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Eine Woche vor Weihnachten war ich in Sachen Futterbeschaffung für unseren mittlerweile 17 Jahre alten Katzen-Methusalem im nahegelegenen Futterhaus unterwegs. Vor unserer Fahrt nach Bremen musste der Dosenvorrat auf Vordermann gebracht werden. Die Lust auf ein kleines Mittagessen ließ mich das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Also nix wie rein zu den „Roten Schoten“, die im verglasten Parterre eines größeren Dienstleistungskomplexes (Apotheke, mehrere Arztpraxen und diverse Firmen) untergebracht sind.
Die indische Küche habe ich bei meinen Reisen nach London und Schottland kennen und schätzen gelernt. Ein regelrechtes Aha-Erlebnis hatte ich mit 20 Jahren, als mich ein Freund bei meinem ersten London-Trip im Jahre 1994 zu einem rein vegetarischen indischen Restaurant schleppte. Ich kannte nichts von alledem, was ich damals probierte, aber alles schmeckte fantastisch – und gänzlich anders als das, was ich bis dahin an „exotischer“ Kost zu mir genommen hatte.
Die fernöstlichen Aromen aus der Küche des bevölkerungsreichsten Landes der Erde hatten bei mir mächtig Eindruck hinterlassen. Seither habe ich nahezu jeden Urlaub auf den britischen Inseln genutzt, um meinen Gaumenhorizont hinsichtlich dieser Kulinarik zu erweitern. Zum CTM-Profi hat es dennoch nie gereicht. Dafür hätte ich wohl meinen Wohnsitz in Richtung UK verlagern müssen. Denn, was man hierzulande an indischem Essen in der Regel aufgetischt bekommt, hat nicht viel mit der authentischen Indian-Cuisine und ihrer großen Vielfalt an Gerichten zu tun, wie ich sie dort genießen durfte.
GG-Kollege Shaneymac hat dies bei seinem letzten Bericht über ein neues indisches Lokal in Solingen bereits sehr treffend und kenntnisreich erläutert. Unter Anwendung des bekannten Baukastenprinzips werden auch im Landauer Red Chillies die üblichen Verdächtigen (Huhn, Lamm, Fisch, Garnelen, Gemüse) in den Zubereitungsarten „Kashmiri“, „Korma“, „Madras“ und „Vindaloo“ durchdekliniert. Spinat („Palak“), Mandeln und natürlich Koriander erweitern in Kombination mit den bekannten Curry- und Masala-Saucen das Geschmacksspektrum.
Neben einer reichen Auswahl an gängigen Vorspeisen – nicht nur Zwiebelringe werden hier gerne in Kichererbsenteig („Pakora“) ausgebacken – und einer guten Handvoll brutzelnder Leckereien aus dem Tandoori-Ofen listet die umfangreiche Speisenkarte über 50 (!) Hauptgerichte – Desserts und diverse Fladen-Brot-Beilagen nicht miteingerechnet. Mir persönlich ist das „too much“. Ein etwas schlankeres Angebot wäre mir lieber. Aber die Qualität der Speisen hat hier immer schon gepasst. Und das zählt letzten Endes.
Außerdem wird man im Reich von Herrn Dhaliwal Singh stets ordentlich bedient. Meistens übernimmt das der freundliche Prinzipal selbst. Aber auch die anderen Servicekräfte geben sich Mühe und sind um das Wohl der Gäste bemüht. Das recht funktional gehaltene Interieur tut der angenehmen Atmosphäre des in einen großen Hauptgastraum und ein kleineres Separee aufgeteilten Speisebereich keinen Abbruch.
Beim zweiten Besuch im Separee
Auf den gepolsterten Holzstühlen lässt es sich zudem gut aushalten. Die in schlichtes, weißes Leinen gehüllten, vierbeinigen Verzehrbretter künden von einer kultivierten Tischkultur.
Auch hier "touched" der Mahal...
So viel zum durchaus ansprechenden Drumherum des Lokals. Bei meinem Spontanbesuch im Dezember gelüstete es mich nach einem pikanten Chicken Madras (14 Euro), einem mit dicker, roter Soße im Kadai (= Schale aus Edelstahl und Kupfer) servierten Curry-Klassiker, dessen Name ursprünglich aus indischen Restaurants in England stammt und von den britischen Inseln seinen Weg zurück zum fernöstlichen Subkontinent fand.
Chicken Madras mit Duftreis
Im Red Chillies übertreibt man es – ganz im Gegensatz zu dem, was der Name des Restaurants einem suggeriert – nicht mit der Schärfe. Hier schwimmt das in Stücke geschnittene Hähnchenbrustfilet nicht in einer schweiß- und tränentreibenden Schotentunke, sondern in einem fein abgeschmeckten, für den europäischen Gaumen verträglichen Würzsud, bei dem passierte Tomaten die Grundlage bilden. Ihre leichte Säure könnte auch vom behutsamen Einsatz süßsaurer Tamarindenpaste herrühren. Diese kommt – genau wie die Anissamen – in der vielschichtigen Aromenküche Südindiens gerne zum Einsatz.
Ob "Chennai" oder "Madras"...Hauptsache "Chicken"
Für ihr typisch fremdländisches Aroma zeichnete sich selbstverständlich Garam Masala, die Mutter aller indischen Gewürzmischungen, verantwortlich. Der Duft der drei großen „K’s“ – Kardamom, Kreuzkümmel und Koriandersamen – schwebte über meiner Servierschale, die auf einem Rechaud warmgehalten wurde. Zwei weitere „K‘s“ – Kurkuma sorgte für das typische Farbleuchten, während Gevatter Knoblauch den Geschmacksbooster gab – sowie ein paar frischen Beigaben in Form von Ingwerstiften, Chilistreifen, Champignonscheiben und Petersilie komplettierten das aus dem südindischen Bundesstaat Tamil Nadu stammende Gericht.
I see RED....
Dazu wurde mir eine Schüssel Duftreis
Der Reis ist hier immer "dufte"!
und frisch gebackenes Naan-Brot aus dem Tandoor gereicht.
Naan Brot für die Sauce
Genug Sättigungsbeilagen also, um den Großteil der roten Aromatunke auch wegzustippen.
Bis auf das letzte Reiskorn...
Zu diesem angenehm scharfen Mittagsmahl gönnte ich mir einen süßen Kokos-Lassi (0,4l für 4 Euro) und hatte damit auch gleich meinen Dessert-Bedarf gedeckt.
Bei meinem Besuch mit der Familie Anfang März war es eine Flasche Teinacher Mineralwasser (0,7l für 4,90 Euro), die unseren Durst adäquat stillte. Dazu gesellte sich noch ein alkoholfreies Paulaner Pils namens „Münchner Hell“ (0,33l für 3,00 Euro) aus der Flasche für meine holde Gattin.
Diesmal war es ein Abendessen, das uns auf Initiative meiner Frau, die schon lange nicht mehr in den Genuss indischer Küche kam, zum Landauer „Messe-Inder“ führte. Für unsere Kleine wurde gleich ein Kinderstuhl herbeigeschafft. In diesem saß sie natürlich nicht lange, sondern begab sich bald auf Entdeckungsreise. Die Deko-Elefanten auf dem Fenstersims und die Familie mit Kleinkind am Nachbartisch weckten schnell ihr Interesse.
An jenem Abend durfte es ruhig mal wieder ein Keema Nan (5 Euro), ein mit Hackfleisch gefülltes Fladenbrot, sein, das mir zum „Dazu-Essen“ immer taugt.
Das saftige, mit Hackfleisch gefüllte Keema Nan
Meine Frau kam an dem dünnen, mit Bockshornklee zubereiteten und danach mit geklärter Butter („Ghee“) bestrichenen Fladenbrot aus Vollkornmehl namens Methi di Roti (3,50 Euro) nicht vorbei.
Methi di Roti
Beide Brotvarianten wurden uns zusammen auf einem Teller mit einem recht belanglosen Mango-Dip und etwas Salatgarnitur serviert.
Gemischter Fladenbrotteller
Die Mutter unseres Töchterchens ist ein großer Fan des indischen Frischkäses namens Panir, den sie hier am liebsten zusammen mit Spinat zu sich nimmt. Logisch also, dass sie sich mal wieder ein „Palak Paneer“ (12,50 Euro) schmecken ließ.
Palak Paneer
Bei dieser Spezialität aus Nordindien wird der beliebte Frischkäse mit gehacktem Blattspinat, Zwiebeln, Tomaten und diversen Gewürzen geadelt. Ein vegetarischer Klassiker, der genügend aromatische Durchschlagskraft und Frische besaß und keine „tofu-isierte“ Langeweile im Kadai bedeutete.
Mich dagegen zog es geflügeltechnisch schon wieder nach Chennai, dem früheren Madras. Ganz dem indischen „Suppkontinent“ verpflichtet, sollte es – wie beim Besuch im Dezember – wieder das würzige Huhn in aromatischer Tomatentunke (immer noch für 14 Euro) sein, das meinen Gaumen aufs Angenehmste anregen sollte.
Tatort Madras, die Zweite
Unsere Kleine verschmähte dagegen die ihr angebotenen Probierhäppchen. Anscheinend waren ihr die fremden Aromen von vornherein suspekt. Eine Skepsis, die sie hoffentlich im Laufe der nächsten Jahre noch ablegen wird. Wir dagegen waren mit den servierten Speisen hochzufrieden und genossen den ersten gemeinsamen Besuch im Red Chillies mit Kind in vollen Zügen, was zwangsläufig zu leeren Kupferschälchen führte.
Fazit:
Auf das im Landauer Gewerbegebiet „Messe“ beheimatete Red Chillies ist nach wie vor Verlass. Zu den angenehmen Rahmenbedingungen zählen die Nähe zur Autobahn A65 und die entspannte Parkplatzsituation vor dem Anwesen. Der freundlich agierende, stets aufmerksame Service trägt nicht unerheblich zum Wohlfühlen bei und gleicht kleinere Einbußen beim Ambiente wieder aus.
Die auf den europäischen Gaumen zugeschnittene Küche bietet einen soliden Querschnitt durch das vielfältige Speisenangebot dieses riesigen Landes. Mir persönlich ist das des Guten zu viel, aber das hindert mich nicht, dort gelegentlich wieder aufzuschlagen. Wobei durch den Umzug nach Wörth, der Besuch eines Karlsruher „Inders“ mittlerweile näher liegt.