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Doch am heutigen Tag lasse ich mich erweichen. Wir sind relativ früh dran und entern das Lokal noch vor dem Zwölfuhrläuten. Der lang gezogene Gastraum ist nicht unbedingt ideenreich möbliert. Ziemlich eng stehen hier Tisch an Tisch beieinander, ohne Abtrennungen oder Auflockerungen. Es wirkt, als wolle man das Optimum aus den zur Verfügung stehenden Quadratmetern herausholen. Dass das purer Pragmatismus ist, erfährt man eine halbe Stunde später, als sich das Lokal immer mehr füllt. Da wir zu zweit sind, wird uns auch nur ein Zweiertisch offeriert. Wir nehmen einen ganz hinten, in der Hoffnung, hier der lauten Musikbeschallung zu entgehen.
Die sehr umfangreiche Karte weist hauptsächlich Pizza, Pasta, Salate auf – in zahlreichen vielversprechenden Variationen. Und ja, das von Lina22 erwähnte Mittagsmenü wird immer noch bedient. Inzwischen für 10,90 Euro (statt um die 8,00 Euro vor 4 Jahren) – doch was kann man an drei Gängen plus Espresso für diesen Dumpingpreis erwarten? Zur Auswahl stehen heute als Hauptgang: ein Fleischgericht (Hähnchenschenkel in Biermarinade mit Ofenkartoffeln), ein Nudelgericht, das als Fischgericht firmiert (Spaghetti al Salmone), eine Pizza mit Mozzarella, Bacon und Artischocken, sowie ein Salat (mit Kirschtomaten, Gurken, Schafskäse, Grillgemüse, marinierten Champignons, an Balsamico-Honig-Senf Dressing, dazu ofenfrische Brotsticks). Wir wählen 1x das Nudel-Fisch-Gericht und 1x den Salat.
Das durchweg bestens gelaunte italienische Personal scheint einem grossen Freundes- oder Familienkreis anzugehören. Wir sitzen direkt vorm Frontcooking-Bereich und staunen nicht schlecht über das Tempo, das hier vorgelegt wird. Hier wird gewirbelt und gewerkelt, was das Zeug hält. Alles geschieht im Laufschritt und mit enorm viel Energie. Da kann schon mal eine Pizza auf dem Weg zum Gast vom Teller fallen, wie ich mit Schrecken aus den Augenwinkeln wahrnehme. Das Missgeschick wird hier nur mit Lachen quittiert, schnell aufgefeudelt – und neu gebacken. Chapeau!
Auch bei uns kommt sehr viel Lebensfreude an. Wir werden umgehend betreut und in Nullkommanichts steht die Tagessuppe auf dem Tisch. Eigentlich bin ich ein Suppenkasper, aber das sämige Resultat aus pürierten Erbsen und Blumenkohl schmeckt prima (obwohl es sehr unspektakulär ausschaut). Die Hauptgänge lassen nicht lange auf sich warten. Der Berg an Spaghetti beeindruckt, auch wenn der Lachsanteil rudimentär ist und die vollmundig propagierte Zitronen-Mascarpone-Sauce nicht unbedingt als solche wahrnehmbar ist. Die frischen Blatt- und Rucolasalate werden von kurz gebratenen Zucchinischeiben, Paprikavierteln und Austernpilzen begleitet, dazu zwei längliche Pizzabrötchen. Allein das dominante Dressing irritiert etwas. Die winzigen Schälchen mit Fruchtjoghurt als Alibi-Dessert kann man eigentlich vergessen. Dafür erfreut der Espresso, zu dem man auf Wunsch auch etwas Milch ordern kann. Alles in allem ein schnelles, wohlschmeckendes, üppiges und sehr preisgünstiges Menü, das rasch serviert wird und nicht nur zeitlich absolut mittagspausentauglich ist. Wie die günstigen Preise gehalten werden können? Vielleicht durch die Getränke? Das Glas Haus-Roséwein schlägt mit 6 Euro zu Buche, das Weissweinschorle mit 4,50 Euro.
Am Ende habe ich meine Vorurteile revidiert, auch wenn ich mit der drängenden Enge und dem hohen Geräuschpegel nicht so ganz d´accord bin. Dafür versöhnt die verkehrsgünstige Lage, das mainstreamtaugliche Angebot und der fröhliche Service. Haute Cuisine findet man andernorts.