Besucht am 15.12.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 199 EUR
Restaurantnamen sind ja so eine Sache. Sie sollen griffig und leicht zu merken sein, Inhaber- oder Köchenamen sind durchaus brauchbar, originell kann auch nicht schaden. Was aber, wenn man nicht mal wirklich weiß, wie sich ein Lokal korrekt schreibt? Groß und klein, alles klein, auseinander oder zusammen? Wenn man ein Restaurant neu eröffnet, wie das „zeitfür...“ im sanierten niedersächsischen Landtag, hätte man es sich mit der Wortfindung wirklich einfacher machen können.
Die Lage am Leineufer und zum Platz der Göttinger Sieben hin in Sichtweite der hannöverschen Markthalle ist also prominent und das Konzept, das in der Soft-Opening-Phase durch den Berliner Sternekoch Markus Semmler begleitet wurde, multifunktional angelegt.
An sieben Tagen in der Woche hat man ab mittags geöffnet und bietet einen relativ günstigen Lunch an, sonntags auch einen Brunch, nachmittags bedient man die Kaffee- und Kuchenfraktion und abends lockt man Feinschmecker mit Mehrgangmenüs.
Damit pendelt man zwischen Landtagskantine, Besuchergruppenverköstigung und Gourmetessern.
Damit das alles gelingt, hat man sich mit der Cellerar GmbH, einem Tochterunternehmen der Klosterkammer, einen finanzstarken Partner geholt und mit Karsten Fricke einen Chefkoch, der als ehemaliger Souschef bei Thomas Bühner im Osnabrücker „La Vie“ über Dreisterne-Erfahrung verfügt. Damit ist der Anspruch, zumal für den Abendbesuch, schon mal recht hoch angesetzt.
Das Ambiente ist hell und luftig, eher nordisch neutral und verteilt sich auf zwei recht große Bereiche. Im Sommer wird auch eine große Terrasse bespielt, der man mit mehr Pflanzen und Sonnenschirmen allerdings etwas mehr Heimeligkeit verleihen könnte.
Im „zeitfür...“ kann man abends aus einem à la Carte-Angebot wählen. Die Vorspeisen und Zwischengerichte liegen hierbei zwischen etwa 10 und 17 Euro, die Hauptgerichte zwischen 20 und 30 Euro und die Desserts bei knapp unter 10 Euro. Ein Menü in 3 – 5 Gängen für 49 – 68 Euro wird auch angeboten und setzt sich aus dem à la Carte-Angebot zusammen.
Wir wählen individuell.
Zu Beginn schickt die Küche lauwarmes und sehr luftiges Focaccia in ausgezeichneter Qualität mit Kräuteröl, das etwas wie Pesto anmutet. Schade, dass es nicht nachgelegt wird. Weiteres Brot gibt es ebenfalls nicht.
Als Appetitmacher grüßt die Küche vorab mit einer Scheibe Entenbrust auf Süßkartoffelpüree mit Rotkohlgelee. Das ist für sich genommen ganz nett, aber noch recht unauffällig. Ein Messer wäre zum einfacheren Verzehr hilfreich gewesen.
Als Vorspeise entscheidet sich mein Mann für Garnelen im Tomaten-Zimt-Sud. Der ist weiß und wird am Tisch angegossen. Etwas Tomaten-Gremolata und Schwarzwurzel vervollständigen den Gang, der sich in Summe recht elegant präsentiert. Trotzdem hätte etwas mehr Würze dem Gericht noch weiter nach vorne geholfen.
Für mich geht es mit einer Geflügelkrokette auf Feldsalat los. Zwangsläufig kommen Erinnerungen an Hollandbesuche und die dort so weit verbreiteten Kroketjes auf. Ähnlich wie dort bleibt die Füllung etwas undefinierbar, ist aber durchaus schmackhaft. Die Vinaigrette liefert eine schöne Zitrusnote, Szechuan in Form von Schärfe kann ich aber nicht ausmachen. Die Vorspeise ist in Ordnung, lässt aber, vor allem im direkten Vergleich zu den Garnelen, doch deutlich an Originalität vermissen.
Mit erheblich mehr Anspruch kommt der Zwischengang meines Mannes daher. Optisch sehr ansprechend präsentiert ist das gut gewürzte Entenrillette, bei dem vor allem mit Holundercreme gefüllte Kumquats bittere und säuerlich prägnante Akzente setzen können. Einige Cremetupfen und Geleewürfel runden die texturelle Abwechslung ab.
Die Küche war so nett, mir als Zwischengang den Kabeljau zuzubereiten. Der Fisch ist zwar erneut für meinen Geschmack etwas zu schwach gewürzt. Dafür ist die Zitronen-Kapern-Velouté schön intensiv und Fregola Sarda gehören zur Zeit sowieso zu meinen liebsten Beilagen.
Unkompliziert und deftig wird es mit der zart geschmorten Iberico Schweinebacke mit Kartoffelpüree auf dem Teller gegenüber. Die Specksauce ist eine schöne Ergänzung zum Schmorfond und an dem Gericht gibt es auch überhaupt nichts auszusetzen. Es schmeckt sehr gut, bleibt aber eben guter Bistrodurchschnitt. Mit vielen anderen Gängen signalisiert die Küche wesentlich Ambitionierteres.
Wie zum Beispiel mit meiner Wahl, der Taube auf „Himmel & Erd“-Art, also mit Blutwurst und Kartoffelstampf. In diesem vielschichtigen und texturell abwechslungsreichen Arrangement spielt sich eine Menge ab. Die Keule ist ausgebacken, die Brust schön rosa, Blutwurst findet sich gebraten und als Creme, Zwiebelsegmente getrocknet und geflämmt. Bis hierhin ist alles wunderbar. Eingelegte, säuerliche Silberzwiebeln empfinde ich aber als unpassend und störend in dieser deftigen, aber aufwändigen Komposition, die mir ansonsten gut gefällt und der der kreative Anspruch deutlich anzumerken ist.
Der Service nimmt meinen Hinweis hierzu übrigens sehr professionell auf.
Ein ähnlich divergentes Bild geben die beiden Desserts ab, für die wir uns entscheiden. Das Schokoladenparfait mit Apfelkompott erscheint noch recht konventionell. Auch das originell klingende Honig-Brot-Eis dazu, das wie angefrorene Mousse au chocolat schmeckt, fällt zusammen mit der Hippe nicht besonders auf. Erneut gut, aber wenig überraschend.
Was aber wiederum auf meinen Gang zutrifft. Milchreis als Espuma, unter dem sich Quittenkompott findet, ist in dieser Form von jeglicher Schwere befreit und zusammen mit einem guten Braune-Butter-Eis ein wirklich origineller Abschluss meines Essens.
Und so wie unsere Desserts zwischen modern, kreativ und etwas bieder solide schwankten, so präsentierte sich der gesamte Abend. Ich habe noch eine Weile gedacht, wozu die Küche imstande wäre, wenn sie sich mehr trauen würde. Garnele, Rillette, Taube und Milchreis haben deutlich erkennen lassen, wie fantasievoll es hier durchgehend sein könnte. Nun gut, ein wenig mehr Mut zur Würze könnte auch nicht schaden. Aber befremdlich fand ich vor allem die Unentschiedenheit, mit der sich das „zeitfür...“ präsentiert. Dass man auch die Feinschmecker erreichen möchte, macht man ja sowohl mit vielen Gerichten deutlich als auch mit der Wahl von Karsten Fricke als ambitioniertem Küchenchef.
Wenn man auch weiterhin Bistro-typische Gerichte präsentieren möchte, wäre es vielleicht hilfreich, die Karte entsprechend aufzuteilen. Nur so als Idee.
Der Service agiert souverän, wenn gelernt oder zumindest erfahren und etwas unbeholfen, wenn offensichtlich noch sehr neu im Geschäft.
Die Weinkarte ist nicht besonders umfangreich, listet aber in allen Preislagen vor allem aus Deutschland und Frankreich vernünftige Weine.
Auch wenn sich das „zeitfür...“ uns noch etwas unentschieden zeigte, empfinden wir es als Bereicherung für die lokale Gastroszene. Das Zeug für mehr hat Karsten Fricke allemal. Jetzt sollte er sich nur noch „zeitfür“ mehr Mut nehmen.
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/zeitfuer-hannover/
Restaurantnamen sind ja so eine Sache. Sie sollen griffig und leicht zu merken sein, Inhaber- oder Köchenamen sind durchaus brauchbar, originell kann auch nicht schaden. Was aber, wenn man nicht mal wirklich weiß, wie sich ein Lokal korrekt schreibt? Groß und klein, alles klein, auseinander oder zusammen? Wenn man ein Restaurant neu eröffnet, wie das „zeitfür...“ im sanierten niedersächsischen Landtag, hätte man es sich mit der Wortfindung wirklich einfacher machen können.
Die Lage am Leineufer und zum Platz der Göttinger Sieben... mehr lesen
Zeitfür · Restaurant im Leineschloss
Zeitfür · Restaurant im Leineschloss€-€€€Restaurant051189700692Hannah-Arendt-Platz 1, 30159 Hannover
4.0 stars -
"Zeit für... mehr Mut im Leineschloss!" tischnotizenRestaurantnamen sind ja so eine Sache. Sie sollen griffig und leicht zu merken sein, Inhaber- oder Köchenamen sind durchaus brauchbar, originell kann auch nicht schaden. Was aber, wenn man nicht mal wirklich weiß, wie sich ein Lokal korrekt schreibt? Groß und klein, alles klein, auseinander oder zusammen? Wenn man ein Restaurant neu eröffnet, wie das „zeitfür...“ im sanierten niedersächsischen Landtag, hätte man es sich mit der Wortfindung wirklich einfacher machen können.
Die Lage am Leineufer und zum Platz der Göttinger Sieben
Geschrieben am 01.03.2019 2019-03-01| Aktualisiert am
18.03.2019
..ist ja nun in Hannover nicht so schwer! Ich war mal wieder in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Einige meiner beruflichen Kunden sitzen dort und bohren in Norddeutschland nach Erdöl und Erdgas. Eine Diskussion über funktionale Sicherheit von Armaturen an Wellheads (Bohrlochverflanschung) und nachgeschalteten Einrichtungen führte mich zu einem dieser Kunden. Mit diesem Kunden ging es dann zu einigen höheren Beamten des Landes Niedersachsen, denn die waren mit einigen Aspekten des vom Kunden erstellten HAZOP (Hazard and Operability Study, wer es denn wissen möchte) nicht wirklich einverstanden, und weil ich mich in diesem Bereich nicht unerheblich gut auskenne, hatte man mich gebeten, dem Treffen als Fachberater beizuwohnen.
Und so fand ich mich Mittags am Leineschloss wieder und hatte Hunger. Inzwischen sind wir ja nach einigen Jahren fleißiger Arbeit hier in GG so weit, dass in einigen Städten so viele Kritiken erstellt und online sind, dass man seine Wahl nur in GG treffen kann. Ich erinnerte mich an Tischnotizens Kritik über das Abend Menü im "Zeitfür", und die enthaltene Information zum Mittagsangebot.
So ganz unzufrieden war er ja nicht gegangen und so ging ich ganz optimistisch hinein. Um 12 Uhr war ich der erste Gast. Rechts von der Tür ein großer Bereich eher im Stil eines Loungebereiches mit Blick auf den Platz der Göttinger Sieben und die momentan komplett eingerüstete Markthalle. Nach links ein Bereich mit Tischen zum Essen, vor der Leine noch eine schöne Terrasse. Leider war ich einen Tag zu spät, um dort noch den Frühfrühling 2019 genießen zu können. Also hinein und den Tisch direkt am Fenster an der langen Sitzbank gewählt. Nur noch ein weiterer Tisch stand an der langen Sitzbank noch zur Verfügung. Alle anderen Tische waren zu zwei sehr langen Tafeln zusammen geschoben worden. Vielleicht Fraktionssitzung mit Imbiss? ich weiß es nicht, ich war weg, bevor irgendwer dort Platz nahm.
Trotz der eigenartigen Anmutung des leereren Bereichs vor mir war der Blick zur Leine sehr schön
Der Tisch war schlicht mit Blumen, Leinenserviette und Besteck eingedeckt. Die Karten wurden gereicht und relativ schnell entschied ich mich für das Mittagsmenü, dass in zwei oder drei Gängen angeboten wird. Je eine feste Vorspeise und ein Dessert lassen sich mit drei alternativen Hauptgängen (Fleisch, Fisch und Vegetarisch) kombinieren. Ich traf meine Wahl und der Service servierte mir ein Foccaciabrot, dass sehr wohlschmeckend mit Kräutern verfeinert worden war
Dazu, in Hinblick auf meine Hauptgangwahl (sowie um zu vermeiden das ein ortsansässiger GG-Kollege sich wieder über meine Variabilität in Sachen Wein aufregt) ein knackig junger Riesling (2016) vom Weingut Clüsserath / Mosel und eine Flasche Wasser.
Mit Brot, Wein und Wasser wartete ich auf den ersten Gang.
Der kam in Form von Saltimbocca vom Schwein, Quinoa Salat und Limettenyoghurt
Schweinefilet aus dem Rücken würde ich sagen, zart war es, umhüllt mit Schinken und dazwischen Salbei, ganz klassisch ausgeführt in der Zubereitung, war das ein schmackhafter (Fast)Klassiker, Kalbfleisch vermisste ich hier aber nicht. Darunter ein wie erwartet unauffälliger Superfoodsalat, der aber durch den indisch inspirierten Joghurt wieder Pepp bekam. So weit, so gut, ein ordentlicher Beginn. Im Hauptgang blieb es indisch, gemischter Fisch mit gelbem Gemüse-Erbsen-Curry.
Kleine, angebratene Fischfilets oben drauf, eines war offensichtlich vom Lachs. Das andere erriet ich richtig (mit Frage bestätigt) mit Rotbarsch, bei der Makrele lag ich falsch. Die kleineren Filetabschnitte waren leicht mehliert und auf den Punkt angebraten, dass war wirklich gut gelungen, kross außen, saftig, glasig Innen. Lecker! Ebenso hervorragend das darunter befindliche Curry, perfekt abgestimmte Schärfe (für mich persönlich). Ganz leicht eingebundene Fruchtigkeit und noch ganz leicht bissfeste Hülsenfrüchte. So möchte ich selber meine Curries zu Hause auch immer hinbekommen. Hut ab! Ein Dessert gab es auch noch, QuittenPannaCotta, Salzkaramell, Himbeersorbet
Neben dem Sorbet noch eine Creme, die sehr vanillig-nussig daherkam, welche ich aber nicht eindeutig zuordnen konnte. Alle vier Komponenten sehr gut ausgeführt, die Kombination von PannaCotta, Salzkaramell und der nussigen Creme perfekt. Mir persönlich war das geschmacklich sehr intensive Sorbet oben drauf zu dominant, dies Problem wurde aber durch getrennten Verzehr gelöst! Über alle drei Gerichte eine sehr ordentliche Küchenleistung in der Landtagskantine.
Die beiden Herren im Service, ein Azubi und sein Lehrherr agierten größtenteils Fehlerfrei. Der junge Herr war noch etwas nervös im Umgang mit dem Gast, aber ansonsten ausgeprägte, aber nicht unfreundliche Professionalität.
Kann ich also zum Fazit kommen. TiNo hat ja schon eine recht positive Einschätzung der Abendküche veröffentlicht, dem schließ ich mich hier an. Für 19 EUR (15 EUR für 2 Gänge) gibt es ein sehr ordentliches Mittagessen im Niedersächsischen Landtag. Da macht man nichts verkehrt, wenn man hier isst. Mit Wein, Wasser und Espresso belief sich mein Rechnungsbetrag auf 35 EUR. Ich komme gerne wieder, wenn es nötig wird.
Besucht am 28. Februar 2019 zur Mittagszeit
..ist ja nun in Hannover nicht so schwer! Ich war mal wieder in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Einige meiner beruflichen Kunden sitzen dort und bohren in Norddeutschland nach Erdöl und Erdgas. Eine Diskussion über funktionale Sicherheit von Armaturen an Wellheads (Bohrlochverflanschung) und nachgeschalteten Einrichtungen führte mich zu einem dieser Kunden. Mit diesem Kunden ging es dann zu einigen höheren Beamten des Landes Niedersachsen, denn die waren mit einigen Aspekten des vom Kunden erstellten HAZOP (Hazard and Operability Study, wer es denn wissen... mehr lesen
Zeitfür · Restaurant im Leineschloss
Zeitfür · Restaurant im Leineschloss€-€€€Restaurant051189700692Hannah-Arendt-Platz 1, 30159 Hannover
3.5 stars -
"Auf TiNos Spuren wandeln...." Carsten1972..ist ja nun in Hannover nicht so schwer! Ich war mal wieder in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Einige meiner beruflichen Kunden sitzen dort und bohren in Norddeutschland nach Erdöl und Erdgas. Eine Diskussion über funktionale Sicherheit von Armaturen an Wellheads (Bohrlochverflanschung) und nachgeschalteten Einrichtungen führte mich zu einem dieser Kunden. Mit diesem Kunden ging es dann zu einigen höheren Beamten des Landes Niedersachsen, denn die waren mit einigen Aspekten des vom Kunden erstellten HAZOP (Hazard and Operability Study, wer es denn wissen
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Die Lage am Leineufer und zum Platz der Göttinger Sieben hin in Sichtweite der hannöverschen Markthalle ist also prominent und das Konzept, das in der Soft-Opening-Phase durch den Berliner Sternekoch Markus Semmler begleitet wurde, multifunktional angelegt.
An sieben Tagen in der Woche hat man ab mittags geöffnet und bietet einen relativ günstigen Lunch an, sonntags auch einen Brunch, nachmittags bedient man die Kaffee- und Kuchenfraktion und abends lockt man Feinschmecker mit Mehrgangmenüs.
Damit pendelt man zwischen Landtagskantine, Besuchergruppenverköstigung und Gourmetessern.
Damit das alles gelingt, hat man sich mit der Cellerar GmbH, einem Tochterunternehmen der Klosterkammer, einen finanzstarken Partner geholt und mit Karsten Fricke einen Chefkoch, der als ehemaliger Souschef bei Thomas Bühner im Osnabrücker „La Vie“ über Dreisterne-Erfahrung verfügt. Damit ist der Anspruch, zumal für den Abendbesuch, schon mal recht hoch angesetzt.
Das Ambiente ist hell und luftig, eher nordisch neutral und verteilt sich auf zwei recht große Bereiche. Im Sommer wird auch eine große Terrasse bespielt, der man mit mehr Pflanzen und Sonnenschirmen allerdings etwas mehr Heimeligkeit verleihen könnte.
Interieur I
Interieur II
Im „zeitfür...“ kann man abends aus einem à la Carte-Angebot wählen. Die Vorspeisen und Zwischengerichte liegen hierbei zwischen etwa 10 und 17 Euro, die Hauptgerichte zwischen 20 und 30 Euro und die Desserts bei knapp unter 10 Euro. Ein Menü in 3 – 5 Gängen für 49 – 68 Euro wird auch angeboten und setzt sich aus dem à la Carte-Angebot zusammen.
Wir wählen individuell.
Zu Beginn schickt die Küche lauwarmes und sehr luftiges Focaccia in ausgezeichneter Qualität mit Kräuteröl, das etwas wie Pesto anmutet. Schade, dass es nicht nachgelegt wird. Weiteres Brot gibt es ebenfalls nicht.
Focaccia & Kräuteröl
Als Appetitmacher grüßt die Küche vorab mit einer Scheibe Entenbrust auf Süßkartoffelpüree mit Rotkohlgelee. Das ist für sich genommen ganz nett, aber noch recht unauffällig. Ein Messer wäre zum einfacheren Verzehr hilfreich gewesen.
Amuse Bouche: Entenbrust, Süßkartoffel und Rotkohlgelee
Als Vorspeise entscheidet sich mein Mann für Garnelen im Tomaten-Zimt-Sud. Der ist weiß und wird am Tisch angegossen. Etwas Tomaten-Gremolata und Schwarzwurzel vervollständigen den Gang, der sich in Summe recht elegant präsentiert. Trotzdem hätte etwas mehr Würze dem Gericht noch weiter nach vorne geholfen.
3 Garnelen / TomatenZimtSud / Schwarwurzeln / Radieschen
Für mich geht es mit einer Geflügelkrokette auf Feldsalat los. Zwangsläufig kommen Erinnerungen an Hollandbesuche und die dort so weit verbreiteten Kroketjes auf. Ähnlich wie dort bleibt die Füllung etwas undefinierbar, ist aber durchaus schmackhaft. Die Vinaigrette liefert eine schöne Zitrusnote, Szechuan in Form von Schärfe kann ich aber nicht ausmachen. Die Vorspeise ist in Ordnung, lässt aber, vor allem im direkten Vergleich zu den Garnelen, doch deutlich an Originalität vermissen.
Geflügelkrokette / OrangenSzechuanVinaigrette / Feldsalat / Pinienkerne
Mit erheblich mehr Anspruch kommt der Zwischengang meines Mannes daher. Optisch sehr ansprechend präsentiert ist das gut gewürzte Entenrillette, bei dem vor allem mit Holundercreme gefüllte Kumquats bittere und säuerlich prägnante Akzente setzen können. Einige Cremetupfen und Geleewürfel runden die texturelle Abwechslung ab.
EntenRillette / Buchenpilze / Eigelbcreme / Kumquat / Holunder
Die Küche war so nett, mir als Zwischengang den Kabeljau zuzubereiten. Der Fisch ist zwar erneut für meinen Geschmack etwas zu schwach gewürzt. Dafür ist die Zitronen-Kapern-Velouté schön intensiv und Fregola Sarda gehören zur Zeit sowieso zu meinen liebsten Beilagen.
Kabeljau / ZitronenKapernVelouté / Fregola / Wirsing
Unkompliziert und deftig wird es mit der zart geschmorten Iberico Schweinebacke mit Kartoffelpüree auf dem Teller gegenüber. Die Specksauce ist eine schöne Ergänzung zum Schmorfond und an dem Gericht gibt es auch überhaupt nichts auszusetzen. Es schmeckt sehr gut, bleibt aber eben guter Bistrodurchschnitt. Mit vielen anderen Gängen signalisiert die Küche wesentlich Ambitionierteres.
Iberico Schweinebacke / SpeckSchaum / Zuckerschoten / KartoffelPüree
Wie zum Beispiel mit meiner Wahl, der Taube auf „Himmel & Erd“-Art, also mit Blutwurst und Kartoffelstampf. In diesem vielschichtigen und texturell abwechslungsreichen Arrangement spielt sich eine Menge ab. Die Keule ist ausgebacken, die Brust schön rosa, Blutwurst findet sich gebraten und als Creme, Zwiebelsegmente getrocknet und geflämmt. Bis hierhin ist alles wunderbar. Eingelegte, säuerliche Silberzwiebeln empfinde ich aber als unpassend und störend in dieser deftigen, aber aufwändigen Komposition, die mir ansonsten gut gefällt und der der kreative Anspruch deutlich anzumerken ist.
Der Service nimmt meinen Hinweis hierzu übrigens sehr professionell auf.
Tauben "Himmel & Erd" / BlutWurst / KartoffelStampf / Apfel / Zwiebel
Ein ähnlich divergentes Bild geben die beiden Desserts ab, für die wir uns entscheiden. Das Schokoladenparfait mit Apfelkompott erscheint noch recht konventionell. Auch das originell klingende Honig-Brot-Eis dazu, das wie angefrorene Mousse au chocolat schmeckt, fällt zusammen mit der Hippe nicht besonders auf. Erneut gut, aber wenig überraschend.
SchokoladenFondant / HonigbrotEis / HaselnussChip / Apfel
Was aber wiederum auf meinen Gang zutrifft. Milchreis als Espuma, unter dem sich Quittenkompott findet, ist in dieser Form von jeglicher Schwere befreit und zusammen mit einem guten Braune-Butter-Eis ein wirklich origineller Abschluss meines Essens.
Milchreis mal Anders / Preiselbeere / Quitte / braunes ButterEis
Und so wie unsere Desserts zwischen modern, kreativ und etwas bieder solide schwankten, so präsentierte sich der gesamte Abend. Ich habe noch eine Weile gedacht, wozu die Küche imstande wäre, wenn sie sich mehr trauen würde. Garnele, Rillette, Taube und Milchreis haben deutlich erkennen lassen, wie fantasievoll es hier durchgehend sein könnte. Nun gut, ein wenig mehr Mut zur Würze könnte auch nicht schaden. Aber befremdlich fand ich vor allem die Unentschiedenheit, mit der sich das „zeitfür...“ präsentiert. Dass man auch die Feinschmecker erreichen möchte, macht man ja sowohl mit vielen Gerichten deutlich als auch mit der Wahl von Karsten Fricke als ambitioniertem Küchenchef.
Wenn man auch weiterhin Bistro-typische Gerichte präsentieren möchte, wäre es vielleicht hilfreich, die Karte entsprechend aufzuteilen. Nur so als Idee.
Der Service agiert souverän, wenn gelernt oder zumindest erfahren und etwas unbeholfen, wenn offensichtlich noch sehr neu im Geschäft.
Die Weinkarte ist nicht besonders umfangreich, listet aber in allen Preislagen vor allem aus Deutschland und Frankreich vernünftige Weine.
Auch wenn sich das „zeitfür...“ uns noch etwas unentschieden zeigte, empfinden wir es als Bereicherung für die lokale Gastroszene. Das Zeug für mehr hat Karsten Fricke allemal. Jetzt sollte er sich nur noch „zeitfür“ mehr Mut nehmen.
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/zeitfuer-hannover/