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Es wurden noch keine Empfehlungen zu Notos abgegeben.
"Innenstadtgrieche mit unrundem Service und mittelprächtiger Küche"
Geschrieben am 10.04.2016 2016-04-10 | Aktualisiert am 10.04.2016

Es wurden noch keine Empfehlungen zu Notos abgegeben.
Allgemein:
Die gelben Seiten weisen für Bremen 36 griechische Restaurants aus. Griechen mit Innenstadtlage sind Ausnahmen. Von diesen hatte uns das Athen an der Tiefer enttäuscht, das Elia an der Sielwallkreuzung hatte uns sehr positiv überrascht.
Seit einer Kritik im Weser-Kurier stand das Notos auf meiner Liste, attraktiv an den Wallanlagen gelegen. Ein Blick in die Speisekarte auf der Homepage (http://www.restaurant-notos.de/public/notos/index) und viele (grenzwertig) positive Kritiken beim TripAdvisor verführten uns zu einem Besuch des Notos an einem Samstagabend. Erstaunlicherweise gab es keine Probleme in unmittelbarer Nähe zu parken.
Die telefonische Reservierung war sehr kurz, ohne Bitte, den Namen zu wiederholen oder gar eine Telefonnummer anzugeben. Am anderen Ende wirkte es ein wenig gehetzt; ein Eindruck, der sich am Abend unseres Besuchs fortsetzen sollte.
Gegen 19:00 Uhr waren alle Tische besetzt, darunter drei Gruppen, ansonsten Paarpublikum. Einige Gäste wurden zum Warten an einem runden Tisch in Tresennähe zwischengeparkt, nachdem dieser von frustrierten Grünweißen nach einem Kummerbier geräumt worden war (Werder war mal wieder an einem Tiefpunkt nach der Heimniederlage gegen Augsburg angelangt).
Ist das Notos nun einen Besuch wert? Nein, wenn man einen wohnortnahen Griechen mit ordentlicher Küche aufsuchen kann.
Es hat sich leider wieder bewahrheitet, dass das Gros der griechischen Restaurants nur Mittelmaß bietet oder nicht einmal dieses Niveau erreicht. Für Bremen und umzu ergibt sich nach meiner persönlichen Statistik eine Dreiteilung:
Ein Drittel bringt Abwechslungsreiches und Schmackhaftes auf den Teller, ein Drittel sättigt ohne große Beanstandungen und ein Drittel sollte man nicht besuchen. Das Notos sortiere ich in das mittlere Drittel ein. Das Preis-Leistungsverhältnis für das Notos habe ich bei vier Sternen verortet.
Hier meine aktuelle Rangliste mit 23 Restaurants für Bremen und Umzu (Essen zweifach, PLV einfach gewichtet, bei gleicher Punktzahl wird ein Rang mehrfach vergeben):
1. Zum Griechen, Bremen-Walle: 4,33
2. Orpheas, Burg-Grambke: 4,17
3. Elia, Steintor: 4,00
4. Kalymnos, Burg-Grambke: 3,91
5. Meos, Lehesterdeich: 3,83
5. Poseidon, Gröpelingen: 3,83
5. Symposio, Neustadt: 3,83
6. Katerini, Fähr-Lobbendorf: 3,67
7. Olympia, Grohn: 3,58
8. Ifestos, Fähr-Lobbendorf: 3,5
8. Irodion, Fähr-Lobbendorf: 3,5
8. Notos, Innenstadt: 3,5
9. Parthenon II, Gröpelingen: 3,33
9. Artemis, Lüssum-Bockhorn: 3.33
9. Poseidon, Blumenthal: 3,33
10. Sparta, Lesum: 3,25
10. Taverna Saloniki, Neustadt: 3,25
10. Athen, Innenstadt: 3,25
11. Akropolis, Fähr-Lobbendorf: 3,17
12. Kiriaki, Lesum: 3
12. Kreta, OHZ: 3
12. Athos, Schwanewede: 3
12. Rhodos, Schwachhausen: 3
Service:
In dem mittelgroßen Lokal regierte ein Chef, der mit vielen Anweisungen den jungen Mann am Zapfhahn und eine junge Serviererin auf Trab hielt. Es wurde sehr unruhig und überhastet wirkend agiert. Also das ganze Gegenteil von souverän und eingespielt. Der Chef, kurz beim Kassieren darauf angesprochen, gab unumwunden zu, dass es nicht rund liefe. Ob es daran lag, dass seine Mitstreiter unerfahren und frisch im Team waren oder vielleicht eine Kraft fehlte - es blieb offen.
Der Chef zeigte durchaus Ansätze von Humor und mit einem eingespielten und vielleicht verstärkten Team könnte er das Notos sicher gut bespielen.
Unsere zweite Getränkeorder geriet in Vergessenheit und musste in Erinnerung gerufen werden - bis zur Ausführung verging dann aber wieder einige Zeit.
Dass das unkoordinierte Agieren auch zu Lasten der Kasse ging, stellte ich fest, als ich den Kassenbon für die Kritik nachvollzog: Zwei Biere waren nicht gebont worden. Da hat der Wirt also noch einen Zecheanspruch gegen uns.
Die Speisenfolge war zeitlich noch akzeptabel; unsere Hauptspeisen wurden abredegemäß erst auf unseren Wunsch hin in der Küche geordert. Apropos Küche: Sie ist im Keller untergebracht und ein Küchenaufzug übernimmt die Rolle des Küchenpasses, worunter die Kommunikation zwischen Service und Küche leiden mag.
Die Getränkepreise im Notos sind eher moderat: Ein Köpi 0,3 l kommt auf 2,40 €. Die griechischen Standardweine kosten 3,80 € für das Viertel und eine Flasche Wasser 0,75 l steht mit 5,40 € auf der Karte.
Zur Begrüßung und zwischendrin bekamen wir je zwei Ouzos spendiert. Sie werden in Gläsern aus dem Gefrierschrank serviert. Kaum ein Glas gleicht dem anderen und die Gefriermarotte zwingt den Tresenmann zum häufigen Kniefall vor dem in den Tresen eingebauten Gefrierschrank. Da der Ouzo selbst Raumtemperatur hat, ist der Kühlungseffekt dieser kleinen Showeinlage marginal.
Für den Service nur schwache drei Sterne.
Essen:
Gut liest sich die bemerkenswerte Auswahl an Vorspeisen. Nicht auf jeder Griechenkarte liest man z. B. den Dreiklang aus Taramas, Auberginenmus und pikantem Schafskäsemus.
Vorab - und das ist für ein griechisches Restaurant ungewöhnlich - gibt es einen kleinen Appetitanreger aus der Küche: Zwei leicht angeröstete Stangenbrotscheiben mit einem Dip aus Weißkohl, der sahnig mild angemacht war. Ein paar Tropfen Olivenöl und ein Hauch von Knoblauch erinnerten sehr fern an griechische Würzung.
Diese untypische Zubereitung zeichnete auch das Muschelsaganaki (5,80 €) aus, eine unserer Vorspeisen. Saganaki mit Muscheln oder Garnelen kennen (und schätzen) wir mit tomatiger Sudbasis. Hier dominierte der sahnige Geschmack einer hellen Soße und die vielen Paprikastückchen steuerten eine süßliche Note bei. Die wenigen Muscheln gingen im Gemüse unter. Da zeigt mein Daumen klar nach unten.
Richtig gut für meinen Geschmack war das Auberginenmus in der hellen Zubereitungsvariante mit Joghurt und klarer Knoblauchnote, zudem in einer beachtlichen Portion für sehr günstige 3,70 €. Zu cremig-glatt für mich aber das Taramas (3,70 €), das bei mir die sofortige Assoziation an den "großen Eimer" auslöste. Meine ständige Begleiterin bewertete genau umgekehrt. Zu den Vorspeisen gab es ein Körbchen mit einigen wenigen Scheiben des schon bekannten angerösteten Weißbrots, das gut zum Pastösen passte.
Meine ständige Begleiterin entdeckte auf der Karte die von ihr so geschätzten Bauernspieße, also die Souvlakivariante mit dicken Stücken vom Schwein (11,50 €). Auch im Notos überzeugte das gut gegrillte Fleisch durch Saftigkeit und Zartheit. Mit aufgespießt waren Pepperoni mit einem schönen Grill-Raucharoma.
Mein Grillteller Notos mit Gyros, Souvlaki, Lammkotelett, Lammfilet und Leber fiel demgegenüber leider deutlich ab (13,70 €). Gelungen die dünne Scheibe Leber, das Souvlaki und das Lammkotelett trocken, das Lammfilet mittelmäßig. Schon fast angekokelt etliche Gyrosstücke und meine ständige Begleiterin konnte meinen Verdacht nachvollziehen, dass hier vielleicht der Spieß ein zweites Mal angeschmissen worden war.
Die Tsatsikiklackse waren cremig und mittelknobig.
Der Krautsalat angesichts der ansonsten sehr großzügigen Portionen überschaubar und mit unnatürlicher Gelbfärbung, die jedoch durch kein herausschmeckbares Gewürz hervorgerufen worden war, vielleicht etwas Kurkuma. Ansonsten war der Salat sehr salzig.
Revue: Auf der Habenseite die Bauernspieße und das Auberginenmus, Durchfaller das Muschelsaganaki und mein Grillteller, unentschieden das Taramas. Das ergibt nach interner Berechnung 3,25 Sterne für das Essen.
Ambiente:
Das Notos befindet sich in den Räumen des ehemaligen Chinarestaurants Hanlin. Die rötliche Holzfarbe der halbhohen Wandtäfelung, der Theke und des Mobiliars verrät die frühere Nutzung. Mit einem großen Wandbild an der rechten vorderen Wand und einigen wenigen anderen griechischen Motiven wurde die Umwidmung bescheiden ausgeführt.
Das Restaurant wird durch einen die Tiefe des Hauses nutzenden Raum gebildet. Links und rechts vom sehr breiten Laufweg sind die Tische angeordnet, auf denen ausreichend Platz herrscht.
Die Beleuchtung bewerkstelligen in die Deckenplatten eingelassene LED-Spots, die ein sehr kaltes Licht erzeugen.
Zu den Feuchträumen geht es in den Keller. Die abschließbaren Sitzgelegenheiten sind sehr eng.
Sauberkeit:
Hier gab es nichts Nachteiliges festzustellen.