4 Bewertungen
"Beste Landhausküche mit einem Service der tagesformabhängig ist..."
Geschrieben am 07.01.2015 2015-01-07 | Aktualisiert am 07.01.2015

"Beleidigter "Pfannenschwenker""
Geschrieben am 06.07.2015 2015-07-06

"Hervorragende gehobene, aber nicht abgehobene Landhausküche mit interessanten Interpretationen regionaler Gerichte. 100% Weiterempfehlung."
Geschrieben am 03.11.2014 2014-11-03

"Fein essen in tollem Ambiente"
Geschrieben am 02.11.2014 2014-11-02 | Aktualisiert am 20.02.2019

Einer Einladung zum Dank bekam ich mal wieder das Vergnügen im "Landgasthof Zur Traube" in Meddersheim essen zu dürfen. Wer die Traube nicht kennt, verirrt sich nicht einfach mal nach Meddersheim, ein kleiner Weinort an der Nahe mit guten Winzern (Hexamer, Bamberger) und zwei richtig guten Landgasthöfen, unter anderem "Zur Traube".
Der Landgasthof, eine Herzensangelegenheit der Familie Langendorf, ist ein wunderschönes Fachwerkhaus, ehemals Bäckerei mit Gaststätte. Nach Umbau eröffneten die Gastgeber 1998 das heutige Lokal.
Innendrin wirkt es sehr gemütlich, wie in der "guten Stube", mit viel Liebe zum Detail, dunkle alte Möbel, wo hier und da auch mal der Stuhl wackelt, aber kein Tisch wie der andere ist. Platz gibt es in zwei Räumen für rund 40 Gäste, wobei ich bisher immer nur im Hauptraum aß. Hier ist außerdem die Theke, an der die Getränke angerichtet werden. Alles stimmig, mein Highlight die alte Standuhr in der Ecke, die immer noch zur vollen Stunde schlägt. Zum Wohlfühlen. Das Lokal war an diesen Abend relativ gut besucht, um die 20 Gäste, durchweg ab 30 alle Altersgruppen vertreten.
Eigentlich für sechs reserviert, betraten wir aufgrund eines Krankheit bedingten Ausfalls nur zu fünft die Gaststätte an diesem milden Dezemberabend. Die Jacken hingen wir selbst an die Garderobe. Unser reservierter Tisch wurde uns nach freundlichem Empfang durch die Chefin zugewiesen, kurz darauf brachte sie uns die Karte (eine Holzkladde mit handschriftlich geschriebener Speisenübersicht) und kleine Tafeln mit Empfehlungen des Tages. Zu erwähnen wären da "hausgemachte Hummersuppe", "Dorade mit Feld- und Kartoffelsalat", oder "Perlhuhnbrust mit Klösen und Wirsing", "knusprige Ente mit Klösen und Rotkraut" und, und, und. Obwohl die Karte klein und fein, fällt es schwer zu wählen. Nach unserer Bestellung bekamen wir die gewünschte Flasche Wasser und drei Rosé-Sekte zum Aperitif, dazu ein Weizenbier für den Schwager. Ich entschied mich mit Hinblick auf die Vorspeise für einen 2013er Grauburgunder vom Weingut Bamberger / Meddersheim.
Die zweite Servicekraft am Abend, mal wieder ein neues, junges Gesicht, brachte uns zweierlei Brot mit Schmalz, Kräuterquark und Bio-Oliven-Öl aus Italien. Leider wurde nicht erläutert, was wir da zu uns nahmen. Das Brot aber frisch und lecker, ebenso der cremige Kräuterquark und das herzhafte Schmalz.
Die Vorspeisen kamen dann recht schnell aus der Küche, in die man vom Innenhof aus einsehen kann. Die Gastgeberin, ebenso wie die Jüngste am Tisch, wählte die
Kürbis-Curry-Suppe,
welche beim Anblick schon Appetit machte. Ich selbst mag zwar keinen Kürbis, aber sie duftete verführerisch! Ein knalliges Orange lachte aus dem tiefen Teller, garniert mit Schmandklecksen und Balsamicospritzern. Die Damen waren begeistert.
Mein Fräulein wählte die
Dorade mit Kartoffel- und Feldsalat.
Das Kunstwerk kam auf einem langen, schmalen Teller, in der Mitte der Kartoffelsalat auf dem ein knusprig gebratenes Filet des Mittelmeerfisches lag. Rechts und links daneben war der Feldsalat drapiert. Alles sehr schmackhaft, die Dorade noch etwas saftig, der Kartoffelsalat angemacht mit Essig und Öl. Der Feldsalat angenehm nussig mit leichter Vinaigrette. Guter Start hier. 4*
Ich wählte Jakobsmuscheln auf Linsensalat und Hummerschaum
Ich schwärme noch heute von dieser Kombination. Die Muscheln perfekt kross angebraten, glasiger Kern und nur mit Salz und schwarzem Pfeffer gewürzt. Der Lauwarme Linsensalat aus roten Linsen war noch leicht bissfest, hatte eine feine Säure und war einfach nur gut! Dazu gesellte sich noch etwas Friseesalat, der eine frische, knackige Komponente mitbrachte. Dazu ein wunderbar luftiger Hummerschaum, der zwar danach schmeckte, aber nicht dominierte. Etwas Hummer, unterstützt von Sahne und etwas Cognac. Obendrauf gab es noch Salicorne, salzig und knackig. Besser kann man eine Vorspeise nicht zubereiten 5* Dazu der Grauburgunder, der mit seiner kräftigen und cremigen Art wunderbar an das Gericht schmiegte J
Der junge Herr neben mir gönnte sich die Hummersuppe und war ebenfalls begeistert.
Leider war ich an diesem Abend mit dem Service nicht ganz zufrieden. Die leeren Teller standen ungewöhnlich lange vor uns, leere Getränke wurden gar nicht bemerkt, nachbestellen war Glücksache, da die beiden Damen entweder dauernd beschäftigt waren oder es nicht für nötig befanden nach dem Rechten zu schauen. Der jungen Dame mache ich da weniger einen Vorwurf, da muss sich die Chefin etwas mehr einbringen. Immerhin konnte ich noch vor dem Hauptgang einen weiteren Rotwein für mich und mein Fräulein bestellen, ebenso orderten wir noch eine weitere Flasche Wasser, ein Pils und ein Weizen ohne Alkohol.
Die Hauptgänge kamen dann zügig hintereinander. Zum einen gab es dann Rinderrücken mit Bratkartoffeln und Wirsinggemüse, wie gewünscht medium das Fleisch, die Bratkartoffeln vernünftig. Weiterhin am Tisch, Bandnudeln mit Waldpilzen. Eine ordentliche Portion die gut aussah und laut Aussage der Genießerin mehr als gut. Meine bessere Hälfte entschied sich für
Schweinemedaillons mit Spätzle und Salat.
Serviert wurden drei ordentlich große und rosig gebratene Stücke Schwein, saftig und gut gewürzt. Dazu eine cremige Soße mit Pilzen. Die Spätzle (handgemacht) noch mal in Butter geschwenkt, schmeckten die mit der Soße einfach herrlich. Dazu ein Beilagensalat mit absolut frischen Zutaten und leckerem Dressing. 4,5*
Meine Schwiegermutter wählte das gleich wie ich:
Perlhuhnbrust mit Knödeln und Wirsinggemüse.
Selten so gute Knödel gegessen. Hoher Anteil an rohen Kartoffeln, schmeckten die Knödel wunderbar kartoffelig, waren fluffig aber doch kompakt. Einfach perfekt. Dazu ein Wirsinggemüse wie ich es liebe. Zum Reinsetzen. Schöne grüne Farbe, angenehm im Geschmack und kein bisschen verkocht. Eventuell war auch hier etwas Kartoffelpüree untergearbeitet. Der eigentliche Hauptdarsteller, die Perlhuhnbrust, musste da etwas zurückstecken. Zwar perfekt gebraten, noch saftig und gut gewürzt, war sie aber doch zu Verhalten im Geschmack. Dafür gab es eine wunderbar aromatische Steinpilzsoße. Das Essen ist mir hier 4,5* wert.
Nach dem Servieren wurden wir wieder etwas im Stich gelassen. Nach gut zehn Minuten und fast leeren Gläsern wurde abgeräumt. Nach weiteren gut zehn Minuten kam dann die Chefin und bat uns ein Dessert an. Erstens waren wir aber satt, und noch länger wollten wir hier nicht warten. Daher lehnten wir dankend ab und verlangten die Rechnung. Die kam dann, nach schöner Wartezeit und wir konnten gehen. Was die Sauberkeit angeht gibt es absolut nichts zu bemängeln. Alles sauber, selbst die Toiletten tip-top, hell und sauberer wie manch Lokal 5*.
Fazit:
Vielleicht bin ich auch zu streng, aber in einem Lokal dieser Klasse, möchte ich schon einen etwas aufmerksameren Service. Ich vergebe heute nur 2*, die hoffentlich auch als Ansporn dienen. Ich war etwas stinkig nach dem Besuch, aufgrund der Serviceleistung. Auch beim letzten Besuch war nicht alles in Butter. Das wiederholte nicht Ansagen des Grußes aus der Küche (Schmalz, Quark und Öl), die Unaufmerksamkeiten bei leeren Gläsern und das lange Warten bis zum Abräumen der Teller. Das geht, und es ging auch schon besser! Trotzdem ist der Landgasthof ist auf jeden Fall eine Reise wert. Das Essen wunderbar (aufgerundete 5*), das Ambiente urig und gemütlich und die Weinkarte lässt das Herz von Nahe-Wein-Fans höher schlagen. (Dönnhof, Emrich-Schönleber, Schäfer-Fröhlich, Gut Hermannsberg, Bamberger, Hexamer und Hahnmühle). Das Preis-Leistungs-Verhältnis, gerade auch bei den Weinen ist fair. Das war mit Sicherheit nicht mein letzter Besuch dort.