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Insofern war ich froh, dass im gleichnamigen Restaurant in Bahnhofsnähe noch etliche „Tables“ besetzt waren und auch in der von zwei Seiten einsehbaren Küche
werkelten zwei Herren engagiert.
Die Steakhouse liegt in der recht schönen Hofanlage des aktuell Palatina benannten Hotels; die Pfalz-Fraktion wird tiefer gehende Auskünfte zur kulinarischen und sonstigen Geschichte beisteuern können. Und vielleicht auch zum Verhältnis zwischen Hotel und Restaurant, mir war trotz eines bestehenden Durchgangs nicht klar, ob beide wirklich zusammen gehören oder evtl. die Räume gepachtet sind.
Bei meinem ersten Be- oder vielmehr Versuch im November konnte ich so lange keine Bedienung erspähen, dass ich zunächst einmal etwas frustriert den Check-in im Hotel erledigte. Nach Rückkehr ließ mir ein junger, ungelernter Mann die Tischwahl und verzog sich dann hinter die kleine Bar zum Smartphone-Studium. Ich musste schon aktiv auf Wünsche aufmerksam machen. Keine sonderliche Motivation im Angesicht des nahenden Feierabends. Das helle (Industrie-)Brot wurde ohne Serviette geschnitten (ich werte es bei der Sauberkeit), aber das kommt leider auch in viel besseren Häusern vor.
Das Ambiente ist „rustikal-modern“: Viel helles Holz, wuchtiges Mobiliar, rechtwinklige klare Linien, nur wenig Schmuck. Die wichtigste Ausstattung eines Steak-Restaurants wartet schon auf dem Tisch.
Passt schon. Eine kleine Empore ist etwas abgeteilt, dort suche ich mir meinen Platz auf der Bank mit guter Sicht in die Küche, zur Bar und auf den Eingangsbereich. Das zu späterer Stunde verbliebene Publikum war gemischt, überwiegend Freundes-Paare würde ich schätzen. Das Tables ist sicher ein Restaurant, für das man sich extra verabredet, nicht zufällig hinein läuft.
Auf dem Tisch steht offenes Fleur de sel (Abzug in der Sauberkeitsnote), Olivenöl und Balsamico aus der „Scavi&Ray“ Produktlinie.
Nicht Hochwertiges, aber auch nichts zu kritisieren.
Als Aperitif sollte es ein Menger Krug Rosé (sehr günstige 6 Euro) sein, der nicht müde, sondern tot aussah, sodass ich den jungen Herrn auch gar nicht erst vom Tisch wegließ. Der Geschmackstest bestätigte den optischen Eindruck. Das Ergebnis wurde ungerührt zur Kenntnis genommen und eine neue Flasche geöffnet. Trauerspiel! Ich habe schon Verständnis, dass kleinere Gastronomien spät am Abend ungern Schaumweine anbrechen. Zumal außerhalb Hannovers der Champagner zum Dessert noch Seltenheitswert hat. Aber dann soll man eben den Wunsch mit Bedauern ablehnen, als zu versuchen, den Gast zu verar... Kann mich jetzt noch aufregen!
Darauf einen Ricard
der - warum auch immer - als Sherry für 4€ in der Rechnung auftauchte.
Die Auswahl an offenen Weine war für die Region überraschend eingeschränkt, aber dafür konnten die Flaschenweine in der hauseigenen Weinstube im 1. Stock begutachtet werden.
Eine kurzer Zwischensprint die Treppe hoch förderte in den großen, hellen Holzregalen etliche mehr und weniger bekannte „Kreszensen“ zutage - überwiegend, aber nicht nur aus der Pfalz - die von einer anwesenden lustigen Herrenrunde auch munter probiert wurden. Über die Preisgestaltung bitte kenntnisreiche Kommentare von Seiten der Orts-Matadore. Das Korkgeld auf jeden Fall das günstigste, jemals gesehene. Indes eine Flasche (oder sogar noch eine zweite) wollte ich hier eher zusammen mit den Pfälzer Weinzähnen öffnen.
Zurück auf Boden-Niveau ging es an die Speisenauswahl: Die Speisekarte im Broschürenformat ist reich bebildert, aber erfreulich reduziert. Burger, Ribs und natürlich klassische Steaks. Im Schrank die trocken-reifende Ware, u.a. mit Spätburgunder- oder Bourbon-Rub. Ich blieb bei der Natur-Version
schätzungsweise 400 Gramm Rib-Eye für stolze 64€. Gerade beim Dry-aged wurde nicht angegeben, welches Rindfleisch Verwendung fand, und ich hatte keinerlei Hoffnung, dass der Service hier hätte helfen können.
Ungewöhnlich für einen Carnivoren-Tempel waren einige der Vorspeisen und Beilagen. Ich versuchte mich an der etwas rätselhaften Aufzählung „Kalb Gemüse Gelee Kräuterquark Brotsalat“ für 12€. Letzterer hielt was er versprach
Selbstgemachte große Croûtons, Gurke, viel Petersilie, gelbe Tomaten und wenig Chili waren knackig und recht erfrischend. Deutlich anders als Panzanella, eher schwäbisch irgendwie. Aber vielleicht kam diese Vision auch durch die Kaltschalen-Variante eines Gemüse-Eintopfs, die mich unwillkürlich an einen kalten Gaisburger Marsch erinnerte.
Überraschend saftige, zarte Scheiben von der Kalbsbrust in leicht gelierter Jus mit eindeutigem Geschmack, dazu verschiedene Frühlingsgemüse nur knapp gegart zunächst etwas zu kalt. Der Kräuterquark war vielleicht eine regionale Kombi, die ich nicht kenne oder durch Gemüse-Rohkost inspiriert. Das Wachtelei verlor hart gekocht und eiskalt seinen Reiz, eher Deko. Trotzdem: Für ein Steakhouse sehr überraschend und gar nicht schlecht gemacht.
Recht schnell kam dann das Prachtsteak
wunderbar dunkel gegrillt und den gewünschten Gargrad medium-rare gerade noch getroffen. Die buttrige Note der Trockenreifung war leider nur schwach ausgeprägt, so dass sehr deutlich wurde, dass das Fleisch selbst so gut wie keinen Eigengeschmack hatte. Eine Enttäuschung! Gut gefielen die heiße, fruchtige BBQ-Sauce und die schönen Schmelzzwiebeln, die ein ausgewogenes Curryaroma mitbrachten.
Manchmal muss man für die kleinen Dinge dankbar sein...
Zum Beispiel für einen hier überhaupt nicht erhofften Käsegang (11€): Geschmolzener Taleggio über untadeligem Speck-Kartoffel-Salat mit zweierlei Gurke.
Die entpuppte sich als sauer marinierte Scheiben und einem etwas zu flach geratenen kalten Schaum. Aber Käse und Kartoffel sorgten doch für einen zumindest etwas versöhnlicheren Abschluss...
...so dass ich dem Tables im Februar nochmals einen späten Besuch abstattete.
Ich fühlte mich gleich heimisch: Der Service agierte noch lustloser, als beim ersten Mal. Kein Brot mehr, die Kerze auf dem Tisch nicht entzündet und der nun gewählte Pfälzer Rieslingsekt war - ja, klar - schon mit dem Auge als bläschenfrei zu erkennen. Ersatz gab es wieder wortlos. Das Besteck für den zweiten Gang wurde vergessen. Und am Ende noch der falsche Schaumwein auf die (Zwischen-)Rechnung boniert.
Immerhin kam der junge Gastgeber aus der „begehbaren“ Weinkarte herunter und bot mir freundlich eine Führung an. Rausreißen konnte es die Leistung aber nicht mehr.
Beim Essen ging’s Zack, Zack! Feierabend wartet...
Die fleischigen Beef Ribs standen nach drei Minuten auf dem Tisch und waren der einzige Lichtblick des Abends.
Sehr guter Rindsgeschmack, mürbes Fleisch, aber nicht trocken. Kräftige, pfeffrige Sauce vom Bratenansatz. Dazu ein kleiner Beilagensalat
dem man nichts Schlechtes nachsagen kann.
Ins Glas kam ein offener, ungewohnt stoffiger Merlot. Bei Roten bin ich ja ein Bruder Leichtfuß...
Weil es beim ersten Mal so gut war, wollte ich nochmals mit dem Käsegang abschließen; bestellte diesen aber erst nach dem Fleisch. Ich konnte ja nicht wissen, dass in der Küche schon alles still, satt und sauber war. Auch hier hat das Tables in meinen Augen schlicht versagt: Man hätte höflich auf die Zeit verweisen und die späte Order ablehnen können. Stattdessen schusterte mir der einzelne Koch einen Rest zu kalten Salat mit nur teilweise geschmolzenem Taleggio und „wunderbaren“ Februar-Tomaten zusammen.
Und da es neben einer kalten Suppe offensichtlich fürs Gurken-Duo fehlte, gab es allen Ernstes rohe Gurke mit Salz. Homöopathisch in der Menge, aber geschält und viereckig geschnitten. Right in your face, unverschämter später Gast!
Alles in allem: Ich hatte mir deutlich mehr versprochen. Der Service war einer der schlechtesten des Jahres und die Küchenleistungen sehr wechselnd.
Vielleicht muss ich mal mit den Dauer-Fleischfreunden hier aufschlagen, um ein anderes Entrée zu haben. Ansonsten würde mich höchstens noch ein Table in der „begehbaren“ Weinkarte reizen.