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Ich sitze mit Kapuzensweater und einem Hefebierchen aus Bayern draußen, schaue mir Bilder vom letzten Urlaub an.
Was kann es also schöneres geben als an einem Wintertag eine sommerliche Rezi zu lesen, welche dem Leser ein Sonnenstrahl ins Herz zaubert?
Unser Sommerurlaub 2021, etwas gekürzt und spontan entschieden, wegen der aktuellen Corona Situation. Wir buchen mehrere Tage in Rest Jugoslawien - Nord, im Zillertal. Für die Rückfahrt planen wir am Tegernsee einen drei tägigen Zwischenstopp einzulegen. Und Essens technisch sollten wir schon was finden, dachten wir.
Im Vorfeld kurz bei „tripadvisor“ die ersten 20 Restaurants angeschrieben, Pustekuchen. Allesamt ausgebucht (und das 4 Wochen vorher), ein kleiner Lichtblick, das Postillion in Rottach Egern.
Der Inhaber schrieb mir, dass leider immer wieder kurzfristige Absagen die Regel sind und wir gerne mittags im Lokal vorbeikommen können, so könnte ich mir schon mal das Ambiente anschauen und einen ersten Einblick bekommen. Zur Not könnte er uns „irgendwo dazu setzen“.
Der Email Austausch war schon mal wunderbar.
Unsere Rückreise auch. Am Tegernsee angekommen bzw in Tegernsee machte ich mich zuerst auf die Suche nach unserem alten Hotel, wo ich eine Woche im Jahr meine Ferien verbringen durfte, zusammen mit der Familie. Das ehemalige Max Geiger Haus wurde (leider) mittlerweile abgerissen. Auch die Hotelfachschule Speiser (??) musste einem LIDL weichen. Schade ….
Wir machen uns also auf den Weg zum Hotel. Ich weiß, wir sind hier nicht bei „holidaycheck“, sondern bei „gastroguide“. Aber das tolle was wir in den drei Tagen erlebt haben war: das jeder super über andere Restaurants und Hotels spricht. Und mit jeder meine ich jeder. Egal ob die Inhaber vom Golfplatz, der Postkartenladen, der Eisverkäufer. Jeder möchte wissen wo wir schlafen, wo wir herkommen und wie wir uns fühlen. Irgendwie angekommen.
Grundlagenbasis Training. Ich liege am Indoorpool und studiere die kleine aber feine Speisekarte im Postillion. Ich war kurz davor vor Ort und habe reserviert. Tatsächlich gab es an einem der großen Tische ein Storno. Erster Eindruck: spektakulär. Riesige helle Holztische, bayrische Accessoires, mittig die helle Holztheke. Was ein „Wäscher“ wie man in der Pfalz gerne sagt.
Das 30 Grad warme Wasser lacht mich an. Ich muss eintauchen,
Grundlagen Training vor dem Essen
ich kann gar nicht anders, denn nach 18 Metern Wasseroberfläche wartet eine Schiebetür auf mich, dahinter 34 Grad warmes Wasser, Sprudel-Liegen und freie Sicht auf den Tegernsee.
Es ist Abend. Wir stehen vor dem Postillon. Es herrscht reger Eingangsverkehr. Im Speisekartenfenster, geschickt in der Mauer versenkt, brennt einladendes Licht. Aus den Fenstern sprüht eine behagliche Stimmung, wir blicken nochmal Richtung Hotel, dann nochmals auf den See, anschießend treten wir die Türe ein.
Der Kellner vom Mittag kann sich an mein Gesicht erinnern, obwohl es halber mit einer Nasenabdeckung „verdeckt“ ist. Er zeigt mir den Tisch. Auf 11,12 ,13 Uhr sitzt schon eine Familie mit 3 Personen, wir setzen uns auf 17 und 18 Uhr. Natürlich mit dem nötigen Mindestabstand. Generell ist das Lokal sehr modern eingerichtet, viel helles Holz gepaart mit bayrischem Ambiente. Es fehlte nur noch der bekannte Leberkäs-Jodler vom Musikantenstadel.
Wir bekommen die Speisekarten. Herrlich, das liest sich alles wunderbar. Ich frage nach, ob die Gäste in der Regel Vorspeise und Hauptspeise oder Hauptspeise und Dessert bestellen. "In der Regel Drei Gänge", die präzise Antwort.
Über uns auf der Tafel thronte die Kürbiscremesuppe (7,60), in der Karte stehend die Bayerische Breznsuppe mit gebratenen Weißwurstradel (6,80) sowie die Tafelspitzbrühe mit Lebernockerl.
Ich bin nicht so der Leberfreund. Auf der Fahrt zum Restaurant kamen wir an einer weiterem Gastro vorbei, da gab es bayrische Klassiker wie „saure Lunge“ oder „lauwarmer Leber- Nierenpudding“. Das kann mich nicht so begeistern. Ich esse mal ein Leberkäseweck (hat natürlich nichts mit Innereien zu tun) beim Globus oder maximal ein Leberknödel auf einem Pfälzer Teller, aber dann nur mit ordentlich Zwiebelsauce und Bratensauce.
Ich höre die Küche, als ob sie mit der Handoberfläche die Kalbsschnitzel zart und saftig klopfen würden. Das mache ich übrigens genauso. Der Kellner fragt nach, ob ich mir die Küche ansehen möchte. Ich möchte.
Die Küche ist offen. Hinter der Glaswand stehen ein paar Köche, sie fragen mich was ich wissen möchte. Ich erkläre, dass ich vom Fach sei, aber gerne nachher nochmal auf sie zukommen möchte. Denn ich bestelle mir die Kalbsschnitzel, meine bessere Hälfte entscheidet sich für die selbst gemachten Käseknöpfle mit Salat.
Generell gibt die Karte einiges beschauliches her: Oma`s Kalbsfleischpflanzerl (2 Stück) mit Bratensoße und Kartoffelsalat (13,80), Knuspriger ofenfrischer Schweinsbraten mit Tegernseer Dunkelbiersoße, Kartoffelknödel und Krautsalat (14,20) „Knusper-Backhenderl“ von der ausgelösten Keule mit Cornflakes-Kruste gebacken dazu Kartoffel-Rucolasalat (14,80) oder "Gesottener Tafelspitz" aus der Fleischbrühe mit Wurzelgemüse, cremiger Meerrettichsoße und geschwenkten Petersilienkartoffeln. Hört sich alles ordentlich an.
Und dann kam das Essen. Zuerst der grüne, herzhaft angemachte, süß-saure Salat der Knöpfle.
Beilage Salat
Wunderbar angemacht, der Salat frisch und knackig.
Die Knöpfle
Käseknöpfle
waren wunderbar cremig. Ich denke es wurde etwas Creme Fraiche in die Pfanne gelassen, dann die Knöpfle, dann zweierlei Käse. So mache ich es privat auch, damit der Käse eine schöne leichte Verbindung mit den Knöpfle hat. Ich durfte probieren, es waren erdige Gewürze im Einsatz (Muskat, Piment?). Perfekt.
Fast perfekt meine Kalbsschnitzel.
Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln
Es waren zwei kleinere Kalbsschnitzel, die Panade ging etwas hoch, allerdings war da noch Luft. Die Schnitzel wurden am Ende mit Meersalz gewürzt, kann man machen, ich hätte mir lieber das Salz auf dem Fleisch in der Panade gewünscht. Die Panade schön kross, so muss es sein.
Die dazu gereichten Bratkartoffeln waren natürlich keine echten Bratkartoffeln, sondern vorher gekocht und dann in der Pfanne geschwenkt. Schmeckten aber gut, die Konsistenz passte. Kann man natürlich so machen, muss man aber nicht.
Danach ging es nochmals in die offene Küche.
Hier geht es zur Küche
Die beiden Herren fragten mit osteuropäischen Akzent höflich nach ob es passte. Ich erklärte Ihnen dann wie man die Haube um das Fleisch noch pimpen kann, damit da deutlich mehr Luft drunter kommt. Sie bedankten sich und meinten sie würden es ausprobieren.
Selbst 2 Sterne Koch Alexander Herrmann bekommt die Wiener Schnitzel nicht perfekt hin, dass hatte er in einem Interview zugegeben. Das sei eine Kunst für sich, ein Luftkissen unter die krosse Panade zu bekommen. Bei der Sendung Stadt Land Lecker verlor er nämlich gegen den regionalen österreichischen Koch, und da gab es „Wiener Schnitzel“. ;-)
Aber nach zwei kleineren Schnitzel und fehlender Vorspeise war uns noch der Gedanke aufgekommen ein Dessert zu bestellen. Bei mir sollte es ein geeister Wodka sein, bei meiner besseren Hälfte zwei Kugeln Wallnusseis mit Eierlikör und Sahne. Das sei laut Bedienung der Klassiker im Postillon.
Ja, schaut gut aus :
Bei meinem Zitronensorbet mit einem Schuss Wodka, hat es der Koch wohl sehr gut gemeint und mit etwas zu viel Wodka rein gemacht.
Geeister Wodka mit Zitronensorbet
Ganz nach dem Motto „vielen Dank für den Tipp“, so dass ich innerlich eine Wärme spürte. Die war auch von Nöten, denn mittlerweile regnete es draußen in
Rottach Egern.
Fazit:
Hier kommen wir bestimmt wieder her und hoffen dass die Wiener Schnitzel bis zur perfekten Vollendung geübt werden. Allzu weit ist man da nicht entfernt. Wir kommen auf alle Fälle wieder, vielleicht schon beim nächsten Tegernsee Urlaub. Preis technisch wird mit dem Gast hier fair umgegangen. Empfehlung !!