Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Es mag überraschen, aber ich bin eigentlich kein allzu großer Fan. Cremesuppen ja, die finde ich meistens schon toll, eine konzentrierte Consommé auch, aber Eintöpfe zum Beispiel umgehe ich meistens. Na gut, mit Ausnahme einer schönen Hühnersuppe vielleicht. Wie auch immer: ich kann gar nicht mal sagen, warum Eintöpfe nicht an vorderster Stelle meines Speiseplans stehen. Vielfältige Einlagen, mit oder ohne Fleisch, dafür reichlich Gemüse, gehaltvolle Brühen – gegen all das ist ja nicht wirklich etwas zu sagen. Aber es ist nun mal nicht erste Wahl für mich.
Ob nun einer Zeiterscheinung geschuldet oder weil sie vielleicht doch meinen Nerv trifft – aber seit einiger Zeit treibt es mich regelmäßiger in eine Suppenküche. Genauer gesagt: eine Ramen Bar. In allen großen Städten sowieso schon vertreten und in Japan vermutlich präsenter als jede McD-Filiale, hat nun auch Hannover eine und zwar sogar eine ziemlich gute.
In der Altstadt, sonst nicht gerade Aushängeschild der lokalen Kulinarik, hat ein Lokal aufgemacht, das sich vor allem den verschiedenen Versionen dieser japanischen Spezialität widmet.
Außenansicht
Wer selbst schon einmal eine Ramen zubereitet hat, weiß, wie viel Aufwand hierfür erforderlich ist und wie lang eine Zutatenliste schon mal werden kann. Wie schön also, wenn einem diese Arbeit jemand abnimmt. Denn die Ramen im „Kenibo“ basieren auf mindestens 10 Stunden gekochter Brühe auf verschiedenen Grundlagen und mit diversen Einlagen.
Im Kern ist es ein Baukastensystem, das hier die Karte bestimmt. Neben Ramen, die mit gleichnamigen hausgemachten dünnen Nudeln serviert werden, gibt es dieselben Suppen auch mit Udon, der dickeren Pastavariante. Beide Nudeln sind auch in gebratener Form mit den Fleischversionen zu bekommen, die sich auch in den Suppen wiederfinden. Alles eigentlich recht effizient aufgebaut.
Daneben gibt es auch noch ein paar Vorspeisen, von denen wir unter anderem die beiden Gyoza mit Schweine- und mit Hühnerfleisch probieren. Beide sind kräftig gewürzt, schön angebraten und mit den dazu gereichten (Fertig-)Saucen angenehme Starter.
Gyoza mit Schweinefleisch & Gemüse
Gyoza mit Hühnerfleisch & Gemüse
Der Spinatsalat mit Sesamdressing fällt mir etwas zu wässrig aus, dafür sind die frittierten Hühnerstücke vor allem aufgrund ihrer extrem knusprigen Panade ausgesprochen lecker. Allerdings sind die Stücke schon recht groß, so dass man mit den Stäbchen schon geschickt hantieren muss, damit einem die dicken Dinger nicht über den Tisch flitschen.
Gomaae - Spinat mit Sesamdressing
Tori Kara - Knuspriges Hühnerfleisch
Besser zu essen sind dagegen die ebenfalls frittierten Garnelen, die auch schön kross gebacken sind. Der dazu gereichte Krautsalat könnte richtig gut sein, wenn das sehr geschmackvolle Erdnussdressing nicht nur homöopathisch darüber gesprenkelt würde. So findet sich dann doch recht viel trockenes Geschnipsel auf dem Teller.
Eby Fry - Frittierte Garnelen
Aber wir sind ja wegen der Suppen hier. Und die kommen beim ersten Besuch zeitgleich mit den Vorspeisen, was so nicht geplant ist und mich ein wenig stresst. Der flotte Service entschuldigt sich, aber da die Schalen noch ganz anständig vor sich hindampfen, lassen wir es auch dabei.
Wir wählen zum einen die BBQ Ramen mit kräftig mariniertem und gebratenem Schweinefleisch. Der Geschmack färbt deutlich auf die Suppe ab und verstärkt den ohnehin schon würzigen Geschmack auf angenehme Weise. Ramennudeln und verschiedene Gemüse, darunter Pak Choi, Frühlingszwiebeln und Sprossen füllen die große Schale zusätzlich. Das sogenannte Lava-Ei kann optional dazu bestellt werden.
BBQ Pork Ramen
In meiner Tokio-Ramen ist es standardmäßig bereits enthalten, ebenso wie Narutomaki, ein Fischkuchen, der aller Wahrscheinlichkeit nach als Fertigprodukt zugekauft wurde und auch keinen besonders prägnanten Geschmack hinterlässt. Diese Suppe ist eher trüb, was aber die Intensität nicht schmälert. Hier ist marinierter und geschmorter Schweinebauch das kräftige, Geschmack gebende Element. Ebenfalls sehr gut.
Nach solch einer Schale, die für unter 10 Euro zu bekommen ist, Sonntags sogar für nur 7,50 Euro, ist man in der Regel satt, so dass wir uns ein Dessert schenken. Und auch, weil mich Süßspeisen bei Asiaten generell nicht besonders reizen.
Tokio Ramen
Neben den Suppen und gebratenen Nudeln gibt es auch ein paar Spezialitäten auf der Karte des „Kenibo“. Davon wähle ich bei einem weiteren Besuch „Dakgang Jeong“, knusprig gebackenes Hühnerfleisch (mutmaßlich dasselbe, das es auch als Vorspeise gibt) mit Erdnüssen und Sesam, allerdings mit einer herrlichen BBQ-Sauce. Die ist zwar als scharf ausgewiesen, wovon ich allerdings nichts merke. Dafür betört sie mit einer fast schon intensiv klebrigen Konsistenz und deutlichen Knoblauchnote, Sojasauce und Honig dürften auch noch mit im Spiel sein. Jedenfalls ist der Gesamteindruck etwas vordergründig süß, aber gleichzeitig auch rauchig würzig.
Dazu gibt es Reis und erneut den Weißkohlsalat mit dem Erdnussdressing. Leider wurde wieder nur gesprenkelt…
Dakgang Jeong - Knuspriges Hühnerfleisch in scharfer Knoblauchsauce
Aus den diversen Ramen probieren wir noch die Tantan, die einzige als scharf ausgewiesene Suppe. Sie ist auch farblich erkennbar mit Chili-Öl gewürzt und besitzt in der Tat eine deutlich pikantere Note als die übrigen Versionen. Die Basis ist in diesem Fall Miso-Sesampaste. Dazu gibt es Chashu, fein geschnittenes , in Brühe gekochtes Schweinefleisch sowie Hackfleisch und diverses Gemüse. Auch diese Ramen gefällt uns gut, wenngleich die beiden ersten Versionen für uns vorne liegen.
Tantan - Nudelsuppe mit Chashu und gebratenem Schweinehackfleisch
Was trinkt man am besten zu dieser Art von Küche? Im „Kenibo“ gibt es zwar auch ein paar Weine, aber mit Bier, natürlich auch japanischem (das allerdings auch nur in Deutschland gebraut wird) macht man grundsätzlich nichts falsch.
Empfehlenswert sind aber auch die hausgemachten Eistees und Limonaden. Die Yuzu-Zitronen-Limonade ist mir jedenfalls ein erfrischender, nicht zu süßer Begleiter.
Yuzu Zitronenlimonade
Klar ist das hier nicht der Ort für ein langes, romantisches Dinner, wenngleich bei unserem Zweitbesuch ein Paar offenbar sein erstes Kennenlern-Date hatte. Man sitzt entweder auf Bänken oder an ein paar wenigen Tischen auch mit Stühlen, aber das Ambiente ist insgesamt sehr gemütlich und erfreulich kitschfrei. Der Andrang ist groß, Reservierung ist empfehlenswert, aber auch dann sollte man mit 1 ½ Stunden auskommen, bevor schon die nächsten Gäste warten.
Innenansicht
In jedem Fall hat das „Kenibo“ einiges dazu getan, den Suppenkasper in mir zu wecken. Diese Nudelsuppen machen Spaß, sind sorgfältig zubereitet und geschmacksintensiv. Ramen rules!