Geschrieben am 26.11.2024 2024-11-26| Aktualisiert am
26.11.2024
Besucht am 19.05.2024Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 120 EUR
Im Mai dieses Jahres durften sich Schüler und Lehrer aus Rheinland-Pfalz zum (vorerst) letzten Mal über ausgedehnte Pfingstferien freuen. Die beliefen sich doch tatsächlich – Pfingstmontag, Fronleichnam und einem beweglichen Ferientag sei Dank – auf satte zwei Wochen. Keine Frage, dass wir uns da ins Auto setzten und in Richtung Bregenzerwald, unserer österreichischen „Wahlheimat“, aufbrachen.
Unser Ziel war, wie so häufig in den letzten Jahren, das etwas verstreut unterhalb der mächtigen Kanisfluh an der Bregenzerach liegende Bergdorf Au (800 m ü.NN). Wir freuten uns nicht nur auf die idyllische Bergwelt, die sich in diesem hinteren Eck des Bregenzerwaldes ausgiebig erwandern lässt, sondern auch auf die kulinarischen Genüsse, die uns bei Familie Simma im Hotel Rössle erwarten würden.
Kleiner Tipp für erholungssuchende Feingaumen: Ruhig mal kurzzeitig den GG-Kosmos verlassen und die Bilder auf TA anschauen. Sie lassen erahnen, warum wir hier zum wiederholten Male im Halbpensions-Himmel schwelgten.
Die eingeplante Mittagspause wollten wir im ca. 1600 Einwohner zählenden Örtchen Deuchelried, einem rund einen Kilometer östlich von der Kreisstadt Wangen im Allgäu gelegenen Ortsteil, verbringen.
Hier schlugen wir nicht zufällig auf. Unser Ziel war das Landgasthaus Adler, das – und hier war der Name nun wirklich Programm – der leider nicht mehr auf diesem Portal aktive Kollege „Gast im Haus“ (ein Jammer!) vor ein paar Jahren gleichermaßen detailliert wie enthusiastisch beschrieben hatte.
Seither stand diese Einkehradresse ganz oben auf meinem Futter-Register. Ich musste sie nur noch irgendwie in unsere „Boxenstopp-Strategie“ auf dem Weg in den Bregenzerwald einbauen…
Nun, es war Sonntag und da empfängt das von Anne-Kathrin und Uwe Zöller geführte, lediglich von Freitag bis Sonntag geöffnete Haus auch über Mittag seine Gäste. Ein spontaner Anruf während der Fahrt gen Süden sicherte uns überraschend problemlos einen Tisch für zwei Personen und ein Kleinkind zu.
Unser Auto stellten wir auf dem direkt neben dem Lokal befindlichen Parkplatz ab. Der Ortskern von Deuchelried machte auf uns einen sehr idyllischen Eindruck. Ja, der ländliche Süden unserer Republik hat auch seine Reize. Und in Zeiten wie diesen tut ein Stückchen „heile Welt“ auch mal ganz gut.
Die katholische Kirche grüßte erhaben von schräg gegenüber. Ein hübsch angelegter Spielplatz war ebenfalls in Reichweite. Die Möglichkeit, dass sich unsere Kleine nach dem Stillsitzen im Lokal hier noch würde austoben können, nahmen wir später dankend an. Ein Umstand, der uns auch den übrigen Reiseweg nach Österreich gut meistern ließ.
Bereits von außen machte das stattliche, teilweise mit Schindeln verkleidete Anwesen aus der guten alten Wirtshauszeit einen sehr gepflegten Eindruck. Außen Wirtshaus - innen Geschmack!
Dieser sollte sich drinnen mehr als nur bestätigen. Inhaberin Anne-Kathrin Zöller begrüßte uns freundlich. An ihrer Reaktion merkte man sofort, dass auch kleinere Kinder im Adler gerne gesehen sind.
Über leicht knarzendes Fischgrätenparkett ging es an unseren klassisch eingedeckten, in schneeweißes Leinen gehüllten Tisch, der sich im ersten von zwei Gasträumen befand. Das - von der Straße aus gesehen - vordere Speisezimmer hatte eine ähnliche Größe, wirkte jedoch etwas rustikaler, was vielleicht am dunklen Holz seiner altehrwürdigen Kassettendecke lag. Nostalgisch - klassisch - gediegen
Frau Zöller strahlte die Souveränität einer erfahrenen Gastronomin (die sie sicherlich auch ist) aus. Sie hatte ihr Landgasthaus richtig gut im Griff und umsorgte freundlich und zuvorkommend ihre Gäste, deren Großteil sich aus regelmäßig hier einkehrenden Wiederholungstätern rekrutierte. Gerade auf dem Land beruht ja der langfristige Erfolg einer Gastronomie nicht selten auf einer sorgsam aufgebauten Stammklientel.
Blickfang unseres Gästeabteils war der etwas provisorisch wirkende Thekenbereich, hinter dem ein kleiner Durchgang zur Küche führte. Frau Zöller bei der Arbeit
Von hier aus stillten die Servicedamen den Durst ihrer Gäste und trugen die fertig angerichteten Teller aus der Zöller’schen Kochstube.
Eine Glasvitrine, die auf Hochglanz polierte Weinkelche und hochprozentige Flaschenware zur Schau stellte, lauerte hinten im Eck. Ein Klavier diente als Abstellfläche für weitere „Spiritualitäten“ und fungierte ganz nebenbei noch als „Trennwand“ für die Ausschank-Enklave. Innenarchitektonisch durchaus clever gelöst und definitiv nicht alltäglich. Gastraumimpression mit Stammgastanteil
Auf den aus dunklem Holz geschnitzten Stühlen saß es sich dank ausreichend gepolsterter Unterlage richtig bequem. Für Gäste mit empfindlichem Rücken hielt man zusätzlich noch ein paar weiche Kissen bereit. Weiße Stoffservietten, Brottellerchen und Silberbesteck kündeten von stilvoller Tischkultur. Eine gehobene (aber nicht abgehobene!) Landhausatmosphäre, in der wir uns gleich wohlfühlten.
Der Kinderstuhl ließ nicht lange auf sich warten. Dann reichte uns die Hausherrin die bereits aufgeschlagenen Speisenkarten. Aha, hier wusste man anscheinend noch die kleinen, aber feinen Freundlichkeiten im Service zu beherzigen. Sehr schön. Das bewusst reduzierte Angebot passte samt Aperitif- und Weißweinempfehlung auf zwei DIN-A4-Seiten.
Einem halben Dutzend wohlklingender Vorspeisen, standen zwei Suppen, drei Fischgerichte, vier Fleischteller und ein vegetarisches Hauptgericht gegenüber. Hausmannsköstliche Klassiker im bestbürgerlichen Sinne, mal mediterran, mal asiatisch akzentuiert. Dabei aber immer mit dem Gewicht auf den kulinarischen Entsprechungen der Jahreszeit.
Spargelschaumsuppe und Spargel-Risotto durften da genauso wenig fehlen wie der Spargel-Cocktail mit Garnelen und Melonen-Curry-Chutney für vorweg. Kräuterspargel mit gebratenen Meerwassergarnelen und Kalbsleber auf Kartoffel-Spargelragout grüßten hingegen von der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen.
Doch selbst diese nicht allzu große Auswahl stellte mich vor Entscheidungsnot. Da klang ja ein Hauptgang besser als der andere. Von den feinen Vorableckereien ganz zu schweigen. In solchen Fällen hilft meist die Getränkebestellung, um erstmal ein wenig auf Zeit zu spielen.
Eine kleine Apfelschorle (0,2l für 2,40 Euro) für das Töchterchen und eine Flasche „Allgäuer Alpenwasser“ (medium, 0,7l für 7,50 Euro) für ihre Eltern waren ruckzuck geordert. Guter Durstlöscher
Zum Hauptgang gönnte ich mir ein „falsches“ Viertel Rosso Passo (0,2l für 7,50 Euro) aus dem offenen Vollzug.
Der aus den Trauben Sangiovese und Merlot vinifizierte Rote von der Cantine Lenotti aus Bardolino (vom Ufer des Gardasees) machte später als harmonisch-weicher Tropfen zu meinem Fleischgang eine ganz passable Figur. Da hatte ich schon dünnere Rotweine für mehr Geld im Glas.
Da unsere Kleine auf ihren obligatorischen Pasta-Teller nicht verzichten wollte, sollte sie später ein paar Tagliolini mit gedämpftem Gemüse und dunkler Sauce für lächerliche 5 Euro erhalten. Zu dem Preis bekommt man heutzutage ja nicht mal mehr TK-Chicken-Nuggets im SB-Restaurant in die Pappschale geschmissen.
Im Adler löst man die Verköstigung der Kleinen scheinbar ganz anders, nämlich wunschgemäß (soweit das für die Küche machbar ist). Kindergerichte waren in der Karte gar keine aufgeführt. Großes Lob an Frau Zöller und die Küche, die das wirklich sehr kindgerecht angingen. Über den geringen Preis konnte man sich bei der gebotenen Qualität nur wundern. Wahrscheinlich war er „gemischt kalkuliert“ und schlug deshalb so gastfreundlich zu Buche.
Während meine Frau mit einem bunten Salat mit gerösteten Kürbiskernen (11,50 Euro) zu starten gedachte, stand mir der Vorspeisensinn nach etwas Exotischerem. Dem Kakuni vom Iberico auf Glasnudelsalat mit Curry-Sauce (17 Euro) wollte und konnte ich einfach nicht entsagen. Wann hat man schon die Möglichkeit, einen auf japanische Art geschmorten Schweinebauch in einem der besten Allgäuer Lokale zu verputzen?
Bei den Hauptspeisen wollten wir uns beide aus den hiesigen Fleischtöpfen bedienen. Die Gattin entschied sich ganz überraschend und entgegen ihrer im Lokal häufig auf Fleisch verzichtenden Natur für die Lammnüsschen auf mediterranem Ofengemüse an Rosmarinjus (35 Euro). Da konnte ich ja gar nicht anders als mit dem Rücken vom Weiderind auf Spargel-Risotto an Portweinjus und buntem Gemüse (35 Euro) adäquat zu kontern.
Vom Allgäuer Mineralwasser erfrischt, ging es eher rustikal „amused“ ans Stullenschmieren. Zwei Aufstriche – eine ganz formidable Paprikacrème sowie ein schmackiger Kräuterquark – und ein Stück Butter wollten gerecht auf ein paar Scheiben Brot verteilt werden. Aufstriche zum Beißvertreib
Besonders das außen krachend-krustige und innen noch leicht warme Körnerbrot war jede cremige „Streich(el)einheit“ wert. Das einfache, auf solider Grundlage geschmierte Butterbrot vermochte auch den Hunger der Jüngsten am Tisch fürs Erste zu besänftigen. These simple things... Gutes Brot - so wichtig!
Nach angenehmer Wartezeit kamen zusammen mit dem Kinderteller unsere Vorspeisen. Frau Zöllers Angebot, das Essen für die Kleine vorzuziehen, nahmen wir dankend an. Von unseren Hauptgerichten konnten wir ihr ja später noch etwas abgeben.
Dann nahm meine Frau ihr knackig frisches, in zeitgemäßer Keramik serviertes Blattwerk unter Messer und Gabel. Eine ungemein leckere, mit Senf, Honig und einem Hauch von Curry veredelte Vinaigrette verlieh dem jungen Grün seinen besonderen Kick am Gaumen. Meine (große) Herzensdame war begeistert. Bunt trieb es der Salat...
Ähnlich erging es dem Töchterlein. Schnell hatte sie an ihrer Bandnudelportion Gefallen gefunden. Kinderteller von Format!
Zusammen mit der dunklen Bratenjus und den kleingeschnittenen Gemüsewürfeln aus dem Dampf ergab das einen auch geschmacklich recht ausgewogenen Kinderteller, der lediglich etwas zu groß ausgefallen war. Da mussten Mama und Papa später noch ein wenig nachhelfen.
Mein mit lilafarbenen Radieschensprossen verzierter Schmorbauchquader thronte stolz auf einem stattlichen Unterbau aus Glasnudelsalat, Rucola und Radicchio. Kakuni auf Glasnudelsalat
Ein paar halbierte Cocktailtomaten schmuggelten sich ebenfalls unter diese herrlich süffige, von asiatischen Aromen geprägte Vorspeise.
Allein das Dressing des Glasnudelsalats hatte es in sich. Die darin enthaltene Chilischärfe kitzelte zeitversetzt am Gaumen, während sich die Limette um einen zusätzlichen Frischekick kümmerte. Die um das Kakuni-Türmchen geklekste Thai-Curry-Sauce aus der Quetschflasche vereinte Koriander, Zitronengras, Kokos & Co. auf geradezu raffinierte Art und Weise. "Ihr wollt es doch (b)auch!"
Dass sich bei diesen Mitspielern der in Soja, Mirin und braunem Zucker geschmorte, lauwarme Schweinebauch „sauwohl“ fühlte, lag auf der Hand bzw. auf der hübsch gewählten Keramik. In der Summe ergab das eine vom ersten Bissen an sehr überzeugende Vorspeise mit ausgeprägter eigener Handschrift.
Da hatte Chefkoch Uwe Zöller gleich zu Beginn mächtig auf die Aromenpauke gehauen und mir dabei ein unerwartet intensives Gaumenerlebnis der asiatischen Art in einem urdeutschen Wirtshaus beschert. Ich war schwer beeindruckt und freute mich umso mehr auf mein Hauptgericht.
Dies ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Eine bravourös auf den von mir gewünschten Garpunkt („medium rare“) gebratene, in zwei Stücke zerteilte Tranche vom heimischen Rinderrücken hatte es sich auf geschmeidigem Spargelrisotto gemütlich gemacht. Solch ein Weiderindrücken kann schon entzücken!
Ein betörender Duft nach Portwein umschmeichelte sofort meine Nase. Gut, dass der Küchenchef nicht mit Beiguss gespart hatte. Die Portweinjus war nämlich vom Allerfeinsten. Kein Tröpfchen sollte von ihr zurückbleiben. Weiderindrücken von "Rex Risotto", dem Saucengott von Deuchelried, zubereitet
Tourniertes Gemüse aus dem Dämpfer brachte zusätzlichen Biss und auch etwas Farbe ins Spiel. Geschmacklich und texturell gab es da überhaupt nichts zu beanstanden. Auch die Portionsgröße ging absolut in Ordnung. Bei Wegputzen dachte ich unwillkürlich: So und nicht anders muss das gemacht werden! In der Deuchelrieder Küche regierte nämlich „Rex Risotto“, vom Saucengott persönlich geweiht.
Auch der mediterrane Ausflug meiner Frau ins Land der saftigen Lämmer wurde nicht bereut. Lammnüsschen mediteran aka "Premium-Mäh"
Die aus der Keule geschnittenen Medaillons wurden vorher wahrscheinlich gut mariniert bevor sie zusammen mit Kräutern in Pfanne landeten. Besser kann gebratenes Fleisch kaum riechen. Ich gönnte der gegenübersitzenden „Lammkundin“ ihr „Premium-Mäh“, das mit gerösteten Kartoffeln und Gemüse aus dem Ofen die passenden Beigaben erhielt. Dass die angegossene Rosmarinjus geschmackliche Tiefe besaß, war dann auch keine Überraschung mehr.
Gut gesättigt und mit der Gewissheit, dass am Abend noch ein dreigängiges Menü samt Salatbuffet im Hotel Rössle auf uns wartete – ich entschied mich verständlicherweise für den Steinbutt –, verließen wir ohne einen süßen Abschluss das sehr empfehlenswerte Gasthaus der Familie Zöller und gönnten unserem Töchterchen auf dem Spielplatz nebenan noch ein wenig Bewegung.
Den Adler in Wangen-Deuchelried werden wir uns für zukünftige Rastpausen auf dem Weg in den Bregenzerwald mit Sicherheit merken. Danke, lieber „Gast im Haus“ für diesen tollen Tipp!
Im Mai dieses Jahres durften sich Schüler und Lehrer aus Rheinland-Pfalz zum (vorerst) letzten Mal über ausgedehnte Pfingstferien freuen. Die beliefen sich doch tatsächlich – Pfingstmontag, Fronleichnam und einem beweglichen Ferientag sei Dank – auf satte zwei Wochen. Keine Frage, dass wir uns da ins Auto setzten und in Richtung Bregenzerwald, unserer österreichischen „Wahlheimat“, aufbrachen.
Unser Ziel war, wie so häufig in den letzten Jahren, das etwas verstreut unterhalb der mächtigen Kanisfluh an der Bregenzerach liegende Bergdorf Au (800 m ü.NN).... mehr lesen
Landgasthaus Adler
Landgasthaus Adler€-€€€Restaurant, Landgasthof07522707477Obere Dorfstraße 4, 88239 Wangen im Allgäu
4.5 stars -
"Wahrlich kein gewöhnliches Landgasthaus!" Ehemalige UserIm Mai dieses Jahres durften sich Schüler und Lehrer aus Rheinland-Pfalz zum (vorerst) letzten Mal über ausgedehnte Pfingstferien freuen. Die beliefen sich doch tatsächlich – Pfingstmontag, Fronleichnam und einem beweglichen Ferientag sei Dank – auf satte zwei Wochen. Keine Frage, dass wir uns da ins Auto setzten und in Richtung Bregenzerwald, unserer österreichischen „Wahlheimat“, aufbrachen.
Unser Ziel war, wie so häufig in den letzten Jahren, das etwas verstreut unterhalb der mächtigen Kanisfluh an der Bregenzerach liegende Bergdorf Au (800 m ü.NN).
Geschrieben am 24.03.2018 2018-03-24| Aktualisiert am
25.03.2018
Besucht am 21.03.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
Eigentlich habe ich keinen Anlass an diesem Mittwoch, es ist die reine Neugier, natürlich auch die Pflichterfüllung gegenüber meinen Gastro-Kritikerfreunden heute der Ansage meines Geschäftsführers zu folgen, „Wenn Sie mal richtig lecker essen gehen, wollen, da müssen Sie mal zum Adler nach Deuchelried – was die da machen – unglaublich!“
Schaut man in Google, heißt es da bei den Michelin-Testern 2018 „Sie mögen regionale Küche und auch asiatische Einflüsse hier und da? Die aus frischen, guten Produkten zubereiteten Gerichte nennen sich z. B. "Perlhuhnbrust mit Currynudeln und Kräutern" oder "Skrei auf Rote-Bete-Risotto mit Meerrettichschaum". Wirklich schön das gemütlich-elegante Ambiente und der Garten!“ und „Hoher Standard - unsere schönsten Adressen.“ Den Bib-Gourmand hat er auch, der Adler, aber da heißt ja nur, dass dort ein Drei-Gang-Menu für 37,-Euro zu haben ist. Also mal immer schön langsam mit die junge Pferde - sagt mir mein Inneres GG-Ich, zumal „keine Hunde, keine Kreditkarten“ sowie Google-Rezis wie "Exzellente Küche knapp unter Sterneniveau, guter Service." oder "Das Essen und der Service ist erste Sahne." sich mir schon des Öfteren als preisbedingte Kunden-Selbstrechtfertigung eines Schickimicki Restaurantbesuchs erwiesen hatten – ein paar Blüten auf dem Teller machen noch keine gute Küche. Doch selbst isst der Mann – erst dann kann ich auch mein Urteil über den Landgasthof Adler in Deuchelried, einem Ortsteil von Wangen im Allgäu fällen.
Wie befinden uns hier in einer der touristischen Ecken Deutschlands – das früher, d.h. bis 1972 eigenständige Dorf Deuchelried ist blitzsauber. Entlang der Dorfstraße sind die Gehöfte wie an einer Perlenkette – rund um den Kirchplatz befinden sich dann der Gasthof Hirsch und der Landgasthof Adler. Direkt neben diesen eine als Parkplatz gepflasterte Freifläche, die kurz vor 18:00 noch leer ist und mir an anderen Pflastersteinen erkennbar die Wahl der Qual eines Stellplatzes abnimmt.
Der Eingangsflur ist der typische mit braun-hellbraunen Kalksteinfliesen und Kacheln ausgelegte Eingangsbereich eines Schankgasthauses der Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts- Am Ende ist sogar noch die frühere Durchreiche für die Abholer - da biegt der Gang nach rechts ab, links eine EIngangstür, hinter der ich Stimmen höre - und ich trete in eine komplett andere Welt- die eines noblen, großstädtischen Hotelrestaurants - eine durchdesignte aber doch hier richtig platziert empfundene Atmosphäre der Gastlichkeit - Weiß, Weiß nochmals weiß - sparsame braune Holzstöne der Stühle und Lampenschirme, viel silberne Dekostücke - passend zur Zeit (Oster)hasen - sehr gepflegt. Die beiden Damen vom Service, eine die Inhaberin Frau Ann-Kathrin Zöller und eine Mitarbeiterin in sehr schlichter aber eleganter wie praktischer Bluse und Hose begrüßen mich freundlich und zeigen mir in zwei Bereichen das Platzangebot für mich als Einzelperson. Ich suche mir einen Platz an einem Vierertisch am Fenster, der für zwei Personen eingedeckt ist. Gläser Besteck, weiße Stoffservietten - ein großes Glas mit einer einzelnen Rose, ein Kerzenständer mit einer weißen Kerze - stilvoll passend,
Der frühere Thekenbereich des Gasthausess ist vermutlich nach vorne zur Gaststube offen bzw. in den Gang zur Küche umgestellt und als Pass zu einem aktiven Arbeitsbereich für den Service geworden. Ich nehme den mir gezeigten Platz an einem Vierertisch am Fenster. In den Fensternischen sind große stilvolle Tischlampen dekoriert und geben neben dem zentralen Deckenlicht eine angenehme Wohlfühlatmosphäre. Frau Zöller bringt mir die aufgeschlagene Karte sowie eine Weinkarte. Die Speisekarte - im Wesentlichen zwei Seiten – wobei eine bereits für Vorspeisen bis Hauptgerichte reicht - während auf der ersten Seite ein wenn ich mich recht erinnere, u.a. ein Viergang-Menu zu 58,-€ präsentiert wird. Doch mich reizen die auf einer Tafel am Übergang zu einem leicht anders gestalteten Gastraum angebotenen Miesmuscheln im Kräutersud zu 12;-€ wie auch der Wildhasenrücken mit Kartoffel-Sellerie-Püree, Gemüsen und Pfifferlingen zu 23,80€ - während mir in der Karte bereits bei Rinderbäckchen mit gleicher Begleitung zu 22,80 wie der Wildhase oder eine gefüllte Wachtel das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen und den Appetit steigern.
Ich habe hinreichend Zeit mich zu entscheiden – das Menu ist mir in jedem Fall für den Abend einfach zu viel, Miesmuscheln müssen sein, und dann reizt mich zwar das Wild, aber da kommt es sehr auf die Qualität des Tieres an – war der Hase zu alt, kann der beste Koch daran nichts verbessern – die Wachtel naja, kommt darauf an, wie gezüchtet – aber die Leistung des Kochs kann ich am leichtesten bei den Rinderbäckchen beurteilen – so werden die Muscheln Vorspeise und die Backen der Hauptgang. Dazu gönne ich mir einen offenen Pfälzer Riesling von Pfaffmann – bodenständig und einfach, dazu noch ein Wasser medium – San Pellegrino wird dann serviert.
Vor den Getränken kommt ein Körbchen mit zweierlei Baguette und als Aufstrich dreierlei: Butter, eine Paprikafrischkäsecreme und Griebenschmalz. Gut, Schmalz ist eigentlich nicht so meins – aber dieses Griebenschmalz – ich kann nicht davon lassen, so würzig griebig hab ich bislang selten Schmalz bekommen – zusammen mit dem etwas dunkleren Brot, würde bei uns Kornstange heißen – das leicht warm ist oooh – einfach gut, dass man Kalorien international als Einheit abgeschafft hat! Nur etwas noch von der Paprikacreme –aber die Butter brauch ich nicht. Es wird Löffel und Gabel für die Miesmuscheln aufgedeckt und dann bringt mir sogar noch Brot nach, genial!
Gerade so habe ich meine Schmalzorgie beendet, einen Schluck vom angenehmen Riesling probiert, wird mir als Gruß aus der Küche eine kleine Tasse „orientalische Maissuppe“ gebracht. In der Gemüsebrühe finden sich ein paar Zuckermaiskörner, die Suppe ist ganz leicht sämig, hat eine leichte Note von vermutlich Ras el hanout – gibt eine angenehme Schärfe. Dazu auf einem Spieß eine gebratene Garnele. An sich nichts weltbewegendes, aber wie das Süppchen gemacht ist, zeigt Liebe zum Kochen.
Wenige Minuten später kommt die Schüssel mit den Miesmuscheln. Bereits der Anblick zeigt gute Ware, die hier auf den Tisch kommt – leckere Größe der Tierchen, sie schmecken fantastisch, die Portionsgröße ist fürs Abendbrot okay. Die Gemüsebrühe in der die Muscheln gekocht wurden, bildet eine gute Basis wurde mit Curry abgeschmeckt und würde als Suppe die Einzelportion abrunden.
Ich bitte um etwas Zeit bis zum Hauptgang – der Riesling vergnügt, SP löscht den Durst und es stellt sich ein wohliges Gefühl ein, die richtige Wahl getroffen zu haben. Beinahe schon zu früh kommt dann der Teller mit zwei schönen Scheiben vom Rinderbäckchen auf einem Bett des Kartoffelsellerie-Pürees, dazu in feine Würfel von etwas über einem halben cm Kantenlänge geschnitten und jeweils unterschiedlich im Gargrad Karotte, Kohlrabi, Zucchini, und ich meine eine Wurzel evtl. Pastinake zumindest nicht so stark wie Sellerie zu schmecken. Weiter sind Zwiebel, Frühlingszwiebeln und kleine frische Pfifferlinge angebraten – und kleine Koriander--Blätter. Die dunkle, gehaltvolle Rotweinsauce mit dem wirklich fein abgestimmten Kartoffel-Sellerie-püree, bei dem der Sellerieanteil wirklich hoch, aber sehr gekonnt eingesetzt wird. Die Konsistenz der quer zur Faser geschnittenen Rinderbäckchen ist butterzart, schmelzen auf der Zunge, füllen den Gaumen mit vollem Fleisch-Rotwein-Aromen, die vom Püree aufgesogen werden und abklingen. Eine gute Komposition – feine Küche. Sicher weg von Sternen, aber wunderbar real, von dem sich mancher Fernseh-Sterneträger sowohl an Küche wie auch Service sogar ein Beispiel nehmen könnte.
Eigentlich wohlgesättigt denke ich an den selbstlosen Einsatz von Borgfelder, der gnadenlos gegen sich selbst Zehngang-Menüs opfert – was sollen da schon zwei Gänge – also frage ich nach einem Dessert. Man bringt mir die Dessertkarte, von der mich die wie ich vermute aromen-reichste anlacht – Ziegenfrischkäse mit gepfeffertem Rhabarber und Basilikum 8,- €. Auch hier wie schon zu Beginn – es ist nichts weltbewegend Aufregendes, nur eine fantastische Kombination von unterschiedlichen Konsistenzen, Aromen und einfach ein Genuss. Ein fantastischer Abschluss
Eigentlich habe ich keinen Anlass an diesem Mittwoch, es ist die reine Neugier, natürlich auch die Pflichterfüllung gegenüber meinen Gastro-Kritikerfreunden heute der Ansage meines Geschäftsführers zu folgen, „Wenn Sie mal richtig lecker essen gehen, wollen, da müssen Sie mal zum Adler nach Deuchelried – was die da machen – unglaublich!“
Schaut man in Google, heißt es da bei den Michelin-Testern 2018 „Sie mögen regionale Küche und auch asiatische Einflüsse hier und da? Die aus frischen, guten Produkten zubereiteten Gerichte nennen... mehr lesen
Landgasthaus Adler
Landgasthaus Adler€-€€€Restaurant, Landgasthof07522707477Obere Dorfstraße 4, 88239 Wangen im Allgäu
5.0 stars -
"Eine Perle der Kochkunst und Gastlichkeit" Gast im HausEigentlich habe ich keinen Anlass an diesem Mittwoch, es ist die reine Neugier, natürlich auch die Pflichterfüllung gegenüber meinen Gastro-Kritikerfreunden heute der Ansage meines Geschäftsführers zu folgen, „Wenn Sie mal richtig lecker essen gehen, wollen, da müssen Sie mal zum Adler nach Deuchelried – was die da machen – unglaublich!“
Schaut man in Google, heißt es da bei den Michelin-Testern 2018 „Sie mögen regionale Küche und auch asiatische Einflüsse hier und da? Die aus frischen, guten Produkten zubereiteten Gerichte nennen
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Unser Ziel war, wie so häufig in den letzten Jahren, das etwas verstreut unterhalb der mächtigen Kanisfluh an der Bregenzerach liegende Bergdorf Au (800 m ü.NN). Wir freuten uns nicht nur auf die idyllische Bergwelt, die sich in diesem hinteren Eck des Bregenzerwaldes ausgiebig erwandern lässt, sondern auch auf die kulinarischen Genüsse, die uns bei Familie Simma im Hotel Rössle erwarten würden.
Kleiner Tipp für erholungssuchende Feingaumen: Ruhig mal kurzzeitig den GG-Kosmos verlassen und die Bilder auf TA anschauen. Sie lassen erahnen, warum wir hier zum wiederholten Male im Halbpensions-Himmel schwelgten.
Die eingeplante Mittagspause wollten wir im ca. 1600 Einwohner zählenden Örtchen Deuchelried, einem rund einen Kilometer östlich von der Kreisstadt Wangen im Allgäu gelegenen Ortsteil, verbringen.
Hier schlugen wir nicht zufällig auf. Unser Ziel war das Landgasthaus Adler, das – und hier war der Name nun wirklich Programm – der leider nicht mehr auf diesem Portal aktive Kollege „Gast im Haus“ (ein Jammer!) vor ein paar Jahren gleichermaßen detailliert wie enthusiastisch beschrieben hatte.
Seither stand diese Einkehradresse ganz oben auf meinem Futter-Register. Ich musste sie nur noch irgendwie in unsere „Boxenstopp-Strategie“ auf dem Weg in den Bregenzerwald einbauen…
Nun, es war Sonntag und da empfängt das von Anne-Kathrin und Uwe Zöller geführte, lediglich von Freitag bis Sonntag geöffnete Haus auch über Mittag seine Gäste. Ein spontaner Anruf während der Fahrt gen Süden sicherte uns überraschend problemlos einen Tisch für zwei Personen und ein Kleinkind zu.
Unser Auto stellten wir auf dem direkt neben dem Lokal befindlichen Parkplatz ab. Der Ortskern von Deuchelried machte auf uns einen sehr idyllischen Eindruck. Ja, der ländliche Süden unserer Republik hat auch seine Reize. Und in Zeiten wie diesen tut ein Stückchen „heile Welt“ auch mal ganz gut.
Die katholische Kirche grüßte erhaben von schräg gegenüber. Ein hübsch angelegter Spielplatz war ebenfalls in Reichweite. Die Möglichkeit, dass sich unsere Kleine nach dem Stillsitzen im Lokal hier noch würde austoben können, nahmen wir später dankend an. Ein Umstand, der uns auch den übrigen Reiseweg nach Österreich gut meistern ließ.
Bereits von außen machte das stattliche, teilweise mit Schindeln verkleidete Anwesen aus der guten alten Wirtshauszeit einen sehr gepflegten Eindruck.
Dieser sollte sich drinnen mehr als nur bestätigen. Inhaberin Anne-Kathrin Zöller begrüßte uns freundlich. An ihrer Reaktion merkte man sofort, dass auch kleinere Kinder im Adler gerne gesehen sind.
Über leicht knarzendes Fischgrätenparkett ging es an unseren klassisch eingedeckten, in schneeweißes Leinen gehüllten Tisch, der sich im ersten von zwei Gasträumen befand. Das - von der Straße aus gesehen - vordere Speisezimmer hatte eine ähnliche Größe, wirkte jedoch etwas rustikaler, was vielleicht am dunklen Holz seiner altehrwürdigen Kassettendecke lag.
Frau Zöller strahlte die Souveränität einer erfahrenen Gastronomin (die sie sicherlich auch ist) aus. Sie hatte ihr Landgasthaus richtig gut im Griff und umsorgte freundlich und zuvorkommend ihre Gäste, deren Großteil sich aus regelmäßig hier einkehrenden Wiederholungstätern rekrutierte. Gerade auf dem Land beruht ja der langfristige Erfolg einer Gastronomie nicht selten auf einer sorgsam aufgebauten Stammklientel.
Blickfang unseres Gästeabteils war der etwas provisorisch wirkende Thekenbereich, hinter dem ein kleiner Durchgang zur Küche führte.
Von hier aus stillten die Servicedamen den Durst ihrer Gäste und trugen die fertig angerichteten Teller aus der Zöller’schen Kochstube.
Eine Glasvitrine, die auf Hochglanz polierte Weinkelche und hochprozentige Flaschenware zur Schau stellte, lauerte hinten im Eck. Ein Klavier diente als Abstellfläche für weitere „Spiritualitäten“ und fungierte ganz nebenbei noch als „Trennwand“ für die Ausschank-Enklave. Innenarchitektonisch durchaus clever gelöst und definitiv nicht alltäglich.
Auf den aus dunklem Holz geschnitzten Stühlen saß es sich dank ausreichend gepolsterter Unterlage richtig bequem. Für Gäste mit empfindlichem Rücken hielt man zusätzlich noch ein paar weiche Kissen bereit. Weiße Stoffservietten, Brottellerchen und Silberbesteck kündeten von stilvoller Tischkultur. Eine gehobene (aber nicht abgehobene!) Landhausatmosphäre, in der wir uns gleich wohlfühlten.
Der Kinderstuhl ließ nicht lange auf sich warten. Dann reichte uns die Hausherrin die bereits aufgeschlagenen Speisenkarten. Aha, hier wusste man anscheinend noch die kleinen, aber feinen Freundlichkeiten im Service zu beherzigen. Sehr schön. Das bewusst reduzierte Angebot passte samt Aperitif- und Weißweinempfehlung auf zwei DIN-A4-Seiten.
Einem halben Dutzend wohlklingender Vorspeisen, standen zwei Suppen, drei Fischgerichte, vier Fleischteller und ein vegetarisches Hauptgericht gegenüber. Hausmannsköstliche Klassiker im bestbürgerlichen Sinne, mal mediterran, mal asiatisch akzentuiert. Dabei aber immer mit dem Gewicht auf den kulinarischen Entsprechungen der Jahreszeit.
Spargelschaumsuppe und Spargel-Risotto durften da genauso wenig fehlen wie der Spargel-Cocktail mit Garnelen und Melonen-Curry-Chutney für vorweg. Kräuterspargel mit gebratenen Meerwassergarnelen und Kalbsleber auf Kartoffel-Spargelragout grüßten hingegen von der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen.
Doch selbst diese nicht allzu große Auswahl stellte mich vor Entscheidungsnot. Da klang ja ein Hauptgang besser als der andere. Von den feinen Vorableckereien ganz zu schweigen. In solchen Fällen hilft meist die Getränkebestellung, um erstmal ein wenig auf Zeit zu spielen.
Eine kleine Apfelschorle (0,2l für 2,40 Euro) für das Töchterchen und eine Flasche „Allgäuer Alpenwasser“ (medium, 0,7l für 7,50 Euro) für ihre Eltern waren ruckzuck geordert.
Zum Hauptgang gönnte ich mir ein „falsches“ Viertel Rosso Passo (0,2l für 7,50 Euro) aus dem offenen Vollzug.
Der aus den Trauben Sangiovese und Merlot vinifizierte Rote von der Cantine Lenotti aus Bardolino (vom Ufer des Gardasees) machte später als harmonisch-weicher Tropfen zu meinem Fleischgang eine ganz passable Figur. Da hatte ich schon dünnere Rotweine für mehr Geld im Glas.
Da unsere Kleine auf ihren obligatorischen Pasta-Teller nicht verzichten wollte, sollte sie später ein paar Tagliolini mit gedämpftem Gemüse und dunkler Sauce für lächerliche 5 Euro erhalten. Zu dem Preis bekommt man heutzutage ja nicht mal mehr TK-Chicken-Nuggets im SB-Restaurant in die Pappschale geschmissen.
Im Adler löst man die Verköstigung der Kleinen scheinbar ganz anders, nämlich wunschgemäß (soweit das für die Küche machbar ist). Kindergerichte waren in der Karte gar keine aufgeführt. Großes Lob an Frau Zöller und die Küche, die das wirklich sehr kindgerecht angingen. Über den geringen Preis konnte man sich bei der gebotenen Qualität nur wundern. Wahrscheinlich war er „gemischt kalkuliert“ und schlug deshalb so gastfreundlich zu Buche.
Während meine Frau mit einem bunten Salat mit gerösteten Kürbiskernen (11,50 Euro) zu starten gedachte, stand mir der Vorspeisensinn nach etwas Exotischerem. Dem Kakuni vom Iberico auf Glasnudelsalat mit Curry-Sauce (17 Euro) wollte und konnte ich einfach nicht entsagen. Wann hat man schon die Möglichkeit, einen auf japanische Art geschmorten Schweinebauch in einem der besten Allgäuer Lokale zu verputzen?
Bei den Hauptspeisen wollten wir uns beide aus den hiesigen Fleischtöpfen bedienen. Die Gattin entschied sich ganz überraschend und entgegen ihrer im Lokal häufig auf Fleisch verzichtenden Natur für die Lammnüsschen auf mediterranem Ofengemüse an Rosmarinjus (35 Euro). Da konnte ich ja gar nicht anders als mit dem Rücken vom Weiderind auf Spargel-Risotto an Portweinjus und buntem Gemüse (35 Euro) adäquat zu kontern.
Vom Allgäuer Mineralwasser erfrischt, ging es eher rustikal „amused“ ans Stullenschmieren. Zwei Aufstriche – eine ganz formidable Paprikacrème sowie ein schmackiger Kräuterquark – und ein Stück Butter wollten gerecht auf ein paar Scheiben Brot verteilt werden.
Besonders das außen krachend-krustige und innen noch leicht warme Körnerbrot war jede cremige „Streich(el)einheit“ wert. Das einfache, auf solider Grundlage geschmierte Butterbrot vermochte auch den Hunger der Jüngsten am Tisch fürs Erste zu besänftigen. These simple things...
Nach angenehmer Wartezeit kamen zusammen mit dem Kinderteller unsere Vorspeisen. Frau Zöllers Angebot, das Essen für die Kleine vorzuziehen, nahmen wir dankend an. Von unseren Hauptgerichten konnten wir ihr ja später noch etwas abgeben.
Dann nahm meine Frau ihr knackig frisches, in zeitgemäßer Keramik serviertes Blattwerk unter Messer und Gabel. Eine ungemein leckere, mit Senf, Honig und einem Hauch von Curry veredelte Vinaigrette verlieh dem jungen Grün seinen besonderen Kick am Gaumen. Meine (große) Herzensdame war begeistert.
Ähnlich erging es dem Töchterlein. Schnell hatte sie an ihrer Bandnudelportion Gefallen gefunden.
Zusammen mit der dunklen Bratenjus und den kleingeschnittenen Gemüsewürfeln aus dem Dampf ergab das einen auch geschmacklich recht ausgewogenen Kinderteller, der lediglich etwas zu groß ausgefallen war. Da mussten Mama und Papa später noch ein wenig nachhelfen.
Mein mit lilafarbenen Radieschensprossen verzierter Schmorbauchquader thronte stolz auf einem stattlichen Unterbau aus Glasnudelsalat, Rucola und Radicchio.
Ein paar halbierte Cocktailtomaten schmuggelten sich ebenfalls unter diese herrlich süffige, von asiatischen Aromen geprägte Vorspeise.
Allein das Dressing des Glasnudelsalats hatte es in sich. Die darin enthaltene Chilischärfe kitzelte zeitversetzt am Gaumen, während sich die Limette um einen zusätzlichen Frischekick kümmerte. Die um das Kakuni-Türmchen geklekste Thai-Curry-Sauce aus der Quetschflasche vereinte Koriander, Zitronengras, Kokos & Co. auf geradezu raffinierte Art und Weise.
Dass sich bei diesen Mitspielern der in Soja, Mirin und braunem Zucker geschmorte, lauwarme Schweinebauch „sauwohl“ fühlte, lag auf der Hand bzw. auf der hübsch gewählten Keramik. In der Summe ergab das eine vom ersten Bissen an sehr überzeugende Vorspeise mit ausgeprägter eigener Handschrift.
Da hatte Chefkoch Uwe Zöller gleich zu Beginn mächtig auf die Aromenpauke gehauen und mir dabei ein unerwartet intensives Gaumenerlebnis der asiatischen Art in einem urdeutschen Wirtshaus beschert. Ich war schwer beeindruckt und freute mich umso mehr auf mein Hauptgericht.
Dies ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Eine bravourös auf den von mir gewünschten Garpunkt („medium rare“) gebratene, in zwei Stücke zerteilte Tranche vom heimischen Rinderrücken hatte es sich auf geschmeidigem Spargelrisotto gemütlich gemacht.
Ein betörender Duft nach Portwein umschmeichelte sofort meine Nase. Gut, dass der Küchenchef nicht mit Beiguss gespart hatte. Die Portweinjus war nämlich vom Allerfeinsten. Kein Tröpfchen sollte von ihr zurückbleiben.
Tourniertes Gemüse aus dem Dämpfer brachte zusätzlichen Biss und auch etwas Farbe ins Spiel. Geschmacklich und texturell gab es da überhaupt nichts zu beanstanden. Auch die Portionsgröße ging absolut in Ordnung. Bei Wegputzen dachte ich unwillkürlich: So und nicht anders muss das gemacht werden! In der Deuchelrieder Küche regierte nämlich „Rex Risotto“, vom Saucengott persönlich geweiht.
Auch der mediterrane Ausflug meiner Frau ins Land der saftigen Lämmer wurde nicht bereut.
Die aus der Keule geschnittenen Medaillons wurden vorher wahrscheinlich gut mariniert bevor sie zusammen mit Kräutern in Pfanne landeten. Besser kann gebratenes Fleisch kaum riechen. Ich gönnte der gegenübersitzenden „Lammkundin“ ihr „Premium-Mäh“, das mit gerösteten Kartoffeln und Gemüse aus dem Ofen die passenden Beigaben erhielt. Dass die angegossene Rosmarinjus geschmackliche Tiefe besaß, war dann auch keine Überraschung mehr.
Gut gesättigt und mit der Gewissheit, dass am Abend noch ein dreigängiges Menü samt Salatbuffet im Hotel Rössle auf uns wartete – ich entschied mich verständlicherweise für den Steinbutt –, verließen wir ohne einen süßen Abschluss das sehr empfehlenswerte Gasthaus der Familie Zöller und gönnten unserem Töchterchen auf dem Spielplatz nebenan noch ein wenig Bewegung.
Den Adler in Wangen-Deuchelried werden wir uns für zukünftige Rastpausen auf dem Weg in den Bregenzerwald mit Sicherheit merken. Danke, lieber „Gast im Haus“ für diesen tollen Tipp!