Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Ganz abgeschieden von jedwedem Stadttrubel und nur einen Katzensprung von der Ostsee entfernt wurde ich damals erst durch einen Tipp auf das zum Hotelbetrieb umgebaute Schlossgut und sein Restaurant aufmerksam.
So fragte ich spontan per Telefon nach, ob man ein individuell aus dem a-la-carte-Angebot zusammengestelltes 5-Gang-Menü gewähren würde. Offen und freundlich wurde dies glücklicherweise bejaht und später per E-Mail erfreulicherweise auch schon vorab mit einem Preis-Vorschlag von 81€ versehen.
Das Ambiente ist hier natürlich als sehr idyllisch und gepflegt zu bezeichnen und entspricht damit den Erwartungen, die man an ein Schlossgut hegen darf. Auch das Restaurant präsentierte sich mit eleganten und qualitativem Interieur. Besonders schön ist natürlich der helle Platz an der vollverglasten Front, die den Blick direkt auf die nahe Ostsee bietet. So lässt es sich wahrlich entspannt genießen.
Außenansicht.
Auch der von mehreren jungen Männern und Frauen getätigte Service blieb mir positiv in Erinnerung: stets offenherzig, sehr kommunikativ und freundlich sorgten sie für eine stets gemütliche und absolut entspannte Atmosphäre. Wie später noch erwähnt, wurde auch mit Reklamationen / Wünschen des Gastes entspannt und gastfreundlich umgegangen
Kulinarisch begann der Abend für mich mit verschiedenen hausgemachten Brotsorten (Baguette, Walnussbrot, Focaccia) zu denen ein Tomaten-Dip; Butter mit Limette und Thymian; sowie Olivenöl gereicht.
Hausgemachte Brote (rechts: Baguette, Mitte: Walnussbrot, links: Focaccia) mit einem Tomaten-Dip, Butter mit Limette und Thymian, sowie Olivenöl.
Alle Brote waren von sehr guter Qualität mit weicher, lockerer und warmer Krume bei gleichzeitig röscher Kruste. Der Tomaten-Dip gefiel mir mit seinem sehr intensiven, frischen Tomatenaroma und auch die Butter und das Olivenöl überzeugten mit Frische.
Ein Amuse Gueule gab es nicht, sodass das Menü gleich mit "Sußkartoffelsuppe/Limette/Garnele" startete.
"Sußkartoffelsuppe/Limette/Garnele".
Die Suppe war wunderbar cremig, gut temperiert und auch aromatisch gelungen. Dazu gab es ein paar
hauchdünne, krosse Süßkartoffelchips, Limetten-Zesten, sowie eine auf getrocknetem Zitronengras aufgespießte, knackig gebratene Garnele. Durch den Spieß wurde sie mit einem feinen Zitrus-Aroma versehen, sodass es also nicht nur eine optisch ansprechende Idee der Darbietung war.
Die zweite Vorspeise nannte sich "Entenleber/Schokolade/Schalotten/Traubengelee".
"Entenleber/Schokolade/Schalotten/Traubengelee".
Die Entenleber wurde auf zweierlei Arten gereicht. Die gebratene Variante war passend mit einer leicht krossen Kruste Versehen. Innen war sie hingegen (für meinen Geschmack fast schon etwas zu sehr) weich. Dem leicht bitteren Geschmack der Leber wurde durch die Tupfer von roten und weißem Traubengelee, welche selbst bei ihrer geringen Dosierung ein ganz klaren Traubengeschmack vorwiesen, ein süßer Gegenpart geliefert: diese Kombination passte.
Noch besser war die Praline von der Gänseleber, die mit geraspelter Schokolade ummantelt wurde und dadurch einen schönen Biss erhielt. Die darunter befindlichen Schalotten-Ringe hatten ebenfalls einen tollen Biss. Dank des Einsatzes von Thymian und Rosmarin driftete diese Kreation auch nicht zu sehr in die süße Ecke ab.
Es folgte der Fischgang "Seeteufel/Spitzkohl/Orange/Risotto".
"Seeteufel/Spitzkohl/Orange/Risotto".
Bei diesem Gang bewiesen Service und Küche die oben erwähnte weitere Seite ihrer Klasse und Routine. Dem Seeteufel war das Glück beim ersten Mal leider nicht hold: Der ohnehin festfleischige Meeresbewohner war leider, einem Stück Gummi ähnlich, weder mit Gabel noch Messer zu zerteilen. Freundlich und souverän organisierte der Service sogleich ein neues Exemplar und dieses Mal war der Seeteufel perfekt gegart und saftig.
Das mit Risotto mit Schnittlauch war schon auf dem ersten Teller genauso schlotzig, wie es meiner Meinung nach sein muss.
Der Spitzkohl war schön knackig und erhielt durch kleine Orangenstücke einen frischen Charakter.
So fällt der Fauxpas beim ersten Service überhaupt nicht negativ ins Gewicht.
"Landuro Schweinerücken/Bauch/Kürbis/Apfel" nannte sich sodann der fleischhaltige Hauptgang.
"Landuro Schweinerücken/Bauch/Kürbis/Apfel".
Die zwei prächtigen Exemplare vom Schweinerücken waren, gerade für Schweinefleisch, trefflich leicht "glasig" mit zarter und saftiger Konsistenz zubereitet: jeder Bissen machte hier Spaß.
Dem sehr feinen, süßlichen
Kürbispüree wurde mit den fein säuerlichen Apfelspalten erneut ein passender Gegenspieler gegeben.
Der Schweinebauch war scharf angebraten und besaß somit eine rösche Kruste mit tollen Röstaromen. Auch das
verband sich perfekt mit der butterweichen Konsistenz des Bauches, der sich schon allein mit der Gabel zerteilen ließ.
Zum Schluss setzte die Patisserie mit dem Dessert "Apfelküchlein/Mandeln/Sauerrahmeis" dem Ganzen noch einmal eine Krone auf.
"Apfelküchlein/Mandeln/Sauerrahmeis".
Das Apfelküchlein war noch warm und wunderbar fluffig mit fruchtigem Apfel, feinem Zimtaroma und etwas Karamell gelungen.
Für den Crunch sorgten Mandelstifte und gebrannte Mandeln.
Das Sauerrahmeis wurde seinem Namen ebenfalls gerecht: die feine Säure verlieh dem ganzen Dessert somit eine zusätzliche Frische.
Dazu wurde etwas Crumble, Apfelscheiben, Beeren und ein paar Baiser gereicht.
Das alles zusammen bescherte also noch einmal ein letztes kulinarisches Lächeln auf dem Gesicht.
Alles in allem bot das Restaurant 1745 also ein einem "Schlossgut" wahrlich würdiges 5-Gang-Menü bei dem eine kleine Schwächen (bei dem Seeteufel) mit Routine ausgeglichen werden konnte.
Die Qualität der Produkte und Zubereitung überzeugte ebenso wie der souveräne Service und das Ambiente.
Da die 5 Gänge ohne Amuse Guele mit 81€ auf einem preislich im Vergleich zu anderen "nicht-Stern-prämierten" Restaurants jedoch ein paar Stufen höher liegt, obwohl diese durchaus gleichwertige
Qualitäten zeigen, würde ich deshalb nur beim Preis-Leistungsverhältnissen ein Pünktchen abziehen. Mir persönlich war der hier erlebte Abend das Geld aber natürlich trotzdem wert.
Sofern man dieses Niveau hier auch heute noch hält, ist das Schlossgut mit seinem Restaurant in seiner Abgeschiedenheit für mich ein absoluter Geheimtipp.