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Wer jedoch die Gasträume des Rathauscafe betritt, dem bleibt erst einmal die Spucke weg vor Ergriffenheit dieser architektonisch schlichtweg erhabenen Räume. Vermutlich befinden wir uns hier im Rathauskeller. An der linken Wand sehen wir ein freigelegtes uraltes Fresko. Daneben ein wandfüllendes Bild, auf der rechten Seite u.a. ein überdimensionales Foto eines Obstbauern. Toller, einzigartiger Einrichtungsmix! Dazwischen niedere Ledersessel, bequeme Sofas, kleine Tischchen, geschickte, indirekte Beleuchtung und (leider!) recht viel diffuses Licht und schummerige Dunkelheit. Fast fühlt man sich wie in einer Kirche oder einem Kloster. Die verwendeten Naturmaterialien (schweres Holz, hochwertige Textilien, festes Leder, kühler Stein) vermitteln jedoch so etwas wie Bodenständigkeit und Erdverbundenheit. Zugleich hat man das Gefühl, man könnte auch in Rom oder Los Angeles oder Barcelona sein…
Ganz vorne, einmal quergestellt, eine beeindruckende Theke, darüber das Essens- und Getränkeangebot auf grossen Tafeln angeschlagen. Hier isst man vornehmlich Schnittchen aus Natursauerteigbroten mit diversen Belagen nach Wunsch: Ei, Käse, Wurst in unterschiedlichen Variationen, auch süße Brotaufstriche, auch Salatvariationen. Das erinnert mich persönlich an die Vesper-Kultur in meiner Kindheit. Aber viele der hiesigen Gäste staunen erst mal nur – oder kommen hier her, um ihre Ruhe zu haben, um zu lesen, sich zu unterhalten, einen Text zu schreiben. Neben mir ein Mädel unter 20, das hingebungsvoll ihr belegtes Brot mit Messer und Gabel zerteilt und nebenbei wohl in einem schmonzettigen Roman schmökert. Einfach allerliebst!
Wir trinken heute nur mal was. Draussen ist es klar zu heiss, hier drinnen herrscht angenehme Kühle und Abgeschiedenheit. Im Rathauscafe muss man seine Wünsche selbst an der Theke aufgeben und kann dann in der Regel gleich das Bestellte auf einem Tablett mit an den Tisch nehmen. Die Heissgetränke sind köstlich, der Cappuccino wundervoll cremig, der Espresso kräftig und leicht nussig im Abgang. Habe bemerkt, dass man hier auch gerne Tee in großen Gläsern trinkt. Auch Eis und Kuchen und kleine Leckerlis (wie Kekse) sind im Angebot. Alles wirkt edel und wie aus Schöner Wohnen. Allerdings auch nicht ganz billig. Das Geschirr wird übrigens von den Servicekräften abgetragen und das sehr zuverlässig und umgehend.
Zu mir war das Servicepersonal freundlich und nett. Als allerdings ein Schweizer Touristenpaar eintrat und nur mal ein paar Fotos gemacht hat, wurde es ermahnt, man dürfe die Mitarbeiter nicht fotografieren (dabei waren die wohl eher zufällig und ganz randständig mit drauf – der atmosphärische Kick liegt ja eher im Ambiente und in der Einrichtung). Auch Gäste, die nichts konsumieren und nur die Toiletten (auf)suchen, sind natürlich nicht willkommen. Ein entsprechendes Schild weist bereits an der Eingangstüre darauf hin. Das nimmt dem Ort etwas seinen Charme, aber überall am Bodensee habe ich Ähnliches erlebt. Die Gastronomen müssen sich offenbar zur Wehr setzen. Dafür sind die hiesigen Toiletten mega-gepflegt, sehr sauber und überraschenderweise auch hell und heiter gehalten.
Toll finde ich die umfangreiche Bücherecke mit Kochbüchern, Gartenbücher, Geschenkbüchern. Ich war mir nicht ganz sicher, ob hier eine Buchhandlung angeschlossen ist. Man kann aber anstandslos darin blättern und schmökern. Preisschilder sind auch drauf. Und es gibt einige Produkte zum Kaufen und Mitnehmen, wie zum Beispiel kleine Wibele (ein super Geschenk).
Einziges Manko: das Lokal ist nur tagsüber geöffnet, leider nicht am Abend. Bedauerlich. Denn genau dann könnte es sich zur absoluten In-Location mausern: als Bar, als Lounge-Bar, als Event-Location.