu Mittag gegessen habe. Während wir also dort ein sehr anständiges Mittagessen genossen (Fotos in der Galerie), hatte ich mal in die Abendkarte und die Aktionskarte in Augenschein genommen. Auf der Karte war für das letzte Septemberwochenende Hummer als Küchenthema verkündet worden. Hummer? Da war sofort Konsens mit meiner Frau, da sind wir dabei.....und für den ersten Tag des Events passte es, wir reservierten einen Tisch.

Also auf zu unserem ersten Abendbesuch im Heidehof im Amtsvenn von Gronau, um kurz nach halb sieben Abends waren wir da und betraten den Gastraum. Gleich links ein Aquarium, in dem die Hauptdarsteller des Abends ihre letzten Stunden verbrachten. Der Hummer würde frisch auf den Teller kommen, sehr fein!

Der Service nahm uns in Empfang, konnte uns sofort mit dem Namen auf der Reservierung in Verbindung bringen und geleitete uns in den hinteren Teil des Gastraums vor dem Wintergarten. Dort hatte man einen Zweiertisch für uns vorgesehen, der gerade ausreichend groß für ein Abendessen war. Wir saßen aber auf bequemen Stühlen und der Tisch war sehr akkurat eingedeckt.

Die Karten wurden gereicht, ganz vorne ein Ausdruck mit den Hummergerichten. Der Rest der Karte war an diesem Abend (sonst wäre er es sicherlich) kein Thema für uns, wir waren für Hummer angereist. Da die Karte online nicht einsehbar ist, hier ein Überblick über die Vorspeisen

und die Hauptspeisen

Eine Flasche Wasser wurde bestellt, und, was passt gut zu Hummer, ein Glas Rieslingsekt brut aus dem Rheingau. Dazu ein Küchengruß in Form von Brot mit einer Rote Beete Butter sowie einer Salsa aus Tomaten und Paprika. Dann ging der eigentlich komplizierte Teil des Abends los, was bestellen wir? Suppe in der Mitte war gesetzt, wir sind beide Suppenkaspar und lieben beide die Referenzhummersuppe von Hummer Petersen in Hamburg, somit musste die sein. Aber was davor und danach? Es dauerte etwas, aber dann waren wir soweit dem Service eine Bestellung mitzuteilen.

Für meine Frau eine exotischere Zubereitung

gegrillter Hummer, Erbsen-Kokosnuss-Musseline, Chili-Ananas und Wildkräuter. Color-Blocking auf dem Hummer Teller. Meine Frau hob uneingeschränkt den Daumen. Ich war hin und hergerissen, aber letztendlich bestellte ich

lauwarmer Maine-Hummer auf getrüffelten schwäbischen Kartoffelsalat. Das darf mein Schwiegervater niemals erfahren, dass ich einen schwäbischen Kartoffelsalat in einer Vorspeisenversion für mehr als 20 EUR geordert habe, er würde akut an Schnappatmung leiden! Der halbe kleinere Hummer perfekt gegart, passte der zurückhaltend gewürzte lauwarme Salat sehr gut dazu, beide Aromen ergänzten sich und hielten sich die Waage. In Sachen Vorspeisen hatte die Küche einen sehr guten Start hingelegt. Wenn man denn meckern will, dann einzig, dass beide Portionen im Rahmen eines Dreigangessens mit Suppe etwas zu üppig dimensioniert waren.

Die Suppe war ja gesetzt und kam, als wir den Sekt geleert hatten. Zur Suppe keine neue flüssige Begleitung, das mögen wir beide nicht so gerne zu Suppe.

Schaumsüppchen vom Maine Hummer mit Cognacrahm. Schaumsüppchen war jetzt eine sehr freie Beschreibung der dargereichten Suppe, die war schon sehr konsistent und nicht gerade leicht in Ihrer Ausführung. Wieder war die Portion fast zu groß, wenn man drei Gänge bestellt hatte, aber gut, man muss ja nicht alles essen. Der Duft aus dem Teller war aller feinst, Karkassen für einen guten Hummerfond sollten ja auch genug da sein, ich freute mich sehr auf den ersten Löffel. Mit dem aber Ernüchterung, die Suppe war salzig, ziemlich salzig, meine Frau ebenso wie ich fanden das zu salzig. Dem Service wurde das auch mitgeteilt und über diesen die Küche informiert. Das war definitiv einfach ein bisschen zu viel des Guten. Sehr schade, der Koch hatte sich anscheinend verliebt........dieser Gang konnte mit der Güte der Vorspeisen definitiv nicht mithalten.

Umso kritischer und gespannter warteten wir dann auf den Hauptgang. Meine Frau orderte

Hummer auf Kürbis-Risotto mit Portweinsauce und toskanischem Gemüse. Das Gemüse wurde getrennt auf einem eigenen Tellerchen serviert. Das Gemüse war gut al dente gegart und mit einem ordentlichen Olivenöl serviert. Das Risotto durfte ich kosten, und da gab es absolut keine Kritik, so muss Risotto, al dente gegart, cremig und der Kürbis passte da gut hinein. Der Hummer war ausgelöst und somit wurde kein Latz beim Verzehr nötig. Der Gang war für meine Frau wieder auf Vorspeisenniveau, sie war zufrieden. Ich hatte vor der Bestellung meines Hauptgangs auch die Darreichung abgeklärt. Für mich

Hummer Thermidor mit einer Sauce Mornay gratiniert, dazu Rahmspaghetti und Beilagensalat. Ich bitte die Fotoqualität zu entschuldigen, aber die Lichtverhältnisse waren heikel und ich verwende kein Blitzlicht im Restaurant. Meine Frage nach der Darreichung bezog sich auf die Art der Darreichung von gratinierten Hummer in unserem Meeresfrüchtemekka, dem Restaurant L'Etrave in Cléden-Cap-Sizun, Bretagne, Frankreich, dort ist immer ein Quadratmetergroßer Latz notwendig, um den Hummer zu verzehren. Hier war es nicht so, der Hummer war ausgelöst, und dann wieder in die Panzer gelegt worden, um danach gratiniert zu werden. So konnte er unfallfrei mit Messer, Gable und Hummernadel verzehrt werden. Die Güte des Gerichts erschließt sich hier

Das bleibt über, wenn Hummer Thermidor gut zubereitet ist! Außer Panzer nichts! Auch mein Hauptgericht bestens! Die bedauernswerten Spaghetti wurden nicht angetastet, ich war glücklich nur mit Hummer. Ein versöhnlicher Abschluss nach dem Suppenunfall. Zum Hauptgang für uns beide ein Glas Moet & Chandon brut imperial, was passt besser zu Hummer als Champagner.

Den Service wickelten drei Damen und Herren ab, die offensichtlich gut ausgebildet und mit Freude ihre Arbeit verrichten. Die Güte des Hauses insgesamt verriet auch die hohe Anzahl offensichtlicher Stammgäste die sehr vertraut begrüßt wurden. Wir waren mit dem Service zufrieden, dass war eine gute Leistung.

Kann ich also zum Fazit kommen. Der Heidehof ist von Rheine nicht um die Ecke, mal eben dahin ist nicht so einfach. Aber die Küche im Heidehof macht Spaß, man hat den Mut, auch mal "verrückte" Themenabende zu machen, und das wird offensichtlich angenommen. Auch die hohe Anzahl an Stammgästen lässt ja auf konstant gute Leistungen schließen. Wir kommen ganz sicher mal wieder. Klare Empfehlung meinerseits für ein Essen im Heidehof.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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