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Bei der, nennen wir es mal kühlen Behandlung wird die Bestuhlung dann plötzlich doch recht unbequem, die Gespräche vom viel zu nah stehenden Nachbartisch ermüdend, das Essen wirkt eher nachlässig und der „authentische“ Service scheint genervt. Ein-, zweimal im Jahr kehren wir aber schon ein, der Abwechslung und der Nähe (und, wenn wir Glück haben, der langjährigen freundlichen Angestellten Izabella) wegen und kommen zwar nicht nüchtern, aber meist ernüchtert wieder heraus.
Aber neulich hatte meine beste Ehefrau von allen die glorreiche Idee, einen Besuch in Begleitung von solchen Stammgästen zu wagen - natürlich ausgesprochen sympathische Leute und nicht im Geringsten larmoyant! Was soll ich sagen? Im Windschatten der Wohlgelittenen wurde es ein höchst netter Abend mit aufmerksamer, freundlicher Bedienung! Zumal ja die Ehefrau meines Kollegen bekanntlich Mallorquinerin ist und mit der Neapolitanerin Pina eine geheimnisvolle Seelenverwandschaft zu bestehen scheint. (Was mein Freund etwas despektierlich, aber wohl eher neidisch „Latina-Connection“ nennt...)
Die Abstandsregeln im Sommer haben der Bottega gut getan (natürlich nicht wirtschaftlich). Ein angenehmes Gemurmel füllte den kleinen Raum, jede Tischgesellschaft war etwas für sich, es gab kein Gedrängel mit dem Service in den engen Durchgängen. Wir hatten den Eindruck, dass alle entspannter und weniger genervt waren.
Darauf ein guter Tropfen! Franciacorta war nicht im Angebot, aber schon das erste Glas Prosecco perlte frisch im Glas; ein Anblick, den man gerne sieht. Das nächste Glas schmeckte ganz anders, seltsam. Hatte sich da jemand vergriffen oder muss ich tatsächlich mal das Trauma aufarbeiten, dass ich als Kind in einen Kessel abgestandenen Schaumwein gefallen bin?
Ein Genuss bis zum letzten Tropfen jedenfalls der empfohlene Terlaner Weißburgunder von der gleichnamigen Südtiroler Kellerei.
Für den kleinen Hunger vorab gab es übliches Weißbrot mit einer kräftigen Frischkäse-Crème von wohl getrockneten Tomaten.
Ich hatte mich zu Beginn für Riesengarnelen mit Avocado-Salat entschieden.
Letzterer konnte überzeugen. Ausgelöst, gewürfelt und wieder in der halben Schale serviert hatte das cremige Fruchtfleisch Zimmertemperatur, war würzig und zitronenfrisch abgeschmeckt, als zusätzlicher Aroma-Booster kam gebratener Thymian, der nach eigenem Gusto von den Zweiglein gezupft werden konnte. Die beiden Gambas gut entdarmt, gebraten und an den Schwänzen von der Schale befreit, waren geschmacklich gar nicht übel, aber leider trocken. Klarer Sieg für den vegetarischen Teil des Antipasto.
Auch im Primo „kämpften“ Fleischlos (Spaghetti) und Meeresfrüchte (Venus- und Miesmuscheln) um meine Gunst.
Es ging Unentschieden aus, aber mehr 3:3 als 0:0. Die Pasta al dente, die fruchtige Tomaten ließen deutlich den Einsatz von Knoblauch erkennen und beide Muschelsorten waren nicht zäh und geschmacklich präsent. Al Cartoccio war das Ganze wohl nicht (Wieder was gelernt!), aber rundum lecker.
Jetzt musste der Secondo die Entscheidung bringen.
Während Frau Gemahlin ihre Gnocchi in Tomaten-Kapern-Sauce lobte (wieder mit Kräuter-Turbo, sehr schön) und bei der anderen Dame die Wahl auf ein Pfeffersteak fiel,
bekamen die Herren der Schöpfung jeweils ein Kalbskotelett. Super-saftig gebraten, etwas Olivenöl, ein paar Salzflocken.
Fleischgenuss kann so einfach sein! Die Gemüsebeilage wie üblich (typisch?). Jedenfalls pur, hart und mit wenig Geschmack. Dafür hatte ich kein Foto - Fleisch ist mein Gemüse!
Für mich ging damit schon ein unspektakuläres Mahl mit nur wenigen Schwächen erfreulich zu Ende. Ein Fan an meiner Seite kam dagegen noch auf ihren süßen, frischen und nicht zu alkoholreichen Abschluss.
Zum Abschied hatte Frau Wirtin noch ein Tütchen selbstimportiertes italienisches Knabbergebäck parat. Für unsere Freunde und nach einem winzigen Zögern sogar für uns. Grazie, Signora.
Allseitige Zufriedenheit. Gerne wieder, am liebsten in willkommener Begleitung.